Traktorenlexikon: Fortschritt Universaltraktor ZT 300

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Traktorenlexikon Hersteller-/Markenübersicht Kapitel „Fortschritt“
Fortschritt Universaltraktor ZT 300
Fortschritt Universaltraktor ZT 300
Fortschritt Universaltraktor ZT 300
Basisdaten
Hersteller/Marke: Fortschritt
Modellreihe: Universaltraktor ZT
Modell: Universaltraktor ZT 300
Bauweise: Halbrahmenbauweise
Produktionszeitraum: 1967–1983
Stückzahl: ca. 87.000
Maße
Eigengewicht: 4820 kg
Länge: 4690 mm
Breite: 2020 mm
Höhe: über Haube: 1800 mm
Radstand: 2800 mm
Bodenfreiheit: 460 mm
Spurweite: 1550–2000 mm
Standardbereifung: vorne: 7.50-20 10PR
hinten: 18.4/15-30 8PR
Motor
Nennleistung: (69?) 69,9–73 kW, 90–100 PS
Nenndrehzahl:
Zylinderanzahl: 4
Hubraum: 6560 cm³
Drehmomentanstieg: 60 %
Kraftstoff: Diesel
Kühlsystem: Wasserkühlung
Antrieb
Antriebstyp: Hinterradantrieb
Getriebe: 9/6-Teillastschaltgetriebe
Höchstgeschwindigkeit: 30 km/h

Der Fortschritt-Universaltraktor ZT 300 wurde von 1967 bis 1983 im Traktorenwerk Schönebeck produziert. Gefertigt ist der Schlepper in Halbrahmenbauweise mit auf Silentblöcken gelagertem Motorblock. Er galt in seinen ersten Jahren als robuster, energiesparender Universaltraktor, der vielen anderen Traktoren um einiges voraus war. Auch heute befinden sich noch viele ZT 300 in Privatbesitz und vereinzelt auch in Landwirtschaftsbetrieben.

Motor[Bearbeiten]

Der ZT 300 ist mit einem wassergekühlten Vierzylinder-Viertakt-Reihen-Dieselmotor mit Direkteinspritzung vom Typ 4VD 14,5/12 SRW (MAN-System) ausgestattet. Hergestellt wurde der Motor vom VEB IFA Motorenwerke Nordhausen. Seine Leistung betrug in den ersten Jahren 69 kW (90 PS), ab 1978 dann 73 kW (100 PS).

Kupplung[Bearbeiten]

Die Kupplung des ZT 300 ist eine pneumatisch unterstützte Doppelkupplung DK 80. Die 1. Stufe dient als Fahrkupplung, die 2. Stufe zum Schalten der Zapfwelle und der Unterlaststufe. Somit ist eine Unterbrechung des Fahrzeugantriebs ohne gleichzeitiges Unterbrechen des Zapfwellenantriebs möglich (Weiterbetrieb des angehängtem Gerätes im Fahrzeugstand).

Getriebe[Bearbeiten]

Der ZT 300 hat ein Muffenschaltgetriebe mit unter Last schaltbarer Stufe (1. Stufe der Doppelkupplung) und 9 Vorwärts- und 6 Rückwärtsgängen.

Angetrieben wird beim ZT 300, genauso wie beim ZT 304, nur die Hinterachse. Um das Drehmoment bei herabgesetzter Geschwindigkeit unterbrechungsfrei zu erhöhen, besitzen alle ZT-Modelle (bis auf die Ausführung ZT 304) eine Unterlaststufe. Diese wird mit dem Kupplungspedal ein- und ausgerückt. Hierzu wird das Kupplungspedal nach vorn angekippt. Allerdings sollte die Unterlaststufe vorher mittels eines Hebels unter dem Armaturenbrett eingerückt worden sein. Diese Unterlaststufe sollte nicht als Dauergang gefahren werden. Bei Talfahrt kann die Benutzung sogar zur Gefahr werden, da dabei ein Freilauf wirksam wird, wodurch die Motorbremswirkung versagen kann.

Geschwindigkeiten vor- und rückwärts[Bearbeiten]

Geschwindigkeiten in km/h
Gruppe – Gang vorwärts rückwärts
Gruppe I – 1. Gang 3,02 3,12
Gruppe I – 2. Gang 4,70 4,86
Gruppe I – 3. Gang 6,45 6,71
Gruppe II – 1. Gang 3,76 3,88
Gruppe II – 2. Gang 5,86 6,06
Gruppe II – 3. Gang 9,27 9,59
Gruppe III – 1. Gang 11,67
Gruppe III – 2. Gang 18,19
Gruppe III – 3. Gang 28,84

Zapfwelle[Bearbeiten]

Bei der Heckzapfwelle kann zwischen den Drehzahlen 540/min und 1000/min (mit 650 Nm Drehmoment) gewechselt werden. Die Zapfwelle wird über einen Hebel unter dem Armaturenbrett eingeschaltet. Der Wechsel der Drehzahl ist nur nach Umbau der Schaltkulisse des Hebels und des Austausches des Zapfwellenstummels möglich. Die Zapfwelle wird nur nach vollständigem Betätigen des Kupplungspedals (Doppelkupplung) aus oder eingeschaltet.

Zusätzlich kann der ZT 300 auch eine Frontzapfwelle besitzen.

Bremsen[Bearbeiten]

Die Modelle ZT 300, ZT 304 und ZT 303 besitzen nur an der Hinterachse eine Betriebsbremse (Fußbremsfunktion) auf hydraulischer Basis mittels Trommelbremsen (hydraulische Innenbackenbremse) und sind mit umschaltbarer Einzelradbremsung ausgestattet. Der Umschalthebel (hydraulischer Bremsumschalter) befindet sich rechts vom Fahrersitz am Hydrauliksteuerblock. Die Betätigung der Einzelradbremse wird durch eine Kontrollleuchte am Armaturenbrett angezeigt.

Sämtliche ZT-Varianten haben eine mechanische Feststellbremse (Handbremse), die über ein Bremsband auf die Bremstrommel der Hinterachse wirkt (Bandbremse).

Für den Anhängerbetrieb ist zudem eine Einkreis-Druckluft-Bremsanlage, die über ein Bremsventil am Fußbremspedal angesteuert wird, vorhanden. Ein angekuppelter Anhänger kann auch über ein Handbremsventil mittels der Feststellbremse angebremst werden.

Eine richtig gutgehende Bremse besitzt erst der ZT 305. Bei ihm wird erstmalig auch die Vorderachse mit gebremst, er besitzt eine Zweikreis-Bremskraft-verstärkte Anlage ohne Einzelradbremsung.

Achsen[Bearbeiten]

Die Frontachse ist beim ZT 300 pendelnd im Vorderachsträger montiert. Beim ZT 303 wird die Vorderachse bei Unterschreitung eines gewissen Schlupfes der Hinterachse automatisch angetrieben. Um einen hohen Standardisierungsgrad zu erreichen wurde bei der ZT-Entwicklung, soweit möglich, auf vorhandene Baugruppen oder Teile anderer Fahrzeuge zurückgegriffen. So entsann man sich auch bei der Entwicklung des ZT 303 auf die vorhandene Allradachse vom Lkw W50 aus Ludwigsfelde. Um Drehzahlunterschiede bei unterschiedlichen Bodenverhältnissen auszugleichen sind die Hinterachse und die angetriebene Vorderachse mit Differenzialsperren ausgestattet. Die Betätigung der Sperre an der Hinterachse erfolgt mittels Fußpedal, wobei hier der rechte Fuß zum Einsatz kommt und dadurch die Drehzahl des Motors mittels Handgashebel geregelt werden muss. Die Sperre an der Vorderachse wird mit Druckluft eingeschaltet, hier ist der Lufthahn unter der Armaturentafel angeordnet. Die eingerückte Sperre wird duch eine weiße Kontrollleuchte an der Armaturentafel angezeigt. Weiterhin kann der Freilauf gesperrt werden, um bei Rückwärtsfahrt die volle Antriebsleistung der Vorderachse zu nutzen. Dieser wird auch mittels Druckluft eingerückt, hierzu befindet sich auch ein Lufthahn unter der Armaturentafel und die Funktion wird auch mittels weißer Kontrollleuchte angezeigt. Der Freilauf sollte nur bei Rückwärtsfahrt gesperrt werden, da sich sonst ein erhöhter Verschleiß am Antriebsstrang bemerkbar macht.

Lenkung[Bearbeiten]

Die ersten ZT 300 hatten noch eine mechanische Zahnstangenlenkung mit hydraulischer Lenkhilfe (mechanisches Hydrolenkgetriebe Typ 440), später kam dann die vollhydraulische Lenkung.

Hydrauliksystem und Kraftheber[Bearbeiten]

ZT 300 beim Grubbern, 1989

Der ZT 300 hat eine Zweistrom-Radialkolbenpumpe mit Förderströmen 50 und 10 l/min und einem Druck von 150 kp/cm². Diese werden für das Betätigen der Arbeitszylinder auf der Landmaschine oder Anhänger verwendet. Mit dem Steuerblock können dann die Kreisläufe des Hub- und Senksystems, des Schwimmstellungssystems, des Antischlupfsystems und des Tastregelungssystems in Funktion gesetzt werden.

  • Kraftheber: Regelautomatik mit Tiefenregelung, Hubkraft 1800 kp, Schwenkwinkel 80 °

Steuergeräte[Bearbeiten]

In der Grundaustattung besitzt der ZT 300 einen Kraftheber (Heben und Senken und Schwimmstellung) mit Tast/Regelungssystem und einen freien doppeltwirkenden Heckanschluss mit Schwimmstellung. Diese Ausstattung konnte erweitert werden mit einer hydraulischen Mengenregelung, die mit der 2. Steuereinheit des freien Heckanschlusses eingeschaltet wird (etwa zum Steuern von Hydromotoren, die zum Antrieb des Kratzerbandes des Anhängers T088 notwendig sind). Dazu sind dann 2 weitere Heckanschlüsse (Vor- und Rücklauf) vorhanden.

Auch war eine 3. Steuereinheit für einen zweiten doppeltwirkenden Heckanschluss mit einer Leistung bis 12 kW lieferbar, allerdings ohne Schwimmstellungsfunktion. Zusätzlich gab es noch einen drucklosen Rücklaufanschluss (z.B. für den Betrieb von Hydromotoren am Anhänger HTS100). Eine weitere Anschlussmöglichkeit war der Zusatzanschluss 10l für die Versorgung externer Hydrauliksteuerungen an angehängten Geräten.

Elektrische Ausrüstung[Bearbeiten]

Die elektrische Anlage arbeitet mit einer Spannung von 12 Volt. Zum Starten des Motors ist allerdings ein Schubschraubentriebanlasser mit 24 Volt eingebaut, dafür sind 2 Batterien an Bord (4 PS). Im Normalbetrieb sind beide Batterien parallelgeschaltet, beim Starten werden diese in Reihe geschaltet, so werden aus 12 Volt einfach 24 Volt.

Die Lichtmaschine hat 12 V/500 W.

Maße und Abmessungen[Bearbeiten]

  • Breite bei Spurweite 1550 mm: 2020 mm
  • kleinster Wenderadius
    • ohne Lenkbremse: 11.400 mm
    • mit Lenkbremse: 9100 mm
  • Anhängemassen:
    • ungebremste Anhänger und Maschinen: 3500 kg (max. 20 km/h) auf max. 6 % Gefälle
    • Anhänger mit Auflaufbremse: 12.000 kg (20 km/h) auf max. 6 % Gefälle
    • Anhänger mit Druckluftbremse: 24.000 kg
  • Zusatzmassen:
    • Frontgewichte max. 10 Stück zu je 38 kg,
    • 460 kg zusätzliche Gewichte an der Hinterachse und
    • 570 kg Wasserbefüllung in den Treibrädern der Hinterräder erhöhen die Zugkraft

Bereifung[Bearbeiten]

  • vorne: 7.50-20 AS 10PR (ZT 300)
  • hinten: 18.4/15-30, ab ZT 300D/303D: 18.4-34 10PR
    • hinten Zwillingsreifen: 12.4/11-38 AS (gilt nur für ZT 300/303)

Füllmengen[Bearbeiten]

  • Dieselkraftstofftank: 125 oder 130 l
  • Hydraulikölbehälter: 40 l
  • Wechselgetriebe: 50 l

Verbrauch[Bearbeiten]

  • spez. Kraftstoffverbrauch: 238 g/kWh
  • min. Kraftstoffverbrauch: 218 g/kWh
  • spez. Ölverbrauch: 100g/h

Kabine[Bearbeiten]

Die Kabine ist mit einem Fangrahmen verstärkt, die Heckscheibe sowie bei den ersten Modellen auch die Frontscheibe und das Dach sind aufstellbar. Sämtliche Hebel und Pedale sind griff- und bedienungsmäßig günstig angeordnet. Ein Beifahrersitz ist auch vorhanden. Weiterhin ist die Kabine beheizbar. Eine Scheibenwaschanlage ist bei den späteren Varianten ZT 300D/303D als Option erhältlich, der ZT 305 hatte diese serienmäßig.

Sonderausrüstung[Bearbeiten]

  • Hitchkupplung zum Anhängen sattellastiger Anhänger zur Verbesserung des Auflagedruckes an der Hinterachse. Dabei stützt sich der Anhänger mit einer Stützlast auf der Hinterachse des Traktors ab.
  • Zugpendel zur besseren Anhängung zapfwellenbetriebener Anhänger.
  • 3. Steuereinheit der Hydraulikanlage für mehr Anschlussmöglichkeiten zur Ansteuerung von hydraulischen Aggregaten, allerdings ohne die Funktion der Schwimmstellung.
  • hydraulische Mengenregelung; diese wird für den Einsatz des Anhängers T088 benötigt, hier zum Antrieb des Kratzerbandes, welches das Streugut zum Streuwalzenwerk transportiert. Damit kann die Geschwindigkeit geregelt werden und damit die Menge des Streugutes,welches auf den Acker ausgebracht werden soll.
  • ausziehbare Unterlenker des Dreipunktanbaus, diese verbessern den Ankopplungsvorgang am Dreipunktanbau.
  • Tastschlitten zur hydraulischen Tiefenregelung beim Pflügen. Hier wird die Arbeitstiefe des Pfluges selbsttätig von der Regelhydraulik des Traktors geregelt.
  • Scheibenwaschanlage
  • Dieselkraftstoffvorratsanzeige am Armaturenbrett, hier werden sämtliche Armaturen auf dem Armaturenbrett neu angeordnet, alle Anzeigeinstrumente sind nun auf einer Linie mit dem Drehzahlmesser angebracht. Ab der Baureihe ZT 300D/303D war dieses Ausrüstungsmerkmal wie beim ZT 305 dann serienmäßig.

Sonstiges[Bearbeiten]

Mögliche Farbtypen bzw. -kombinationen der ZT-300-Lackierung sind:

  • Blutorange/Grauweiß/Fehgrau
  • Himmelblau/Grauweiß/Fehgrau
  • Sienagrün/Grauweiß/Fehgrau

Literatur[Bearbeiten]

  • OLDTIMER TRAKTOR Ausgabe 09-10/2006, Seite 24 ff.
  • FORTSCHRITT in allen Ähren (Jan Welkerling)

Weblinks[Bearbeiten]

http://www.ddr-landmaschinen.de/lexikon/lex_zt300.htm

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