Stolpersteine der deutschen Sprache: ausmachen

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Stolpersteine der deutschen Sprache

Wortkunde

ausmachen





ausmachen[Bearbeiten]

  • Das Verb "ausmachen" ist ein Beispiel dafür, welche große Bedeutungsvielfalt hinter einem Wort stecken kann. Es ist zusammengesetzt aus dem Verb "machen" und der Vorsilbe [1] "aus". Das Verb "machen" gehört zu den wenig ausdrucksstarken Verben mit der Hauptbedeutung "herstellen", "ausführen" (tun). Auch andere Sprachen germanischen Ursprungs verwenden ein vergleichbares Wort mit solch allgemeiner Bedeutung:
    • Englisch: make
    • Niederländisch: maken
    • Norwegisch (Bokmål): gjøre, (Nynorsk): gjere
  • Bei der Vorsilbe "aus" handelt es sich um eine Präposition, die die Herkunft oder eine Ortsveränderung angibt: aus dem Zimmer gehen, aus Sachsen stammen, aus der Schule kommen.
    • Englisch: out
    • Niederländisch: uit
    • Norwegisch (Bokmål, Nynorsk): ut
  • Bei der Zusammensetzung "ausmachen" ist die Bedeutung der einzelnen Wortbestandteile "aus" und "machen" nicht mehr in allen Bedeutungsvarianten zu erkennen. Ein allgemeiner Grund dafür ist die Verwendung von Wörtern im übertragenen Sinne. So kann etwa ein Essen einen säuerlichen Beigeschmack haben, aber auch eine Äußerung kann einen Beigeschmack von Schadenfreude haben, wobei letzteres eine Verwendung des Wortes "Beigeschmack" im übertragenen Sinne ist. Ein anderer Grund ist die umgangssprachliche Verwendung von einfachen und schlichten Wörtern, die dem Sprecher die Suche nach dem treffenden Ausdruck erspart. Ein Teil der nachfolgenden Bedeutungen von "ausmachen" ist daher umgangssprachlicher oder regionaler Natur.


ausmachen (ausgraben)[Bearbeiten]

  • Bedeutung:
Pflanzen und Knollen aus der Erde holen und ernten
  • Anwendungsbeispiele:
  1. Kartoffeln, Rüben ausmachen
  2. Von Juli bis Oktober können die Teilnehmer selber Getreide dreschen, Kartoffeln ausmachen oder Beeren und Früchte sammeln.
  • In dieser Bedeutung wird das Verb "ausmachen" als umgangssprachlich oder als landschaftlicher Dialekt eingestuft. Für den schriftlichen Sprachgebrauch stehen aussagefähigere Verben zur Verfügung [2]:
    • aus der Erde holen
    • ausroden
    • ernten
    • roden
  • Das Gegenteil [3] von "ausmachen" ist in diesem Zusammenhang "pflanzen".


ausmachen (ausschalten)[Bearbeiten]

  • Bedeutung:
die technische Funktion eines Geräts oder einer Anlage beenden
  • Anwendungsbeispiele:
    • ein Fernsehgerät, eine Heizung, einen Motor, ein Radio, eine Spülmaschine ausmachen
    • Nachts mussten wir den Kühlschrank ausmachen, da er so laut war, dass man im Wohnbereich nicht schlafen konnte.
  • In dieser Bedeutung wird das Verb "ausmachen" vorrangig umgangssprachlich verwendet. Für den schriftlichen Sprachgebrauch stehen aussagefähigere Verben zur Verfügung:
    • abdrehen
    • abschalten
    • abstellen
    • ausschalten
  • Das Gegenteil von "ausmachen" ist in diesem Zusammenhang "anmachen" (anstellen, einschalten, starten).


ausmachen (betragen)[Bearbeiten]

  • Bedeutung:
ein bestimmtes Ausmaß oder einen bestimmten Preis oder Anteil haben
  • Anwendungsbeispiele:
    • einen wesentlichen Teil ausmachen, bis zu einem Drittel ausmachen
    • Einige Branchenbeobachter befürchten daher für das erste Quartal 1999 weiter sinkende Profite, die bei einigen Fluggesellschaften bis zu 25 Prozent ausmachen könnten
    • Besichtigungsfahrten machen bei uns einen wesentlichen Teil des Urlaubs aus.
  • Für den schriftlichen Sprachgebrauch stehen aussagefähigere Verben zur Verfügung:
    • betragen
    • ergeben
    • kosten
    • sich belaufen auf

ausmachen (löschen)[Bearbeiten]

  • Bedeutung:
eine Verbrennung beenden
  • Anwendungsbeispiele:
  1. ein Feuer, eine Kerze, eine Zigarette ausmachen
  2. Im 13./14. Jahrhundert wurden erste Feuerlöschverordnungen erlassen, so dass man abends ab einer bestimmten Uhrzeit das Feuer ausmachen musste, was ein Nachtwächter kontrollierte.
  3. Ein betrunkener Passagier hat partout nicht eingesehen, warum er an Bord seine Zigarette ausmachen sollte. Er landete deswegen in der Zelle statt in Malaga.
  • Wie in der vorhergehenden Bedeutung (ausmachen, ausschalten) geht es auch hier darum, eine Funktion zu beenden. Der Unterschied liegt darin, dass es nicht um eine technische Funktion, sondern um eine Verbrennung geht, die beendet wird.
  • In dieser Bedeutung wird das Verb "ausmachen" vorrangig umgangssprachlich verwendet. Für den schriftlichen Sprachgebrauch stehen aussagefähigere Verben zur Verfügung:
    • ausblasen
    • auslöschen
    • auspusten
    • löschen
  • Das Gegenteil von "ausmachen" ist in diesem Zusammenhang "anmachen" (anzünden, anstecken).


Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. sprachwissenschaftlich: Präfix, Präfixe
  2. sprachwissenschaftlich: Synonym, Synonyme
  3. sprachwissenschaftlich: Antonym, Antonyme




Stand: 20. Juni 2011