Skull & Bones

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Emblem von Skull & Bones
The Tomb: Das Skull-&-Bones-Haus

Skull & Bones (engl. für „Schädel und Knochen“) ist eine Studentenverbindung der Yale University. Sie wurde 1832 gegründet und wird von der Russell Trust Association finanziert, die als Ehemaligenorganisation 1856 in die Universität eingegliedert wurde. Sie brachte einige führende Vertreter in Politik und Wirtschaft hervor, darunter drei Präsidenten der USA. Über die Rituale dieser Geheimgesellschaft ist wenig bekannt. Sie ist Gegenstand zahlreicher Verschwörungstheorien.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Studentenverbindung wurde 1832 in New Haven, Connecticut von William Huntington Russell und Alphonso Taft als Jahrgangsorganisation der senior class, also des letzten Jahrs vor dem Bachelor, gegründet. Russell hatte vorher in Deutschland studiert und das dortige Verbindungswesen kennengelernt. Seit 1856 verfügt die Verbindung über ein eigenes Haus, auf dem Campus der Universität, die sogenannte tomb (engl. für Gruft).[1] Zunächst waren alle Mitglieder männliche White Anglo-Saxon Protestants (Weiße angelsächsische Protestanten), doch seit 1949 werden auch Afroamerikaner aufgenommen, seit den 1950er Jahren Juden und seit 1991 auch Frauen.[2]

Praxis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Skull & Bones rekrutiert sich nur aus Studentinnen und Studenten der Universität Yale. Er bildet eine senior society, einen Jahrgangsabschlussclub. Die Aktivitas besteht aus Studierenden nur eines Studienjahres. Es gibt keine Probezeit. Skull & Bones gehört keinem Dachverband oder Kartell an. Die jeweils Aktiven sind zumeist etwa 22 Jahre alt. In jedem Jahr wählen sie aus dem Jahrgang unter ihnen, den juniors, fünfzehn neue Mitglieder aus. Kriterien sind dabei oft intellektuelle oder sportliche Leistungen, aber auch Originalität oder Sozialverhalten können zu einer Auswahl führen. Die Aufnahme, das so genannte tapping (von engl.: tap – Klaps) fand bis 1953 öffentlich statt. Auch die Mitgliederlisten waren bis 1971 öffentlich und standen teilweise in der Zeitung.[3]

Die Initiationsriten werden geheim gehalten. Es soll sich um ausgiebige Lebensbeichten einschließlich Berichten über sämtliche sexuelle Erfahrungen des Neuaufgenommenen handeln.[4] Ebenfalls geheim gehalten wird die Innenausstattung des tomb. Klar ist nur, dass Schädel und menschliche Knochen dabei eine Rolle spielen. Angeblich stahl der spätere Senator Prescott Bush im Mai 1918 den Schädel des Apachen-Häuptlings Geronimo, der seitdem im Besitz von Skull & Bones sein soll. Auch der Schädel von Pancho Villa, einem prominenten General der Mexikanischen Revolution soll im tomb aufbewahrt werden.[5][6][7] Es ist anscheinend üblich, dass Mitglieder dergleichen makabre Memorabilia der Verbindung schenken. In der Ikonographie von Skull & Bones spielt außerdem die Zahl 322 eine große Rolle. 322 v. Chr. starb der attische Rhetor Demosthenes. Darauf soll die Göttin Eulogia, die für die Redekunst stehen soll, in den Himmel aufgestiegen und 1832 wieder zu den Skull & Bones hinabgestiegen sein. Obwohl Skull & Bones also seine Existenz und seine Mitglieder ihre Zugehörigkeit durch offen getragene Anstecknadeln öffentlich machen, gilt die Verbindung als studentischer Geheimbund. Ähnlich arbeiten in Yale noch vierzig andere Verbindungen, darunter Scroll and Key, The Third Society, Berzelius und Book and Snake.[8] Die von Skull & Bones praktizierte Geheimhaltung provozierte wiederholt Einbrüche von Nichtmitgliedern und Verräterschriften ehemaliger Mitglieder.[9]

Träger der Verbindung ist seit 1856 die Russell Trust Association, die über ihre Traditionen wacht und ihr Vermögen – 1999 rund vier Millionen US-Dollar – verwaltet. Sie ist auch Eigentümerin von Deer Island, wo sich die Mitglieder einmal im Jahr treffen.[10] Es handelt sich um ein Resort auf einer der Thousand Islands im Sankt-Lorenz-Strom, drei Kilometer nördlich der Alexandria Bay zwischen den Bundesstaaten New York (USA) und Ontario (Kanada) liegt.

Skull & Bones basieren auf dem Lebensbundprinzip. Auch nach Beendigung ihrer aktiven Zeit bleiben die Bonesmen und -women einander und ihrer Alma Mater verpflichtet. Dies trägt zu einer sozialen Reproduktion der Universität bei: Lange wurden in Yale Universitätsämter und Professuren überwiegend oder ausschließlich an Mitglieder von Skull & Bones vergeben. Auch außerhalb der Universität bilden sie ein Netzwerk und unterstützen sich gegenseitig in ihren Karrieren, weshalb sie innerhalb der politischen und wirtschaftlichen Eliten der USA überrepräsentiert sind. Insbesondere in der CIA lassen sich viele Bonesmen nachweisen.[11]

Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis einschließlich 1970 veröffentlichten Skull & Bones ihre Mitgliederlisten in Zeitungen, welche auch in der Bibliothek von Yale aufbewahrt werden und unter anderem folgende Namen der Bonesmen enthalten:

Verschwörungstheorien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die sinistre Symbolik, die Geheimhaltung, vor allem aber ihre Funktion als Netzwerk zur sozialen Reproduktion von Eliten geben seit einigen Jahrzehnten Anlass, Skull & Bones als Verschwörung anzusehen. So wird sie in Zusammenhang mit dem Illuminatenorden gebracht, einer 1785 verbotenen aufklärerischen Geheimgesellschaft, oder mit der Neuen Weltordnung, zu deren Errichtung globale Eliten angeblich überall die nationale Souveränität unterminieren würden.[4] Besonders einflussreich unter Verschwörungstheoretikern waren die Arbeiten des britischen Ökonomen Antony Sutton, der annahm, dass Skull & Bones hinter der angeblich seit langer Zeit betriebenen Politik der USA stünden, weltweit Konflikte zu schüren, um daraus Profit zu ziehen. Daher hätte die Wall Street sowohl hinter der russischen Oktoberrevolution, dem Aufstieg der Nationalsozialisten zur Macht in Deutschland als auch der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 1932 gestanden, die den Demokraten Franklin D. Roosevelt zum Präsidenten machte.[13]

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Cohen: Skull & Bones. In: Peter Knight (Hrsg.): Conspiracy Theories in American History. An Encyclopedia. ABC Clio, Santa Barbara/Denver/London 2003, Band 2, ISBN 1-57607-812-4, S. 656 ff.
  • Marian Füssel: Skull and Bones. In: Helmut Reinalter: (Hrsg.): Handbuch der Verschwörungstheorien. Salier Verlag, Leipzig 2018, ISBN 978-3-96285-004-3, S. 250–254.
  • Alexandra Robbins: Secrets of the Tomb, Little, Brown and Company, Boston / New York / London 2002; ISBN 0-316-72091-7.
    • deutsche Ausgabe: Bruderschaft des Todes. Skull & Bones, der Geheimorden hinter George W. Bush, aus dem Amerikanischen von Andrea Panster, Diederichs (Hugendubel), Kreuzlingen/München 2003; ISBN 3-7205-2459-0.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Skull and Bones – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

deutsch:

englisch:

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Marian Füssel: Skull and Bones. In: Helmut Reinalter: (Hrsg.): Handbuch der Verschwörungstheorien. Salier Verlag, Leipzig 2018, ISBN 978-3-96285-004-3, S. 250 und 252.
  2. Michael Cohen: Skull & Bones. In: Peter Knight (Hrsg.): Conspiracy Theories in American History. An Encyclopedia. ABC Clio, Santa Barbara/ Denver/ London 2003, Band 2, S. 656 ff.
  3. Marian Füssel: Skull and Bones. In: Helmut Reinalter: (Hrsg.): Handbuch der Verschwörungstheorien. Salier Verlag, Leipzig 2018, S. 250 f.
  4. a b Michael Cohen: Skull & Bones. In: Peter Knight (Hrsg.): Conspiracy Theories in American History. An Encyclopedia. ABC Clio, Santa Barbara/ Denver/ London 2003, Band 2, S. 656.
  5. Zach O. Greenburg: Bones may have Pancho Villa skull. In: The Yale Herald. Band XXXVII, Nr. 2, 23. Januar 2004 (yaleherald.com). yaleherald.com (Memento vom 20. Dezember 2008 im Internet Archive)
  6. Noam Rudnick: Of skulls and bones: More secrets of the tomb. Native Americans groups fight to recover lost skulls of Geronimo. In: The Yale Herald. Vol. XXXVI, Nr. 8, 24. Oktober 2003 (yaleherald.com). yaleherald.com (Memento vom 29. Januar 2006 im Internet Archive)
  7. Robert Tomsho: Dig Through Archives Reopens the Issue Of Geronimo's Skull. A 1918 Letter Points to Theft, But Grave Was Unmarked; Skeleton in Bush Closet? In: WSJ.com. The Wall Street Journal, 8. Mai 2006, abgerufen am 16. August 2009 (englisch).
  8. Marian Füssel: Skull and Bones. In: Helmut Reinalter: (Hrsg.): Handbuch der Verschwörungstheorien. Salier Verlag, Leipzig 2018, S. 251 f.
  9. Michael Cohen: Skull & Bones. In: Peter Knight (Hrsg.): Conspiracy Theories in American History. An Encyclopedia. ABC Clio, Santa Barbara/ Denver/ London 2003, Band 2, S. 657.
  10. Michael Cohen: Skull & Bones. In: Peter Knight (Hrsg.): Conspiracy Theories in American History. An Encyclopedia. ABC Clio, Santa Barbara/ Denver/ London 2003, Band 2, S. 657; Marian Füssel: Skull and Bones. In: Helmut Reinalter: (Hrsg.): Handbuch der Verschwörungstheorien. Salier Verlag, Leipzig 2018, S. 250.
  11. Marian Füssel: Skull and Bones. In: Helmut Reinalter: (Hrsg.): Handbuch der Verschwörungstheorien. Salier Verlag, Leipzig 2018, S. 250 f.
  12. a b Bei der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2004 traten mit Bush und Kerry zwei Bonesmen gegeneinander an, Marian Füssel: Skull and Bones. In: Helmut Reinalter: (Hrsg.): Handbuch der Verschwörungstheorien. Salier Verlag, Leipzig 2018, S. 252.
  13. Marian Füssel: Skull and Bones. In: Helmut Reinalter: (Hrsg.): Handbuch der Verschwörungstheorien. Salier Verlag, Leipzig 2018, S. 253.