Pilzanbau/ Substrate und Kulturbehälter
Kulturbehälter
[Bearbeiten]Mycoboxen
[Bearbeiten]Diese Kunststoffbehälter aus hitzebeständigem Polypropylen sind autoklavierbar und günstig zu erwerben. Sie besitzen (meist im Deckel) ein Filtersystem über das ein Gasaustausch mit der Umgebung ermöglicht wird. Trotz geringem Kontaminationsrisiko kann der Pilz so atmen. Das Wachstum wird daher positiv beeinflusst. Der Deckel der Mycobox wird bei einer Impfung mit der Spritze einfach durchstochen und anschließend versiegelt (etwa durch Klebeband).
Mycobags
[Bearbeiten]Die Eigenschaften ähneln denen der Mycobox, mit dem Unterschied, dass es sich hier um eine Art Beutel oder Tüte handelt. Auch hier stellt in der Regel ein Filtersystem den Gasaustausch sicher. Die elastischen Beutel ermöglichen ein Kneten des Inhalts. Dadurch wird das Myzel besser im Beutel verteilt und das Wachstum beschleunigt.
Kulturgläser
[Bearbeiten]Gut geeignet sind alle Gläser mit Metalldeckel, die im Haushalt anfallen, z.B. von Kirschen oder Schattenmorellen (etwa 700 ml Inhalt). Für die Technik nach Psylocybe Fantaticus (PF-Tek) benötigt man schulterlose Sturzgläser. Es empfehlen sich niedrige Glasformen mit etwa 400 bis 500 ml Fassungsvermögen.
Filtersysteme für Kulturgläser
[Bearbeiten]Es gibt unterschiedliche Ansätze, um bei der Verwendung von Kulturgläsern einen fließenden Gasaustausch mit der Umgebung zu ermöglichen und dabei das Kontaminationsrisiko trotzdem gering zu halten. In den Deckel des Kulturglases werden dabei mit einem kleinen Nagel etwa vier Löcher von etwa 2 bis 3 Millimetern Durchmesser geschlagen. Durch diese ist auch ein späteres Beimpfen mit der Sporen-/Myzelspritze möglich, falls erwünscht. Das Eindringen von Wasser beim Sterilisationsprozess sollte durch um den Deckel geschlagene Alufolie verhindert werden. Um nach der Sterilisation Bakterien, Hefen und andere Antagonisten des Zuchtpilzes (etwa Schimmelsporen) am Eindringen in das nährstoffreiche Substrat zu hindern, wähle man aus den vorgeschlagenen Methoden je nach Zielsetzung und Verfügbarkeit der Materialien:
- Vermiculit
- Das Kulturglas wird bis etwa 1,5 cm unterhalb des Randes mit Substrat befüllt. Beim Umfüllen in die Gefäße sollte man das Substrat mit den Fingern leicht andrücken, so dass einerseits keine Hohlräume entstehen, andererseits sollte es aber auch nicht zu fest angedrückt werden, da sich sonst der Besiedelungsvorgang des Pilzes länger hinzieht. Die Oberfläche einebnen. Der Rand wird mit einem sauberen und mit Alkohol oder zehnprozentiger Chlorlösung angefeuchteten Tuch gereinigt, getrocknet und das Glas anschließend mit trockenem Vermiculit bis zum Glasrand befüllt. Dann das Glas verschließen. Das trockene Vermiculit bildet eine nährstoffarme Barriere, die es sowohl dem Kulturpilz, als auch den Gegenspielern erschwert, sich hier zu verbreiten. Problematisch ist ein späteres Stürzen des Substratkuchens. Dazu muss die Vermiculitschicht entfernt werden, etwa durch vorsichtiges Schwenken oder Entfernen mit einem sterilen und geeigneten Gegenstand. Alternativ könnte die Vermiculit-Schicht auch als Deckschicht genutzt werden. Hierzu muss das Vermiculit nach dem vollständigen Durchwachsen noch befeuchtet werden.
- Aquarienwatte/Polyfillwatte
- Die Löcher werden lediglich mit Aquarienwatte gefüllt.
- Tyvek
- Tyvek ist der Produktname eines künstlichen Materials aus Polyethylen. Es ist in seiner Flexibilität mit Papier zu vergleichen aber wesentlich widerstandsfähiger. So wird es etwa bei Schutzanzügen verwendet und hindert Partikel am Durchdringen der (ähnlich zu Sperrholz aufgebauten) Faserschichten. Ein Bogen Tyvek wird dabei über das befüllte Glas gelegt und der Deckel fest aufgeschraubt.
Verschiedene Substrate
[Bearbeiten]Sittichfutter oder Roggen
[Bearbeiten]Körnersubstrate eignen sich zum Vorziehen für Holzliebhaber. Für Psilocybe Cubensis eignet sich Roggen eventuell unter Zugabe von Gips.
Holz
[Bearbeiten]Für die Holzliebhaber (Lentinula edodes, Psilocybe azurescens, Psilocybe cyanescens, Psilocybe subaeruginosa) nimmt man am besten Hartholzschnipsel (Chipsi Exotenstreu, Hackschnitzel, Räuchergold). Mit Psilocybe azurescens lässt sich, solange er mit Holz vermehrt wird, relativ unsteril arbeiten. Die Holzschnipsel werden für einen Tag in Wasser eingelegt, danach abtropfen lassen. Wichtig ist, dass keine Nässe zurück bleibt. Die Holzschnipsel werden schneller durchwachsen, wenn sie mit durchwachsener Körnerbrut (z.B. Roggenbrut) anstatt mit bewachsenem Holzsubstrat geimpft werden. Hierbei ist zu beachten, dass der Roggen zu 100% durchwachsen sein muss. Unbewachsene Roggenkörner kontaminieren leicht, wenn sie unsteril verarbeitet werden. Es ist von Vorteil, die Roggenbrut zu zerteilen und dann ein paar Tage stehen zu lassen, um auch den letzten Rest bewachsen zu lassen.
Holz/Stroh, Holz/Späne im Beutel
[Bearbeiten]Für reines Holzsubstrat eignet sich eine Mischung aus 20 Teilen Sägespänen, 10 Teilen Holzhackschnitzeln und einem Teil Gipspulver. Die Anteile werden im Plastikbeutel gemischt und anschließend gewässert. Überschüssiges Wasser lässt man wieder ablaufen. Die Mischung sollte sich feucht anfühlen und keinesfalls nass sein. Das Substrat kann dann sofort, am besten mit Körnerbrut, geimpft werden.
Holzsubstrat lässt sich mit Stroh oder Holzspänen bereichern (oder beides). Bei manchen Pilzarten wird das Substrat schneller durchwachsen als bei reinem Holz. Oft entsteht so eine kompakte Menge an Substrat. Das Substrat lässt sich z.B. in Kunststoffbeuteln wässern und auch impfen. Oft reicht es sogar, das Stroh nicht zu pasteurisieren, sondern mit dem Holz zusammen zu wässern. Zur Fruchtung wird das Substrat aus dem Beutel entfernt oder an den entsprechenden Stellen Löcher in den Beutel geschnitten.
Reismehl und Vermiculit
[Bearbeiten]Dieser Nährboden ist auch bekannt als PF-Tek-Substrat. Man benötigt dafür zwei Zutaten, die relativ einfach und günstig zu beschaffen sind, etwa im Internet. Diese sind: Vermiculit und Reismehl. Das fertige Substrat ist auch als Reismehlkuchen bekannt.
Für die Herstellung wird folgendes Mischverhältnis in Volumenteilen empfohlen:
- 3 bzw. 4 Teile Vermiculit (je nach Quelle)
- 1 Teil Reismehl
- 1 Teil Wasser
Die Bestandteile werden in einem geeignet großen Gefäß, etwa einer Rührschüssel, sorgfältig miteinander vermengt. Dabei sollte das Wasser unbedingt schon jetzt zugegeben werden, da sich bei einer späteren Zugabe das Reismehl aus dem Gemenge löst und am Boden des Kulturbehälters (z.B. Konservenglas) sammelt. Die Nährstoffe sind so nicht mehr gleichmäßig verteilt, und das Myzel-Wachstum wird im schlimmsten Fall unterbunden.
Dieses Substrat sollte möglichst bald verwendet werden, da es durch den hohen Feuchtigkeitsanteil empfindlich gegenüber Kontamination ist. Man stelle also nur soviel Substrat her, wie unmittelbar benötigt wird.
Nicht alle Pilzsorten wachsen auf diesem Nährboden. Er ist besonders für Psilocybe-Cubensis-Stämme geeignet, um einen hohen Wirkstoff-Anteil zu erzielen - allerdings auf Kosten des Ertrags. Dies kann durch die Zugabe von etwas in Wasser eingeweichtem Weizen ausgeglichen werden. Um eine ideale Feuchtigkeitsspeicherung zu gewährleisten, wird empfohlen, noch etwas Perlite auf den Boden des zu beimpfenden Behältnisses zu geben (falls keine Umtopfung bzw. Stürzung geplant ist). Auch in das Substrat selbst kann etwa 1/8 Perlite gegeben werden.
Grassamen oder Hirsemischungen als Substrat
[Bearbeiten]Sklerotienbildende Psilocybe bilden Sklerotien gut auf Grassamen oder Hirsemischungen.
Stroh (optional mit Dung)
[Bearbeiten]Durchwachsene Roggenbrut kann mit Stroh vermischt ('gebulkt') werden. Das Stroh wird zuvor nur pasteurisiert, d.h. mit kochend heißem Wasser übergossen. In kurzer Zeit ist das Stroh durchwachsen.
Düngerlinge wachsen zuverlässig auf Stroh oder einer Mischung aus Stroh und Dung.
Strohpellets
[Bearbeiten]Diese eigen sich für alle Strohbewohner. Man muss lediglich die Pellets wässern und etwa 10 bis 14 Tage in einem Eimer oder ähnlichem mit Deckel bis zur Fermentation stehen lassen.
Sollte sich in dieser Zeit Schimmelpilz an der Oberfläche zeigen, wird dieser einfach untergegraben und dem Fermentationsprozess überlassen. Wenn die Pellets leicht jauchig riechen, sind Schimmelpilze abgetötet, und der richtige Moment ist gekommen, sie zu beimpfen. Achtung: Die Strohpellets dehnen sich um das vier- bis fünffache aus. Deshalb das Fermentationsgefäß nur zu einem Viertel mit Pellets füllen. Auf 3 kg Pellets zehn bis elf Liter Wasser geben. Die Pellets sollten obenauf nicht zu trocken sein. Am besten kontrolliert man alle zwei bis drei Tage die Feuchtigkeit. Mit fermentierten Strohpellets kann man das ganze Jahr über Pilze in Kunststoffblumentöpfen, Plastikstapelboxen, Foliensäcken usw. züchten. Zum Impfen benutzt man hierbei am besten Körnerbrut. Man benötigt für 3 kg trockene unfermentierte Pellets etwa einen Liter Körnerbrut. Das Pelletsubstrat wird mit Körnerbrut vermischt in ein Gefäß s.o. gefüllt. Überschüssiges Wasser sollte dabei ablaufen können, so dass keine Staunässe entsteht. Man darf jetzt sogar, wenn es das Gefäß aushält, starken Pressdruck ausüben, so dass möglichst viel Substrat in das Behältnis passt und überschüssiges Wasser abgepresst wird. Achtung: Das überschüssige Wasser ist braun gefärbt, deshalb sollte man diese Arbeit draußen im Garten verrichten. Plastiktöpfe oder andere offene Kulturbehälter müssen mit einer Plastikfolie bedeckt werden. Die Folie darf das beimpfte Substrat nicht berühren. Am besten fixiert man die Folie am Topfrand mit einem Draht oder einer Kordel. Anschließend muss die Folie perforiert werden.
Nun stellt man das Ganze z.B. in einen Kellerraum. Es reicht, wenn dämmriges Licht vorhanden ist. Nach dreieinhalb bis vier Wochen kann die Folie entfernt werden. Jetzt sollte das Substrat komplett vom Myzel durchwachsen sein. Meist sind schon die ersten Fruchtkörper sichtbar. Die Kultur kann nun im Garten oder im Zimmer in einer schattigen Ecke aufgestellt werden. Ab und zu (nur wenn sich die Kultur trocken anfühlt) sollte mit einer Blumenspritze dafür gesorgt werden, dass die Kultur nicht austrocknet. Im Schnitt kann man nun alle vier bis sechs Wochen mit einer Ernte rechnen.
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Austernpilz auf Strohpellets vier Wochen nach dem Beimpfen.
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Austernpilz auf Strohpellets fünf Wochen alt. Der Erntezeitpunkt wurde etwas überschritten, deshalb die Sporen am Topfrand.
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Austernpilz auf Strohpellets. Die sechste „Welle“. Man sieht deutlich, wie das Substrat aufgezehrt wurde. Diese Kultur brachte 15 Monate lang etwa alle vier bis sechs Wochen eine Ernte.
Kaffeesatz als Zusatzstoff
[Bearbeiten]Wer viel Kaffee trinkt, sollte mal versuchen, das ausgekochte Kaffeepulver aus den Filtern als Substrat zu nehmen. Es ist ein sehr guter Nährboden, zumindest für Schimmelpilze, denn diese wachsen schon nach sehr kurzer Zeit in großen Mengen darauf. Inwieweit es sich als Substrat für Speisepilze eignet, muss man im Einzelfall vorher ausprobieren. Wichtig ist jedoch auch hier, eine gründliche Sterilisation des Pulvers, damit keine Fremdsporen darauf wachsen.
Bei trüffelbildenden Pilzen soll sich Kaffee im Substrat auch positiv auf die Trüffelbildung auswirken.
(Ein positiver Effekt auf Myzelien ist nicht unbedingt gegeben. Der Einsatz von Kaffee ist umstritten: Es gibt Berichte von mutierten Fruchtkörpern. Andere Züchter schwören hingegen auf Kaffee.)
Mohn als Hilfsmittel zur Wachstumsbeschleunigung
[Bearbeiten]Backmohn (Samen der Schlafmohnkapsel) eignet sich hervorragend als Zusatz zum Hauptsubstrat. Durch die kleine Korngröße werden diese schnell bewachsen und verteilen sich nach Schütteln sehr effizient im ganzen Substrat. Von dort wächst aus jedem beimpften Korn in alle Richtungen Myzel. Aber Vorsicht: Durch den hohen Fettgehalt sind die Samen sehr anfällig gegenüber Kontaminationen.
Herstellen / Zubereiten des Substrats
[Bearbeiten]Gefahren
[Bearbeiten]Pilze sind dafür bekannt, allerlei Schadstoffe aufzunehmen. Insbesondere Schwermetalle sind hier problematisch. Korn oder sonstige Substrate sollten nicht einfach der Natur entnommen werden, insbesondere nicht von Orten, deren Boden man nicht vorher untersucht hat. Ratsam ist ein Kauf solcher Produkte, denn nicht nur in Deutschland herrschen strenge Richtlinien für Lebensmittel und natürlich auch Grenzwerte für Schadstoffe.
Vorbereitung von Roggen
[Bearbeiten]Gemisch aus Wasser und Roggen sterilisieren (Füllmengenverhältnis)
[Bearbeiten]Das Glas mit trockenem Roggen auf etwa ein Drittel der Füllhöhe auffüllen. Unter Schwenken langsam Leitungswasser dazugeben, bis das Wasser etwa einen Zentimeter über dem Roggen steht. Bei alkalischem Leitungswasser empfiehlt sich die Absenkung des pH-Wertes mit ein paar Tropfen Zitronensäure.
Alternativ lässt sich ein Glas mit z.B. 100 Gramm und 130 ml Wasser füllen. Je nach Roggen kann das Mischungverhältnis von 1:1,3 angepasst werden.
Diese Variante hat den Nachteil, dass die Körner nach dem Sterilisieren nicht leicht zu trocken oder zu nass bzw. matschig sind. Durch Rumprobieren kann hier zwar optimiert werden, doch nachfolgendes Köcheln ist eine bessere Möglichkeit den Roggen vorzubereiten.
Schütteln der Gläser
[Bearbeiten]Nach dem Sterilisieren wartet man, bis der Topf angenehm handwarm ist, entnimmt einzeln die Gläser und schüttelt sie (mit fest verschraubtem Deckel) so, dass sich zu feuchte und zu trockene Bereiche vermischen.
Roggen köcheln
[Bearbeiten]Eine zuverlässige Methode optimale Körnerbrut zu bekommen, ist das Köcheln des Roggen. Dazu nimmt man einen großen Topf, füllt ihn mit Wasser und gibt den Roggen hinein, z.B. 500g Roggen auf 5l Wasser. Dies wird dann auf niedriger Stufe gut 45 Minuten gekocht, bis etliche Roggenkörner aufgeplatzt sind. Nun kann der Roggen in ein Sieb und das Wasser abgegossen werden.
Wichtig: Anschließend muss der gekochte Roggen unter fließendem Wasser gründlich gewaschen werden. Gründlich abtropfen lassen.
Die gewaschenen und gekochten Körner haben nun die optimale Feuchtigkeit und können in die zu sterilisierenden Gläser gegeben werden.
Einweichmethode / Aufquellen des Substrats (Roggen, Holz)
[Bearbeiten]Alternativ kann man den Roggen auch 24 Stunden lang wässern und dann sterilisieren. Beim Füllen des Glases füllt man das Wasser dann 0,5 cm unter die Roggen-Füllhöhe. Nach den 24 Stunden sollte der Wasserpegel nur 0,5 bis 1 cm über dem Boden stehen. Auch wenn diese Methode länger dauert und eventuell zu matschigem Substrat führt, bietet sie den Vorteil, dass viele Kontaminantensporen während des Aufquellens zu keimen beginnen und durch den anschließenden Sterilisationsvorgang zuverlässiger abgetötet werden. Besonders erwähnenswert sind hier Endosporen - eine äußerst resistente Überdauerungsform von Bakterien -, die die übliche Sterilisationsdauer und -temperatur teilweise überleben können.
Holzschnipsel werden etwa 24 Stunden lang eingeweicht. Dann gründlich abtropfen lassen.
Pasteurisieren von Stroh
[Bearbeiten]Bei Stroh reicht es aus, mit kochend heißem Wasser zu übergießen und dann abtropfen zu lassen.
Sterilisieren im Dampfdruckkochtopf
[Bearbeiten]Das Substrat wird in Gläser mit Schraubverschluss aus Metall gefüllt. In den Dampfdruckkochtopf wird bis auf eine Höhe von rund 2 bis 3 Zentimetern Wasser eingefüllt. Die Gläser werden auf eine Ablage gestellt, so dass sie nicht mit dem Wasser in Berührung kommen und für mindestens 90 Minuten gekocht. Dabei wird die Sterilisationszeit erst ab dem Zeitpunkt, an dem die Druckanzeige des Topfes die höchste Stufe erreicht hat, gemessen.
Wird der Deckel des Kulturglases fest aufgeschraubt, kann beim Öffnen des Deckels mit Einströmen von Luft das Substrat kontaminiert werden. Es muss also ein Druckausgleich in das Kulturglas möglich sein. Also den Deckel des Kulturglases nicht fest zuschrauben, sondern locker auflegen. (Der Dampfdruckkochtopf muss natürlich bis auf das Überdruckventil dicht verschlossen sein.) Wenn sich beim Abkühlen ein Unterdruck im Glas bildet und das Glas zum Beimpfen geöffnet wird, saugt es viel Luft ein und kontaminiert wahrscheinlich.
Eine beliebte Technik ist auch das Bedecken der Öffnung mit Alufolie bevor der Deckel locker aufgeschraubt wird.
Man kann in die Deckel der Gläser Löcher machen, in die man Polifillwatte als Filter einbringt. Durch diese Öffnung kann nun ein Druckausgleich erfolgen, und die Deckel können fest zugeschraubt werden.
Tyvek ist auch sehr gut geeignet, Luftaustausch zu ermöglichen und Kontamination zu verhindern. Tyvek verfügt über so feine Poren/Öffnungen, dass nur Gasmoleküle hindurchpassen. Einfach mit Tyvek die ganze Glasöffnung abdecken und den mit einem Loch versehenen Metalldeckel fest aufschrauben.
Erst wenn der Druck im Topf wieder ausgeglichen ist, wird der Deckel geöffnet. Sollte im Topf gegenüber der Umgebung ein Unterdruck entstehen, ist ein mit Alkohol oder zehnprozentiger Chlorlösung getränktes Tuch auf das Eingangsventil zu legen, denn der Unterdruck führt dazu, dass unsterile Luft in den Topf hineingesogen wird. Durch das Tuch wird die Luft nochmals gefiltert und so das Kontaminationsrisiko verringert. Hände und Unterarme gründlich reinigen und desinfizieren, eventuell Gummihandschuhe verwenden. Die Substrate werden an einen sauberen Ort, am besten vor einen HEPA–Filter gestellt, bis sie abgekühlt sind. Sobald sie auf Zimmertemperatur abgekühlt sind (unter 30 °C), können sie weiterverarbeitet werden.
Myzel übertragen
[Bearbeiten]Sterile Arbeitsumgebung
[Bearbeiten]Auch hier ist auf eine sterile Umgebung zu achten. Der gesamte Vorgang wird am besten in einer Impfbox oder im sterilen Luftstrom eines HEPA-Filters verrichtet.
Vor dem Beimpfen sind die Hände, Unter- und Oberarme gründlich mit heißem Wasser und Seife zu waschen. Die Arbeitsfläche ist mit einem Flächendesinfektionsmittel zu reinigen. Danach Haarnetz, Mundschutz und Handschuhe anlegen. Unmittelbar vor dem Beimpfen sind die Handschuhe mit einem Handdesinfektionsmittel zu reinigen; dabei sollte die Einwirkdauer beachtet werden.
Wasserstoffperoxid / H2O2
[Bearbeiten]Wenn man keine sterile Arbeitsumgebung zur Verfügung hat, oder die Myzelschale kontaminiert ist, wird empfohlen, die Myzelstücke auf dem Weg in das Substratglas in Wasserstoffperoxid zu baden (in 0,3 % H2O2 für drei Minuten), damit alle möglichen Kontaminanten (Sporen, Bakterien, Hefen), die beim Transfer an das Myzel gelangen konnten, durch Oxidation unschädlich gemacht werden. Eine Kontamination würde sonst das Substratglas unbrauchbar machen. Wasserstoffperoxid tötet allerdings nur bedingt Fremdkeime. So sind alle Organismen, die über das Enzym Katalase verfügen, relativ immun gegen das Zellgift Wasserstoffperoxid. Vor allem anaeroben Organismen fehlt dieses Enzym.
Impfen der Substratgläser
[Bearbeiten]Mit einem sterilen Schneidewerkzeug (am besten eine lanzettförmige Präpariernadel oder Skalpell) wird ein kleines Stück Myzel auf Agarmedium aus einer sauber bewachsenen Petrischale herausgetrennt und in die vorbereiteten Substratgläser übertragen. Nach dem Übertragen die Substratgläser fest verschließen und für die Durchwachsphase (Inkubation) an einen warmen Ort stellen.
Durchwachsen des Substrats
[Bearbeiten]Auf Fremdkeime prüfen
[Bearbeiten]Während der Durchwachsphase müssen die Substratbehälter (Gläser) auf Kontamination geprüft werden. Bunte Wucherungen (Schimmelpilze) und Bakterien machen das Substrat (und den Kulturpilz, der das Substrat durchwachsen sollte) unbrauchbar. Kontaminierte Substratbehälter müssen so früh wie möglich entfernt werden. Am besten wäre es, das kontaminierte Substrat vor der Entsorgung erneut zu autoklavieren, um eine weitere Sporenverbreitung zu verhindern.
Durch die pilzfreundlichen Umweltbedingungen beim Anbau im Haus verbreiten sich Schimmel schnell und sind bald in allen versteckten Ecken, die ein wenig Nahrung bieten (Fingerabdrücke reichen oft). Container, in denen hohe Luftfeuchtigkeit herrscht (Fruchtkammer), regelmäßig gründlich auswaschen und desinfizieren.
Schütteln der Gläser
[Bearbeiten]Nach ein paar Tagen Wachstum kann das Substrat geschüttelt werden (z.B. bei Roggen), wodurch die Myzelfäden gleichmäßig verteilt werden. Dadurch wächst an vielen Stellen Myzel heran, das sich später zu einem Pilzgewebe vereinigt (sofern man einen homogenen Stamm ausgewählt hat).
Vollständig durchwachsenes Substrat
[Bearbeiten]Sofern das gesamte Substrat vom Myzel durchwachsen ist, so sollte es möglichst bald entweder zur Fruchtung gebracht werden oder als sogenannte "Mutterbrut" weiterverwendet werden (d.h. das Myzel in der Mutterbrut wird auf weitere Substrate verteilt). Sollte dies nicht zeitnah möglich sein, so empfiehlt sich eine Aufbewahrung knapp über dem Gefrierpunkt, andernfalls ist mit Ertragseinbußen zu rechnen.