Shibari/ Materialkunde

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Shibari

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Beim Nawa-Shibari werden vor allem gedrehte Hanf- und Juteseile, Stäbchen, Panikhaken, Karabiner und dicke Bambus- oder Rattan-Stöcke verwendet. Für Hängefesselungen (japanisch "zuri shibari") werden entweder stabile Deckenhaken verwendet, alternativ Gestelle aus Holz oder Bambus. Außerdem gibt es auch Gerüste aus Stahl, die speziell für Hängefesselungen entworfen sind.


Das Hanfseil[Bearbeiten]

Während beim westlichen Bondage fast alle Arten des Seiles, also Baumwolle, Kunstfasern und andere Materialien, verwendet werden, wird in der Kunst des Nawa-Shibari fast ausschließlich zum Hanf- oder Juteseil gegriffen. Das Seil (asanawa [麻縄]) wird vor der Verwendung bearbeitet und auch später gepflegt.

Seillängen und Seildurchmesser [Bearbeiten]

Während in Japan traditionelle Seillängen von 7 bis 8 Metern bevorzugt werden, sind in westlichen Ländern beim Shibari Längen von 8-9 Metern gewöhnlich. Hierbei gilt als Regel für die Länge des Seils: Das doppelt gelegte Seil sollte lang genug sein, die Hände auf dem Rücken zu fesseln und dann noch zwei Windungen um den Oberkörper zu ermöglichen. Längen ab 10 Metern erschweren das Fesseln, weil gerade bei den ersten Windungen sehr viel Seil durch jede Schlaufe gezogen werden muss. Zusätzlich zur großen Seillänge eignen sich 4 Meter lange Seile, um beispielsweise nur die Hände zu fesseln oder eine fast fertige Fesselung abschließen zu können, ohne dabei viel Seil übrig zu haben.

Seildurchmesser von 5 und 6 Millimetern haben sich als am praktischsten erwiesen. Die Bruchfestigkeit ist bei Hanfseilen dieser Stärken ausreichend auch für Hängefesselungen, soweit sie ordentlich gepflegt und vorbereitet sind. Ein Hanfseil mit einem Durchmesser von 5 mm nach DIN 83325 hält einer Belastung von 176 kg stand. Zur Ermittlung der Belastbarkeit bei dynamisch auftretenden Kräften, wie es bei einer Hängefesselung der Fall ist, wird dieser Wert durch 8 geteilt. Ein Hanfseil mit 5 mm Durchmesser kann also mit 22 kg belastet werden, eines mit 6 mm Durchmesser mit 30 kg. Um das Gewicht einer Person von 70 kg sicher zu tragen, sind somit mindestens vier Seilstränge notwendig. Zu beachten ist dabei auch, dass das Seil mit der Zeit durch Knoten, Waschen, Abrieb und sonstige Abnutzung stark an Bruchfestigkeit verliert. Eine regelmäßige Kontrolle des Zustandes des Seils ist für die Sicherheit bei Hängefesselungen unerlässlich.

Üblich ist die Verwendung von Sets aus 7 Seilen zu 8 Meter und 4 Seilen zu 4 Metern. Mit einem solchen Seilset lassen sich fast alle Shibari-Fesselungen ausführen. Für Vieles ist aber auch ein Set aus weniger Seilen ausreichend.

Vorbereitung des Hanfseils [Bearbeiten]

Durch das Bearbeiten des Seils verliert es an Steife und Raue, es fühlt sich weicher an und folgt der Hand des Nawashi (der "Meister des Seils") besser. Auch der strenge Hanfgeruch nach nassem Hund verschwindet durch die Bearbeitung weitestgehend.

Es gibt zwei gängige Methoden zum Bearbeiten:

Koch-Methode[Bearbeiten]

Das Seil zunächst in die gewünschten Längen schneiden und feste Knoten in die Enden knoten. Es dann für 4 bis 5 Stunden in kochendem Wasser kochen und schließlich auf einen Rahmen zum Trocknen spannen und während des Trocknens mehrmals nachspannen. Danach das Seil zuerst über eine stumpfe Kante ziehen, es dann über einer Bunsenbrennerflamme von herausstehenden Fasern befreien, um die Oberfläche des Seils zu glätten. Dabei das Seil zügig durch die Flamme ziehen, damit das Seil selbst nicht beschädigt wird. Den Ruß mit einem Stofftuch abwischen. Schlussendlich wird das Seil mittels eines Baumwolltuchs und wenig Öl eingerieben. Als Öl eignet sich eine Mischung aus Jojoba und Nerzöl, außerdem Neo-Ballistol und Babyöl.

Wasch-Methode[Bearbeiten]

Das Seil zunächst in die gewünschten Längen schneiden und feste Knoten in die Enden knoten. Das Seil auf mehrere Stofftaschen verteilen; diese mit mehreren Knoten verschließen. Vor dem Waschen von Hanfseil in der Maschine sollte bekannt sein, wie die Pumpe der Maschine von Fasern befreit werden und somit wieder in Gang gesetzt werden kann! Je nach gewünschtem Ergebnis eignen sich eine Kochwäsche bei 90 Grad oder auch eine Schonwäsche bei 60 Grad. Wenig Waschpulver ist optional. Die Schleudergeschwindigkeit sollte herabgesetzt werden. Schließlich das Seil auf einen Rahmen zum Trocknen spannen und während des Trocknens mehrmals nachspannen. Danach das Seil zuerst über eine stumpfe Kante ziehen, es dann über einer Bunsenbrennerflamme von herausstehenden Fasern befreien, um die Oberfläche des Seils zu glätten. Dabei das Seil zügig durch die Flamme ziehen, damit das Seil selbst nicht beschädigt wird. Den Ruß mit einem Stofftuch abwischen. Endlich wird das Seil mittels eines Baumwolltuchs und wenig Öl eingerieben. Als Öl eignet sich eine Mischung aus Jojoba und Nerzöl, außerdem Neo-Ballistol und Babyöl.

Alternativ zum Trocknen bei Zimmertemperatur ist es auch möglich, das Seil auf warmen Heizungen zu trocknen. Dies dauert etwa 24 Stunden, während derer das Seil mehrmals beispielsweise mit einem Deckenhaken als Anker in die Länge gezogen werden muss, damit es nicht lose wird und schließlich aufdröselt.

Wichtig ist für die Sicherheit von Hängefesselungen: Durch Kochen und Waschen verliert das Seil erheblich an Bruchfestigkeit

Sicherheitshinweise[Bearbeiten]

Zum Thema Baumarkt: Dort sind oft Seile erhältlich, die in ihrer Optik Hanfseil ähneln. Hierbei aber ist größte Vorsicht geboten, denn i.d.R. handelt es sich bei diesen Seilen um Polypropylenseile ("Kunsthanf"). Diese Seile haben eine hohe Bruchlast und ein Reißen solcher Seile bei Hängefesselungen bzw. tsuri-Shibari ist unwahrscheinlich. Wird das Kunsthanfseil jedoch zu schnell über die Haut gezogen, können unangenehme Hautverbrennungen die Folge sein. Daher ist für die meisten Anwendungen von solchen Seilen abzuraten. Polypropylenseile sind daran zu erkennen, dass sie mit einem Feuerzeug zum Schmelzen gebracht werden können.

Stäbchen[Bearbeiten]

Mit Essstäbchen lassen sich bestimmte Knoten recht einfach blockieren, so dass sie, wird das Stäbchen herausgezogen, sich mit einem Zug am geführten Ende des Seiles von allein lösen (zum Beispiel ein Slipstek).

Panikhaken[Bearbeiten]

Zwei typische Panikhaken.

Um das Seil schnell wieder lösen zu können, können Panikhaken verwendet werden, wie sie für wenig Geld in verschiedenen Varianten im Reitsportbedarf und im Baumarkt erhältlich sind. Üblicherweise benutzt man bei Hängefesselungen Karabiner, die in die Hängevorrichtung eingeklinkt werden. Dabei ist es gut, für jedes Seil, welches nach oben geführt wird, einen eigenen Karabiner zu verwenden. Nachteil der Panikhaken ist, dass eine Hand direkt am Haken zum Öffnen benötigt wird und der Fesselnde währenddessen eine bewusstlose Person nicht ausreichend abstützen kann.

Aus diesem Grund ist stattdessen der Einsatz von Schnappschäkeln aus dem Segelbedarf zu empfehlen. Diese sind handlicher, haben genormte Bruchlasten und lassen sich über eine Reißleine leicht öffnen.

Bei der Anschaffung sollte unbedingt darauf geachtet werden, welche maximale Bruchlast die Haken aufweisen. Wie bei den Seilen bereits beschrieben, sollte auch hier die Bruchlast geteilt durch 8 noch höher sein als das daran befestigte Gewicht.

Der Einsatz von Panikhaken und Schnappschäkeln bei Hängefesselungen ist allerdings mit großer Vorsicht abzuwägen: Die Befestigung des Hauptaufhängepunktes darf nur gelöst werden, wenn die gefesselte Person entweder mit beiden Beinen sicher auf dem Boden steht oder von anderen Personen sicher gehoben wird. Andernfalls ist die Wahrscheinlichkeit einer schweren Verletzung durch das Herunterfallen deutlich größer als die durch das wenige Augenblicke längere Hängen.


Die Kapitel des Buches: Shibari - Vorwort - Einführung - Geschichtliches - Sicherheit - Materialkunde - Knotenkunde - Fesselungen - Begriffslexikon - Bekannte Künstler - Index - Quellen