Enzyklopädie der populären Irrtümer/ Biologie

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Evolution: Die Evolution ist ein reiner Zufallsprozess[Bearbeiten]

Kritiker der Evolutionslehre meinen, die Evolution sei ein reiner Zufallsprozess und reine Zufälle können keinesfalls so etwas kompliziertes wie beispielsweise das menschliche Auge hervorbringen. Die Evolutionstheorie beschreibt für eine solche Entwicklung eine Mischung aus

  • einem Zufallsprozess (Mutation, Variation)
  • einem Ausleseprozess (Selektion), der nicht zufällig ist.

Durch die Selektion werden an die Umwelt besser angepasste Lebensformen ausgewählt („Survival of the fittest“, Charles Darwin)


Andererseits, blicken wir auf die Evolution zurück und versuchen nicht, die weitere Evolution vorherzusagen. Dass sich alles gerade so entwickelt hat, wie es ist, ist zwar ein großer Zufall, er ist jedoch genauso unwahrscheinlich wie es alle anderen Ergebnisse gewesen wären. Auch das lässt sich an einem Beispiel nachvollziehen. Wirft man eine Münze 20 mal, dann beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtes Ergebnis (d.h. Folge von Wappen- bzw. Zahlwürfen) erzielt wird, 1:1048576. Das gilt natürlich auch für ein Ergebnis, das man bereits geworfen hat. Ein Ergebnis wie WZZZWWWZWWZZWWWZWZWW ist dabei genauso (un-) wahrscheinlich wie das Ergebnis ZZZZZZZZZZZZZZZZZZZZ.

[Anmerkung: Die vorige Aussage ist so nicht korrekt bzw. missverständlich. Der Zufall ist durch eine Fitnessfunktion beschränkt. Somit lassen sich durch die Lebensbedingungen, die Umwelt und den weiteren Kontext durchaus wahrscheinliche Voraussagen von unwahrscheinlicheren trennen. Voraussagen werden um so unwahrscheinlicher auf je mehr Unbekannten sie basieren. Aber alle (Voraussagen von) Evolutionen (die überleben) sind keinesfalls gleichwahrscheinlich.]

Evolution: Der Mensch stammt von heute lebenden Affen ab[Bearbeiten]

Der Mensch und die Affen sind genetisch eng verwandt. Tatsächlich ist der Mensch in der biologischen Systematik nur eine von einigen hundert Affenarten. Mit den anderen Affenarten hat er gemeinsame Vorfahren, und sie alle zählen zur Klade der Primaten. Zu den Primaten gehören Lemuren, Loris, Galagos, Koboldmakis, Affen wie etwa Paviane und Menschenaffen - etwa Gorillas, aber auch Menschen. Der Mensch stammt jedoch von keiner der heute lebenden anderen Affenarten ab, so wie auch keine andere heute lebende Affenart von einer anderen heute lebenden Affenart abstammt. Am nächsten verwandt mit dem Menschen sind die beiden heute lebenden Schimpansenarten.

Ammoniten: Ammoniten sind versteinerte Schnecken[Bearbeiten]

Die bekannten Versteinerungen, die wie überdimensionale Schneckenhäuser aussehen, stammen keineswegs von urzeitlichen Riesenschnecken. Vielmehr handelt es sich dabei um die versteinerten Überreste sogenannter Ammoniten. Die Ammoniten bildeten bis zu ihrem Aussterben in der Kreidezeit, die vor 65 Millionen Jahren endete, eine artenreiche Tierfamilie, die im Wasser lebte. Man kann sich einen Ammoniten wie einen Tintenfisch mit Schneckengehäuse vorstellen. Da in der Regel nur die auffälligen Gehäuse der Ammoniten in Form von Versteinerungen überlebten, war über die Gestalt der Tiere zunächst nichts bekannt, was nahezu zwangsläufig zur Annahme führte, es handle sich um Schnecken.

Bienen: Bienen sind gelb-schwarz gestreift[Bearbeiten]

Nicht gelb-schwarz gestreift: Biene

Die Biene Maja, wie wir sie aus der bekannten Zeichentrickserie kennen, ist eigentlich eine Wespe. Dieser Eindruck entsteht jedenfalls, wenn man ihren gelb-schwarz gestreiften Körper sieht, der eigentlich typisch für Wespen ist. Bei Bienen fehlt das Gelb dagegen zu Gunsten eines weniger auffälligen Brauntons. Die Macher der Biene-Maja-Serie entschieden sich jedoch offensichtlich gegen die biologische Korrektheit und verpassten Maja und ihren Freunden lieber ein prägnantes Aussehen.

Anmerkung: Genau genommen ist die Biene Maja auch keine Wespe, denn Wespen haben – wie auch Bienen – sechs Beine und 2 Paar Flügel, die beliebte Zeichentrickfigur hat dagegen zwei Arme, zwei Beine und lediglich ein Paar Flügel

Bisamratte: Die Bisamratte ist eine Ratte[Bearbeiten]

Die Bisamratte gehört zur Familie der Wühlmäuse. Mit den Ratten ist dieses aus Nordamerika stammende Tier nicht verwandt. Korrekterweise sollte man es daher schlicht als "Bisam" bezeichnen, was Zoologen auch tun.

Blindschleiche (1): Blindschleichen sind blind[Bearbeiten]

Blindschleichen sind nicht blind. Sie haben kleine, rote Augen mit beweglichen Augenlidern und sind damit durchaus in der Lage zu sehen.

Blindschleiche (2): Die Blindschleiche müsste eigentlich "Blendschleiche" heißen[Bearbeiten]

Dass der Name der Blindschleiche nichts mit ihrer vermeintlichen Blindheit zu tun hat, wird in vielen Irrtümer-Büchern beschrieben. Stattdessen wird meist die silberne (blendende) Farbe als Namensgeber genannt, weshalb die Blindschleiche eigentlich "Blendschleiche" heißen müsste. Auch diese Erklärung ist jedoch falsch, zumal die Blindschleiche eher bräunlich aussieht. In Wirklichkeit wurde die Blindschleiche früher in der Tat für blind gehalten, wie ihre französische Bezeichnung orvet und der italienische Name orbettino belegen: Beide gehen auf das lateinische Wort orbus = blind zurück. Im klassischen Latein hieß das Tier caecilia, was ebenfalls auf ein "blind" bedeutendes Wort zurückgeht (caecus).

Dass die Blindschleiche ihren Namen den "blinden", also zurückgebildeten Extremitäten verdanke, erscheint demgegenüber fernliegend.

Blindschleiche (3): Die Blindschleiche ist eine Schlange[Bearbeiten]

Eine Blindschleiche ist keine Schlange, sondern eine Schleiche und gehört zu den Eidechsen. Offenbar hat sich jedoch die Schlangengestalt im Laufe der Evolution bewährt, weshalb auch andere Tierarten sie übernommen haben.

Büffel (1): Der Büffel ist eine Rinderart[Bearbeiten]

Der Begriff Büffel bezeichnet mehrere verschiedene Rinderarten, die zum Teil nicht näher miteinander verwandt sind. Die Abgrenzung der Büffel von anderen Rindern ist willkürlich. Es handelt sich bei ihnen daher nicht um eine systematische Gruppe, sondern um eine polyphyletische (also keine gemeinsame Stammform aufweisende) Zusammenstellung verschiedener Arten.

Büffel (2): In Nordamerika gibt es Büffel[Bearbeiten]

In Nordamerika gibt es Bisons. Diese werden jedoch von Zoologen nicht zu den Büffeln gezählt. Büffel kommen lediglich in Afrika und Asien vor. Der amerikanische Westernheld Buffalo Bill müsste also Bison Bill heißen.

Cow Tipping: Kühe im Schlaf umwerfen[Bearbeiten]

Cow Tipping (englisch für Kuhschubsen): Eine angeblich beliebte Beschäftigung amerikanischer Jugendlicher nach Partys und Kneipentouren, bei der schlafende Kühe umgestoßen werden sollen. Dies sei aufgrund ihres tiefen Schlafes und hohen Schwerpunktes besonders einfach. Da Kühe anders als Pferde nicht im Stehen schlafen, ist es nicht möglich, sie im Schlaf umzuwerfen. Diese Urban Legend hat ihren Ursprung wahrscheinlich darin, unbedarfte Jugendliche städtischer Herkunft bei Besuchen auf dem Land bloßzustellen, indem man sie des Nachts auf Kuhweiden herumlaufen lässt.

Weitere Informationen in der Englischen Wikipedia

Eichhörnchen: Das Eichhörnchen hat etwas mit Eichen zu tun[Bearbeiten]

Eichhörnchen klettern auf Eichen, genauso aber auch auf andere Bäume. Ihr Name hat damit deshalb nichts zu tun. Vielmehr stammt das Eich vom althochdeutschen 'aig' ab, was soviel wie "sich heftig bewegen" oder "schwingen" bedeutet.

Quelle: Ammenmaerchen.de

Haare: Wenn man sie kürzt, wachsen sie nachher schneller[Bearbeiten]

Gegenbeweis: Haare sind Reste toter Zellen, können deshalb keine Information an den Haarbalg senden.

Hummeln: Dass Hummeln fliegen können, ist physikalisch nicht erklärbar[Bearbeiten]

Dieser populäre Irrtum wurde nicht zuletzt von einigen Management-Trainern verbreitet. Deren Botschaft lautet: Man kann auch scheinbar unmögliche Dinge erreichen, wenn man einfach nicht akzeptiert, dass es unmögliche Dinge gibt. Die Hummel dient dabei als Vorbild, denn schließlich kann sie ja auch fliegen, obwohl es eigentlich nicht sein kann.

Wahr an dieser Geschichte ist, dass die Physik bis Mitte der neunziger Jahre tatsächlich nicht erklären konnte, warum Hummeln und zahlreiche andere Insekten fliegen können. Das Gewicht der Tiere in Relation zu Größe, Bewegungsart und Form ihrer Flügel schien nach den Gesetzen der Aerodynamik kein Abheben zuzulassen. Inzwischen ist dieses Rätsel jedoch gelöst. In Windkanalversuchen haben Forscher festgestellt, dass die Flügelbewegung von Insekten komplexer und dadurch auch effektiver ist, als man bis dahin vermutet hatte. Seit einigen Jahren weiß man daher recht genau, dass Hummeln nicht nur in der Praxis, sondern auch in der Theorie fliegen können. Die Botschaft der Management-Berater sollte daher nicht lauten, dass man die Gesetze der Natur ignorieren sollte. Man kann jedoch offensichtlich noch einiges herausholen, indem man sie besser versteht und anwendet als andere.

Kühe (1): Kühe können nicht schwimmen[Bearbeiten]

Sind auch in der Vorstellung von Kindern nicht lila und gehen selbst im tiefen Wasser nicht unter: Kühe

Angeblich haben Kühe keinen Schließmuskel. Diese fälschliche Behauptung stammt aus einer satirischen Zeitschriftenecke der taz. Im Juni 2001 wurde dies als Meldung von einem Prof. Dr. Hartmut Andryckzuck (den gibt es nicht!), der Humboldt-Universität unter der Überschrift ' Deutsche Kühe gehen unter ' in der taz abgedruckt. Durch das Fehlen des Schließmuskels liefen sie im Wasser hinten voll und dann blub... weg sind sie. Dass das Quatsch ist, kann Ihnen ein Tierarzt ohne Weiteres bestätigen, der schon mal an gewissen Stellen einer Kuh Untersuchungen vornehmen musste.

Kühe (2): Großstadtkinder denken, Kühe seien lila[Bearbeiten]

Auch videospielsüchtige Großstadtkinder wissen, dass es lila Kühe nur in der Werbung gibt. Das jedenfalls haben mehrere Studien ergeben, während bisher noch niemand einen seriösen Beleg für die Lila-Kuh-Behauptung liefern konnte. 1997 wurde sogar eine Studie mit dem Namen Studie Lila Kuh durchgeführt, um genau diesem Gerücht auf den Grund zu gehen. Das Ergebnis war negativ. Dafür fand man ein anderes Ergebnis: Offenbar glauben viele Zivilisationskinder, Enten seien gelb, was vermutlich auf irgendwelche Cartoon-Figuren oder Quietscheentchen zurückzuführen ist. Wie die Mär mit den lila Kühen entstand, ist nicht bekannt, könnte aber darauf zurückzuführen sein, dass viele Kinder (ca. 10%, vor allem Kleinkinder) in Bezug auf die Milka-Kuh, Kühe lila malen. Die groteske Logik dieser Geschichte ist offenbar einfach zu gut, um nicht wahr zu sein.

Quellen: Studie Lila Kuh 1997 (http://www.sdw-nrw.de/aktiv/lila.htm), Jugendreport Natur 2003 (http://www.sdw-nrw.de/aktiv/ente.htm)

Mäuse: Mäuse haben eine Vorliebe für Käse[Bearbeiten]

Cartoon-Mäuse wie Diddl und Kaspar haben tatsächlich eine Vorliebe für Käse. Diese geht zweifellos darauf zurück, dass nach Ansicht vieler Menschen auch die echten Tiere gerne das aus Milch hergestellte Nahrungsmittel verspeisen. Einen realen Hintergrund gibt es für diese Annahme jedoch nicht. Mäuse sind vielmehr Allesfresser, die lediglich dann den Käse gegenüber anderen Nahrungsmitteln bevorzugen, wenn dieser etwa in der Speisekammer besser zugänglich ist als Obst, Fleisch und Gemüse. Umso interessanter ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass es gerade Katzen sind, die oftmals eine Vorliebe für Käse haben.

Spitzmaus: Die Spitzmaus ist eine Maus[Bearbeiten]

Die Spitzmaus sieht zwar auf den ersten Blick aus, als sei sie eine nahe Verwandte der Mäuse und Ratten, doch dem ist nicht so. Mäuse gehören zur Ordnung der Nagetiere, während die Spitzmaus mit dem Igel und dem Maulwurf zu den Insektenfressern zählt. Abgesehen vom äußeren Erscheinungsbild gibt es daher auch nur wenige Gemeinsamkeiten zwischen Mäusen und Spitzmäusen. Auch Katzen lassen sich vom Erscheinungsbild täuschen und jagen Spitzmäuse, fressen sie aber nicht, da sie offenbar beim Geschmack den Irrtum merken.

Vögel: Jungvögel, die berührt wurden, werden von den Eltern nicht mehr angenommen[Bearbeiten]

Dabei kann man Jungvögel ohne Probleme berühren, da der Geruchssinn bei Vögeln im Vergleich zu Säugetieren nur sehr gering ausgeprägt ist. Vogeleltern nehmen ihre Brut problemlos wieder an. Deswegen kann man auch noch jüngere, nackte Vogelkinder einfach wieder in ihr Nest zurückgeben oder an einen anderen geschützten Ort in der Nähe bringen, wenn wirklich Gefahr im Verzug durch Katzen, andere Räuber bzw. Straßenverkehr gegeben ist. Dennoch fallen nur ca. 5% aller Jungvögel grundlos aus dem Nest. Die restlichen 95% werden entweder z.B. durch Brutschmarotzer (das bekannteste Beispiel ist der Kuckuck) oder durch die Eltern wegen einer Fehlentwicklung seitens des Jungvogels (fehlende Handlungsbereitschaft wie z.B. Sperrtrieb) aktiv aus dem Nest entfernt.

Die Wasseramsel ist eine Amsel[Bearbeiten]

Der Name Wasseramsel verleitet dazu, zu glauben, dieser Vogel sei mit den Amseln direkt verwandt. Das ist falsch. Immerhin gehört die Wasseramsel aber zusammen mit den Staren, Spottdrosseln und Fliegenschnäppern in die weitere Verwandtschaft der Drosseln, zu der die Amsel gehört.