Armenisch/ Alphabet

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Geschichte[Bearbeiten]

Die armenische Schrift wurde nach der traditionellen Überlieferung 406 vom Heiligen Mesrop geschaffen. Die Reihenfolge der Buchstaben lässt griechischen Einfluss vermuten, die Form der Buchstaben lässt aber auf semitische Vorbilder schließen. Die Buchstaben o (օ), f (ֆ) und u (ու) – ursprünglich ein Diphthong – sind erst im 13. Jahrhundert entstanden. 1922 - 1924 wurden in der damaligen Armenischen SSR zwei Rechtschreibreformen durchgeführt, die im heute unabhängigen Armenien nach wie vor gültig sind. Die Aussprache blieb unberührt, nur die Schreibweise wurde vereinfacht. Aus dem Alphabet strich man den 34. Buchstaben (ւ), an dessen Stelle nun das U (ու) als ein Buchstabe rückte. Weil das Wjun nun nicht mehr als selbstständiger Buchstabe existierte, wurde außerdem die sehr gebräuchliche Ligatur Jew (և), bestehend aus kleinem Jetsch' (ե) und Wjun (ւ) dem Alphabet als 37., nunmehr eigenständiger Buchstabe hinzugefügt.


Wiedergabe[Bearbeiten]

Das hier eingesetzten Wiedergabesysteme basieren auf der lateinischen Schrift. Bei der Transliteration entspricht jedem armenischen Buchstaben genau ein lateinischer Buchstabe.

Bei der Transkription benutzt man oft mehrere lateinische Buchstaben (z.B. sch für շ) für einen armenischen, wobei auch Auspracheunterschiede berücksichtigt werden, z.B. Mesrop (ostarmenisch) oder Mesrob (westarmenisch).

Da die internationalen Nachrichtendienste in der Regel die englische Transkription verwenden, taucht diese immer öfter auch im Deutschen auf, z.B. Kocharian statt Kotscharjan (der armenische Präsident) oder Shirak statt Schirak (eine armenische Provinz). Normalerweise erkennt man aber recht schnell, wie es gemeint ist.

Buchstaben[Bearbeiten]

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1 Großbuchstabe Kleinbuchstabe Transliteration (REArm) Ostarmenisch Westarmenisch 2
Transkription Aussprachehinweise (Internationales Phonetisches Alphabet) Transkription Aussprachehinweise (Internationales Phonetisches Alphabet)
Die Buchstaben bei Einführung (zuzüglich Kleinbuchstaben)
1 Ա ա a a wie deutsch ([a])
2 Բ բ b b wie deutsch ([b]) p wie hochdeutsch p ([pʰ])
3 Գ գ g g wie deutsch ([g]) k wie hochdeutsch k ([kʰ]])
4 Դ դ d d wie deutsch ([d]) t wie hochdeutsch t ([tʰ]])
5 Ե ե e (j)e 3 ([jɛ], [ɛ])
6 Զ զ z s wie in Sonne ([z])
7 Է է ē e wie in Recht ([ɛ]), nicht wie in Reh ([e])
8 Ը ը ě e Schwa, Murmellaut wie in laufen ([ə])
9 Թ թ t‘ t4 wie hochdeutsch ([tʰ])
10 Ժ ժ ž sch wie in Garage ([ʒ])
11 Ի ի i i wie deutsch ([i])
12 Լ լ l l wie deutsch ([l])
13 Խ խ x ch wie in Tuch ([x])
14 Ծ ծ c z ohne Aspiration ([t͡s]) ds wie ds ([d͡z])
15 Կ կ k k wie fränkisch, d.h. nicht aspiriert ([k]) g wie deutsch ([g]])
16 Հ հ h h wie deutsch ([h])
17 Ձ ձ j ds [d͡z]) z wie hochdeutsch ([t͡sʰ])
18 Ղ ղ ł gh wie französisch r ([ʀ])
19 Ճ ճ č tsch ohne Aspiration ([t͡ʃ]) dsch wie in Jeans ([d͡ʒ])
20 Մ մ m m wie deutsch ([m])
21 Յ յ y j 5 wie deutsch ([j])
22 Ն ն n n wie deutsch Krahn ([n]), krank ([ŋ])
23 Շ շ š sch wie deutsch ([ʃ])
24 Ո ո o (w)o6 ([vɤ], [ɤ])6, dem deutschen [o] sehr ähnlich
25 Չ չ č‘ tsch wie deutsch ([t͡ʃʰ])
26 Պ պ p p wie fränkisch, d.h. nicht aspiriert ([p]) b wie deutsch ([b])
27 Ջ ջ ǰ dsch wie in Jeans ([d͡ʒ]) tsch wie deutsch ([t͡ʃʰ])
28 Ռ ռ r gerollt ([r])
29 Ս ս s s (ss) 7 wie in Spaß/Ass ([s])
30 Վ վ v w wie englisch v 8 ([v]])
31 Տ տ t t nicht aspiriert ([t]) d wie deutsch ([d])
32 Ր ր r r ungefähr wie englisch r ([ɹ])
33 Ց ց c‘ z wie deutsch z ([t͡sʰ]) ds wie deutsch ds ([d͡z])
34 Ւ ւ w w (/u) [v] (/[ɯ])
35 Փ փ p‘ p wie hochdeutsch p ([pʰ])
36 Ք ք k‘ k wie hochdeutsch k ([kʰ])
Im 13. Jahrhundert hinzugefügte Buchstaben
37 (38) Օ օ9 ō o [ɤ]9, dem deutschen [o] sehr ähnlich
38 (39) Ֆ ֆ f f wie deutsch ([f])
Durch die sowjetische Rechtschreibreform 1922-1924 hinzugefügt
34 Ու10 ու10 ow/u u [ɯ], dem deutschen [u] sehr ähnlich10
37 և e͡w (j)ew 3 ([jɛv], [ɛv])

1 Gemeint ist nicht der Zahlwert (siehe unten) sondern der Platz im Alphabet

2 Nur angeführt, falls abweichend.

3 Im Anlaut je [jɛ], sonst e [ɛ]. Der Sinn dieser Regelung ist, dass das j bei zusammengesetzten Wörtern ausfällt, z.B. եղբայր (ełbayr, [jɛʀ'pʰajɹ] (Bruder)), aber մորեղբայր (morełbayr, [mɤɹɛʀ'pʰajɹ] (Bruder der Mutter)).

4 Alternativ auch th, dies ist aber weniger üblich als früher. Die Norm ist es nur bei (ursprünglichen) Fremdwörtern, z.B. կաթոլիկոս (Katholikos, kat‘olikos, [kʰatʰɤli'kʰɤs]) oder Արթուր (Arthur, Art'owr, [aɹ'tʰɯɹ]).

5 Alternativ auch 1. i (nach dem Vorbild der englischen Transkription, z.B. Petrosian statt Petrosjan, diese Schreibweise ist aber in Bezug auf die Aussprache irreführend); 2. y (in seltenen Fällen ebenfalls irreführend, z.B. dürften viele deutsche Muttersprachler hyut (հյութ, hyowt‘, [həjɯtʰ], Saft) intuitiv als [hyutʰ] lesen – wie bei Hyäne –, hjut ist dagegen eindeutig); 3. h (z.B. bei Hakob (Յակոբ, Yakob, [ha'kɤpʰ]), die klassische armenische Schreibweise von Jakob).

6 Im Anlaut „wo“ ([vɤ]; einzige Ausnahmen: ո՞վ und ովքե՞ր), sonst „o“ ([ɤ]). Der Sinn dieser Regelung ist, dass das [v] bei zusammengesetzten Wörtern ausfällt, z.B. որդի (ordi, [vɤɹ'tʰi] (Sohn)), aber քեռորդի (k‘eṙordi, [kʰerɤɹ'tʰi] (Sohn des Onkels mütterlicherseits)). Der Ausspracheunterschied zwischen dem armenischen [ɤ] und dem deutschen [o] ist nur sehr fein: anders als im Deutschen werden die Lippen nicht gespitzt.

7 Zwischen zwei Vokalen ss, sonst s.

8 Die Aussprache des Buchstabens w im Deutschen ist in vielen Gegenden leicht anders ([ʋ]).

9 Vor allem (in der reformierten Schreibweise nur) am Wortanfang und in zusammengesetzten Wörtern, z.B. այսօր (aysōr, [aj'sɤɹ], heute, wortwörtlich dieser Tag), zusammengesetzt aus այս (ays, [ajs], dieser/diese/dieses) und օր (ōr, [ɤɹ], Tag).

10Nunmehr als ein Buchstabe. Der Ausspracheunterschied zwischen dem armenischen [ɯ] und deutschen [u] ist nur sehr fein: anders als im Deutschen werden die Lippen nicht gespitzt.

Namen der Buchstaben[Bearbeiten]

Es gibt traditionelle Namen der Buchstaben. Es wurde jedoch den Schülern in der Armenischen SSR nicht verlangt, sie zu beherrschen, und sind deshalb vielen Armeniern unbekannt. Stattdessen buchstabieren Armenier meist einfach z.B. ա (gesprochen [a]), տ (gesprochen [tə]) oder թ (gesprochen [tʰə]). Angegeben ist zuerst die traditionelle Schreibweise und dann die reformierte, die allerdings aus dem oben genannten Grund eher theoretischer Natur ist.

  • այբ, բէն, գիմ, դա, եչ, զա, է, ըթ, թո, ժէ, ինի, լիւն, խէ, ծա, կէն, հո, ձա, ղատ, ճէ, մէն, յի 1, նու, շա, ո, չա, պէ, ջէ, ռա, սէ, վէվ, տիւն, րէ, ցո, վիւն 2, փիւր, քէ; օ, ֆէ

1 Ausgesprochen [hi].

2 Die alternative Schreibweise ist ւիւն (wiwn), sie ist jedoch insofern irreführend, als dass ւ generell nicht im Anlaut vorkommt und die genannte Schreibweise damit eigentlich gegen eine Rechtschreibregel verstößt.

  • այբ, բեն, գիմ, դա, եչ, զա, է, ըթ, թո, ժե, ինի, լյուն, խե, ծա, կեն, հո, ձա, ղատ, ճե, մեն, հի, նու, շա, ո, չա, պե, ջե, ռա, սե, վեվ, տյուն, րե, ցո, ու (sic!), փյուր, քե; և (sic!), օ, ֆե