Ab durch die Mitte - Mit dem Motorrad durch den Mittelpunkt Europas (Reisebericht): -Estland- Mittsommer anders
Estland - Mittsommer anders
[Bearbeiten]Der siebzehnte Tag (14.06.2009)
[Bearbeiten]211 Kilometer
Ungurini - Lilli - Karksi-Nuia - Kilingi-Nõmme - Pärnu - Tõstamaa - Varbla - Vatla - Karuse - Voose
Wir haben gestern also noch unsere ganze Kohle in Konu Dzirnavas auf den Kopf gehauen. Fragten nur, wie viel wir für den Kaffee am Morgen noch brauchen, das haben sie gleich mitberechnet, und wir legten sämtliche lettische Währung dort auf den Tresen.
Dann habe ich noch solange es ging vor dem Fernseher ausgeharrt, um ein paar Wetterprognosen aus erster Hand zu erfahren. Aber auf den drei Sendern, die wir empfangen konnten, waren nicht einmal Nachrichten. Irgendwann bin ich dann bei irgendeinem Vampirfilm eingeschlafen und später kurz aufgewacht, weil Kalle lauter schnarchte als der Fernseher tönte. Habe dann sowohl den Fernseher als auch Kalle "abgestellt". Den Fernseher am Aus-Schalter und Kalle hatte einen seiner nassen Handschuhe zum Kuscheln bekommen. Damit war erst einmal Ruhe.
Einige Stunden später wurde Kalle dann noch einmal laut. Nachdem er sich aber darum kümmern musste, seine Decke wieder ins Bett zu holen, war er für den Rest der Nacht leise.
Weil wir so schön unser letztes Geld in der Pension gelassen hatten, bekamen wir jeder sogar noch zwei Käsebrote zum Frühstück. Danke nochmal!
Die Klamotten waren natürlich nicht trocken geworden. Das nasse Leder von den Handschuhen und Stiefeln stinkt schon richtig. Wir sind trotzdem mutig in das nasse Zeug gestiegen und mit ein klein wenig Sonnenschein in den Tag gestartet.
Nach wenigen Kilometern Holperstrecke hatten wir Lettland hinter uns gelassen. Nach noch ein paar Kilometern dann auch wieder die Sonne. Die Wolken, welche sich am fernen Horizont zeigten, würden später auch das halten, was sie versprachen. Zuerst kam aber der kalte Wind, der uns, wenn er uns in den Rücken blies, ein paar Kilometer pro Stunde schneller machte. Ansonsten kühlte er uns aber nur aus und machte uns mächtig zu schaffen, die Maschinen gerade zu halten.
Wir hatten vor, so nahe wie möglich an Saaremaa heran zu fahren. Morgen wollen wir dann mit "leichtem Gepäck" über die Insel und dann zum Rastplatz zurück.
An der ersten Tankstelle betrachteten wir uns den Benzinpreis und versuchten uns, davon ausgehend, dass auch hier der Liter ungefähr bei einem Euro liegt, den ungefähren Umtauschkurs zu errechnen. Da es sich aber um eine Provinzstelle handelte, haben wir uns in unserem Kurs um ein paar Prozentpunkte verhauen.
Auch in Estland haben die Banken am Sonntag geschlossen. Geld tauschen war also nicht möglich und so sollte Kalle erst einmal so circa 100 € in estnischen Kronen vom Geldautomaten holen, da zum einen die Unterkunft in Altja (Lahemaa-Nationalpark) schon bezahlt ist, wir, zum zweiten, in Litauen und Lettland immer circa 250 € gebraucht haben und, zum dritten, ich morgen auch noch 100 € tauschen würde. Mit Kalles Hunni würden wir also gut über den Tag kommen, so dachten wir.
Nach einem mal tanken, einem Kaffee und einmal Spaghetti in Pärnu reichte das Geld nun überhaupt nicht mehr, um ein Zimmer zu bezahlen, welches wir uns aber wegen der morgigen Planung und der nassen Sachen wegen nehmen mussten. Der Wind wurde immer stärker. Äste fielen von den Bäumen und uns wehte es beinahe von der Straße. Auch ließ der Regen nicht mehr lange auf sich warten.
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Im Zentrum von Pärnu ...
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das Rathaus ...
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... und ein Holzhaus ...
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... in Pärnu.
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Tallinn-Tor
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Elisabet-Kirche
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Russisch-orthodoxe Kirche
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... eine der Hauptstraßen ....
Meine DR hatte wieder diesen Aussetzer wie gestern. Nur war er diesmal heftiger. Ich hatte die Batterie schon fast runter geleiert und war ja immer noch der Meinung, dass es wohl an den Kerzen liege. Die Kerzen waren aber nicht schuld. Diese waren trocken und sauber. Diesmal hatte ich mich nämlich dazu entschlossen, den Tank abzubauen und die Kerzen nachzusehen. Nach dem Zusammenbau sprang die Maschine aber zum Glück wieder an. Nun blieben nur noch die Varianten übrig, dass durch den Tankrucksack Wasser in den Tank geleitet wird, was sich dann im Vergaser sammelt, oder der Tankrucksack durch die Feuchtigkeit den Tank so stark abdichtet, dass keine Luft mehr in den Tank kommen kann und somit ein Vakuum angesaugt wird. Also abwarten und beobachten, sagte ich mir, aber das Problem sollte nie wieder auftreten.
Kurz vor Komsi fanden wir den Hinweis auf einen Zeltplatz mit Zimmervermietung. Der Name Voosemetsa leitete sich vom nahe liegenden Ort Voose ab, wie wir später erfahren sollten. Wir hatten Glück. Es war jemand da, denn, wie mir die Wirtin Frau Rinelli erzählte, ist von der Wirtschaft nur am Wochenende regelmäßig jemand hier, denn sie selbst lebt und arbeitet in Tallinn.
Wir konnten uns nach einigem Hin und Her schließlich auf einen für beide Seiten annehmbaren Preis einigen. Ganz zufrieden war sie wohl nicht, aber wir auch nicht, wie das bei Kompromissen nun einmal so ist. Wären wir aber wieder gefahren, würde sie gar keine Gäste gehabt haben. Sie akzeptierte einen Teil unserer Logis auch in Euro, was uns sehr entgegen kam.
Mit Frau Rinelli konnten wir uns übrigens ganz gut auf Deutsch unterhalten, weil sie in Deutschland studiert hatte, wie sie uns verriet. Ich hatte aber ganz vergessen zu fragen, warum wir den ganzen Tag an Flaggen vorbeigefahren sind, die auf Halbmast standen. In Altja erfuhr ich später von unserer Wirtin, das an diesem Tag der durch die Sowjetunion 1941 deportierten Esten gedacht wird.
Im Fernsehen bekamen wir diesmal sogar Nachrichten mit Wetterbericht. Bei dem, was uns hier in Aussicht gestellt wurde, überlegte ich schon, ob wir die Rundtour nicht abbrechen sollten, um direkt nach Altja zu fahren.
Der achtzehnte Tag (15.06.2009)
[Bearbeiten]327 Kilometer
Komsi - Virtsu - Kuivastu - Liiva - Pöide - Laimjala - Valjala - Kalli - Sakla - Kuressaare - Kihelkonna - Leisi - Mühlenberg von Angla - Karja - Ratla - Rückweg über Virtsu - Tuudi - Voosemetsa
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, immer alles gleich aufzuschreiben, damit mir in der Menge der Eindrücke nicht etwas wichtiges verloren geht. Aber nun, während ich dies hier schreibe, sitzen wir, zwei Tage später, gerade in Tartu im Pulverkeller, wo ich versuchen werde, beim Bier die letzten zwei Tage aufzuarbeiten.
Zweimal in dieser Nacht musste ich Kalle wieder die Decke weg ziehen, weil mit der Geräuschbelastung keiner schlafen kann. Auf ein drittes Mal habe ich dann verzichtet, denn da war es schon halb acht und ich dachte mir, dass eine ausgiebige Körperpflege auch mal etwas schönes ist, wenn sich mir die Gelegenheit dazu bietet.
Beim Kaffee beobachteten wir das Wetter und den Wetterbericht im TV. Wenn ich das gesehene richtig interpretiere, dann soll das Wetter gegen Mittag oder auch am Nachmittag aufklaren. Warten wir's ab. Eine andere Möglichkeit haben wir eh nicht!
Gegen Mittag hörte es tatsächlich auf, große Tropfen zu regnen und der Wind ließ nach. Sogar der Himmel zeigte manchmal ein freundliches Hellgrau. Aber der Entschluss zu fahren war eh gefasst, denn das ist der Grund der Mission, und so sattelten wir auf. Heute war "leichtes" Gepäck vorgesehen, da wir am Ende der heutigen Tour wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren werden. Das macht uns beweglicher und erhöht den Fahrspaß.
Saaremaa versprach eine historische Fundgrube, erdgeschichtliche Exkursion und natürlich häuslebauertechnisch interessant zu werden.
Zuerst mussten wir aber einmal Tickets für die Fähre besorgen. Wir stellten uns am Fähranleger brav in die Reihe, da wir meinten, die Passage direkt auf der Fähre bezahlen zu können, denn so etwas wie eine Kasse war nicht auszumachen. Als ich aber sah, dass eine Fußgängerin an der Fähre abgewiesen wurde, trat ich schnell noch einmal den Rückweg an und fand ein paar Baucontainer, in denen doch eine Kasse untergebracht war. Auch die Fußgängerin konnte dank eines eingelegten Sprints die Fähre noch rechtzeitig erreichen.
Sehen wir einmal von der Passage zu kurischen Nehrung ab, wo es ja eher über Süßwasser ging, dann war das Kalles erste richtige Seereise, wie er mir sagte. Gut, dann hat er heute gleich seine zweite, wenn wir zurückfahren. Noch interessanter wird dann in gut einer Woche sicher die Überfahrt von Tallin nach Helsinki oder gar von Helsinki nach Rostock, eine ganz neue Erfahrung.
Erstes Ziel auf Saaremaa sollte die älteste Festung der Insel sein. Wir fuhren nach Pöide, wo sie sich befinden sollte. Aber alles was wir sahen war die Kirche, die sich sehr wehrhaft über die Landschaft erhob, doch eigentlich nicht auf unserem Programm stand. Da sie aber so imposant in der Landschaft thronte, bestach sie uns damit und wir sahen uns sie genauer an. Ihre schlichte Massivität war absolut beeindruckend. Riesengroß das Ding! In ihr könnten sich ganze Völkerstämme vor Angreifern in Sicherheit bringen. War sie vielleicht die gesuchte Feste? Die Ausmaße ihres Turmes erinnerten mich an einen Wohnturm, nein, an zwei, von denen ich den einen in Schottland und den anderen bei einer Reise durch Tschechien gesehen habe. Sie bildeten beide das Zentrum einer späteren Burganlage. Der Huntingtower in Schottland hatte es nur auf eine Jagdhütte mit hölzernen Nebengebäuden gebracht, aber Burg Rabi in Tschechien wurde über die Jahrhunderte vom Wohnturm mit ringartiger Befestigung zu einer enormen Festungsanlage mit mehreren Ringburgen erweitert.
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Wehrhaft zeigt sich die Kirche von Pöide
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Der Bilck ins Innere blieb uns leider versagt.
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Die Schönheit des großen Glasfensters in der Apsis konnten wir von außen nur erahnen.
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Der Rest eines Reliefs an der Wand der Kirche.
In die Kirche von Pöide kamen wir leider nicht rein, um sie zu besichtigen. Erst machte sie wegen des Umfeldes und eines Risses im Turm den Eindruck, dass sie wohl dem Verfall anheim gegeben würde. Aber das letzte Fenster an der Südfassade und das der Ostseite zeigte, dass man sich wohl doch um den Erhalt kümmerte. An der Nordfassade waren Fundamente einiger ehemaliger Anbauten überdacht, was ebenfalls auf Sicherungsmaßnahmen hinweist. Ich hätte wirklich gern einen Blick ins Innere geworfen, aber leider war alles verschlossen.
Trotz intensiver Suche konnten wir die Burganlage nicht finden. Auf der Suche danach fanden wir uns aber in einer Ansiedlungen, durch die unsere Irrfahrt ging, in die ethnologischen Freilichtmuseen versetzt.
Nächstes Ziel sollte der eines Meteoriteneinschlages sein. Laut Reiseführer soll der Durchmesser des Kraters teilweise über 100 m groß sein. Also überhaupt kein Problem, ihn zu finden ... So dachten wir! Aber schon das Nest zu finden, wo sich dieser Krater befinden sollte, war gar nicht so einfach. Die Abfahrt auf die Buckelpiste, durch den Regen der letzten Tage natürlich gut durchgeweicht, war noch leicht. Den Ort Kalli (Kaali) fanden wir aber nicht, da es keine weiteren Wegweiser gab.
Auf derselben Strecke liegen aber noch die Überreste der Wallanlage von Valjala. Hier setzten sich die Einwohner der Insel bis zum Schluss erfolgreich gegen die Ordensritter zur Wehr. Verhandlungen brachten schließlich die Wende und öffneten die Feste für die Eroberer. Zum Dank für die Übergabe waren Dauertaufen der Besatzung die Folge. Ich könnte mir aber auch denken, dass, wer sich nicht taufen ließ, einen Kopf kürzer wurde ... Kirche! Weil es so viele waren, die getauft werden "mussten", wurde einfach eine Quelle, welche sich im Inneren dieser frühzeitlichen Befestigung befunden haben soll, zum Weihwasser erklärt.
Auch heute noch ist der Wall von seinen Ausmaßen beeindruckend. Auf der Anfahrt allerdings erst einmal nicht. Da siehst du nur einen grünen Hügel mit einer Holztreppe und daneben einen schönen Rastplatz mit Feuerstelle. Der Boden war total aufgeweicht und Scheiße glatt. Da habe ich meine Karre im Stand hingelegt, weil ich mit einem Bein mit rutschte.
Wenn du dann aber auf den Hügeln drauf gehst und die Menge Steine siehst, die in diesem Wall verbaut wurden, dann fragst du dich unweigerlich, wer die alle herangeschafft hat. Der Wall ist über fünf Meter hoch. Wie viel das ist, fällt erst auf, wenn du dann dort unten stehst. Außerdem bildet der Wall ein Oval von 120 x 100 m Ausmaß. Ich schätze mal, dass auf dem Steinwall dann noch Palisaden aus Holz standen. Außerdem mussten die Leute ja auch noch in irgendetwas gewohnt haben. Es ist sehr interessant, sich vorzustellen, wie diese Festung in ihrer Hochzeit aussah und wie die Menschen darin lebten.
Da ich immer noch nicht über estnische Barmittel verfügte und der Nachmittag schon fortgeschritten war, sollten wir schnell eine Bank erreichen, um endlich Geld tauschen zu können. Der direkte Weg nach Kuressaare wäre dazu sicherlich der richtige gewesen und war vor allem auch asphaltiert, aber ich konnte es einfach nicht lassen und wollte diese Krater sehen. Auf dem Weg zurück über die Holperstrecke achtete ich in Ermangelung von Wegweisern auf die Schilder der Bushaltestelle und ... Bingo! ... da gab es eine Haltestelle, die "Kalli" hieß.
Ich sagte Kalle, dass ich schnell mal nachsehen wollte und gleich wieder da wäre. Kopfnicken. Vorher hatte Kalle schon Treibstoffbedarf angemeldet. Ich bog also ab, um Kalli schnell mal alleine anzufahren und einen Blick auf die Kraterseen zu werfen. Wer fuhr hinter mir her? Kalle!
Ich sah zwar das eine oder andere Loch, welches mit Wasser gefüllt war, das meistens aber auf der Straße als Schlagloch. Aber keine Erdwallaufschüttungen, die von Meteoriteneinschlägen her rührten, wie es im Reiseführer beschrieben war. Zu allem Ärger kam mir auf dieser Piste dann auch noch so ein Idiot mit irgendeiner Art Geländekarre entgegen, der hier wahrscheinlich noch nie Gegenverkehr hatte. Im letzten Moment bekam er mich dann doch noch mit, doch seine Mistkarre beförderte er dann doch in den Graben. Ich hatte mich da auch schon gesehen oder im Krankenhaus aufwachen.
Angst vor dem Stürzen und mir vielleicht einen Arm, Bein oder sonst irgendetwas zu brechen, habe ich nicht. Das ist nicht schlimm, denn es geht sehr schnell. Aber vor den Schmerzen danach schon. Wir kutschten also ganz durch das Nest und noch ein Stück dahinter, aber eine Schule, an der sich laut Reiseführer die Krater befinden sollte, oder ein Hinweis darauf gab es nicht. Erfolglos fuhren wir zurück auf die "Mainroad" und weiter auf Kuressaare. Ich wollte ja noch Bankgeschäfte tätigen.
Ja ... und dann geht Herrn Frenzel der Sprit aus. Plötzlich fehlte er in meinem Rückspiegel und ich musste 2 km zurück fahren. Da stand er. Zum Glück, Zigaretten waren noch genug da, nur Sprit nicht. Als ich mein Benzinschlauch abgebaut habe, um ihm etwas aus meinem Tank abzuzapfen, ist der dann auch noch eingerissen und ich sah mich schon ohne Benzinschlauch in der Wildnis stehen. Tank voll, aber keine Connection zum Vergaser. Habe ihn dann aber mit einer Schlauchklemme wieder dicht bekommen und hoffe er hält bis nach Hause. Was macht Frenzel mit der von mir erhaltenen Transfusion? Der tuckert im Standgas die Allee entlang, als hätte er heute seine erste Fahrstunde an statt zu brettern, was das Zeug hält, um mit dem Schwung noch in die nächste Tanke zu rollen. Nein! 800 m vor dem nächsten Spritdepot bleibt der Typ wieder legen.
Keinen Bock darauf, meine Pipeline noch mehr zu schädigen, bin ich dann mit einer leeren Wasserflasche zur Tanke und wieder zurück. Hatte mich nicht schlecht angeguckt, der Zapfsäulenbewacher, als ich meine Wasserflasche tankte. Mit dem PE-gespeicherten Treibstoff hat es Herr F. dann auch bis zur Treibstoffversorgungseinrichtung geschafft und während er seinen VK auffüllte machte ich dasselbe mit unseren Vorräten im Markt neben an.
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Kuressaare, die Hauptstadt der Insel,...
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...ist eine schöne kleine Ortschaft...
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...die man gut zu Fuß...
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...entdecken kann.
Geld tauschen konnte ich natürlich vergessen. 17:20 Uhr waren wir in Kuressaare an der Bank, die aber nur bis 17:00 Uhr geöffnet hatte. Da haben wir erst mal ein paar Kohlenhydrate aus unserem Vorrat eingeworfen. Dieser Imbiss war unsere erste Mahlzeit an diesem Tag.
Dann sind wir weiter ein wenig durch die Stadt gefahren. Viele kleine, ein bis zwei Stockwerke zählende, Gebäude. Sehr gut in Schuss, was den Gesamteindruck angeht. Fußgängerzone mit Cafés und Platz zum Flanieren. In den Außenbezirken eher das, was man so auch bei uns kennt. Platte!
Unser Ziel war die Burg. Inzwischen war es kurz nach sechs. Die freundliche Lady am Einlass wollte uns noch ein Ticket kaufen, hier sagt man wohl eher Billett, aber der Rundgang sollte mindestens eine Stunde dauern. Da wusste ich, dass ich mindestens zwei benötigen würde, wenn ich nicht durch das Gemäuer hetzen wollte. So haben wir uns auf das Umfeld der trutzigen Mauern beschränkt.
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Die sehr sehenswerte Ordensburg ...
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...mit ihren Bastionen und ...
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...Parkanlagen ...
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...lädt auch zum längeren Verweilen ein.
Die Sonne schien uns inzwischen verwöhnen zu wollen, was den Spaßfaktor am Spaziergang über die äußeren Wallanlagen erhöhte. Zur Ekstase wurde er getrieben, als wir einen Sattelauflieger beobachteten, wie er versuchte, über die Wallanlage zu fahren. Er hatte eine Bühne geladen, hier werden wohl auch des Öfteren Konzerte gegeben. Trotz seiner Versuche und stetiger Verlängerung des Anlaufes schaffte er es nicht und blieb letztendlich im Rasen stecken. Da haben wir, wie viele andere auch, das Schauspiel nicht länger verfolgt. Er hatte sein Handy gegriffen, Verstärkung bestellt und die Maschine ausgeschaltet.
Auf unserer Weiterfahrt nach Kihelkonna wurden wir durch die ansässige Straßenbaufirma viel besser entertaint. Die Durchfahrt nach Kihelkonna wurde neu gemacht, aber keine Umleitung ausgeschildert. Die Straße war dann einfach dicht und wir landeten auf der noch offenen Strecke in einer Sackgasse. Wir konnten Mihkli, das ist das für uns schon obligate Freilichtmuseum auf Saaremaa, auslassen oder die Route über die Westküste wählen. Da Ersteres für uns nicht in Fragen kam, führte unsere Tour nun über die Westküste. Ein nicht unerheblicher Umweg. Dank glücklicher Wegführung, die nicht in meiner Karte verzeichnet ist, konnten wir die Baustelle dann doch noch umfahren und kamen auf guter Holperstrecke direkt am Mihkli-Talummuseum an. Leider war es wegen der fortgeschrittenen Zeit nun schon geschlossen. Uns blieb nur ein Blick über die Mauern.
So würde uns es wohl auch noch mit anderen Zielen gehen, in die wir einen Blick hineinwerfen wollten. Also strich ich unsere Liste ein wenig zusammen. Auch die Holperstrecken, die das Straßenbild im Norden der Insel bestimmten, würden uns langsamer vorankommen lassen, als wir das geplant hatten. Die Insel ist ansonsten touristisch sehr gut ausgebaut. Überall findet man Hinweise auf Übernachtungsmöglichkeiten, Zeltplätze und Sehenswürdigkeiten. Die Insel wäre bei schönem Wetter bestimmt einen ganzen Urlaub wert. Im Norden der Insel gefielen mir auch die Bushaltestellen, das sind geschlossene kleine Häuschen, und wäre das ganze Baltikum damit ausgestattet, hätten wir keine Zelte gebraucht.
Über Leisi fuhren wir Angla und Kurja an. In Angla mussten wir die Sehenswürdigkeit nicht lange suchen. Schon auf der Durchfahrt kamen wir an einen kleinen Hügel entlang, auf dem 5 Windmühlen stehen. 4 kleine Bockmühlen und eine richtig große. Die große Mühle wurde gerade restauriert und weil niemand auf der Baustelle zu sehen war, habe ich mich mal ein Stück hinein gewagt. Habe ich die ersten Bilder der neuen Mechanik?
In Kurja wollten wir die Kirche besuchen, die haben wir dann aber nicht mehr gesucht. Es muss gegen 20.00 Uhr, vielleicht 21.00 Uhr gewesen sein. Wir traten den direkten Rückweg über Ratla zur Fähre an.
Als wir wieder am Abzweig Pöide vorbei fuhren, juckte es mich schon, noch einmal nach der Festung zu suchen. Aber bei mir hatte sich schon vor einigen Kilometern die Reserve gemeldet und lange Irrfahrten konnte ich mir nicht mehr leisten. Die nächste Tanke war auf Muhu und dasselbe Ding wie Kalle vorhin würde mir nicht passieren. Auf dem Damm zwischen Saaremaa und Muhu hatte ich dann auch 25 km mit meiner Reserve weg und musste an die Seite fahren. Ich weiß nicht, ob Kalle einen inneren Vorbeimarsch feierte oder ihm die Zeit zum Erfassen der Situation gar nicht blieb. Das, was er bei sich mit einem bisschen nutzlosen Hin- und Herschwenken der Maschine erfolglos versuchte zu lösen, kann ich durch beherztes Absteigen und die Maschine auf die Seite legen, wo der Benzinhahn ist, beseitigen. Das dauerte keine 30 Sekunden und da ich ohne Gepäck unterwegs war, war das auch kein Problem, so hätte ich noch 25 km oder mehr fahren können.
Wenige 100 m später kam dann aber die Tanke und wir füllten wieder auf. Dabei waren wir aber auf die Hilfe eines netten Jugendlichen angewiesen, der bemerkte, dass wir keinen Sprit aus dem Zapfhahn bekamen. Er kam von sich aus auf uns zu und erklärte uns den Vorgang, der dann auch relativ einfach zu bewältigen ist. Wenn man zu Beginn des Tankvorganges die Sprache englisch am Automaten wählt.
An der Fähre mussten wir noch etwas warten. Die Zeit nutzen wir für den abendlichen Imbiss. Alle anderen ringsumher hatten es bestimmt wärmer in ihren Autos, mussten uns aber beim Essen zusehen.
Während Kalles zweiter richtiger Seereise genehmigten wir uns in der Kantine der Fähre noch einen Kaffee und ich bereute es, dass ich dieses Tagebuch nicht mit aus dem Frachtraum nach oben genommen hatte, um während der Überfahrt die Tagesnotizen nieder zuschreiben.
Aber das war noch nicht das letzte Schlimme, was uns an diesem Tag passieren sollte. Gegen Mitternacht erreichte die Fähre das Festland. Wir machten uns im Frachtraum der Maschine zum Abfahren bereit, als sich merkte, dass das Abblendlicht an meiner Maschine nicht mehr funktionierte. Sicher eine Folge der dauernden Hoppelstrecken. Ich informierte Kalle darüber, der wie immer hinter mir stand, dass mein Licht nicht geht und dass er nun einfach mal vorfahren sollte, konnte ja nicht so schwer sein – dachte ich mir.
Kalle nickte zustimmend. Nach maximal 10 km sollte die Abfahrt nach links kommen, mit einem Schild und einer Scheune, die da steht. Ich selbst müsste im Dunkeln fahren und würde es nicht sehen oder ich würde ständig den Gegenverkehr blenden. Nicken ...
Beim Verlassen der Fähre war mir schon klar, was los ist. Kein Kalle, der an mir vorbei fuhr und mich in den heimatlichen Hafen bringen würde. Wir mussten also noch einmal rechts ran fahren und mit lauter Artikulation verlieh ich meinem Vorhaben Ausdruck. Nun setzte sich Kalle an die Spitze und ich fuhr dem Frenzelschen Rücklicht hinterher, selber kaum etwas erkennend. Das Wetter war zwar stabil, d. h. es regnete immer noch nicht, hatte sich aber extrem zugezogen.
Es war also finsterste Nacht. Ich sehnte mich nach meinem Isolierband, mit dem ich wenigstens die Aufblendanteile meines Scheinwerfers abkleben könnte. Aber das befand sich in Voose im sicheren Haus und da waren wir inzwischen auch .... vorbei gefahren.
Ich bemerkte das, als wir an dem Abzweig vorbei fuhren, an dem wir am Vortag aus Pärnu in Richtung Saaremaa abgebogen waren. Die Beschilderung erkannte auch ich im Scheinwerfer der Frenzelschen Maschine.
Ist es denn so schwer, einen Weg wieder zu finden, den man nun schon zweimal gefahren ist? Einmal in die eine und einmal in die andere Richtung? Ich sah mich eh schon die Nacht in einer estnischen Zelle verbringen, was für ein Omen! Mir erschien es in diesem Moment aber immer noch besser, als hinter Kalle auf der Landstraße herzumtuckern. In so einer Zelle hätte ich wenigsten liegen können. Ich schaltete also meinen Highbeam ein und ließ uns ca. 10 km in der Gegenrichtig in die ersehnte Unterkunft einfahren. Es war inzwischen 1 Uhr morgens und ich hatte gar keine Lust mehr, irgendetwas zu tun. Beim Einkaufen hatte ich mir ein Feierabendbier mitgebracht, was ich nun noch bei einer Folge Miami Vice genoss, bevor ich Kalle in der Nacht noch zweimal die Bettdecke wegreißen musste, um selber schlafen zu können.
Der neunzehnte Tag (16.06.2009)
[Bearbeiten]238 Kilometer
Lihula - Võhma - Paljasmaa - Kivi-Vigala - Are - Suigu - Tori - Soomaa Nationalpark - Tõramaa - Kõpu - Viljandi - Valma - Leie am Võrtsjärv-See
Gegen 10 Uhr bemerkte ich, dass die Sonne draußen alles gab, was so eine Sonne geben kann, wenn kaum Wolken am Himmel sind. Ich hatte meine Suzi letzte Nacht noch unter einen Schauer gestellt, um ihr wenigstens eine Nacht ohne Regen zu gönnen und auch mein Zelt hatte ich dort aufgehangen, was Kalle mir auch gleichtat. Den vielen Sonnenschein, der uns heute Morgen begrüßte, gaben wir auch gleich noch die Gelegenheit, alles zu trocknen, was wir hatten, während wir unsere Sachen für die Weiterreise zusammen packten. Gegen 12 Uhr waren wir dann wieder auf der Piste.
Lihula war unser erstes Ziel. Wichtig war es jetzt, Geld zu tauschen und dort gibt es alles auf einen Fleck. Außer die Tankstelle, die lag ca. 200 m davor. Bank, Post, Konsum, Sehenswürdigkeit und das politisch kulturelle Zentrum mit Internetanschluss. So eine Konzentration wünsche ich mir als Tourist überall. Von hier aus wollten wir Tori erreichen; kein Problem, da die Strecke verhältnismäßig gut ausgeschildert ist. Etwas Holperstrecke, dann Landstraße – und gut.
Der Reiseführer beschreibt für Tori neben der berühmten Pferdezucht ein rustikales Wirtshaus. Für uns genau der Anlass, hier zu Mittag zu essen. Wir waren auch pünktlich gegen 13 Uhr dort. Überquerten den Fluss Pärnu und waren nicht nur erstaunt über die Breite des Flusses, sondern auch über die erstaunliche Felsformation an dessen Ufern. Kirche und Gestüt sind – wie im Reiseführer beschrieben – fulminant. Aber die Wirtsstube fanden wir nicht. Wir kamen zwar an zwei Gebäuden vorbei, die so aussahen, als könnten sie der Gastlichkeit dienlich sein, aber bei näherem Hineinschauen mussten wir leider feststellen, dass dies nicht der Fall ist. Auch beim Nachfragen konnte uns niemand einen Hinweis auf eine gastronomische Einrichtung in dieser Gegend geben. Zur Ehrerettung des Reiseführers muss ich aber sagen, dass in den Karten – die manchmal am Straßenrand aufgestellt waren und die nähere Umgebung beschreiben – auch Besteck eingezeichnet ist.
Und nun kommen wir zur alten Regel: im Zweifelsfalle Hauptstraße oder geradeaus. Da wir unsere Gaststätte für das mittägliche Mahl nicht fanden, setzen wir unsere geplante Route fort, um uns bei nächster Gelegenheit die Bäuche zu füllen. Wir also – natürlich unter meiner Führung – den einmal vorhandenen Wegweisern in die Richtung gefolgt, die die unsrige war. Keine 200 m später standen wir in der Jauchenkuhle einer ortsansässigen landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft. Das, was hier also wie Hauptstraße aussieht, muss nicht unbedingt immer eine sein. Zurück zur Hauptstraße und neuer Versuch. Natürlich nicht wieder in die LPG.
Da gab es auch noch einen anderen Weg, der sich dann aber auch wieder gabelte. Kein Hinweis davon auf der Karte. Keine Spur von Wegweisern oder sonstiger Beschreibung, der Vorrangigkeit irgendeines dieser Abzweige. Also gerade aus, sagt die Regel. Ich schätze mal, dass wir so ca. 8 km die eigenartigsten Strecken gefahren sind. Wir waren auch ganz nah einer Stelle, wo ich später wieder einmal eine genauere Karte fand, die am Wegesrand stand und das umgebende Gebiet beschreibt. Diese befand sich nur auf der anderen Seite dieses Armes des Flusses Jögi und wir nicht an der Stelle, wo die Brücke war.
Landschaftlich gesehen befanden wir uns aber in einer schönen Gegend und wäre der Tag schon weiter fortgeschritten gewesen, hätte ich dort gern einmal gezeltet. Nun mussten wir aber wieder zurück, um einen Übergang über den Jögi zu finden. Und als dieses vollbracht war, lag der Soomaa-Park an unserem Weg. Ein Hochmoor, welches für den Fremdenverkehr sehr gut aufbereitet ist. Holzstege führen durch das sumpfige Gelände. Hätte ich vorher gewusst, dass der Trail 5 km lang ist, wäre ich nicht losgegangen. Die Hinweistafel, wo das drauf stand, habe ich mir aber erst hinterher durchgelesen. Die 5 km lohnten sich aber. Ich war hinterher wieder warm und so etwas habe ich, trotz dass ich vorher schon mal in Schottland war, noch nicht gesehen. Das Hochplateau mit Flechten und Gräsern besiedelt, bietet nicht viel Halt und Boden für Bäume. Ich kam mir vor, als würde ich durch einen Park für Bonsai wandern. Keine Ahnung, wie alt die Kiefern und Birken hier sind, aber ich würde sagen – alt. Der Weg durch den Sumpf führte dann auch durch alle Vegetationszonen, die da möglich sind. Vom tiefschwarzen Teichen im Hochmoor bis hin zum normalen Wald am Ufer des Flusse. Ich war schon begeistert. Fühlte mich an Partisanenfilme erinnert, die ich als Kind im Fernsehen gesehen hatte und ans schottische Hochland, wo man einen Führer durch das Moor braucht und ja nicht nachts alleine los geht, damit man keinen Irrlichtern folgt. Beim Blick in das tiefschwarze Wasser der Teiche bekam ich ein Schaudern bei der Vorstellung, jetzt von einer kalten Hand, die da plötzlich erscheint, in den schwarzen Schlund hinab gezogen zu werden, wenn ich zulange hineinblicke. Am Ende der Runde, wieder bei Kalle angekommen, hatte ich Hunger und wir legten ein kleines Picknick ein. War ja auch unsere erste Mahlzeit an diesem Tag. Danach standen noch einige Kilometer Holperstrecke auf dem Programm, bevor uns Viljandi begrüßte.
Dort gab es auch endlich einen Laden für mein Lichtproblem und ich konnte ohne Tape am Scheinwerfer die Reise festsetzen. An der Theke dieses Bastelschuppens sprach man sogar englisch und konnte „ätsch for“ (H4) verstehen.
Der Rest für heute ist dann auch schnell erzählt. Erst Vorräte im Markt auffüllen, wo natürlich wieder Lehrlinge an der Kasse standen und ich auch noch die Hälfte vergessen hatte, und dann die Suche nach einem geeigneten Platz für die Nacht. Das war mal wieder nicht so einfach und vorher gab es noch einmal ein Problem an der Provinztanke, wo man den Unterschied nicht wusste, zwischen nur mal eben 100 Kronen in den Tank reinträufeln oder einen vollen Tank haben. Da wir während der Diskussionen die Zapfsäulen blockierten, ging es dann aber doch mit Hilfe der Leute, welche hinter uns standen und ebenfalls tanken wollten.
Dann bei Leie am Nordufer des Võrtsjärv-Sees ein Zeltplatz. Wenn auch ein popliger mit Plumpsklo. Als ich dort nach einer Dusche frage, wurde mir ein Gartenschlauch über den Zaun gehangen. Als man daraufhin aber meinen missmutigen Blick wahrnahm, wurde dann doch eine Dusche für unseren Besuch frei geräumt. Sie gehört eigentlich zu einem Zimmer, das man hier mieten kann, wenn man es überhaupt wagt, sich dieser Unterkunft anzuvertrauen. Zum Zeltplatz gehörten auch ungefähr eine Milliarde Mücken und eine liebenswerte Oma, die uns dann für die Dusche noch 10 Estnische Kronen extra abknöpfen wollte. Aber nicht mit mir und nicht auf diesem Plumpskloplatz. Das hätten wir dann anderswo auch besser haben können. Hat sie dann eingesehen und schleppte uns auch noch Holz für das Feuer ran, mit dem wir die Mücken vertreiben wollten – nützte nur nichts.
Ich konnte, trotz der Milliarden Mücken, gut schlafen, denn ich hatte mein Zelt mückenfrei bekommen, hörte Kalle nicht und trocken war es auch.
Der zwanzigster Tag (17.06.2009)
[Bearbeiten]52 Kilometer
Man man man – so belagert, wie heute morgen, war mein Zelt noch nie von diesen stechenden Mistdingern. Tausendzweihundert am Eingang mindestens, also kein freier Zugang zur Dusche. Doch wegen der Kühle der Nacht waren sie an diesem Morgen noch nicht so schnell wie ich. Mit Omchens Hilfe bekam ich die Dusche dann auch aufgeschlossen und war in Sicherheit. Duschen, Sachen packen, Zelt weg, Kaffee und los.
Uns erwartete keine 50 km entfernt die älteste Stadt im Baltikum, Tartu, und das in vollen Zügen. Durch den frühen Start am Morgen und die kurze Anreise stand uns ein langer Tag in dieser wunderschönen Stadt zur Verfügung. Am zentralen Marktplatz fanden wir dann die Touristeninformation. Hier wurde ich sehr freundlich empfangen: Du willst die preiswerteste Unterkunft und du kommst aus Deutschland und da ist das Material, was du brauchst. Gleich noch ein Anruf beim Hotel mit der Nachfrage nach einem freien Zimmer, einen Stadtplan in die Hand gedrückt und fertig. Hier weiß man also, was Touristen brauchen.
Das Aleksandri Hotel entsprach von Lage, Komfort und Preis genau dem, was wir brauchten. Es gab sogar einen Rechner, von dem aus wir in das Internet konnten, was wir auch reichlich nutzen, um unsere Mails abzufragen und Grüße in die Heimat zu schicken. Übrigens ist Estland im allgemeinen sehr gut mit drahtlosem Internet versorgt und überall wo man das WiFi-Zeichen sieht findet man auch einen Hot Spot (etwa 1100 Hot Spots decken rund 45.000 Quadratkilometer ab (SpiegelOnline)). Kostenloser Zugang zum Netz ist zu einem Grundrecht der estnischen Bürger erklärt worden, da könnte sich Deutschland mal eine Scheibe abschneiden. Bei mir zu Hause bekomme ich nicht mal DSL. Aber gut dazu! Als unsere Maschinen sicher auf dem Hof des Hotels geparkt waren, all unsere Sachen im Zimmer verstaut und nachdem wir uns frisch gemacht hatten, sichtete ich das Material aus dem Informationsbüro.
Auf dem Stadtplan war ein Trail eingezeichnet, der uns an alle Sehenswürdigkeiten der Stadt bringen würde. Das haben wir dann auch gleich ausgenutzt. Gingen an den ersten, dem Hotel am nächsten, gelegenen Punkt, der auf dem Plan verzeichnet war und folgten von hier aus der Route. Am besten gefiel mir der Dom. Hier wurde mir an jeder Ecke, in jeder Nische, der Roman „Die Säulen der Erde“ (Ken Follett) ins Gedächtnis gerufen. Am Ende des Rundganges, für den wir den ganzen Tag brauchten, natürlich mit ein paar Pausen, waren wir ziemlich hungrig und sind in den so genannten Pulverkeller gegangen.
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Alte Sternwarte
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Universität
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Das schiefe Haus am Marktplatz
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Der Botanische Garten
Eine Bierhöhle, die – wenn sie nicht hier in Estonia wäre – ich sie vielleicht im fränkisch-bayerischen Raum vermuten würde. In uriger Gemütlichkeit, bei gutem Essen und reichlich Bier ließen wir den wundervollen Tag in Tartu ausklingen und genossen es, ich weiß nicht wie lange.
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Der Dom von Tartu
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Im Inneren des Domes
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Ein Teil des Schiffs wird noch als Bibliothek genutzt
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Ruine des Doms um 1803
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Haus der "Gilde" von Tartu. Hier werden kunsthandwerkliche Traditionen gepflegt.
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Im Spielzeugmuseum von Tartu gibt es jede Menge zu lernen und entdecken.
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Lecker Bier und Essen und Gemütlichkeit in einem Teil der alten Stadtverteidigung ... dem Pulverkeller.
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Ständig ist Leben in den Straßen von Tartu.
Der einundzwanzigster Tag (18.06.2009)
[Bearbeiten]198 Kilometer
Die Tour an den Finnischen Meerbusen
Kallaste am Peipussee - Mustvee - Tudulinna - Rakvere - Haljala - Altja im Lahemaa Nationalpark
Irgendwie war mir heute Morgen noch schwindlig. Weil aber die Sonne so schön in das Fenster schien, machte das Aufstehen trotzdem Spaß. Keine Ahnung, wie lange wir gestern weg waren. Habe Kalle auf dem Heimweg jedenfalls mal gezeigt, dass man auch besoffen nach Hause finden kann und zwar ohne Umwege. Frühstück haben wir noch im Hotel genommen, so konnten wir ohne große Pause bis an unser heutiges Ziel fahren. Altja – von wo aus wir in den nächsten Tagen Sternentouren fahren wollen und wo die kleine Blonde zu uns stoßen wird.
Von Tartu aus ging es erst einmal nach Kallaste zum Peipussee, an dem die Kreuzritter von den Slawen mächtig Haue bekommen haben.
Ist schon beeindruckend. Er lag ganz ruhig im Sommerwetter vor uns, ist aber auch braun die Brühe und mit seinen 8 m Tiefe wohl eh nichts zum Tauchen. Es sei denn, man findet die im Eis eingebrochenen Kreuzritter. Aber die liegen bestimmt schon tief im Schlamm.
Vom See weg in Richtung Rakvere, kurz vor Kauksi, gab es dann noch eine schöne Strecke zum Touren. Viele Kurven durch sanfte Hügel.
In einem kleinen Ort namens Tudulinna hatten wir mal ein Negativbeispiel, wie mit historischer Bausubstanz umgegangen werden kann. Im Ort gibt es eine neue Kirche aus Stein, kaum 100 m weg steht eine alte Holzkirche, die nun als Strohschober herhalten muss. Also gut, dass solche Dinge in den Freilichtmuseen erhalten werden. Mit den Bauernhöfen ist es ja ähnlich, nein – ganz genauso. Der Rest des Weges war ruhiges Touren mit gelegentlicher Pinkelpause.
In Rakvere genehmigten wir uns am „tsentralen“ Platz einen Kaffee, schauten im Reiseführer nach, was es hier zu besichtigen gibt, diskutierten über die Notwendigkeit, noch etwas einzukaufen, um nicht zu verhungern und setzten dann zum Endspurt nach Altja an. Die Idee war, bei unserem zukünftigen Vermieter anzufragen, ob wir auf dem Platz zelten können, dann zu eröffnen, dass wir die Logisten der nächsten Woche sind, um die Nacht im Zelt kostenlos als Bonus zu bekommen. Frau Tann, unsere Vermieterin, überraschte uns ihrerseits damit, dass sie uns unsere Zimmer gleich anbot, da sie sie für uns schon vorbereitet hatte.
Toomarahva ist ein sehr schön erhaltener kleiner Fischerhof aus dem 19. Jahrhundert. Frau Tann hat das Dach des Haupthauses neu decken lassen und sie kümmert sich sehr gut um den Erhalt des kleinen Hofes. 300.000 Kronen hat das Dach gekostet, sagte sie mir. Ein Teil der Nebengebäude sind zu Gästezimmern und einem Speiseraum mit Sommerküche ausgebaut und eine Sauna gibt es auch. Ich bin froh, dass wir dieses Ferienhaus gewählt haben. Die Dorfkneipe, sehr rustikal, ist auch gleich über die Wiese.
Als erstes haben wir bei einem kleinen Spaziergang die Gegend erkundet und das abendliche Licht für ein paar Fotos am nahen Strand der Ostsee genutzt. Jetzt sitzen wir in der Kneipe. Das historische Gebäude,das einst an der bedeutenden Landstraße Tallinn - Petersburg lag, strahlt eine ganz besondere Atmosphäre aus, in der wir uns in eine vergangene Zeit zurückversetzt fühlen. Eine der jungen Kellnerinnen - Lisä, wie wir später erfahren sollten - spricht sogar deutsch ... und draußen fällt mal wieder das Wasser von Himmel.
Der zweiundzwanzigster Tag (19.06.2009)
[Bearbeiten]198 Kilometer
Ziel des heutigen Tages ist es, einfach nur die Kleene aus Tallinn abzuholen. Wir haben 7.30 Uhr gefrühstückt und kurz nach acht war ich auf der Piste. Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich bis kurz vor Tallinn mit dem Sprit reichen müsste. Aber ich bin dann doch über Halljala gefahren, da ich die erste Abfahrt nach Vösu verpasst hatte. Nicht schlimm, dachte ich, kannst ja bestimmt auf der Autobahn irgendwo nachfüllen. Aber ……………. keine Tanke.
Als ich ca. 29 km mit Reserve auf der Bahn unterwegs war, habe ich dann die Entscheidung getroffen, abzufahren und mein Glück in den Ortschaften parallel zur Autobahn zu versuchen. Es schüttete immer wieder wie aus Eimern, irgendwann hielt ich einen Autofahrer an, der gerade aus einer Einmündung raus wollte. Ich stellte mich mit der Maschine einfach vor ihn hin und frage nach einer Tankstelle. Er konnte kein Wort englisch, aber „Benzin“ versteht man wohl in jeder Sprache. Und mit ordentlichen Klopfen auf den leeren Tank versteht dann wohl beinahe auch jeder, was gemeint ist. Noch 500 m bis zur Tanke, das war kein Problem. Hatte die Karre ja noch nicht einmal auf die Seite legen müssen, um die Reserve der Reserve zu aktivieren. Der Tankwart erklärte mir auch den schnellsten Weg zurück auf die Autobahn, welche von dem kleinen Ort aus, wo die Tankstelle sich befand, auch in keinster Weise ausgeschildert war.
Selbiges Probleme stelle sich dann wieder in Tallinn, keine Ausschilderung für den Flughafen. Aus der Erinnerung wusste ich wenigstens so ungefähr, wo der Flughafen vom Tallinner Stadtkern aus liegt und hielt mich dann auch in dieser Richtung. Irgendwann wusste ich aber nicht mehr, ob ich noch richtig war. Ich fuhr an die nächste Tankstelle. Als ich nach dem Airport fragte, schaute mich die Tankwarze ungläubig an. „An der nächsten Kreuzung links, dann 800 m und dann ist er auf der linken Seite.“ Und richtig. An der besagten Kreuzung war dann auch ein kleines Flugzeugzeichen mit Pfeil in der Richtung angebracht. War also gar nicht schwer.
Am Flughafen habe ich dann erst einmal nachgesehen, ob der Flieger überhaupt kommt … ja … und ich hatte noch eine knappe Stunde Zeit. Ich also wieder raus aus dem Flughafen und nachsehen, ob sich nicht ein hübsches Landefoto machen ließe. Ging auch, jedenfalls von der ausrollenden Maschine konnte ich was sehen. Dann wieder in den Flughafen rein und mit der Kamera im Anschlag auf das Erscheinen der Kleinen gewartet.
Die Tür des Gates ging immer mal wieder auf und zu, aber keine kleine Blondine. Da kam schon die Flugzeugbesatzung durch. Sind die leer geflogen? Nein, es kamen ja doch immer mal welche, die wie Passagiere aussahen und manche hatten auch nichts besseres zu tun, als sich dann auch noch ewig an diesem Ausgang aufzuhalten und mir den Blick mit der Kamera zu versperren. Und dann kam sie doch, die kleene Blonde, zwei unscharfe Fotos gelangen mir und dann war sie da.
Weil sie gestern vergessen hatte, ihre Uhr auf die Zeitverschiebung anzupassen, hatte sie heute Morgen auch noch kein Frühstück, dafür aber eine Stunde mehr am Flughafen verbracht. So mussten wir erst einmal Kaffee trinken, dann noch etwas Taschengeld tauschen und für die Fahrt nach Altja umziehen.
Von Regengüssen gut bedacht, kamen wir dann schließlich in Altja an und weil sie ja noch nichts weiter als den Kaffee im Bauch hatte, sind wir dann auch gleich in die Kneipe zum Essen und danach fühlten wir uns dann auch alle drei wieder wohl. Wir beschlossen, einen ganz ruhigen Tag zu machen.
Während ich in Tallinn war, um die Kleine abzuholen, hatte Kalle versucht den Chrom an seiner Karre wieder zum Erscheinen zu bringen.
Ein kurzer Spaziergang und ein ausgiebiger Mittagsschlaf bestimmten das anschließende Programm und dann am Abend wieder in die Kneipe. Zum Bier spielten wir Domino und Knack und versuchten der Kleinen die Grundzüge des Skatspielens beizubringen.
Offiziersskat erschien mir der richtige Weg für die ersten Schritte. Nun ja, Skat ist nicht jedermanns Sache. Also schlafen gehen. War ja auch schon spät ... aber noch hell.
Der dreiundzwanzigster Tag (20.06.2009)
[Bearbeiten]349 Kilometer
Vihula - Karula - Eisma und Andi - Kunda - Aseri - Ontika - Valaste - Toila - Sillamäe - Narva - Jõhvi - Kuremäe
Heute Morgen wartete Frau Tann, die wir inzwischen Ülla nennen, jedenfalls schon seit 7.30 Uhr mit dem Frühstück auf uns. Gestern hatten wir es ja für um diese Zeit bestellt und seit dem gab es keine andere Order mehr. Um diese Uhrzeit räkelten wir uns aber noch in den Betten. Dann habe ich noch, wie gewohnt, einen Morgenkaffee gekocht und irgendwann gegen halb neun erschienen wir dann zum Frühstück. Etwas ungehalten war Ülla schon, glaube ich. Hatte dann das Missverständnis aber aufgeklärt und alles war wieder gut. War ja auch insofern egal, nur dass sie auch gern länger geschlafen hätte. Sorry Ülla!
Für die geplante Tour nach Nava gab sie uns dann noch gute Tipps. Einmal sollten wir für die Hintour an der Küste entlang fahren, denn dort würden wir nicht nur eine landschaftlich reizvolle Strecke haben, sondern auch viele nette kleine Dörfer sehen. Außerdem kämen wir bei dieser Gelegenheit an einem Wasserfall vorbei, der sich bei Valaste ca. 30 m in die Tiefe stürzt, und damit der höchste Wasserfall Estlands ist! Und da es in letzter Zeit geregnet hat, würde auch genug Wasser da sein, um ihn imposant aussehen zu lassen. Wie Recht sie hatte. Was für ein Glück mit dem vielen Regen! Für die Rückfahrt empfahl sie uns noch das Kloster von Kuremäe. Wir mussten dafür zwar fast wieder bis zum Peipussee runter, aber auch das hatte sich gelohnt. Aber noch waren wir ja beim Frühstück.
Der Morgen begrüßte uns mit einem sonnigen Lächeln und Üllas Frühstück war gut und reichlich. Dass das sonnige Lächeln des Morgens nur ein kurzes war, mussten wir schon am Wasserfall von Valaste feststellen. Von See her zog ein Schauer heran, den wir dann auf der Weiterfahrt mindestens 5 Mal abbekommen haben, weil wir immer wieder drunter durchfuhren und er uns dann wieder einholte.
Zum ersten Mal am Wasserfall, dann wollten wir schnell durchfahren, um trocken nach Narva zu kommen. Dann musste es doch die Regenkombi sein und dann sind wir ja wieder durch, weil er sich ja in unsere Richtung bewegte. Als wir in Narva waren, vereinigte er sich dann noch mit einem von Land kommenden Regengebiet und so war ein super Gewitter gebacken. Das schlimmste davon verbrachten wir bei einem Kaffee unter einem Zeltdach. Dann flüchteten wir in die Hermannsfeste, die so ziemlich das einzig sehenswerte in Narva ist. Ansonsten ist die Stadt extrem desolat und selbst das Rathaus, welches nach dem zweiten Weltkrieg original wieder aufgebaut wurde, sieht bedauernswert aus. Ein kleiner Lichtschimmer sind die neuen Fenster.
Von der Hermannsfeste, welche ebenfalls im zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde, kann man heute den Turm, etwas vom Pallas, den Hof und einige Wehrgänge besichtigen. Die Ausstellungen sind eher bescheiden und von dem, was da ist, kann man nicht viel erfahren, weil alles nur in russisch und estnisch beschrieben ist. Das ist übrigens ein allgemeines Manko. Alle Sehenswürdigkeiten sind gut ausgeschildert, aber man erfährt nicht, was es ist, weil neben der estnischen Beschreibung auf den Schildern einfach die englische fehlt. Ich habe das später mal mit Ülla diskutiert, der dieses Problem wohl bekannt ist und es sehr bedauert. Im Hof der Hermannsfeste waren einige Künstler am werkeln. Leider eigentlich, weil sie mit Kettensäge und Winkelschleifer im Gange waren und so die Ruhe für eine ungestörte Besichtigung der Feste raus ist. Es gibt dort aber auch noch „leise“ Gewerke, wie Schmied, Töpfer, Holzschnitzer und Weber. Es war sehr interessant, ihnen bei der Arbeit zuzusehen.
Das Wetter klarte mal wieder auf, aber nicht lange. Ständig zogen Regenfelder über uns hinweg. So lange wir aber über die Feste und die umliegenden Bastionen wanderten, war es auszuhalten. Dort fanden wir immer wieder etwas zum unterstellen. Auch eine Steckdose für den Akku meiner Kamera fand ich auf einem WC in den Kellern der Bastion.
Narva ist die Grenzstadt zwischen Estland und Russland. Getrennt durch den gleichnamigen Fluss werden Ivangorod und Narva durch die Petersbrücke verbunden. Auf beiden Seiten des Flusses befinden sich Festen. Die Hermannsfeste auf der Seite von Narva, Ivangorod mit seiner Burg auf der anderen Seite des Flusses.
Wir stellen uns die Aufgabe, einen Platz zu finden, in dem wir nicht nur die Hermannsfeste, sondern auch die Petersbrücke und die ganze Burg von Ivangorod zu sehen bekamen, um diesen Anblick auf einem Foto festzuhalten. Das schafften wir dann auch ganz gut. Einige Äste der umstehenden Kastanien mussten zwar daran glauben, aber es ging. Sämtliche Befestigungen und die Brücke über die Narva sind auf einem Foto gebannt.
Die Rückfahrt war ein Wechselspiel von Wasser und Sonne. Trotzdem bogen wir in Jöhvi Richtung Süden ab, denn das Kloster wollten wir uns nicht entgegen lassen. Die Ausschilderung nach Kuremäe war wie immer. Erst stand nichts und dann war es ausgeschildert, dann stand wieder nichts. Als ich dann mal nachfragte, weil ich mir nicht ganz sicher war, wurde mir aber bestätigt, dass ich auf dem richtigen Weg war.
Das russisch-orthodoxe Nonnenkloster Pühtitsa ist eine fantastische Anlage. Sie wird seit der Russifizierung des Estnischen in der Zeit der Sowjetunion betrieben und findet sich in einem sehr guten Erhaltungszustand. In der Kirche wurde gerade ein Gottesdienst abgehalten, so dass wir nur einen Blick durch die Eingangstür der Kirche warfen.
Seit dem Frühstück war uns aber auch nichts Festes mehr zwischen die Zähne gekommen, bis auf ein Snickers, das Kalle ausgegeben hatte. Und so beschlossen wir, auf dem schnellsten Weg Altja anzusteuern und gleich in die Kneipe zu gehen. Ich gönnte uns auf dem Rückweg 500 U/min mehr und sagte Ülla dann auch die Sauna ab, die wir bestellt hatten. Die hätte uns zwar gut getan, aber wir brauchten unbedingt etwas in den Bauch und ein, zwei kühle Blonde dazu.
Der vierundzwanzigster Tag (21.06.2009)
[Bearbeiten]103 Kilometer
Rundtour durch Natur und Geschichte und Mitsommerfeier anders als erwartet
Vergi - Võsu - Käsmu - Ilumäe - Võhma - Tõugu - Palmse - Sagadi
Schönster Sonnenschein begrüßte uns heute Morgen und begleitete uns auch den ganzen Tag auf unserer Tour. Heute wollten wir den östlichen Teil des Lahemaa-Nationalparks abfahren und zum Abschluss noch die Ordensburg Wesenberg von Rakvere besichtigen. Außerdem würde heute Nacht noch Mittsommer in unserer Kneipe gefeiert werden. Nach dem Frühstück machten wir den Plan bei einem Kaffee auf der Bank vor unserem Haus. Die Planung für den Tag mussten wir nun natürlich etwas kürzen. Den letzten Teil würden wir uns für heute sparen.
Von Altja führte der Weg nach Norden. Vom Strand in Altja konnten wir eine Halbinsel sehen, das war die von Vergi und unser erstes Ziel. Ein ganz süßer kleiner Ort mit Sportboothafen. Ein wenig verpassten wir dann die Ausläufer der Vergi-Halbinsel. Warum kann sich an dieser Stelle sicher jeder denken. Das Touren allerdings im gesamten Nationalpark ist super, denn hier gibt es keine Holperstrecke. Alle Straßen sind asphaltiert und man gleitet sozusagen einfach dahin, über leichte Hügel und sanft gekurvte Straßen.
In Vösu hatten wir dann mal das Vergnügen, einen Sandstrand zu sehen. Hier konnten wir sogar ein wenig durch Dünen wandern, denn die sonst üblichen Steine und Findlinge gibt es hier nicht. Wir fassten zwar den Entschluss, hier noch einmal zum Baden her zu kommen, aber daraus sollte nie etwas werden, denn in zwei Tagen würden wir schon Richtung Tallinn abreisen. Nach unserem Strandspaziergang tuckerten wir die Flaniermeile von Vösu lang, wo die Souvenirhändler gerade ihre Stände aufbauten.
Weiter führte uns unser Weg nach Käsmu, auch hier wanderten wir ein bisschen, allerdings ist die Küste hier steinig. Viele riesengroße Findlinge auf der lang vorgezogene Landzunge boten Kulissen für Fotos und vom Meer herüber ziehende Nebelschwaden boten ein einzigartiges Naturschauspiel. Die Nebelfront, die von See herauf zog, hüllte uns ein und wir befürchteten schon, dass daraus eine Wetterveränderung zum Schlechten werden könnte. Wir waren allerdings froh darüber, dass unsere Befürchtungen unerfüllt blieben und dieses nicht zu explosionsartigen Regenfällen geführt hat.
Von der Natur wollten wir jetzt eine Reise in die Geschichte machen. Das nächste Ziel waren Steingräber im Gebiet von Tõugo und Ilumäe, die aus der Eisenzeit stammen und auf die früheste Besiedlung des Baltikum verweisen sollten. Bei Ilumäe fanden wir Gräber, die geöffnet waren und weitab vom eigentlichen Gräberfeld eine Infotafel, die den archäologischen Fund beschrieb. In Englisch war die Beschreibung allerdings nur sehr spärlich. Hier gab der Reiseführer mehr her.
Bei Tõugu fehlt es gänzlich an solchen. Aber auf der Karte, die ich von Ülla bekommen hatte (1:60.000) waren sie so eingezeichnet, dass wir sie von der Straße aus sehen müssten. Und auch hier hatten wir auch wieder etwas gesucht. Zwischen den Steinhaufen, die sicherlich von den Feldern der Umgebung zusammen getragen wurden, zeigten sich auch anders geschichtete, die nicht so wahllos hingeworfen aussahen. Das mussten wohl die Gräber sein. Sie ähnelten auch sehr dem Steinhaufen bei Palmse, die Gräber aus den Hungerjahren von 1695 bis 1697 sind. Warum hatte man diese denn genau wie die uralten Gräber gebaut und nicht die Menschen in der Erde bestattet? Aberglaube? Uralte Tradition?
Der nächste Schritt in die Vergangenheit macht einen gewaltigen Sprung nach vorn. Wir besuchten das Gut von Palmse, den alten Landsitz derer von Pahlen. Eine Gutsbesitzerfamilie, die nicht nur gewaltig Lehen zu verwalten hatte, sondern auch am technologischen Fortschritt der Region Anteil hatte. Der Spross Alexander von Pahlen war Initiator und sicherlich auch Nutznießer der Eisenbahnlinie Tallinn-St. Petersburg. Vom Gut Palmse haben wir das Gutshaus, den Wintergarten und die alte Schmiede besichtigt. Die Schmiede war leider geschlossen war, aber wir fanden eine schöne alte Dampfmaschine davor. Der Park des Gutes wurde gerade „saniert“ und war deshalb umgerodet. Das Herrenhaus ist jedenfalls seinen Besuch wert gewesen. Hier kann man nachempfinden, wie die Herrschaften des ausgehenden 19. Jahrhunderts gelebt und gearbeitet haben. Dass die Bauern Ende des 17. Jahrhunderts verhungert sind, zeigen ja die Steingräber. Sehr beeindruckt war ich von einer Landkarte, die in einer Art Arbeitszimmer hing und jedes kleinste Detail der Ländereien derer von Pahlen zeigte. Der Kartograf hatte ca. 5 Jahre benötigt, um sie zu zeichnen. Ich fühlte mich dabei an den Film „Der Landvermesser“ mit Ulrich Mühe erinnert. Das Wappen von Alexander von Pahlen haben wir später übrigens in der Domkirche in Tallinn wieder gefunden, das ihm als Dank von der estnischen Ritterschaft dort aufgehangen wurde.
Wegen der bevorstehenden Mittsommerfeier wollten wir unsere Kräfte nicht überspannen, waren auch so gut ausgefüllt von diesem Tag, und so verschoben wir den Besuch der Feste von Rakvere auf einen späteren Zeitpunkt. Kalle hatte in Palmse zwar noch einen Schokoriegel aus dem ortsansässigen Konsum spendiert, aber es verlangte uns dann doch nach mehr. Wir suchten den kürzesten Weg zurück nach Altja. In Sagadi fanden wir dann noch eine recht sehenswerte Anlage eines Gutes, die wir vielleicht später noch einmal besuchen wollten. Jetzt hocken wir bei bestem Sonnenschein vor unserer Kneipe, trinken Bier, warten auf Essen und der Platz füllt sich wegen der bevorstehenden Mittsommernachtsfeier. Auch beginnt die Musik zu spielen. Das Feuer ist auch schon aufgestapelt und wird gleich entzündet werden.
Der fünfundzwanzigster Tag (22.06.2009)
[Bearbeiten]xx Kilometer
Vom Knast ins Moor und ans nördlichste Kap
Viru-Moor - Loksa - Kap Purekkari - Viinistu - Virumaa
Gegen Mittag war ich dann von der „Party“ wieder in Altja zurück. Sie hatte dann doch einen anderen Verlauf genommen, als gedacht.
Auf dem Weg zurück von der Theke, wo ich mir ein frisches Bier geholt hatte, stolperte ich über den Rasen, dabei ging etwas von meinem Bier verschütt. Dummerweise befeuchtete ich einer dort stehenden Thusnelda damit das Hosenbein und die Schuhe und obwohl ich mich bei ihr dafür noch entschuldigt hatte, muss sie wohl die Polizei gerufen haben. Die mich dann kurz vor 1 Uhr morgens, ohne mir mal zu sagen was los ist, vom Feuer weggeschafft haben.
Wenn es um finanzielle Mittel geht, zählt man sich hier wohl gerne zur EU, aber beim Recht haben sie das russische noch nicht ganz raus. Ein australischer Besucher, mit dem wir uns am Abend etwas unterhalten hatten, weil er sehr gut deutsch sprach, sagte mir, ich solle mal mit denen zum Fahrzeug gehen, weil sie die Sache aufklären wollten. Aber das wollten die gar nicht. Kaum dass ich da stand, bekam ich einen Schlag von hinten, so dass ich flach auf die Erde aufschlug. Die Hände mit einem Kabelbinder auf dem Rücken gefesselt, wurde ich von mehreren Personen zum Streifenwagen geschleppt und erst mal mit dem Gesicht in den Sand geschmissen. Sandknirschen zwischen den Zähnen und Blutgeschmack mischten sich. Die Hände spürte ich schon nicht mehr, so fest waren die Fesseln gezogen und auch heute noch ist die Sensibilität meiner linken Hand eingeschränkt und sie fühlt sich so an, als wäre sie ständig eingeschlafen.
Blut und Sand spuckend lag ich gefesselt auf dem Boden und wusste immer noch nicht warum und was nun passieren sollte. Mit mir hatte ja noch niemand geredet. Plötzlich wurde ich wieder aufgehoben und kopfüber in den Wagen der Polizei geschoben. Dabei schlug mir der Beamte, der mich an den Beinen gepackt hatte, ständig brutal in die Genitalien, während ich von der Kopfseite am Hals gewürgt, mit einem Stock oder dem Unterarm, in den Wagen gezogen wurde. So stark, dass ich kurzzeitig das Bewusstsein verlor. Noch eine Woche später hatte ich Probleme mit dem Schlucken, von den Schmerzen in den Genitalien ganz zu schweigen.
Immer noch wusste ich nicht, was mir vorgeworfen wurde oder wohin man mich bringen würde. Zusammen gequetscht zwischen der Rückbank und dem Fahrersitz begann die Fahrt gegen 1.30 Uhr, was ich auf der Uhr im Streifenwagen erkennen konnte. Wenn diese richtig ging?! Zumindest was die rechtliche Situation betrifft, scheinen die Uhren hier etwas anders zu gehen.
Gegen zwei Uhr morgens wurde ich dann wieder aus den Wagen heraus gezerrt. In eine Polizeistation verbracht, durchsuchte man mir meine Taschen bevor ich in einen Keller gestoßen wurde. Nachfragen nach einem Telefonat oder sogar nach einem deutsch sprechenden Anwalt wurden kommentarlos ignoriert. Der kalte heizungslose Kellerraum war ohne Fenster und roch nach Urin. Dafür war er mit Halogenstrahlern taghell erleuchtet, so dass dem Gefangenen jegliches Gefühl für die Zeit verloren geht. Eine Untersuchung auf Hafttauglichkeit, wie sie bei uns Standard ist, fand auch keine statt.
Hier unten befanden sich zwei Zellen, eine war mit einer Person belegt, die andere mit zwei Personen. Ich wurde in die Zelle mit den zwei Gefangenen gesperrt und endlich wurden mir die Fesseln abgenommen. Nichts erkennend, da meine Brille weg war, barfuß und mit zerissenem und teilweise blutverschmierten Sachen teilte ich mir die eine Holzpritsche der Zelle mit meinen beiden Mitgefangenen. Ohne Decken zitterten wir uns durch die Nacht.
Mit etwas russisch bekam ich vom Gefangenen aus der Zelle gegenüber heraus, dass ich mich in Rakvere befinden musste, aber damit erschöpfte sich unser Gespräch auch schon.
Nach endlosen Stunden in der Kälte wurde einer der beiden Gefangenen aus meiner Zelle abgeholt. Der Gefangene in der Zelle gegenüber bettelte den Wächter um irgendwas an. Das Wort „Natschalnik“ ist mir noch aus dem Roman „Der Aufenthalt“ von Hermann Kant bekannt und irgendwie begann ich plötzlich darauf zu warten, dass man mir eine SS-Jacke in die Zelle geben würde. Schon komisch!
Wieder vergingen endlose Stunden und die beiden anderen unterhielten sich, während der Gefangene in der Zelle gegenüber immer wieder den Natschalnik rief.
Da für mich keine Kommunikation mit meinen Mitgefangenen möglich war, beschäftigte ich mich mit den Schmerzen in meiner Kehle und zwischen meinen Beinen und mit der gefühllosen linken Hand. Auch Reiben und Massieren brachte keine Verbesserung. Eher anders herum, das Problem zog sich jetzt langsam den Arm hinauf.
Nach langen endlosem Warten kamen irgendwann zwei Personen in den Keller. Einer wegen seiner Uniform als Polizeibeamter erkennbar und ein Zivilist. Zuerst sprach der Zivilist mit den anderen beiden Gefangenen im Keller und dann forderte er mich auf Deutsch auf, an das Gitter zu treten. Jetzt erst erfuhr ich den besagten Grund, warum ich hier war und auch von offizieller Seite, wo ich mich befinde.
Ich wurde vor die Wahl gestellt, auf eine Gerichtsverhandlung zu warten oder ein Schnellverfahren direkt bei der Polizei zu akzeptieren. Welche Optionen hatte ich denn?! Auf die Frage, wann ich auf einen Gerichtstermin hoffen könne, ich rechnete mit nicht mehr als 8 Stunden, eröffnet man mir, dass es wegen der bevorstehenden Feiertage gut 3 Tage dauern könne, bis es dazu kommt. Die Anfrage nach einem Telefonat, einem Anwalt oder gar Kontakt zur deutschen Botschaft wurden belächelt. Mir wurde gesagt, dass – wolle ich nicht auf eine Verhandlung warten – ich ein paar Protokolle unterschreiben und eine Strafe bezahlen müsse. Mehr „Freikaufen,“ dachte ich mir.
Also noch 3 Tage in diesem Loch, zu trinken oder etwas Nahrung hatte ich auch noch nicht erhalten, oder ein paar Unterschriften und Schmiergeld. Da meine Papiere ja noch in Altja in der Unterkunft lagen, rechnete ich mir aus, dass man mit mir zur Feststellung meiner Identität dorthin fahren würde und ich dann gleich dort bleiben könnte. Aber so war das nicht. Ich sollte einfach nur sagen bzw. aufschreiben wie ich heiße, wann geboren und wo ich wohne. Da hätte ich ja sonst was angeben können und als der Schwerverbrecher, der ich war, war meinen Aussagen eigentlich auch nicht zu glauben. Die wollten mich jetzt nur schnell wieder loswerden, hatte ich das Gefühl.
Zuerst bekam ich meine Habe wieder, die Schuhe waren auch kaputt. Aber zum Glück war meine Brille dabei. Diese war zwar auch ramponiert, aber durchaus benutzbar. So dass ich nun endlich wieder etwas erkennen konnte. Der Polizeibeamte musste wohl ein etwas höherer Dienstgrad sein, denn er hatte, im Gegensatz zu den anderen, die hier noch so rumliefen, goldbeblätterte Schulterklappen. Meine Uhr bekam ich auch wieder. Es war gegen halb elf. Ich befand mich also schon bald zehn Stunden in der Gewalt der estnischen Polizei, ohne irgendwelchen Kontakt nach außen aufnehmen zu können.
Man verschaffte sich schnell einen Überblick über meine Barschaft, die man mir ebenfalls abgenommen hatte. 780 Kronen waren noch da und somit legte man eine „Freikaufsumme“ von 600 Kronen fest, die ich gleich nach der Unterzeichnung sämtlicher Protokolle einzahlen musste.
Was ich da alles unterzeichnet habe, weiß ich nicht. Alles wurde auf estnisch aufgeschrieben und mir vom Zivilisten gebrochen vorgelesen. Auf einem Schriftstück durfte ich sogar noch einmal den Gang der Dinge aus meiner Sicht aufschreiben und welche Gegenstände ich wiederbekam, allerdings nicht in welchem Zustand. Ich durfte mich sogar noch schriftlich zum Vorgehen der Polizeibeamten äußern, auf einem extra Blatt, ohne irgendwelchen Protokollcharakter, im Gegensatz zu allen anderen Schriftstücken, die ich da unterschrieben habe. Und ich glaube, dass es, nachdem ich den Raum verlassen habe, nicht mehr lange existiert hat.
Ich muss sagen, dass ich von allen Ländern, die ich bis jetzt je besucht habe, hier in Estland die negativsten Erfahrungen mit der Polizei gemacht habe und da zähle ich nicht nur Europa dazu. Selbst in Afrika und Asien war die Polizei in erster Instanz darum bemüht, Situationen zu beruhigen und zu deeskalieren, aufzuklären und jedem zu seinem Recht zu verhelfen. Und dabei ging es nicht immer um solche Lappalien, wie diese. Darum wird wohl immer ein bitterer Beigeschmack dabei sein, wenn ich über diese Reise berichte. Ich traue mir gar nicht vorzustellen, was stattfindet, wenn wirklich etwas passiert. Nehmen wir zum Beispiel mal eine massive Geschwindigkeitsübertretung an. Hat man dann als Tourist in Estland um sein Leben zu fürchten?
Aber der Tag sollte sich nicht so negativ weiter entwickeln, wie er begonnen hatte, ganz im Gegenteil. Als ich in Begleitung des Zivilisten die Polizeistation verließ, stellte sich dieser als Herr Enn vor und entschuldigte sich für das Vorgehen der Polizei und beteuerte immer wieder, wie schlimm er das fand. Herr Enn begleitete mich zur Busstation und fragte für mich nach, ob und wann ich mit einem Bus zurück nach Altja kommen könne. Dies wäre nur spät am Abend möglich, fanden wir heraus und er sagte mir, dass er mich hier nur ganz ungern alleine lassen wolle. Für ein Taxi würden die Kronen, die mir geblieben waren, nicht reichen und ich hatte ja auch nichts mit, um mir Geld vom Automaten besorgen zu können und auch in Altja hatte ich keine Barschaft mehr. Daraufhin bot mir Herr Enn an, dass er versuchen wolle, einen Dienstwagen von der Polizei zu besorgen, um mich zurück zu bringen. Und wenn ihm das nicht gelingen sollte, würde er mich mit seinem eigenen Auto fahren wollen und ich solle ihm nur das Benzin bezahlen. 30 Minuten später saß ich in einem zivilen Dienstwagen der Polizei und Herr Enn erzählte mir, dass er früher einmal der Chef der Polizei in Rakvere war und jetzt als Pensionär noch gelegentlich zivile Aufgaben übernimmt. Auch hatte er dienstlich ganz gute Kontakte nach Deutschland, wo er regelmäßig zu den Polizeitagen nach Schleswig-Holstein fährt. Wir unterhielten uns noch über viele Dinge auf unserer Fahrt nach Altja und viele Fragen, die ich noch über Land und Leute hatte, wurden mir so aus erster Hand beantwortet.
Als wir uns dann in Altja verabschiedeten, sagt Herr Enn noch, dass es für ihn sehr schön war, sich mal wieder auf Deutsch unterhalten zu können. Ich bestätigte ihm auch von meiner Seite, dass es mich sehr gefreut hat, ihn – einen so hilfsbereiten Menschen – kennen gelernt zu haben. Nur die Umstände hätten etwas angenehmer sein können.
In Altja hatte man lange geschlafen, spät gefrühstückt und einen langen Strandspaziergang gemacht. Vermisst hatte mich nur Ülla, die sich wohl auch tatsächlich Sorgen um mein Ausbleiben gemacht hatte. Nach einer ausgiebigen Dusche bekam ich dann noch einen kleinen Imbiss, bei dem ich meine Erlebnisse der letzten Nacht berichten musste. Reden und Schlucken fielen mir zwar schwer, aber beides bekam ich hin.
Die Burg Wesenberg in Rakvere verschoben wir wegen der fortgeschrittenen Zeit an diesem Tag also wieder. Einen Tag hatten wir ja noch dafür. Wir entschieden uns, nur den westlichen Teil des Lahemaaparks zu besuchen.
Unser hauptsächliches Tagesziel sollte heute das Viru-Moor sein. Ein Hochmoor, durch welches Holzstege zur Besichtigung einladen. Genau wie neulich im Soomaa-Park, nur dass im Viru-Moor auch Torf abgebaut wird. Auf einer Info-Tafel am Viru-Moor wurde auch sehr schön erklärt, wie ein Hochmoor entsteht. Nicht so schön beim Viru-Moor ist, dass es keinen eigentlichen Rundgang gibt, sondern nur einen Weg durch das Moor und dann muss man außen lang zurück oder umgedreht. Das ist sicherlich dem Umstand geschuldet, dass ein Teil des Hochmoores Torfabbaugebiet ist.
Interessanterweise waren die Mücken um das Moor herum, also in den Wäldern, viel nerviger als direkt im Moor und wir diskutierten diesen Umstand. Eine unsere Theorien besagte, dass die Mücken das Wasser im Moor nicht mögen. Meine Hypothese bezog sich mehr darauf, dass die Plagegeister diese direkte Sonneneinstrahlung vermeiden wollen, da es ja kaum Hochbewuchs im Moor gibt und sonst die Mücken ja auch immer nur da sind, wenn sich die Sonne am Morgen oder am Abend noch hinter den Baumwipfeln versteckt. Jedenfalls sahen wir zu, dass wir nach dem Moorbesuch schnell durch die Waldzone zu unseren Maschinen zurück kamen und den Blutsaugern aus ihren Fängen.
In Loksa mussten wir am Konsum, wie wir es nannten, anhalten. Dummerweise hatten wir nämlich vergessen, etwas zu trinken mitzunehmen, was uns bei unserem dreistündigen Spaziergang in der Sonne schwer zu schaffen machte. Nachdem wir der Dehydration nun ein Schnippchen geschlagen und genügend Wasser substituiert hatten, konnte die Fahrt fortgesetzt werden. Kap Purekkari sollte als nördlichster Landpunkt des Lahemaaparks unser letztes Ziel am heutigen Tag sein. Kalle hatte auch schon angemeldet, dass er wegen des langen Fußmarsches durch das Moor schon reichlich müde sei.
Beim Blick am Kap über den finnischen Meerbusen mutmaßten wir, ob das, was wir am Horizont sahen, nur ein Schiff oder schon Finnland sei. Zur abschließenden Klärung der Frage kamen wir allerdings nicht, denn etwas anderes zog unsere Aufmerksamkeit auf sich.
Auf das Kap kam ein zum Expeditionsfahrzeug umgebauter MAN, so etwas, was ich schon immer für meine Tour über den Kaukasus in die Mongolei haben wollte. Der Truck gehörte zu einem schweizer Pärchen, welche seit zwei Jahren an dem Teil gebaut haben und diese Tour als Jungfernfahrt machten, um zu sehen, was gut und nicht so gut an ihrem Ausbau ist. Bis hierher hatte alles wunderbar funktioniert, haben sie uns gesagt und wir wünschten ihnen tolle Touren mit ihrem Truck.
Die Besichtigung der größten Findlinge im Lahemaapark wurde wegen des allgemeinen Erschöpfungszustandes, der Hungersituation und des Bierdurstes zurück gestellt. Altja und die Taverne waren plötzlich viel anziehender, als jedes andere Ziel. Deshalb wählten wir auch die kürzeste Strecke, was uns über eine der wenigen Holperstecken des Parkes führte.
Von Herrn Enn hatte ich am Morgen übrigens erfahren, warum die Straßen hier an der Küste so relativ gut ausgebaut sind. Entlang der Küsten hatten die Russen ihre Raketen Richtung Finnland aufgestellt und für die reibungslose Logistik waren gute Straßen nötig. Und das ist natürlich auch ein Grund, warum die Natur so gut erhalten blieb, denn hier am Lahemaapark war das Gebiet genauso gut gesichert, wie die Grenze zwischen DDR und BRD. Und nicht umsonst ist der Hochharz auch heute bei uns ein Nationalpark. Schon 20 km vor dem eigentlichen Schutzgebiet standen die ersten Posten und ohne Sondergenehmigung war kein Weiterkommen. Also wie bei uns waren auch hier die Russen schuld daran, dass ein Stück Natur erhalten wurde und nicht das jahrelange Streben der Bevölkerung in dieser Gegend. Denn auch im Lahemaapark sind dort, wo Flächen durch Viehzucht landwirtschaftlich genutzt wurden, Zerstörungen entstanden, so genannte Alvare.
In unserer Taverne wurden wir von Lisäs gewinnendem Lächeln begrüßt und wir vertrieben uns die Zeit, die wir auf unser Essen warteten, mit Karten spielen. Sehr alt wurden wir an diesem Abend allerdings nicht. Die letzte Nacht hatte ja lange genug gedauert. Nach dem Essen noch ein kleines Bier und wir waren verschwunden und schliefen tief und fest den Schlaf der Gerechten.
Auf der Fahrt vom Kap zurück nach Altja hatte ich den Vorschlag gemacht, den letzten Abend mit einem Grillabend zu verbringen. Ülla sagte uns noch, dass dies kein Problem sei, wenn wir uns alles besorgen, hat sie auch einen Grill. Außerdem würde sie uns vorher die Sauna noch anmachen.
Der sechsundzwanzigste Tag (23.06.2009)
[Bearbeiten]84 Kilometer
Palmse - Viitna - Haljala - Rakvere mit der Burg Wesenberg
Wir mussten uns stark motivieren, heute Morgen aufzustehen. Aber Ülla wartete mit gutem Frühstück und vor allem Kaffee. Was ist eine bessere Motivation am Morgen?
Heute sollte also der Tag der verschobenen Dinge sein. Ihre Anzahl hatten wir glücklicherweise recht klein gehalten. Da mein Tank seit gestern Abend auf Reserve war, entschlossen wir uns dazu, die größten Steine nicht zu besuchen, sondern einen etwas kleineren, den Wachsstein bei Palmse. Dort sollte laut Karte auch noch eine Tankstelle sein. So hatten wir auch noch die Gelegenheit, uns im dortigen Informationszentrum einen Beitrag über den Park anzusehen, worauf Ülla uns hingewiesen hatte.
Der Wachsstein mit seinen 25 m Umfang und 4,50 m Höhe war aber auch nur ein großer Stein, der dazu noch gut zugewuchert war und somit gar nicht so imposant wirkte. Manch andere Steine, die wir irgendwo an der Küste gesehen hatten, waren imposanter.
Der Film im Infocenter entpuppte sich als ganz interessante und hübsch gemachte Powerpoint-Präsentation mit deutschem Untertiteln. Allerdings wusste ich vieles, was hier gezeigt wurde schon, weil ich es im Reiseführer gelesen hatte oder sonst wo erfahren konnte.
Die Tankstelle jedenfalls gab es nicht. So hoffte ich auf Viitna. Auch da nichts! Wie lange würde der Sprit noch halten? Ich war schon seit ca. 60 km auf Reserve. Von Haljala wusste ich, dass es dort auf jeden Fall eine gibt. Das waren aber noch mal 15 – 20 km. Also – keine Experimente. Ich klemmte mich hinter einen LKW und kam bis zum Abzweig Haljala. Die Tanke schon in Sichtweite, legte ich meine Karre noch mal auf die Seite und erreichte die Zapfsäule mit noch gut einem Liter Benzin im Tank, wie sich zeigen sollte.
Dieses Mal zahlte die Kleine, die ganz unglücklich war, dass sie nun kaum noch Bares in der Tasche hatte. Aber wozu brauchte sie das, Rakvere lag noch 10 km von uns entfernt und da müssten wir dann eh alle noch Geld holen oder tauschen. Wegen des Feiertages konnte ich leider kein Bargeld tauschen und hoffte auf meine EC-Karte. Die ging und ich war wieder flüssig.
In einem Cafe am Straßenrand genehmigten wir uns noch einen Kaffee. Den konnten wir allerdings nicht ganz ungestört genießen, weil die Grüngefleckten aus Estland zu Ehren des Feiertages nicht nur aus der Gulaschkanone schossen, sondern jeden Passanten, der das wollte, mal mit Platzmunition durch die Gegend ballern ließen.
Ein kleines Mädchen am Nachbartisch fand das auch nicht toll und heulte die ganze Zeit. Aber Papa gehörte zur Kinderschrecktruppe und so musste sie es wohl aushalten. Darum hielten wir uns auch nicht länger als nötig auf und steuerten die Burgruine an.
Wieder einmal eine imposante Wehranlage. Der Burgberg, der wohl aufgeschüttet wurde, umspannt die eigentliche Burg um mehr als das Doppelte. Die Burg selbst, aus dem hiesigen Kalkstein errichtet, besteht noch aus der Umzwingung der Vorburg und der inneren Burg. Einige Türme sind auch noch erhalten, so dass man sie besteigen kann. Selbiges gilt für Teile der Wehrgänge.
Eine schöne Idee ist, dass sich jeder Besucher beim Betreten der Burg eine Art Waffenrock oder mittelalterliches Kleid überziehen kann. So gewinnt man den Eindruck, dass es auf der Burg ein reges Mittelaltertreiben gibt. Auch auf den Fotos sieht man eben nicht nur Touristen, sondern eher die Bewohner der Burg bei ihren täglichen Verrichtungen.
Im Hof der äußeren Umzwingung versuchte man ein wenig das Leben auf einer mittelalterlichen Burg darzustellen. Es gibt eine Schmiede, eine Schreinerei, eine Taverne. Auf dem Hof wurde diverses Gerät zur mittelalterlichen Kampfausbildung und ein Platz zum Bogenschießen aufgebaut. Es gab auch eine Art Schuppen, in dem verschiedene Schlafstellen des Mittelalters, vom bäuerlichen Strohsack bis hin zum fürstlichen Schlafgemach aufgebaut waren. Ich finde das schon bemerkenswert, dass man sich hier so viel Mühe gibt, trotz dass die Burg eher schlecht besucht schien.
In Rakvere gibt es ja auch sonst nicht viel zu sehen, so dass ich denke, dass es auch an anderen Tagen nicht viel mehr Besucher gibt und immerhin war heute Feiertag und hervorragendes Wetter.
In der inneren Burg gab es noch viel mehr zu entdecken. In einem Alchimistenkeller konnte man Schwarzpulver mischen und auf dem Burghof auch selber abfackeln. In einem Weinkeller bekam man das gute Nass nicht nur erklärt, sondern auch zu kosten. Wir aber nicht, weil wir als Kraftfahrer zu erkennen waren. Und an dem Weinkeller stand nicht nur „Weinkeller“ auf Deutsch geschrieben, wir wurden sogar auf Deutsch gebeten einzutreten und alle Erklärungen waren auch auf Deutsch. Aber nicht nur der Kellermeister überraschte uns mit unserer Muttersprache, auch die junge Frau, die uns durch die Folterkammer führte, erklärte sie uns beinah akzentfrei. Ein weiterer Keller zeigt, wie sich die Menschen im Mittelalter den Tod vorstellten und mit ihm umgingen. Der dritte Keller in dieser Abteilung beschäftigte sich mit der Hölle. Eine lustige kleine Laufgeisterbahn, die aber nichts für schwache Gemüter ist. In der Innenburg gab es auch noch so etwas wie eine nachgemachte Kirche und einer Art Rittersaal, der so aussah, als könne man sich dort für Feierlichkeiten einmieten und diese im besonderen Rahmen abhalten. Wirklich schöne Ideen, die bei uns eine solche Burgruine garantiert zum Touristenmagneten werden ließen. Aber wie alles, was Spaß macht, behördlich sicherlich nicht möglich wäre.
Auf der Heimfahrt holten wir uns noch schnell etwas für unsere kleine Grillparty. Was trotz des Feiertages kein Problem war, aber diesen schönen Umstand waren wir ja schon seit Polen gewöhnt.
Zurück in Altja beschlossen wir noch, ein kleines Abschiedsbier in der Taverne zu trinken. Lisä war auch da und so kamen wir auch noch zu einem Abschiedsfoto mit ihr.
Ülla hatte die Sauna schon angeheizt, aber ein kleiner Abschiedsstrandbesuch musste vorher auch noch sein. Die Sauna brachte mich auf die Idee, mein kleines Gartenhäuschen ebenfalls in eine Sauna umzubauen und zwar mit Doppelnutzung, so dass ich dann auch noch beheiztes Gartenhäuschen haben werde.
Als die Kleene und ich den zweiten Saunagang hinter uns hatten, begann Kalle – der keine Lust auf Sauna hatte – den Grill anzuheizen. Ülla hatte mir schon gesagt, dass sie und die restlichen Besucher von Toomahava auch dazu kommen würden und ein Lagerfeuer sollte es auch noch geben. So kamen wir tatsächlich zu der Mittsommernachtsfeier, wie ich sie mir für den Abschluss der Reise vorgestellt hatte. Ein Feuer, nette Menschen drum herum, gut zu Essen, ein paar Bier und gesungen wurde auch. Denn die anderen, teilweise Deutsche, die jetzt in Estland leben, hatten Gitarren dabei. Das einzige, was hier lästig wurde, waren die Mücken, als die Sonne hinter den Bäumen verschwand.
Da wir am Tag schon gut unterwegs gewesen waren und für den nächsten Tag noch Tallin auf dem Programm stand, hielten wir nicht so lange durch wie die anderen. Es wurde ja nicht dunkel und so hatten sie zum Sonnenaufgang, der gegen 4 Uhr sein sollte, einen längeren Strandspaziergang geplant. Ich habe sie noch singen hören, als ich gegen halb 5 am Morgen mal die paar Bier vom Abend wegbringen musste.
Der siebenundzwanzigster Tag (24.06.2009)
[Bearbeiten]97 Kilometer
Võsu - Kotka - Kolkaküla - Muuksi- Tallinn
Ülla erzählte uns beim Frühstück, dass sie bis um fünf bei der Grillparty mitgemacht hat, dann ihre Küche aufräumte und nachdem sie unser Frühstück vorbereitet hatte, dann auch gegen 7 ins Bett gegangen ist. Wenn wir das auch so gemacht hätten, dann wäre Tallinn heute ausgefallen.
Und das hätten wir auf jeden Fall bereut.
Wir ließen uns viel Zeit mit dem Morgen, ruhig aufstehen und das Frühstück genießen, dann in aller Ruhe packen und die Maschinen beladen. Als wir damit fertig waren, ließ sich Ülla noch einmal sehen. Der Abschied fiel uns allen nicht leicht. Von uns aus hätten wir gern noch eine Woche oder mehr in Altja verbracht. Aber irgendwann ist der Urlaub nun auch mal zu Ende und wir hatten noch einige Kilometer bis nach Hause vor uns.
Ich wählte zum Abschluss noch mal eine schöne Route durch den Park, so dass wir auch Kotga und Muuski noch einmal sahen und nicht gleich auf die Autobahn mussten.
In Tallinn war der Flughafen unser erstes Ziel, um in Erfahrung zu bringen, ob mit dem Rückflug für die Kleene am nächsten Tag alles klar ging oder ob sich etwas geändert hätte. Zur Beruhigung der Kleenen war alles paletti für die morgige Heimreise.
Im Hotel musste ich mich mit der Dame an der Rezeption erst einmal über den Preis einigen, den ich mit ihrem Chef schon über das Internet klargemacht hatte. Aber mit einem Ausdruck der Mail, den die Kleine mitgebracht hatte, war das Problem dann doch schnell geklärt.
Unser Zimmer wies einige kleine Mängel auf. Kurz zuvor musste darin geraucht worden sein, was nicht nur der Geruch, sondern auch die Löcher in den Gardinen verriet. Der Geruch im Bad verriet, dass lange kein Wasser in die Trapse geflossen war und diese damit trocken und damit frei für alle Gerüche sind. Der Lüfter im Bad brachte keine Besserung, denn der ging nicht. Da wir das Zimmer aber eh lüften mussten, füllte ich die Trapse wieder auf und wir ließen die Tür vom Bad offen stehen.
Tallinn selbst, dessen sehenswerte Altstadt nur unweit unseres Hotels liegt, ist mehr als nur sehenswert. Für mich ist es die schönste Hauptstadt des Baltikums. Leider hatte die Touristeninformation geschlossen, aber am Flughafen war ich schon auf einen kostenlosen Stadtplan gestoßen. In dem waren zwar eher Hotels und Restaurants, statt Sehenswürdigkeiten hervorgehoben, war aber besser als nichts.
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Das Rathaus von Tallinn ...
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... und der Rathausplatz.
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Die Stadtmauer mit den typischen ...
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... halb runden Türmen.
Als wir dann einen Plan der Altstadt an einem Aushang fanden, auf dem auch alle Sehenswürdigkeiten eingetragen waren, konnte ich in meinem Plan vom Flughafen einen Weg einzeichnen, der uns in alle schönen Ecken Tallinns bringen würde.
Die Kleene musste in jeden Tingeltangelladen rein und ich machte viele schöne Fotos. Wir schlenderten den ganzen Tag auf unserem gewählten Weg und kreuzten kaum eine Stelle zweimal. Wenn wir Lust darauf verspürten, setzen wir uns in ein Restaurant und erfrischten oder stärkten uns. Wir beschlossen auch, für diesen einen schönen Tag nicht über die Preise nachzudenken. Mit Denken über Preise wären wir sonst auch gar nicht fertig geworden.
Erst als gegen 23 Uhr die Sonne nicht mehr in alle Straßen der Stadt drang und wir merkten, dass uns kalt wird, wählten wir den Weg zurück zum Hotel. Nicht den direkten, denn müde waren wir nicht, aber die Richtung sollte es schon sein. Aus einem Antiquitätenladen, der in weiten Teilen eher einem schrottigen Flohmarkt glich, wollte ich gar nicht mehr raus. Aber kaufen wollte ich ja auch nichts.
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Die Altstadt ...
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... UNESCO-Welterbe ....
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Zu Recht, ...
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... wie ich finde.
Irgendwann wurden die Kleene und Kalle unruhig vor dem Laden und es leid, auf mich zu warten und wir zogen weiter. Gegen Mitternacht lagen wir dann in unserem Hotel in unseren Betten und es dauerte nicht lange, bis wir eingeschlafen waren.