Einführung in die Imkerei/ Wie fängt man mit der Imkerei an?

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Wie fängt man mit der Imkerei an?


Wer mit dem Gedanken spielt, sich als Imker zu betätigen, sollte zuerst folgende Grundvoraussetzungen prüfen:

  • Vertrage ich Bienenstiche (auf Bienengiftallergie beim Allergologen testen lassen)?
  • Bin ich bereit relativ viel Zeit (ca. 200h/Jahr) in das Hobby zu investieren?
    • Habe ich die nötige Zeit und kann sie teilweise auch frei einteilen?
  • Bleibe ich in den nächsten Jahren dem Standort treu?
  • Toleriert meine Familie mein Hobby oder hilft sie im besten Fall auch mal mit?
  • Kann ich die notwendigen Anfangsinvestitionen tätigen?
  • Kann ich mit Enttäuschungen umgehen?

Hilfe kann vom örtlichen Imkerverein bekommen werden. Vielfach ist es so, dass Neuimkern ein Volk geschenkt wird. In manchen Bundesländern gibt es auch finanzielle Zuschüsse, wenn jemand mit der Imkerei anfängt. Oft wird zusätzlich Jungimkern die ersten Jahre ein Pate zur Seite gestellt. Auf jeden Fall sollte der Jungimker in einen Verein eintreten, da dort viele Informationen und Hilfe zu bekommen sind. Als Anlaufstelle für erste Informationen sind die Landesimkerverbände (siehe Links) und natürlich der Deutsche Imkerverband erreichbar.

Grundsatzentscheidungen[Bearbeiten]

Am Anfang sollten folgende Punkte entschieden werden:

  • Welche Bienenrasse soll verwendet werden?
Pro Standort nur eine Rasse. Ich empfehle hier die Carnica, weil Sie den höchsten Verbreitungsgrad besitzt und auch staatlich gefördert wird. Weiter hin die Mellifera mellifera, die dunkle einheimische Biene, die durch Verdrängungszucht dezimiert wurde.
  • Welche Wabengröße wird benötigt?
Ich empfehle hier das Zandermaß oder Deutsch Normal, beide mit Hoffmanns-Seitenteil. In Norddeutschland ist eher Deutsch Normal und in Süddeutschland eher Zander anzutreffen. Sie sollten sich vorher bei Ihrem örtlichen Imkerverein erkundigen, was am weitesten verbreitet ist, da es vielfach nötig sein wird, Völker mit anderen Imkern in der Gegend zu tauschen. Achtung! Es gibt beim Zandermaß auch Modifikationen, mit z.B. kurzen Ohren (Erlanger Beute) - hiervon ist abzuraten.
  • Welche Beutenart eignet sich für meinen Standort?
Je nach dem, ob die Beuten im Freien oder in einem Häuschen eingesetzt werden, sollten dann entsprechende Magazinbeuten (im Freien) oder Trogbeuten in einem Häuschen verwendet werden. Man kann in einem Haus aber auch Magazine einsetzen.

Grundausrüstung[Bearbeiten]

Ich denke, dass Imkerei erst ab einer bestimmten Völkerzahl sinnvoll ist, da mit nur einem einzigen Volk nach dem ersten Winter die Gefahr besteht, keine lebenden Bienen mehr zu haben. Es ist also von Vorteil, mit ca. 3 bis 6 Völkern anzufangen. Je nach Ausstattung sind für die Erstausstattung mit Bienen zwischen 800,- € und 1400,- € nötig. Allerdings sollte wirklich geschaut werden, was alles gebraucht zu bekommen ist. Hierbei ist auf ein Gesundheitszeugnis/ Amtstierärztliche Bescheinigung „Bienenwanderbescheinigung“ zu bestehen. Seit Jahren ist die Zahl der Imker leider rückläufig, so dass ganze Imkerstände verwildern. Nähere Informationen über die Bienenbestände der Umgebung kann bei einem örtlichen Imkerverein erfragt werden.

Werkzeug und Gerätschaften[Bearbeiten]

Arbeiten an den Bienenvölkern[Bearbeiten]

  • Bluse mit Haube
  • alte lange Arbeitshose
  • festes Schuhwerk
  • Stockmeißel
  • Smoker mit Feuerzeug und Rauchzeug
  • Abkehrbesen oder Gänsefeder
  • Ein Klemmbrett mit Stift (Bleistifte empfohlen, da diese auch bei Nässe schreiben).

Auf die folgenden Dinge kann verzichtet werden:

  • zus. Hebewerkzeug, z.B. Rähmchenheber oder Wabenzange
  • Handschuhe
  • eine Handwasserspritze

Honigverarbeitung[Bearbeiten]

  • Honigschleuder, möglichst aus Edelstahl
  • einen Satz Siebe
  • Entdeckelungsgeschirr
  • Entdeckelungsgabel
  • eine Abfüllkanne mit Quetschhahn aus Edelstahl
  • mehrere Großbehälter für den Honig (Hobbocks) aus lebensmittelechtem Kunststoff (PE)
  • Honig-Rührstab

Wabenbau und -instandsetzung[Bearbeiten]

Dies ist am Anfang nicht notwendig, aber deutlich billiger, als sie fertig zu kaufen.

  • Hammer
  • wasserfester Holzleim
  • Kleiner Seitenschneider
  • Einlöttransformator
  • Drahtspannrolle

Wenn man viele Rähmchen macht, ist ein (Elektro-)Tacker sinnvoll.

Pro Volk[Bearbeiten]

Hier wird es kompliziert. Am Anfang steht die Entscheidung für eines der verschiedenen üblichen Waben- und Beutesysteme. Wichtig ist, dass nur ein einziges System verwendet wird, damit die Lagerhaltung einfach bleibt und man schnell untereinander tauschen kann. Dazu kommt, dass es viele Arbeitsschritte gibt, bei denen Beuten und Rähmchen von einem Volk in das andere wandern. So z.B. bei der Ablegerbildung. Bei den Beuten mögen zwei Systeme noch gehen, bei den Rähmchen artet das schnell in Chaos aus (ich spreche da aus halber Erfahrung: Als mein Vater die Völker nach dem Tod meines Großvaters übernahm, hatte dieser drei Wabentypen (Freudenstein, Deutsches Normalmaß und Dickwaben) und vier Beutesysteme (Freudenstein, Segeberger Kunststoffbeuten, Dickwabentrogbeuten und Holzmagazine) im Einsatz. Diese vereinheitlichte mein Vater in den folgenden Jahren auf einen Wabentyp und zwei Beutetypen. Also

  • Ein vollständiger Bienenstock.
  • Eine Bienenflucht (Falls die nicht schon im Stocksatz vorhanden ist).
  • Je nach System 30 bis 40 Waben pro Volk.
  • Bienen mit Königin (bei den ersten drei Völkern auf jeden Fall mit begatteter Königin)
  • Gläser, in denen später der Honig zum Verkauf abgefüllt wird (ca. 100 pro Volk).

Bei den Stöcken sollte auf folgendes geachtet werden:

  • Der Boden muss entnehmbar sein, damit einfache Varroabehandlung und -kontrolle durchführbar wird.
  • Ich empfehle Deutsch-Normal-Maß oder Zandermaß. Man sollte schauen, was die meisten anderen Imker in der Umgebung haben, da oft auch mal Völker ge- oder verkauft werden.
  • Es muss ein Absperrgitter zwischen Brut- und Honigraum vorhanden sein (wenn nicht, dann gleich mitkaufen).
  • Bienenfluchten gleich mitkaufen, wenn nicht schon mit im Satz vorhanden.

Wo kaufen?[Bearbeiten]

Es gibt viele Händler für Bienenbedarf. Da dieses Buch unabhängig ist, bitte ich um Verständnis, dass ich hier für niemanden werbe. Du kannst auch andere Imker im örtlichen Verein fragen, wo diese ihr Material kaufen, oder eine Internetsuchmaschine bemühen. Auf jeden Fall lohnt sich der Vergleich, da es teilweise erhebliche Preis- und Qualitätsunterschiede gibt. Auf der anderen Seite sollte man immer den nächsten Händler bevorzugen, da man manchmal sehr schnell Material braucht. Dann nützt es nichts, wenn der Händler auf der anderen Seite der Republik 10% billiger ist.

Standort[Bearbeiten]

Ein Standort für die Bienenvölker muss eine ganze Reihe von Anforderungen erfüllen, damit die Bienen produktiv sein können.

Bienenhaus in Bayern
  • Ausrichtung der Völker möglichst Richtung Süden. Am besten Südosten, so dass sie die aufgehende Sonne mitbekommen.
  • Wasser muss in der Nähe sein, oder es muss eine Bienentränke angelegt werden.
  • Nicht in einer Bodensenke, da sich hier die Kälte fängt.
  • Es sollte durch Büsche geschützt sein, die vielleicht auch die Fluglöcher beschatten.
  • Bei freistehenden Magazinen sollte das Licht möglichst seitwärts einfallen, da Bienen, wie auch andere Insekten, gerne in Richtung Licht fliegen.
  • Möglichst windstill. Gerade im Frühjahr ist der Wind für die Tiere schädlich, da sie oft fast unterkühlt von den ersten Ausflügen zurückkommen. Ist heftiger Seitenwind vorhanden, kann es leicht passieren, dass Sie den Weg nicht mehr zurück in den Stock schaffen.

Der zeitliche Ablauf[Bearbeiten]

Imkerei fängt man nicht mal eben an. Bis eine Imkerei wirklich sinnvoll aufgebaut ist und rund läuft, vergehen in der Regel drei bis fünf Jahre. Wichtig ist, dass man auf der einen Seite nichts überstürzt, auf der anderen Seite sich aber durchaus die zeitlichen und finanziellen Dimensionen bewusst macht. Denn Imkerei arbeitet ja mit der Natur. Alle Vorgänge sind an die Jahreszeiten gebunden. Deshalb muss man vorausplanen. Man muss sich überlegen, was zu welchem Zeitpunkt vorhanden sein muss, damit die Imkerei nicht zum Fiasko gerät. Grundsätzlich sollte man von einer Saison Vorlauf ausgehen, bis man den ersten eigenen Honig kosten kann. Aber alles der Reihe nach:

Zeitpunkt Beschreibung
0 (ca. Oktober) Hier ist der feste Entschluss gefasst worden, Bienen zu halten.
Informieren Sie sich, wo Ihr nächster Imkerverein ist, und treten Sie mit den Leuten in Kontakt. Es gibt zur Zeit denke ich keinen Verein, der Sie nicht freudig aufnehmen wird. Reden Sie mit den Mitgliedern, Gehen Sie zu Treffen und bekunden Sie ihren Entschluss.
Informieren, wann der nächste Imkerlehrgang auf Kreis- oder Landesebene stattfindet, und melden Sie sich an. Denn viele Dinge werden Sie praktisch erfahren müssen. Reine Theorie bringt Sie bei der Imkerei nicht weiter.
im Winter Informieren Sie sich, wo Sie im Frühjahr zwei Völker herbekommen. Machen Sie eine feste Bestellung!
bis zum Imkerlehrgang oder spätestens bis März besorgen Sie sich die Grundausstattung: Bluse, Handschuhe, Stockmeißel, Smoker und Rauchmaterial
bis März besorgen Sie sich 4 Beuten (also mindestens: 4 Böden, 4 Deckel, 2 Zwischenböden mit Ablaufgitter, und 10 Zargen, 2 Königinnenabsperrgitter) und die passende Anzahl von Waben, und streichen Sie die Beuten.
bis Mitte April Holen Sie die bestellten Völker ab. Nehmen Sie am besten jemanden mit (z. B. aus dem Verein, der das schon Mal gemacht hat).
bis Ende April sollten die Völker auf zwei Bruträumen sitzen und der Honigraum aufgesetzt worden sein.
Sobald die Völker stark genug sind, sollten Sie zwei Sauglinge bilden, damit Sie auch Ableger für das nächste Jahr haben.
Jetzt müssen Sie eine Möglichkeit gefunden haben zu schleudern oder die Geräte zum Schleudern beisammen haben: Schleuder, Entdeckelungsgerät, Endeckelungsgabel, Honigsiebe und Abfüllkanne.
Mitte Mai .. Anfang Juni Jetzt wird zum ersten Mal geschleudert
bis zum Frühjahr Suchen Sie sich einen Platz, an dem Sie Bienen halten können.