Erste Hilfe/ Helmabnahme

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Ist ein Motorradfahrer nach einem Unfall bewusstlos, so muss zur korrekten Durchführung weiterer Maßnahmen zunächst der Helm abgenommen werden.

Ein Helm erschwert oder verhindert die Kontrolle von Bewusstsein, Atmung und Kreislauf und die Durchführung lebensrettender Sofortmaßnahmen wie des lebensrettenden Handgriffs oder der stabilen Seitenlage. Dies gilt auch für Jet- und Klapphelme, da auch diese verhindern, dass in der stabilen Seitenlage der Mundwinkel der tiefste Punkt des Körpers ist. Daher gilt der Grundsatz: „Jedem bewusstlosen Helmträger wird der Helm abgenommen.“

Häufig besteht die Befürchtung, dass durch unsachgemäßes Hantieren dem Verletzten zusätzlicher Schaden zugefügt werden könnte. Diese Angst ist jedoch weitgehend unbegründet: Die Verletzungsgefahr ist als wesentlich geringer einzuschätzen als das Risiko, in Rückenlage an Blut oder Mageninhalt zu ersticken (Aspiration, Regurgitation). Es ist auch davon auszugehen, dass die durch die Helmabnahme verursachten Bewegungen in keinem Verhältnis zu den Kräften steht, die beim vorhergehenden Unfall auf den Patienten eingewirkt haben.

Ein eventuell vorhandener Aufkleber wie „Helm darf nur vom Arzt abgenommen werden“ oder ähnliche hat im Notfall keinerlei rechtliche Bedeutung. Auch das Rettungsdienstpersonal oder ein Arzt geht nicht anders vor als ein Ersthelfer.

Im Idealfall wird der Helm durch zwei Helfer abgenommen; wer alleine Erste Hilfe leistet, muss und kann die Helmabnahme aber auch alleine durchführen. Das ideale Vorgehen kann in einem Erste-Hilfe-Kurs unter fachgerechter Anleitung erlernt und geübt werden. Wenn ein verunfallter Motorradfahrer auf Ansprache reagiert, erfolgt eine der Situation entsprechende Hilfeleistung.

Praktisches Vorgehen[Bearbeiten]

Es ist nur sehr schwer möglich, einen Helm alleine ohne Manipulation der Wirbelsäule des Patienten abzunehmen. Aus diesem Grund sollte man versuchen, einen zweiten Helfer an die Unfallstelle zu bitten und diesen entsprechend anzuleiten.

  1. Der Schulterhelfer nähert sich seitlich dem Patienten und stabilisiert den Helm. Anschließend wird der Patient angesprochen und die Bewusstseinslage überprüft.
  2. Der Kopfhelfer kniet sich hinter den Kopf des Patienten und übernimmt die Stabilisierung des Kopfes durch Fassen in den Helm und Stabilisierung des Unterkiefers bis auf weiteres. Durch das Fassen an den Unterkiefer des Patienten wird ein leichter Zug aufgebaut, der bis zum Ende der Helmabnahme aufrecht erhalten werden sollte.
  3. Der Schulterhelfer öffnet das Visier und entnimmt gegebenenfalls die Brille, um dem Patienten keine weiteren Verletzungen zuzufügen.
  4. Der Schulterhelfer öffnet anschließend den Verschluss des Helms. Sollte sich dieser nicht öffnen lassen, so ist der Kinnriemen einfach durchzuschneiden – der Helm ist eh nicht mehr zu benutzen.
  5. Der Schulterhelfer fährt nun mit beiden Händen so weit wie möglich am Hals entlang in den Helm hinein. Jetzt übernimmt er die Aufgabe, den vom ersten Helfer aufgebauten Zug aufrechtzuerhalten.
  6. Der Kopfhelfer fasst die Schale des Helms und weitet den Helm, so gut es geht, und bewegt ihn mit leichten Bewegungen entlang der Längsachse in seine Richtung; der Helfer an der Schulter greift bis zu den Ohren des Patienten nach. Besondere Vorsicht ist beim Passieren der Nase geboten.
  7. Der Schulterhelfer hält den Kopf des Patienten, bis der Helfer am Kopf den Helm beiseite gelegt hat und den Kopf nun in Neutralposition (ohne Überstrecken der Wirbelsäule, möglichst achsengerecht) übernimmt. Es hat sich als hilfreich erwiesen, die Unterarme dabei auf den Oberschenkeln abzulegen.
  8. Nach erneuter Kontrolle der Atmung wird die bewusstlose Person bei ausreichender Atmung in der stabilen Seitenlage gebracht. Dabei sind ruckartige Bewegungen zu vermeiden. Sollte keine ausreichende Atmung vorhanden sein, ist nach Verständigung des Notarztes die HLW durchzuführen.

Der Helm kann auch von einer einzelnen Person abgenommen werden, wenn kein weiterer Helfer zur Verfügung steht. Dabei kniet sich der Helfer hinter den Kopf des Patienten und fixiert diesen mit seinen Knien. Anschließend öffnet er den Kinnriemen beziehungsweise unteren Teil des Helmes.

Der Helfer greift den Helm mit beiden Händen am unteren Rand und kippt ihn über die Nase des Patienten. Dabei wird der Helm gegebenenfalls seitlich auseinandergezogen. Der Helfer stützt dann den Kopf des Patienten im Nacken mit einer Hand und zieht den Helm mit der anderen Hand ab. Schlussendlich wird der Kopf des Patienten vorsichtig abgelegt.