Sprachspiele: Spiele zur Ideenfindung

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Anregungen für einen Text können sprachliche Vorgaben sein, wie bei den Klassischen Sprachspielen (ABCdarium, Akrostichon und ähnliche), aber auch inhaltliche. Mit letzteren wollen wir uns in diesem Kapitel beschäftigen: Sprachspiele zur Ideenfindung.

Sprichwörter[Bearbeiten]

Ein einfaches Mittel, um ein Thema für eine Geschichte zu finden, sind Sprichwörter. Sie sind recht allgemein, engen also nicht ein. Meist braucht man noch zusätzliche Anregungen – oder eine sprudelnde Fantasie.

Übung
Schreib eine Geschichte, die folgendes Sprichwort illustriert:
Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.
Beispiel für eine Lösung:
Ein Mann will sich für die mögliche Untreue seiner Frau rächen. Er sägt die Vorderachse ihres Fahrrads an. Doch dann geht sein eigenes Rad kaputt, und die Frau bittet ihn, ihr Rad zu nehmen, um mit dem Sohn in den Tierpark zu fahren.

Nach L. v. Werder[1] wurde diese Methode bereits von den Barockdichtern Martin Opitz und Georg Phillip Harsdörfer im 17. Jahrhundert erfunden.

Clustering (Mindmapping)[Bearbeiten]

Wenn einem zu dem Sprichwort "Wer andern eine Grube gräbt..." nichts einfällt, kann man mit Clustering (Mindmapping) weiteres Material sammeln. Diese Technik ist ein Mittel, um Assoziationen zu strukturieren. Man kann es zum Beispiel einsetzen, um den Keim einer Geschichte weiter zu nähren. Es handelt sich um eine grafische Technik zur Assoziationsfindung.

Übung
Schreib das Wort Grube in die Mitte eines Zettels und mach einen Kreis darum. Dann schreib den nächstbesten Begriff oder 
Ausdruck auf, der dir beim Wort Grube einfällt, zum Beispiel dunkel.
Ziehe wieder einen Kreis um den Begriff und verbinde ihn mit einem Strich mit dem Kreis um das Wort Grube. Beim Wort dunkel fällt dir vielleicht Nacht ein. Schreib das Wort hin und verbinde es mit Grube – und so fort. Wenn dir zu Nacht gerade nichts einfällt, dann mach bei Grube weiter – mit einem neuen Kreis Pendel zum Beispiel.
Nach einer Viertelstunde sollte so ein ganzes Netz entstehen, das als Materialsammlung dienen kann. Um die Idee weiter zu entwickeln, könntest du eine Geschichte schreiben, die sich an dem längsten oder ergiebigsten Strang entlanghangelt. Die einzelnen Begriffe kannst du als Reizwörter verwenden.

Zu den ersten Schreiblehrern, die das Clustering für die Literatur anwendeten, gehörte Gabriele L. Rico.

Ecriture Automatique[Bearbeiten]

Ecriture Automatique oder Automatisches Schreiben nennt man eine Technik, bei der man einfach losschreibt – ohne Selbstzensur, ohne das Bemühen, einen sinnvollen Text zu schreiben. Beginnen kann man zum Beispiel mit einem kleinen Erlebnis. Man hat einen Mann gesehen, der in der über die Straße wollte. Als er den Weg zur Hälfte zurückgelegt hat, hat er gestoppt und ist umgekehrt. Von diesem Anfang ausgehend könnte man weiterschreiben, überlegen, wie derjenige, der dieses Erlebnis hatte, mit dem Mann interagiert usw. Hat man einmal den Anfang gefunden, dann schreibt man möglichst schnell weiter. Geschwindigkeit ist wichtig, denn damit schaltet man die Selbstzensur aus. Denn wenn man zuerst immer nachdenkt, ob das Ergebnis auch vernünftig oder logisch ist, dann kommt ein verkopfter Text heraus, der nüchtern bleibt und den Leser oft kalt lässt. Wenn man ein paar Minuten geschrieben hat – es kann auch eine Viertelstunde dauern – stellt sich oft ein kreativer Fluss ein, das heißt: Die Assoziationen bekommen Beine, man springt von Idee zu Idee, es läuft einfach. Im Nu ist ein kreativer Text entstanden. Man muss nur den ersten Teil wegstreichen, in dem man sich warmgeschrieben hat.

Übung
Nimm ein leeres DIN-A4-Blatt und schreib den ersten Satz ein, der dir einfällt. Dann häng den nächsten an, ohne viel nachzudenken.
Schreib eine halbe Stunde und mach ein bisschen Pause. Dann such den Punkt, wo es anfing "zu laufen" und streiche oder kürze den
ersten Teil.

Die Methode des Automatischen Schreibens haben die Surrealisten (etwa André Breton) in die Literatur eingeführt.

Quellen[Bearbeiten]

  1. Lutz von Werder: Einführung in das Kreative Schreiben, Milow: Schibri-Verlag, ISBN 3-928878-44-1, S. 41

Weiterführende Literatur und Weblinks[Bearbeiten]

  • Gabriele L. Rico: Garantiert schreiben lernen, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, ISBN 3499616858
  •  Mindmapping: Wikipedia-Artikel zum Mindmapping
  •  Freewriting: Wikipedia-Artikel zum Automatischen Schreiben