Heller

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Seitentitel: Reisen in das Alte Dresden/ Die Nisaner – Dresdens verschwundenes Volk/ Orte der Nisaner/ Heller
(Reisen in das Alte Dresden/ Die Nisaner – Dresdens verschwundenes Volk/ Orte der Nisaner/ Heller)

slawisch holy = kahl

sorbisch hola = Heide

ab 1827 zur militärischen Nutzung gerodet

Klotzscher Marktweg[Bearbeiten]

Verbindungsweg von den Heideorten nach Dresden

Hellergut[Bearbeiten]

einzeln stehender bäuerlicher Hof

Hellerschenke[Bearbeiten]

1673: Kammerjunker Hans Caspar Knoch gründet ein Weingut (Freigut)

1688: Hellerschänke unter dem Namen “Zum grünen Baum” gegründet

1704: Besitzer Oberjägermeister Wolf Dietrich von Erdmannsdorf

nach 1716: Gasthof “Hellerschänke” bzw. “Zum letzten Heller” genannt (der Sage nach hatte August der Starke 1690 hier incognito nur einen Heller in der Tasche - einer anderen Sage nach war es ein junger Gesell, der das Wirtshaus mit Hilfe der Schlangenkrone gründete - dies ist aber lediglich eine Abwandlung der Spreewälder Sage)

Die Sage vom Schlangenkönig[Bearbeiten]

Zum letzten Heller[Bearbeiten]

Einst wanderte ein junger Geselle die Radeburger Straße hinaus, um zu versuchen, in der Ferne sein Glück zu finden. Seine einzige Barschaft bestand in einem einzigen Heller. So schlenderte er, in trübe Gedanken versunken, die einsame Straße entlang und bog schließlich auf einen schmalen Waldweg ein. Nach kurzem Hin- und Herirren gelangte er an den berüchtigten Olterteich, von dem er schon allerhand Wunderdinge gehört hatte. Wilde Schlingpflanzen und Schilfrohr wuchsen am Rande des grünlich-gold schillernden Teiches. Hier sollte der Schlangenkönig wohnen. Wem es gelang, ihm die Krone von seinem Schlangenhaupt zu reißen, der solle reich und glücklich werden. So erzählten es die Alten und der junge Bursche beschloss, sein Glück zu versuchen.

Lachend warf er sein glitzerndes Hellerstück auf ein schmutziges Tuch, welches er zuvor am Ufer ausgebreitet hatte und bot es mit lauten Worten dem Schlangenkönig zum Kauf an. Dann versteckte er sich im Schilf und erwartete dort gespannt dessen Erscheinen. So mochte er wohl eine halbe Stunde gewartet haben, als plötzlich ein mächtiger Schlangenkopf mit einer funkelnden Krone aus Gold und Edelsteinen aus dem Wasser auftauchte. Mühsam schleppte sich der riesige Körper allmählich zum Tuch mit dem in der Sonne blinkenden Hellerstück. Hier legte der Schlangenkönig vorsichtig seine Krone nieder und begann sich zusammenzuringeln, um sich in der wärmenden Sonne auszuruhen.

Der Wanderbursche war hocherfreut und wartete auf eine günstige Gelegenheit, dem Schlangenkönig seine Krone abzunehmen. Doch noch wachte die Schlange mit gierigen Augen über ihren Besitz. Doch plötzlich bemerkte er, das sich die Sonnenstrahlen mit dem Lauf der Sonne vom Tuche wegbewegten und die Schlange mit ihrem Blick den Strahlen folgte. Schließlich fasste er Mut, schlich sich behutsam an den Schatz heran, ergriff das Tuch mit der Krone und seinem Heller und rannte schnellen Schrittes davon.

In Dresden verkaufte er die wertvolle Krone an einen Goldschmied, der ihm eine hohe Summe für den Schatz überließ. Von dem erhaltenen Geld erwarb der Handwerkbursche ein Stück Land ganz in der Nähe der Stelle, wo er sein Glück gesucht und gefunden hatte. Hier errichtete er ein ansehnliches Gasthaus. In Erinnerung an seine einstige Armut ließ er über dem Eingang ein Schild mit der Aufschrift “Zum letzten Heller” anbringen.

Der Schlangenkönig (Spreewald)[Bearbeiten]

Ein fremder Graf war aus Italien in die Lausitz gekommen. Er erfuhr von den Leuten, dass es im Spreewald einen Schlangenkönig gäbe; der spiele mit den übrigen Schlangen oft auf der Waldwiese und lege dabei seine Krone an einer sonnigen Stelle ab. Der Graf war habgierig und beschloss, die Krone des Schlangenkönigs zu rauben. Er suchte daher, bis er die Wiese gefunden hatte und beobachtete, wie die Schlange ihre Krone auf einen sauberen Fleck, am liebsten auf etwas Weißes ablegte, um dann mit den übrigen zu spielen und sich in der Sonne zu tummeln. Eines schönen Tages ritt der Graf zu den Schlangen, breitete ein weißes Tuch auf der Wiese aus und versteckte sich hinter einem Strauch. Die Tiere kamen auch bald, und der Schlangenkönig legte seine Krone auf das Tuch. Dann spielten sie etwas abseits in der Sonne. Gerade das hatte der habsüchtige Graf erhofft. Schnell schlich er zu dem Tuch, erfasste es mitsamt der Krone, schwang sich aufs Pferd und ritt im Galopp davon. Im Nu jagte eine große Schar Schlangen hinter dem Dieb her. Er ritt, soviel das Pferd hergab, übersprang eine hohe Mauer und entging den Verfolgern. Mit der Krone wurde der Graf reich und ließ sich ein Schloss bauen. Zum Wappenschild erwählte er eine Mauer und eine gekrönte Schlange.

Der Schlangenkönig (Spreewald II)[Bearbeiten]

In früheren Zeiten gab es eine Unmenge Schlangen im Spreewald, so dass es für die Leute eine wahre Landplage war. Da kam eines Tages ein geheimnisvoller Wandersmann und sagte: »lch will euch die Schlangen vertreiben aber nicht vor dem 1. Mai!«

Die Leute mussten auf sein Geheiß eine riesige Grube graben und ein Brett darüber legen. Als der 1. Mai gekommen war, sagte er: »Aus allen Himmelsrichtungen werden die Schlangen samt ihren Königen kommen. Sobald ich mit der Zauberei beginne, werden sie sich auf mich stürzen. Kurz vorher aber fallen sie in die Grube. Wir wollen hoffen, dass ich bei diesem gefährlichen Schauspiel nicht selbst mit den Schlangen hinabfalle. Sollte das passieren, muss ich sterben. Werft dann ganz schnell Erde in die Grube, damit mich die Schlangen nicht zu sehr beißen! Der Mann trat auf das Brett und spielte eine wunderschöne Melodie auf seiner Flöte. Danach neigte er sich dreimal in alle Himmelsrichtungen und blies wieder auf der Flöte. Plötzlich konnte man ein seltsames Rauschen in der Luft hören. Aus allen Himmelsrichtungen kamen unzählige Schlangen herbei, voran die Schlangenkönige mit goldenen Kronen. Es war ein Glitzern und Funkeln in der Luft, wie es die Menschen noch nie zu Gesicht bekommen hatten.

Die Schlangen schossen auf den Mann zu, verfehlten ihn -gottlob – und stürzten in die Grube. Eine aber kam ihm doch zu nahe. Er schrie auf und fiel in die wütend zischelnde Menge. Eilig liefen die Leute mit Schaufel und Spaten herbei und schütteten das Getier samt dem Manne mit Erde zu. Seiner „Befreiungstat“ zu Ehren tragen die Häuser noch heute die gekreuzten Symbole der Schlangenkönige.

  • viele Spreewaldhäuser zeigen zwei von einer Krone gekrönte Schlangenköpfe am Giebel