Tetum/ Einleitung

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Tetum
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Sprachen Osttimors (Tetum in Gelb)

Tetum wird in Osttimor von ca. 224.000 Menschen gesprochen. Es ist die offizielle Sprache Osttimors. Tetum wird außerdem in Indonesien gesprochen.

Tetum ist eine Sprache, die mit dem Deutschen in keiner Weise verwandt ist, also keine indoeuropäische Sprache, sondern eine Austronesiche Sprache. Aber einiges erleichtert das Erlernen der Sprache:

  • Die Aussprache ist für Deutsche kein Problem.
  • Das gesprochene und das geschriebene Tetum sind - auch nach unserer (deutschen) phonetischen Schriftinterpretation - nahezu gleich, was man eine phonetische Orthographie nennt. Wie man schreibt, so spricht man und umgekehrt. Anders als in anderen Sprachen, wie z.B. Englisch oder Französisch, wo man z.B. 'e', 'a' und 'u' schreibt - eau - und 'o' spricht. Eine phonetische Orthographie haben alle Sprachen, die die Schrift (hier die lateinische) nachträglich, sozusagen künstlich, bekommen haben.
  • Es gibt kein grammatikalisches Geschlecht, man muss also nicht, wie im Deutschen, zu jedem Substantiv das "der, die, das" dazulernen. Es gibt nicht einmal den bestimmten Artikel (also kein 'the', wie im Englischen).
  • Da Osttimor lange Zeit eine portugiesische Kolonie war, sind viele moderne Wörter aus dem Portugiesischen übernommen worden.
  • Tetum besitzt ein sehr hohes Maß an Regelmäßigkeit. Man braucht also keine a,e,i,o,u-Deklinationen oder -Konjugationen und unzählige Ausnahmen zu lernen, sondern eine einmal gelernte grammatikalische Form stimmt dann in (fast) allen anderen Fällen.

Wie schon erwähnt, hat Tetum die lateinische Schrift erst nachträglich bekommen. Die Ortographie wurde erst nach der Unabhängigkeit Osttimors vom Instituto Nacionál Linguistika nian geregelt, das Wörterbuch dazu das Matadalan, an das wir uns auch hier halten.

Tetum entstand als ein Pidgin nach der Kolonisierung Timors durch Portugal. Unter portugiesischer Herrschaft konnte man sich nur in Portugiesisch weiter bilden, obwohl Tetum und die anderen Sprachen verwendet werden durften. Portugiesisch hatte daher einen starken Einfluss auf den Tetum-Dialekt Tetun Prasa (port. Tétum-praça), der in der Hauptstadt Dili gesprochen wurde, im Gegensatz zu dem auf dem Lande gesprochenen Tetun Terik. Nach Ethnologue unterscheidet man folgende Dialekte:

  • Tétum Oficial (Tetun Prasa, Tétum-praça, Tetun Dili, Dili Tetun)
  • östliches Tetum (Tetum Terik, Soibada, Natarbora, Lakluta)
  • südliches Tetum (Lia Fehan, Flachland-Tetum, Tasi Mani, Belu Selatan, Belu Tetun, Belunesisch)
  • nördliches Tetum (Lia Foho, Hügel Tetum, Tasi Feto, Belu Utara, Belu Tetun, Belunesisch)

Heute ist Tetun Prasa, das in diesem Buch behandelt wird, weiter verbreitet und wird als Tétum Oficial auch in der Schule unterrichtet. Während der Kolonialherrschaft durch die Portugiesen war zwar Portugiesisch die offizielle Amtssprache, jedoch diente Tetum als lingua franca. Nach der Annektierung Osttimors durch Indonesien wurde die portugiesische Sprache verboten, die katholische Kirche hielt ihre Messen jedoch nicht auf Bahasa Indonesia, sondern auf Tetum und trug so zur Herausbildung der Sprache und Identitätsstiftung bei.