Adventskalender 2004: Türchen 10
Ja, ja, wenn Omi erzählt ...
Es war mal eine Zeit, die heute dunkles Mittelalter genannt wird. Da gab es noch keine Ataris und keine Fun-Diktatur. Und die Buben mussten im zarten Kindesalter kratzende lange Strümpfe mit Strapsen tragen (hähä!).
Doch - so dunkel war das gar nicht, wie man immer glaubt. Es gab nämlich damals noch das Christkind, das, wie man auf allen Bildern deutlich sieht, ein Mädchen war, obwohl hartnäckig kolportiert wird, dass es angeblich ein Junge sein sollte. Schließlich gab es resigniert auf und trat seine Position an den Weihnachtsmann ab. Allerdings hatte das auch einen Vorteil: Der Weihnachtsmann ist kräftiger und hat einen Paketdienst auf Rentierbasis, so dass mehr Güter transportiert werden können als früher. Dagegen kam das Christkind meist lediglich mit einem Paar selbstgestrickter Handschuhe oder langer Strümpfe für Knaben.
Damals gab es sogar noch echte Weihnachtsengel. Die sind aber im Zuge der Ausbreitung des Menschen in die traditionellen Retentionsgebiete, etwa den Himmel, ausgestorben. Der letzte "lebende" Engel wurde von der Raumsonde Voyager 2 auf dem Weg zum Jupiter über den Haufen geflogen. Ihm wurde im Star-Treck-Film ein Denkmal gesetzt als schnuckelige Androidenmaus, die Vyger bei der Suche nach dem Schöpfer (also dem Papa vom Christkind) hilft.
Ja, und damals hat man in der Schule noch Krippenspiele aufgeführt. Besonders scharf waren die Mädels auf die Rolle der Weihnachtsengel. Da damals Playback noch nicht in den Klassenraum Einzug gehalten hatte, musste man in Echtzeit singen können. Und man sah in den weißen Klamotten echt scharf aus. Cool war auch die Rolle der Maria, mit blauem Schleier und so. Die Knaben bekamen nur so fade Rollen wie Hirten, das heißt, sie mussten warme Winterklamotten nebst Pelzmütze anziehen, bekamen einen Wattebart abgeklebt und schwitzten sich tot. Es gab dann noch die männliche Hauptrolle des Joseph, die aber ähnlich undankbar war. Das Schlimmste daran war, dass er mindestens einmal Maria den Arm umlegen musste - peinlich!! Das Ganze mündete dann schließlich - und jetzt alle! - in einer gemeinsamen Gröhlorgie :"Stihille Nacht, heiilige Nacht ..." mit dem bekannte Wechsel in eine Oktave tiefer bei " ... schlaf in himmlischer RUHUU, ...".
Mei, war des schee!
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