Anleitung bretonische Tänze/Begriffe
Zur Beschreibung der Tänze werden verschiedene Begriffe genutzt, die hier kurz beschrieben werden.
Positionen
[Bearbeiten]Bei einzelnen Positionen gibt es festgelegte Positionen.
Partner/in
[Bearbeiten]Bei einzelnen Tänzen ist eine paarweise Aufstellung notwendig. Dies sind oft Tänze, bei denen ein Partnerwechsel stattfindet. Eine (statische) Person bleibt auf dem Platz, die andere (aktive) Person bewegt sich eine Position weiter. Die statische Person ist traditionell der Mann und steht links im Paar. Die aktive Person ist traditionell die Frau und steht rechts im Paar.
Kontrapartner/in
[Bearbeiten]Der Tanzkreis wird durch viele Paare gebildet. Die Abfolge im Paar ist definiert. Zur anderen Seite fasst man den Kontrapartner. Auf der linken Seite der statischen Person (traditionell Mann) steht der Kontrapartner; rechts der Partner.
Auf der rechten Seite der aktiven Person (traditionell Frau) steht der Kontrapartner; links der Partner.
Statische / aktive Person
[Bearbeiten]Die traditionelle Rollenzuordnung wird im Rahmen der Emanzipation aufgebrochen, so dass auch im Tanz die Rollen vertauscht werden können. Bei vielen Paarwechseltänzen ist eine Unterscheidung in führende oder folgende Personen nicht sinnvoll, da die Bewegung oft vorgegeben ist, womit eine aktive Führung entfällt.
Stattdessen ist bei den Paarwechseltänzen zu sehen, dass im Paar eine Person stehenbleibt, während die andere Person sich im großen Kreis eine Position weiterbewegt. Hier macht es Sinn, von einer statischen Person und einer aktiven Person zu sprechen. Im Paarwechselteil eines Tanzes bewegt sich eine Person aktiv eine Position weiter, während die andere Person statisch ist.
Tanzart
[Bearbeiten]Ursprünglich waren die Tänze in der Bretagne reine Gemeinschaftstänze, die in einem großen Kreis getanzt wurden. Mit der Zeit kamen weitere Arten dazu.
Es wird ein Kreis gebildet. Je nach Tanz ein großer Kreis oder mehrere kleine Kreise mit ca. 10 Personen.
Die Tanzenden blicken in die Kreismitte und bilden einen geschlossenen Kreis, indem sich an den Händen oder Fingern durchgefasst wird. Bei einigen Tänzen wird zusätzlich der Unterarm verschränkt, indem der rechte Arm über den linken Arm des Nachbars gelegt wird.
Der Kreis bewegt sich strikt nach links oder auf der Stelle.
Wahrscheinlich entwickelte sich der Kettentanz aus dem Kreistanz, indem der Kreis an einer Stelle aufgebrochen wird. Analog zum Kreistanz stehen die Tanzenden seitlich nebeneinander. Die Tanzenden fassen sich an den Fingern oder Händen durch. Bei einigen Tänzen wird zusätzlich der rechte Arm über den linken Arm des Nachbarn gelegt.
Die Kette bewegt sich strikt nach links oder tanzt auf der Stelle. Die Tanzenden blicken senkrecht zur Tanzrichtung.
Durch die Kette entsteht eine zusätzliche Bewegungsart. Die Kette muss sich nicht mehr streng in einem Kreis bewegen. Die führende Person kann die Kette in Mäander über die Tanzfläche führen, wodurch zusätzliche Interaktionen zwischen den Tanzenden ermöglicht werden.
Viele bretonische Tänze bestehen aus mindestens zwei Teilen und bilden eine Suite. Häufig ist der zweite Teil ein Prozessiontanz: Die Tanzenden stellen sich paarweise hintereinander auf und tanzen nach vorne. Traditionell steht der Mann auf der linken Seite und die Frau auf der rechten Seite. In der Regel sind die Figuren fest vorgeschrieben, so dass kein Führen in eine Figur notwendig ist.
Die Kette bzw. der Kreis öffnet sich zwischen den Paaren und die Paare wenden sich nach rechts, so dass die Prozession nach rechts läuft. Bei einer Kette stellt dies dann eine echte Prozession dar, wo das erste Paar die Bewegung im Raum festlegt und alle anderen Paare diesem ersten Paar folgen.
Wird ein Kreis zu einem Prozesstionstanz aufgebrochen, tanzen alle Paare weiterhin in einem großen Kreis.
Einzelne Tänze sind generische Prozessionstänze. Speziell einzelne Hochzeitstänze werden als Prozessionstanz gestaltet, wo das Hochzeitspaar die Prozession anführt.
Paartänze gehören nicht zum ursprünglichen Repertoire des bretonischen Tanzes. Sie wurden aus anderen Gegenden importiert. Bei den in der Bretagne üblichen Paartänzen, steht das Paar Seite an Seite und fassen sich an der mittleren Hand. Traditionell steht der Mann auf der linken Seite und die Frau auf der rechten Seite.
Generische Paarwechseltänze sind kaum dokumentiert. Die heute üblichen Paarwechseltänze sind aus anderen Regionen importiert. Bei Paarwechseltänzen wird am Ende der Choreographie die Partnerin zum nächsten Mann durchgereicht.
Suite
[Bearbeiten]Viele Tänze in der Bretagne sind Suites, die aus mehreren, eigenständigen Teilen bestehen. Jeder Teil wird für mehrere Minuten gespielt. Die Suite besteht aus einer festen Abfolge dieser Teile. Die einzelnen Teile einer Suite werden nur in dieser Suite getanzt. Es tritt nicht auf, dass verschiedene Tänze zu neuen Suiten kombiniert werden.
Eine Suite besteht aus mindestens zwei eigenständigen Tänzen A und B. Oft wird der erste Tanz A (Ton simple) nach dem Tanz B (Ball) noch einmal als dritter Teil A* gespielt. Bei ganz wenigen Tänzen existiert noch ein Nachtanz, der als vierter Tanz C gespielt wird.
A: Ton simple – Kreistanz
B: Baleau – Ballteil (Kreis- oder Paartanz)
A*: Ton double – Kreistanz wie A
C (selten): Nachtanz
Der zweite Tanz (Ballteil) dient der Erholung und ist deutlich ruhiger gehalten. Da der Ballteil oft ein Paartanz ist, lassen sich die Suiten schwer in obige Tanzarten einteilen.
Tanzfassung
[Bearbeiten]Durchfassen
[Bearbeiten]Die Hände oder Finger der Nachbarn fassen zum Kreis, etwa im Kreistanz. Es hängt vom Tanz ab, ob mit der Hand oder einem Finger durchgefasst wird. Bei Fingerfassen werden in der Tradition verschiedene Finger verwendet. Heutzutage üblich ist das Hakeln mit dem kleinen Finger. Aber es ist auch dokumentiert, dass die Tänzer den Mittelfinger oder Zeigefinger verwendeten[1].
Beim Durchfassen ist es üblich, dass die rechte Hand vor der linken Hand liegt: Der Tanzpartner hält sein rechten Handrücken in die Kreismitte. Der rechte Partner legt seine linke Hand mit der Handinnenfläche zur Kreismitte gerichtet in die Hand des linken Partners. Ähnlich ist dies mit den Fingern.
In dieser Fassung sind Armbewegungen möglich.
(Unter-)Armfassung
[Bearbeiten]Eine besondere Form bei einigen Kreistänzen in der Bretagne ist das Durchfassen mit dem kompletten Unterarm. Die Hände werden so durchgefasst, dass die Unterarme sich berühren und immer parallel bleiben. Üblich ist ein Überkreuzen der Unterarme. Die Person legt die rechte Arm über den linken Arm des rechten Partners. Die Unterarme werde so gehalten, dass die Unterarme ungefähr waagrecht nach vorne zeigen. Die Hände werden so gehalten, dass die Innenfläche der Hände zueinander schauen. Der rechte Arm wird über den linken Arm des Nachbarn gelegt, so dass sich die Innenseiten der Unterarme berühren. Die Hände fassen durch.
Hochhalte
[Bearbeiten]Die Hände gehen nach oben.
Gestreckte Hochhalte: Die Arme sind gestreckt und zeigen nach oben.
Gebeugte Hochhalte: Die Oberarme zeigen nach vorne und die Unterarme sind nach oben gebeugt[2].
Tiefhalte
[Bearbeiten]Die Hände sind neben dem Körper. Die Oberarme hängen runter.
Gestreckte Tiefhalte: Die Arme sind gestreckt und zeigen nach unten.
Gebeugte Tiefhalte: Die Unterarme sind leicht nach oben gebeugt[2].
Vorhalte
[Bearbeiten]Die Hände sind vor dem Körper. Die Oberarme weisen von den Schultern ca. 45° nach vorne unten auf.
Gestreckte Vorhalte: Die Arme sind gestreckt.
Gebeugte Vorhalte: Die Unterarme sind leicht nach oben gebeugt[2].
Kreuzfassung
[Bearbeiten]Häufig in den Ballteilen von Suiten zu finden. Das Paar steht nebeneinander und beide schauen in Tanzrichtung. Beide Hände sind vor dem Körper mit den Händen des Partners gefasst: Die rechte Hand mit der rechten Hand des Partners; die linke Hand mit der linken Hand des Partners.
Tanzschritte
[Bearbeiten]Im Folgenden eine kurze Beschreibung einzelner Schritte, die in bretonischen Tänzen verwendet werden.
Beistellschritt
[Bearbeiten]Ein Beistellschritt ist ein einzelner Schritt mit Gewichtsübertragung. Der freie Fuß wird neben dem (zuvor) gesetzten Fuß platziert und das Gewicht auf diesen verlagert. Der Beistellschritt tritt in der Regel immer in Kombination mit anderen Schritten auf.
Branle simple
[Bearbeiten]Ein Gehschritt und Heranholen des anderen Fußes ohne Aufsetzen des nachgeführten Fußes. Eine Folge von Branle simple kann daher nur abwechselnd links und rechts ausgeführt werden.
Im einfachen Fall wird der nachgeführte Fuß an den gesetzten Fuß herangeholt, wobei der nachgeführte Fuß ungefähr auf Höhe des Knöchels des belasteten Fußes gehalten wird.
Je nach Tanz darf der nachgeführte Fuß auch vor dem gesetzten Fuß geführt werden, indem der Fuß oberhalb des gesetzten Fuß gehalten wird.
In seltenen Fällen darf der nachgeführte Fuß in die Luft vor den gesetzten Fuß geschwungen werden.
Branle simple links
[Bearbeiten]Beim Branle simple links steht der Tänzer auf dem rechten Fuß. Die Figur wird mit dem linken Fuß nach links getanzt. Der Tänzer bewegt sich beim Branle simple links etwas nach links. Je nach Tanz ungefähr einen Fußbreit.
Der rechte Fuß wird vom Boden etwas hochgenommen und darf als Verzierung vor den linken Fuß genommen werden.
Branle simple rechts
[Bearbeiten]Beim Branle simple rechts steht der Tänzer auf dem linken Fuß. Der rechte Fuß ist in der Regel angehoben und neben dem linken Fuß.
Der rechte Fuß wird einfach gesetzt, so dass der Tänzer sich nicht nach rechts bewegt. Je nach Tanz kann der rechte Fuß etwas nach hinten oder nach vorne gesetzt werden.
Der linke Fuß wird vom Boden etwas hochgenommen und darf als Verzierung vor den rechten Fuß genommen werden.
Branle double
[Bearbeiten]Der Branle double ist eine Fortführung des Branle simple mit zusätzlichem Schritt:
- Gehschritt
- Beistellschritt
- Branle simple
- Gehschritt
- Pause
Eine Folge von Branle double kann daher nur abwechselnd links und rechts ausgeführt werden.
Branle double links
[Bearbeiten]Der Tänzer steht auf dem rechten Fuß und der Schritt beginnt nach links. Die Gehschritte mit dem linken Fuß werden deutlich nach links gesetzt, eher ein Fußbreit. Beim Beistellschritt wird der rechte Fuß direkt neben den linken Fuß gesetzt. Abweichend gibt es einzelne Tänze, wo an Stelle des Beistellschritt ein Vorkreuzen des rechten Fußes gemacht wird. Am Ende wird der rechte Fuß in der Luft gehalten. Der rechte Fuß ist ungefähr auf Höhe des linken Knöchels.
Als Verzierung darf der rechte Fuß vor den linken Fuß gehoben werden.
Branle double rechts
[Bearbeiten]Der Tänzer steht auf dem linken Fuß. Der rechte Fuß ist neben dem linken Knöchel. Die Gehschritte werden minimal nach nach rechts durchgeführt, nicht mal ein Fußbreit. Die Beistellschritte mit links werden neben dem rechten gesetzt.
Es gibt nur wenige Tänze, in denen beim Branle double auf rechts eine deutliche Bewegung nach rechts erfolgt. Bei den meisten Tänzen erfolgen die Schritte fast auf dem Platz.
Gehschritt
[Bearbeiten]Einen Fuß vor den anderen setzen, wobei das Körpergewicht regelmäßig von einem Bein auf das andere übertragen wird.
(Vor/Hinter)kreuzschritt
[Bearbeiten]Das freie Bein wird vor oder hinter dem belasteten Bein geführt (Vorkreuz oder Hinterkreuz), dort gesetzt und belastet.
Bei den bretonischen Kettentänzen, die nach links gehen, kann nur mit dem rechten Fuß ein Kreuzschritt durchgeführt werden.
Kreuztupftritt
[Bearbeiten]Überkreuzen eines Beines über das andere mit leichtem Auftupfen der Fußspitze des überkreuzenden Beines schräg vor dem Standbein. Es erfolgt keine Gewichtsübertragung.
Nachführschritt
[Bearbeiten]Ein Gehschritt und Beistellen des anderen Fußes ohne Übertragung des Gewichts. Eine Folge von Nachführschritten kann daher nur abwechselnd links und rechts ausgeführt werden.
Nachstellschritt
[Bearbeiten]- vorwärts: Ein Fuß schreitet vor, der andere wird mit Gewichtsübertragung zur Grundstellung nachgestellt. Eine Folge von Nachstellschritten kann daher nur immer mit dem gleichen Fuß ausgeführt werden.
- seitwärts: Wie vor, aber links oder rechts seitwärts.
- rückwärts: ein Fuß schreitet zurück, der andere wird nachgestellt.
Tupftritt
[Bearbeiten]Ein Fuß wird mit der Spitze vor, schräg oder seitwärts aufgesetzt. Auf die zweite Taktzeit wird er meist unbelastet in die Grundstellung zurückgenommen.
Referenzen
[Bearbeiten]- ↑ http://www.heritaj.bzh/page/fd-19-ridee-du-pays-de-josselin-mode-guillac
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Corina Ooserveen: 40 bretonische Tänze - mit ihrem kulturellen Hintergrund Verlage der Spielleute, Reichelsheim 2003, ISBN 3-927240-32-X, S. 16