Wie mein Buch auf die Welt kommt/ Grundlage Typoskript

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Medienneutrales Typoskript[Bearbeiten]

Verlage erwarten heute von ihren Autorinnen/Autoren, dass sie ein medienneutrales Manuskript, ein Typoskript, ihres Buches liefern. Handgeschrieben ist es nur noch in dem Sinne, dass es auf einer Tastatur getippt wurde. Buch meint hier nicht einen bedruckten Papierblock zwischen zwei Buchdeckeln, sondern einen Behälter für Information. Die geistige Leistung der Autorin/des Autors manifestiert sich in der digitalen Datei des Typoskripts.

Um eine medienneutrale Textvorlage zu erstellen, wird der Inhalt von Form, Format und Ausgabemedium getrennt. In dieser medienneutralen Form eignet sich die Textvorlage am besten für das Erstellen der verschiedenen Präsentationsformen wie Papierdruck, Bildschirmausgabe, PDF und Retrieval (Abruf wie auch Wiederherstellung der Vorlage).[1] Die Mehrfachverwertung von Daten, insbesondere ihr Einsatz in verschiedenen Medien bezeichnet man als Single Source Publishing (auch Einzelquellenausgabe).

Mehrfachnutzung[Bearbeiten]

Viele Menschen träumen davon, ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen. Wer diese zeitaufwändige Arbeit in Angriff nimmt, muss drei Hürden nehmen: 1. ein Manuskript schreiben, 2. daraus ein Buch gestalten und 3. den Vertrieb organisieren. Die herkömmliche Art wäre der klassische Buchdruck, im digitalen Zeitalter wird die Autorin/der Autor die diversen Möglichkeiten des E-Books aber nicht ausschließen wollen. Durch die Erstellung eines medienneutralen Typoskripts hält sich die Autorin/der Autor alle Möglichkeiten offen, egal ob sie/er genaue Vorstellungen über eine oder mehrere Ausgabeformen ihres/seines Werkes hat. Dadurch lassen sich „mit möglichst geringem Aufwand in einer einzigen Quelle vorliegende Inhalte mehrfach [..] nutzen und in unterschiedlicher Zusammenstellung über verschiedenste Kanäle zum Kunden bringen.”[2] So können schlechte Ergebnisse beim Konvertieren von einem Format in ein anderes und zeitraubendes Nachbearbeiten vermieden werden.

Für die Erstellung der medienneutralen Textvorlage eignet sich grundsätzlich jeder Texteditor. Um daraus eine fertige digitale Druckvorlage zu generieren, benötigt man allerdings Kenntnisse mächtiger Konvertierungswerkzeuge, welche sich zur Konvertierung in ein Dateiformat wie Extensible Markup Language (XML) oder Extensible Stylesheet Language (XSL) eignen. Die Auszeichnungssprache XSL wird zur Kennzeichnung und Hervorhebung von Textabschnitten in Manuskripten verwendet. Mit der Sprachenfamilie Extensible Stylesheet Language (XSL) kann die Darstellung und Umwandlung vom XML-Daten definiert werden.[3]. Obwohl es für die native Erstellung von Dokumenten im XML-Format zahlreiche Programme wie XMLSpy oder XML Editor gibt, sind sie für Autorinnen/Autoren ohne XML-Kenntnisse nicht geeignet und professionielle Software wie Adobe Indesign oder QuarkXPress scheidet wohl wegen der Kosten aus. Eine gute Basis sind deshalb Textverarbeitungsprogramme mit grafischer Benutzeroberfläche wie LibreOffice, OpenOffice oder Microsoft Word. Sie bieten eine Arbeitsumgebung, die der Benutzerin/dem Nutzer bereits weitestgehend vertraut ist, und befriedigen das Bedürfnis nach einer einfachen Umsetzungsmöglichkeit, wenn nur ein Buchprojekt umgesetzt werden soll.

Für die Veröffentlichung eines Buches nur auf einen Schaltknopf klicken zu müssen, ist als letzter Schritt beim Umsetzen eines Buchprojektes vielleicht richtig, aber blauäugig. Wenn Buchcover und Satz amateurhaft wirken oder es dem Buch an Lektorat und Korrektat mangelt, wird es schon (vor der Beurteilung des Inhaltes) abgewertet. Die Akzeptanz eines Buches und damit auch der ideelle wie materielle Erfolg hängen sowohl von der Qualität des Inhaltes als auch der Aufmachung ab.

Selbstverpflichtung[Bearbeiten]

Der Selfpublisher und Verlagsautor Stephan Waldscheidt schlägt in seinem Blog eine freiwillige Selbstverpflichtung für Indie-Autorinnen/Autoren vor: „Ich biete die beste mir mögliche Qualität an - in Inhalt und Aufmachung.”[4] Er ist überzeugt, wenn sie sich aus freien Stücken Qualitätskriterien unterwerfen, werden sowohl die Bücher besser als auch das Image der Indie-Autorinnen/Autoren in der Öffentlichkeit. In der Nähe zur Leserin/zum Leser sieht Waldscheidt die besondere Stärke der Selfpublisherinnen/Selfpublisher. So wie Biobauern und ihre im Hofladen angebotenen Produkte positiv besetzt sind, kann er deren Motto für seine Initiative adaptieren: 'Gute Bücher direkt vom Erzeuger'.[5]


In fünf Schritten zum Typoskript[Bearbeiten]

Um ein medienneutrales Typoskript zu erstellen, wird folgende Vorgangsweise vorgeschlagen:

Schritt 1: Texteditor wählen[Bearbeiten]

LibreOffice Writer ist ein kostenloses Textverarbeitungsprogramm, das sich sowohl für die Erstellung eines medienneutralen Typoskripts als auch einer fertigen Druckvorlage für den Digitaldruck eignet. Es verfügt über zahlreiche Bearbeitungs- und verschiedene Konvertierungsmöglichkeiten.

Schritt 2: Formatvorgaben benützen[Bearbeiten]

Beim Erstellen des Textes wird darauf geachtet, im Dokument nur unbedingt nötige Formate wie zum Beispiel Überschriften, Fettdruck und kursive Schrift zu verwenden. Studentin Carmen Bischof schreibt ihr Typoskript ohne Beachtung von Schriftart, Farben, Kopf- und Fußzeilen, Seitenränder oder ähnliches. Um Layout und Satz wird sie sich in einem späteren Arbeitsschritt kümmern.

Schritt 3: Textfassung erstellen[Bearbeiten]

Das Buch als Repräsentation der gedanklichen Auseinandersetzung der Autorin mit dem Thema präsentiert den Text grundsätzlich auf lineare Art, nämlich ein Hintereinander von Textzeilen.[6] Auf den Titel und das Inhaltsverzeichnis folgt als Hauptteil der narrative Text, aufgeteilt in Kapitel und Einzelseiten. Den Abschluss bilden Teile wie das Glossar, das Literaturverzeichnis und der Anhang. Obwohl diese auch das lineare Merkmal tragen, verweisen sie auf nichtlineare Beziehungen zwischen ihnen und dem Text und ermöglichen den Lesern, solche Verbindungen nachzuvollziehen.[7]

Es macht Sinn, diese bewährte Struktur als Leitlinie für die Erstellung des Buches zu nutzen. Nach Festlegung eines (Arbeits)Titels für das Buch, empfiehlt es sich, zu Beginn die Gliederung des Buches zu erstellen. Gemäß dieser Einteilung kann dann Abschnitt für Abschnitt mit Inhalt gefüllt werden. Die Teile, welche für die Erschließung des Inhalts behilflich sind, ergeben sich fast zwangsläufig aus dem Hauptteil.

Schritt 4: Lektorat beauftragen[Bearbeiten]

Nachdem die Rohfassung des Buches erstellt ist, wird diese einem gründlichen Lektorat unterzogen. Die Texte werden hinsichtlich Rechtschreibung, Grammatik, Stil und Inhalt überprüft und falls nötig verbessert.

Schritt 5: Änderungen einarbeiten[Bearbeiten]

Die vorgeschlagenen Änderungen des Lektors bzw. der Lektorin werden in die Vorlage eingearbeitet und im Ausdruck nochmals auf Richtigkeit überprüft. Liegt das fertige Typoskript vor, kann man auf dieser Grundlage die verschiedenen Ausgabeformate wie Print, PDF und E-Book-Versionen erstellen.

Quellen

  1. Vgl. Diepold, S. 86
  2. Reichard 2014, o. S.
  3. Vgl. Ott, S. 87
  4. Waldscheidt 2013, o. S.
  5. Waldscheidt 2013, o. S.
  6. Vgl. Beisswenger, S. 91
  7. Vgl. Beisswenger, S. 93