Altgriechisch: Griechische Schrift
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Einführung
[Bearbeiten]Es fällt auf den ersten Blick auf: Der erste große Unterschied zwischen Deutsch und Altgriechisch ist natürlich die Schrift.
- Kennst du schon griechische Schriftzeichen? Notiere die Zeichen, die dir spontan einfallen! - Ergänze auch deren Namen, sofern sie dir einfallen!
- Woher kennst du diese Zeichen? Welche Bereiche fallen dir sonst ein, in denen sie gebraucht werden? Notiere auch dies!
Jetzt werden wir konkreter: Weiter unten findest du eine Zeichentabelle. Dort sind alle Buchstaben aufgelistet, die für das Lesen und Schreiben von Altgriechisch verwendet werden. Sie wird dich während dieser Lerneinheit ständig begleiten.
Kommen dir einige der Zeichen bekannt vor? Manche der Buchstaben sind unserem eigenen (lateinischen) Alphabet sehr ähnlich. Denn dieses geht auf eine Variante des Griechischen Alphabets zurück.
- Erstelle zwei Listen:
- Liste 1 enthält alle Buchstaben, die - so oder so ähnlich - auch in unserem Alphabet vorkommen oder deren Namen du schon kennst (siehe oben...).
- Liste 2 enthält alle übrigen Buchstaben. Achtung! Unterscheide zwischen Groß- und Kleinbuchstaben!
Wie du jetzt sehen kannst, gibt es eine gute Menge an Buchstaben, die dir schon bekannt sind. In Liste 2 siehst du, welche Buchstaben du wirklich noch zu "lernen" hast.
Die griechische Schrift
[Bearbeiten]Mit dem griechischen Alphabet wird die griechische Sprache etwa seit dem 9. Jahrhundert v. Chr. geschrieben. Die griechische Schrift ist eine Weiterentwicklung der phönizischen Schrift. Sie war die erste Alphabet-Schrift im engeren Sinne. Vom griechischen Alphabet stammen unter anderem das lateinische, das kyrillische und das koptische Alphabet ab.
Zeichentabelle
[Bearbeiten]Für unsere Beispiele wurden Wörter herausgesucht, die sowohl am Wortanfang als auch mitten im Wort den Buchstaben enthalten, damit man sich mit einem Beispiel sowohl die Groß- als auch die Kleinschreibung einprägen kann. Dazu wurden kleine Kompromisse eingegangen. Im Altgriechischen werden (falls überhaupt) nur sehr wenige Wörter (zumeist Eigennamen) groß geschrieben. Selbst am Satzanfang muss das Wort nicht unbedingt groß geschrieben sein. Für die hier angeführten Beispiele nehmen wir an, dass die Worte an einem Kapitelanfang stehen, wo man sie groß schreiben kann.
Zeichen groß |
Zeichen klein |
Variation |
Umschrift |
griechischer Name |
deutscher Name |
griechisches Beispiel |
Bedeutung |
---|---|---|---|---|---|---|---|
A | α | A, a | ἄλφα | Alpha | Ἀθῆναι | Athen | |
B | β | ϐ | B, b | βῆτα | Beta | Bίβλος | Buch (vgl. Bibel) |
Γ | γ | G, g | γάμμα | Gamma | Γίγας | Gigant / Riese | |
Δ | δ | D, d | δέλτα | Delta | Δένδρον | Baum (vgl. Rhododendron) | |
Ε | ε | ϵ | E, e | έψιλο | Epsilon | Ἐλέφας | Elefant, Elfenbein |
Ζ | ζ | Z, z | ζῆτα | Zeta | Ζιζάνιος | Unkraut | |
Η | η | Ē, ē | ἦτα | Eta | Ἡρακλής | Herakles / Herkules | |
Θ | θ | ϑ | Th, th | θῆτα | Theta | Θέμεθλον | die Grundlage (vgl. Thema) |
Ι | ι | I, i | ἰῶτα | Iota | Ἱστορικός | Historiker | |
Κ | κ | K, k | κάππα | Kappa | Κακία | Schlechtigkeit (vgl. ugs. Kacke) | |
Λ | λ | L, l | λάμβδα | Lambda | Λάλη | Geschwätz (vgl. "lallen") | |
Μ | μ | M, m | μῦ | My | Μαμά | Mama | |
Ν | ν | N, n | νῦ | Ny | Νάνος | Zwerg (vgl. Nanotechnik) | |
Ξ | ξ | X, x | ξῖ | Xi | Ξέρξης | Xerxes (persischer König um 500 v.Chr) | |
Ο | ο | O, o | ὄμικρόν | Omikron | Οἴκος | Haus (vgl. Ökologie) | |
Π | π | P, p | πῖ | Pi | Πάπυρος | Papyrus (vgl. Papier) | |
Ρ | ρ | R, r | ῥῶ | Rho | Ῥήτωρ | der Redner, Sprecher (vgl. Rhetorik) | |
Σ | σ | ς | S, s | σίγμα | Sigma | Σεισμός | Erdbeben (vgl. Seismologie) |
σ steht innerhalb eines Wortes ς steht nur am Ende eines Wortes |
|||||||
Τ | τ | T, t | ταῦ | Tau | Τιτάν | der Titane (ältestes gr. Göttergeschlecht) | |
Υ | υ | Y, y | ὔψιλόν | Ypsilon | Ὑδρό-μυλος | die Wassermühle (vgl. Hydrant) | |
Φ | φ | Ph, ph | φῖ | Phi | Φιλοσοφία | die Philosophie | |
Χ | χ | Ch, ch | χῖ | Chi | Χαλκεο-τέχνης | Kupfer- oder Bronzeschmied (vgl. Techniker) | |
Ψ | ψ | Φ | Ps, ps | ψῖ | Psi | Ψευδο-ραψῳδός | Falscher Sänger/Rhapsode (vgl. Rhapsodie) |
Ω | ω | Ō, ō | ὦμέγα | Omega | Ὠρίων | Orion (gr. Sagenheld) |
Spiritus asper und spiritus lenis
[Bearbeiten]Für unser "h" gibt es im Griechischen so direkt keinen entsprechenden Buchstaben. Stattdessen findet der Spiritus asper bzw. lenis Verwendung: Ein Kringel über dem ersten (bei Diphthongen: zweiten) Buchstaben des Wortes zeigt an, ob ein h am Anfang steht oder nicht.
- Spiritus asper ("rauher Hauch"): Kringel nach rechts offen (Form eines "c") - mit "h"
- ἁ - ἑ - ἡ - ἱ - ὁ - ὑ - ὡ - ῥ
Ἁ - Ἑ - Ἡ - Ἱ - Ὁ - Ὑ - Ὡ - Ῥ
- Spiritus lenis ("leichter Hauch"): Kringel nach links offen (gespiegeltes "c") - ohne "h" bzw. deutlicher Stimmabsatz.
- ἀ - ἐ - ἠ - ἰ - ὀ - ὐ - ὠ
Ἀ - Ἐ - Ἠ - Ἰ - Ὀ - Ὠ
Die Akzente
[Bearbeiten]Im Griechischen gibt es drei Arten von Akzenten; normalerweise trägt jedes Wort genau einen. Akzente stehen nur auf Vokalen.
Der Akut besteht aus einem "Aufwärts-Strich".
Der Gravis besteht aus einem "Abwärts-Strich".
Der Zirkumflex besteht aus einer Wellenlinie, bei manchen Schreibweisen auch nur aus einem geraden Strich.
Akzentregeln:
Normalerweise kommt in einem Wort nur der Akut oder der Zirkumflex vor. Der Gravis tritt nur dann auf, wenn auf der letzten Silbe des jeweiligen Wortes ein Akut sitzt und danach noch ein Wort kommt (im Normalfall).
Das Iota subscriptum
[Bearbeiten]Das Iota subscriptum (lat: das "druntergeschriebene" Iota) besteht in einem kleinen Iota, das unter einem Vokal steht und nicht ausgesprochen wird. Es war früher einmal ein "richtiges" Iota, doch aus zwei Gründen ist es "gewandert": 1. Sprachgeschichtlich hat sich das Wort verändert -> das Iota subscriptum ist fester Bestandteil und gehört zur "offiziellen Schreibweise" des jew. Wortes. 2. Grammatikalische Umformungen hatten zur Folge, dass das Iota verschoben wurde (zum Beispiel Kontraktion).
Das Trema
[Bearbeiten]Das Trema (¨) zeigt im Altgriechischen an, dass zwei Vokale keinen Diphthong bilden, sondern in zwei Silben gesprochen werden.
Nichtklassische Zeichen
[Bearbeiten]Die folgenden Buchstaben kann man möglicherweise bei sehr alten Inschriften finden. Es gab sie in der Anfangszeit der griechischen Schrift. Etwa ab der griechischen Klassik (ab dem 6./5. Jahrhundert v. Chr.) sind sie jedoch verschwunden.
Zeichen | Var.1 | Name2 |
Transkription | Aussprache3 | Erläuterung |
---|---|---|---|---|---|
Ϝ, ϝ | Ͷ, ͷ | Digamma (Wau) | w | w | Archaischer Buchstabe und später Zahlzeichen für 6 |
Ϛ, ϛ | Stigma | st | st | Mittelalterliche Ligatur für στ und als Zahlzeichen Ersatz für Ϝ | |
Ͱ, ͱ | Heta | h | h | Historisches Derivat von Eta als Konsonant | |
Ϻ, ϻ | San | s | s | Archaischer Buchstabe, alternativ zu Sigma | |
Ϙ, ϙ | Ϟ, ϟ | Koppa | q | k | Archaischer Buchstabe und später Zahlzeichen für 90 |
Ͳ, ͳ | Ϡ, ϡ | Sampi | ss | s: | Ionischer Buchstabe, später Zahlzeichen für 900 |
Ϸ, ϸ | Scho | sch | ʃ | Baktrischer Buchstabe |
1) Alternative Glyphe für den Buchstaben
2) Name des Buchstabens in deutscher Transkription
3) Rekonstruierte Aussprache im 5. Jahrhundert v. Chr.; siehe auch Altgriechische Phonologie
Links
[Bearbeiten]- Das griechische Alphabet mit Aussprachehilfe. (Diese Seite existiert nicht mehr.)
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