Astrobiologie

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Nukleinsäuren sind nicht die einzigen möglichen Biomoleküle als Grundlage für lebendige Prozesse[1]

Astrobiologie ist eine interdisziplinäre Naturwissenschaft, die sich mit dem Studium des Ursprungs, der Evolution, der Verteilung und der Zukunft des Lebens im Universum beschäftigt.[2]

Dies beinhaltet:

Ziel dieser Forschungen ist es, Aussagen und Schlussfolgerungen über den Ursprung und die Evolution des Lebens auf der Erde und – parallel dazu – im Universum zu machen und herauszufinden, ob und auf welche Weise Leben außerhalb der Erde existiert oder existieren könnte.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Exobiologie war in der Frühzeit der Raumfahrt der Vorgängerbegriff für Astrobiologie, bezeichnet heute aber nur noch einen Teilbereich der Astrobiologie. 1959 startete die NASA ihr erstes Exobiologie-Projekt, im Jahr darauf ein Exobiologie-Programm, bis schließlich 1996 das Astrobiologie-Programm gegründet wurde. 1998 wurde das NASA Astrobiology Institute gegründet.

Die Bezeichnung Astrobiologie wurde vermutlich erstmals in den 1930er Jahren von Ary J. Sternfeld und 1941 von L. J. Lafleur in einer wissenschaftlichen Publikation verwendet.[3][4][5] Der Astronom Otto von Struve verwendete die Bezeichnung in den 1950er Jahren, und 1995 übernahm sie die NASA für ihr astrobiologisches Institut.[6] Sie ist ursprünglich für den Zugang aus der Astronomie (und nicht aus der Biologie) charakteristisch. Im englischsprachigen Bereich hat sich diese Bezeichnung seither weitgehend durchgesetzt.

In den 1950er- und 1960er-Jahren zog sich die Astrobiologie heftige Kritik zu, z. B. als „Wissenschaft, die erst noch zeigen muss, dass ihr Forschungsobjekt existiert“ (George Gaylord Simpson, 1964)[7], oder auch durch Otto von Struve, der 1955 fand, dass „die Zeit noch nicht reif“ für Astrobiologie sei.[8]

1982 gründete die Internationale Astronomische Union (IAU) eine Forschungskommission Bio-Astronomie (Division III Commission 51 Bio-Astronomy).[9][10][11][12]

In den 1950er Jahren befasste sich der Astrophysiker Gawriil Adrianowitsch Tichow[13] (1875–1960) in der damaligen Sowjetunion mit astrobiologischen Fragen. Tichow leitete das Institut für Astrobotanik in Almaty, das bis 1960 existierte.[14][15]

Als erste deutsche wissenschaftliche Fachgesellschaft wurde 2016 die Deutsche Astrobiologische Gesellschaft (DAbG) auf einem Kongress am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin gegründet.[16][17]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerda Horneck, et al.: Complete course in astrobiology. Wiley-VCH, Weinheim 2007, ISBN 978-3-527-40660-9.
  • David Catling: Astrobiology : a very short introduction. Oxford Univ. Press, Oxford 2013, ISBN 978-0-19-958645-5.
  • Iain Gilmour, et al.: An introduction to astrobiology. Cambridge Univ. Press, Cambridge 2004, ISBN 0-521-83736-7.
  • Steven J. Dick: The impact of discovering life beyond earth. Cambridge University Press, Cambridge 2015, ISBN 978-1-107-10998-8.
  • Aleksandar Janjic: Lebensraum Universum – Einführung in die Exoökologie. Springer Nature, Heidelberg 2017, ISBN 978-3-662-54787-8.
  • Aleksandar Janjic: Astrobiologie – die Suche nach außerirdischem Leben. Springer Nature, Heidelberg 2019, ISBN 978-3-662-59491-9.
  • Kevin W.Plaxco: Astrobiologie für Einsteiger. Wiley-VCH, Weinheim 2012, ISBN 978-3-527-41145-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Astrobiologie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Launching the Alien Debates (part 1 of 7). In: Astrobiology Magazine. NASA, 8. Dezember 2006, abgerufen am 5. Mai 2014.
  2. NASA: About Astrobiology. 26. September 2014, archiviert vom Original am 11. Oktober 2008; abgerufen am 15. Mai 2021 (englisch).
  3. Danielle Briot: Is it the first use of the word Astrobiology ? In: arXiv [physics]. 2012, arxiv:1207.1491.
  4. L. J. Lafleur: Astrobiology. In: Leaflet of the Astronomical Society of the Pacific. 3, 1941, S. 333, bibcode:1941ASPL....3..333L.
  5. Astrobiology. daviddarling.info, abgerufen am 28. August 2013.
  6. S. Dick: The Living Universe: NASA and the Development of Astrobiology. 2004, S. 283 (Online archive.org, abgerufen am 28. August 2013).
  7. George Gaylord Simpson: The Nonprevalence of Humanoids. Science, 21. Februar 1964, abgerufen am 15. Oktober 2014.
  8. ASTROBIOLOGY: The Study of the Living Universe. (PDF) 29. April 2005, abgerufen am 15. Oktober 2014.
  9. Chyba, Hand: Astrobiology: The Study of the Living Universe. In: Annual Review of Astronomy & Astrophysics. Band 43, 2005, S. 31–74, bibcode:2005ARA&A..43...31C bibcode * ID mit unerwünschtem URL-Encoding (englisch).
  10. What is Bioastronomy? The International Astronomical Union's Commission 51.
  11. iau.org: Division III Commission 51 Bio-Astronomy (Memento vom 28. März 2010 im Internet Archive)
  12. M. D. Papagiannis: Report of IAU Commission 51: Search for extraterrestrial life. NASA ADS. Abgerufen am 22. März 2011.
  13. Tikhov, Gavriil Adrianovich (1875–1960). Bei: daviddarling.info.
  14. Iosif S. Šklovskij, Carl Sagan: Intelligent life in the universe. Holden-Day, San Francisco 1966. OCLC 185980107, preface, viii.
  15. THE SOVIET BIOASTRONAUTICS RESEARCH PROGRAM (Memento vom 17. Juni 2010 im Internet Archive)
  16. Astrobiologie: Vernetzte Forschung im deutschsprachigen Raum. astronews.com (deutsch)
  17. A Boost for Astrobiology in Germany airspacemag.com