Soziologische Klassiker/ Berger, Peter

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Biographie in Daten[Bearbeiten]

Berger Peter Ludwig

  • geboren am 17. März 1929 in Wien


  • seit 1946 lebt er in den USA, wo er Soziologie und Philosophie studierte (Wagner-College und New School for Social Research in New York).
  • 1949: er graduiert am Wagner College zum Bachelor of Art, anschließend studierte er an der New School for Social Research in New York
  • 1950: Abschluss des Studiums mit M.A. und 1952 mit Ph.D. (für Soziologie)
  • 1955 - 1956: Arbeit an der Evangelischen Akademie Bad Boll
  • 1956 - 1958: Lehre und Forschung als Assistenzprofessor an der University of North Carolina
  • 1958 - 1963: Arbeit am Hartford Theological Seminary, darauf Professuren an der New School for Social Research in New York, der Rutgers University (New Brunswick, NJ) und dem Boston College, außerdem Associate Professor für Sozialethik am Hartford Theological Seminary.
  • 1981: Berger wird Professor für Soziologie und Theologie an der Boston University
  • seit 1985: Direktor des Institute for the Study of Economic Culture (heute: Institute on Culture, Religion and World Affairs)

'''Auszeichnungen:'''

  • 1992: Auszeichnung mit dem Manès Sperber Preis in Wien


Theoriegeschichtlicher Kontext[Bearbeiten]

Bergers Betonung der Wichtigkeit der Sprache als "das wichtigste Zeichensystem der menschlichen Gesellschaft", ist Hegel's Auffassung vom Geist ähnlich.

Berger war, wie Thomas Luckmann, Schüler von Alfred Schütz, welcher deren spätere Arbeiten stark beeinflusste. Berger hat sich beispielsweise in Anlehnung an die Phänomenologie von Alfred Schütz, sehr um die Entfaltung einer gegenwartsnahen Soziologie bemüht.

Weiters beeinflusst wurde er von:

  • Max Weber hinsichtlich des subjektiv gemeinten Sinnes
  • George Herbert Mead hinsichtlich der Identitätsbildung und
  • Arnold Gehlen hinsichtlich der Institutionslehre.


Werke[Bearbeiten]

  • Invitation to Sociology: A Humanistic Perspective (dt.: Einladung zur Soziologie). 1963
  • Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie (zusammen mit Thomas Luckmann). 1966
  • Sociology - A Biographical Approach (zusammen mit seiner Frau Brigitte Berger). (dt.: Individuum & Co.). 1972
  • The Homeless Mind. Modernization and Consciousness (zusammen mit B. Berger und H.Kellner). (dt.: Das Unbehagen in der Modernität). 1973
  • Wir und die Gesellschaft. 1976
  • Sociology Reinterpreted (zusammen mit H.Kellner) (dt.: Für eine neue Soziologie). 1981
  • The War over the Family (zusammen mit B. Berger) (dt.: In Verteidigung der bürgerlichen Familie). 1983
  • Redeeming Laughter: The Comic Dimension of Human Experience. 1997

Werke zur Religionssoziologie

  • The Sacred Canopy: Elements of a Sociological Theory of Religion (dt.: Zur Dialektik von Religion und Gesellschaft). 1967
  • A Rumor of Angels: Modern Society and the Rediscovery of the Supernatural (dt.: Auf den Spuren der Engel). 1970
  • Heretical Imperative: Contemporary Possibilities of Religious Affirmation. (dt.: Der Zwang zur Häresie). 1979
  • Other Side of God. 1981
  • A Far Glory: The Quest for Faith in an Age of Credibility. 1992
  • The Desecularization of the World: Resurgent Religion and World Politics. 1999
  • Sehnsucht nach Sinn. Glauben in einer Zeit der Leichtgläubigkeit. 1999
  • Peter Berger and the Study of Religion. 2001
  • Questions of Faith: A Skeptical Affirmation of Christianity. 2003

Werke zur Theorie des Kapitalismus

  • Many Globalizations: Cultural Diversity in the Contemporary World (zusammen mit Samuel P. Huntington). 1974
  • Pyramids of Sacrifice: Political Ethics and Social Change (dt.: Die Welt der Reichen, die Welt der Armen). 1974
  • The Capitalist Spirit: Toward a Religious Ethic of Wealth Creation. 1990
  • The Capitalist Revolution (dt.: Die kapitalistische Revolution). 1982
  • The Limits of Social Cohesion: Conflict and Mediation in Pluralist Societies : A Report of the Bertelsmann Foundation to the Club of Rome


Das Werk in Themen und Thesen[Bearbeiten]

Berger ist bekannt für seine Meinung, dass soziale Wirklichkeit eine Form des Bewußtseins ist. Zentral in seinem Werk ist die Beziehung zwischen Gesellschaft und Individuum. In Bergers Werk die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, welches er gemeinsam mit Luckmann verfasste, entwickeln die beiden eine soziologische Theorie von "Gesellschaft als subjektive Realität und als objektive Realität". Ihre Analyse der Gesellschaft als subjektive Realität beschreibt den Prozess, in welchem die Auffassung der Realität vom Individuum und dessen Interaktion mit den Sozialstrukturen produziert wird. Sie schreiben darüber, wie neue menschliche Konzepte oder Erfindungen ein Teil unserer Realität werden und bezeichnen diesen Vorgang dals "reification" (= übersetzt Vergegenständlichung/Verdinglichung). Die objektive Wirklichkeit konstituiert sich vor allem daraus, dass sie intersubjektiv geteilt wird. Mit dieser Akzeptanz und dem gemeinsamen Wissensvorrat kann man schließlich von einer objektiven Realität sprechen. Wirklichkeit wird definiert als die Qualität von Phänomenen, ist ungeachtet unseres Wollens vorhanden. Wissen wird definiert als die Gewissheit, dass Phänomene wirklich sind und bestimmte Eigenschaften haben. Im ersten Teil des Buches geht es um die Grundlagen des Wissens in der Alltagswelt u.a. wird die These „Die Alltagswelt ist strukturiert durch eine bestimmte Wirklichkeitsordnung“ behandelt. Der zweite Teil befasst sich mit der Gesellschaft als objektive Wirklichkeit und der dritte Teil widmet sich dem Thema Gesellschaft als subjektive Wirklichkeit. Eine der zentralen Thesen dabei ist Bedeutung der Sprache für die Konstruktion der Wirklichkeit. Sprache und Wirklichkeit decken sich. Damit existiert nur, was auch sprachlich gefasst werden kann da im umgekehrten Sinne die Sprache zur Vermittlung von Wirklichkeit verwendet wird.

Das zentrale Arbeits- und Forschungsfeld Bergers ist die Religionssoziologie. Seine Zugang zu dieser kennzeichnet sich nicht durch eine religiöse Unmusikalität,wie dies z.B. Max Weber von sich sagt, sondern Berger beschreibt seinen Zugang zur Religion durchaus auch auf sehr persönliche Weise.

Auch Bergers Beiträge zur Familiensoziologie waren äußerst fruchtbar, insbesondere deshalb, weil sie einseitige Orientierungen bei der Frage nach höheren Geburtenraten aufbrochen haben.

Bekannt wurde Berger u.a. auch durch sein gemeinsam mit Brigitte Berger (Long Island University) und Hansfried Kellner (TH Darmstadt) publiziertes Werk "Das Unbehagen in der Modernität" (engl. The Homeless Mind" Modernization and Consciousness), in welchem wissenssoziologisch bereits im Jahre 1973 die "Globalisierungsdebatte" und die Debatte um die "Wissensgesellschaft" vorweggenommen wurde. Sowohl in Bergers "Invitation to Sociology" (dt. Einladung zur Soziologie) als auch in dem 1981 gleichfalls mit Hansfried Kellner publizierten Buch "Sociology Reinterpreted; An Essay on Method and Vocation" (dt. "Für eine neue Soziologie" 1984) wird eine an Max Weber orientierte wissenssoziologische Sicht der Soziologie vorgestellt.

Im Jahr 2000 erhielt Berger den Ludwig Wittgenstein-Preis der Österreichischen Forschungsgemeinschaft.


Rezeption und Wirkung[Bearbeiten]

Viele der einflußreiche Figuren im Feld der Religionssoziolgie von heute wurden durch Bergers Wirken geformt, so auch sein Kollege Robert Hefner von der Boston University, ehemalige Kursteilnehmer Michael Plekhon und Nancy Ammerman, sowie Christopher Marsh, Direktor des J.M. Dawson Institute of Church-State Studies an der Baylor University.

Berger ist Doktor "honoris causa" der Universitäten Loyola, München, Notre Dame, Genua und des Wagner College und außerdem Ehrenmitglied vieler wissenschaftlicher Organisationen.


Literatur[Bearbeiten]

  • Berger, Peter / Luckmann, Thomas (1980):
    "Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit"
    Frankfurt
  • Hillmann, Karl-Heinz (1994):
    "Wörterbuch der Soziologie"
    Stuttgart
  • Treibel, Anette (1993):
    "Einführung in die soziologische Theorie der Gegenwart"
  • Weiß, Johannes (2007):
    "Familie, Ehe und Kinder. in: Allgemeine Soziologie II. Vorlesung an der Universität Salzburg"
    Salzburg
  • Weiß, Johannes (2007):
    "Zum alten und neuen Zentralproblem: fortschreitende Säkularisierung oder „Wiederkehr der Götter“. in: Religionssoziologie. Vorlesung an der Universität Salzburg"
    Salzburg


Internetquellen[Bearbeiten]