Sexualität/ Der Körper der Frau

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Sexualität

Der Körper der Frau

Der Körper der Frau

Erogene Zonen

Brust

Weibliche Brüste

Anatomisch zählen die weiblichen Brüste zu den sekundären Geschlechtsmerkmalen der Frau. Die medizinische Bezeichnung der Brüste ist Mammae (lat.).

Allgemeines

Die biologische Funktion ist zunächst das Stillen von Säuglingen mit Muttermilch, weshalb der Mensch auch zur Klasse der Säugetiere gezählt wird. Da jedoch die meisten weiblichen Primaten im Verhältnis zu den jeweiligen männlichen Artgenossen wesentlich weniger auffallende Brüste haben als Frauen, wird angenommen, dass die menschlichen Brüste zusätzlich ein speziell menschlicher Sexualdimorphismus sind und ihre Anziehungskraft auf potentielle Partner eine zweite wesentliche Funktion ausmacht. Die Brüste - vor allem die Brustwarzen - gehören zu den erogenen Zonen, den sensibelsten Zonen des Körpers der Frau.

Leicht unterscheidbar sind die erhabenen dunkel- bis hellroten Brustwarzen, inmitten des flacheren gleichfarbigen Warzenhofes, der sich wiederum in der Mitte der Brust befindet. Berührungen der Brustwarzen wirken oft stimulierend, erregen den Geschlechtstrieb oder führen nach der Schwangerschaft zur Absonderung von Muttermilch.

In der Medizin beschäftigt sich die Senologie mit den Erkrankungen der weiblichen Brüste. Eine der häufigsten Erkrankungen dieser Art ist der Brustkrebs.

In den letzten Jahren wird durch Bewegungsmangel und Überernährung die Brustgröße von jungen Frauen im Durchschnitt langsam größer, was u. U. zu physischen (z. B. Rückenproblemen) und psychischen Problemen führen kann. So gibt es eine Zunahme von brustverkleinernden Operationen (Reduktionsplastik). Die Bildung der Brüste geschieht unter steigender Östrogen-Wirkung während der Pubertät, sie wird als Brustansatz (Thelarche) bezeichnet.

Anatomie

Querschnitt durch die weibliche Brust

Die weibliche Brust besteht zum größten Teil aus Fett- und Drüsengewebe. Sie bildet sich durch hormonelle Umstellung während der Pubertät aus den Milchhügeln, die bei beiden Geschlechtern entlang der Milchleisten bereits im Mutterleib entstehen. Als Fehlbildung kann es entlang der Milchleisten zu überzähligen Brustwarzen (Polythelie) oder überzähligen Brustdrüsen (Polymastie) kommen. Die Brustentwicklung während der Pubertät wird Brustansatz genannt. Die Brustwarzen sind das Ende des Drüsenausführungsganges, der die Verbindung zu den Milchdrüsen herstellt.

Medizinische Untersuchungsmethoden und operative Eingriffe

Krankhafte Veränderungen der Brüste kann man durch Abtasten, genaue Betrachtung der Haut, Ultraschall, Mammografie und Gewebeprobenentnahmen feststellen. Heute werden viele operative Eingriffe von der plastischen Chirurgie vorgenommen. Möglich sind sowohl Brustvergrößerungen durch Implantate als auch Brustverkleinerungen durch Entfernung von Fett-, Drüsen- oder Bindegewebe. Auch das komplette Entfernen einer oder beider Brüste ist bei entsprechender Indikation manchmal notwendig.

Ästhetik

Die Brust und ihr Anblick stellen für mögliche Sexualpartner einen wichtigen erotischen Reiz dar. Dabei unterscheiden sich die Vorlieben für verschiedene Brustgrößen und -formen sowohl bei den Frauen selbst als auch bei Männern stark und haben sich auch durch die Zeit und Modeepochen hinweg sehr gewandelt. Dies spiegelt sich z.B. auch in der Aktmalerei über die Jahrhunderte wider.

Scheide

Die Vagina (lat. für Scheide, griech. Kolpos) ist ein weibliches Geschlechtsorgan der Säugetiere. Beim Geschlechtsverkehr nimmt sie den Penis auf und leitet das von ihm ausgestoßene Sperma mit den darin enthaltenen Spermien durch den Muttermund (Gebärmutterhals) zur Gebärmutter (Uterus) und weiter in die Eileiter. Die Vagina dient bei Primaten auch als Abfluss für die Menstruationsblutungen. Bei der Geburt wird die Vagina zum Geburtskanal für das Neugeborene.

In vielen Kulturen sind die weiblichen Geschlechtsorgane - im Gegensatz zu den männlichen - ein Tabuthema. Fälschlicherweise werden oft die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane, die Vulva, als Scheide bezeichnet. Ebenso falsch ist es, die Vagina als das Geschlechtsorgan der Frau zu sehen.

Anatomie

Die Vagina ist ein dehnbarer, muskulärer Schlauch, der beim Menschen 8 bis 10 cm lang ist. Gebärmutterseitig ragt die Portio vaginalis des Gebärmutterhalses zapfenartig in die Vagina vor. Dadurch entsteht ein größeres, hinteres (dorsales) und ein vorderes (ventrales) Scheidengewölbe (Fornix vaginae). Der Zugang zum Gebärmutterhals ist beim Menschen nach vorn abgeknickt. Bei Abtreibungsversuchen von Laien, die der Verlaufsrichtung der Scheide folgen, gelangen entsprechende Instrumente deshalb in das hintere Scheidengewölbe und durchstoßen dessen Dach. Dabei kann der Bauchfellsack eröffnet werden und eine Peritonitis entstehen. Mit der Scheidenöffnung (Ostium vaginae) mündet die Vagina in den Scheidenvorhof.

Die Hinterwand (Dorsalwand) der Vagina ist durch Bindegewebe (Septum rectovaginale) mit dem Rektum, die gegenüberliegende Wand mit Harnblase und Harnröhre verbunden.

Bei der Frau wird die Vagina von einer kleinen Membran, dem Jungfernhäutchen (Hymen), teilweise verschlossen. Es befindet sich am Übergang der Scheide in den Scheidenvorhof. Auch bei intaktem Hymen ist normalerweise eine Öffnung zum Abfluss des Menstruationsblutes und anderer Sekrete vorhanden.

Die drüsenlose Haut der Vagina ist ein mehrschichtiges, unverhorntes Plattenepithel, dessen Höhe und Aufbau vom Alter und vom Hormonstatus abhängig ist. Das Epithel unterliegt im Verlauf des Sexualzyklus ständigen Umbauprozessen, die durch Östrogene und Progesteron gesteuert werden. Zur Untersuchung werden Epithelzellen durch einen schmerzlosen Abstrich gewonnen und auf einem Objektträger mikroskopiert. Damit gibt die Vaginalzytologie Auskunft über die aktuelle Zyklusphase der Frau. Heute wird die Zyklusphasenbestimmung allerdings durch Hormonuntersuchungen erweitert, um ausreichende Diagnosesicherheit zu bieten.

Physiologie

Die Vagina wird bei sexueller Erregung durch wässrige Transsudation aus dem Epithel befeuchtet, dies nennt man Lubrikation. Die Bartholinschen Drüsen, welche bei Erregung ein schleimhaltiges Sekret absondern, münden in den Scheidenvorhof und befeuchten ihn. Das Vaginalsekret ist unter Einfluss des Sexualhormons Östrogen und einer speziellen Keimflora (Döderleinflora) sauer (pH-Wert 4 – 4,5) und dient dem Schutz gegen aufsteigende Infektionen des weiblichen Genitaltraktes. Jede Störung dieses Vaginalmilieus steigert die Anfälligkeit gegen Infektionen und mechanische Reize – es kann zu einer Scheidenentzündung (Kolpitis) mit Ausfluss (Fluor vaginalis) kommen. In der Pubertät bemerken viele Mädchen einen deutlichen Fluor, der durch die ansteigende Östrogenwirkung hervorgerufen wird. Dieser schleimig-glasige Fluor ist als Reifungszeichen physiologisch und wird im Volksmund „Weißfluss“ genannt. Häufig wird dieser Flour, der ungefähr ein Jahr vor der Menarche auftritt, von den Mädchen als unangenehm und beschmutzend erlebt. Er ist jedoch ein Zeichen der gesunden Entwicklung zur geschlechtsreifen Frau und besitzt, so lange er geruchlos ist, nur sehr selten Krankheitswert. Unangenehm riechende vaginale Ausflüsse sollten ärztlich abgeklärt werden, um mögliche Ursachen wie Fremdkörper oder bakterielle Infekte zu erkennen und zu behandeln.

Neben der glatten Muskulatur in der Scheidenwand wird die Scheide von quergestreiften Muskeln umgeben. Der Musculus pubococcygeus, ein Anteil des Musculus levator ani, ist ein Muskel des Beckenbodens. Die Muskeln beider Seiten (Levatorschenkel) umfassen die Scheide wie eine Schlinge und ermöglichen eine trainierbare, willkürliche Verengung der Scheide. Die Kontraktion dieser Muskeln lässt sich von der Scheide aus fühlen.

Vaginalflora

Die Vaginalflora einer geschlechtsreifen, gesunden Frau besteht überwiegend aus verschiedenen Spezies von Laktobazillen, den sog. Döderleinschen Stäbchen. Lange wurde angenommen, Lactobacillus acidophilus wäre dabei der am meisten verbreitete Mikroorganismus, aber mittlerweile stellte sich heraus, dass der häufigste Scheidenbewohner L. iners ist, gefolgt von L. crispatus (je nach Studie auch umgekehrt!). Weitere häufig vorkommende Lactobazillen der Vagina sind L. delbruekii, L. jensenii, L. buchneri., L. gasseri und Bifidobacterium spp.. Die Zusammensetzung auch der normalen vaginalen Mikroflora kann von Frau zu Frau, z. B. in Abhängigkeit vom Status des sog. Nugent-Score (ein Bewertungssystem für bakterielle Vaginitis: 1-4 normale Flora und ≥ 7 völlig ausgebildete BV), stark variieren.

Die Laktobazillen vergären unter dem Einfluss von Östrogen und Gestagen von den Epithelzellen bereitgestellte Glukose (Traubenzucker) zu Milchsäure (Milchsäuregärung). Hierdurch entsteht in der Scheide ein saures Milieu, mit einem pH-Wert von normalerweise zwischen 3,8 bis 4,5. Dieses saure Vaginalmilieu bildet einen effektiven Schutz vor Infektionen, da die überwiegende Zahl der krankmachenden Bakterien unter solchen Bedingungen nicht gedeihen kann. Allerdings schützt der niedrige pH-Wert nur vor bakteriellen Infektionen, nicht aber vor bestimmten Pilzinfektionen. Störungen der vaginalen Flora, z. B. durch die Einnahme von Antibiotika, können zum Niedergang der Döderleinschen Stäbchen und in Folge zu bakterieller Vaginitis führen. Dies gilt auch für übertriebene hygienische Maßnahmen, insbesondere die Anwendung von (basischer!) Seife. Der häufigste Erreger einer Vaginitis ist Gardnerella vaginalis, aber auch pathogene Chlamydien, Enterobacteriaceae, Staphylokokken und der Pilz Candida albicans können ursächlich sein.

Untersuchungsmöglichkeiten

Die Scheide kann mit den Fingern abgetastet werden. Zur optischen Begutachtung verwendet man ein Spekulum, ein Vaginoskop oder ein Kolposkop. Für Untersuchungen der Scheidenhaut und des Scheidenmilieus führt man Scheidenabstriche durch oder entnimmt Gewebeproben mittels Scheidenbiopsie.

Verhütung

Zu den vaginalen Verhütungsmethoden zählt die Kombination aus einem Diaphragma und der Einführung einer chemischen Nährsubstanz für die Samen (als Gel oder Zäpfchen erhältlich). In den USA werden auch statt des Diaphragmas sogenannte „Verhütungsschwämme“ aus Polyurethan eingesetzt. Der Konzeptionsschutz (gemessen am Pearl-Index) ist jedoch geringer als bei hormonellen Methoden.

Als weitere neuere Variante der vaginalen Verhütung gibt es das „Femidom“. Dabei handelt es sich um ein Kondom für die Frau, einen Polyuretan-Schlauch, der, von zwei Ringen gehalten, die Scheidenwände auskleidet, und so eine kondomähnliche Funktion erfüllt. In Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern hat sich das Femidom allerdings bisher nicht durchgesetzt, da die Handhabung schwieriger und die Sicherheit geringer als beim herkömmlichen Kondom ist. Als hormonelle vaginale Verhütungsmethode ist seit einigen Jahren der NuvaRing verfügbar. Dieser weiche durchsichtige flexible Ring wird tief in die Vagina eingeführt und verbleibt dort 21 Tage lang. Er gibt kontinuierlich Ethinylestradiol und Etonorgestrel ab und verhindert so wie eine Pille den Eisprung. Da durch die lokale Abgabe der Hormone die Dosis niedriger angesetzt werden kann und eine systemische Wirkung schwächer ausfällt, sei die Nebenwirkungsrate des NuvaRings im Vergleich zu anderen hormonellen Verhütungsmethoden geringer. Die Verhütungssicherheit liegt bei Pearl 1 - 2 und damit auf dem Niveau der Pille. Da der NuvaRing keine Barrieremethode darstellt, ist seine Lage in der Vagina nicht ausschlaggebend für die Funktion, andererseits schützt er nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie das Kondom und das Femidom.

Geschlechtsverkehr

Das medizinische Adjektiv intravaginal bedeutet „in der Vagina liegend“; beim intravaginalen Geschlechtsverkehr dringt der Mann mit seinem Penis in die Vagina der Frau ein. Der intravaginale Geschlechtsverkehr kann – wie auch andere Formen der sexuellen Betätigung – zum Orgasmus führen. Da die Vagina im Wesentlichen aus relativ nervenarmem Gewebe besteht, ist unter Wissenschaftlern noch umstritten, ob der vaginale Orgasmus durch die Reizung in der Vagina oder eine durch die Bewegung ausgelöste Reizung der Klitoris ausgelöst wird.

Ein Schlagwort, das in diesem Zusammenhang immer wieder auftaucht, ist der 1950 vom deutschen Gynäkologen Ernst Gräfenberg entdeckte, so genannte G-Punkt, welcher etwa drei bis vier Zentimeter vom Vaginaleingang entfernt an der Vorderseite der Vagina liegen und als sogenanntes „inneres Lustzentrum“ der Frau fungieren soll. Die Funktion dieses im Durchmesser etwa münzgroßen Punktes ist unter Experten umstritten.

Schamlippen

Die Schamlippen sind ein Teil der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane. Beim Menschen unterscheidet man noch zwischen den kleinen und den großen Schamlippen.

Die großen Schamlippen

Die großen Schamlippen verlaufen vom Schamberg bis zum After; sie verdecken Harnröhrenöffnung und Scheideneingang und schützen somit diese (siehe Sexualhygiene). Die großen Schamlippen sind - bei der erwachsenen Frau - gewöhnlich durch Schamhaare bedeckt.

Die kleinen Schamlippen

Die kleinen Schamlippen begrenzen seitlich den Scheidenvorhof und treffen vorn an der Klitoris zusammen. Die Klitoris selbst wird von Präputium clitoridis (der Kitzlervorhaut) bedeckt. Ihr Aussehen ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Eine weit verbreitete Meinung ist, dass die kleinen Schamlippen von den großen überdeckt werden. Dies ist aber oft nicht der Fall. Die kleinen Schamlippen reagieren empfindlich auf Berührungen, bei sexueller Erregung füllen sie sich mit Blut, schwellen an und werden dunkler.

Schamhaar

Schamhaare beginnen in der Pubertät zu wachsen, bei Mädchen etwa ab dem 10. - 12. Lebensjahr. Bei Mädchen bedecken die Schamhaare die äußeren Schamlippen, dabei haben sie die Form eines auf der Spitze stehenden Dreiecks.

Intimrasur

Eine leichtere Form der Veränderung stellt auch die Intimrasur dar, bei welcher die Intimbehaarung ganz oder teilweise entfernt wird. Hierfür werden die unterschiedlichsten Gründe angegeben, die von der verbesserten Körperwahrnehmung über ästhetische bis zu hygienischen Gründen reichen.

Die Popularität der Intimrasur schwankt stark zwischen den Kulturen. Im Orient (arabischer Kulturkreis, Türkei; die christlichen Länder des Kaukasus ausgenommen) ist sie bei Frauen schon seit langem weit verbreitet. Dort sind weniger als 10% der Frauen nicht intimrasiert und über 85 % komplett intimrasiert, wobei besondere Sorgfalt auf die Damm-Region gelegt wird. Auch auf einigen Südsee-Inseln, wie etwa Osttimor (die Schamlippen werden dort auch als vertikales Lächeln der Frauen bezeichnet, das nicht versteckt werden soll), sowie bei zahlreichen südamerikanischen Indianerstämmen, zum Beispiel den Huaorani, ist die Entfernung der Schamhaare bei Frauen normal. Die Frauen der Huaorani reiben sich dazu die Stellen, an denen sie keine Haare wünschen, mit Asche ein und können sich die Haare anschließend schmerzfrei ausreißen.

In Nordamerika war die Intimrasur lange unüblich, lediglich die Teil-Intimrasur der Frau in der Bikinizone war seit der Erfindung des Bikinis beliebt. Als Bikinizone wird umgangssprachlich jener Bereich in der engeren Nähe des Intimbereichs von Frauen bezeichnet, der von Haaren befreit wird, um beim Tragen eines Bikinis oder anderer knapper Bekleidung an diesen Stellen glatte Haut aufscheinen zu lassen. Der Anteil der überhaupt nicht intimrasierten Frauen liegt in Kanada und in den USA bei ca. 10 %, der Anteil der bikinirasierten Frauen bei ca. 60% und der Anteil der voll- (oder frisur-)intimrasierten Frauen bei ca. 30 %.

An der Ostküste Südamerikas ist die teilweise Entfernung der Schamhaare bei Frauen die Regel und dies bereits seit mehreren Generationen. Da die Enthaarung mit Wachs erfolgt, spricht man von Brazilian Waxing. Beim Brazilian Waxing entfernt eine professionelle Kosmetikerin die Haare auf den Schamlippen sowie an den Seiten des Venushügels, so dass nur noch ein je nach Wunsch mehr oder weniger schmaler Streifen Haare oberhalb der Schamlippen stehen bleibt.

In Europa ist die Intimrasur wie in Nordamerika erst seit der Mitte des 20. Jahrhunderts in Form der Bikinirasur verbreitet. Erst seit dem Ende des 20. Jahrhunderts kommt die volle Intimrasur, wie in Saunen und an FKK-Stränden sichtbar, zunehmend in Mode.

Klitoris

Als die Klitoris (Fachterminus Clitoris, latinisiert von altgriechisch κλειτορίς, neugriechisch κλειτορίδα - „kleiner Hügel“) oder den Kitzler bezeichnet man ein kleines, von Schwellkörpergewebe gebildetes zylindrisches Organ der Frau und aller anderen weiblichen Säugetiere. Entwicklungsgeschichtlich gehen Klitoris und die männliche Eichel aus den selben Anlagen hervor.

Anatomie

Klitoris. 1 Eichel in der Vorhaut, 2 Schwellkörper, 3 Kitzlerschenkel, 4 Harnröhrenmündung, 5 Bulbus vestibuli, 6 Scheidenöffnung

Der Kitzler besteht aus zwei, am Sitzbeinausschnitt (Arcus ischiadicus) befestigten Schwellkörperschenkeln (Crura clitoridis, Singular Crus clitoridis), die sich zum Schaft (Corpus clitoridis) vereinen. Das freie Ende ist zur Eichel (Glans clitoridis) erweitert. Zudem besitzt der Kitzler bis zu ca. 14.000 Nerven. Die Klitorisvorhaut schützt die empfindliche Klitoris. Durch eine zu große Klitorisvorhaut kann es passieren, dass die Klitoris bei Erregung nicht - wie in der Abbildung zu sehen - frei liegt. Diese Frauen spüren dann bei sexueller Betätigung sehr viel weniger. Durch einen kleinen medizinischen Eingriff unter örtlicher Betäubung lässt sich die Klitorisvorhaut beschneiden.

Äußerlich sichtbar sind nur der Schaft und die hochempfindliche Eichel, die als Teil der Vulva an der vorderen Umschlagfalte der kleinen Schamlippen liegen. Zusammen umfassen sie nur ein Zehntel des Gesamtvolumens der Klitoris.

Funktion

Der Kitzler ist stark mit Nervenendungen ausgestattet und daher besonders berührungsempfindlich und empfänglich für sexuelle Reize. Durch Stimulation der Klitoris gelangen die meisten Frauen zum Orgasmus. Viele Untersuchungen, z.B. die von Kinsey, weisen darauf hin, dass ein beachtlicher Anteil der Frauen nur dann zum Orgasmus kommen kann, wenn die Klitoris (mit-)stimuliert wird.

Im Rahmen der Mode, hochempfindliche erogene Zonen als „Super-Orgasmus-Punkte“ zu definieren, wurde der Kitzler vom britischen Zoologen und Verhaltensforscher Desmond Morris auch als „C-Punkt“ bezeichnet.

Empfindlichkeit

Die Empfindlichkeit der Klitoris für direkte Stimulierung ist individuell sehr unterschiedlich. Manche Frauen sind so empfindlich, dass sie eine direkte Stimulierung erst nach längerem Vorspiel ertragen. Da die Klitoris, wie oben beschrieben, mit dem umgebenden Gewebe verbunden ist, sind verschiedene indirekte Stimulationsformen denkbar.

Entwicklung beim Embryo

Ob sich ein Penis mit Eichel oder ein Kitzler bildet, wird über die Ausschüttung von Testosteron geregelt. Wenn diese gestört ist, können Frauen trotz des Gensatzes XX eine penisartige Ausstülpung entwickeln, wo bei normaler Entwicklung die Klitoris sitzt. Diese Störung ist sehr selten.

Bei einer als zu groß geltenden Klitoris, meistens bei einer Klitoris größer als ein Zentimeter beim Neugeborenen, werden heute auch chirurgische Verkleinerungen durchgeführt. Diese sind, wie nahezu alle chirurgischen Veränderungen bei Intersexualität, umstritten.

G-Punkt

Orgasmus

Der Orgasmus (lat. Climax) ist der Höhepunkt des sexuellen Lustempfindens. Kurz vor dem Orgasmus steigert sich die Durchblutung der Geschlechtsorgane ins Maximum, während des Höhepunkts kommt es im Genitalbereich zu rhythmischen unwillkürlichen Muskelkontraktionen, in denen sich die sexuelle Spannung entläd. Anschließend kommt es meist zu einer Entspannung des Genitalbereichs, oft auch des gesamten Körpers.

Evolutionärer Hintergrund und anthropologische Theorien

Es ist ungeklärt, wann und warum das mit dem Geschlechtsakt verbundene Glücksgefühl entstanden ist. Sicher ist nur, dass es ein im wesentlichen zentral-nervöser Vorgang bzw. eine Folge von bestimmten Gehirnleistungen ist, vergleichbar mit einem neuronalen Feuerwerk. Daher kann man den Orgasmus aus biologischer Sicht deutlich von der Fortpflanzung, dem Eisprung und anderen körperlichen Veränderungen unterscheiden.

Der Orgasmus der Frau

Der Orgasmus der Frau geht mit einer Anzahl rhythmischer Muskelkontraktionen einher, die während der fruchtbaren Phase der Frau empfängnisunterstützend wirken können, da sie im Falle einer Befruchtung den Gebärmuttermund rhythmisch und mit peristaltischen Bewegungen in die Samenflüssigkeit eintauchen.

Da die Scheidenwand fast keine Nerven aufweist, kommen viele Frauen nur dann zum Orgasmus, wenn bestimmte Lustzentren, z. B. die Klitoris, der G-Punkt, der A-Punkt oder andere, stimuliert werden. In vielen allgemeinen und in einigen älteren wissenschaftlichen Publikationen wird unterschieden zwischen einem „klitoralen“ und einem „vaginalen Orgasmus“, wobei letzterer oftmals als erfüllender oder gar als höhere Stufe propagiert wird. Heutige Wissenschaftler gehen davon aus, dass jeder weibliche Orgasmus von dem nervenreichen weiblichen Sexualorgan, der Klitoris ausgeht. Die publizierten Unterscheidungen seien darin begründet, dass das, was gemeinhin als Klitoris angesehen werde, nämlich die außen sichtbare Klitorisspitze, in Wirklichkeit nur einen kleinen Teil des Organs darstelle, das ca. elf Zentimeter lang sei und dessen Nervenenden bis in die Vagina und die Oberschenkel hineinreichen sollen. Dadurch könne es durch vielerart Stimulationen zu einem (klitoralen) Orgasmus kommen.

Die Orgasmusfähigkeit von Frauen nimmt mit zunehmendem Alter und zunehmender sexueller Erfahrung zu. Frauen lernen oft erst mit der Zeit, durch welche Stimulationen sie am besten zum Orgasmus kommen und gewinnen mit dem Heranwachsen und mit zunehmender Erfahrung mehr und mehr Selbstbewusstsein, was wichtig ist, um die eigenen sexuellen Wünsche zu vertreten. Berichten zufolge kann mit zunehmender Erfahrung die weibliche Vorsteherdrüse (Prostata feminina oder Gräfenberg-Zone, kurz G-Punkt) durch gezielte Reizung aus dem umliegenden Vaginal-Gewebe hervortreten, was bei der vaginalen Stimulation das sexuelle Lustempfinden steigern und leichter einen Orgasmus bescheren könne. Die feinen Abstufungen in den Stimulationsmöglichkeiten und im Empfinden können trainiert werden, gleichzeitig unterliegen sie individuellen und lebenszyklischen Schwankungen, die hormonell wie anatomisch bedingt sind. So berichten etwa viele Frauen nach der ersten (Vaginal-)Geburt von einer Zunahme des sexuellen Genusses und intensiveren Empfindungen im Bereich der vorderen Scheidenwand, der Umgebung des G-Punkts.

Bei Frauen kann es Angaben zufolge, ähnlich wie beim Mann, während des Orgasmus zu einer Ejakulation kommen. Dabei sondere die Frau stoßweise ein klares Sekret aus dem G-Punkt-Drüsenzentrum ab, dem möglicherweise fördernde Eigenschaften für die Befruchtung zugeschrieben werden könnten: sei das männliche Ejakulat zu dickflüssig oder betrage es zu wenig, und sei dadurch die Beweglichkeit der Spermien eingeschränkt, könne das weibliche Ejakulat diese hinderlichen Faktoren ausgleichen. Zudem beeinflusse es das Basen-Säuren-Verhältnis in der Vagina: Die Vaginalflora hat normalerweise einen sauren pH-Wert während Spermien eine leicht alkalische Umgebung brauchen, das weibliche Ejakulat erhöhe für eine kurze Zeit den pH-Wert in der Vagina und ermögliche so, dass die Spermien während der befruchtungsfähigen Phase der Frau unversehrt in die Gebärmutter gelangen könnten. Eine genaue Einordnung der Substanz sei bisher nicht gelungen. Vermutlich handele es sich um ein Sekret aus der Prostata feminina, das in seiner Zusammensetzung mit Ausnahme der Spermien dem männlichen Ejakulat ähneln soll.

Methoden, den Orgasmus bewusst zu steuern

Wie häufig und durch welche Stimulationen ein Mensch Orgasmen erleben kann, sagt wenig über seine sexuelle Genussfähigkeit aus. Sie hängt vielmehr von der Tiefe seiner Hingabe, seiner Fähigkeit zur Überwindung der Selbstkontrolle und seinem Selbstwertgefühl ab. Die Bezeichnung Liebesspiel kommt von Spiel als Tätigkeit zum Selbstzweck aus purem Genuss. Diese Einstellung beinhaltet oft eine größere sexuelle Erfüllung als die leistungsorientierte Orgasmusjagd (vergl. Kapitel Die Orgasmuslüge).

Die Intensität des weiblichen Orgasmus lässt sich laut unterschiedlichen Erfahrungsberichten mit der „Raffinesse“ des Liebesspiels steigern, etwa durch kurzfristige Intensitätsänderungen der Berührungen, mehrfache Stimulationen wie gleichzeitige Berührungen von Klitoris und Brüsten, Mund oder Analregion sowie einer „Inszenierung“ der Situation, etwa durch das Einnehmen einer aktiven, passiven oder imaginären Rolle oder durch Augenverbinden. Darauf zu warten oder sich unter Druck zu setzen wird hingegen als hinderlich beschrieben.

Männer lernen mit zunehmender Erfahrung, wie sie ihren Orgasmus und die Ejakulation durch Selbstbeherrschung und -diziplin besser kontrollieren können. Hierbei entwickeln sie vor allem die Fähigkeit, den Orgasmus willentlich hinauszuzögern, was häufig den sexuellen Genuss erhöht und zu einem intensiveren Höhepunkt führt. Ebenso kann die Partnerin oder der Partner durch einen Intensitätswechsel der Stimulationen den Zeitpunkt des männlichen Orgasmus mit steuern.

Eine Verfeinerung des Liebesspiels stellt das bewusste Hinauszögern des Orgasmus durch wiederholtes Unterbrechen der Stimulation bei fortgeschrittener Erregung dar. Diese Erkenntnis begründet die Sexualtechniken des buddhistischen Tantras, wobei sich der Orgasmus hier nicht in einer explosiven Entladung der sexuellen Energie äußert, sondern mit bestimmten Atemtechniken in andere Energieformen transformiert wird, die sich in einem ganzkörperlichen und lang anhaltenden Zustand hoher Ekstase äußern. Im Buddhismus steht jedoch nicht die Maximierung der eigenen Erlebnistiefe im Mittelpunkt, sie ist lediglich ein Nebenprodukt der spirituellen Handlung. Die sexuellen Techniken des Tantras bezwecken nach traditioneller Auffassung vielmehr, eine Nähe zu den Göttern, insbesondere der Doppelgottheit Shiva/Shakti herzustellen und durch das orgastische Erleben einer Auflösung der Ichgrenzen selbst zu dieser zu werden. Die Bereitschaft zur Selbstaufgabe begünstigt hierbei vermutlich die Erlebnistiefe. Siehe auch: Kamasutra und Tantra.

Mythen und Erkenntnisse - eine Chronologie des Orgasmus

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts

Religiös motivierte und prüde Moralvorstellungen tabuisierten im Lauf der Geschichte oft die Sexualität und besonders den weiblichen Orgasmus. So herrschte etwa unter der breiten Bevölkerung, ebenso wie unter Wissenschaftlern und Ärzten, die gängige Überzeugung, dass Frauen grundsätzlich nicht orgasmusfähig seien (vergl. Kapitel Der Orgasmus und Rollenklischees). Bis ins 20. Jahrhundert war der weibliche Orgasmus unter Forschern der westlichen Hemisphäre offiziell unbekannt. Allgemein wurde das Empfinden sexueller Lust von Kirche und Staat lange problematisiert, es wurde nicht als etwas „Natur“- oder „Gottgegebenes“ betrachtet, sondern galt als verwerflich, als „Teufelswerk“. Häufig wurden heute als normal geltende sexuelle Handlungen oder Neigungen strafrechtlich verfolgt. Noch heute sind solche Ansichten partiell verbreitet.

Ab dem 15. Jahrhundert gehörte bei Frauen die manuelle Auslösung des Orgasmus, der damals als „hysterische Krise“ verkannt wurde (von griechisch hystera: Gebärmutter), zum ärztlichen Behandlungsrepertoire und fand rege Anwendung bei den in Europa weit verbreiteten „hysterischen Leiden“, zu denen etwa nervöse Kopfschmerzen und „allgemeine Unleidlichkeit“ gehörten. Im 19. Jahrhundert starb diese Behandlungsmethode nach und nach aus, weil spezielle Geräte für die häusliche Selbstbehandlung aufkamen: Vorläufermodelle der Vibratoren, die heute in zahlreichen Varianten als Sexspielzeug dienen. [Bearbeiten]

Zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts

Veränderte Moralansprüche, die Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges, der schwindende Einfluss der Kirchen und bessere wissenschaftliche Untersuchungs- und Forschungsmethoden haben es den Forschern ermöglicht, teilweise Licht in das Dunkel um den Orgasmus zu bringen:

  • In den 1950er Jahren entdeckte der Gynäkologe Ernst Gräfenberg ein Lustzentrum der Frau, den nach ihm benannten G-Punkt.
  • Wenig später veröffentlichte der Zoologe und Sexualforscher Alfred Charles Kinsey die Kinsey-Berichte, in denen er anonymisierte Antworten von Amerikanern über ihre Sexualpraktiken auswertete.
  • Masters und Johnson untersuchten in den 1960er Jahren den menschlichen sexuellen Reaktionszyklus und den dabei ablaufenden Orgasmus aus wissenschaftlicher Sicht. Dabei sollten die Versuchspersonen ihren Koitus und die Stimulation bis zum Orgasmus unter Laborbedingungen durchführen. So wurden primär die sexuellen Reaktionen von Menschen erfasst, die ein außergewöhnlich hohes sexuelles Interesse und eine besonders niedrige moralische Hemmschwelle hatten. Es entstand eine durchschnittliche Reaktionskurve, die nach heutigen Untersuchungsstandards eher für „sexuelle Hochleistungssportler“ als für die Durchschnittsbevölkerung repräsentativ war. Masters und Johnson gingen vom ständigen Vorhandensein eines sexuellen Triebes aus, der lediglich einer effektiven Stimulation bedürfe um einen Orgasmus zu produzieren. Diese Ansicht wird heute nicht mehr geteilt. Spätere Sexualwissenschaftler warfen Masters und Johnson vor, die Sexualität auf das Erreichen des Orgasmus reduziert zu haben.
  • Ende der 1970er und in den 1980ern publizierte Shere Hite drei Hite-Reports, vielzitierte Bestseller, die Auswertungen von Umfragen über das Sexualverhalten von Frauen und Männern beinhalteten. Auch danach lieferte Shere Hite wertvolle Forschungsergebnisse und Denkansätze zur menschlichen Sexualität und zum „Mysterium Orgasmus“.
Jüngste Erkenntnisse
  • In New Scientist vom 11. Juni 2005 wurde eine Studie an insgesamt knapp 1400 eineiigen und zweieiigen weiblichen Zwillingspaaren vorgestellt. Die Frauen im Alter von 19 bis 83 Jahren wurden u. a. befragt, ob und wie häufig sie beim Masturbieren und beim Geschlechtsverkehr zum Orgasmus kommen. Nur 14 Prozent der Befragten gaben an, beim Geschlechtsverkehr immer, 16 Prozent, dabei nie zum Orgasmus zu kommen; 32 Prozent sagten, dass sie auf diese Weise nicht häufiger als jedes vierte Mal einen Orgasmus erlebten. Beim Masturbieren kommen der Studie zufolge 34 Prozent der befragten Frauen immer zum Orgasmus, 14 Prozent nie. Wegen des Studienansatzes mit ein- und zweieiigen Zwillingen und den festgestellten Parallelen schlussfolgern die Forscher um Tim Spector, St. Thomas' Hospital, London, dass die Erbanlagen einen erheblichen Einfluss auf die Orgasmusfähigkeit von Frauen haben. Dafür spreche besonders, dass beim Masturbieren zwar der „externe Faktor“ – ein Mann oder eine andere Frau – entfalle, gleichwohl aber eine deutliche Korrelation zwischen sexuellem Erleben und verwandtschaftlicher Nähe nachweisbar sei. Die Forscher wiesen darauf hin, dass die verbreitete Erwartungshaltung und die damit verbundene Definition von „Normalität“, dass Frauen einen Orgasmus haben müssen, nicht haltbar sei; man könne nicht jede fünfte Frau als „abnorm“ bezeichnen.
  • Einer 2004 veröffentlichten Studie des Berliner Universitätskrankenhauses Charité zu Folge, in der 575 Frauen im Alter zwischen 17 und 71 via Fragebogen befragt wurden, unterschied nur ein Bruchteil der Befragten einen „vaginalen Orgasmus“ von einem „klitoralen“. Die Betreffenden beschrieben den Unterschied lediglich in der Art der Stimulation, stellten aber bezüglich des Erlebens keinen oder nur einen sehr geringen Unterschied fest (den vereinzelten Angaben zu Folge sei der „klitorale Orgasmus“ minimal intensiver), siehe auch Kapitel Der Orgasmus der Frau.

Der Orgasmus in Gesellschaft und Kultur

Der Orgasmus und Rollenklischees

Die Enttäuschung, beim Sex mit dem Partner keinen Orgasmus zu erreichen, scheint laut Umfragen bei Frauen geringer zu sein als bei Männern – das legt die Vermutung nahe, dass Frauen stärker als Männer zwischen Orgasmus und sexueller Befriedigung unterscheiden. Zahlreiche Umfragen und Untersuchungen bestätigen, dass viele Frauen die häufigsten und intensivsten Orgasmen bei der Masturbation erleben, aber trotzdem angeben, mit dem Sexualleben in ihrer Partnerschaft zufrieden zu sein. Hierbei stützen sich die zugrundeliegenden Untersuchungen vorrangig auf die Aussagen von Heterosexuellen.

Möglicherweise sind die Gründe für die als selbstverständlich hingenommene Orgasmuslosigkeit der Frau in der veralteten Rollenverteilung der Geschlechter und in tradierten sexuellen Vorstellungen zu finden, die sich u. a. im Ausdruck Eheliche Pflicht widerspiegeln, der lange gebräuchlich war und sogar als Begründung für die ungleiche juristische Bewertung ehelicher und außerehelicher Vergewaltigungen diente. Lange sollten Frauen keinen Spaß an der körperlichen Liebe haben, statt dessen wurde von ihnen Fügsamkeit erwartet, was unterbewusst bis heute nachwirkt (vergl. Abschnitt weiter unten). Umfragen bei homosexuellen Frauen haben ergeben, dass sie häufiger Orgasmen erleben, und dass der Orgasmus selbstverständlicher zum Liebesspiel gehört, als bei Frauen mit heterosexuellen Partnern. Diese Ergebnisse unterstützen die These der fortbestehenden unbewussten Rollenkonformität.

Seit Mitte des 20.Jahrhunderts wurde das Recht der Frau auf ihre eigene Sexualität von feministischen Bewegungen immer stärker vertreten und eingefordert. In den 1950er Jahren erfasste und erforschte der weltberühmte Zoologe und Sexualforscher Kinsey in seinem Buch Das geheime Leben der Frauen das Thema und machte es zum Gegenstand der öffentlichen Auseinandersetzung. Bis dahin war der weibliche Orgasmus ein Mythos, wenn nicht sogar ein Tabu. In den 1970er und 1980er Jahren machte die Sexualforscherin und Feministin Shere Hite mit den Hite-Reports Furore, in denen sie weibliche und männliche Stereotypen im sexuellen Rollenverhalten entlarvte. Mit ihren Veröffentlichungen gelang es ihr insbesondere, ein größeres allgemeines Interesse für die Sexualität der Frau und den weiblichen Orgasmus zu wecken, und somit einen Beitrag zu größerem gesellschaftlichen Respekt vor der Frau zu leisten.

Der vorgetäuschte Orgasmus

Männer und Frauen fühlen sich häufig zum Orgasmus verpflichtet. Diese oft unbewusste und leistungsorientierte Haltung ist dem Erleben eines Orgasmus abträglich und stört die natürliche Neugier, Kreativität und Freude, die dem Liebesspiel innewohnen. Eine jahrhundertewährende Reglementation und Unterdrückung der Sexualität hat sich in unserer Zeit der sexuellen Aufklärung, nicht zuletzt durch den damit verbundenen Markt, tendenziell ins Gegenteil entwickelt und der Orgasmus wird deshalb häufig als ultimatives Ziel des sexuellen Aktes betrachtret. So fühlen sich Frauen und Männer, die dabei seltener oder nie Orgasmen erleben, oft sexuell minderwertig,. Manche spielen deshalb ihrem Partner einen Orgasmus vor , manche auch, um das Selbstbewusstsein des Partners zu stärken und ihn nicht als „Versager“ dastehen zu lassen. Andere fühlen sich durch leistungsbetonte und angestrengte Bemühungen des Partners unter Druck gesetzt und täuschen Orgasmen vor, um die Interaktion zu entspannen. Die Ängste sind mannigfaltig und können sogar in der Furcht vor dem Verlassenwerden durch den möglicherweise frustrierten Partners gipfeln.

20 Prozent der deutschen Frauen und 41 Prozent der deutschen Männer haben nach einer Emnid-Umfrage im Auftrag der Frauenzeitschrift Marie Claire ihrem Partner noch nie einen Orgasmus vorgetäuscht. 54 Prozent der Interviewten fanden, dass Sex auch ohne Orgasmus befriedigend sein könne, jede zweite befragte Person meinte, dass der Orgasmus generell viel zu wichtig genommen werde. Für 28 Prozent der Frauen und 42 Prozent der Männer sei er das Schönste am Sex.

Beim Orgasmus beschleunigt sich der Blutkreislauf ... Die blutunterlaufenen Augen werden trüb ... Die Atmung geht bei den einen keuchend und stoßweise, bei den anderen setzt sie aus ... Die gestauten Nervenzentren übermitteln nur noch unklare Empfindungen und Willenimpulse ... Die Gliedmaßen, von konvulsivischen Zuckungen und mitunter Krämpfen erfasst, bewegen sich nach allen Richtungen oder erschlaffen und werden hart wie Eisen; die aufeinander gepressten Kiefer lassen die Zähne knirschen, und manche Menschen erleben das erotische Delirium so stark, dass sie den Genossen ihrer Wollust vergessen und eine unvorsichtigerweise dargebotene Schulter bis aufs Blut beißen. (aus dem Jahre 1855 von Felix Roubaud, zitiert nach Philippe Ariès und Georges Duby: Geschichte des privaten Lebens, Frankfurt 1989, Band 5, S. 310.)

"Tief durchbebe das Weib im innersten Marke die Wollust, Und es erfreue den Mann gleiches Entzücken mit ihr." (Ovid)

La petite mort, der kleine Tod, ist die französische Umschreibung für den Orgasmus.


Orgasmen und orgasmusähnliche Erlebnisse außerhalb sexueller Betätigung Der Flug zum Himmel (Hieronymus Bosch) vergrößern Der Flug zum Himmel (Hieronymus Bosch)

Es wird berichtet, dass ein Orgasmusempfinden mitunter ohne sexuelle Betätigung auftreten kann - und zwar in geistigen oder körperlichen Extremsituationen, verursacht etwa durch exzessives Beten (siehe Märtyrer) oder Hungern, extreme körperliche Betätigung (Leistungssport), körperlichen Schmerz (auch außerhalb der sexuell betonten S/M-Praktiken) oder durch Gewalterlebnisse seitens Opfern oder Tätern. Einige Mitglieder von Fliegerstaffeln im Zweiten Weltkrieg berichteten, während Bombenabwürfen, wie bei Hiroschima oder auf Dresden, einen Orgasmus erlebt zu haben.

Das Orgasmusgefühl ist eng verwandt mit anderen ekstatischen Zuständen, zu den etwa die verschiedenartigen Rauschzustände sowie intensive Glückserlebnisse zählen, aber auch Amok oder Gewaltexzesse.

Diese Phänomene könnten mit der plötzlichen Ausschüttung von körpereigenen Endorphinen, die das neuroendokrine System des Zwischenhirns freisetzt, erklärt werden. Manche Forscher sehen in diesem neurobiologischen Prozess eine Parallele zu den aus Literatur und Boulevardpresse bekannten Nahtoderlebnissen, bei denen Menschen im Angesicht einer tödlichen Gefahr oder auf der Schwelle zum Tod kurz „aus ihrem Körper getreten“ oder „in ein helles glücksbringendes Licht“ eingetaucht seien, siehe auch Trance, Hypnose, Erleuchtung.

Selbstbefriedigung

Schon früher gab es die Selbstbefriedigung. Jedoch wurde sie damals als eher abscheulich empfunden und so scheuten sich die meisten jungen Frauen und Männer sich selbst zu befriedigen.

Heute jedoch sieht das ganz anders aus. Rund 80% aller Frauen und Männer haben es wenigstens einmal getan, tun es immerwieder oder ab und zu.

Bei der Frau gibt es wie beim Mann verschiedene Möglichkeiten auf den Höhepunkt der Selbstbefriedigung zu kommen:


Das Fingern

Fahre mit deinem Zeigefinger in deine Vagina und berühre deinen Kitzler ein paar Mal. Dein Körper wird deine Handlung unterstützen und dir mit Flüssigkeit aus dem Bereich der Scheidenwände helfen, dich selbst zu befriedigen.

Einführen von Gegenständen
(Nimm keine spitzen oder scharfen Gegenstände! Diese können deine Vagina-Innenwand verletzten und zu bösen Entzündungen führen!)

Führe einen Gegenstand, etwa eine Gurke, langsam in deine Vagina. Tut es weh, so höre auf. Empfindest du keine Schmerzen, so kannst du sobald du den Gegenstand einmal in deiner Vagina hattest mit dem Stoßen beginnen und den Gegenstand behutsam rausziehen und wieder reinstecken. Genieß es, so lange du kannst. Das wird dir sicher gefallen und du kannst auch zum Orgasmus kommen.