Pfarrkirche Breitenwang

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Kath. Pfarrkirche Hll. Petrus und Paulus in Breitenwang
Langhaus, Blick zum Chor
Langhaus, Blick zur Doppelempore
Chorfresko Schlüsselübergabe an Petrus

Die Pfarrkirche Breitenwang ist eine römisch-katholische Kirche in der österreichischen Gemeinde Breitenwang in Tirol. Die Pfarrkirche Peter und Paul gehört zum Dekanat Breitenwang in der Diözese Innsbruck. Die Kirche und die beigestellte Totenkirche mit dem mittig eingebundenen Turm stehen unter Denkmalschutz (Listeneintrag).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 1122 gehörte der Ort zum Kloster St. Mang in Füssen im Bistum Augsburg und ging 1816 an das Bistum Brixen. Nach dem Einsturz des Kirchturmes im Jahre 1640 erfolgte 1653 durch den Baumeister Haselmayr ein Neubau des Turmes. 1685/1691 wurden Chor und Langhaus von Paul Torwertel neu erbaut und im Jahr 1714 geweiht.

Architektur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pfarrkirche befindet sich in einem ummauerten Friedhof mit eingebundenen Kapellen und Nischen.

Das Gebäude ist einheitlich als Barockbau errichtet mit einem Langhaus (auf der rechten Kirchenseite) mit steilem Satteldach sowie dem Chor mit niedrigem Satteldach. Der Turm mit Spitzhelm befinden sich mittig. Auf der linken Seite liegt die Totenkirche mit geschwungenem Giebel. Das Langhaus und der eingezogene Chor haben einen Rundabschluss mit Wand Pilaster-Lisenen sowie Rundbogen- und Kreisfenstern. Nördlich am Chor befindet sich die Sakristei mit einem Erschließungsgang entlang des Langhauses. Dem hohen gotisierenden barocken Turm wurde östlich ein Zentralbau unter einer Kuppel angebaut.

Das dreijochige Langhaus hat eine Doppelpilastergliederung mit Sockelband und Gebälkstücken, ein umlaufendes Gesims über den Doppelpilastern verkröpft, und darüber ein Stichkappentonnengewölbe. In den Stichkappen sind Kreisfenster. Der eingezogene Triumphbogen hat Wandpfeiler. Der zweijochige Chor hat Kompositpilaster, ein umlaufendes Gesims, ein Stichkappentonnengewölbe und einen Dreiachtelschluss.

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hochaltar

Der Hochaltar von 1685 ist ein schwerer Sechssäulenaufbau auf einer hohen Tabernakelzone mit einem gerade abschließenden Gebälk mit gesprengten Giebelstücken und hat im Auszug einen Aufbau mit sechs Säulen mit einem Rundgiebelabschluss.

Das Deckenfresko im Chorraum zeigt die „Schlüsselübergabe an Petrus“ und wurde von Johann Jakob Zeiller im Jahr 1755 geschaffen. In der Sakristei befinden sich vier Rokoko-Silberreliquienbüsten. Sie stellen die Apostel Petrus und Paulus sowie die beiden Pestpatrone Sebastian und Rochus dar.[1]

Die an den Turm der Pfarrkirche im Jahr 1732 angebaute Totenkapelle Ad Beatam Virginem Mariam Dolorosam erhielt als Teil der Ausstattung einen Totentanz, den der aus Füssen stammende Bildhauer und Stuckateur Thomas Seitz zwischen 1724 und 1728 schuf. In rankengeschmückten Medaillons wird dargestellt, wie der Tod mit zehn Menschen den letzten Tanz beginnt. Die Todgeweihten sind jeweils an ihren Insignien und Attributen zu erkennen. An der linken Wand sind dargestellt: Papst, Moses, Frau, Wirt, Bettler; an der rechten Wand: Kaiser, Rechtslehrer, Soldat, Küfer, Bauer.[2]

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Glockenstube befinden sich fünf Glocken mit der Stimmung auf cis1, e1, fis1, a1, h1, die 1951 von Johann Grassmayr in Innsbruck gegossen wurden. Alle Glocken besitzen einen Klöppelfänger und die Schlaghämmer befinden sich direkt auf der Glocke.

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orgel

Baugeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis heute sind mindestens vier Orgeln in der Pfarrkirche Breitenwang nachweisbar. Bereits um 1661 wurde die erste Orgel gebaut, 1710 wurde sie an die Rochuskapelle weiterverkauft. Zwischen 1707 und 1710 kam eine zweite Orgel nach Breitenwang. Die Orgel wurde von Georg Ehinger aus Aitrang erbaut, hatte 10 Register und kostete 453 Gulden. Im Jahre 1812 wurde sie nach Pinswang verkauft. Aufgrund der Enteignung von Klöstern im Rahmen der Säkularisation boten sich für den Kauf der dritten Orgel Möglichkeiten in Bayern an, gekauft wurde schließlich die 1786 von Franz Joseph Wirth gebaute Orgel des Karmelitenklosters in Augsburg. Vorbild der Wirth-Orgel war unter anderem das Instrument von Johann Andreas Stein in der Barfüßerkirche in Augsburg, welches heute in der Pfarrkirche St. Martin in Gabelbach zu finden ist.[3] Die Kosten beliefen sich auf 1000 Gulden, die mehrheitlich über freiwillige Spenden aufgebracht wurden. 1888–1889 wurde das Instrument von Albert Mauracher in eine pneumatische Orgel umgebaut, musste aber bereits nach einigen Jahren wieder rückgebaut werden – durch den großen Temperaturunterschied zwischen dem im Dachboden installierten Gebläse und der mit Dunst gesättigten Kirchenluft konnten die Membranen aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit im Winter nicht mehr richtig schwingen. Der letzte große Umbau an der Wirth-Orgel erfolgte 1931 durch Karl Reinisch. An das ursprüngliche Gehäuse wurden beidseitig je drei weitere Felder angefügt und 12 Register der Orgel weiterverwendet.[4]

Das neue Werk wurde im Jahre 2000 von Verschueren Orgelbouw gebaut. Dabei wurden die im 20. Jahrhundert hinzugefügten Seitenfelder entfernt und die ursprüngliche Form des Rokokoprospekts der Wirth-Orgel von 1786 wiederhergestellt; die Seitenteile und das Gehäusedach wurden neu angefertigt. Der restaurierte Prospekt ist fünfachsig, die Zwischenfelder sind doppelstöckig angelegt.[5] Zusammen mit dem Scheinpositiv an der Emporenbrüstung stellt der mit Engeln und Putten besetzte Prospekt eine einzigartige Bereicherung in der Tiroler Orgellandschaft dar. Die Baukosten betrugen insgesamt 5,7 Millionen Schilling.[6]

Disposition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Disposition orientiert sich am spätbarocken Klangbild.[7]

I Positiv C–f3
01. Bourdon 8′
02. Quintadena 8′
03. Flaut Travers D 8′
04. Principal 4′
05. Flaut 4′
06. Octav 2′
07. Quint 112
08. Sesquialter II 223
09. Mixtur III 23
010. Crumhorn B/D 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–f3
011. Bourdon 16′ [Anm. 1]
012. Principal 8′
013. Hohlflöte 8′
014. Viola di Gamba 8′
015. Octav 4′
016. Flaut 4′
017. Quint 3′
018. Super Octav 2′
019. Cornet III D 223
020. Mixtur IV 1′
021. Trompete B/D 8′
III Echowerk c0–f3
022. Gedeckt 8′
023. Prestant 4′
024. Nasard 3′
025. Octav 2′
026. Terz 135
027. Oboe (ab c1) 8′
Pedal C–f1
028. Subbass 16′
029. Octav 8′
030. Fagott 16′
031. Trompete 8′
  • Koppeln: II/P, I/P, II/I
  • Kombinationstritte (jeweils ein und aus): Principale (Octav 4′, Quint 3′, Mixtur, Superoctav 2′), Trompete und Cornet (Trompete 8′ B/D, Cornet, Flaut 4′)

Anmerkungen

  1. Bourdon 16′ ist von C – H kombiniert mit Subbass 16′.

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 31 Register, 1852 Pfeifen.
  • Gewicht der Orgel: 6 t.[8]
  • Windversorgung:
    • Winddruck: 68 mm.
    • Blasbälge: 2 Keilbälge.
  • Spieltisch:
    • Spielschrank
    • Pedal: Parallel.
  • Traktur:
    • Tontraktur: Mechanisch.
    • Registertraktur: Mechanisch.
  • Stimmung:
    • Höhe a1 = 440 Hz.
    • Stimmung: Bach-Kellner.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Kunstdenkmäler Österreichs. Dehio Tirol 1980. Breitenwang, Dekanatspfarrkirche Hll. Petrus und Paulus, Kapelle Christus im Kerker, Totenkirche, Widum, Friedhof, S. 206–209.
  • Dekanatpfarramt Breitenwang (Hrsg.): Orgel 2000. Festschrift zur Einweihung der neuen Orgel in der Dekanatskirche Breitenwang am 2. Dezember 2000. Eigenverlag, Breitenwang 2000.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dekanatspfarrkirche hll. Petrus und Paulus, Breitenwang – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gemeinde Breitenwang: Dekanatskirche zum Hl. Petrus & Paulus. Abgerufen am 9. Juli 2019.
  2. Hans Georg Wehrens: Der Totentanz im alemannischen Sprachraum. „Muos ich doch dran – und weis nit wan“. Schnell & Steiner, Regensburg 2012, ISBN 978-3-7954-2563-0. S. 240f.
  3. Peter Heinrich: Der Prospekt. In: Dekanatpfarramt Breitenwang 2000, S. 19.
  4. Richard Lipp: Erste Orgelspuren bereits um 1661. In: Dekanatpfarramt Breitenwang 2000, S. 12–13.
  5. Reichling 2014.
  6. Peter Heinrich: Die Orgel 2000. In: Dekanatpfarramt Breitenwang 2000, S. 14–15.
  7. Die Disposition ist angegeben nach: Leon Verschueren: Die Orgeldisposition. In: Dekanatpfarramt Breitenwang 2000, S. 24 sowie Reichling 2014.
  8. Peter Heinrich: Die Orgel 2000. In: Dekanatpfarramt Breitenwang 2000, S. 16.
  9. Die technischen Daten sind angegeben nach: Leon Verschueren: Die Orgeldisposition. In: Dekanatpfarramt Breitenwang 2000, S. 23.

Koordinaten: 47° 29′ 18,2″ N, 10° 43′ 39,1″ O