Soziologische Klassiker/ Geschlechterforschung/ Claudia Honegger
Claudia Honegger
[Bearbeiten]Die Ordnung der Geschlechter: Die Wissenschaften vom Menschen und das Weib
[Bearbeiten]Honeggers Anliegen besteht in der Überwindung der mythischen Differenzierung der Geschlechter, die eine bestimmte soziale Ordnung von Anfang an voraussetzen. Sie beleuchtet die hundertjährige Entwicklung einer Neuordnung der Geschlechter (rollen) in der Zeit von 1750 bis 1850, welche die bis dahin etablierte metaphysische Annahme der Unterschiede zwischen Mann und Frau durch einen neuen naturalistischen Wissenschaftsansatz des Körper ersetzte.
Die strikte Rollenverteilung wies dem Mann die geistige Leistung zu und der Frau die der Mutter. Die Frau hatte hierbei ein verstärkten Bezug zur Natur, ein zentraler Themenbereich, der sich sozialgeschichtlich und ideengeschichtlich mit der Entstehung und Ausformung des neuzeitlichen gesellschaftlichen Naturverhältnisses in seiner ideologischen Verflechtung mit dem Geschlechterverhältnis auseinandersetzt.
Das Interesse der Medizinphilosophen konzentrierte sich nun überwiegend auf den weiblichen Körper, es entstand eine weibliche Sonderanthropologie. Diese Entwicklung fand ihr Ende, als sich in den Human- und Geisteswissenschaften neue Tendenzen und Verallgemeinerungen ergaben. Der Mann als Mensch, steht nun im Mittelpunkt, die Frau tritt dabei in den Hintergrund. Medizinisch nimmt die Frau nur mehr einen geringen Teilbereich ein, den der Gynäkologie.
Honeggers zentraler Themenbereich zeigt auf, dass die moderne Ordnung von Mann und Frau eine Untergrabung der Geschlechterdifferenz beinhaltet und diese in den Schatten eines autonomen Subjekts rückt. Weiterhin verweist sie auf die Fortsetzung männlich orientierter Wissenschaften, in der die Frau ausgegrenzt bleibt. “Damit wird die Wissenschaft als entscheidende Instanz aufgezeigt, die unter Berufung auf die Natur und ausgestattet mit der Autorität genauer und zuverlässiger Erkenntnis geschlechtsspezifische Ungleichheits- und Herrschaftsverhältnisse legitimiert und anhaltend stabilisiert.” [1] Die Ordnung der Geschlechter ist eine Darlegung des Geschlechterverhältnisses im 18. Und 19 Jahrhunderts, welches in zeitgebundenen Körpertheorien begründet liegt. Hierbei soll besonders der Kontext zur betreffenden Epoche Aufschluss darüber geben, welche vorhandenen Vorstellungen und Denkmuster über Männlichkeit und Weiblichkeit vorherrschten und in wie weit diese dem sich stetig verändernden Geschlechterverständnisses des 18. Und 19.Jahrhunderts unterlagen.
Honeggers Interesse zeigt sich dort, wo es die Vorstellungen von einer durch natürliche Bedingungen erzeugte Zweigeschlechtlichkeit zu überwinden gilt.
Literatur
[Bearbeiten]- Matina Löw und Bettina Mathes [Hrsg.] (2005)
- Schlüsselwerke der Geschlechterforschung
- Erste Auflage
Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ vgl. Löw, Martina; Mathes Bettina (2005): Schlüsselwerke der Geschlechterforschung, 1.Auflage, VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2005, Seite 267 - 282