Soziologische Klassiker/ Horkheimer, Max

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Grundstruktur des Kapitels:

Biographie in Daten[Bearbeiten]

Max Horkheimer (1895-1973)[Bearbeiten]

deutscher Philosoph und Soziologe


  • Familie
    • Vater: Moses (Moritz) Horkheimer, jüdischer Textilfabrikant
  • Ehe: 1926-1969 mit Rose Christine (Maidon) Riekher


  • 1895: Horkheimer wird am 14. Februar in Zuffenhausen (Vorort von Stuttgart) geboren
  • 1910:
    • Schulabgang mit Mittlerer Reife
    • Lehre in der väterlichen Fabrik
    • Beginn der lebenslangen Freundschaft mit Friedrich Pollock
  • 1912-1914: Auslandsaufenthalt als Volontär in Paris, London und Brüssel
  • 1916:
    • Betriebsleiter und Prokurist der väterlichen Fabrik
    • Einberufung in den Militärdienst
    • erste Begegnung mit Rose Riekher
  • 1919: gemeinsam mit Pollock macht er das Abitur in München nach
  • 1919-1922:
  • 1922: Promotion mit summa cum laude (mit höchstem Lob) in Frankfurt bei Hans Cornelius mit einer Arbeit aus dem Problemkomplex der Philosophie Kants "Über die Antinomie der teleologischen Urteilskraft"
  • 1922-1925:
  • 1924: Gründung des Institut für Sozialforschung an der Frankfurter Universität
  • 1925: Habilitation: "Kants Kritik der Urteilskraft als Bindeglied zwischen theoretischer und praktischer Philosophie"
  • 1926: Hochzeit mit Rose Christine Riekher.
  • 1926-1930: Privatdozent in Frankfurt
  • 1930: ordentlicher Professor und Direktor des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt
  • 1931: Errichtung von Zweigstellen des Instituts in Genf und London
  • 1932: In Leipzig erscheint die erste Nummer der "Zeitschrift für Sozialforschung"
  • 1933:
    • Flucht in die Schweiz
    • Entzug des Lehrstuhls
    • Beschlagnahme des Institutsgebäudes und der Bibilothek
    • Die Zeitschrift erscheint in Paris
  • 1934:
  • 1937: Reise nach Europa, dort trifft er Walter Benjamin
  • 1940:
    • Übersiedelung von New York nach Kalifornien
    • Der letzte Jahrgang der "Zeitschrift der Sozialforschung" erscheint in New York
  • 1943-1944: Direktor der wissenschaftlichen Abteilung des American Jewish Committee
  • 1949:
    • Rückkehr nach Deutschland
    • Wiedereinsetzung in sein ehemaliges Ordinariat als Professor für Philosophie und Soziologie an der Frankfurter Universität
  • 1950: Neubegründung und Übernahme der Leitung des Institus für Sozialforschung in Frankfurt
  • 1951-1953: Rektor der Universität
  • 1954-1959: Gastprofessor an der University of Chicago
  • 1959: Emeritierung und Niederlassung in Montagnola in der Schweiz
  • 1969: Tod von seiner Frau Maidon und Theodor W. Adornos
  • 1970: Tod von Friedrich Pollock
  • 1973: 7. Juli: Tod durch Herzversagen in Nürnberg

Auszeichnungen und Ehrungen[Bearbeiten]

  • 1953: Verleihung der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt
  • 1960: Ehrenbürger der Stadt Frankfurt
  • 1971: Lessing-Preis der Hansestadt Hamburg

Historischer Kontext[Bearbeiten]

Familiäres Umfeld[Bearbeiten]

Am 14. Februar 1895 wurde Max als einziges Kind der wohlhabenden, deutsch-jüdischen Industriellenfamilie Horkheimer geboren. Die Tatsache, dass seine Eltern vermögend waren, ermöglichte ihm seine geistigen und seelischen Kräfte zu entfalten. Horkheimer selbst betonte später in zahlreichen Interviews und Gesprächen, wie sehr ihn die Bedeutung seiner Kindheits- und Jugenderfahrungen in seinem Denken gefördert hatten. Die Analyse der Entwicklung der Familie in der modernen Gesellschaft und die damit zusammenhängenden Auswirkungen auf die Menschen beschäftigten ihn bis an sein Lebensende.
Horkheimers Mutter spielte, vor allem in seinen Jugendjahren, eine große Rolle. Sie war die Kontrastperson des durch das Geschäft hart gewordenen Vaters und brachte ihrem Sohn bei, was Liebe bedeutet.
Als sechzehnjähriger freundete er sich mit dem ebenfalls aus einer wohlhabenden jüdischen Familie stammenden Friedrich Pollock an – eine Freundschaft, die bis zu Pollocks Tod 1970 dauerte. Vor allem in der ersten Phase ihrer Freundschaft übte Pollock einen großen Einfluss auf Horkheimer aus – er war ihm behilflich, sich aus dem patriarchalischen Elternhaus zu befreien und sich gegen seinen Vater zu behaupten. Als Untersekundaner verließ Horkheimer die Schule, absolvierte eine Lehre in der väterlichen Fabrik und wurde 1912 von seinem Vater für ein Sprachenstudium nach England, Frankreich und Belgien geschickt, dem sich Pollock kurzerhand anschloss. Kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges kehrten sie wieder nach Stuttgart zurück.
1916 lernte er die Privatsekretärin des Vater, Rose Christine Riekher, näher kennen. Sein Verhältnis zu Maidon, wie er Rose zärtlich nannte, blieb den Eltern nicht lange verborgen. Als Tochter eines christlichen Bankrotteurs war sie, der Meinung der Eltern nach, als Schwiegertochter denkbar ungeeignet. Von da an lebte Horkheimer in Zwist und Streit mit seinem Vater. Um den Kontakt zu seinen Eltern nicht ganz abzubrechen, lebte er zunächst im Konkubinat mit seiner zukünftigen Ehefrau und heiratete sie erst 1926. Seine Ehe zur unkomplizierten, acht Jahre älteren Rose gab Horkheimer ein völlig neues Gefühl der Geborgenheit.

Politisches Umfeld[Bearbeiten]

  • Der Erste Weltkrieg


Obwohl er sich, wegen der Kriegswichtigkeit der elterlichen Fabrik, vom Militärdienst hätte freistellen lassen können, wurde er 1917 Soldat. Zwar war er Kriegsgegner, doch wollte er den anderen jungen Menschen wegen der väterlichen Fabrik nichts voraushaben.
An die Front kam er jedoch nicht, da er für frontdienstuntauglich befunden wurde. Aus dieser Zeit stammt sein Werk „Aus der Pubertät“, eine Geschichte in Form eines Briefwechsels zwischen den Liebesleuten Luise und Walter. Während Luise vom Krieg begeistert ist, verdammt ihn Walter von ganzem Herzen.


  • Der Zweite Weltkrieg


Am Tag der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler wurde Horkheimers Haus in Kronberg von der SA besetzt. Horkheimer war jedoch einige Tage zuvor in ein Hotel in der Nähe des Frankfurter Hauptbahnhofes gezogen. Kurz danach verließ er Deutschland und emigrierte in die Schweiz. Das 1924 gegründete Institut für Sozialforschung wurde von der Polizei durchsucht und wegen staatsfeindlicher Bestrebungen geschlossen. Da Horkheimer als einziges Mitglied des Instituts eine unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung bekam, emigrierten Friedrich Pollock, Herbert Marcuse, Leo Löwenthal und Horkheimer nach Amerika. Die Übersiedelung des Instituts von Genf nach New York fand 1934 statt. In den Vereinigten Staaten veröffentlichte Horkheimer seine wohl besten Aufsätze und Bücher. „Egoismus und Freiheitsbewegung“ erschien 1936 in der Zeitschrift für Sozialforschung, ein Jahr später wurde die Arbeit „Traditionelle und kritische Theorie“ ebenfalls in der Zeitschrift für Sozialforschung veröffentlicht,
1944 erschien „Dialektik der Aufklärung“, das er gemeinsam mit Adorno verfasst hatte und 1947 wurde „Eclipse of Reason“ veröffenticht.
Als der Krieg ausbrach, und die Vernichtung der Juden immer schlimmer wurde fasste Horkheimer den Entschluss, im Rahmen des Instituts eine wissenschaftliche Untersuchung über den Antisemitismus bzw. den Nationalsozialismus durchzuführen. 1943 entschied sich das American Jewish Committe (AJC), das Antisemitismusprojekt zu finanzieren. Behandelt wurde die Psychologie des Antisemitismus, die Analyse der Artikel und Reden antisemitischer Redner, experimentelle psychologische Untersuchungen der antisemitischen Persönlichkeit und eine Konstruktion einer Skala zur Messung von antisemitischen Meinungen.
In den Nachkriegsjahren verfolgte er die politische und intellektuelle Entwicklung Deutschlands und fand heraus, dass eine politische, sowie eine intellektuelle Stagnation herrschte. 1948 wurde er Gastprofessor in Frankfurt und 1949 kehrte er nach Deutschland zurück, in der Hoffnung, daran mitzuwirken, dass das Entsetzliche des Nazi-Regimes nicht wiederkehrt, aber auch nicht vergessen wird. 1951 wurde das Institut für Sozialforschung neu eröffnet.

Theoriegeschichtlicher Kontext[Bearbeiten]

Wie im historischen Kontext schon erwähnt, verbrachten Horkheimer und Pollock ein Jahr im Ausland. Frei vom Zwang des elterlichen Hauses konnten sie nun endlich tun, was sie in Stuttgart nur heimlich unternehmen konnten: philosophische Texte von Spinoza, Kant und Schopenhauer lesen und diskutieren, gesellschaftliche Probleme gemeinsam besprechen und von einer Insel der Glückseligen träumen. Vor allem die Philosophie Schopenhauers wird auf sein Werk, besonders in der Spätphase, einen großen Einfluss ausüben. Die für ihn wichtigsten literarischen Einflüsse kamen von Tolstoi, Ibsen, Strindberg und Wedekind. Auch Nietzsches Auffassungen ist in seinen früheren Werken zu finden. Die Zeitschriften Die Fackel von Karl Kraus und Die Aktion von Franz Pfemfert gehörten bis zu seiner Einberufung zum Militär zu seiner ständigen Lektüre.


  • Schwabinger Bohéme

1918 ging Horkheimer nach München, um seine angegriffene Gesundheit zu kurieren. Zu dieser Zeit nahm er Kontakt zur Schwabinger Bohéme auf, der bedeutende Persönlichkeiten wie Johannes Becher, Erich Kästner, Ludwig Thoma, Ernst Toller, Erich Mühsam, Frank Wedekind und andere angehörten. Der Aufenthalt in München während der Novemberrevolution und die Räterepublik prägten zweifellos seine Auffassung der Gesellschaft und sein Weltbild.


  • Karl Marx

Vermutlich studierte Horkheimer Karl Marx´ Werke seit 1920, sein Interesse an Marx blieb jedoch jahrelang Privatsache und fand anfänglich keinen Ausdruck in seinen Aufzeichnungen und Veranstaltungen. Der 1987 veröffentlichten Text der Vorlesung Einführung in die Geschichte der neueren Philosophie, die Horkheimer im Sommersemester 1927 hielt, erinnert stark and die Ideologiekritik von Marx und Engels in ihrem Buch Die deutsche Ideologie


  • Immanuel Kant und Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Zwar versuchte Horkheimer anfangs, Kants Philosophie in einigen Punkten zu korrigieren, im Grunde aber akzeptierte er seine Aussagen. Jedoch verbirgt er nicht, dass auf ihn Hegels dialektische Logik überzeugender wirkt als Kants kritische Philosophie. Während Kant, so Horkheimer, als Ergebnis seiner Untersuchungen bei den Leerformen des menschlichen Gemütes einerseits und einem sinnlosen chaotischen Material andererseits stehen geblieben sei, versuchte Hegel diese Dichotomie zu überwinden. Wahrscheinlich faszinierte Hegels Beschreibung, alle Probleme der Welt rational zu erklären, Horkheimer am meisten.


  • Arthur Schopenhauer

Schopenhauers Philosophie ist neben der Marxschen Lehre die Klammer, die alle Phasen in der Entwicklung von Horkheimers Gedankenwelt zusammenhält und ihren Anfang und Inhalt in hohem Maß geprägt hat. Wie bei Schopenhauer bezeichnet der Wille in Horkheimers Novellen und Tagebuchblättern den Ursprung der menschlichen Vitalität, und in gewissem Sinne kommt durch ihn das ganze Sein in Bewegung. Bei beiden findet der Wille des Menschen in seiner reinsten Gestalt Ausdruck in der Kunst. Horkheimers materialistische Auffassung, dass die individuelle Seele ein Nichts ist, hat ihre Wurzeln in den frühen Schriften der hebräischen Bibel, in den Schriften der französischen Aufklärung sowie auch in Schopenhauers Auffassung, der diesen Begriff nicht benutzt und stattdessen vom Intellekt spricht.

Werke[Bearbeiten]

  • 1922
    • Zur Antinomie der teleologischen Urteilskraft, Dissertation, Frankfurt am Main, als Typoskript gebunden
  • 1923
    • >Hans Cornelius. Zu seinem sechzigsten Geburtstag<, in: Frankfurter Zeitung, 68Jg., Nr. 715, 27.9.1923
  • 1925
    • Über Kants Kritik zur Urteilskraft als Bindeglied zwischen theoretischer und praktischer Philosophie, Habilitationsschrift, Frankfurt am Main
  • 1926
    • >Rudolf Eucken. Ein Epigone des Idealismus<, in: Frankfurter Zeitung, Nr. 822, 4.11.1926
  • 1927
    • >Hans Driesch. Zum 60. Geburtstag<, in: Frankfurter Zeitung, Nr. 812, 1.11.1927
  • 1929
    • >Leopold Ziegler<, in: Frankfurter Zeitung, Nr. 657, 4.9.1929
  • 1930
    • Anfänge der bürgerlichen Geschichtsphilosophie, Stuttgart
    • >Die gegenwärtige Lage der Sozialphilosophie, und die Aufgaben eines Instituts für Sozialforschung< in: Frankfurter Universitätsreden, Heft XXXVII: Frankfurt am Main
    • >Nicolai Hartmann<, in: Frankfurter Zeitung, Nr. 100, 7.2.1931
    • >Ein neuer Ideologiebegriff?<, in: Carl Grünberg (Hrsg.), Archiv für die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung, Bd.XV
  • 1932
    • >Bemerkungen über Wissenschaft und Krise<, in: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg.I, Heft 1/2
    • >Geschichte und Pschologie<, in: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg.I, Heft 1/2
    • >Hegel und die Metaphysik<, in:Festschrift für Carl Grünberg, Leipzig
  • 1933
    • >Bergson, Henri,Les deux sources de la morale et de la religion.Paris 1932<, in: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg.II, Heft 1
    • >Materialismus und Metaphysik<, in: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg.II, Heft 1
    • >Materialismus und Moral<, in: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg.II, Heft 2
    • >Spengler, Oswald, Jahre der Entscheidung. Erster Teil: Deutschland und die weltgeschichtliche Entwicklung. München 1933< in: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg.II, Heft 3
  • 1934
    • Dämmerung. Notizen in Deutschland (unter dem Pseudonym Heinrich Regius), Zürich
    • >Zu Bergsons Metaphysik der Zeit<, in:Zeitschrift für Sozialforschung, Jg.III, Heft 3
    • >Zum Rationalismusstreit in der gegenwärtigen Philosophie<, in: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. III, Heft 1
  • 1935
    • >Bemerkungen zur philosophischen Anthropologie<, in: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg.IV, Heft 1
    • >Zum Problem der Wahrheit<, in: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg.IV, Heft 3
  • 1936
    • >Egoismus und Freiheitsbewegung. Zur Anthropologie des bürgerlichen Zeitalters<, in: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. V, Heft 2
    • >Nachbemerkung zu Greers Buch<, in: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg.V, Heft 3
    • >Theoretische Entwürfe über Autorität und Familie: Allgemeiner Teil<, in Studien über Autorität und Familie. Forschungsberichte aus dem Institut für Sozialforschung, Paris
    • >Zu Theodor Haecker: Der Christ und die Geschichte<, in: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg.V, Heft 3
  • 1937
    • >Bemerkung zu Jaspers´Nietzsche< in: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg.VI, Heft 2
    • >Der neueste Angriff auf die Metaphysik<, in: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg.VI, Heft 1
    • Max Horkheimer und Herbert Marcuse: >Philosophie und kritische Theorie<, in: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg.VI, Heft 3
    • >Traditionelle und kritische Theorie<, in: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg.VI, Heft 1
  • 1938
    • >Montaigne und die Funktion der Skepsis<, in: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg.VII, Heft 1/2
    • >Die Philosophie der absoluten Konzentration<, in: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. VII, Heft 3
  • 1939
    • >Die Juden und Europa<, in: Studies in Philosophy and Social Science, Jg. VIII, Heft 1/2
    • >The Relation between Psychology ans Sociology in the Work of Wilhelm Dilthey<, in: Studies in Philosophy and Social Science, Jg. VIII, Heft 3
    • >The Social Function of Philosophy<, in: Studies in Philosophy and Social Science, Jg. VIII, Heft 3
  • 1941
    • >Art and Mass Culture<, in: Studies in Philosophy and Social Science, Jg.IX, Heft 2
    • >Notes on Institute Activities<, in: Studies in Philosophy and Social Science, Jg.IX, Heft 1
  • 1942
    • >Autoritärer Staat< in: Walter Benjamin zum Gedächtnis (hektographiertes Typoskript), Institut für Sozialforschung (New York, Los Angeles)
    • >Einige Bemerkungen zum Curfew<, in: Der Aufbau, New York, 4.9.1942. Vol,VIII, Nr.36
    • >The end of Reason<, in: Studies in Philosophy and Social Science, Jg. XI, Heft 3
  • 1943
    • >The Psychology of Nazidom<, in: The New Leader, New York, Vol. XXVI, No.33, 14.8.1943
  • 1944
    • Max Horkheimer und Theodor W. Adorno: Philosophische Fragmente,(hektographiertes Typoskript) Institute of Social Research, New York, Los Angeles
  • 1946
    • >Social Background of the Psychoanalytic Approach<, in: Anti-Semitism. A Social Disease. Edited by Ernst Simmel, with a Preface by Gordon W. Allport, New York
    • >Sociology of Art<, in: Dagobert D. Runes, Harry G. Schrickel (Hrsg.), Encyclopedia od the Arts. New York
  • 1947
    • Eclipse of Reason. New York
    • Max Horkheimer und Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente, Amsterdam
  • 1948
    • >Ernst Simmel and Freudian Philosphy<, in: International Journal of Psychoanalysis, Vol. XXIX
  • 1949
    • >Authoritarianism and the Familiy Today<, in: Ruth Nanda Anshen (Hrsg.), The Familiy: It´s Function and Destiny, New York
    • >Philosophie und Studium<, in: Frankfurter Hefte, Jg. 4, Heft 8
  • 1950
    • > The Lesson of Fascism<, in: Hadley Cantril (Hrsg.), Tension That Cause Wars. Urbana
    • >Politik und Soziales<, in: Staatsanzeiger für das Land Hessen, Beilage Nr. 14 zur Nr. 51, 23.12.1950
  • 1951
    • >Ideologie und Wertgebung<, in: Karl Gustav Specht (Hrsg.), Soziale Forschung in unserer Zeit. Leopols von Wiese zum 75. Geburtstag, Köln und Opladen
    • >Invarianz und Dynamik in der Lehre von der Gesellschaft< in: Kölner Zeitschrift für Soziologie Jg. IV, Heft 2/3
    • >Soziologie an der Universität<, in: Frankfurter Studentenzeitung 1. Jg., Heft 8
  • 1952
    • Zum Begriff der Vernunft, Frankfurter Universitätsreden, Heft 7, Frankfurt am Main
  • 1953
    • >Akademische Freiheit<, in Deutsche Universitätszeitung, 8. Jg., 12.10.1953
    • Gegenwärtige Probleme der Universität, Frankfurter Universitätsreden, Heft 8, Frankfurt am Main
  • 1954
    • >Was heißt Verantwortung?<, in: Deutsche Studentenzeitung, München, Sonderausgabe 6.5.1954
    • >Zur Psychologie des Totalitären<, in: Offene Welt. Mitteilungen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, Nr. 30, März/April 1954
  • 1955
    • >Menschen im Großbetrieb<, in: Arthur Hübscher (Hrsg.), XXXVI. Schopenhauer-Jahrbuch für das Jahr 1955. Frankfurt am Main
  • 1957
    • >Zum Begriff des Menschen heute< in: Klaus Ziegler (Hrsg.), Wesen und Wirklichkeit des Menschen. Festschrift für Helmut Plessner. Göttingen
  • 1958
    • >Die gesellschaftliche Lage der Angestellten<, in: Angestellte heute und morgen. Forum-Gespräch am 18.Mai 1958 in Mühlheim (Ruhr). Schriftenreihe der Industriegewerkschaft Metall, Frankfurt am Main
  • 1959
    • >Erinnerung<, in: Das Recht der Tiere. Organ des Bundes gegen den Missbrauch der Tiere e.V., Starnberg, Heft 1/2
    • >Philosophie als Kulturkritik<, in: Untergang oder Überganng. 1. Internationaler Kulturkritikerkongress in München 1958, München
    • >Soziologie und Philosophie<, in: Alexander Busch (Hrsg.), Soziale und moderne Gesellschaft. Verhandlungen des 14. Deutschen Soziologietages vom 20. bis 24. Mai 1959 in Berlin, Stuttgart
  • 1960
    • >Der Mensch in der Wandlung seit der Jahrhundertwende<, in: Hessische Blätter für Volksbildung, 10.Jg., Heft 1
  • 1961
    • >Die Aktualität Schopenhauers<, in: Arthur Hübscher (Hrsg.), XXXXII.Schopenhauer-Jahrbuch für das Jahr 1961. Frankfurt am Main
    • Über die deutschen Juden, in: Germania Judaica. Kölner Bibliothek zur Geschichte des deutschen Judentums, Schriftenreihe, Heft III, Köln
    • >Über das Vorurteil<, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 116, 20.5.1961
  • 1962
    • Der Bildungsauftrag der Gewerkschaften, (Rede bei der 40-Jahr-Feier der Akademie der Arbeit, Sonderdruck der Akademie der Arbeit, Frankfurt am Main)
    • Max Horkheimer und Theodor W. Adorno: Sociologica II. Reden und Vorträge. Frankfurter Beiträge zur Soziologie, Bd. 10, Frankfurt am Main
    • Um die Freiheit, Frankfurt am Main
  • 1963
    • >Jenseits der Fachwissenschaft. Adorno zum Geburtstag<, in: Frankfurter Rundschau vom 11.9.1963, Nr. 210
    • >New Pattern in Social Relations<, in: International Council of Sport and Physical Education (ICSPE), International Conference on the Occasion of Baron Pierre de Coubertin Centennial Anniversary, UNESCO House Paris, October 28-30, 1963. Unesco Youth Institute Gauting-Munich (Sonderdruck)
    • >Sozialpsychologische Forschungen zum Problem des Autoritarismus, Nationalismus und Antisemitismus<, in: Autoritarismus und Nationalismus - ein deutsches Problem? Politsiche Psychologie. Eine Schriftenreihe, hrsg. von Wanda v. Baeyer-Katte, Gerhard Baumert, Walter Jacobsen, Theodor Scharmann, Heinz Wiesbrock, Bd. 2, Frankfurt am Main
    • >Theismus - Atheismus< in: Max Horkheimer (Hrsg.), Zeugnisse. Theodor W. Adorno zum 60. Geburtstag. Frankfurt am Main
  • 1964
    • >The American Way of Life<, in: Hessische Hochschulwochen für staatswissenschaftliche Fortbildung, 43. Bd.; Bad Homburg, Berlin, Zürich
    • >Einsicht in die Gegenwart. Friedrich Pollock zum 70. Geburtstag<, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.5.1964, Nr. 117
    • >Feudalherr, Kunde, Fachmann. Das Ende des Märchens vom Kunden als König<, in: Die Zeit, 20.11.1964, Nr. 47
  • 1965
    • >Bedrohung der Freiheit<, in: Deutscher Evangelischer Kirchentag köln 1965, Dokumente. Hrsg. im Auftrag des Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags, Stuttgart
  • 1966
    • >Letzte Spur von Theologie - Paul Tillichs Vermächtnis<, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 82, 7.4.1966
    • >Die Zukunft der Ehe<, in: Krise der Ehe?, München
  • 1967
    • >Erinnerung an Paul Tillich< in: Werke und Wirken Paul Tillichs. Ein Gedenkbuch, Stuttgart
    • >Religion und Philosophie<, in: Arthur Hübscher (Hrsg.), XXXXVIII. Schopenhauer-Jahrbuch für das Jahr 1967. Frankfurt am Main
    • >Zur Idee der Seele<, in Hans Jürgen Schultz (Hrsg.), Was weiß man von der Seele? Erforschung und Erfahrung, Stuttgart
    • Zur Kritik der instrumentellen Vernunft. Aus den Vorträgen und Aufzeichnungen seit Kriegsende, hrsg. von Alfred Schmidt, Frankfurt am Main
  • 1968
    • >Die Bezeichnung der Soziologie und der Psychoanalyse aus der Sicht der Soziologie<, in: Jahrbuch der Psychoanalyse, Bd. V, Bern, Stuttgart
    • Kritische Theorie. Eine Dokumentation, hrsg. von Alfred Schmidt, Frankfurt am Main
    • >Märtyrer der Freiheit<, in: Peter Norden (Hrsg.), Das zweite Attentat. Der Mord an Robert Kennedy, München
    • >Der Planet als unsere Heimat<, in: Die Weltwoche, 19.1.1968, Nr. 1784
    • >Psalm 91<, in: Karl heinz Schröter (Hrsg.), Mein Psalm, Berlin
    • >War Marx ein schlechter Prophet? Zu seinem 150. Geburtstag<, in: Süddeutsche Zeitung Nr. 108,4./5.5.1968
    • >Zur Kritik der gegenwärtigen Gesellschaft<, in: Hermann Glaser, Karl Heinz Stahl (Hrsg.): Opposition in der Bundesrepublik. Ein Tagungsbericht, Freiburg
  • 1969
    • Max Horkheimer und Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente (1944/47) (Neuauflage), Frankfurt am Main
    • >Dialog über den Dialog<, in: Kontext, Bd. 5, hrsg. von Hans Jürgen Schultz
    • >Die Funktion der Theologie in der Gesellschaft. Ein Gespräch<, in: Paul Neuenzeit (Hrsg.), Die Funktion der Theologie in Kirche und Gesellschaft, München
    • >Ein Genie unserer Zeit< (Gespräch über Theodor W. Adorno), in: Die Weltwoche, Nr. 1866 vom 15.8.1969
    • >Ein großer Geist der Zeit des Übergangs. Professor Max Horkheimer zum Tode von Professor Theodor W. Adorno<, in: Jüdischer Pressedienst, Nr. 7, Juli/August 1969
    • >Himmel, Ewigkeit und Schönheit< (Interview zum Tode Adornos), in: Der Spielgel, Nr. 33, 11.8.1969
    • >Über den Zweifel<, in: Piblik, Nr. 5, 31.1.1969
    • >Zur Produktivität des Zweifels<, in: Gerhard Rein (Hrsg.), Dialog mit dem Zweifel
  • 1970
    • >Radikalsimus<, in: Hans Jürgen Schultz (Hrsg.), Politik für Nichtpolitiker. Ein ABC zur aktuellen Diskussion, Stuttgart, 2.Bd.
    • Die Sehnsucht nach dem ganz Anderen. Ein Interview mit Kommentar von Helmut Gumnior, Hamburg
    • Traditionelle und kritische Theorie. Vier Aufsätze, Frankfurt am Main
    • Vernunft und Selbsterhaltung, Frankfurt am Main
    • Verwaltete Welt. Gespräch zwischen Prof. Dr. Max Horkheimer und Otmar Hersche, Zürich
    • >Die verwaltete Welt kennt keine Liebe. Max Horkheimer über den Verlust des Absoluten und seine Folgen. Ein Presse-Gespräch mit Janko Musolin zum 75. Geburtstag des Denkers<, in: Die Presse, Wien, 14./15.2.1970
    • > >>Was wir "Sinn" nennen, wird verschwinden<<. Spiegel-Gespräch mit dem Philosophen Max Horkheimer<, in: Der Spiegel, Nr. 1/2, 5.1.1970
  • 1971
    • Anfänge der bürgerlichen Geschichtsphilosophie. Hegel und das Problem der Metaphysik. Montaigne und die Funktion der Skepsis. Mit einer Einleitung von Alfed Schmidt, Frankfurt am Main
    • >Bemerkungen zur Liberalisierung der Religion<, Nachschrift eines Vortrages, bearbeitet von Norbert Leser und Alfred Schmidt, in: Oskar Schatz (Hrsg.): Hat die Religion Zukunft?, Graz, Wien, Köln
    • Neues Denken über Revolution<, in: Gerhard Rein, Warum ich mich geändert habe, Stuttgart
    • >Pessimismus heute<, in: Arthur Hübscher (Hrsg.), LII. Schopenhauer-Jahrbuch für das Jahr 1971 Frankfurt am Main
    • >Die Zeitgemäßheit der Philosophie Schopenhauers<, in: Neue Zürcher Zeitung, 21.3,1971, Nr. 133
    • >Zur Zukunft der kritischen Theorie. Gespräch mit Max Horkheimer im Schweizer Hof in Zürich<, in: Claus Grossner: Verfall der Philosophie. Politik deutscher Philosophen, Reinbek bei Hamburg
  • 1972
    • Gesellschaft im Übergang. Reden und Vorträge 1942-1970, hrsg. von Werner Brede, Frankfurt am Main
    • Sozialphilosophische Studien. Reden und Vorträge 1942-1972. Mit einem Anhang über Universität und Studium, hrsg. von Werner Brede, Frankfurt am Main
    • >Zum Begriff des Geistes und der Verantwortung des Geistes. Ein Gespräch von Chefredakteur Otmar Hersche mit Professor Dr. Max Horkheimer<, in: Vaterland, Luzern
  • 1973
    • > >>Es geht um die Moral der Deutschen.<< Professor Horkheimer über die Zukunftsgesellschaft. Spiegel-Gespräch<, in: Der Spiegel, Nr. 29, 16.7.1973

posthume Veröffentlichungen[Bearbeiten]

  • 1974
    • Aus der Pubertät. Novellen und Tagebuchblätter, hrsg. von Alfred Schmidt, München
    • >Dokumente - Stationen. Ein Gespräch (aus dem Jahre 1969) zwischen Otmar Hersche und dem Sozialphilosophen Max Horkheimer, der am 7. Juli 1973 gestorben ist<, in: Vaterland, Luzern Nr. 142, 22.6.1974
    • Die gesellschaftliche Funktion der Philosophie. Ausgewählte Essays, Frankfurt am Main
    • Notizen 1950 bis 1969 und Dämmerung, Notizen in Deutschland, hrsg. von Werner Brede, Einleitung von Alfred Schmidt, Frankfurt am Main
    • >Die Situation des jungen Menschen heute<, in: Notwendige Bücher. Heinrich Wild zum 65. Geburtstag, München
  • 1976
    • >Das Schlimme erwarten und doch das Gute versuchen. Ein Gespräch mit Professor Dr. Max Horkkeimer<, in: Dienstgespräche mit Zeitgenossen, Stuttgart
  • 1981
    • Horkheimer, Pollock, Neumann, Kirchheimer, Gurland, Marcuse: Wirtschaft, Recht und Staat im Nationalsozialismus. Analysen des Instituts für Sozialforschung 1939-1942. Hrsg. von Helmut Dubiel und Alfons Söllner, Frankfurt am Main
  • 1984
    • >Vertrauen auf Geschichte<, in: Neue Rundschau, Heft 1/2
  • 1985
    • Gesammelte Schriften, hrsg. von Alfred Schmidt und Gunzelin Schmid Noerr, Frankfurt am Main
      1. Aus der Pubertät. Novellen und Tagebuchblätter 1914-1918. 1988
      2. Philosophische Frühschriften 1922-1932. 1987
      3. Schriften 1931-1936. 1988
      4. Schriften 1936-1941. 1988
      5. Dialektik der Aufklärung und Schriften 1940-1950. 1987
      6. Kritik der insrumentellen Vernunft und Notizen 1949-1969. 1991
      7. Vorträge und Aufzeichungen 1949-1973; 1/3. Philosophisches, Würdigungen, Gespräche. 1985
      8. Vorträge und Aufzeichungen 1949-1973; 4/5. Soziologisches, Universität und Studium. 1985
      9. Nachgelassene Schriften 1914-1931; 1. Vorlesung über die Geschichte der neueren Philosophie. 1987
      10. Nachgelassene Schriften 1914-1931; 2/3. Vorlesung über die Geschichte der deutschen idealistischen Philosophie. Einführung in die Philosophie der Gegenwart. 1990
      11. Nachgelassene Schriften 1914-1931; 4/7. Aufzeichungen und Vorträge, Notizen, Poetische Versuche, Diskussionsprotokoll. 1987
      12. Nachgelassene Schriften 1931-1949; 1/5. Vorträge und Aufsätze, Memoranden. Aufzeichnungen und Entwürfe, Poetische Versuche, Diskussionsprotokolle. 1985
      13. Nachgelassene Schriften 1949-1972; 1/4. Vorträge und Ansprachen, Gespräche, Würdigungen, Vorlesungsnachschrifte. 1989
      14. Nachgelassene Schriften 1949-19725. Notizen. 1988
      15. Briefwechsel: 1913-1936. 1995
      16. Briefwechsel: 1937-1940. 1995
      17. Briefwechsel: 1941-1948. 1995
      18. Briefwechsel: 1949-1973. 1996
      19. Nachträche, Verzeichnisse und Register / hrsg. von Gunzelin Schmidt Noerr. 1996
    • >Kampf und Gewaltlosigkeit<, in: Links. Sozialistische Zeitung, Nr. 186, September 1985
    • >Physiognomik< in: Klaus Dieter Lehmann (Hrsg.), Bibliotheca Publica Francofurtensis. Fünfhundert Jahre Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main 1984, Frankfurt am Main
    • >Religionspsychologie<, in: Links. Sozialistische Zeitung, Nr. 186, September 1985
    • >Über Lenins Materialismus und Empiriokritizismus<, in: Neue Rundschau, Heft 3/4

Das Werk in Themen und Thesen[Bearbeiten]

Die traditionelle und kritische Theorie[Bearbeiten]

  • Traditionelle Theorie

Den Wissenschaften liegt seit dem 17. Jahrhundert ein Begriff der Theorie zugrunde, den Horkheimer als den "traditionellen" bezeichnet und der in vielen seinen Eigenschaften das Gegenteil der Kritischen Theorie darstellt. Dieser traditionelle Begriff bestehe darin, dass die Prinzipien und die von ihnen abgeleiteten Sätze der Wissenschaft mit tatsächlichen Ereignissen zusammenstimmen. Die nach diesem Theoriebegriff operierenden Forscher beginnen bei den einfachsten und am leichtesten zu erkennenden Gegenständen, um nach und nach bis zur Erkenntnis der am meisten zusammengesetzten aufzusteigen. Auf diese Weise erschließt sich die Ordnung der Welt in einem deduktiven gedanklichen Zusammenhang.

  • Kritische Theorie

Die Bezeichnung der Frankfurter Schule als Kritische Theorie entstammt dem programmatischen Aufsatz Traditionelle und kritische Theorie. Seine kritische Theorie versteht sich selbst als eine Form des gesellschaftlichen Verhaltens und ist sich ihrer Genese und Aufgabe bewusst. Ihre spezifische Funktion beruht darauf, die in der bestehenden Gesellschaft herrschenden Regeln - die Trennung zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Individualismus und Gesellschaft, die Arbeitsteilung, den Gegensatz zwischen der im Individuum angelegten Spontanität, Zielbewusstheit, Vernünftigkeit und den für die Gesellschaft grundlegenden Beziehungen des Arbeitsprozesses - als etwas Unnatürliches und Vorübergehendes zu erkennen und die Vorbereitungen zu treffen, sie in der Zukunft aufzuheben. Sie sei darauf gerichtet, Missstände abzusstellen, aber sie sei sich dessen bewusst, dass Übelstände mit der ganzen Struktur der bestehenden Gesellschaft verknüpft sind und dass es deswegen wenig Sinn habe, theoretisch wie auch praktisch nur einzelne negative Phänomene zu begreifen und zu entfernen. Sie wolle und müsse die Gesellschaft als Ganzes begreifen, weil sie die Veränderung des Ganzen zum Ziel habe und auf Emanzipation der ganzen Gesellschaft gerichtet sei.
Die kritische Theorie ist sich auch dessen bewusst, dass es ein absolutes Subjekt der Erkenntnis nicht gibt, und dass in der gesellschaftlichen Reflexion Subjekt und Objekt noch nicht identisch sind; ihre Identiät wird als dialektischer Prozess begriffen, der erst in der Zukunft zustandekommt.
Hauptbeobachtungsfelder sind die Ökonomie, die Entwicklung des Individuums und die Kultur. Die kritisch betrachtete Gesellschaft wird nicht nur als eine Gesamtheit von Menschen in einer bestimmten Zeit aufgefasst, sondern vielmehr als Verhältnisse, die dem Einzelnen übermächtig gegenüberstehen und Charakter und Handlungsmöglichkeiten der Menschen in weitaus stärkerem Maße formen als diese zur Bindung der Gesellschaft beitragen können.

Dialektik der Aufklärung[Bearbeiten]

1944 wurde das gemeinsame Werk von Adorno und Horkheimer, Die Dialektik der Aufklärung, welches als Hauptwerk der Kritischen Theorie gilt, erstmals veröffentlicht. Die Dialektik enthält einige Motive, die für das Ganze entscheidene Bedeutung haben.

  • Die Aufklärung

Für die Aufklärung wird hier nicht der traditionell bestimmte historische Sinn verstanden, der allgemein gebraucht wird. Horkheimer benutzt ihn als Bezeichnung für die "Entzauberung der Welt", ein Terminus von Webers Essay Wissenschaft als Beruf. Für Horkheimer gehört die Entmythologisierung zum Kanon der Aufklärung, die Säuberung der Welt von Magie und Antisemitismus ist bei ihm die Grundlage der aufklärerischen Tendenz. Der Mensch müsse sich stets mit der Natur auseinandersetzen und ihr seine Existenz abtrotzen.

  • Die Natur

Die Natur sei nicht bloß das Rohmaterial der menschlichen Geschichte, das dem Menschen zur freien Verfügung stehe, sondern auch die Grundlage für die Selbstbehauptung des Menschen und für die ausgebildete Rationalität, die sich über den Warentausch innerhalb der Gesellschaft verwirkliche. Wer die Natur verleugne setze sich Gefahren aus, die seine Existenz bedrohten, denn die Natur rächt ihre Misshandlung. Die Unterwerfung der Natur durch die moderne Technik präge nicht nur das Wesen des Verhältnisses der Menschen zu ihrer natürlichen Umgebung, sondern auch den Charakter der zwischenmenschlichen Verhältnisse.

  • Instrumentelle Vernunft

Die instrumentelle Vernunft ist ein Produkt des Verhältnisses von Mensch und Natur. Die moderne Idee, alles mit Vernunft lösen zu können, verkehrt sich in ihr Gegenteil. Die instrumentelle Vernunft bringt viel Grauen hervor. Sie ist in der Moderne ein universelles Prinzip, das eine systematische Steigerung der Kontrolle über die Natur, über das Subjekt und über die sozialen Verhältnisse ermöglicht.

  • Kritik der Kulturindustrie

Kulturindustrie ist die kommerzielle Vermarktung von Natur - jener Industriezweig, der sich gezielt mit der Herstellung von Kultur beschäftigt. Den beiden Autoren zufolge raubt industriell hergestellte Kultur dem Menschen die Phantasie und übernimmt folglich das Nachdenken für ihn. Dem Menschen kommt nur noch die Aufgabe des Konsumenten zu. Mittels der Massenproduktion wird alles gleichartig, der Unterschied liegt höchstens im kleinen Detail. Alles wird in ein Schema gepresst, es ist erwünscht, die reale Welt so gut als möglich zu imitieren. Ziel der Kulturindustrie ist ökonomischer Art.

  • Antisemitismus und faschistische Propaganda

In diesem Kapitel wird versucht, die judenfeindliche Tendenz und den virulenten Antisemitismus des totalitären Regimes zu erklären. Der Schwerpunkt der Betrachtung liegt auf faschistischer Propaganda in den USA. Die Autoren gehen von der Prämisse aus, dass der Judenhass nur wenig mit seinem vermeintlichen Objekt, d.h. den Juden, zu tun habe, vielmehr dagegen mit Misserfolg, Fiaskos und Verdrängung der Hassenden.
Ziel der Propaganda ist es, Menschen für sich zu gewinnen, wobei das Hauptaugenmerk auf der Stimulation von Mechanismen des Unterbewusstseins liegt. Der Redner spricht nicht aus hervorgehobener Position, er spricht als "einer von ihnen". Er spricht nicht von abstrakten Dingen, er erzählt natürliche Situationen und stellt sich selbst als Überbringer der Nachricht dar. Dadurch wird die Zusammenhörigkeit zwischen ihm und den Zuhörern gestärkt. Der Redner versucht ein möglichst klares und einheitliches Bild vom Feind zu schaffen. Immer wieder fallen gezielte Schlagworte, die durch die ständige Wiederholung im Unterbewusstsein hängen bleiben und einen hohen Erinnerungswert aufweisen. Der Redner verwendet Klischees, und durch die Schlagworte verankern sich diese Klisches bei der Zuhörerschaft. Weiters werden Dinge nur angeschnitten oder angedeutet, nie jedoch komplett enthüllt. Dadurch bekommen die Zuhörer das Gefühl zur eingeweihten In-Group zu gehören, weil sie die unklaren Äußerungen verstehen und wissen, was gemeint ist. Horkheimer und Adorno führen an, dass der wohl wichtigste Teil des Rituals die Inszenierung, die Show ist. Ein Ritual, wie oben beschrieben, kann sexuelle Befriedigung liefern, sie kann symbolisch für eine Opferdarbietung stehen. Die Darlegung der vom Redner hervorgerufenen "Realität" kommt der Tötung eines Opfers gleich. Daraufhin entsteht der Wunsch, nicht nur symbolisch, sondern real den Feind zu opfern.

Rezeption und Wirkung[Bearbeiten]


  • Das Institut für Sozialforschung:

Die Idee von Felix Weil, Initiator und Motor des Intellektuellenkreises in Frankfurt, war es, ein Institut zu gründen, das vor allem die Geschichte und Theorie der Arbeiterbewegung, die Wechselwirkung zwischen den wirtschaftlichen und kulturellen Lebensbereichen der Gesellschaft, sowie die Entwicklungstendenzen der modernen Gesellschaft selbst untersuchen sollte. In einer Satzung wurde festgelegt, dass der jeweilige Institutsleiter gleichzeitig Ordinarius an der Frankfurter Universität sein müsse; damit war die Bindung zur Universität wie auch die finanzielle Unabhängigkeit des Direktors von der Gesellschaft und dem Beirat gewährleistet. 1924 wurde der Austromarxist Carl Grünberger, der bis dahin ordentlicher Professor für Rechts- und Staatswissenschaften an der Universität Wien war, erster Professor des Instituts. Unter seiner Leitung stand die Nationalökonomie im Zentrum vieler intensiver Forschungen, und außerdem genoß die Geschichte der Arbeiterbewegung hohes Ansehen. Die Anziehungskraft, die das Institut in den zwanziger Jahren auf Studenten und Dozenten in ganz Europa ausübte, hatte mehrere Gründe. Es war das erste wissenschaftliche Institut Westeuropas, das sich mit dem Marxismus beschäftigte, und es war im Gegensatz zu den sozialwissenschaftlichen Fakultäten der Universität kein Ausbildungszentrum sozialer Funktionäre. 1930 wurde Horkheimer ordentlicher Professor und Direktor des Instituts. Horkeheimer setzte andere Schwerpunkte als Grünberg. Von vornherein dachte er an planvolle Gemeinschaftsarbeiten von Philosophen, Soziologen, Nationalökonomen, Historikern und Psychologen. Das Kernteam des Institus bestand aus Herbert Marcuse, Leo Löwenthal, Friedrich Pollock und Erich Fromm, später trat auch Jürgen Habermas bei. Schon im ersten Jahr seines Direktorats wurde Horkheimer mit der Gefahr der Machtübernahme von seiten des Nationalsozialismus konfrontiert. 1933 wurde das Institut geschlossen und während der Bombardierung im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört. Glücklicherweise erkannte Horkheimer schon früh die heraufziehende Gefahr und bereitete die Emigration des Instites vor. Über Genf und Paris gelang das Institut schließlich nach New York. Im November 1951 wurde das Institut, wieder unter der Leitung Horkheimers, in Frankfurt wieder neu eröffnet. Das Institut wird seit 2001 von dem Habermas Schüler Axel Honneth geleitet. Bis heute wird der Schwerpunkt der Projekte auf die Analyse von "Paradoxien der kapitalistischen Modernisierung" gerichtet. Das Forschungsprogramm ist unterteilt in die Bereiche

  • Strukturwandel der normativen Integration in kapitalistischen Gesellschaften
  • Kapitalistische Rationalisierung und Arbeit
  • Familialer Wandel und veränderte Sozialisationsbedingungen
  • Entbürokratisierung des Sozialstaates und politsche Demokratie
  • Kulturindustrie und elektronische Medien


  • Zeitschrift für Sozialforschung

Ab 1932 veröffentlichte das Institut die Zeitschrift für Sozialforschung, die das Archiv ablöste. Die Zeitschrift wurde zum wichtigsten Diskussions- und Publikationsforum in den europäischen Sozialwissenschaften. Der erste Jahrgang erschien in Leipzig, nach Hitlers Machtergreifung wurde sie weiterhin in deutscher Sprache in Paris publiziert, und die zwei letzten Jahrgänge (1940-1941) erschienen in englischer Sprache in Nex York. Die Zeitschrift wurde von einer Gruppe, die miteinander arbeitete, herausgegeben. Vor dem Druck wurden die einzelnen Aufsätze von den Institutsmitgliedern diskutiert - auf diese Weise wurde sie zu einer Kollektivarbeit, ohne seinen individuellen Charakter zu verlieren. Löwenthal war Redakteur, Horkheimer hatte jedoch das letzte Wort.


  • Frankfurter Schule - Kritische Theorie

Horkheimer und Adorno gründeten die Frankurter Schule, die auch Kritische Theorie genannt wird. Es handelt sich hierbei um eine neomarixistische, dialektische Theorie. Die Bezeichnung "kritische Theorie" gründet auf Horkheimers Aufsatz Traditionelle und Kritische Theorie vom Jahre 1937. Erforscht werden die ökonomische Basis der Gesellschaft, die psychische Entwicklung des Individuums und der kulturelle Bereich. Hauptwerk der Frankfurter Schule ist das von Horkheimer und Adorno gemeinsam verfasste Werk Dialektik der Aufklärung aus dem Jahre 1947.

Grundzüge der Frankfurter Schule:

  • die Denktradition von Marx und Hegel wird vertreten
  • die Dialektik wird hoch geschätzt
  • Verbindung von marxistischen und psychoanalytischen Gedanken
  • Kritische Betrachtung der Gesellschaft
  • Philosophie hat eine praktische Bedeutung
  • Erwartung (oder Hoffnung), dass in Zukunft bessere gesellschaftliche Verhältnisse existieren werden


Die aufklärerische Rolle der Vernunft, so die Grundaussage der Kritischen Theorie, sei in der modernen Welt zu einer instrumentellen Vernunft verkommen. Weiters würden die Menschen zu Vollzugsorganen und Objekten einer wissenschaftlich - technischen Naturbeherrschung und einer zunehmend bürokratisierten Welt. Grund dafür ist der zunehmende Verlust der Individualität. Neben Horkheimer und Adorno waren Walter Benjamin, Erich Fromm, Jürgen Habermas, Leo Löwenthal, Herbert Marcuse und Friedrich Pollock Vertreter der Frankfurter Schule.


  • Alfred Schmidt

Als Horkheimers Assistent, als Herausgeber der Dämmerung, der Notizen, von Hokheimers Aufsätzen aus der Zeitschrift für Sozialforschung, der Eclipse of Reason, welche er ins Deutsche übersetzte, der Wiederauflage der Zeitschrift für Sozialforschung und als Mitherausgeber der Gesammelten Schriften hat Schmidt wohl am meisten dazu beigetragen, dass Horkheimers Lehre einen bleibenden Einfluss auf die Weiterentwicklung seiner Theorie ausgeübt hat. In zahlreichen Büchern und Aufsätzen über die Kritische Theorie und ihre Geschichte, über Feuerbach, Schopenhauer, den Marxismus, Heidegger, Marcuse u.a untersucht er Probleme der Theorie-Praxis-Relation, der Idealismus-Materialismus-Kontroverse, des Einflusses des Marxismus und Schopenhauers auf die Kritische Theorie, die Bedeutung der Natur und der Geschichte für die Gesellschaft und die Theorie der Gesellschaftsentwicklung.


  • Jürgen Habermas

Habermas, heute der berühmteste deutsche Sozialphilosoph, ist der hervorragendste Vertreter der Kritischen Theorie.
In etwa 40 Büchern entwickelte Habermas die Schlüsselprinzipien und -kategorien der Kritischen Theorie. In seinem Hauptwerk, Theorie des kommunikativen Handelns, entfaltete er eine Gesellschaftstheorie des kommunikativen Handelns, die im Grunde genommen ein Versuch ist, den Horkheimer und Adorno in der Dialektik der Aufklärung dargestellten Prozess der Selbstzerstörung der menschlichen Vernunft und der katastrophalen Widersprüche der Zivilisation, die zu einer pessimistischen Zukunftsprognose führen, durch eine andere Interpretation und ein theoretisches Modell zu ersetzen, die die Aporien der älteren Kritischen Theorie auflösen. Im Gegenzug zur Kritischen Theorie von Horkheimer entwickelt Habermas seine eigene Gesellschaftstheorie als Grundlegung einer Theorie des kommunikativen und zwanglosen Handelns. Seine Theorie ist als Fortführung einer durch die Kritische Theorie eröffneten Fragestellung zu betrachten, die in der sich verändernden gesellschaftlichen und politischen Situation des Wohlfahrtsstaates eine neue theoretische Kritik verlangt. Habermas bietet einen wesentlich optimistischeren Ausblick auf die Zukunft als die alte Kritische Theorie.

Literatur[Bearbeiten]

  • Rosen, Zvi (1995):
  • "Max Horkheimer"
    München
  • Maór, Maimon (1981):
    "Köpfe des XX Jahrhunderts. Max Horkheimer"
    Berlin
  • Gumnior, Helmut/ Ringguth, Rudolf (1973):
    Max Horkheimer. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten"
    Reinbek bei Hamburg

Internetquellen[Bearbeiten]

Podcast-Tipp[Bearbeiten]