A Poem a Day/ 1. September: Der Zauberlehrling (Johann Wolfgang von Goethe)
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Der Zauberlehrling Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
[Bearbeiten]- Hat der alte Hexenmeister
- sich doch einmal wegbegeben!
- Und nun sollen seine Geister
- auch nach meinem Willen leben.
- Seine Wort’ und Werke
- merkt ich und den Brauch,
- und mit Geistesstärke
- tu ich Wunder auch
- Walle! walle - manche Strecke,
- daß, zum Zwecke, - Wasser fließe
- und mit reichem, vollem Schwalle
- zu dem Bade sich ergieße.
- Und nun komm, du alter Besen!
- Nimm die schlechten Lumpenhüllen;
- bist schon lange Knecht gewesen;
- nun erfülle meinen Willen!
- Auf zwei Beinen stehe,
- oben sei ein Kopf,
- eile nun und gehe
- mit dem Wassertopf!
- Walle! walle - manche Strecke,
- daß, zum Zwecke, - Wasser fließe
- und mit reichem, vollem Schwalle
- zu dem Bade sich ergieße.
- Seht, er läuft zum Ufer nieder,
- wahrlich! ist schon an dem Flusse,
- und mit Blitzesschnelle wieder
- ist er hier mit raschem Gusse.
- Schon zum zweiten Male!
- Wie das Becken schwillt!
- Wie sich jede Schale
- voll mit Wasser füllt!
- Stehe! stehe! - Denn wir haben
- deiner Gaben - vollgemessen!
- Ach, ich merk es! - Wehe! wehe!
- Hab ich doch das Wort vergessen!
- Ach, das Wort, worauf am Ende
- er das wird, was er gewesen!
- Ach, er läuft und bringt behende!
- Wärst du doch der alte Besen!
- Immer neue Güsse
- bringt er schnell herein,
- ach! und hundert Flüsse
- stürzen auf mich ein.
- Nein, nicht länger - kann ichs lassen;
- will ihn fassen. - Das ist Tücke!
- Ach! nun wird mir immer bänger!
- Welche Miene! welche Blicke!
- O du Ausgeburt der Hölle!
- Soll das ganze Haus ersaufen?
- Seh ich über jede Schwelle
- doch schon Wasserströme laufen.
- Ein verruchter Besen,
- der nicht hören will!
- Stock, der du gewesen,
- steh doch wieder still!
- Willsts am Ende gar nicht lassen?
- Will dich fassen, - will dich halten
- und das alte Holz behende
- mit dem scharfen Beile spalten.
- Seht, da kommt er schleppend wieder!
- Wie ich mich nur auf dich werfe,
- gleich, o Kobold, liegst du nieder;
- krachend trifft die glatte Schärfe.
- Wahrlich! brav getroffen!
- Seht, er ist entzwei!
- Und nun kann ich hoffen,
- und ich atme frei!
- Wehe! wehe! - Beide Teile
- stehn in Eile - schon als Knechte
- völlig fertig in die Höhe!
- Helft mir, ach, ihr hohen Mächte!
- Und sie laufen! Naß und nässer
- wirds im Saal und auf den Stufen.
- Welch entsetzliches Gewässer!
- Herr und Meister! hör mich rufen! -
- Ach, da kommt der Meister!
- Herr, die Not ist groß!
- Die ich rief, die Geister
- werd ich nun nicht los.
- “In die Ecke, - Besen! Besen!
- Seids gewesen. - Denn als Geister
- ruft euch nur, zu diesem Zwecke,
- erst hervor der alte Meister.”
Vielleicht gelingt es nicht, das Gedicht an einem Tag zu lernen, aber es ist ein schönes Vortragsstückchen um einen langweiligen trüben Herbstabend spannend zu gestalten.
Vortrag
[Bearbeiten]Ein Gedicht will vorgetragen werden. Wie so etwas geschehen kann, dazu kann man sich einmal die Regieanweisungen zu diesem Gedicht anschauen. Kursiver Text