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Regal:Schulbücher/ Navi Biologie-Sexualkunde Beim Coitus interruptus (von lateinisch: coitus = Geschlechtsverkehr und interruptus = unterbrochen) zieht der Mann beim Geschlechtsverkehr den Penis kurz vor dem Samenerguss aus der Vagina der Frau. Dieser erfolgt unmittelbar danach von selbst oder durch manuelle Reizung des Penis und ist daher vom Coitus reservatus zu unterscheiden, bei dem der Samenerguss ganz vermieden wird. Diese Praxis, volkstümlich auch Aufpassen, Rückzieher oder „vor dem Segen aus der Kirche gehen“ genannt, wird zur Empfängnisverhütung verwendet, ist jedoch praktisch wertlos, da bereits vor dem eigentlichen Samenerguss unbemerkt Spermien sowie Samenflüssigkeit durch sogenannte Lusttropfen austreten können und es zu einer Befruchtung kommen kann. Bis weit ins 20. Jahrhundert war es jedoch praktisch die einzige wirklich bereits angewendete Methode der Verhütung, auch deswegen wohl so populär, da sie kostenlos und ohne Vorbereitung möglich ist. Ein spezifisches Problem dieser Verhütungsmethode ist, dass der Mann kurz vor und während des Orgasmus, also gerade zu dem Zeitpunkt, indem er die Unterbrechung herbeiführen muss, am stärksten sexuell erregt ist und sich nur mit großer Willenskraft zur Unterbrechung zwingen kann.

Der Coitus interruptus ist eine sehr unsichere Verhütungsmethode. Der Pearl-Index liegt bei 4–18.

Die katholische Kirche verurteilt den Coitus interruptus mit dem Hinweis auf den biblischen Onan, der entgegen der weitverbreiteten Meinung vom Gott JHWH nicht etwa der Onanie überführt wurde, sondern sich durch den Coitus interruptus von der gesetzlichen Pflicht befreien wollte, die Frau seines toten Bruders zu schwängern und ihren Kindern das Erbteil des Bruders zu übergeben (siehe 5. Buch Mose Kapitel 25). Wie Uta Ranke-Heinemann in „Eunuchen für das Himmelreich“ anschaulich darlegt, sah die Kirche im Coitus interruptus „millionenfachen Mord“. Der französische Jesuit und meistgelesene Moraltheologe des 19. Jahrhunderts, Gury, meint: „Eine Frau sündigt schwer, wenn sie ihren Mann, auch indirekt oder schweigend, zum Ehemißbrauch (empfängnisverhütenden Verkehr) verleitet, indem sie über die Kinderzahl, die Geburts- oder Erziehungsmühen jammert, oder auch erklärt, daß sie bei der nächsten Geburt sterben werde.“ (Leitfaden der Moraltheologie II, S. 824). Dazu Ranke-Heinemann: „Verleiten zum Coitus interruptus darf die Frau den Mann also nicht durch ihre Todesängste, aber sie muß sich ihm widersetzen, wenn er aus sich den Coitus interruptus praktiziert. Am 15. November 1816 antwortete Rom diesbezüglich dem Vikar von Chambéry auf seine Anfrage, “daß eine Frau den Verkehr nur vollziehen dürfe, wenn aus ihrer Weigerung ein ernster Nachteil zu gegenwärtigen sei„ (womit Ehebruch gemeint war). Diese Position erstreckte sich auch auf andere Verhütungsmethoden: “Am 3. Juni 1916 lautete die Antwort aus Rom bezüglich Kondomverkehr, die Frau müsse Widerstand leisten „wie gegenüber einem Vergewaltiger“.

Im Gegensatz dazu ist die Verhütungsmethode „coitus interruptus“ im Islam erlaubt. Sie wurde zur Zeit des Propheten Mohammad praktiziert und von ihm gebilligt.

Die Annahme Freuds, der häufige Coitus interruptus führe möglicherweise zu Angstneurosen, ist unter Psychologen stark umstritten. Die empfundene sexuelle Erfüllung durch beide Partner wird sowohl von Männern als auch Frauen oft als eingeschränkt beschrieben, da man den Orgasmus nicht vereint erleben kann. Frauen leiden auch unter dem Stress, trotzdem schwanger zu werden.