Kdenlive/ Übergänge

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Übergänge sind vermutlich eine der interessantesten Möglichkeiten der nicht-linearen Videobearbeitung. Sie werden, wie der Name schon nahelegt, immer zwischen zwei Clips angewendet und erlauben es, auf fließende oder auch besonders eindrucksvolle Art von einer Einstellung zur nächsten zu wechseln. Dies steht im Gegensatz zum normalen sogenannten "harten" Schnitt, wo zwei aufeinander folgende Einstellungen einfach an einander stoßen.

In der Zeit des klassischen Kinofilms war der harte Schnitt der Normalfall. Die Kunst der Montage bestand gerade darin, den Wechsel der Bilder an den Grenzen der Einstellungen zugleich so wenig störend wie möglich als auch so aussagekräftig wie möglich zu machen. Selbst ein einfacher Übergang wie die Überblendung war in der Zeit vor dem Computer aufwändig und benötigte ein speziell ausgerüstetes Studio.

Unsere Möglichkeiten haben sich seither drastisch erweitert, und auch unsere Sehgewohnheiten haben sich geändert. Trotzdem sollten Sie Übergänge nur anwenden, wenn sie damit eine besondere Aussageabsicht verfolgen. Einfach nur mit seiner Trickkiste zu protzen und alle halben Minuten einen anderen Luma-Übergang zu zeigen, kann schnell lächerlich wirken und ist in vielen Fällen auch kontraproduktiv: zu viele Übergänge ziehen die Aufmerksamkeit des Publikums vom Inhalt der Einstellungen selbst ab -- was Sie nur dann wünschen werden, wenn Ihre Clips keine Inhalte transportieren...

In der aktuellen Version 0.4 stehen Ihnen in Kdenlive vier häufig verwendete Übergänge zur Verfügung. Bei einer Art, den Wipe-Übergängen, können Sie selbst Erweiterungen vornehmen. Für Kdenlive 0.5 wird erwartet, dass die Anzahl der Übergänge auch von Programmseite noch einmal erweitert wird.


Überblendung (Crossfade)[Bearbeiten]

Die Überblendung -- oft auch mit dem englischen Begriff Crossfade bezeichnet -- ist der bekannteste und am häufigsten verwendete Übergang. Bei diesem Übergang werden das Ende der alten Einstellung und der Beginn der neuen Einstellung einander überlagert, wobei das Bild der alten Einstellung allmählich schwächer wird, bis sie ganz vorbei ist, während das Bild der neuen Einstellung allmählich stärker wird.

Ist der erste der beiden in einander überblendeten Clips nicht ein Videoclip, sondern ein Farbclip (normalerweise eine Schwarzblende), so wird nur der zweite Clip eingeblendet, und man spricht von Einblendung. Ist umgekehrt der zweite Clip ein Farbclip (eine Schwarzblende), so wird der erste Clip ausgeblendet -- man spricht von Ausblendung.

Um eine Überblendung anlegen zu können, müssen die beiden zu überblendenden Clips einander auf der Zeitleiste überlappen. Das heißt, Sie müssen den zweiten Clip zunächst auf die Spur unterhalb der Spur mit dem ersten Clip ziehen, und anschließend mit dem Verschiebewerkzeug etwas nach links ziehen, sodass sich oberer (erster) und unterer (zweiter) Clip für die Zeitspanne, die die Überblendung dauern soll, überlappen.

Dann klicken Sie mit der rechten Maustaste in den unteren Clip und wählen im erscheinenden Kontextmenü Übergang hinzufügen -> Auflösen. Ein gelber Balken erscheint jetzt im Bereich der Überlappung zwischen oberer und unterer Spur.

Durch einen Klick in den gelben Balken bringen Sie im Projektfenster die Registerkarte "Auflösen" in den Vordergrund. Gleichzeitig wird der gelbe Balken rot, womit angezeigt ist, dass Sie den Übergang jetzt bearbeiten können.

Im Falle der Überblendung haben Sie zwei offensichtliche Einstellmöglichkeiten: 1.) die Spur, mit der überblendet wird, und 2.) die Richtung der Überblendung. Die Länge der Überblendung können Sie aber ebenfalls ändern: Ziehen sie den gelben Balken an einem seiner Enden auf die gewünschte Übergangsdauer.


Schiebeblende (Push)[Bearbeiten]

Bei der Schiebeblende werden die Einstellungen nicht überblendet, sondern stattdessen wird die erste Einstellung von der zweiten aus dem Bildfeld hinausgeschoben. Das kann von rechts, von links, von oben oder von unten geschehen -- mit jeweils unterschiedlicher "Botschaft". In der klassischen Filmsprache wurde der Übergang meist verwendet, um das gleichzeitige Ablaufen zweier Handlungen an verschiedenen Orten anzudeuten.

Im Editiermodus muss man mit Start und Ende die Position festlegen, wo erste Einstellung während des Übergangs sein soll. Mit anderen Worten setzt man so die Schiebeposition. Dazu muss man einfach in eines Rechtecke anklicken, die in 3 Zeilen und 3 Spalten angeordnet sind. Normalerweise wird man für Start in das Rechteck in der Mitte klicken, mit einer anderen Startposition wird garantiert keine Übergangseffekt zu sehen sein.

Der Transparenz-Regler erlaubt nun, die Durchsichtigkeit des aus dem Bildfeld hinausgeschobenen Clips festzulegen. Er wird entsprechend der "Start" und "End" Knöpfe verwendet. Gewöhnlich wird man den aus dem Bildfeld hinausgeschobenen Clip während der Bewegung verschwinden lassen wollen, indem die Transparenz am "Start" auf 0 oder einen niedrigen Wert gesetzt wird und auf einen höheren Wert am "Ende".

Soll der zweite Clip "ins Bild kommen", so kann man dafür das "Richtung umkehren"-Auswahlkästchen verwenden und setzt entsprechend umgekehrt die Werte und Richtungen für "Start" (höhere Werte) and "Ende" (niedrigere Werte) . Spielen Sie ruhig mit den Einstellungen bis der gewünschte Effekt eintritt.

Bild in Bild (PiP)[Bearbeiten]

PiP bedeutet "Bild in Bild" (engl. Picture in Picture). Dieser Übergang erzeugt den Eindruck, als würde der zweite Clip im ersten von einem bestimmten Punkt aus langsam anwachsen, oder umgekehrt, als würde der erste Clip langsam in einen Punkt des zweiten Clips hinein schrumpfen.

Bild-in-Bild-Übergänge werden, wie zu erwarten, mit rechte Maustaste -> Übergang hinzufügen -> PIP erstellt.

Durch Doppelklick in den entstandenen gelben Balken in der Zeitleiste können Sie das Parameter-Tab im Projektfenster in den Vordergrund bringen und die Standardeinstellungen für den Übergang anpassen. Im Fall des Bild-in-Bild-Übergangs ist das die Richtung (zweiter Clip aus erstem oder erster Clip in zweiten) und der Start- bzw. Endpunkt.

Der Bild-im-Bild-Übergang ist eine sehr mächtiger Bearbeitungsmöglichkeit, die nicht nur für Übergänge im eigentlichen Sinn eingesetzt werden kann: im Kapitel über Compositing wird beschrieben, wie sich der Bildschirm mit Hilfe dieses Übergangs in mehrere virtuelle Screens aufteilen läßt oder wie man mit einer virtuellen Kamera über einen Bildclip "schwenken" kann.

Wischblende (Wipe) und Luma-Dateien[Bearbeiten]

Die Wischblende ist in gewisser Weise eine Variante der Schiebeblende, mit dem Unterschied, dass die die Bewegung des neuen Bildes in das alte nicht mehr horizontal oder vertikal erfolgt, sondern in animierter Weise. Diese Art des Übergangs wurde erst mit der digitalen Videotechnik möglich.

Die Wischblende wird von sogenannten Luma-Dateien gesteuert. Das sind Graustufen-Bilddateien, deren Übergang von Weiß bis Schwarz die Wischblende "antreiben": ein Schwellwert, der in der Zeitspanne des Übergangs von 0 bis 1 anwächst, definiert für jeden Moment des Übergangs, welche Bereiche der Luma-Datei als "weiß" gelten (diejenigen Grautöne, die heller sind als der Schwellwert) und welche Stellen als "schwarz" gelten (diejenigen, die dunkler sind als der Schwellwert); an den "weißen" Stellen wird während des Übergangs der alte Clip angezeigt, an den "schwarzen" der neue.

Luma-Dateien selbst erstellen[Bearbeiten]

Da die Technik der digitalen Wischblende auf Luma-Dateien beruht, gibt so viele verschiede Wischblenden wie es Luma-Dateien gibt. Es lassen sich "Wischblenden" erstellen, auf die der Name eigentlich gar nicht mehr zutrifft und wo sich bespielsweise das alte Bild an verschiedenen Stellen zu zersetzen beginnt, während das neue sich von verschiedenen Punkten her aufbaut.

Auch in Kdenlive können Sie eigene Wischblenden und Übergänge in ein Projekt einfach dadurch einbauen, indem Sie eine Luma-Datei nach Ihren Vorstellungen erzeugen. Sie brauchen bloß mit einem Grafikprogramm, z.B. dem Gimp, eine 720 mal 576 Pixel ( PAL-Format) große Bilddatei im Modus Graustufen zu erstellen und als "Portabel Greymap" abzuspeichern (Dateiendung .pgm). Auch ein Vektorgraphik-Programm wie z.B. Inkscape ist gut für diesen Zweck geeignet.

Die folgende Grafikdatei ist ein verkleinertes Beispiel für eine im Lieferumfang von Kdenlive 0.4 nicht enthaltene Luma-Datei. Sie ermöglicht einen Scheibenwischer-Effekt.

Um selbst erstellte Luma-Dateien verwenden zu können, müssen Sie Ihre Datei allerdings in ein Verzeichnis speichern, das Kdenlive beim Start auf das Vorhandensein von Luma-Dateien hin durchsucht. Es gibt deren drei:

  • Das MLT-Framework, auf dem Kdenlive aufsetzt, hat seine Luma-Dateien im Verzeichnis /usr/share/mlt/modules/lumas/PAL und .../NTSC als luma01.pgm bis (derzeit) luma22.pgm abgespeichert. Diese Verzeichnisse verändern sie am besten nicht.
  • Seine mitgelieferten Luma-Dateien hat Kdenlive hat im Verzeichnis /usr/share/apps/kdenlive/pgm/PAL (bzw. .../NTSC) abgelegt. In dieses Verzeichnis können Sie nur schreiben, wenn Sie auf Ihrem Linux-System über root- bzw. Administrator- (sudo-)Rechte verfügen. Luma-Dateien, die Sie in dieses Verzeichnis schreiben, können von allen Benutzern, die auf Ihrem System ein Anmeldekonto haben, verwendet werden. Beachten Sie, dass dieses Systemverzeichnis bei einer Neuinstallation von Kdenlive (d.h. auch bei einer Aktualisierung Ihrer bestehenden Version) überschrieben wird. Selbst erstellte Luma-Dateien in diesem Verzeichnis gehen dabei verloren! Speichern Sie Ihre eigenen Dateien also immer auch wie im nächsten Punkt beschrieben ab.
  • Das dritte mögliche -- und wohl sinnvollste -- Verzeichnis für Luma-Dateien ist das Verzeichnis .kde/share/apps/kdenlive/pgm/PAL (oder .../NTSC) in Ihrem Homeverzeichnis, also z.B. /home/sfinx/.kde/share/apps/kdenlive/pgm/PAL, wenn Sie Benutzer "sfinx" sind. Beachten Sie den Punkt im Verzeichnisnamen ".kde": wenn Sie Konqueror als Dateimanager verwenden, sehen Sie dieses Unterverzeichnis Ihres persönlichen Verzeichnisses nur dann, wenn Sie im Menü Ansicht -> Versteckte Dateien anzeigen auswählen. In dieses Verzeichnis können Sie als normaler Benutzer schreiben, allerdings sind die darin befindlichen Luma-Dateien dann auch nur für Sie und nicht für andere Benutzer verfügbar.

Sie müssen Kdenlive neu starten, damit er Ihre neu erstellten Luma-Datei registriert und sie verwendbar sind.

Wo Sie von der Community erstellte Luma-Dateien im Netz finden können, erfahren Sie in den FAQ (oft gestellten Fragen).