A Poem a Day/ 25. Oktober: Mondnacht (Joseph von Eichendorff)

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Das Gedicht Mondnacht ist ein Gedicht von Joseph von Eichendorff aus dem Jahre 1837.

Mondnacht

Es ist, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküßt,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt'.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis' die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

persönliches Statement[Bearbeiten]

Ich finde es schade, dass der Dichter dieses Gedicht mit "Mondnacht" überschrieben hat. Dabei hätte mir das Zwielicht bei der Dämmerung während oder kurz nach dem Sonnenuntergang weitaus besser zum ersten Teil des Gedichtes gefallen. Aber auch nur, weil mich diese Zeit des Tages viel mehr an das Gefühl, welches in dem Gedicht beschrieben wird, erinnert.

Es sind solche Abende, bei denen das Licht die Welt in so einen unwirklichen märchenhaften Zustand versetzt, dass man tatsächlich zum Träumen und zum Schwärmen einlädt. Man verfällt der Illusion, dass man am Ende des Horizontes die Wolken hochwandern könnte. Und wenn man sich dann noch ein wenig zum Philosophieren überreden lässt, verfliegt der Zauber dieses Momentes auch nicht auf dem Heimweg, wenn es dunkel und sternenklar geworden ist.

Man erkennt vielleicht, dass es nicht der Tag ist, der einen die Unendlichkeit (zumindest die des Weltalls) begreifen lässt, sondern die Nacht.

So beschreibt das Gedicht für mich einen Spaziergang am frühen Abend, wenn es noch hell ist, beginnt. Vermutlich gab es einen wunderschönen Sonnenuntergang, der in einer Dämmerung endete. Während der Dämmerung wurde der Himmel kurz nach dem Sonnenuntergang in ein farbenreiches Zwielicht getaucht. Bei solch einem Anblick habe ich den Eindruck, "als hät der Himmel die Erde sanft berührt" ... "Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus".

Jedoch muss ich eingestehen, dass ich vermutlich mehrere "bewegende" Abenddämmerungen im Zwielicht erlebt habe, und noch nicht solche Nächte, die den Autor zu seinem Gedicht bewogen haben. Auch wenn ich nicht genau das nachvollziehen kann, was der Autor tatsächlich gemeint hat, bleibt dieses Gedicht für mich eines der schönsten Kleinode der deutschen Literatur.