Innere Medizin kk: Lungenembolie

Aus Wikibooks

Zurück zur Übersicht

Thrombus im Haupstamm der rechten Pulmonalarterie

Das Wichtigste[Bearbeiten]

  • Die  Lungenembolie ist eine wichtige, häufige, teilweise lebensbedrohliche und im Allgemeinen gut behandelbare Krankheit.
  • Das Wichtigste ist es, bei plötzlich aufgetretener Luftnot oder Brustschmerzen an die LE zu denken, sie zu beweisen oder auszuschließen.
  • Der Ursprungsort der Lungenembolie sind meist die Bein- und Beckenvenen.
  • Die besten diagnostischen Methoden sind das D-Dimer, das CT des Thorax + Kontrastmittel, sowie das Echo und der Beinvenenultraschall.
  • Die besten therapeutischen Methoden sind die Intensivmedizin, die Sauerstoffgabe, die Antikoagulation und die Lyse.

Krankheitsnummer ICD Klassifikation[Bearbeiten]

I26.- Lungenembolie
Inkl.:Lungeninfarkt, Postoperative Lungenembolie, Pulmonal (-Arterien) (-Venen): Thromboembolie, Thrombose

Exkl.:Als Komplikation bei:
*Abort, Extrauteringravidität oder Molenschwangerschaft (O00-O07, O08.2) 
*Schwangerschaft, Geburt oder Wochenbett (O88.-) 

I26.0 ( massive LE ) 
Lungenembolie mit Angabe eines akuten Cor pulmonale
Inkl.:Akutes Cor pulmonale o.n.A.
Fulminante Lungenembolie
Massive Lungenembolie

I26.9 ( nichtmassive LE )
Lungenembolie ohne Angabe eines akuten Cor pulmonale
Inkl.:Lungenembolie o.n.A.
Nichtmassive Lungenembolie

Definition, englische Bezeichnung und Abkürzungen[Bearbeiten]

Eine  Lungenembolie ist eine Verstopfung von Blutgefäßen in der Lunge meistens mit einem Blutgerinnsel, welches aus den Bein-Beckenvenen stammt. Sie ist ein häufiges und teilweise auch gefährliches und heimtückisches Krankheitsbild. Die Diagnostik der Lungenembolie ist durch die Einführung des LungenCT, durch die Echokardiografie und den Beinvenenultraschall und die Bestimmung der D-Dimere stark verbessert worden.

Einteilungen[Bearbeiten]

Schweregrad[Bearbeiten]

  • leicht
  • submassiv
  • massiv

Schweregradeinteilung nach Grosser[Bearbeiten]

Schweregrad I Schweregrad II Schweregrad III Schweregrad IV
Klinik diskret, in 80 % klinisch stumm Akute Dyspnoe, Tachypnoe, thorakaler Schmerz, Angst, Hämoptysen, Fieber, Pleuraerguss Zusätzlich Schocksymptomatik
Blutdruck normal evtl. leicht erniedrigt erniedrigt stark erniedrigt
Gefäßverschluss periphere Äste Segmentarterien PA-Ast oder mehrere Lappenarterien Ein PA-Ast und mehrere Lappenarterien


 Wells-Score Klinische Risikoabschätzung LE[Bearbeiten]

Wells - Score
Symptome / Beobachtungen
klinische Zeichen oder Symptome einer tiefen Beinvenenthrombose 3 Punkte
Es gibt keine andere Diagnose, die wahrscheinlicher ist als eine Lungenembolie. 3 Punkte
Herzfrequenz über 100/min 1,5 Punkte
Immobilisierung (auch nur wenige Tage) oder chirurgischer Eingriff in den vergangenen vier Wochen 1,5 Punkte
vorherige gesicherte tiefe Beinvenenthrombose bzw. Lungenembolie 1,5 Punkte
Bluthusten (Hämoptysen) 1 Punkt
Tumorerkrankung (in den letzten 6 Monaten behandelt oder Tumor-Palliativtherapie) 1 Punkt


  • Wells PS, Ginsberg JS, Anderson DR, et al.
    • Use of a clinical model for safe management of patients with suspected pulmonary embolism.
      • Ann Intern Med 1998; 129:997-1005.

Ätiologie Ursachen[Bearbeiten]

Häufigste Ursache[Bearbeiten]

Thrombus aus den Bein- und Beckenvenen, der in die Lunge geschwemmt wurde.

Seltene Ursachen für eine Lungenembolie[Bearbeiten]

  • embolische Verschleppung von Gewebezellen oder Krebszellen
  • Embolie aus dem Fettgewebe oder dem Knochenmark
  • Bakterien und Parasiten
  • Fremdkörper
  • Luftembolie
  • Fruchtwasserembolie bei Schwangeren

Risiko Faktoren[Bearbeiten]

Stark prädisponierender Faktor (Odds ratio > 10)[Bearbeiten]

  • Hüft oder Beinfraktur
  • Hüft oder Knie TEP
  • Größerer chirurgischer Eingriff
  • Größeres Trauma
  • Rückenmarksverletzung

Mittelgradig prädisponierende Faktoren (Odds ratio 2–9)[Bearbeiten]

  • Arthroscopie
  • ZVK
  • Chemotherapie
  • Chronische Herzinsuffizienz
  • Chronische Respiratorische Insuffizienz
  • Hormonersatzbehandlung
  • Malignom
  • Orale Kontraceptiva
  • Schlaganfall
  • späte Schwangerschaft und Postpartum
  • stattgehabte Venenthrombose oder Lungenembolie
  • Thrombophilie

Schwach prädisponierende Faktoren (Odds ratio < 2)[Bearbeiten]

  • Bettruhe < 3 Tage
  • Längeres Sitzen im Auto oder Flugzeug
  • Alter
  • Laparoskopische Op
  • Adipositas
  • frühe Schwangerschaft
  • Varikosis

Epidemiologie Statistik Kosten[Bearbeiten]

Krankenhausdaten[Bearbeiten]

Diagnosedaten der Krankenhäuser ab 2005 (Fälle/Sterbefälle). Gliederungsmerkmale: Jahre, Geschlecht,

Die Tabelle bezieht sich auf: Behandlungsort: Deutschland, Alter: Alle Altersgruppen, Geschlecht: Beide Geschlechter

 I 46           2005    2006    2007    2008    2009    2010    2011    2012
-----------------------------------------------------------------------------------------
   insgesamt	45318	48459	50746	53552	56840	60173	59718	62602
   männlich	19502	21149	21940	23338	24846	26887	26737	28272
   weiblich	25816	27310	28806	30214	31994	33285	32981	34330
Sterbefälle	6692	6547	6558	6375	6526	6181	5766	5743

siehe http://www.gbe-bund.de

  • Interpretation des zeitlichen Trends
    • 40 % Männer 60 % Frauen, bleibt konstant
    • Zunahme der Fallzahlen , wahrscheinlich auch durch bessere Diagnostik
    • Abnahme der Sterblichkeit,
    • Sterblichkeit mit ca 9 % immer noch ziemlich hoch
Lungenszintigramm mit segmentalen Ausfällen typisch für LE

Pathologie Pathophysiologie[Bearbeiten]

  • Verschleppung von Thromben aus den Bein und Beckenvenen
  • mechanische Verstopfung der Lungenstrombahn
  • pulmonale Vasokonstriktion
    • durch Hypoxie und freigesetzte vasokonstriktorische Gewebshormone
  • Anstieg des pulmonalarteriellen Druckes
  • akute rechtsventrikuläre Dysfunktion

Symptome und Klinik[Bearbeiten]

Kleine Lungenembolien sind asymptomatisch. Die Symptome größerer Lungenembolien sind unspezifisch. Das wichtigste Symptom ist die Luftnot. Auffallend kann auch eine starke Blässe oder Zyanose trotz Hyperventilation sein. Am Wichtigsten ist überhaupt an eine Lungenembolie zu denken und eine entsprechende Diagnostik einzuleiten.

Symptome[Bearbeiten]

  • plötzlich auftretende Atemnot
  • Tachypnoe - zu schnelle Atmung
  • beschleunigter Herzschlag 80 bis 100 / min
  • Tachykardie - zu schneller Herzschlag > 100/ min
  • Hyperventilation
  • Blässe
  • Zyanose
  • Husten
  • blutiger Husten Hämoptysen
  • pleuritische Schmerzen
  • plötzliche Bewusstlosigkeit (Synkope).
  • Schweißausbruch
  • gestaute Halsvenen
  • Beklemmungsgefühl, Angst und Unruhe
  • Beinschmerzen
  • Thrombosezeichen
  • Fieber
  • Rasselgeräusche
  • Pleurareiben

Diagnostik[Bearbeiten]

EKG bei Lungenembolie

Basisdiagnostik[Bearbeiten]

  • RR , Puls ,
  • Atemfrequenz, Sauerstoffsättigung
  • EKG
  • Echo
  • Beinvenenultraschall
  • Blutgase
  • D-Dimer
  • Troponinwert
  • Röntgen Thorax
frische Thrombose in der Vena femoralis

Erweiterte Diagnostik[Bearbeiten]

  • CT-Lunge nativ
  • CT Thorax + KOntrastmittel
    • die beste Methode
  • Lungenszintigrafie , SPECT Lunge
    • zb bei erhöhtem Kreatinin und KM Gabe für das CT Lunge nicht möglich
  • Thrombophilie Diagnostik
  • Phlebografie ( nur falls Venenultraschall nicht möglich )
  • H-FABP (Heart-type fatty acid-binding protein)
    • neuer schneller kardialer Ischämiemarker der auch bei LE ansteigt

Zeichen der Lungenembolie im Echo[Bearbeiten]

  • RV und RA gering oder deutlich vergrößert
  • paradoxe Septumbewegung
  • Trikuspidalinsuffizienz
  • Delta p über der Trikuspidalklappe > 30 mm Hg
  • Tachykardie
  • Cava Füllung

Zusätzlich Ausschluß eines anderen kardialen Problems

RV im Echo[Bearbeiten]

Abschätzung der Funktion des rechten Ventrikels und einer pulmonalen Hypertonie

  • Rechtsventrikuläre Durchmesser in der parasternalen, langen Achse (M-Mode)
  • paradoxe Septumbewegung parasternal lange und kurze Achse sowie in den Kammerblicken
    • LV-EI (LV-Exzentrizitätsindex)
  • Farbdoppler über der Trikuspidalklappe
  • cw-Doppler über der Trikuspidalklappe
  • TAPSE im 4- (5-) Kammerblick und/ oder von subcostal
    • TAPSE (tricuspid annular plane systolic excursion) > 2 cm
    • mittels M-Mode einfach zu messen
  • TASV (tricuspid annular systolic velocity) < 15 cm/s
    • Maximale Geschwindigkeit der systolischen Bewegung der freien Wand des RV in Richtung Herzspitze mittels Gewebsdoppler TDI gemessen.
    • einfach zu messen
  • Akkzelerationszeit über der Pulmonalklappe
  • Tei-Index des rechten Ventrikels
    • Tei-Index (myocardial performance index) > 0,50

Links[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Rudski LG, et al. Guidelines for the echocardiographic assessment of the right heart in adults: a report from the American Society of Echocardiography.
    • J Am Soc Echocardiogr. 2010 Jul;23(7):700.
  • Tei C, Dujardin KS, Hodge DO, et al: Doppler echocardiographic index for assessment of global right ventricular function.
    • J Am Soc Echocardiogr 1996; 9: 838-847.

Differentialdiagnose[Bearbeiten]

  • Herzinfarkt
  • Perikarditis, Perikarderguß, Perikardtamponade
  • Aortendissektion
  • Pneumonie ( meist kein plötzlicher Beginn )
  • Pneumothorax
  • Pleuritis
  • Asthmaanfall
  • Primär pulmonalarterieller Hypertonus (PAH)
  • dekompensierte Rechtsherzinsuffizienz und Pleuraergüssen
    • mit Dyspnoe, Tachypnoe, Hypoxie, Tachykardie
    • im Unterschied zur Lungenembolie ist der Anfang der Luftnot schleichend und nicht plötzlich
    • das D-Dimer ist nicht oder nur gering erhöht
    • das pCO2 ist meist leicht erhöht oder normal, aber nicht erniedrigt wie typischerweise bei der LE der Fall
    • Im Echo: TI und erhöhter Druck über der Trikuspidalklappe, Rechter Vorhof und Rechtes Herz vergrößert, Tapse reduziert
      • akute und chronische Rechtsherzinsuffizienz nicht so einfach zu unterscheiden

Therapie[Bearbeiten]

Übersicht[Bearbeiten]

  • Intensivüberwachung
  • Sauerstoff, hochdosiert
  • Antikoagulation
    • Heparinbolus, dann Heparinperfusor
    • Enoxaparin sc
    • Rivaroxaban oral
    • Phenprocuomon
  • Lyse
    • rTPA
  • Beatmung
  • Thrombusfragmentation, Thrombusabsaugung und lokale Lyse in der Arteria pulmonalis

Antikoagulation[Bearbeiten]

Heparin[Bearbeiten]

siehe Heparintherapie

Antikoagulation mit Marcumar[Bearbeiten]

siehe Marcumartherapie

Enoxaparin sc[Bearbeiten]

  • Enoxaparin, sc 1,0 mg/kg 2 mal täglich mindestens 5 Tage
  • VKA Cumarine sollten so früh wie möglich, aber nicht später als 48 Stunden nach Enoxaparin begonnen werden.
  • Enoxaparin sollte fortgesetzt werden bis INR ≥ 2.0 in zwei aufeinander folgenden Messungen mit mindestens 24 h Abstand erreicht ist
  • Empfohlene Überlappung mit Cumarinen 4 bis 5 Tage.
  • Ziel INR 2,5, Bereich 2,0 bis 3,0
  • Der INR sollte anfangs alle 2 bis 3 Tage gemessen werden .

Rivaroxaban[Bearbeiten]

  • 2 * 15 mg pro Tag drei Wochen lang
  • 1 * 20 mg pro Tag nach drei Wochen

Lyse bei Lungenembolie[Bearbeiten]

Bei lebensbedrohlicher Lungenembolie gibt es keine absoluten Kontraindikationen gegen die Lyse. Im Gegensatz zum Herzinfarkt oder Schlaganfall gibt es bei der Lungenembolie keine strikte zeitliche Begrenzung. Patienten können bis zu 14 Tagen nach Beginn der Symptomatik von einer Thrombolyse profitieren. Man sollte sich bei submassiver Lungenembolie häufiger für eine Lyse entscheiden, denn die Lyse ist gut wirksam und eigentlich gut verträglich. Die Blutungsgefahr wird tendenziell überschätzt und die Gefahr der LE unterschätzt.

Indikation[Bearbeiten]

Massive Lungenembolie

  • mit Schock systol.RR < 90
  • mit Beatmungspflichtigkeit

Submassive Lungenembolie

  • RV-Funktionsstörung (Echokardiographie)
    • RV-Dilatation ohne LV-Funktionsstörung mit Hypokinesie der freien RV Wand und kein inspiratorischer VCI-Kollaps
  • Pulmonale Hypertonie (Echokardiographie)
    • Trikuspidaljet > 2,8 m/s
    • und Nachweis der Lungenembolie mittels Angiographie/Szintigraphie oder Spiral-CT
  • Pulmonale Hypertonie (Rechtsherzkatheter)
    • PAP Mittelwert > 20 und PCP < 18 mmHg
    • und Nachweis der Lungenembolie mittels Angiographie/Szintigraphie oder Spiral-CT
  • Rechtsherzbelastung (EKG)
    • Neuer Rechtsschenkelblock oder T-Negativierung in V1–V3 oder
    • SIQIII-Typ und
      • Nachweis der Lungenembolie mittels Angiographie/Szintigraphie oder Spiral-CT

Kontraindikationen[Bearbeiten]

  • Absolute Kontraindikationen
    • Akute innere Blutung
    • kurzzurückliegende spontan aufgetretene intrazerebrale Blutung
  • Relative Kontraindikationen
    • Große Operationen, Organbiopsien oder Punktion eines nicht komprimierbaren Gefäßes innerhalb der letzten 10 Tage
    • Ischämischer Insult innerhalb der letzten 2 Monate
    • Gastrointestinale Blutung innerhalb der letzten 10 Tage
    • Großes Trauma innerhalb der letzten 15 Tage
    • Neurochirurgischer oder ophthalmologischer Eingriff innerhalb des letzten Monats
    • Unkontrollierbare schwere Hypertonie (syst. RR > 180 mmHg, diast. RR > 110 mmHg)
    • Kardiopulmonale Reanimation (?)
    • Thrombozyten < 100.000/mm3
    • Prothrombinzeit Quick < 50 %
    • Schwangerschaft
    • Bakterielle Endokarditis
    • Diabetische hämorrhagische Retinopathie


Literatur[Bearbeiten]

Konstandinides S. et al.: Heparin Plus Alteplase Compared With Heparin Alone in Patients With Submassive Pulmonary Embolism. N Engl J Med 2002; 347: 1143-1150.

Links[Bearbeiten]

siehe


Zulassung[Bearbeiten]

Substanz          Dosierungschema (i. v.)        Zulassung
-----------------------------------------------------------
Streptokinase     250.000 U in 30 Minuten,       1977
                  dann 100.000 U/h für 24 h
Urokinase         4.400 U/kg in 10 Minuten,      1978
                  4.400 U/kg/h für 24–48 h
rt-PA             100 mg in 2 Stunden            1990

Verlauf und Prognose[Bearbeiten]

Der systolische Blutdruck bei Diagnosestellung hat die höchste Aussagekraft bezüglich der Krankenhaussterblichkeit.

  • Internationales Cooperatives Lungenembolieregister (ICOPER)
    • initialer systolischer Blutdruck < 90 mmHg
      • Dreimonatsmortalität 52.4%
    • initialer systolischer Blutdruck ≥ 90 mmHg
      • Dreimonatsmortalität 14.7%

Ein erhöhtes Troponin ist ein Marker bei der Lungenembolie, der eine schlechte Prognose erwarten läßt.

  • siehe Circulation. 2002 Sep 3;106(10):1263-8.
    • Importance of cardiac troponins I and T in risk stratification of patients with acute pulmonary embolism.
    • Konstantinides S, Geibel A, Olschewski M, Kasper W, Hruska N, Jäckle S, Binder L.


Ein offenes Foramen ovale mit Rechts Links Shunt im KM Echo ist ein Befund, der eine schlechte Prognose erwarten läßt.

  • siehe Circulation. 1998 May 19;97(19):1946-51.
    • Patent foramen ovale is an important predictor of adverse outcome in patients with major pulmonary embolism.
      • Konstantinides S1, Geibel A, Kasper W, Olschewski M, Blümel L, Just H.

Fälle[Bearbeiten]

Fall 1 typische Blutgasanalyse[Bearbeiten]

Pat.weiblich geb 1945 , Befunde vom Okt 2010

Blutgase

pCo2     30,2
pO2      62,8
SO2%     92 %
BE       - 2

CT Befund: Ausgedehnte Lungenembolien, in beiden Unterlappen , sowie auch in den Pulmonalarterienhautpstämmen, hier mit reitendem Thrombus, auch die Mittellappenarterie und die Lingulaarterie sind betroffen. Nebenbefund: Große axiale Gleithernie des Magens mit retrokardial liegenden Magenanteilen. Bei Troponinwert von 4 wird auch eine Koronarangiografie durchgeführt: > Ausschluß stenosierende KHK

Fall 2[Bearbeiten]

Fall 3 Lungenembolie bei junger Frau, die eine Antibabypille mit  Drospirenon eingenommen hat[Bearbeiten]

Felicitas Rohrer aus Willstätt klagt gegen die Firma Bayer. Sie will Schadensersatz und Schmerzensgeld wegen einer lebensbedrohlichen Lungenembolie unter der Einnahme einer Antibabypille mit dem Wirkstoff  Drospirenon .

Fall 4 Tod nach Lungenembolie[Bearbeiten]

Die Beschwerden wurden der Patientin nicht geglaubt und sie wurde mit der Polizei aus dem Krankenhaus gebracht. Siehe http://www.spiegel.de/panorama/justiz/florida-frau-stirbt-nach-erzwungener-krankenhaus-entlassung-a-1070875.html

Fall 5 Panikattacken nach SprunggelenksOP[Bearbeiten]

Erst der Psychiater vermutet richtigerweise eine Lungenembolie hinter den rezidivierenden Panikattacken.

Fall 6 submassive Lungenembolie + ultraschallgestützte EKOs Lyse[Bearbeiten]

Rechtsherzkatheter/pharmakodynamische, ultraschallgestütze EKOS°-Lysetherapie bei bilateraler zentraler, symptomatischer Lungenembolie

Indikation[Bearbeiten]

zentrale Lungenembolie bds. , rechts anterior superior und posteroir inferior, links posterior inferior;

Procedere[Bearbeiten]

Anlage zweier ECOS-Lyse-Katheter-Systeme jeweils in die rechte und linke untere, hintere Lungenarterie; intermittierend AV-Block III°,

V. fem. com. dex.et sin. 6F: sequenzielles Einbringen jeweils eines 0,35“Terumo-Führungsdrahtes in die rechte und linke untere hintere Lungenarterie, dann jeweils Einbringen des 12cm EKOS-Lysekatheters; Über die beiden Lysekatheter laufen jeweils: (jeweils 2mg Bolus rtPT gegeben), Jeder der beiden Katheter jeweils 1mg/h rtPA=2ml/h (in 40ml Perfusor wurde jeweils 20mg rtPA aufgezogen, d.h. 2ml=1mg rtPA) über die Lysekatheter bis 18:00h, dann jeweils beide reduzieren auf jeweils 0,5mg rtPA/h= 1ml/h; NaCL-Spüllösung jeweils auf 40ml/h i.v.; Venöse Schleusen wurden angenäht, steriler Verband; Der Katheter der linken Leiste geht in die linke Lungenarterie und umgekehrt.

Diagnosen[Bearbeiten]

lokoregionale, ultraschallgestützte Thrombolyse der rechten und linken A. pulmonalis mittels EKOS-System bei symptomatischer, zentraler Lungenembolie bds. Stad. III n. Grosser

Weiteres Procedere[Bearbeiten]

Verlegung auf die Intensivstation; Heparin 500IE/h i.v.; Laborparameter: Blutbild, komplette Gerinnung incl. AT3 und D-Dimere um 16-20-24-4-8 Uhr; Kreislaufüberwachung; morgen Kontrolle;

Fall 7 Endlich die richtige Diagnose[Bearbeiten]

siehe https://deutsch.medscape.com/artikel/4900087

Geschichte der Krankheit[Bearbeiten]

Experten und Krankenhäuser[Bearbeiten]

Selbsthilfe[Bearbeiten]

Fragen und Anmerkungen[Bearbeiten]

Wie kann man eine akute Exazerbation einer COPD von einer Lungenembolie unterscheiden ?[Bearbeiten]

  • COPD
    • meist eine bekannte COPD-Diagnose.
    • langsamerer Beginn der Luftnot bei der COPD, plötzlicher Beginn bei der Lungenembolie.
    • auskultatorische Spastik bei der COPD
    • bei BGA Hypoventilation öfter bei COPD oft PCO2 ist hoch,
    • BE oft positiv erhöht, da metabolische Kompensation der Hyperkapnie
  • Lungenembolie
    • bei Lungenembolie eher Hyperventilation als PCO2 niedrig oder normal
    • pO2 niedrig und pCO2 auch niedrig , BE meist normal

Was bringt die ECO Lyse bei submassiver Lungenembolie ?[Bearbeiten]

In den USA ist sie zugelassen. Welche sind die entscheidenden Arbeiten dazu ?

Wann muß ein Patient mit Lungenembolie auf die Intensivstation ?[Bearbeiten]

  • Zunächst sollte eigentlich jeder Patient mit einer nachgewiesenen Lungenembolie auf eine Überwachungsstation
  • Einfache Kriterien zur Beurteilung des Schweregrades liefern
    • der initiale Blutdruck, die BGA, die Herzfrequenz, die Sauerstoffsättigung, die Atemfrequenz, das Echo und der Beinvenenultraschall.

Wann wird eine Lyse durchgeführt ?[Bearbeiten]

  • Zwingend bei Reanimation und kardiogenem Schock
  • Dringend empfehlenswert bei deutlicher Rechtsherzbelastung im EKG und Echo

Wann wird eine Beatmung eingeleitet ?[Bearbeiten]

  • Zwingend bei Reanimation und kardiogenem Schock

Was ist die Tapse ?[Bearbeiten]

Die Tapse ist ein Messwert im Echo, der die Funktion des Rechten Herzens ganz gut einschätzen läßt. Die Tapse entspricht der systolischen Bewegung der Klappenebene in Richtung Herzspitze. Je geringer diese Bewegeung ist desto, schlechter ist die Leistung des RV.

TAPSE = tricuspidal annular plane systolic excursion

  • Auslenkung des Trikuspidalklappenringes in Richtung Herzspitze
  • Distanz der Bewegung des Trikuspidalringes von der Enddiastole und Endsystole
  • leicht mittels M-Mode im Echo meßbar

Der TAPSE - Score ist erniedrigt bei:

  • Hinterwandinfarkt (inferiorer Ischämie)
  • Septuminfarkt
  • pulmonaler Hypertonie
  • Stenose der Pulmonalklappe

Literatur[Bearbeiten]

Siehe auch hier http://www.aerzteblatt.de/archiv/literatur/78055

Tapse Erstbeschreibung[Bearbeiten]

  • Kaul et al von 1984 (Kaul et al. Assessment of right ventricular function using two-dimensional echocardiography. Am Heart J 107:526, 1984).

 Rivaroxaban bei Lungenembolie[Bearbeiten]

  • randomisierte, open-label, ereignisgesteuerte Nicht-Unterlegenheits-Studie
  • 4832 Patienten mit akuter symptomatischer Lungenarterienembolie mit oder ohne tiefe Beinvenenthrombose
    • Rivaroxaban (15mg zweimal täglich für 3 Wochen, danach 20 mg einmal täglich)
    • Standardtherapie mit Enoxaparin
      • danach angepasste Dosis von Vitamin-K-Antagonisten
  • primärer Endpunkt: symptomatische erneute venöse Thrombembolie.
  • Sicherheitsendpunkt: Auftreten von schweren oder klinisch relevanten leichteren Blutungen.
  • Ergebnisse
    • 50 Ereignisse in der Rivaroxaban Gruppe (2,1%)
    • 44 Ereignisse in der Standardtherapie-Gruppe (1,8%)
    • 10,3% der Patienten in der Rivaroxaban-Gruppe symptomatische venöse Rezidivthrombembolie
    • 11,4% der Patienten in der Standard-Therapie-Gruppe symptomatische venöse Rezidivthrombembolie
    • Schwere Blutungen bei 26 Patienten (1,1%) in der Rivaroxaban-Gruppe
    • bei 52 Patienten (2,2%) in der Standard-Therapie-Gruppe

Fazit:Rivaroxaban ist der Kombination Enoxaparin/Cumarin nicht unterlegen. Eine schwere Blutung war im Rivaroxaban-Arm mit 26 Patienten (1,1 %) signifikant geringer ( p = 0,003) als im Standardarm (52 Patienten; 2,2 %).

Quelle: Oral Rivaroxaban for the Treatment of Symptomatic Pulmonary Embolism The EINSTEIN-PE Investigators. N Engl J Med 2012; 366:1287-1297

Lyse mit rTPA Actilyse[Bearbeiten]

  • Konstantinidis S, Geibel A, Olschewski M, et al.
    • Association between thrombolytic treatment and the prognosis of hemodynamically stable patients with major pulmonary embolism. ***Circulation 1997; 96:882-8.

Links[Bearbeiten]