Augenheilkunde: Konjunktiva, Kornea und Sklera

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Konjunktiva (Bindehaut)[Bearbeiten]

Chemosis[Bearbeiten]

Ödem der Bindehaut

Ät.: Konjunktivitis oder benachbarte Entzündungen, allergische Reaktionen, Lymphabflussstörungen oder Stauung, toxische Gefäßschädigung der Bindehaut.

Klinik: Weißlich-glasige bis hochrote, ödematöse oder wulstartige Schwellung der Bindehaut.

Hyposphagma[Bearbeiten]

Einblutung unter die Bindehaut.

Ät.: Spontan, arterielle Hypertonie, hämorrhagische Diathese, Antikoagulation, Diabetes mellitus, kurzfristiger Druckanstieg (Husten, Bücken), traumatisch.

Th.: keine

Vitamin-A-Mangel[Bearbeiten]

S.: Nachtblindheit und Lichtempfindlichkeit, Bitot-Flecke (Frühsymptom; weißliche, eingetrocknet erscheinende Flecke im Lidspaltenbereich der Conjunctiva), später Keratomalazie bis zur Erblindung.

Riesenpapillenkonjunktivitis[Bearbeiten]

Syn.: Gigantopapilläre Konjunktivitis

Pg.: Weiche Kontaktlinsen -> Eiweißablagerungen auf den Kontaktlinsen -> mechanische Reizung -> Entzündungsreaktion.

Symptome: Riesenpapillen, Fremdkörpergefühl

Conjunktivitis allergica[Bearbeiten]

Ät.: Allergie

Klinik: Juckreiz, Tränenfluss, Lidschwellung

Conjunktivitis vernalis (Frühjahrskatarrh)[Bearbeiten]

Ät.: Mit allergischer Typ-I-Reaktion vergesellschaftet.

Klinik: Lichtscheu, Fremdkörpergefühl, muköse Sekretion, die Bindehaut zeigt ein pflastersteinartiges Bild.

Conjunctivitis gonorrhoica (Gonoblennorrhoe)[Bearbeiten]

Gonoblennorrhoe.

Ät.: Neisseria gonorrhoeae, Augeninfektion v.a. bei Säuglingen unter der Geburt

Klinik: Am 4-7. Lebenstag akute, eitrige Konjunktivitis mit massiver Ober- und Unterlidschwellung, beidseitig massive rahmig-eitrige Bindehautsekretion, subtarsale Sekretstränge, Rötung der Bindehaut, streifige Narben auf der Hornhaut. Bei lytischer Infektion kommt es zur raschen Einschmelzung der Hornhaut mit Gefahr der Ruptur und Erblindung!

Th.: Passende(!) AB so rasch wie möglich

Proph.: Credé-Prophylaxe

Trachom[Bearbeiten]

Syn.: "ägyptische Körnerkrankheit"

Infektiöse Bindehaut-Hornhaut-Erkrankung

Ep.: Bes. Afrika, Italien, Osteuropa

Ät.: Chlamydia trachomatis

Klinik:

  • Charakteristische Halberstädter-Prowazek-Einschlusskörper.
  • Akutphase: nach 6- bis 10-tägiger Inkubationszeit hochgradige Injektion, Schwellung u. Sekretion der Konjunktiven.
  • Chronische Entzündung mit papillärer Bindehauthypertrophie und Bildung von follikulären Trachomkörnern in der Übergangsfalte, die nach Entleerung des gallertigen Inhaltes narbig abheilen mit Schrumpfung und sekundären Lidveränderungen (Ek- oder Entropium, Blepharophimosis, Trichiasis) oder als Hornhautentzündung mit von oben einsprossenden Gefäßen (Pannus trachomatosus).

Kompl.: Erblindung

Th.: Tetrazyklin lokal

Paratrachom (Schwimmbadkonjunktivitis)[Bearbeiten]

Akute eitrige Einschlusskörperchen-Konjunktivitis beim Erwachsenen, hervorgerufen durch Chlamydia trachomatis.

Cornea (Hornhaut) und Sklera (Lederhaut)[Bearbeiten]

Histologie der Hornhaut.

Durchmesser der HH: 11,5mm beim Erwachsenen, 8-10mm beim Kind

Histologie der HH: 5 Schichten: 1.) mehrschichtiges Epithel (sehr regenerationsfähig), 2.) Bowman-Membran (kaum regenerationsfähig), 3.) Hornhautstroma, 4.) Descemet-Membran, 5.) einschichtiges Endothel (Fkt.: Entwässerung der Hornhaut).

Ernährung der HH: Kammerwasser, Tränenfilm, Bindehautgefäße

Funktion der HH: Infektionsschranke, Lichtbrechung (43dpt!), Sensorik (HN.V -> Lidschlußreflex)

Untersuchung: Reflexion Fensterkreuz, Placido-Scheibe, Endothelmikroskop, Scheimpflug-Kamera.

Skleritis[Bearbeiten]

Assoziiert mit: Chronischer Polyarthritis, Morbus Bechterew, Morbus Wegener, Morbus Crohn

gouty hot eye[Bearbeiten]

Ät.: Skleritis i.R. einer Gicht

Klinik: Chemosis (Bindehautödem), Lidschwellung, Ziliarnerveneizung (starke Schmerzen).

Vitamin-A-Mangel[Bearbeiten]

S.: Nachtblindheit und Lichtempfindlichkeit, Bitot-Flecke (Frühsymptom; weißliche, eingetrocknet erscheinende Flecke im Lidspaltenbereich der Conjunctiva), später Keratomalazie bis zur Erblindung.

Cornea guttata[Bearbeiten]

Hornhautdystrophie (hereditär oder altersbedingt) mit „tropfenförmigen“ Verdickungen der Descemet-Membran u. Pigmentauflagerungen auf der Hornhautunterfläche.

Keratokonus[Bearbeiten]

Kegelförmige Verformung der HH, erst einseitig, später beidseitig, mit Sehminderung.

Assoziiert mit Trisomie 21, Neurodermitis.

Th.: zu Beginn Minusgläser, später harte KL, dann Keratoplastik

Pterygium (Flügelfell)[Bearbeiten]

Bindehaut wächst über die Hornhaut, Stammzellinsuffizienz, Gefährdung der zentralen Optik.

Th.: Chirurgische Entfernung

Arcus lipoides senilis (Gerontoxon)[Bearbeiten]

Grau-weiße ringförmige Trübungen an Hornhautrand, durch schmale perluzide Zone vom Irisrand getrennt.

Ät.: Ablagerung von Lipoproteinen

Th.: nicht notwendig

Auftreten bei jungen Menschen Hinweis auf Fettstoffwechselstörung

Bandförmige Hornhautdegeneration[Bearbeiten]

Grauweiße bandförmige Trübungen im Bereich der Lidspalte mit Kalkeinlagerung, Fremdkörpergefühl und Reizungen.

Ät.: Nach Uveitis oder anderen schweren Augenerkrankungen.

Th.: Entfernung mittels EDTA-Abrasio möglich

Erbliche Hornhautdystrophien[Bearbeiten]

Stoffwechselstörung der HH, kann verschiedene Schichten betreffen

Klinik: zunehmende bilaterale symmetrische Sehverschlechterung

Th.: Keratoplastik

Bullöse Keratopathie[Bearbeiten]

Endothel-Epithel-Dekompensation

Hornhauttrübung mit blasigem Abheben des Epithels infolge inkompetenter Endothelzellen

Ät.: Endothelschaden

Klinik: Sehverschlechterung, Verdickung der HH, Epithelödem mit bullöser Abhebung.

Th.: HH-Transplantation

Infektiöse Keratitis[Bearbeiten]

Pathogenese: Hornhautläsion -> Keimbesiedlung des Hornhautstromas -> Immunproteine -> Hypopyon/Vorderkammerreizzustand -> Descemetocele und Hornhautstromaeinschmelzung -> Perforation -> Irisprolaps

Bakterielle Keratitiden[Bearbeiten]

Ät.: bakterieller Infekt der Konjunctiva auf dem Boden von HHverletzungen, Tränenfilmstörungen, immunologische Störungen

Klinik: Schmerzen, Epiphora, Photophobie, Blepharospasmus, Sehverschlechterung, eitriges Sekret

Th.: AB, Mydriasis, ggf. Keratoplastik, Bindehautdeckung

Ulcus corneae serpens[Bearbeiten]

"Kriechendes" Hornhautgeschwür

Kompl.: Hypopyon, Synechien, Iris bombata, sekundäres Glaukom, Descemetocele, Bulbusperforation mit Irisprolaps, Hornhautstaphylom, Endophtalmitis, Phthisis bulbi.

Th.: AB lokal und systemisch, Mydriasis, Keratoplastik.

Hutchinson-Trias[Bearbeiten]

Ät.: Angeborene Syphilis (Treponema pallidum)

Hutchinson-Trias:

  • Tonnenform der bleibenden oberen-mittleren Schneidezähne mit halbmondförmiger Einbuchtung der Schneidekante (evtl. auch Unterentwicklung der Mahlzähne)
  • Keratitis parenchymatosa
  • Labyrinthschwerhörigkeit

Außerdem: Sattelnase, Verkrümmung der Tibia

Keratitis parenchymatosa[Bearbeiten]

Ät.: Lues congenita (Treponema pallidum), Toxoplasmose, Tbc, Lepra

viral[Bearbeiten]

Keratoconjunctivitis epidemica[Bearbeiten]

Ät.: Adenoviren (Adenoidal-Pharyngeal-Conjunctival-Viren, APC-Viren)

Klinik: Münzförmige, subepithelial gelegene, nicht mit Floureszein anfärbbare leukozytäre Infiltrationen, konjunktivale Reizerscheinungen mit Schwellung der Plica semilunaris, im Verlauf Übergreifen auf das gesunde Auge, geschwollene Lymphknoten.

Keratitis dendritica[Bearbeiten]

Ät.: HSV

Klinik: Baumastartiger Zerfall der Epithelzellen über dem befallenen Nerven, mit Floureszein anfärbbar, Sensibilitätsverlust, Narben durch Rezidive.

Th.: Aciclovir

Keratitis disciformis[Bearbeiten]

Tiefe parenchymatöse Infektion der HH mit HSV

S.: Dichte scheibenförmige zentrale Stromatrübung, starker Verlust der Hornhautsensibilität

Die Keratitis disciformis (= stromale Keratitis, engl.: stromal keratitis) entsteht meist durch eine Rezidiv einer Herpes-Virus-Keratitis oder auf einer allergischen Reaktion auf virale Proteine. Klinisch imponiert ein schmerzhaftes, rotes Auge, zentrale scheibenförmige Hornhautinfiltrate (disciforme Keratitis) meist mit einem weißlichem Stromainfiltrat(Hornhautstromaödem) und einer Präzipitatlinie am Rand (Eiweißablagerungen)dadurch kommt es zu Trübung und Quellung auch der mittleren Hornhautschicht. Therapiert wird mit kortisonhaltiger Augenmedikamente und bei schwerer Verlaufsform, z. B. bei Beteiligung des Augeninneren, auch mit lokalen oder systemischen Virostatika (Infusion oder Tabletten).

Akanthamöbenkeratitis[Bearbeiten]

RF: (Weiche) Kontaktlinsen

Hartnäckige, schwere Keratitis

Klinik: starke Schmerzen, Photophobie, Epiphora, rotes Auge

Th.: Propamidin, lok. AB, ggf. Keratoplastik a chaud

Mykotische Keratitis[Bearbeiten]

Klinik: Geringe Beschwerden, rotes Auge, Hornhautulkus mit unterminiertem Rand, weißliche Stromainfiltrate, Satellitenläsionen, langsames Fortschreiten, Ausziehungen

Th.: Antimykotika

Keratitis punctata superficialis[Bearbeiten]

Ät.: Benetzungsstörung des Auges, SF.: Keratoconjunctivitis photoelectrica

Klinik: variable Entzündung

Th.: kausal

Keratitis neuroparalytica[Bearbeiten]

Ät.: Läsion des HN.V1 bzw. Ganglion trigeminale

Klinik: Sensibilitätsstörungen der Hornhaut, kein Tränenfluß, punktfömige oberflächliche Läsionen, große Epitheldefekte, bakterielle Superinfektion und Hornhautulkus.

Th.: Anfeuchten, AB, ggf. Torsoraphie, Bindehautdeckung

Keratitis e lagophtalmo[Bearbeiten]

Gestörter Lidschluß -> Austrocknung

Ät.: HN.VII-Läsion, Exophtalmus, nach Lid-OP, Intensivpatienten

Keratitis filiformis[Bearbeiten]

Maximalform des trocknen Auges

Epithelproliferate und Bildung von Epithelfäden, durch Lidschlag rezidivierende Traumatisierung

Klinik: Fremdkörpergefühl, Lichtscheu, Augenbrennen, Blepharospasmus

Keratoconjunctivitis[Bearbeiten]

Ziliare Reizzustände

Ulcus rodens[Bearbeiten]

Ät.: Anti-Basalmembran-AutoAK

S.: Randinfiltrate, Ulzeration -> zentrale und zirkuläre Ausbreitung, markanter unterminierter Rand, begrenzt auf Epithel und vorderes Stroma

Th.: problematisch, oft erfolglos

Verletzungen[Bearbeiten]

Erosio corneae[Bearbeiten]

Ät.: Epitheldefekt zB. durch Verletzungen

Klinik: Schmerzen, Fremdkörpergefühl, Epiphora, Photophobie, Blepharospasmus

Th.: AB-AS, Bepanthen-AS, Doppelter Polsterverband

Keratoconjunctivitis photoelectrica[Bearbeiten]

Ät.: Verblitzung (Schweißen, Sonnenbad, Quarzlampen), UV-Strahlung

Morph.: Keratitis punctata superficialis

S.: 4-8h Latenz, feine, inselförmige Infiltrate und Ödem tieferer Epithelschichten, schmerzhafter Zerfall des HHepithels, Lidkrampf, Tränenfluß.

Prg.: spontane Rückbildung

Verätzung[Bearbeiten]

Rötung -> Ischämie -> Nekrose (Zerstörung der Stammzellen)

  • Säuren -> Koagulationsnekrose
  • Laugen -> Kolliquationsnekrose (dringt tiefer in das Gewebe ein)

Th.: sofort Spülen, mindestens 15 Minuten!

Hornhauttransplantation[Bearbeiten]

Hornhautgewinnung[1][Bearbeiten]

  • Vorr.: Zustimmung des Toten oder der Angehörigen, keine übertragbaren Krankheiten, bis 76h nach Tod
  • Desinfektion des Augapfels
  • sterile Entnahme mit Trepan (Rundmesser)
  • gekühlter Transport
  • Prüfung, Aufbereitung, Kategorisierung
  • Organkultur für zwei Wochen in einer Nährlösung, bei 37°C kann so das Spenderorgan vier bis sechs Wochen aufbewahrt werden
  • Mikrobiologische Tests, Untersuchungen des Spenderbluts

Transplantation (Keratoplastik)[Bearbeiten]

Technik: einfach fortlaufende Naht (zickzackförmig), doppelläufige Naht, fortlaufende Naht (Kreuzstichtechnik) oder Einzelknopfnähte (jede radial gesetzte Verbindung wird extra verknüpft). Die hauchdünnen Fäden werden frühestens zwölf Monate nach der Operation vollständig entfernt.[2]

Quellen[Bearbeiten]

  1. http://www.bundesaerztekammer.de/30/Richtlinien/Richtidx/Hornhautbank.html
  2. http://www.gesundheitpro.de/A050829ANONI013607




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