Black Book (Film)

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Film
Titel Black Book
Originaltitel Zwartboek
Produktionsland Niederlande
Originalsprache Niederländisch, Deutsch, Englisch, Hebräisch
Erscheinungsjahr 2006
Länge 145 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Paul Verhoeven
Drehbuch Paul Verhoeven
Gerard Soeteman
Produktion Jens Meurer
Jeroen Beker
Teun Hilte
Musik Anne Dudley
Kamera Karl Walter Lindenlaub
Schnitt Job ter Burg
James Herbert
Besetzung

Black Book (Originaltitel: Zwartboek; deutscher Fernsehtitel: Das schwarze Buch) ist ein auf wahren Begebenheiten beruhender Kriegsfilm von Paul Verhoeven aus dem Jahre 2006. In den Hauptrollen sind Carice van Houten und Sebastian Koch besetzt.

Bei dem niederländischen Film handelt es sich um eine Gemeinschaftsproduktion von Egoli Tossell Film, Fu Works, Motel Films und Hector BV.

Filmset in Den Haag (2005)

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs versteckt sich die niederländische Sängerin Rachel Stein vor den Nazis auf einem Bauernhof. Die Jüdin hofft, auf dem Land in Sicherheit zu sein. Ihr dortiger Unterschlupf wird jedoch von einem Ballast abwerfenden Bomber zerstört. Stein versucht daraufhin, in den befreiten Süden der Niederlande zu gelangen. Das Boot, das sie dort hinbringen soll, wird aber von einer deutschen Patrouille entdeckt und beschossen. Rachel muss mit ansehen, wie alle Flüchtlinge, darunter ihre Eltern und ihr Bruder, erschossen und ausgeplündert werden. Sie überlebt als einzige und kann ungesehen entkommen.

In Den Haag schließt sie sich unter dem Namen Ellis de Vries dem Widerstand an und wird auf Ludwig Müntze, den deutschen Chef des Sicherheitsdienstes, angesetzt, in den sie sich verliebt. Müntze ist kein typischer SS-Mann; er verabscheut die Gräueltaten seiner Landsleute. Rachel gerät in einen Zwiespalt, als sie spürt, dass ihr Geliebter bei den Deutschen eine positive Rolle spielt und der Widerstand von deutschen Spionen durchsetzt ist. Am Ende weiß sie nicht mehr, ob sie sich auf die Seite ihres Geliebten oder des Widerstandes stellen soll. Als der Plan des Widerstands scheitert, 40 eingekerkerte Widerstandskämpfer zu befreien, gerät die Lage außer Kontrolle, und Rachel flieht mit Müntze.

Am Ende bedeutet die lang ersehnte Befreiung durch die Alliierten noch kein Ende ihrer Flucht, da andere Widerstandskämpfer sie des Verrats an der Gruppe bezichtigen und der Kooperation mit Müntze, der als Nazi gesucht wird. Müntze wird gefangen genommen und mit Erlaubnis der Alliierten von einem deutschen Kommando erschossen. Rachel respektive Ellis wird von Hans Akkermans, einem ehemaligen angeblichen Widerstandskämpfer ihrer Gruppe, aus einem Lager für Kollaborateure befreit. Es stellt sich heraus, dass er selbst mit den Nazis zusammengearbeitet hat, verantwortlich für den Mord an Steins Familie ist und die Widerstandsgruppe verraten hat. Nun will Akkermans, der auch das Vermögen der ermordeten Juden an sich gebracht hat, alle Spuren durch die Ermordung von Rachel/Ellis verwischen. Die junge Frau kann jedoch fliehen und die wahre Geschichte aufdecken. Als sie zusammen mit Gerben Kuipers, dem Anführer ihrer ehemaligen Widerstandsgruppe und Vater eines getöteten Widerstandskämpfers, Akkermans auf der Flucht stellen kann, tötet sie ihn.

Mit dem von den ermordeten Juden geraubten Gold und den Juwelen gründet De Vries in Israel einen Kibbuz. Als sie die Ereignisse einigermaßen verwunden hat und mit ihrer neuen Familie glücklich zu sein scheint, beginnt die Sueskrise.

Realer Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Black Book ist keine wahre Geschichte, aber Verhoeven gibt an, dass viele der Ereignisse wahr sind. Wie im Film befanden sich die deutschen Hauptquartiere in Den Haag. 1944 wurden viele Juden, die versuchten, in die befreiten Gebiete im Süden der Niederlande zu gelangen, von niederländischen Polizisten gefangen genommen. Wie im Film fanden Überquerungsversuche im Biesbosch statt. Die Ereignisse stehen in Zusammenhang mit dem Leben von Verhoeven, der 1938 geboren wurde und während des Zweiten Weltkriegs in Den Haag aufwuchs. Die Hinrichtung von Müntze durch ein deutsches Erschießungskommando nach Kriegsende erinnert an den berüchtigten Vorfall der Hinrichtung deutscher Deserteure am 13. Mai 1945.

Die Figur der Rachel Stein lehnt sich an die Person der niederländischen Widerstandskämpferin Esmée van Eeghen an, wie Paul Verhoeven in einem Interview angab:

“[Rachel’s] character is based on an actual Dutch woman, Esmee van Eeghen, who was asked by the resistance to start an affair with a German officer. She did and in the process fell in love to the degree that they decided to marry. But the resistance thought she was a traitor, that she had switched sides. The Germans by that time realized she was a spy and executed her. Rachel is a composite, really, of her and two others.”

„Rachels Figur basiert auf dem einer realen niederländischen Frau, Esmee van Eeghen, die vom Widerstand beauftragt wurde, eine Affäre mit einem deutschen Offizier anzufangen. Das machte sie und verliebte sich so sehr in ihn, dass sie beschlossen zu heiraten. Aber der Widerstand glaubte, sie sei eine Verräterin und dass sie die Seiten gewechselt habe. Zur gleichen Zeit wurde den Deutschen klar, dass sie eine Spionin war, und sie richteten sie hin. Rachel setzt sich in der Tat aus ihr und zwei anderen Frauen zusammen.“[3]

Premieren und Festivals[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film Black Book hatte seine Weltpremiere am 1. September 2006 in Venedig, als Teil der offiziellen Auswahl der Internationalen Filmfestspiele von Venedig. Beim Preis für den besten Film, den Goldenen Löwen, musste er sich Jia Zhangkes Drama Still Life geschlagen geben. Im selben Jahr wurde Black Book als niederländischer Beitrag für eine Nominierung bei den Oscars 2007 in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film ausgewählt. Der Film war ebenfalls in der offiziellen Auswahl des Toronto Film Festivals.

Die Deutschland-Premiere von Black Book erfolgte am 9. Mai 2007 im Zoo Palast in Berlin; Kinostart war der 10. Mai 2007. Am 4. Januar 2010 wurde der Film als Das schwarze Buch vom ZDF ausgestrahlt.

Synchronisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die deutschsprachige Synchronisation entstand durch Christa Kistner Synchronproduktion nach einem Dialogbuch von Heinz Freitag, der zugleich die Dialogregie übernahm.[4] Die deutschen Schauspieler sprachen ihre Rolle dabei selber ein.

Darsteller Synchronsprecher Rolle
Christian Berkel Christian Berkel General Käutner
Waldemar Kobus Waldemar Kobus Günther Franken
Thom Hoffman Marcus Off Hans Akkermans
Sebastian Koch Sebastian Koch Ludwig Müntze
Carice van Houten Tanja Geke Rachel Stein / Ellis de Vries

Soundtrack[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Filmabspann sind folgende Musiktitel genannt, die im Film verwendet wurden:

Darüber hinaus sind folgende Musikstücke im Film zu hören:[5]

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Lexikon des Internationalen Films beurteilte die Machart des Films als perfekt, er gebe keine moralischen Standpunkte vor und zeige sowohl Größe als auch Niedertracht auf beiden Seiten der verfeindeten Lager.[6] Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden verlieh dem Film das Prädikat „Besonders wertvoll“ und beurteilte ihn als spannend, tiefgründig, gehaltvoll und als „Intelligentes Unterhaltungskino mit einer sensationellen Hauptdarstellerin“.[7]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Black Book – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Freigabebescheinigung für Black Book. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, April 2007 (PDF; Prüf­nummer: 109 764 K).
  2. Alterskennzeichnung für Black Book. Jugendmedien­kommission.
  3. Howard Feinstein: "Black Book" Director Paul Verhoeven. Indiewire, 2. April 2007, abgerufen am 25. Dezember 2014 (englisch).
  4. Black Book. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 31. Dezember 2023.
  5. Internet Movie Database: Soundtracks, abgerufen am 31. Dezember 2023
  6. Black Book. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 18. Oktober 2016.
  7. Black Book. In: Filmbewertungsstelle, abgerufen am 18. Oktober 2016.