Linux-Praxisbuch/ Abstellraum/ Einsatzbereiche

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< Abstellraum Linux wurde ursprünglich als Terminal-Emulator für Computer mit einem x86-Prozessor geschrieben. Mit dem wachsendem Erfolg des Programms wurden die Einsatzmöglichkeiten erweitert. Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die heutigen Einsatzmöglichkeiten von Linux. Ein allgemein gehaltener Überblick zur Thematik Linux findet sich in der Wikipedia.

Tux, das Linux-Maskottchen

Linux am Desktop[Bearbeiten]

Eine anspruchsvolle Computerinstallation ist der PC als Schreibtischgerät. Der Benutzer soll mit ihm arbeiten können, ohne sich des technischen Hintergrunds des Systems bewusst sein zu müssen.

Eine typische Installation einer Linux-Distribution enthält einen X11-Grafikserver sowie eine Desktopumgebung und wichtige Anwenderprogramme. Dazu gehören Office-Programme wie OpenOffice.org, als auch Programme zur Bildbearbeitung (häufig GIMP), Browser und E-Mail-Programme. Bei Installationen für Firmen und Büros kommen noch andere Programme wie zum Beispiel zur Unternehmensplanung hinzu. Für Entwickler gibt es Entwicklerwerkzeuge wie Eclipse oder KDevelop.

GNOME-Desktop mit Epiphany, Nautilus und „Datei öffnen“-Dialog

In der Praxis wird Linux eher zögerlich im Desktop-Bereich eingesetzt. Heutzutage sind viele übliche Funktionen des Systems über intuitive Benutzeroberflächen administrierbar, einige Funktionen zur Feinabstimmung sind vergleichsweise umständlich zu handhaben. Aus diesem Grund wird bei der Weiterentwicklung der direkten Schnittstelle mit dem Nutzer, der Desktopumgebung, immer mehr Wert auf eine benutzer- und einsteigerfreundliche Gestaltung gelegt.

Die beiden größten Desktopumgebungen unter Linux, GNOME und KDE, haben dafür Richtlinien erstellt, die von jedem Programm und jeder Funktion eingehalten werden sollten, um dem Benutzer ein einheitliches Erscheinungsbild und Bedienkonzept (Look & Feel) zu bieten.

Da die Richtlinien beider Desktops voneinander abweichen, erscheinen Programme der einen Umgebung in der anderen Umgebung fremdartig. Diesem Problem soll durch Standardisierung und Zusammenarbeit der Projekte begegnet werden. Am bekanntesten ist hier die Initiative freedesktop.org. Auch die Linux Standard Base hat eine eigene Projektgruppe, die LSB Workgroup, ins Leben gerufen. Hier liegt der Schwerpunkt in der Schaffung verlässlicher Standards für Entwickler grafischer Programme für Linux-Desktops. Andere Projekte kümmern sich auch um Einzelbereiche, dazu gehört z. B. das Tango!-Projekt, welches ein einheitliches Aussehen durch Gestaltungsrichtlinien und die Verwendung einheitlicher Icons (Schaltflächen) zu erreichen versucht.

Projekte wie Xgl oder AIGLX bemühen sich außerdem darum, mit Hilfe von Composition Managern hardwarebeschleunigte grafische Effekte auf den Desktop zu bringen, und diesen so ansprechender zu gestalten.

Zur Zeit wird der Marktanteil von Linux auf normalen Desktops im unteren einstelligen Prozentbereich geschätzt. Da Linux aber frei kopiert und verteilt werden kann und auch neben bereits bestehenden Betriebssystemen installiert werden kann, sind genaue Zahlen nicht verfügbar und nur schwer abzuschätzen.

Um die Entwicklung und auch die Verbreitung von Linux auf dem Desktop voran zu bringen, hat sich an den Open Source Development Labs (OSDL) die The Desktop Linux Working Group gebildet, die alle Kräfte bündeln und koordinieren soll, die sich mit der Thematik beschäftigen.

Multimedia[Bearbeiten]

Ein Programm zum Abspielen von Audiodateien: amaroK

Die Multimediaunterstützung wird je nach Nutzerbedarf- und verhalten unterschiedlich bewertet. Der Umgang mit gängigen Musik-Formaten ist kein Problem. Es existiert eine Reihe von weit entwickelten Musik-Abspielprogrammen unter Linux, die neben der Unterstützung verschiedener Musik-Formate noch mit einer ganzen Reihe komfortabler Extras aufwarten können. Eines der bekanntesten Beispiel ist dabei amaroK.

Die Unterstützung von aktuellen, auf Desktop-Computern verbreiteten Video-Techniken ist jedoch noch lückenhaft, da es keine offizielle und vor allem uneingeschränkt legale Unterstützung von verschlüsselten DVDs gibt. So können Probleme mit verschlüsselten DVDs durch Einsatz von DeCSS leicht umgangen werden, dies ist aber in einigen Staaten, so auch in Deutschland, verboten. Ebenso gibt es auch keine Linux-Version der beiden weit verbreiteten Multimediaprogramme QuickTime Player und Microsoft Windows Media Player. Auf der anderen Seite gibt es von ebenfalls weit verbreiteten Programmen wie dem RealPlayer und dem VideoLAN-Player Linux-Versionen. Hinzu kommen einige in erster Linie für Linux programmierte Softwareprojekte, die die vorhandenen Lücken schließen. Zu nennen sind hier vor allem die Programme MPlayer und Xine, die es auch ermöglichen, Videos in Formaten wie WMV, ASF und ähnlichen abzuspielen, wofür teilweise Windows-Programmbibliotheken eingesetzt werden.

Das Abspielen von DRM-geschützten Audio- und Videodateien ist unter Linux bei den meisten Formaten nur in Ausnahmefällen möglich.

Eine deutlich andere Situation zeigt sich im Bereich professioneller Multimedia-Bearbeitung. Mit dem JACK Audio Connection Kit steht unter Linux eine spezielle Sound-Architektur zur Verfügung, die besonders niedrige Latenzzeiten bietet. Sie wird von Programmen wie Ardour genutzt. In der Filmbranche erfreut sich Linux besonderer Beliebtheit: die Spezialeffekte vieler Filme wurden mit Hilfe von Linux-Rechnerverbünden gerendert. So hat beispielsweise das häufig unter Linux eingesetzte Programm CinePaint bei der Erstellung von Filmen wie den Harry Potter-Verfilmungen geholfen.

Zwischen diesen verschiedenen Situationen ist der Übergang aber fließend. Mit der zunehmenden Entwicklung proprietärer Lösungen auch für Linux ist aber davon auszugehen, dass die vorhandenen Lücken mit der Zeit geschlossen werden. Ein Beispiel ist der Bereich des Videoschnitts, bei dem es sowohl proprietäre Lösungen wie das Programm MainActor der Firma MainConcept gibt, als auch Lösungen der Freie Software-Bewegung wie z. B. die Software Kino oder Cinelerra, das für professionelle Hardware ausgelegt ist.

PC-Spiele[Bearbeiten]

Das freie Spiel Freeciv

Auch der Spielemarkt ist an Linux nicht völlig vorübergegangen. Klassische Spiele wie Quake III Arena oder Unreal Tournament sind nur der Beginn des Umdenkens der Spielehersteller. Spiele wie DOOM³, Wolfenstein: Enemy Territory und andere gibt es von Anfang an auch als Linux-Version, ebenso das Werbespiel America's Army der US-Armee. Ankündigungen diverser Hersteller lassen auf viele weitere Portierungen hoffen. Einige Entwickler der Linux-Distribution Gentoo haben sich besonders auf den Spielesektor spezialisiert und ein Unternehmen gegründet, das die Portierung von PC-Spielen anbietet. OpenGL-basierende Spiele, wie z. B. Half-Life, sind mithilfe des Windows-Emulators WINE meist direkt unter Linux lauffähig. Spiele, die auf den aktuellen DirectX-Versionen basieren, laufen häufig nicht, weil DirectX unter Linux nicht verfügbar ist. Das Unternehmen Transgaming hat sich des Problems angenommen und mit seinem WINE-fork Cedega (ehemals WineX), das Ziel gesetzt, weitestgehende Kompatibilität auch zu der jeweils neuesten DirectX-Version herzustellen, womit sich schon heute sehr viele neue Spiele unter Linux spielen lassen. Ein großer Nachteil ist, dass das Programm nicht vollständig Open Source ist, die CVS-Version ist immer deutlich älter als die Closed Source-Variante und enthält keine Unterstützung für den Kopierschutz der Spieleinstaller sowie kein Point2Play.

Aber auch die Freie Software-Bewegung hat eine Vielzahl von Spielen hervorgebracht: Arcade-Spiele, wie Barbarian, SuperTux und andere sind unter Linux sehr populär. Im Bereich der Strategiespiele hat sich vor allen Dingen das Freeciv eine feste Fangemeinde zugelegt. Mit OpenTTD ist ein freier Clone der sehr populären Wirtschaftssimulation Transport Tycoon Deluxe in Entwicklung. Im Genre der 3D-Shooter sind mehrere Vertreter entstanden, seit dem die jeweils aktuelle Grafik-Engine der Quake-Reihe nach einiger Zeit unter einer freien Lizenz zur Verfügung gestellt wird.

Desktop-Migration[Bearbeiten]

Einige Verwaltungen und Unternehmen erwägen eine Umstellung ihrer Arbeitsplatzrechner von verschiedenen Plattformen zu Linux-Desktops. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Stadtverwaltungen von Wien und München, die viele ihrer Computer auf die dafür angepassten Distributionen Wienux und Limux umgestellt haben. Schwierigkeiten entstehen meist dadurch, dass im Unix-Bereich ein völlig anderer Softwaremarkt herrscht. Bekannte Programme gibt es für diese Plattform oft nicht bzw. werden von anderen, bislang unbekannten Herstellern unter unbekannten Namen herausgegeben und sind oftmals nicht mit der bestehenden Lösung kompatibel. So kann die technische Umstellung der Zusatzsoftware teuer werden, andererseits müssen sich viele Benutzer auch erst an die neue Desktopumgebung gewöhnen, was zu einer zeitraubenden Angelegenheit werden kann. Ein lohnender Zeitpunkt für eine Umstellung der Firmendesktops ist daher, wenn ohnehin auf ein neues Betriebssystem mit all seinen Neuerungen in der Ablauflogik umgestellt werden muss, da der Hersteller seine alte Version oder den Support dafür aufgekündigt hat. Die Umgewöhnung eines Sachbearbeiters von Windows NT 4.0 auf Windows XP ist etwa vergleichbar mit der Umgewöhnung von Windows NT 4.0 auf den KDE-Desktop unter Linux. Da eine Umrüstung auf eine aktuelle Windows-Version auch den Kauf neuer Hardware erfordert, setzen viele Institutionen verstärkt auf eine Thin Client-Lösung mit Linux, bei der die rechenintensiven Aufgaben nicht mehr von den Arbeitsplätzen, sondern von zentralen Servern erledigt werden. Auf diese Weise erspart man sich große Teile eines sonst fälligen Hardware-Updates.

Unterstützung von Windows-Anwendungen[Bearbeiten]

Da sich Linux in der Betriebssystemarchitektur stark von Microsoft Windows unterscheidet, ist es nicht direkt möglich, Windows-Programme unter Linux zu betreiben. In diesen Fällen bieten sich verschiedene Alternativen an:

  • Viele Programme aus der Freie-Software-Szene sind für mehr als nur eine Plattform verfügbar. So gibt es z.B. von den populären Programmen OpenOffice.org, Mozilla Firefox oder auch GIMP Versionen sowohl für Linux als auch für Windows.
  • Eine Reihe proprietärer Programme stehen unter Linux zur Verfügung. Gerade im Bereich der wissenschaftlichen Software gibt es viele Programme für beide Plattformen. Beispiele dafür sind Programme wie MATLAB, Mathematica oder Maple.
  • Bestehende Windows-Programme können auf die Linux-Plattform portiert werden. Dies ist üblicherweise nur ein geringer Programmieraufwand, da lediglich Eigenheiten des Betriebssystems angepasst werden müssen. Trotzdem ist diese Lösung oft sehr teuer und die Möglichkeit einer Portierung hängt auch von der Firmenpolitik des jeweiligen Softwareherstellers ab. Eine Portierung ergibt insbesondere dann Sinn, wenn es sich um speziell für den Unternehmens- oder Verwaltungszweck entwickelte Software handelt, oder wenn es auch andere Firmen gibt, die an einer Portierung interessiert sind. Mittlerweile gibt es auch schon Werkzeuge des WINE-Projekts, die eine automatisierte Softwareportierung ohne großen Programmieraufwand ermöglicht, wodurch man auch in den Genuss einer nativen Lösung für Linux kommt.
  • WINE stellt eine auf Linux übersetzte Variante der Windows-API zur Verfügung. Damit können einige Programme direkt unter Linux laufen. Obwohl diese Varianten kein gesamtes Windows-System emulieren, ist diese Lösung meist langsamer und weniger Erfolg versprechend als eine Portierung. Mit kommerziellen Softwarepaketen, die auf Wine aufbauen, lassen sich aus der Windows-Welt bekannte Programme fast problemlos nutzen. Dabei bietet CrossOver Office Unterstützung für zahlreiche Bürosoftware wie Microsoft Office und Adobe Photoshop an, während sich Cedega auf Windows-Spiele spezialisiert hat.
  • Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz einer virtuellen Maschine wie VMware, Bochs oder QEMU, die einen gesamten PC emuliert und es möglich macht, Microsoft Windows darin komplett zu installieren. Dabei leidet allerdings die Geschwindigkeit deutlich. Auch wird einer der entscheidenden Vorteile einer Migration, die Herstellerunabhängigkeit, so wieder ausgehebelt.
  • Weiterhin besteht die Möglichkeit, Windows-Programme auf einem Windows-Server zu starten und deren grafische Ausgabe mit Hilfe von Remote-Desktop-Software wie z. B. NX oder rdesktop (für RDP) auf Linux Clients ausgeben zu lassen. Dieses Verfahren erfordert eine ständig bestehende Netzwerkverbindung zwischen beiden Rechnern, ermöglicht aber auch die Weiternutzung betagter Hardware als Thin Clients.
  • Mit Hilfe der .NET-Implementierung Mono ist es möglich, Programme, die mit Microsofts neuester Programmplattform .NET entwickelt wurden, ohne Portierarbeit direkt unter Linux zu starten.
Die DOSBox als eine Möglichkeit alte DOS-Spiele unter Linux zu starten
  • Bauen die Programme noch auf der DOS-Ebene auf, so lassen sich viele mit dem Programm Dosemu betreiben. Für DOS-Spiele bietet sich dabei auch DOSBox an. Auch für andere Spielkonsolen und Betriebssysteme gibt es unter Linux Emulatoren.
  • Für viele Funktionen gibt es unter Linux eigene Programme. Wenn also ein Programm nicht unter Linux verfügbar ist, so ist meist aber die Funktion in einem anderen Programm verfügbar. Beispiele dafür sind Programme wie KMail, Novell Evolution und Konqueror.
  • Zumindest theoretisch besteht die Möglichkeit, selbst als Programmierer ein Programm zu schreiben, das die benötigten Funktionen enthält. Da viele freie Oberflächenbibliotheken zur Verfügung stehen, die ohne Lizenzgebühren genutzt werden können, und in den meisten Linux-Distributionen viele Softwareentwicklungswerkzeuge beigefügt sind, bietet sich einem Programmierer eine programmierfreundliche Umgebung.

Unterstützung von Menschen mit Behinderungen[Bearbeiten]

Um unter Linux Barrierefreiheit zu gewährleisten, arbeiten mehrere Projekte an der Thematik. Während die beiden großen Desktops, Gnome und KDE, jeweils eigene Projektgruppen haben, die sich mit der Thematik beschäftigen, gibt es auch Arbeitsgruppen innerhalb der Distributoren oder Gruppen, die Projekt- und Firmenübergreifend arbeiten. Am bekanntesten ist hierbei die FSG Accessibility Workgroup.

Die Arbeit dieser Projekte ermöglicht es unter anderem, unter Linux Braillezeilen zu nutzen, sich aus vielen Programmen Dokumente und Geschriebenes vorlesen zu lassen oder auf dem Bildschirm nur mit Maus oder nur mit speziellen Tasten zu navigieren.

Linux als Server[Bearbeiten]

Aufgrund der Verwandtschaft von Linux mit UNIX hat sich Linux auf dem Servermarkt besonders schnell etabliert. Da für Linux schon früh viel häufig verwendete und benötigte Serversoftware wie Webserver, Datenbankserver und Groupware kostenlos und weitgehend uneingeschränkt zur Verfügung stand, wuchs dort der Marktanteil stetig.

Da Linux als stabil und einfach zu warten gilt, erfüllt es auch die besonderen Bedingungen, die an ein Server-Betriebssystem gestellt werden. Der modulare Aufbau des Linux-Systems ermöglicht zusätzlich das Betreiben kompakter, dedizierter Server. Außerdem hat die Portierung von Linux auf verschiedenste Hardware-Komponenten dazu geführt, dass Linux alle bekannten Serverarchitekturen unterstützt.

Marktanteile[Bearbeiten]

Gemessen am Umsatz wurde der Marktanteil von Linux 2005 bei mit Betriebssystem verkauften Servern je nach Studie und Zählweise auf etwa 12 % geschätzt. Das jährliche Wachstum betrug dabei etwa 35 %. Nach Stückzahlen gemessen lag das Wachstum bei 20,5 %.

Dieses Wachstum geht teilweise auch auf Kosten traditioneller UNIX-Systeme, die durch Linux abgelöst werden. Die Firmen, die früher ein eigenes UNIX entwickelt und verkauft haben, verkaufen zunehmend Rechner mit Linux und beteiligen sich immer stärker an der Entwicklung von Linux. Der größte Konkurrent für Linux auf dem Servermarkt ist Microsoft Windows, das Studien zu Folge 2005 einen Anteil von etwa einem Drittel am Gesamtmarkt hatte (Quelle: Studie von Gartner und IDC auf heise.de).

Die Zählungen der Studien sind aber nur bedingt repräsentativ, da Linux auf beliebigen Geräten installiert werden kann, ohne dass dafür eine Lizenz entrichtet werden muss. So entsteht eine unbekannte Dunkelziffer an Linux-Servern, die von den Studien nicht erfasst werden.

Einsatzbeispiele[Bearbeiten]

Die Server der Wikimedia Foundation sind ein LAMP-System

Eines der wohl bekanntesten Beispiele für eine Linux-Server-Konfiguration ist LAMP. LAMP steht dabei als Abkürzung für den kombinierten Einsatz der Softwareprodukte Linux, Apache, MySQL und PHP (manchmal auch Perl oder Python). Diese Kombination ermöglicht es, auf einem Computer einen Webserver zu betreiben, der beim Aufruf der Seiten mit dem Webbrowser dynamische Inhalte aus Datenbanken zu generieren, und auch Inhalte wieder in diese Datenbank zu schreiben. Ein bekanntes Beispiel für einen solchen Einsatz ist die Software MediaWiki, die auf einem LAMP-System läuft.

Ein anderer häufiger Einsatzbereich von Linux ist die Nutzung von Samba, oft auch in Verbindung mit einem LDAP-Verzeichnisdienst. Während der Verzeichnisdienst eine zentrale Anmeldung von Windows- und Linux-Clients ermöglicht, ermöglichen die Fähigkeiten von Samba den Dateiaustausch zwischen Computern mit Linux-Betriebssystemen und Computern mit Windows-Betriebssystemen. So ermöglicht Samba, in gemischten Netzwerken einen Linux-Rechner als zentralen Datei- und Drucker-Server einzusetzen. Dabei werden alle wichtigen Dateien an einem zentralen Punkt gespeichert, und so mehreren Nutzern gleichzeitig zur Verfügung gestellt. Da Samba ebenso wie Linux von seinen Nutzern für seine Stabilität, Performance und Skalierbarkeit gelobt wird, eignet sich die Kombination sehr gut für zentrale und wichtige Knotenpunkte von großen Netzwerken, bei denen eine heterogene Umgebung vorliegt.

Als Beispiel kann das Projekt MigOS des Deutschen Bundestags gelten. Hierbei wurden insgesamt über 100 Server von Windows NT auf Linux umgestellt. Die etwa 5.000 Arbeitsplatzrechner (mit Windows) der Abgeordneten und Verwaltungsangestellten wurden über Samba und OpenLDAP eingebunden.

Neben diesen weit verbreiteten Einsatzbereichen gibt es noch eine Reihe weiterer Server-Software, die unter Linux betrieben wird. So wird die Software-Telefonanlage Asterisk häufig als zentrale Schnittstelle in Firmennetzen genutzt. Ebenso werden viele für Netzwerke elementare Dienste auf Linux-Rechnern betrieben. Dazu gehören sowohl DNS-Server als auch Mailserver und Datenbankserver.

Interessanterweise werden auch viele Server von Online-Spielen, so genannte Spieleserver unter Linux betrieben, selbst dann, wenn das eigentliche Spiel nicht unter Linux zur Verfügung steht.

Hardware[Bearbeiten]

Die Hardware, auf der Linux als Server betrieben werden kann, ist vielfältig. Da Linux auf eine Vielzahl von Plattformen portiert wurde, kann ein Linux Server ebenso auf handelsüblichen PCs wie auch auf klassischen Serverarchitekturen, wie Alpha oder SPARC betrieben werden.

Ein Beispiel für die Linux-Unterstützung auch modernster Server-Hardware ist der IBM eServer p5. Diese Familie von 64-Bit Servern basiert auf IBM POWER-CPUs, und gehört zu den Schwergewichten der verfügbaren Server-Hardware. Auf dieser Hardware können mehrere Linux-Installationen parallel gestartet und betrieben werden, um so bis zu 256 gestartete Linux-Systeme parallel betreiben zu können.

Linux in Sicherheitsbereichen[Bearbeiten]

Linux gilt innerhalb von Netzwerken als ausgesprochen sicher und an die jeweiligen Gegebenheiten anpassbar. Daher wird es häufig in sicherheitsrelevanten Bereichen verwendet. Beispiele sind die Nutzung von Linux als Gateway, Router oder als Firewall.

Vor allen Dingen die Nutzung als Firewall hat sich schon früh verbreitet und führte dazu, dass eine Vielzahl von Linux-Distributionen speziell für die Firewall-Nutzung entwickelt wurden, die zum Beispiel zum Schutz von Bastion Host-Systemen eingesetzt werden.

Linux auf Großrechnern[Bearbeiten]

Mit der freien Verfügbarkeit des Quellcodes und der daraus resultierenden Möglichkeit, das System bestimmten Zwecken anzupassen, hat sich Linux auch in den Anwendungsbereichen von Rechenzentren ausgebreitet. So macht Linux auf Großrechnern, die auf Zuverlässigkeit und hohen Datendurchsatz optimiert sind und häufig in Banken, Versicherungen und großen Unternehmen gefunden werden können, dem dort früher häufig installierten speziellen UNIX-Versionen zunehmend Konkurrenz.

Linux beim Einsatz in Computerclustern[Bearbeiten]

Eine weitere Anwendung ist im Bereich der Computercluster zu finden, bei dem Linux, häufig im Zusammenhang mit Grid-Computing, auf den einzelnen Computern arbeitet, die dann zu großen Netzwerken zusammengeschlossen werden. Dafür stehen neben speziell angepassten Linux-Distributionen auch besondere Dateisysteme wie z. B. das Global File System zur Verfügung. Häufig wird auch ein Linux-Cluster genutzt, um damit die Hochverfügbarkeit unternehmenskritischer Netzwerk-Infrastrukturen sicher zu stellen.

Linuxbasierende Supercomputer[Bearbeiten]

Der wohl prestigeträchtigste Einsatz von Linux ist der in Supercomputern. Diese Computer stellen die Spitze aktueller Hochleistungsrechner dar, und ernten aus diesem Grund meist besondere Aufmerksamkeit der Presse. Eine im November 2009 veröffentlichte Studie der 500 schnellsten Supercomputer zeigte, dass beinahe 90 % mit Linux betrieben wurden, darunter auch die zehn schnellsten Supercomputer (Quelle: Statistik auf top500.org).

Als ein Beispiel sei hier der MareNostrum-Supercomputer genannt, der in Spanien unter anderem in der Klima- und Genforschung eingesetzt wird und unter Linux läuft.

Embedded Linux[Bearbeiten]

Sharp Zaurus SL-5500 mit dem Linux-basierten OpenZaurus und der Oberfläche OPIE

Der Begriff Embedded Linux bezieht sich auf den Einsatz von Linux in kleineren Endgeräten für den Massenmarkt wie in Mobiltelefonen oder PDAs. Vorteil ist dabei, dass jeder Hersteller Linux auf der einen Seite nach eigenen Bedürfnissen verändern kann, auf der anderen Seite aber auch eine sehr aktive Entwicklergemeinschaft vorherrscht, auf deren Ressourcen (z.B. umfangreiche Entwickler-Programmen, bereits bestehender Code wie die Benutzeroberflächen OPIE oder GPE Palmtop Environment, Erfahrung, etc.) die Hersteller dabei zurückgreifen können.

Unterstützung finden viele Hersteller dabei bei eigens zu diesem Zweck gegründeten Foren, die Anleitungen, Programme und beispielhaften Programmcode zur Verfügung stellen, und sich um eine Standardisierung der Schnittstellen bemühen. So hat das OSDL am 17. Oktober 2005 die Gründung der Mobile Linux Initiative bekannt gegeben, welche die Verbreitung von Linux im Markt für mobile Geräte beschleunigen soll. Auch das gemeinnützige Consumer Electronics Linux Forum bemüht sich, Linux als Plattform für mobile Endgeräte zu verbreiten und die Zusammenarbeit zwischen den Firmen, die Mitglied im Forum sind, zu forcieren.

Technisch gesehen werden diese Geräte meist mit spezialisierten stromsparenden Prozessoren und einem Flash-Speicher ausgestattet. Dort wird dann ein angepasstes und kompaktes Linux betrieben. Beispiele für Hardware, auf der heutzutage Linux eingesetzt wird, sind die Motorola Mobiltelefone E680, A780, A760, A768, A910,E895, A728, das Nokia 770 Internet Tablet und der Sharp Zaurus PDA, im Bereich SOHO einige Router von Linksys und WLAN-Geräte wie das 4G Access Cube. Auch in vielen Festplattenrekordern, Satellitenreceivern und DVD-Abspiel- und Aufnahmegeräten findet sich häufig eine angepasste Linux-Variante.

Linux in der Elektronik[Bearbeiten]

Neben der Nutzung von Linux in verbreiteten Kommunikationsgeräten wird es auch in elektronischen Steuerungen und Geräten der Mess- und Regelungstechnik und im Bereich der µC (Microcontroller) eingesetzt.

Im Unterschied zum Embedded Linux wird das System in diesem Fall für technische Spezialanwendungen eingesetzt. Damit entfällt auf der einen Seite der Massenmarkt, auf der anderen Seite besteht zum Beispiel aber auch weniger Bedarf an einer benutzerfreundlichen und einfach gehaltenen Oberfläche.

Siehe auch[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Flickenger, Rob: Linux Server Hacks O´Reilly Verlag, 1. Auflage, Beijing [u.a.] 2003. ISBN 3-89721-361-3
  • Fink, Martin: The Business and Economics of Linux and Open Source, Upper Saddle River, N.J.: Prentice Hall PTR, 2003, ISBN 0-130-47677-3
  • Herr, Gabor; Höhn, Stefan: Open Source: Open for Business, CSC 2004, online: PDF-Download
  • Kofler, Michael: Linux. Installation, Konfiguration, Anwendung. Addison-Wesley, 7. Auflage, München [u.a.] 2004. ISBN 3-8273-2158-1
  • Nemeth, Evi; Snyder, Garth; Hein, Trent: Handbuch zur Linux-Systemverwaltung, Markt+Technik, München 2004, ISBN 3827264421
  • Welsh, Matt; Kaufman, Lar: Linux – Wegweiser zur Installation & Konfiguration O´Reilly Verlag, Beijing [u.a.] 2003. ISBN 3-89721-353-2

Weblinks[Bearbeiten]