Marketing- und Vertriebscontrolling/ Instrumente MVC/ Berücksichtigung der Risiken aus Wechselkursschwankungen auf Planung, Steuerung, Kontrolle und Vertriebsbudgets

Aus Wikibooks

Grundlagen[Bearbeiten]

Abgrenzung internationales Unternehmen[Bearbeiten]

Definiert als international tätige Unternehmen sollen nachfolgend Konzerne sein, die entweder über Tochtergesellschaften oder eine kapitalmäßige Beteiligung im Ausland verfügen und/oder einen nicht unerheblichen Anteil ihrer Vertriebs- und/oder Beschäftigungsaktivitäten im Ausland tätigen.[1] Zum Begriff „Konzern“ gibt das Handelsgesetzbuch zwei wesentliche Merkmale. Ein Konzern wird demnach aus zwei oder mehreren rechtlich selbständigen Unternehmen gebildet. Konstituierendes Merkmal ist die einheitliche Leitung.[2] Der Konzern wird betriebswirtschaftlich als Planungs-, Entscheidungs-, Steuerungs- und Kontrolleinheit gesehen.



  1. Vgl. Szyszka, U. (2003), S. 173.
  2. Vgl. Handelsgesetzbuch (2009), § 290, S. 69 f.

Planung, Steuerung und Kontrolle[Bearbeiten]

Planung, Steuerung und Kontrolle sind die Hauptaufgaben des operativen Controllings. Diese Teilbereiche, und zugleich Schwerpunktfunktionen, sind über ein System von Regelkreisen mit permanenter Rückkopplung verknüpft, so dass eine mangelnde Berücksichtigung eines Funktionsbereiches zu erheblichen Störungen im Gesamtsystem führen kann.[1]

Planung ist ein in der betriebswirtschaftlichen Diskussion häufig verwendeter, allerdings im Detail unscharfer Begriff. Weitgehende Einigkeit unter den Autoren liegt bezüglich der folgenden Merkmale vor:

  • Planung wird als ein bewusster, sich an Zielen orientierender Prozess gesehen
  • Planung bezieht sich auf zukünftige Handlungen
  • Planung führt zu Plänen (ergebnisbezogene Anordnungen) als dominierendes Instrument der Willensdurchsetzung.[2]


Wie der Begriff der Planung ist auch die Definition der Kontrolle in der einschlägigen Literatur nicht eindeutig präzisiert. Unter Kontrolle soll im Folgenden – etwas vereinfachend – der Vergleich eines eingetretenen Ist mit einem vorgegebenen Soll verstanden werden.

  • In einem sehr engen Begriffsverständnis kann man Kontrollen auf das reine Gegenüberstellen von Soll und Ist beschränken. In der Praxis gehört hierzu aber auch die Überprüfung der Verlässlichkeit der für den Vergleich herangezogenen Daten (Genauigkeit, Aktualität).[3]

Prozessbegleitend hat die Steuerung die Aufgabe sicherzustellen, dass alle Ausführungsabläufe in der Weise durchgeführt werden, dass am Ende weitgehend die vereinbarten Ziele erreicht werden, welche zu Beginn vereinbart wurden. Steuerung umfasst alle Maßnahmen, die der Realisierung betrieblicher Ziele dienen. Um die in der Planung aufgestellten und durch die Kontrolle überprüften Ziele zu erreichen, müssen Steuerungsmaßnahmen eingeleitet werden.[4]



  1. Vgl. Vollmuth, H.J. (2001), S. 11.
  2. Vgl. Weber, J. (2006), S. 233.
  3. Vgl. Weber, J. (2006), S. 231-233.
  4. Vgl. Vollmuth, H.J. (2001), S. 46-47.

Budgetierung[Bearbeiten]

Schon der Budgetbegriff wird in der Betriebswirtschaftslehre und in der betrieblichen Praxis unterschiedlich interpretiert. Angelehnt an den Etatbegriff öffentlicher Finanzverwaltungen „Ausgabeermächtigung“ wird „Budget“ häufig als reine Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben in Form eines Finanzplanes oder eines Etats interpretiert. Unter Budget soll im Folgenden ein primär auf das Erfolgsziel beruhender Vorgaberahmen, der einer organisatorischen Einheit für einen bestimmten Zeitabschnitt mit einer vorher festgelegten Verbindlichkeit vorgegeben wird, verstanden werden.[1] Diese unterschiedlichen Interpretationsweisen spiegeln sich auch bei den Erklärungen zum Begriff der Budgetierung wider. Grundsätzlich wird dabei zwischen der operativen und der strategischen Budgetierung unterschieden.

  • Die operative Budgetierung beinhaltet die Aufstellung, Vorgabe und Kontrolle operativer Budgets. Sie umfasst die vollständige mengen- und wertmäßige Zusammenfassung der erwarteten und gewollten Entwicklung der Unternehmung in der zukünftigen Planungsperiode (in der Regel ein Jahr).
  • Die strategische Budgetierung basiert auf Plänen zur langfristigen Existenzsicherung.[2]

Bezogen auf das gesamte Unternehmen soll die Budgetierung eine zentrale Koordinationsfunktion erfüllen, da die einzelnen Teilpläne im Rahmen des Budgetierungsprozesses aufeinander abgestimmt werden müssen. Durch die Vorgabe von genau definierten Sollgrößen (Umsatz, Kosten, Erträge etc.), die es innerhalb der nächsten Planungsperiode einzuhalten beziehungsweise zu erreichen gilt, setzen die einzelnen Budgets Maßstäbe zur Leistungsmessung und üben damit eine Leistungs- und Kontrollfunktion aus. Da durch die Vorgabe von Soll-Budgets gleichzeitig bestimmte Erwartungen an das Verhalten der Budgetbetroffenen geknüpft werden, soll die Budgetierung auch der Verhaltenssteuerung sowie der Zielvorgabefunktion dienen, indem sie zum Beispiel die Entscheidungsträger auf bestimmte Kostenziele verpflichtet und ihnen damit konkrete Handlungsorientierungen aufzeigt.[3]



  1. Vgl. Brühl, R. (2004), S. 246.
  2. Vgl. Konetzny, M. online unter URL: 18.11.2009, 14:33 Uhr.
  3. Vgl. Brühl, R. (2004), S. 247-248.

Planung, Steuerung und Kontrolle im Budgetierungsprozess[Bearbeiten]

Die Budgetierung ist ein Instrument der Planung, Steuerung und Kontrolle des Erfolgs im Unternehmen. Der Prozess, der zur Erstellung und zur Abstimmung von Budgets führt, wird als Budgetierung (=Erfolgsplanung) bezeichnet. Da der Erfolg ein Saldo aus Erlösen und Kosten ist, müssen bei der Budgetierung Kosten und Erlöse geplant werden. Die einzelnen Budgets münden in einem Budgetsystem, welches die Gesamtaktivitäten des Unternehmens berücksichtigt.[1] Hinsichtlich der Aufstellung detaillierter Budgetvorgaben, ergibt sich die dringende Notwendigkeit der Festlegung von fest definierten Planungsrichtlinien.

Folgende Grundsätze gilt es dabei zu beachten:

  • Grundsatz der Periodizität und Einheit des Budgets
  • Grundsatz der Spezialisierung
  • Grundsatz der Genauigkeit, Vollständigkeit und Durchsichtigkeit
  • Grundsatz der Gesamtdeckung / Zentralisation
  • Grundsatz der Wirtschaftlichkeit

Eine detaillierte Budgetplanung ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn die Planwerte laufend mit den Ist-Werten verglichen werden. Im Rahmen des Kontrollprozesses wird überprüft, ob die mit der Budgetierung angestrebten Ziele des Unternehmens erreicht wurden. Um die Ursachen der Abweichung zu ermitteln, wird durch eine Analyse ein periodisierter Vergleich der geplanten Erfolgsgrößen mit den tatsächlich realisierten Ist-Größen ergänzt. Ausgehend von der Planung und der sich anschließenden Kontrolle ist eine Zielerreichung nicht gewährleistet. Es ist eine effiziente Steuerung erforderlich, die es ermöglicht, frühzeitig Korrekturmaßnahmen durchzuführen, um entstandene Abweichungen zu kompensieren und die festgelegten Ziele noch zu erreichen.[2]



  1. Vgl. Brühl, R. (2004), S. 246.
  2. Vgl. Vollmuth, H.J. (2001), S. 46.

Währungsrisiken und Budgetierung[Bearbeiten]

Währungsschwankungen und damit verbundene Risiken[Bearbeiten]

Der grenzüberschreitende Einsatz von Controlling-Instrumenten wird durch verschiedene internationale Störfaktoren erschwert. Dazu zählen insbesondere Wechselkurs-schwankungen, unterschiedliche ökonomische und rechtliche Rahmenbedingungen, Länderrisiken, konzerninterne leistungswirtschaftliche Verflechtungen sowie die kulturelle Distanz. Die größten Erschwernisse resultieren aus Währungsschwankungen in den verschiedenen Regionen, in denen ein multinationales Unternehmen operiert.[1]

Seit Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung am 01.01.1999 sind die mit den Währungsumrechnungen verbundenen Risiken und Probleme im EU-Raum, bis auf wenige Ausnahmen (Dänemark, Schweden und Großbritannien), nicht mehr gegeben. Risiken und Probleme der Währungsumrechnung treten vorrangig bei Wirtschaftsbeziehungen zum US$-Raum auf, die wegen ihrer großen Bedeutung exemplarisch im Mittelpunkt der nachfolgenden Ausführungen stehen.[2]

Seit Anfang 2000 wies der Umrechnungskurs zwischen dem US$ und dem € den in Abbildung 1 dargestellten Verlauf auf.

Datei:Euroreferenzkurs Jahr.png
Abbildung 1: Entwicklung der Umrechnungskurse Euro – Dollar Jahreswerte

[3]

In den durchschnittlichen Jahreswerten ist der klare Trend des stetig steigenden Werts des Euro klar zu erkennen, jedoch nicht die Schwankungsbreite. Dieses Ausmaß der unregelmäßigen Schwankungen innerhalb kurzer Perioden wird in Abbildung 2 ersichtlich.

Datei:Euroreferenzkurs Tag.png
Abbildung 2: Entwicklung der Umrechnungskurse Euro – Dollar Tageswerte

[4]

Im Jahr 2009 wies der Umrechnungskurs des Euro bisher (Stand 11/2009) Werte zwischen 1,2555 US$ und 1,5037 US$ auf. Schwankungen, in Verbindung mit sinkenden Dollar-Kursen, waren in den vergangenen Monaten keine Seltenheit.[5]

Für in verschiedenen Währungsräumen agierende Unternehmen besteht das Problem, dass die Chancen und Risiken dieser Schwankungen immer dann einen unmittelbaren Einfluss auf ihr Ergebnis ausüben, wenn sie Geschäftsvorfälle in einer Fremdwährung abwickeln.[6] Infolge schwankender Wechselkurse ergibt sich für multinationale Unternehmen ein Währungsrisiko, d.h. eine Erhöhung der Variabilität der weltweit in Konzernwährung konsolidierten Erfolge durch unerwartete Wechselkursänderungen. Das Ausmaß des Risikos ist von der Volatilität der Wechselkurse und vom Umfang des Exposures abhängig. Exposure bezeichnet den absoluten Betrag in Fremdwährungseinheiten, der während der Bilanzperiode dem Wechselkursrisiko ausgesetzt ist. Das Exposure lässt sich in das Translations-, Transaktions- und ökonomische Exposure unterscheiden. Beim Translationsexposure wird vor allem die Bewertung von Fremdwährungspositionen aus der Bilanz in den Mittelpunkt gestellt. Es entsteht insbesondere dann, wenn ein multinationales Unternehmen den Einzelabschluss eines ausländischen Tochterunternehmens oder einer ausländischen Beteiligung in der Konzernbilanz konsolidieren muss. Aus Sicht der Muttergesellschaft muss dann die in Fremdwährung aufgestellte Bilanz der Tochter zum Bilanzstichtag in die Berichtswährung des Konzerns überführt werden. Durch die Umrechnung mit verschiedenen Wechselkursen, die sich auf unterschiedliche Zeitpunkte beziehen, entstehen in der Konzernbilanz Umrechnungsdifferenzen in Form von Buchgewinnen bzw. Buchverlusten. Ein Transaktionsexposure entsteht, wenn ein Unternehmen Fremdwährungsforderungen akzeptiert oder Fremdwährungsverbindlichkeiten eingeht, d.h. wenn eine vertragliche Zahlungsvereinbarung in Fremdwährung abgeschlossen wird, die erst in Zukunft zu einem tatsächlichen Zahlungsvorgang führt. Kommt es im Zeitraum zwischen Leistungsvereinbarung und Fakturierung zu einer Änderung des Wechselkurses, variieren dementsprechend der in Konzernwährung gemessene Wert der zugrunde liegenden Transaktion sowie der daraus resultierenden Netto Cash Flow. Das ökonomische Exposure bezieht sich auf die Auswirkungen einer unerwarteten Wechselkursänderung auf die zukünftigen potentiellen Cash Flows einer ausländischen Geschäftseinheit. Im Gegensatz zum Transaktionsexposure umfasst es die langfristigen Risiken einer Wechselkursänderung. Das Ausmaß der Risiken hängt davon ab, inwieweit sich die Wechselkursänderung auf das Absatzvolumen, die Absatzpreise und die Kostenstruktur des Unternehmens auswirkt. Änderungen im Absatzvolumen hängen in erster Linie von der Preiselastizität der Nachfrage ab und inwieweit andere Märkte den Nachfragerückgang kompensieren können. Die Absatzpreise müssen nach einer Wechselkursänderung unter Umständen angepasst werden, um Marktanteile oder Gewinnmargen zu halten. Der Gesamtrisikobeitrag der drei Exposures auf eine multinationale Unternehmung lässt sich nicht ohne weiteres vorherbestimmen, da diese häufig in mehreren Währungskreisen geschäftlich miteinander verbundene Tochtergesellschaften hat. Je nachdem wie die verschiedenen Fremdwährungen untereinander und zur Konzernwährung korreliert sind, können sich Währungseffekte auf den Konzern verstärken oder aber zum Teil gegenseitig aufheben.[7]



  1. Vgl. Hoffjan, A./Kornetzki, T. (2005), S. 325-326.
  2. Vgl. Szyszka, U. (2003), S. 178.
  3. Vgl. o. V. online unter URL, 15.01.2010, 09:10 Uhr.
  4. Vgl. o. V. online unter URL: 22.11.2009, 16:45 Uhr.
  5. Vgl. o. V. online unter URL: 22.11.2009, 16:45 Uhr.
  6. Vgl. Szyszka, U. (2003), S. 178-179.
  7. Vgl. Hoffjan, A./Kornetzki, T. (2005), S. 327-327.

Auswirkungen von Kursschwankungen im Budgetierungsprozess[Bearbeiten]

Auswirkungen der verschiedenen Risikoarten[Bearbeiten]

Controlling im Umfeld international tätiger Unternehmen muss vielen Einflussfaktoren gerecht werden. Neben wirtschaftlichen Risiken, politischen Risiken und sozialen Risiken, spielen Währungsrisiken (z.B. Wechselkursschwankungen) eine verstärkte Rolle. Fragen der Währungsumrechnung werden für Unternehmen immer dann relevant, wenn diese wirtschaftliche Aktivitäten in verschiedenen Währungsräumen abwickeln. Sie sind dann mit besonderen Risiken behaftet, wenn die betroffenen Währungen in kurzen Zeiträumen erhebliche Schwankungen aufweisen. Sie können bei allen Formen der internationalen Wirtschaftstätigkeit – ob es sich um Ex- oder Import, ein Joint Venture oder multinationale Konzerne handelt – auftreten.[1] Die verschiedenen Währungsrisiken und deren unmittelbaren Auswirkungen seien nachfolgend vereinfacht dargestellt.

Umrechnungsrisiken treten auf, wenn Größen im Rechnungswesen anhand verschiedener Kurse umgerechnet werden.

Beispiel 1

  • Ein im Euro-Raum angesiedelter Konzern hat eine US-amerikanische Tochtergesellschaft. Eine Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar führt zu einem Umwechslungsrisiko, das sich auf das Gesamtergebnis des Tochterunternehmens auswirkt, wenn die Fakturierung in Euro erfolgt. So vermindert sich das Eigenkapital der Tochtergesellschaft, wenn im Rahmen der Gewinn- und Verlustrechung die realisierten Erlöse und Kosten von Dollar in Euro umgerechnet werden.

Translationsrisiken entstehen demzufolge bei international tätigen Unternehmen durch die unterschiedliche Bewertung der einzelnen Positionen in der Bilanz einer im Ausland ansässigen Tochtergesellschaft in die Währung der Muttergesellschaft. Bilanzpositionen werden folglich zu unterschiedlichen Kursen angesetzt. Umrechnungsrisiken haben somit Auswirkungen auf die verschiedenen Bilanzpositionen der Gesellschaft und verzerren den Gesamterfolg.

Umwechslungsrisiken hingegen haben Auswirkungen auf die konkreten Zahlungsströme des Unternehmens. Das Transaktionsrisiko entsteht, wenn eine Diskrepanz in der Währung der Ein- und Auszahlungen bei externen Zahlungsströmen besteht.

Beispiel 2

  • Erfolgt eine Lieferung in die USA und der Geschäftspartner will die Rechnung in Dollar begleichen, entsteht ein Transaktionsrisiko für das Unternehmen in Höhe der Rechnung. Transaktionsrisiken knüpfen folglich direkt an Zahlungsströmen an.

Durch das Transaktionsrisiko entsteht also eine eher kurzfristige bewertungsbedingte Verzerrung, die aus dem Auseinanderfallen von Zahlungszeitpunkt und den Kursunterschieden zwischen den beiden Zeitpunkten entstehen. Bei international tätigen Unternehmen entsteht es aus den Lieferungen zwischen den Gesellschaften in unterschiedlichen Währungsräumen. Umwechslungsrisiken haben somit Auswirkungen auf den unmittelbaren Erfolg, in Bezug auf die Kosten und Erlöse des in Fremdwährung fakturierenden Unternehmens.

Auskunft über das ökonomische Risiko des Unternehmens gibt erst die Betrachtung aller zukünftigen Zahlungen. Die Analyse des ökonomischen Risikos, das von Wechselkursschwankungen ausgeht, setzt somit an den gesamten Aktivitäten in den betrachteten Perioden an.

Beispiel 3

  • Ein Unternehmen A ist ausschließlich im Euro-Raum tätig, auf seinem inländischen Markt betätigen sich allerdings auch US-Unternehmen. Steigt der Kurs des Euros gegenüber dem Dollar, kann die amerikanische Konkurrenz ihre Produkte im Euro-Raum preiswerter anbieten, was zu Umsatzeinbußen beim Unternehmen A führen kann. Obwohl das Unternehmen A kein Transaktionsrisiko hat, unterliegt es aufgrund von Wechselkursschwankungen einem ökonomischen Risiko.

Während das Transaktionsrisiko mit einzelnen Geschäften verbunden ist, müssen beim ökonomischen Risiko sämtliche künftige Aktivitäten daraufhin untersucht werden, inwieweit sie von Wechselkursschwankungen beeinflusst werden.[2] Das ökonomische Risiko kann somit als Wettbewerbs- oder natürliches Risiko einer Unternehmung definiert werden, welches den Umsatzerfolg negativ aber auch positiv beeinflussen kann.



  1. Vgl. Szyszka, U. (2003), S. 178.
  2. Vgl. Brühl, R. WISU (2006), S. 496.

Auswirkungen in den Phasen der Planung, Steuerung und Kontrolle[Bearbeiten]

Für viele multinationale Unternehmen stellen Budgets und die daraus resultierenden Soll-Ist-Abweichungen die Grundlage für die Steuerung und Erfolgsbeurteilung der Auslandsgesellschaft dar. Entscheidend sind der Beitrag der Tochtergesellschaft zum Gesamtkonzernergebnis und damit alle positiven und negativen Erfolgskomponenten, welche auf die Tochtergesellschaft zurückgeführt werden können. Daraus folgt, dass externe Einflussfaktoren, wie zum Beispiel die Auswirkungen von Wechselkursschwankungen, mit in das Ergebnis einbezogen werden.

Da Budgets in der Regel zentral in der Konzerngesellschaft erstellt werden, das Management der Auslandsgesellschaft die operative Planung und Geschäftstätigkeit aber in Fremdwährung realisiert, ist eine Währungsumrechnung von Konzern- in Fremdwährung bei der Budgeterstellung und eine Umrechnung von Fremd- in Konzernwährung bei der Erfolgskontrolle unumgänglich.[1]

Auf das Controlling kommt die zusätzliche Aufgabe der Einbeziehung der Währungsumrechnung in seine Systeme zu. Dabei sind zunächst im Rahmen der Planung bzw. Budgetaufstellung Annahmen über den im kommenden Jahr erwarteten Wechselkurs zu treffen sowie Grundsätze im Umgang mit Kursschwankungen festzulegen.[2] Die Währung spielt bei der unternehmensinternen Leistungs- und Produktverrechnung an verbundene Gesellschaften im Ausland eine enorm wichtige Rolle.

Problematisch ist in jedem Fall die Frage der Verrechnungswährung: Welche soll es sein? Wird ein allfälliger Währungsgewinn beim Leistungserbringer oder beim Leistungsempfänger verbucht? Dann die Haftungsfrage: Welcher der beiden Kontrahenten soll das Währungsrisiko tragen? Oder kann dies allenfalls die Muttergesellschaft für alle operativ tätigen Gesellschaften im Bereich ‚zentral’ übernehmen?

Es bietet sich an, die Währungsproblematik schriftlich zu regeln, wobei die gesetzlichen Ansprüche der beiden beteiligten Länder unbedingt in die Überlegungen mit einzubeziehen sind. Vor Erarbeitung einer Währungsregelung ist Folgendes zu beachten, bzw. abzuklären:

  • Es muss festgelegt werden, in welcher der beiden zur Auswahl stehenden Währungen und zu welchem Kurs verrechnet werden soll.
  • Außerdem ist abzumachen, ob und in welcher Situation der festgelegte Kurs angepasst wird (werden kann, muss).
  • Es ist zu bestimmen, welche der beteiligten Gesellschaften das Währungsrisiko trägt (kann zu Budgeteinhaltungsproblemen führen – je nach Abweichung zum vereinbarten Kurs auf der einen oder anderen Seite).
  • Verfahren, die frühzeitig Auswirkungen auf die operative Planung/das operative Geschäft aufzeigen und bewerten, sind anzuraten sowie gegebenenfalls die Risikobegrenzung durch Kurssicherungsgeschäfte (Swaps, Hedging etc.).

Die schließlich erfolgende Planannahme des Wechselkurses bestimmt dann den Wert (Preis) der in Fremdwährung geplanten Aktivitäten und übt damit auch Einfluss auf das geplante Ergebnis aus.[3]

Bei Planabweichungen wird im Rahmen des Kontrollprozesses der Soll-Ist-Vergleich um eine Abweichungsanalyse ergänzt. Es erfolgt die Ermittlung der maßgeblichen Ursachen, die Bestimmung der Einfluss nehmenden Faktoren sowie im Speziellen die Identifizierung des zugrunde liegenden Währungsrisikos.

Die drei verschiedenen Währungsrisiken nehmen unterschiedlich Einfluss auf den jeweiligen Prozessabschnitt im Rahmen der Budgetierung. So haben beispielsweise Umrechnungsrisiken direkte Auswirkungen auf die Erfolgsrechnung des in Fremdwährung fakturierenden Unternehmens und sind dementsprechend bereits bei der Budgetaufstellung (Erfolgsplanung) aber auch bei der Kontrolle (Soll-Ist-Vergleich) zu berücksichtigen. Umwechslungsrisiken hingegen werden unmittelbar in den direkten Zahlungsströmen des Unternehmens wirksam. Das ökonomische Risiko umfasst das Gesamtrisiko und somit jeden natürlichen Geschäftsprozess mit Erfolgswirkung.

Eine genaue Analyse der Erfolgsabweichung ist deshalb unumgänglich, damit im besten Fall eine unmittelbare Einleitung geeigneter Korrekturmaßnahmen zu Gegensteuerung erfolgen kann. Dies erfolgt im anschließenden Prozess der Steuerung, beispielsweise durch die Angleichung des Plankurses und der damit verbundenen Anpassung der Budgetvorgaben. Folglich ist die Währungsumrechnung an zwei Stellen im Budgetierungsprozess erforderlich: zum Zeitpunkt der Budgetplanung und wenn das realisierte Ergebnis festgestellt wird.[4]



  1. Vgl. Hoffjan, A./Kornetzki, T. (2005), S. 327-328.
  2. Vgl. Szyszka, U. (2003), S. 178-179.
  3. Vgl. Szyszka, U. (2003), S. 178-179.
  4. Vgl. Hoffjan, A./Kornetzki, T. (2005), S. 328.

Ergebniswirksamkeit innerhalb der Konzernstrukturen[Bearbeiten]

Tochtergesellschaften im Ausland erwirtschaften ihren Gewinn bzw. ihren Umsatz in der Währung des Gastlandes, dessen Höhe bei der Umrechnung in die Konzernwährung aber vom Wechselkurs abhängig ist. Dieser Währungseinfluss ist für viele multinationale Unternehmen wesentlich. So verzeichnet beispielsweise McDonalds für das Geschäftsjahr 2003 in Europa einen Umsatzanstieg von 13%, der vollständig auf den Vergleich zum US-Dollar gestiegenen Wert des Euro zurückzuführen ist.[1]

In den nachfolgenden Szenarien werden die Auswirkungen von Wechselkursschwankungen auf Perioden-Ergebnisse, anhand von konkreten Zahlenbeispielen, ersichtlich.

Grundsätzliche Plandaten:

  • Stammsitz der Muttergesellschaft in Deutschland, Währung in Euro
  • Tochtergesellschaft im US-amerikanischen Raum, Währung in US-Dollar
  • Konzernwährung und Konsolidierung der Ergebnisse erfolgt in Euro
  • Plan-Kurs: 1€=1,3$ / Ist-Kurs: 1€=1,2$

Szenario 1: Ohne Leistungsaustausch zwischen Mutter- und Tochtergesellschaft

Datei:Muttergesellschaft.png
Tabelle 1: Ergebniskonsolidierung ohne Leistungsaustausch

Auswertung Szenario 1 Die Beispielrechnung zeigt, dass es bedingt durch die Wechselkursschwankungen zu erheblichen Erfolgsauswirkungen kommt, obwohl ansonsten sämtliche Marktaktivitäten von beiden Gesellschaften planmäßig abgewickelt und die Planvorgaben erfüllt wurden → die Differenz basiert ausschließlich auf Wechselkursschwankungen Mit der Festlegung eines Planwechselkurses wird der Wert eines Ergebnisses in Landeswährung ausgedrückt. Trifft dieser Wechselkurs jedoch nicht zu, können trotz Planeinhaltung Differenzen auftreten. Der einzige positive Effekt besteht in der Entlastung auf Rohstoffkostenbasis. → Kosten können überproportional zum Umsatzrückgang sinken.

Szenario 2: • Tochtergesellschaft ist Handelsunternehmen und Lieferung erfolgt durch Muttergesellschaft • Muttergesellschaft fakturiert in Euro

Datei:Muttergesellschaft2.png
Tabelle 2: Ergebniskonsolidierung - Fakturierung in Euro

Szenario 3: • Tochtergesellschaft ist Handelsunternehmen und Lieferung erfolgt durch Muttergesellschaft • Rechnung wird in US-Dollar gestellt

Datei:Muttergesellschaft3.png
Tabelle 3: Ergebniskonsolidierung - Fakturierung in US-Dollar

Auswertung Szenario 2/3 Anhand der Ergebniskonsolidierung ist ersichtlich, dass sich lediglich die Erfolgsverteilung innerhalb von Muttergesellschaft und Tochtergesellschaft verschiebt. Das konsolidierte Gesamtergebnis des Konzerns ist identisch. Währungskursdifferenzen bei Transferpreisen beeinflussen, in Abhängigkeit von der Fakturierung, bei einem von Beiden das Ergebnis. Das Risiko / die Chance liegt immer bei demjenigen, der in Fremdwährung fakturiert.

Aus der Konzernsicht hängt das Gesamtrisiko jedoch vom internen Umsatz sowie dem Exportvolumen ab. Die Relevanz, des aus der Währungsumrechnung resultierenden Risikos, kann auch mit folgender Grafik nochmals verdeutlicht werden.


Datei:Planungsumsatz.png
Abbildung 3: Risikoanalyse

In der vereinfachten Grafik wird die Wirkung einer Wechselkursschwankung von +/- $0,10 auf den geplanten Cash-Flow von 137.500,- €, in Abhängigkeit vom Anteil des in Fremdwährung getätigten Umsatzvolumens, visualisiert. Zusammenfassend lässt sich somit festhalten, dass durch Wechselkursschwankungen erhebliche Risiken auf den Unternehmenserfolg ausgehen, die durch das Controlling aufzuzeigen und zu handhaben sind.[2]

Die in den vorliegenden Szenarien auftretenden Abweichungen sind mit dem Problem behaftet, dass sie entstehen, obwohl sämtliche Transaktionen in der jeweiligen Landeswährung planmäßig durchgeführt wurden. Die Abweichung besitzt mit der Wechselkursschwankung eine nicht beeinflussbare exogene Ursache, die es mit Hilfe der Treasury zu begrenzen gilt.[3]



  1. Vgl. Hoffjan, A./Kornetzki, T. (2005), S. 326.
  2. Vgl. Szyszka, U. (2003), S. 180.
  3. Vgl. Szyszka, U. (2003), S. 180.

Literaturverzeichnis[Bearbeiten]

Brühl, Rolf (2004), Controlling, Grundlagen des Erfolgscontrollings, 1. Auflage, Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, München.

Brühl, Rolf (2006), Internationales Controlling, Umrechnungsrisiken und Erfolgsbeurteilung ausländischer Tochterunternehmen, in: Das Wirtschaftsstudium, Heft 4, S. 493 – 504.

Hoffjan, Andreas / Kornetzki, Timo (2005), Währungsumrechnung im Planungs- und Kontrollprozess, in: Zeitschrift für Planung & Unternehmensführung, Heft 3, S. 325 – 348.

Handelsgesetzbuch (2009), Beck-Texte im dtv, 49. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München.

Szyszka, Uwe (2003), Spezielle Probleme des Controlling bei international tätigen kleinen und mittleren Unternehmen, in: Management von KMU und Gründungsunternehmen, Bouncken, R. B., Wiesbaden 2003, S. 172 – 188.

Vollmuth, Hilmar J. (2001), Führungsinstrument Controlling, 6. Auflage, WRS Verlag Wirtschaft, Recht und Steuern, Planegg.

Weber, Jürgen (2006), Einführung in das Controlling, 11. Auflage, Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart.


Internetquellen

Konetzny, M. online unter URL: http://www.controllingportal.de/Fachinfo/Budgetierung/ Budgetierung-sehr-gute-Einfuehrung-von-M.-Konetzny.html, 18.11.2009, 14:33 Uhr.

o. V. online unter URL: http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_zeitreihen.php?lang =de&open=&func=row&tr=WT5636, 22.11.2009, 16:45 Uhr.

o. V. online unter URL: http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_zeitreihen.php?lang =de&open=&func=row&tr=WJ5636, 15.01.2010, 09:10 Uhr.