Psychoanalyse nach Sigmund Freud: Das Über-Ich

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Das Über-Ich[Bearbeiten]

Über-Ich bezeichnet jene psychische Struktur, in der die aus der erzieherischen Umwelt verinnerlichten Handlungsnormen, Ichideale, Rollen und Weltbilder gründen.

Entstehung[Bearbeiten]

Mit zunehmendem Spracherwerb fordern Eltern von Kindern, sozial erwünschte Verhaltensweisen anzunehmen. Durch Loben, erklärendes Gebieten und Verbieten, Nachdenkensanregungen, Versprechen von Liebeszuwendung, Tadeln, Schimpfen, Drohen und Strafen versuchen Eltern, das emotionale Verhalten ihrer Kinder in für sie erträgliche oder erwünschte soziale Bahnen zu lenken.

Aber erst mit dem Beginn der Schulreife beginnt ein Kind, die von seinen Eltern, Lehrern... verlangten Verhaltensweisen zu verinnerlichen. Das Überich entsteht. In diesem Alter erst kann man schrittweise bei Kindern von einem Moralbewusstsein ausgehen, das als "innere Stimme" das Verhalten gegenüber dem Es und der sozialen Umwelt steuert.

Nun werden aber nicht nur soziale Normen verinnerlicht, die das Tun des Menschen betreffen (Handlungs-Sein), sondern auch Normen, die sagen, wie man sein soll, welche idealen Eigenschaften man haben soll. Hierzu gehören auch Rollenvorstellungen, (Bilder von Mutter, Vater, gutem Kind ...) und Weltbildinstanzen (welche politischen Parteien gut sind und welche nicht, politische Ideologien, Geschichtsbilder, Gottesbilder ...)

Funktion[Bearbeiten]

Mit der Bildung des Über-Ich kann sich ein Mensch sozialgerecht verhalten, ohne dass z. B. Eltern von außen ständig das Verhalten des Kindes durch Handlungsinterventionen sozialfähig halten müssten.

Das Über-Ich ist teils das, was man oft als "Gewissen", als innere Stimme wahrnimmt, die sagt, was man tun soll und nicht tun soll. Dieses Über-Ich-Gewissen handelt jedoch nicht bewusst nach dem Moralitätsprinzip, sondern nach dem Imperativ der verinnerlichten Handlungsnormen. Die verinnerlichten Über-Ich-Imperative sind also unkritisch gebildete Handlungsprinzipien, die den Namen "sittliches Gewissen" als Zentrum ichstarker Personen nicht verdienen.