Diskussion:1020-2020: Tausend Jahre Dresdner Frauenkirche/ 982

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Capo Colonna

Die Schlacht am Kap Colonna. Im Verlauf des 10. Jahrhunderts erneuerten die ostfränkisch-deutschen Könige (Ottonen) ihren Anspruch auf die durch Karl den Großen begründete Herrschaft in Italien. Der Erwerb von Reichsitalien (951) und Kaisertum (962) durch König Otto I. den Großen (936–973) gehört hierher, ebenso die Expansionsbestrebungen Kaiser Ottos II. (973–983) in Süditalien. Der deutsche Herrscher hielt sich seit 980 wieder in Italien auf, und das Jahr 981 sah die Bedrohung seiner süditalienischen Positionen durch die Sarazenen. So entschloss man sich im Verlauf dieses Jahres zu einem militärischen Eingreifen, das gegen Sarazenen und byzantinisches Reich gerichtet war. Ein auf Frühherbst 981 zu datierendes Verzeichnis von Panzerreitern deutscher Bistümer und Abteien belegt die neu zum deutschen Heer kommenden Verstärkungen. Ende 981 marschierte der Kaiser nach Süditalien. Tarent wurde eingenommen (982), und das deutsche Heer wendete sich nach Kalabrien. Die Kaiserin Theophanu († 991) blieb mit ihrem dreijährigen Sohn Otto III. in Rossano. Kaiser und Truppen zogen weiter nach Süden, wobei es immer wieder zu Scharmützeln mit den Sarazenen unter dem sizilischen Emir Abu al-Qasim kam. Sarazenische Truppen und deutsches Heer stellten sich am 13. Juli 982 wahrscheinlich beim Capo Colonna zur offenen Feldschlacht, die zunächst mit einem Sieg des Kaisers endete. Abu al-Qasim fiel. Doch die übrig gebliebenen Sarazenen formierten sich alsbald aufs Neue und fielen über die unachtsamen Deutschen her. Viele weltliche und geistliche Große aus Deutschland, darunter Bischof Heinrich I. von Augsburg (972–982), fielen. Otto II. konnte mit Mühe auf ein byzantinisches Schiff entkommen. Infolge der Niederlage brach die kaiserliche Position in Süditalien zusammen. Die politische Wirksamkeit des nach Rom zurückgekehrten Otto blieb zunächst eingeschränkt. Der Kaiser bereitete einen neuen Feldzug vor, starb aber am 7. Dezember 983 in Rom an einer Malariaerkrankung.

Schlacht am Kap Colonna

Zwar behaupteten deutsche Chronisten, Otto hätte Tarent nach einer Belagerung eingenommen, diese These wird allerdings durch keine anderen (fremden) Quellen gestützt oder bestätigt, erscheint angesichts des nach der Sarazenenschlacht 982 erfolgenden raschen Rückzuges der Truppen Ottos relativ unglaubwürdig und ist mit ziemlicher Sicherheit als Ausdruck politischen Wunschdenkens anzusehen. Darauf weist auch der Umstand hin, dass Otto sich trotz des eindeutigen Misserfolges den römischen „Kaisertitel“ zulegte – freilich ohne jede reale Bedeutung. Die Schlacht am Kap Colonna und die Flucht des kaiserlichen Heereszuges zurück nach Norden sowie die in den späteren Jahrzehnten erneut gescheiterten Versuche deutscher Könige (u. a. Heinrich II.), in Unteritalien Fuß zu fassen und byzantinisches Gebiet anzugreifen, besiegelten den glücklosen Zug des ottonischen Heeres und die vergeblichen Bemühungen der deutschen Kaiser in Italien um eine dauerhafte Expansion nach Süden.

  • Beide Seiten hatten so hohe Verluste hinnehmen müssen, dass der Feldzug faktisch beendet war und die Sarazenen sich nach Sizilien zurückzogen.
  • Diese erste schwere Niederlage eines deutschen Kaisers erregte im Reich ungeheures Aufsehen und hatte Wirkungen in Deutschland, die die Folgen in Süditalien in den Schatten gestellt haben dürften. Der Reichstag in Verona am 27. Mai 983 – vom sächsischen Adel erbeten – führte zu einer Schwächung der Autorität des Kaisers: Die durch den Tod des Neffen des Kaisers frei gewordenen Herzogtümer Schwaben und Bayern wurden nicht mehr mit Mitgliedern der kaiserlichen Familie besetzt. Immerhin wählten die Großen Ottos dreijährigen Sohn Otto zum Mitkönig und brachten ihn nach Aachen zur Krönung und Erziehung.
  • Begünstigt von der Schwächung des Reiches begann an der sächsischen Ostgrenze am 29. Juni 983 der Lutizenaufstand, in dessen Verlauf die slawischen Stämme die Missionsbistümer Havelberg und Brandenburg zerstörten, sich von der Tributpflicht befreiten und die ostfränkisch-deutsche Expansion nach Osten für rund 150 Jahre zum Erliegen brachten.

--Methodios 16:17, 11. Nov. 2020 (CET)Beantworten