Altgriechisch: Altgriechisch (Koine)

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Die (alt-)griechische Gemeinsprache Koine (von gr. κοινος (koinos) - dt. gemeinsam, allgemein) hat sich zur Zeit der hellenistischen Expansion durch Alexander den Großen zur allgemeinen Verkehrssprache im östlichen Mittelmeerraum, Palästina und Ägypten entwickelt. Die Bedeutung des Koine-Griechisch in dieser Zeit ist in etwa vergleichbar mit der des Englischen in der westlichen Welt heutzutage.

Das Altgriechische wird für gewöhnlich in eine archaische, eine klassische und eine hellenistische Phase eingeteilt. Dem archaischen Griechisch (z. T. Protogriechisch) werden die frühesten erhaltengebliebenen Zeugnisse altgriechischer Sprache (Mykenisch, 15.-12.Jhdt. v. Chr.) zugeordnet. Als klassisches Griechisch werden die verschiedenen Dialekte des 8.-4. Jhdts. v.Chr. angesehen, dominiert durch das in Athen gesprochene Attisch. Es ist das Griechisch der großen griechischen Dichter wie Homer (Ilias und Odyssee; eigentlich benutzt Homer eine archaisierte Kunstform des klassischen Griechisch) und Hesiod (Theogonie), der großen Dramatiker wie Aschylos, Sophokles (Antigone, Elektra) und Euripides und der großen Philosophen wie etwa Platon und Aristoteles. Das Koine-Griechisch entstand später durch die Zusammenführung der verschiedenen von den Soldaten gesprochenen Dialekte (Attisch, Ionisch u. a.) während der langen Feldzüge Alexanders des Großen und danach. Selbst zur Zeit der römischen Vorherrschaft um die Zeitenwende kam dem Griechischen als lingua franca neben dem Lateinischen eine große Bedeutung zu.

Grammatik

Die Grammatik des Altgriechischen lebt in der Grammatik des Lateinischen weiter. Wer Latein beherrscht, dem wird in der altgriechischen Grammatik manches bekannt vorkommen. Allerdings gibt es im Griechischen zwar anders als im Lateinischen keinen Ablativ - etwa dem ablativus absolutus im Lateinischen entspricht dann der genitivus absolutus im Griechischen. Doch können insbesondere erheblich mehr Verbformen gebildet werden. So gibt es als Vergangenheitstempus noch den Aorist, neben Aktiv und Passiv das Medium sowie neben Indikativ und Konjunktiv den Optativ.

Schrift

Das zunächst größte Hindernis beim Erlernen der Sprache ist die Schrift. Zwar basiert das heutige lateinische Alphabet im wesentlichen auf dem Griechischen, trotzdem bedarf es einer gewissen Eingewöhnungsphase, bis griechische Texte sicher gelesen werden können.

Das altgriechische Alphabet verfügt über 24 Buchstaben, von denen im Allgemeinen angenommen wird, daß sie mehr oder weniger direkt von den Phoeniziern übernommen wurden. Mit einer bloßen Übernahme war es jedoch nicht getan. Einerseits enthielt das phönizische wie andere semitische Alphabete keine Vokale, während andererseits im Griechischen Laute gebräuchlich waren, für die es im phönizischen Alphabet keine Entsprechung gab. Unter den ohnehin nicht wenigen Kulturleistungen der antiken Griechen gilt die Bildung des Alphabets daher als eine besonders herausragende. Gleichsam nebenher ging es auch darum die optimale Schreibrichtung ausfindig zu machen - von rechts nach links oder im Wechsel von rechts nach links und links nach rechts oder von links nach rechts, was fast ein Jahrhundert in Anspruch nahm.

Wortschatz

Das Altgriechische hat einen großen Wortschatz und verfügt über eine Fülle von Synonymen, zum Teil mit sehr feinen Bedeutungsunterschieden und Nuancierungen. Dies macht das Altgriechische zu einer enorm ausdrucksstarken Sprache. Im Gegensatz zur Grammatik lässt sich über das Lateinische kein Zugang zum Griechischen finden, da dem lateinischen zwar die griechische Grammatik zugrunde liegt, die Lexis jedoch eine völlig andere ist. Erheblichen Einfluss der griechischen auf die lateinische Sprache ergab sich während der Kaiserzeit schon dadurch, dass die Kinder in Rom oft von griechischen Lehrern unterrichtet wurden. Zeitweise entsprach es in Rom sogar einer Art Mode, sich bevorzugt griechischer "Fremdwörter" zu bedienen, selbst bei Begriffem des täglichen Lebens wie zum Beispiel "Apfel".

Ein großer Teil auch unserer heutigen Fremdwörter besonders auf den Gebieten der Medizin, Naturwissenschaften und Technik hat, teilweise durch das Lateinische vermittelt, altgriechische Wurzeln (Bsp.: griech. [att.] scholä, lat. schola, dt. Schule). Daher kann es nicht ausbleiben, beim Studium des Altgriechischen immer wieder auf Wörter zu stoßen, mit denen im Deutschen Fremdwörter gebildet worden sind. Zur Vermeidung von Irrtümern sei erwähnt, dass viele altgriechische Wörter im Neugriechischen (wenn auch zum großen Teil anders ausgesprochen und teilweise mit leichter Bedeutungsverschiebung) durchaus bewahrt sind.