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Kleiner Führer zu Burgen, Schlössern und Rittersitzen: Zwischen Kleve und Hünxe: Burg Anholt

Aus Wikibooks


Die Wasserburg Anholt im Sommer 2004
Auf einen Blick
Adresse: Schloss 1, 46419 Isselburg
Verwendung: Hotel, Restaurant, Museum
Golfclub
Bauherr(en): u. a. Herren von Sulen
Bauzeit: vor 1169, Erweiterungen im 14. und 16. Jahrhundert, Umbau um 1700
Architekturstil: Barock
Geokoordinate: 51° 50' 40.8" N 6°25' 38.4" O
Website: wasserburg-anholt.de
Bildergalerie: Wikimedia Commons

Überblick

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Die Wasserburg Anholt war namensgebend für die ehemalige Stadt Anholt, heute ein Stadtteil von Isselburg. Ihre Ursprünge liegen in einem Wehrbau aus dem 12. Jahrhundert zu Sicherung des Besitzes des Bistums Utrecht.

Auch wenn der Name nahe legt, Anholt sei eine Burg, handelt es sich eigentlich um ein Schloss.

Bewohner und Besitzer

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1169 wird erstmal ein Herr von Sulen „en Anholt“ als Lehnsmann des Utrechter Bischofs Gottfried von Rhenen genannt, weshalb von Historikern heute angenommen wird, dass die Wasserburg Anholt vor jenem Jahr zum Schutz der ausgedehnten Bistumsterritorien errichtet worden ist. Es ist jedoch geschichtlich verbürgt, dass spätestens unter Stephan III. von Sulen (1313–1347) das Lehnsverhältnis zu Utrecht beendet war, denn zu jener Zeit war die Burg mitsamt der umliegenden Ortschaft bereits zu einer reichsunmittelbaren Herrlichkeit geworden, die zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis gehörte.

Als 1380 der Anholter Zweig der Herren von Sulen im Mannesstamm erlosch, fielen Burg und Herrlichkeit über Herberga von Sulen an deren Ehemann Hermann III. von Gemen. Da aber auch diesem Paar kein männlicher Stammhalter beschieden war, kam Anholt 1402 durch Heirat der Margaretha von Gemen an die Familie ihres Mannes Gysbert von Bronkhorst-Batenburg. Kaiser Sigismund bestätigte den Bronkhorst-Batenburgs im Jahr 1431 die reichsunmittelbaren Rechte ihrer Herrlichkeit.

Während der Geldernschen Fehde stellte sich Gysberts Sohn, Jakob I., auf die Seite Kaiser Maximilians I. und kämpfte gemeinsam mit dem Herzog Johann II. von Kleve gegen den geldrischen Herzog Karl von Egmond. Dies hatte zur Folge, das Herzog Karl 1499 erfolglos versuchte, Burg Anholt im Handstreich zu nehmen. Ein weiterer Versuch Herzog Karls im Jahr 1512 war dann jedoch erfolgreich. Geschwächt durch eine vorausgegangene Pestepidemie, musste die Burg ihren Feinden nach dreimonatiger Belagerung die Tore öffnen.

25 Jahre lang verblieb die Burganlage im Besitz Gelderns. Obwohl sich Jakobs Nachfolger, sein Vetter Dietrich III., 1531 seine reichsunmittelbaren Rechte als Herr von Anholt bestätigen ließ, gelang es ihm erst 1537 die Burg durch einen Vertrag zurückzuerhalten. Als Gegenleistung für die Freigabe von Burg und Herrlichkeit forderte der geldrische Herzog hohe Kontributionen. Außerdem mussten Burg, Stadt und Land den Herzögen offen gehalten werden, doch bereits drei Jahre später entband Kaiser Karl V. die Herren von Anholt von diesen Verpflichtungen. Dieser Tatsache jedoch schenkten die Anhänger der Utrechter Union während des Achtzigjährigen Krieges keinerlei Beachtung und forderten von Dietrich unter Berufung auf den Vertrag von 1537 den Beitritt Anholts zum Bündnis gegen Spanien. Auf die Weigerung des katholischen Dietrichs folgte die Belagerung der Stadt durch die Geusen. Dietrich wollte die schlecht befestigte Stadt durch Verhandlungen schützen und öffnete zu diesem Zweck die Tore der Stadt, nachdem die Mitglieder der Union zugesagt hatten, keinerlei Gewalt anzuwenden. Doch nur wenige Augenblicke, nachdem sie die Stadttore passiert hatten, brachen sie ihre Versprechen. Sie plünderten Anholt und legten vielerorts Feuer. Erst als der Herzog Wilhelm V. von Kleve Truppen zum Entsatz schickte, flohen die Plünderer. Ein ähnliches Schicksal ereilte die Burg auch im Dreißigjährigen Krieg. Erneut wurde sie von Plünderungen und Brandschatzungen heimgesucht.

Als letzter männlicher Vertreter der Familie starb Dietrich IV. (derweil vom Kaiser in den Grafenstand erhoben), nachdem er 1647 Burg und Grafschaft an den Mann seiner Tochter Maria-Anna, dem Reichsgrafen Leopold Philipp Carl zu Salm, Wild- und Rheingraf, übertragen hatte. 1743 wurde dessen Nachfahr Nicolaus Leopold durch den Kaiser der erbliche Titel eines Fürsten zu Salm-Salm verliehen.

1802 wurde die Herrschaft Anholt mit den Ämtern Bocholt und Ahaus des aufgehobenen Fürstbistums Münster zum Fürstentum Salm vereinigt. 1810 fiel das Fürstentum Salm dann an Frankreich. Im Zuge des Wiener Kongresses wurde die Souveränität des Fürstentums Salm nicht wiederhergestellt, sondern die Gebiete wurden Preußen zugeschlagen. Burg Anholt aber verblieb den Fürsten als Wohnsitz. Sie ist heute noch eine der wenigen großen Anlagen Nordrhein-Westfalens, die sich in Privatbesitz befindet.

Baugeschichte

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Kernburg

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Zur ersten nachweisbaren, vor 1169 errichteten Burganlage gehören der nahezu elf Meter breite, runde Bergfried (der sogenannte Dicke Turm), ein kleines Wohnhaus in der Nordostecke der heutigen Anlage und ein Mauerring, der einst ein ovales Areal umschloss. Der Eingang des Bergfrieds lag zu jener Zeit knapp sieben Meter über dem heutigen Pflaster des Innenhofs und war nur über Strickleitern zugänglich. Unterhalb dieses Zugangs befand sich das Verlies. Erbaut in einem sumpfigen Gebiet, stand die gesamte Anlage aus Tuffstein auf einem Fundament aus Holzpfählen, die in den morastigen Untergrund getrieben worden waren.

Im 14. Jahrhundert wurde die Kernburg erheblich erweitert und erhielt damit Ausmaße, die nur unwesentlich geringer waren als die heutigen. Auch die Erweiterungsbauten erhielten Pfahlroste aus Eichenholz als Fundament. Das ursprüngliche Wohnhaus wurde aufgestockt und wehrhaft ausgebaut. An seiner Ost- und Südseite errichtete man zweigeschossige Wohnflügel. Die West- und Nordfront der Burganlage bestanden nach dieser Erweiterung nur aus zwei Meter breiten, begehbaren Wehrmauern, die sechseckige Wachtürmchen besaßen.

Während des 16. Jahrhunderts erfolgte der Ausbau der West- und Nordseite zu Wohnzwecken. Ebenfalls in diese Zeit ist die Errichtung zweier Treppentürme in der Nordwest- und der Nordost-Ecke der Kernburg zu datieren.

Um 1700 erfolgte der Ausbau der Anlage zu einer repräsentativen Barockresidenz mit Schlosscharakter. Der Dicke Turm erhielt seinen heutigen hochragenden Helm, und auch die übrigen Bauten wurden mit einem einheitlichen Schieferdach bekrönt. Einhergehend mit dem Umbau erhielten sämtliche Fassaden einen gleichmäßigen Verputz, in den – dem Zeitgeschmack entsprechend – ein Muster eingeritzt wurde, das große Quadersteine imitierte. Außerdem wurde der Nordfront ein zweigeschossiger Pavillon vorgelagert, um so einen Zugang zur ersten Parkanlage zu schaffen.

Vorburg

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Die Ursprünge des sogenannten Unterhoffs liegen in der Zeit der ersten Erweiterung der Kernburg. Grabungsergebnisse lassen darauf schließen, dass die Abmessungen der Vorburg schon damals ihren heutigen entsprochen haben. Der Eingang führt noch heute durch den sogenannten Glockenturm. Die in dessen Mauern eingelassenen Wappensteine Kaiser Karls V. (von 1540) und Herzog Karls von Egmond (von 1512) erinnern an die Besetzung der Burg durch geldrische Truppen.

In den Jahren 1697 bis 1703 wurde die Vorburg nach Plänen des Mailänder Architekten Tommasso Tommassini umgebaut.

Außenanlagen

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Die ersten Gärten der Burg Anholt stammen aus dem 18. Jahrhundert und wurden nach dem barocken Vorbild französischer Gartenkunst in symmetrischen Formen angelegt.

Im 19. Jahrhundert wurden einige Bereiche des Parks durch den Düsseldorfer Maximilian Friedrich Weyhe und den Gartenarchitekten E. Milner zu einem englischen Landschaftsgarten umgestaltet. 1945 wurden die Gartenanlagen zerstört, jedoch zwischen 1962 und 1995 rekonstruiert und wiederhergestellt.

Inspiriert durch die Eindrücke seiner Hochzeitsreise ließ Leopold zu Salm-Salm von 1892 bis 1900 für seine Frau im südwestlichen Teil der Außenanlagen einen Park nach dem Vorbild des Vierwaldstättersees anlegen. Er wurde mit einem Miniatur-See, umrahmt von einer künstlichen Felsenlandschaft, sowie einem original schweizerischen Haus ausgestattet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der im Volksmund genannte Leopoldspark in ein Wildgehege umgewandelt. Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs durch Fürst Nickolaus Leopold zu Salm-Salm wiederaufgebaut, wurde er 1966 unter dem Namen Anholter Schweiz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Wiederaufbau und heutige Nutzung

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Im Frühjahr 1945 waren Anholt und die Burg Anholt durch Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs stark zerstört worden. Die Burganlage war zu 70 Prozent beschädigt. Der damalige Burgherr, Nikolaus Leopold Fürst zu Salm-Salm, begann unmittelbar nach den Zerstörungen mit Maßnahmen zur Rettung der Burg. Da er erkannt hatte, dass für die Erhaltung der Burganlage und ihrer Schätze eine neue wirtschaftliche Grundlage gefunden werden musste, bezog er die Burg frühzeitig in die Überlegungen zur Entwicklung des Einkaufs- und Ausflugsverkehrs in Anholt ein. Nach der Wiederherstellung der Burg Anholt konnte sie wieder von der fürstlichen Familie bewohnt werden; zugleich wurden viele Teile der Anlage der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Neben einem Museum können auch die Parkanlagen entgeltlich besichtigt werden.

Daneben beherbergt die Burg ein Parkhotel mit Restaurant und einen Golfclub. Die Anlagen der Burg Anholt haben sich mittlerweile zu dem Tourismusschwerpunkt im westlichen Münsterland entwickelt.

Museum

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Ein Museum wurde 1966 in der Burg eröffnet. Es vermittelt dem Besucher einen Einblick in das gesellschaftliche Leben und die höfische Kultur auf Anholt. Es können unter anderem die größte private Gemäldesammlung Nordrhein-Westfalens mit zahlreichen Werken von bekannten niederländischen Meistern wie Rembrandt (zum Beispiel Das Bad der Diana mit Aktäon und Kallisto), Jan van Goyen und Gerard ter Borch (Bildnis der Gesina ter Borch als Schäferin), Zeugnisse herrschaftlicher Wohnkultur, die Waffenkammer sowie eine umfangreiche Porzellansammlung besichtigt werden.

Bibliothek

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Auch die Schlossbibliothek steht für Besichtigungen offen. Sie besteht aus einem 230 m² großen Saal im Stil des Klassizismus und wurde 1860 fertiggestellt. Die Bestände umfassen die aufgelöste Bibliothek des Zisterzienserklosters Groß-Burlo, die Bibliothek der Grafen von Bronckhorst-Batenburg aus der Zeit zwischen 1400 und 1650 sowie die Bibliothek der Fürsten zu Salm-Salm mit Dokumenten von 1650 bis heute.


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