Soziologische Klassiker/ Aron, Raymond

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Biographie in Daten[Bearbeiten]

Aaron Raymond

  • geboren am 14. März 1905, gestorben am 17.Oktober 1983
  • Eltern:
    • Vater: Gustave Aron (Professor der Rechtswissenschaften)
    • Mutter: Suzanne Aron (Hausfrau)
  • Ehe: Suzanne Gauchon
  • Kinder: Dominique-Françoise Aron und Laurence Aron
  • Religion: jüdisch


Werdegang[Bearbeiten]

  • 1905: am 14. März als dritter Sohn in Paris geboren
  • 1924-1928: Philosophiestudium an der École Normale Supérieure in Paris
  • 1928: agrégation de philosophie als Jahrgangsbester
  • 1930-1933: Studienaufenthalt in Deutschland
  • 1930-1931: Lektor für französische Literatur an der Universität Köln
  • 1931-1933: Studien in Berlin
  • 1933-1934: Professor am Lycée du Havre in Le Havre
  • 1934-1940: Leben in Paris
  • 1934-1939: Secrétaire des Centre de Documentation Sociale der École Normale Supérieure und Professeur an der École Normale Supérieure d'Enseignement Primaire in Paris
  • 1939: Dozent der Sozialphilosophie an der Faculté des Lettres der Université Toulouse
  • 1939-1940: Soldat der französischen Armee
  • 1940-1945: Exil in London
  • 1940-1944: Engagement für die "Forces Françaises Libres"; Gründer und Chefredakteur der Zeitschrift "La France Libre".
  • 1944: Rückkehr nach Frankreich
  • 1945-1947: Professor an der École Nationale d'Administration in Paris
  • 1948-1954: Professeor am Institut d'Études Politiques de Paris
  • 1945-1983: verschiedene journalistische Tätigkeiten:
    • 1946-1947: Mitarbeiter und zeitweise Herausgeber der Zeitung Combat, sowie Mitarbeiter der Zeitschrift Les Temps Moderne
    • 1947-1983: Mitarbeiter der Zeitschrift Le Figaro, zunächst als Leitartikelschreiber
    • 1965-1966: Präsident der Redakteursgesellschaft
    • 1975-1976: Mitglied des Direktoriums der Geschäftsführung
    • 1976-1983: politischer Direktor der Zeitung
    • 1977-1983: Präsident des Herausgeberkomitees der Zeitung Express, sowie Kolumnist
    • 1968-1972: Berichterstatter beim Radiosender Europe n° 1
  • 1955-1968: zunächst Lehrbeauftragter und ab 1958 Professor für Soziologie an der Sorbonne in Paris
  • 1960-1983: Außerdem Directeur d'Études an der École pratique des hautes études in Paris
  • 1970-1983: Professor für Soziologie der modernen Kultur am Collège de France in Paris
  • 1983: am 17. Oktober in Paris gestorben


Historischer Kontext[Bearbeiten]

Raymond Aron wurde am 14. März 1905 in Paris, rue Notre-Dame-des-Champs, als dritter Sohn einer Familie des mittleren Bürgertums jüdischer Herkunft geboren. Er besuchte erst das Lycée von Versailles und das classes préparatoire am Pariser Lycée Condorcet, um danach das Philosophiestudium an der École normale supérieure in Paris aufzunehmen, wo er 1928 mit der agrégation de philosophie als Jahrgangsbester abschloss.

Die Jahre 1930 bis 1933 verbrachte er nach dem Militärdienst in Deutschland, wo er bis 1931 zunächst als Lektor für französische Literatur an der Universität Köln tätig war, dann als Stipendiat des Französischen Akademikerhauses in Berlin. 1938 wurde Aron an der Sorbonne mit den Abhandlungen: "Introduction à la philosophie de l'histoire: essai sur les limites de l'objectivité historique" und "Essai sur la théorie de l'histoire dans l'Allemagne contemporaine: La philosophie critique de l'histoire" zum doctor d'État promoviert. 1940 erhielt er eine Stelle als maître de conférence an der Universität von Toulouse, konnte sie aber wegen des Kriegsbeginns nicht mehr wahrnehmen.

Nach der Kapitualition Frankreichs entschloss er sich, den Kampf gegen Hitlerdeutschland fortzusetzen und setzte nach Großbritannien über. Dort schloss er sich aber nicht, wie er es eigentlich geplant hatte, einer kämpfenden Einheit der von Charles de Gaulle geführten France libre an, sondern übernahm die Schriftleitung der gleichnamigen Zeitschrift der Bewegung. Unmittelbar nach der Befreiung von Paris kehrte Aron im Sommer 1944 nach Frankreich zurück. Da er zum Wiederaufbau des Landes beitragen wollte und glaubte, das nur in Paris tun zu können, kehrte er nicht auf seinen Posten an der Universität von Toulouse zurück und lehnte auch eine Stelle an der Universität von Bordeaux ab.

In den folgenden Jahren arbeitete Aron stattdessen als Journalist. Nach einem kurzen Zwischenspiel beim u.a. von Albert Camus gegründeten Combat wurde er 1947 Leitartikelverfasser der liberalen Tageszeitung Le Figaro, für die er bis 1977 schrieb. Von 1977 bis zu seinem Tod im Jahr 1983 verfasste er Leitartikel für das Nachrichtenmagazin L'Express. Bis zur Mitte der Fünfziger Jahre gelang es Aron nicht, eine Professur in Paris zu erhalten. Gleichwohl lehrte er in dieser Zeit an der École nationale d'administration und am Institut d'études politiques de Paris.

Erst 1955 wurde er auf eine Professur für Soziologie an der Sorbonne gewählt, eine Wahl, die von der marxistisch geprägten Mehrheit der Professoren beinahe noch verhindert worden wäre. Aron lehrte bis 1968 an der Sorbonne und wechselte dann an die École pratique des hautes études. Im Jahr 1970 wurde er schließlich auf einen Lehrstuhl am Collège de France berufen, den er bis zu seinem Tod inne hatte.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten]

  • 1957: Opium für Intellektuelle oder Die Sucht nach Weltanschauung
  • 1963: Paix et guerre entre les nations (dt.: Frieden und Krieg: Eine Theorie der Staatenwelt)
  • 1964: Dix-huit Leçons sur la société industrielle (dt.: Die industrielle Gesellschaft: 18 Vorlesungen)
  • 1965: Démocratie et totalitarisme (dt.: Demokratie und Totalitarismus)
  • 1970: Progress and disillusion (dt.: Fortschritt ohne Ende?)
  • 1979: Les étapes de la pensée sociologique (dt.: Hauptströmungen des modernen soziologischen Denkens: Durkheim, Pareto, Weber und Hauptströmungen des klassischen soziologischen Denkens: Montesquieu, Comte, Marx, Tocqueville)
  • 1980: Penser la guerre, Clausewitz (dt.: Clausewitz, den Krieg denken)
  • 1984: Les dernières années du siècle (dt.: Die letzten Jahre des Jahrhunderts)
  • 1985: Mémoires (dt.: Erkenntnis und Verantwortung: Lebenserinnerungen)
  • R.A. Soutou, Georges-Henri (Hg) Les articles de politique internationale dans "Le Figaro" de 1947 a 1977 Paris: Éditions de Fallois
    • Bd.1: La Guerre froide. Juin 1947 à mai 1955. Présentation et notes par Georges-Henri Soutou. 1990
    • Bd.2: La Coexistence. Mai 1955 à février 1965. Présentation et notes par Georges-Henri Soutou. 1994
    • Bd.3: Les Crises. Février 1965 à avril 1977. 1997
  • R.A. De Giscard à Mitterrand 1977 - 1983 Préf. Jean-Claude Casanova. Paris: Éd. de Fallois, 2005, frz. (éditoriaux parus dans l'Express)

Das Werk in Themen und Thesen[Bearbeiten]

Frieden und Krieg - eine Theorie der Staatenwelt[Bearbeiten]

In seinem Buch Frieden und Krieg, eine Theorie der Staatenwelt, versucht Raymond Aron Klarheit und Ordnung in die Fülle der außenpolitischen Ereignisse, Entwicklungen und Theorien zu bringen. Anhand der geschichtlichen Entwicklung seit der Antike, aber mit besonderer Berücksichtigung des 19. und vor allem des 20. Jahrhunderts versucht Aron, die Konstanten des politischen Geschehens herauszuarbeiten. Seine Methode ist >probabilistisch< und vielseitig: Er gründet seine Darstellung nicht auf die Wirtschaft, die Politik, das Soziale oder den Zeitgeist allein. Er verbindet vielmehr jeweils alle in Betracht kommenden Faktoren und erklärt das Ereignis aus deren Zusammenspiel.


Fortschritt ohne Ende?[Bearbeiten]

In Fortschritt ohne Ende entzaubert Aron die Ideologie des absoluten Fortschritts. Laut ihm, ist Fortschritt kein selbstständiger Mechanismus, er müsse vielmehr bewusst erarbeitet werden.

Aron weist auf die Ähnlichkeiten in der Schichtung sozialistischer und kapitalistischer Gesellschaften hin. Wirklich frei kann seiner Meinung nur eine Klassengesellschaft sein, da nur in ihr natürliche Gegensätze leidlich gerecht ausgetragen werden.

Die Frage nach Bewusstsein und Zukunft einer völlig säkularisierten Wettbewerbsgesellschaft beantwortet Aron mit der These von der Unzulänglichkeit der marxistischen Heilsbotschaft. Man kann den Menschen nicht dadurch mit seinem Schicksal versöhnen, dass man ihm eine Ideologie aufzwingt, die ständig die Wirklichkeit zurechtbiegen muss, sondern dadurch, dass man sein intellektuelles Niveau hebt und ihn fähig macht, den Zusammenhang des eigenen Lebens mit dem gesellschaftlichen Sein zu verstehen. Dann, so Aron, wird der Mensch das Gefühl der Entfremdung überwinden, auch wenn er erkennt, dass jeder Lösungsversuch auf allen anderen Gebieten notwendig unvollkommen bleiben muss. Die moderne Gesellschaft ist nicht scharf fixiert, sie hat keine fest umrissene Ordnung, kein eigenes Gesetz. Und vor allem: sie bewegt sich nicht auf ein vorausbestimmtes Endziel zu. Das Verständnis dieser Gesellschaft ist nur möglich im Begreifen ihres >>permanenten Entstehens<<.

Rezeption und Wirkung[Bearbeiten]

  • Raymond Aron war wohl einer der bedeutendsten liberalen politischen Denker, im Frankreich des 20. Jahrhunderts.Ebenso war er einer der ersten französischen Intellektuellen und Gelehrten, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg für eine Aussöhnung mit Deutschland einsetzten.
  • 1979 verlieh ihm Frankfurt am Main den Goethepreis.
  • Einer seiner bekanntesten Schüler ist Henry Kissinger (US-amerikanischer Politikwissenschaftler und Politiker).

Literatur[Bearbeiten]

  • Aron, Raymond (1970)
    "Fortschritt ohne Ende?"
  • Aron, Raymond (1986)
    "Krieg und Frieden. Eine Theorie der Staatenwelt"

Internetquellen[Bearbeiten]