Bogenbau/ Bogenbau/ Holz

Aus Wikibooks

Zum Bau eines Holzbogens braucht man bekanntlich Holz. Das ist deshalb das Erste, worum man sich kümmern sollte, und zugleich auch einer der schwierigsten Punkte, wenn man mit dem Bogenbau beginnt. Denn nicht aus jedem Holz lassen sich gute Bögen herstellen. Gutes Bogenholz sollte biegsam sein und gleichzeitig gute Rückstelleigenschaften besitzen.

Gut geeignete Hölzer Weniger geeignete Hölzer
Diese Hölzer werden oft im Bogenbau eingesetzt. Da diese Hölzer zu weich/leicht sind oder (Eiche, Birke) zu schnell brechen, werden sie seltener verbaut.

Birke, Buche und Eiche beziehen sich dabei auf die einheimischen Hölzer (Moorbirke, Hängebirke, Rotbuche, Stiel- und Traubeneiche). Amerikanische Arten (wie Amerikanische Buche und Roteiche) sind durchaus gut für den Bogenbau geeignet und werden auch gerne verwendet.

Auch weniger eignen sich besonders astreiche, krumme, morsche, zerfressene und übertrocknete Holzstücke.

Holzquellen[Bearbeiten]

Für den Bogenbau können entweder Stämme oder Bretter verwendet werden.

Brettholz[Bearbeiten]

Quellen: Von der Sägerei, beim Schreiner, beim Baumarkt oder im Holzfachhandel.

Bretter sind eigentlich praktisch, wenn man weiss, worauf man achten muss: Die Fasern müssen absolut gerade im Brett liegen, das Holz darf keine Risse aufweisen und darf nicht übertrocknet sein. Gute Stücke kommen selten vor und sind nicht einfach zu erkennen. Oft verschwinden die Fasern bereits nach einem Meter auf der anderen Seite des Brettes. (Siehe dazu der Abschnitt über Bestimmung der Faserrichtung in der Bauanleitung.) Relativ sicher sind Riftbretter, wenn Drehwuchs am Rindenbild ausgeschlossen werden konnte.

Bedenke: Es spielt für den Schreiner einfach keine grosse Rolle, ob das Holz schnell getrocknet wurde und die Fasern nun ganz gerade liegen oder nicht ganz. Bögen werden bis sehr nahe an die Belastungsgrenze belastet, Möbel nicht!

Aufgrund der grossen Unsicherheiten bei Brettholz ist dies eher zweite Wahl.

Stammholz[Bearbeiten]

Quelle: In der Natur. Aber: Wald hat einen Besitzer. Also, entweder eigene Bäume fällen, oder beim Förster, Stadtgärtner, Friedhofsgärtner, Parkraumservice anfragen. Diese zeigen sich oft sehr interessiert und mit ein wenig Charme kann man so eine gute und günstige Holzquelle erschliessen. Auch gute Gelegenheiten bieten sich im Frühling, wenn in den Parks und an den Grünanlagen die Bäume zurückgeschnitten werden. Hier fällt manchmal auch ein ganzer Stamm (wenn man Glück hat sogar Eibe) an. Es lohnt sich also die Augen offen zu halten. In Wäldern werden meist auch im Spätherbst vor Wintereinbruch Bäume gefällt.

Tipp: Wenn man sich den Zeitpunkt aussuchen kann, ist es bei Laubbäumen am besten, diese von etwa November bis Januar zu fällen. Das hat zwei Vorteile. Erstens führen diese dann am wenigsten Wasser und trocknen somit schneller und auch mit geringerem Risiko zu Trocknungsrissen. Dies wirkt sich positiv aufs Trocknen aus, wie auch die tieferen Temperaturen, bei welchen Holz gleichmässiger trocknet. Zweitens ist nach der Vegetationsperiode der erste Jahresring unter der Rinde voll ausgebildet. Damit erübrigt sich das Herunterarbeiten auf einen Jahrring, wenn der äusserste Ring dick genug ist, der Stamm muss nur entrindet werden.

Holz, das lange im Freien in feuchter Umgebung (zum Beispiel unter offenem Himmel auf dem Boden) gelegen hat, ist wahrscheinlich von Pilzen befallen und nicht mehr für den Bogenbau geeignet. Juveniles Holz (bis ca. 3 cm Durchmesser) hat noch wenig Lignin und ist weicher, alte Bäume bilden nur noch dünne Jahrringe aus.

Vom Stamm zum Stave[Bearbeiten]

Welcher Stamm ist geeignet?[Bearbeiten]

Ein geeigneter Stamm sollte in etwa 6–20 cm im Durchmesser haben. Haselnuss sollte maximal 8 cm im Durchmesser sein, da sich bei älteren (und somit dickeren) Stämmen die Eigenschaften des Holzes negativ verändern. Robinie mindestens 20 cm dick sein, damit genügend Kernholz vorhanden ist, und alle restlichen geeigneten Holzarten zwischen 6 und 15 cm. Der Stamm sollte möglichst gerade, astfrei und ohne Drehwuchs sein. Drehwuchs ist manchmal sehr schwer zu erkennen, am einfachsten ist es, zu schauen ob die Rinde spiralförmig um den Stamm läuft.

Wenn man nun einen Stamm gefunden hat, sieht das zum Beispiel so aus:

Frühholz (löchrig) und Spätholz bei Esche

(Leider erst) Nach dem Fällen lassen sich auch die Jahresringe beurteilen und somit ob es brauchbares Bogenholz ist. Grundsätzlich sind bei geeignetem Holz die Jahresringe möglichst dick (6–8 mm). Eine Ausnahme bildet Nadelholz wie Eibe, welches möglichst feinringig sein sollte. Ausserdem sollten sie einen hohen Anteil an Spätholz aufweisen. Bei ringporigen Hölzern wie Esche lassen sich Frühholz und Spätholz einfach unterscheiden durch die grossen Zwischenräume (Gefässe) im Frühholz.

Spalten oder ganz lassen?[Bearbeiten]

Trocknungsrisse bei ungespaltenem Holz

Beim Trocknen ziehen sich die äusseren Jahrringe stärker zusammen als der Kern, und da der Kern nicht nachgibt, reisst das Holz dann ein. Um dies zu verhindern, spaltet man Stämmchen; hierbei erkennt man auch gleich Drehwuchs. Die Hälften können sich so frei verformen und werden leicht keilförmig, wie in der Grafik dargestellt.

Generell gilt, nur nicht-rissfreudige Hölzer wie Esche und Hasel unter 6–10 cm Durchmesser können ungespalten getrocknet werden. Alle restlichen Holzarten und dickeren Stämme werden am besten direkt nach dem Fällen gespaltet. Stämme ab ca. 12 cm Durchmesser können auch direkt geviertelt werden. Bei sehr stark rissanfälligen Hölzern kann man zur Vorbeugung bereits die grobe Bogenform herausarbeiten; dadurch, dass weniger Holz am Stave ist, können weniger grosse Spannungen entstehen.

Alternativ kann der Stave an den Enden einige Zentimeter eingesägt werden. Falls das Stämmchen beim Trocknen reisst, dann wahrscheinlich in die durch den Führungsschnitt vorgegebene Richtung, und nicht einfach irgendwie.

Holz spalten[Bearbeiten]

Gevierteilter Eschenstave

Die meisten Holzarten lassen sich relativ leicht spalten. (Ausname: Ulme), und es geht viel schneller als den Stamm durchzusägen. Ein weiterer Vorteil ist, dass spätestens jetzt Drehwuchs (falls er vorher auf der Rinde noch nicht sichtbar war) mit Sicherheit erkannt wird.

Holz lässt sich gut senkrecht zu den Jahresringen in Wachsrichtung (entlang den Fasern) spalten, aber nur sehr unzuverlässig parallel zu den Jahrringen.

Gespalten wird mittig durch den Markkanal; er dient als Führungslinie. Ein exzentrischer Markkanal kann das Spalten erschweren. Wenn möglich sollten die beiden Spalthälften gleich dick sein, ansonsten läuft der Spalt zur dünnen Hälfte hin aus.

Zum Spalten setzt man eine beidseitig geschliffene Axt am oberen Ende des Stammes genau im Markkanal an und schlägt sie mit einem Hammer (Vorsicht: Nie Metall auf Metall wegen Metallsplittern, die das Auge treffen können) so weit ein, dass sich der Stamm zu spalten beginnt. Nun treibt man den Spalt mit Keilen weiter voran bis ans andere Ende. Fasern, welche die Hälften zusammenhalten, müssen mit dem Beil durchtrennt werden. Wenn der Spalt auf eine Seite ausläuft, muss vor dem Spalt neu angesetzt werden, um von der anderen Seite her zu korrigieren.

Als Keile eignen sich kleine abgespaltene Holzstücke am besten, etwa 0.5 auf 1.5 cm dick und 5 cm breit – die käuflichen Keile aus Plastik oder Aluminium sind für kleine Stämmchen viel zu massiv. Die Holzkeile werden möglichst nah an der Spaltspitze mit einem kleinen Hammer oder der Rückseite des Beils mit kurzen Schlägen eingetrieben, bis der vorherige Keil locker wird und wiederum an der Spitze eingetrieben werden kann. Meist reichen 3 Keile aus.

Die Staves sollten immer noch etwas zu gross sein. Versuche, möglichst viele Staves aus einem Stämmchen zu spalten, scheitern meist. Lieber ein Mal Bogenholz statt zwei Mal Brennholz produzieren!

Tipp: Beim Spalten darauf achten, wie der Bogen später im Holz liegen soll. Soll heißen: Bei gebogenen Stämmen so spalten, dass ein deflexer und ein reflexer Stave entstehen (nicht zwei seitlich gebogene). Bei astreichen Stämmen so spalten, dass die größeren Äste möglichst wenig stören (z. B. mittig im Wurfarm, oder im Griffbereich liegen).

Rinde entfernen oder drauf lassen?[Bearbeiten]

Unliebsame Überrraschung: Käferbefall an erstklassigem Eschenstave

Das kommt auf die Holzart und den Zeitpunkt des Fällens an. Ausserdem ob Schädlinge im Holz vermutet werden. Generell gilt folgendes

Rinde abnehmen, wenn

  • das Holz bereits länger im Wald gelegen hat.
  • Schädlinge oder Pilzbefall gefunden wurden.
  • die Holzart zum Schädlings- oder Pilzbefall neigt (z. B. Ahorn)
  • oder unempfindlich gegen Übertrocknung ist (z. B. Esche).
  • sich die Rinde im trockenen Zustand deutlich schlechter abnehmen lässt (z. B. Haselnuss).

Rinde ist der nährstoffreichste Teil im Holz und wird deshalb gerne von Käfern und Pilzen befallen.

Rinde zum Trocken drauf lassen, wenn

  • die Holzart bei zu schneller Trocknung Schäden nehmen könnte (z. B. Robinie).
  • man den ersten Jahresing unter der Rinde direkt als Rücken verwenden will (z. B. Eibe mit wenig Splintholzanteil).
  • das Holz zum Einreißen neigt (z. B. Flieder).

Als Werkzeug zum Entrinden verwendet man am besten ein nicht ganz scharfes Ziehmesser, einen leicht angeschliffenen Spachtel (mit abgerundeten Ecken) oder eine Ziehklinge. Rinde von jungen Stämmen lässt sich auch hervorragend mit einer kurzen Taschenmesserklinge entfernen.

Enden versiegeln[Bearbeiten]

Wichtig ist bei allen Hölzern, dass die Stirnseiten (da wo sie abgeschnitten wurden) möglichst bald nach dem Spalten versiegelt werden, damit sie gleichmässig trocknen und die Enden keine Risse bekommen. Dazu nimmt man am besten Holzleim oder Lack, mit dem die Stirnseiten und die letzten 5 cm der Längsseiten vor jedem Ende eingepinselt werden. Auch dickere Äste (> 5 mm) am Bogenrücken (falls welche vorhanden) sollten auf dieselbe Weise versiegelt werden.

Auch gut eignen sich Bienenwachs oder Paraffin, das auf die Schnittfläche aufgetropft und dann mit einem Sturmfeuerzeug oder ähnlich angeschmolzen wird.

Es ist nicht nötig, das gesamte Holzstück zu versiegeln. Ziel ist eine gleichmässige Austrocknung, und da Wasser in Pflanzen in axialer Richtung (im Stamm hoch und runter) transportiert wird, tritt es dort schnell aus – also an den Stirnseiten. Durch das Versiegeln trocknet der Stamm an den Enden gleich schnell wie in der Mitte, und es entstehen keine spannungsbedingten Risse.

Beschriftung[Bearbeiten]

Nach der Ernte werden Staves beschriftet mit Erntejahr und -Monat und Standort. An der Datumsangabe lässt sich schnell ablesen, wie lange der Stave schon trocknet und ob der äusserste Jahrring bereits ganz ausgebildet ist.

Trocknen: Wie lange und wo?[Bearbeiten]

Beim Trocknen ziehen sich die äusseren Ringe stärker zusammen als die inneren, was Spannungen im Holz erzeugt. Dies kann zu Trocknungsrissen führen oder, wie hier bei dieser dünnen Scheibe, zu einer «Beule». (Sorbus aucuparia)

Erst durch das langsame Entweichen des Wassers aus dem Holz bilden sich die elastischen Eigenschaften in den Holzzellen aus, die für einen leistungsfähigen Bogen notwendig sind. Ideal ist die langsame Trocknung auf eine Holzfeuchte von 8–12 %. Der Feuchtigkeitsausgleich innerhalb des Holzes schreitet langsam voran, bei zu rascher Trocknung sind die äußersten Schichten bereits trocken, der Kern aber noch nass, wodurch Spannungen entstehen.

Die Temperatur sollte zwischen ca. 15 °C und max. 20 °C liegen. Bei kühleren Temperaturen dauert der Trocknungsvorgang länger und bei höheren Temperaturen riskiert man Trocknungsrisse. Ein trockener unbeheizter Innenraum ist ideal. Dabei sollte man auf eine gute Luftzufuhr von allen Seiten sorgen, also die einzelnen Staves mit etwas Abstand zueinander am besten noch auf Unterlegleisten auflegen.

Zur Dauer kann man pauschal nichts Genaues sagen. Das ist abhängig von der Temperatur, dem Durchmesser und der Art des Holzes. Als Faustformel gilt: etwa 6 Monate, außer Eibe, die mindestens 1 Jahr getrocknet werden sollte.


Wichtig: Das Holz muss unbedingt trocken sein, bevor es gebogen wird, da es sonst dauerhaft vorgebogen wird und so viel Leistung verloren geht.

Manche Holzarten (z. B. Haselnuss) eignen sich auch zur Schnelltrocknung in beheizten Räumen. So kann schon nach 1 bis 2 Wochen Trocknungszeit ein Bogen gebaut werden. Mit etwas Erfahrung kann auch die grobe Bogenform aus dem grünen Stave herausgearbeitet werden; diese trocknet dann schneller und kann danach getillert werden. Zudem kann man sich hier das oben beschriebene Phänomen, dass im grünen Zustand gebogenes und so getrocknetes Holz die Form behält, zunutze machen: Man arbeitet aus dem Stave im grünen Zustand den Bogen bereits grob heraus und lässt ihn dann leicht rückwärts gebogen trocknen. So ist er, wenn er getrocknet ist, leicht reflex gebogen.