Kdenlive/ Daten einspielen

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In diesem Abschnitt erfahren Sie, wie Sie mit Kdenlive Video- und Audiomaterial von einer angeschlossenen Kamera einspielen, d.h. auf Ihren Computer übertragen können. Dieser Vorgang wird auch oft als Capturing bezeichnet ( engl., to capture = einfangen).

Wieder nehmen wir bei den Beschreibungen und Bildschirmfotos an, dass Sie das Standardlayout von Kdenlive nicht verändert haben.

Videodaten einspielen [Bearbeiten]

Voraussetzungen[Bearbeiten]

Um Videodaten von einem externen Gerät mit Kdenlive aufnehmen zu können, brauchen Sie im wesentlichen drei Dinge:

  • auf Ihrem Rechner muss das Programm dvgrab in einer Version größer oder gleich 2.0 installiert sein
  • Ihr Rechner muss einen Firewire-Port haben, und die Firewire-Unterstützung muss funktionieren
  • Sie brauchen eine DVCam mit DV-Out/iLink/Firewire-Ausgang

Was dvgrab betrifft, so sollte es in aktuellen Linux-Distributionen über das jeweilige Paketmenagement installierbar sein. Falls die angebotene stabile Version zu niedrig sein sollte, vergleichen Sie die Tipps für Ihre Distribution auf Kdenlive beschaffen und installieren.

Falls Ihr Rechner nicht von vornherein über einen Firewire-Anschluss verfügt, müssen Sie eine Firewire-Karte kaufen und in einen freien PCI-Steckplatz auf ihren Rechner einbauen. Standard-Desktop-Installationen aller aktuellen Linux-Distros sollten die nötige Firewire-Unterstützung eingebaut haben. Falls Sie ihren Kernel selbst kompilieren, können Sie auch die Anleitungen auf linux1394.org berücksichtigen.

Schließlich zur Kamera: Das Einspielen funktioniert nur mit einer DVCam, nicht mit einer (analogen) VideoCam oder gar einer Super8-Kamera oder ähnlichem. Die Kamera muss einen DV-Ausgang haben, der von den Herstellern unterschiedlich benannt wird. Die Norm für das Schnittstellen-Protokoll heißt ieee1394, Apple sagt Firewire, Sony sagt iLink... Capturing über die USB-Schnittstelle funktioniert derzeit nicht.

Falls Sie nicht aufnehmen können, obwohl alle drei Voraussetzungen erfüllt sind, schauen Sie bitte im Kapitel über Problembeseitigung nach.

Voreinstellungen[Bearbeiten]

Beachten Sie beim Überspielen, dass die unkomprimierten Videodateien, die Sie aus der Kamera bekommen, ausgesprochen viel Platz benötigen. Für 5 Minuten Video in voller PAL-Auflösung bei mittlerer Audioqualität können Sie locker mit 1 (einem) Gigabyte rechnen!

Es ist deshalb ratsam, für das Capturing eine eigene, ausreichend große Festplattenpartition zu benutzen, mindestens 20 GB. Noch besser ist eine Partition auf einer eigenen Platte. Das ist das Hardware-Setup der Video-Professionalisten: eine Festplatte mit dem Betriebssystem, den Programmdateien und dem Homeverzeichnis, eine zweite, unabhängige Festplatte mit einer Partition zum Aufnehmen. Der Grund liegt in der Geschwindigkeit. Eine unabhängige Festplatte wird nicht durch Lesekopfbewegungen, die zur Ausführung der Programme notwendig sind, beim Aufzeichnen der Videodaten „gestört“.

Angenommen also, Sie haben in Ihrem Home-Verzeichnis ein Unterverzeichnis namens Aufnahme angelegt und dort z.B. eine eigene Partition eingehängt (oder sonstwie dafür gesorgt, dass Sie genug Speicherplatz haben). Sie müssen jetzt noch Kdenlive darüber unterrichten, dass es auch in dieses Verzeichnis aufnehmen soll.

Dies geschieht unerwarteter Weise nicht über Einstellungen -> Kdenlive einrichten, sondern über die Projekteinstellungen. (Das heißt, dass Sie diese Einstellung für jedes Projekt neu vornehmen müssen. Wenn Sie das nicht tun, schreibt Kdenlive die Capture-Dateien direkt in Ihr Home-Verzeichnis). Gehen Sie im Menü Projekt auf Projekt konfigurieren. Ein Dialog erscheint, in dem Sie unter anderem das Projektverzeichnis angeben können:

Wählen Sie Ihr neues „Aufnahme“-Verzeichnis als Projektverzeichnis; die anderen Einstellungen können Sie im Normalfall lassen, wie sie sind (volle PAL bzw. NTSC-Auflösung und -Bildrate). Fertig, los!

Capturing[Bearbeiten]

Schließen Sie nun Ihre Kamera über ein Firewire-Kabel an den Computer an und schalten Sie sie ein (auf Play, nicht auf Camera oder Aufnehmen...). Wechseln Sie in der Monitor-Ansicht im Kdenlive-Fenster rechts oben in den Aufnahme-Monitor. Mit den Steuerungstasten unterhalb des Bildschirms können Sie jetzt direkt von Kdenlive aus die Kamera steuern:

1. Aufnehmen 2. Aufnahme unterbrechen 3. Clip zurückspulen 4. Sichtbar zurückspulen
5. Anhalten 6. Wiedergabe 7. Sichtbar vorspulen 8. Vorspulen

Capturen können Sie auf zwei Arten, entweder automatisch oder manuell.

Automatisch heißt, dass Sie einfach das ganze Band abspielen und es Kdenlive überlassen, die aufgenommenen Szenen in einzelne Clips aufzuteilen. Dazu müssen Sie im Menü Einstellungen -> Kdenlive einrichten im Tab Aufnahme das Auswahlkästchen Automatische Szenenerkennung angekreuzt haben.

Klicken Sie einfach im Aufnehmemonitor auf die Taste Aufnehmen (Nr. 1 im Bild oben).

Kdenlive wird nun immer dort, wo Sie beim Aufnehmen mit der Kamera durch Drücken des Aufnahmeknopfs der Kamera eine neue Szene begonnen haben, einen neuen Clip erzeugen (und übrigens ebenfalls, wenn die Dateigröße eines Clips ein gewisses Maß überschreitet).

Alternativ können Sie auch manuell die aufzunehmenden Clips kontrollieren. Bringen Sie die DV-Cassette in Startposition und drücken Sie im Aufnehmemonitor von Kdenlive die Wiedergabe-Taste. Verfolgen Sie aufmerksam Ihre Videoaufnahme. (Sie können auch sichtbar vor- und zurückspulen.) Sobald eine Szene beginnt, die Sie überspielen wollen, drücken Sie in Kdenlive auf die Aufnehmen-Taste. Anstatt dann auf Anhalten zu drücken, sobald die Szene, die Sie überspielen wollen, vorbei ist, drücken Sie nun die Taste unmittelbar neben der Aufnahme-Taste (der Tooltip sagt End Rec, man müsste wohl mit Aufnahme unterbrechen übersetzen).

Lassen Sie die Szenen, die Sie nicht aufnehmen wollen, vorüberlaufen, und drücken Sie wieder auf Aufnehmen, sobald die nächste gewünschte Szene anfängt, usw. Auf diese Weise haben Sie nur die Szenen als Clips auf Ihrer Festplatte, die Sie auch wirklich für Ihr Projekt brauchen.

Noch ein allgemeiner Hinweis: Sie werden bemerkt haben, dass das Überspielen eigentlich aus zwei Arbeitsschritten besteht: einerseits dem Aufzeichnen der Dateien auf die Festplatte, andererseits dem Einfügen der Clips in das Projekt. Es ist wichtig zu verstehen, dass das wirklich zwei verschiedene Dinge sind. Die aufgezeichneten Dateien liegen physisch oder real auf ihrer Festplatte, die Clips in Ihrem Projekt existieren hingegen virtuell in Ihrem Projekt. Die aufgezeichneten Capture-Dateien sollten Sie, zumindest sobald Sie sie in einem Projekt verwendet haben, nicht mehr verschieben oder umbenennen, die Clips in der Projektliste hingegen können Sie beliebig bearbeiten und umbenennen, ohne dass davon die realen Dateien auf der Festplatte betroffen werden. Wenn Sie mehr dazu wissen wollen, lesen Sie das Kapitel Hintergrundwissen II: Nicht-lineare Videobearbeitung.

Nur Video aufnehmen [Bearbeiten]

Manchmal wollen Sie von einer Videoaufnahme nur die Videospur in einem Projekt verwenden, ohne Sound also. In diesem Fall überspielen Sie einfach wie soeben beschrieben. Ziehen Sie nun den Clip aus der Projektliste auf die Zeitleiste, klicken Sie dann mit der rechten Maustaste hinein und wählen Sie aus dem Kontextmenü Audio vom ausgewählten Clip trennen.

Der Audio-Teil des Clips erscheint jetzt als eigener Clip in einer der beiden von Kdenlive standardmäßig angelegten Tonspuren. Von dort können Sie ihn einfach mit rechte Maustaste -> Clip löschen entfernen. Wie üblich bei Bearbeitungen in der Zeitleiste ist der Ton nur in der Zeitleiste gelöscht, der Clip in der Projektliste behält dabei seine ursprünglichen Eigenschaften.

Audio aufnehmen [Bearbeiten]

Audio von der Kamera überspielen[Bearbeiten]

Wenn Sie direkt mit Kdenlive Audio, also Sound, aufnehmen wollen, gibt es derzeit nur eine Möglichkeit, nämlich die umgekehrte zum obigen Punkt Nur Video aufnehmen. Überspielen Sie zunächst wie oben unter Capturing beschrieben die Videodaten mit den gewünschten Sound-Aufnahmen von der Kamera. Ziehen Sie den Clip dann aus der Projektliste auf die Zeitleiste, und klicken Sie rechte Maustaste → Audio vom ausgewählten Clip trennen.

Der Audio-Anteil des Clips erscheint jetzt auf einer der beiden Tonspuren der Zeitleiste, und den Video-Anteil in der ursprünglichen Spur können Sie löschen.

Audio von externen Quellen[Bearbeiten]

Es kommt allerdings auch häufig vor, dass Sie auf Audioquellen zurückgreifen wollen, die nicht mit der DVCam aufgenommen wurden. Das können CDs sein (Copyright beachten!) oder auch eigene Aufnahmen von einem DAT-, Minidisc- oder Cassetten-Gerät. Diese Quellen müssen Sie zuerst mit externen Programmen als Audiodateien auf ihre Festplatte bringen.

Einzelne Tracks von CDs können Sie mit cdda2wav oder einem der vielen graphischen Frontends dafür rippen, Schallplatten, Radio, Kassetten- und Minidisc-Aufnahmen nehmen Sie am besten über den Audio-Eingang Ihrer Soundkarte mit einem entsprechendem Programm auf, z.B. audacity. Wenn Sie wissen, dass Sie aus Ihrem Video anschließend eine DVD machen wollen, ist es sinnvoll, gleich mit der richtigen Samplingrate aufzunehmen, also 48 000 Hz. Speichern Sie die Audiodatei dann unkomprimert, d.h. als wav-Datei (oder als aiff-Datei, wenn Sie auf ppc arbeiten). Wenn Sie hingegen ein Quicktime- oder mpeg-4 Video fürs Internet produzieren wollen, dann können Sie niedrigere Samplingraten wählen; unkomprimiert abspeichern schadet aber prinzipiell nie, wer weiß, wofür Sie den Audioclip in Zukunft noch brauchen können. Die Komprimierung erfolgt beim Export des Videos.

Nun klicken Sie wie gewohnt mit der rechten Maustaste in die Projektliste, wählen Clip hinzufügen aus dem Kontextmenü und anschließend über das sich öffnende Dialogfenster die zuvor abgespeicherte Audiodatei. Am Minibild mit den zwei Noten erkennen Sie in der Projektliste, dass es sich um eine reine Audiodatei handelt.


Hinweis zu FLAC-Dateien[Bearbeiten]

Eine Hinweis noch zu den unterstützten Audio-Dateiformaten: einige Audioformate erlauben es, Audiodateien verlustfrei zu komprimieren (und nicht verlustbehaftet wie etwa bei mp3s – vergleiche zu diesem Thema die Einführung in komprimiertes Audio mit ogg-Vorbis von Grahan Mitchell). Ein solches Format, das offen dokumentiert und frei erhältlich ist, ist flac. FLAC-komprimierte Audiodateien lassen sich entweder im ogg-Containerformat abspeichern und haben dann die Endung „.ogg“, oder aber ohne ogg-Container mit der Endung „.flac“. Dummerweise zeigt Kdenlive flac-Dateien aber nicht im Öffnen-Dialog von Clip hinzufügen an. Man gewinnt den Eindruck, das Format zähle nicht zu den unterstützten Dateitypen. Markieren Sie in diesem Fall in der „Filter“-Zeile des Öffnen-Dialogs den Standard-Eintrag „Alle unterstützten Dateitypen“ und löschen Sie ihn mit der Backspace-Taste. Wenn Sie anschließend mit der Maus in das freie Feld für die Auflistung des Ordnerinhalts klicken, erscheinen die FLAC-Dateien und Sie können sie hinzufügen.