flüssiges Kolophonium

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Bild 1b: Hier sieht man die Abdrücke der heißen Lötspitze im Kolophonium in der Kolophoniumschale
Bild 1b: stückiges Kolophonium

 Kolophonium ist ein klassisches Flussmittel für Lötzinn. Es beseitigt Oxidschichten, die bei den Temperaturen des Lötens schnell entstehen, und hilft eine gute Lötstelle zu erreichen. Gerade bei der Reparatur und beim Austausch von Bauteilen sollte mit zusätlichem Flussmittel gearbeitet werden, um die Lötstelle bestmöglich zu reparieren. Flussmittelreste können (müssen aber nicht) hinterher mit Lösungsmitteln (am einfachsten Isopropanol) beseitigt werden.

Wozu das Ganze[Bearbeiten]

  • Die meisten handelsüblichen Lote besitzen eine Flussmittelseele. D. h. Flussmittel ist bereits im Lötdraht enthalten.
  • Wenn man beim Löten zu langsam ist oder zu heiß lötet insbesondere, wenn man das Lötzinn am Kolben und nicht an der Löststelle schmilzt, kann das Flussmittel bereits verdampfen oder verbrennen, bevor man mit dem Löten begonnen hat.
  • eine solche Flussmittelseele ist nicht unbedingt nötig aber sehr hilfreich. (Bild 2)
  • Wechselt man zu Lot ohne Flussmittelseele (bspw. dünnere Lote), sollte man zusätzliches Flussmittel benutzen.
    • die meisten tauchen dazu die Lötkolben-Spitze kurz ins Töpfchen mit dem kristallinen Kolophonium – der Nachteil dieser Methode sind braune Kolophonium-Rückstände (siehe Bild 6) neben den Lötstellen.
    • Achtung: Hier entsteht eine Wolke aus Kolophoniumdampf. Deshalb in gut durchlüfteten Räumen löten.
      Bild 2: verschiedene Lote. Links unten ein bleifreies Lot, ganz oben ist ein Lot mit Kolophoniumseele zu sehen (zum Vergrößern das Bild anklicken).
    • die Alternative besteht darin, das Kolophonium in kleiner Menge direkt auf die zu lötende Fläche aufzutragen.
    • Flüssiges Kolophonium ist dazu am Besten geeignet. Man kann einen kleinen Tropfen auftragen und ihn auf der zu lötenden Fläche verteilen.
  • Bezugsquellen für Kolophonium: Musikfachhandel, (Schlachterfachhandel) und Elektronikfachhandel
  • Bezugsquellen für Isopropanol (95%): Apotheke und Elektronikfachhandel
  • Gut zum Löten von SMD-Bauelementen geeignet
  • Vorteile von zusätzlichem Flussmittel mit einer Extradosiereinheit (Spritze, Stift, Pinzel):
    • Genaues Auftragen möglich
    • Bessere Dosierung
    • sauberere Lötstellen

Kolophonium verflüssigen[Bearbeiten]

Bild 3a: zwei verschiedene PE-LD-Flaschen (Links 500 ml und Mitte 8 ml )
Bild 3b: 30ml Dosierflasche
  • Problem: Kauft man Kolophonium in Reinform ist es üblicherweise fest (Bild 1a und 1b).
  • Frage: Wie bekommt man es bei Zimmertemperatur in eine flüssige Form?
  • Lösung: Man löst das Kolophonium in einem Lösungsmittel.

Isopropanol gehört zur Grundausstattung eines Elektronikers. Es ist nicht nur nützlich, fettige und klebende Rückstände zu entfernen, sondern auch ein hervorragendes Lösungsmittel. Es hat den Vorteil, sich schnell zu verflüchtigen, also schnell und rückstandsfrei zu trocknen. Zusätzliches Flussmittel gehört ebenfalls zur Grundausstattung eines Elektronikers. Man kann fertige Flussmittelstifte kaufen oder sich selbst aus Isopropanol, Kolophonium und einer entsprechenden Dosierhilfe (Spritze, Pinselstift, Tropfenflasche) etwas bauen.

  • Aufbewahrung: in einem flexiblen leicht-zusammendrückbaren Plastikgefäß (PE-LD), bspw. eine saubere kleine Ölflasche (Größe zwischen 8 ml und 50 ml wie in Bild 3)

Herstellung:

  • Kolophonium in das Plastikfläschchen geben
  • im Verhältnis 1:1 Isopropanol hinzufügen (1 Gramm Kolophonium, 1 Gramm Isopropanol)
  • Deckel auf die Flasche, Flasche verschließen und ein paar Tage stehen lassen
  • das Kolophonium löst sich nach einigen Tagen im Isopropanol auf.
  • das Endergebnis ist eine gelbliche Flüssigkeit.
  • Einige verwenden normalen Baumarktspiritus, der Vergällungsmittel enthält; davon ist abzuraten: das dadurch entstehende flüssige Kolophonium klebt widerlich und trocknet schlechter.
  • bei Aceton als Lösungsmittel neigt das flüssige Kolophonium dazu, nach wenigen Tagen wieder zu verdicken, da das Aceton sich zu schnell verflüchtigt.

Applikator zusammenbauen[Bearbeiten]

Bild 4: zerlegte Einwegspritze
  • Anschließend gilt es nur noch, den Applikator aus einer Spritze (Bild 4) und dem Plasikgefäß (Bild 3) zusammenzubauen
  • Vorsicht, die Kanülenspitze ist verdammt spitz, keine Gewalt, immer mit der Spitze der Kanüle vom Körper weg arbeiten, so dass man, wenn man abrutscht, sich nicht selbst verletzt. Am besten eine Kanüle mit stumpfer Spitze kaufen.
  • kleines Loch in den Deckel der Flasche bohren, der Durchmesser sollte geringfügig kleiner sein, als der äußere Durchmesser des gelben Schaftes.
  • von innen durch den Deckel schieben und testen ob alles passt,
  • dann noch einmal Kanüle rausnehmen, wieder Vorsicht.
  • am unteren Ende aber außen Sekundenkleber auftragen
  • und nun noch einmal die Kanüle durchstecken und Deckel mit Kanüle zusammenkleben.
  • Anschließend Kanüle mit Schutzkappe abdecken. Wenn das Lösungsmittel verdampft, kann sich die Kanüle zusetzen.
  • Plastikflasche mit Deckel verschließen
Bild 5: stumpfere Variante sind bei Auswahl zu bevorzugen.
Bild 6: verbrannte Kolophoniumrückstände neben den Lötstellen.

Arbeissicherheits-Hinweis[Bearbeiten]

Die Dämpfe von Kolophonium sind gesundheitsschädlich. Beim Arbeiten also für eine gute Belüftung sorgen. Lötdämpfe können mit einem Lüfter vom Gesicht fern gehalten werden. Bei geöffnetem Fenster ist „wegpusten“ besser geeigent als „absaugen“.