Bad Kissinger Marienkapelle und ihr Friedhof als Spiegelbild der Ortsgeschichte

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Vorwort[Bearbeiten]

Im Jahr 2005 ergab eine EMNID-Umfrage Bad Kissingen als den bekanntesten Kurort Deutschlands. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein. Einerseits konnte sich unter anderem durch die lokale Salzgewinnung und die hier vorhandenen sieben Heilquellen ein Kurwesen spezialisieren, zum anderen findet der Kurgast bei Spaziergängen im idyllischen Bad Kissinger Saaletal Erholung. Nicht zuletzt wurde der Ort auch von historischen Persönlichkeiten wie der österreichischen Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn ("Sisi") und dem Reichskanzler Otto von Bismarck als Quell der Gesundheit geschätzt. Letzterer verkündete am 17. August 1890 stolz: "„Nächst Gott verdanke ich mein gutes Befinden und meine Gesundheit meinem [Leibarzt] Schweninger und Kissingen". Beide wussten auch die Kissinger Natur für Spaziergänge zu schätzen. Während es die Kaiserin auf den Altenberg zog, wo heute ein Denkmal an sie erinnert, unternahm der Reichskanzler gerne Spaziergänge ins idyllische Kaskadental, eine Spazierstrecke nahe des Wildparks Klaushof. Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim hatte hier künstliche Kaskaden errichten sowie inzwischen verschollene Skulpturen aufstellen lassen.

Genauso wie diese beiden historischen Beispiele kommen auch heutige Bad Kissinger Kurgäste auf ihre Kosten, egal, ob sie nun einfach in der Natur spazieren gehen wollen, sich für die Historie des Ortes interessieren oder gar an Orten wie dem bereits erwähnten Altenberg, der über der Stadt thronenden Burgruine Botenlauben oder dem Kapellenfriedhof, dem Thema dieses Wikibooks, beides kombinieren wollen.

Der Kapellenfriedhof in Bad Kissingen und die dazugehörige Marienkapelle gehören zu den Orten in Bad Kissingen, an denen sich die Stadtgeschichte konzentriert. Zum einen wurden hier über die Jahrhunderte Persönlichkeiten beerdigt, die Bad Kissingen auf unterschiedliche Weise geprägt haben, ob nun im Kurwesen, in der Kunst, oder auf anderen Gebieten. Zum anderen sind mit der Kapelle und dem Friedhof auch überregionale Namen und Ereignisse verbunden, wie zum Beispiel der Name des bekannten Architekten Balthasar Neumann, der die Marienkapelle im 19. Jahrhundert neu gestaltete. Andererseits fanden im Rahmen der "Schlacht bei Kissingen" während des "Deutschen Krieges" von 1866 auch einige Gefechte auf dem Gelände des Kapellenfriedhofs statt, wovon einige Kriegsgräber auf dem Gelände zeugen.

Es ist hoffentlich nicht zuweit hergeholt zu sagen, dass der Kapellenfriedhof in seiner Kombination aus Anlage und Geschichte an den Friedhof Père Lachaise in Paris oder den Wiener Zentralfriedhof erinnert, auch wenn er vielleicht nicht so groß dimensioniert sein mag wie die beiden genannten Beispiele.

Es ist Ziel des vorliegenden Wikibooks, die beschriebene Konzentration von Geschichte an einem einzelnen Ort in Bad Kissingen herauszuarbeiten. Das Wikibook bemüht sich, sich an ein möglichst breites interessiertes Publikum zu wenden, ohne spezielle Vorkenntnisse vorauszusetzen. Möglicherweise werden trotz des umfassenden Anspruchs einige Aspekte der Bad Kissinger Ortsgeschichte unberücksichtigt bleiben müssen. Im Idealfall sind diese Lücken jedoch ein Ansporn für den interessierten Leser dieses Wikibooks, über die Grenzen des Wikiboooks hinaus auf Entdeckungsreise zu gehen.

Es stieß in Bad Kissingen auf große Freude, als die Kurstadt im Juli 2021 gemeinsam mit zehn anderen Städten zum UNESCO-Welterbe „Great Spa Towns of Europe“ ernannt wurde. Möge dieses Wikibook dazu beitragen, dieses Geschichtsbewusstsein zu vertiefen!

Ein Überblick über die Bad Kissinger Geschichte[Bearbeiten]

Anfänge[Bearbeiten]

Ersterwähnung[Bearbeiten]

Die erste bekannte Erwähnung Kissingens findet sich in einer Schenkungsurkunde vom 21. Juni 801, in der ein Adeliger namens Hunger seinen gesamten Besitz "im Gau Saalegau im Dorf Kissingen [...] bis auf 22 Morgen an Wiesen und Ackerland, sechs Ochsen, zwei Kühen und ebensovielen Kälbern" an das vom hl. Bonifatius gegründete Kloster Fulda verschenkte. Hrabanus Magnus, 822 bis 842 Abt im Kloster Fulda, ließ durch den Schulmeister und Bibliothekar Rudolf von ca. 20 bis 830 diese Urkunden sammeln. In diesem Zusammenhang entstand ein nach Gauen geordnetes Kapitular in acht Bänden. Da der Inhalt der Urkunde durch Abschrift gesichert war, wurde das Original wahrscheinlich weggeworfen.

Von diesen sieben Bänden hat sich nur ein einziges erhalten und zwar das Kartular über den Worms-, Nahe- und Rheingau und über das Elsass. Spuren der übrigen Bände weisen nach Süddeutschland. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde der Band des Kartulars mit den überlieferten Urkunden des Grabfeld- und Saalegaus und damit auch die Schenkungsurkunde des Adeligen Hunger durch den Humanisten Johannes Pistorius d. J. wiederentdeckt. Bevor die Handschrift danach wieder verloren ging, hat Pistorius d. J. das Kartular im Jahr 1607 im Druck veröffentlicht.

Die sechs übrigen Bände sind allerdings noch durch den "Codex Eberhardi" überliefert, eine Fuldaer Urkundenüberlieferung, die von ca. 1150 bis 1165 entstanden ist. Zusammengestellt wurde sie vom Mönch Eberhard, allerdings mit inhaltlichen Ungenauigkeiten. Während Hrabanus Maurus die Originaldokumente sichern wollte, ging es Eberhard um die Außenwirkung zur Ehre und zum Nutzen seines Klosters.

Die Beschreibung des Besitzes, die Hunger laut seiner Schenkungsurkunde von 801 zurückbehält, lässt darauf schließen, dass es sich bei Hunger um einen Adeligen handelte. Weitere Urkunden, die Hunger als Zeugen für Schenkungen ausweisen, deuten auf ein gewisses Ansehen hin, das Hunger im Kissinger Raum genoss. Erwähnungen des Namens Hunger bis zum Jahr 890 deuten auf Nachfahren hin.

Für das Jahr 823 sind zwei Urkunden in Zusammenhang mit Kissingen bekannt: Zum einen übergab Erkanbert zwei Salinen in Kissingen, zum anderen Gotahelm seinen Anteil an einer Salzquelle an das Kloster Fulda. Da die Salzgewinnung noch eine wesentliche Rolle in der Kissinger Geschichte spielen sollte, wird uns dieses Thema noch ausführlicher begegnen.

Ein weiterer wichtiger dokumentarischer Nachweis für den Ort Kissingen stammt aus dem Jahr 840: Kaiser Ludwig der Fromme stellte hier am 12. Mai 840 eine Urkunde in einem Rechtsstreit aus. Auf die Klage von Helis, die Königsleute des Fiskus Gerafelt hätten sein Königsgut in Besitz genommen und dem Königsgutbezirk einverleibt, erstattet Ludwig der Fromme dem Helis seinen Besitz in der Mark Vachdorf und zu Belrieth an der Werra, nachdem Graf Poppo die Angaben des Helis bestätigt hatte. Soweit bekannt hat Kissingen weder vorher noch nachher einem mittelalterlichen Herrscher, wie in diesem Beispiel Ludwig dem Frommen, als Aufenthaltsort gedient.

Ortsname[Bearbeiten]

Der Name "Kissingen" gehört zu den großen Rätseln der bayerischen Ortsnamenskunde. Obwohl der Name in der Überlieferung des Klosters Fulda bis zu 15 mal genannt wird, fällt die Bestimmung einer "Grundform" schwer. Hinzu kommt, dass der "Codex Eberhardi", wie schon angeführt, die Überlieferung verfälscht. Die Edition des Johannes Pistorius nennt die Namensvariante Chizziche. Daneben sind für das 9. Jahrhundert kopial auch die Varianten Chizzinge, Kizzingen, Chizzicha, Chiz(z)zichi, Chizeche, Kizzeche, Kiz(z)icha, Kizecha, Kizzih, Chizzihheim undKizzech bekannt. Daraus geht hervor, dass die Ortsbezeichnung auf keine -ing-form zurückgeht, hinter der in der früheren Forschung fälschlicherweise eine alemannische Siedlung vermutet wurde. Hingegen erscheint die -ing-Form erst als Analogiebildung zu Ortsnamen wie Kitzingen oder des Nachbarortes Nüdlingen. Mit dieser ing-Form wurden Ansiedlugen benannt, die in Abhängigkeit zu einem Namensträger standen, womit Kitzingen "Siedlung bei den Leuten eines Kitzo" und Nüdlingen "Siedlung bei den Leuten eines Hnutilo" bedeutet. Im Falle von Kissingen ist ein Namensträger namens Chizzo unbekannt und wäre, falls es ihn gegeben hat, erst noch nachzuweisen.

Die Markgrafen von Schweinfurt, die Henneberger und die Burg Botenlauben[Bearbeiten]

Burgruine Botenlaube
Graf Otto von Botenlauben vertraut einem Boten sein Lied an (Codex Manesse, 14. Jhd.)

Für die nächsten drei Jahrhunderte gibt es keine dokumentarischen Nachweise in Bezug auf Kissingen. In dieser Zeit verlagerten sich die Besitzverhältnisse. Das Kloster Fulda verlor an Einfluss, zunächst zugunsten an das 1057 im Mannesstamm ausgestorbene Grafengeschlecht der Markgrafen von Schweinfurt und danach an die für das Jahr 1096 erstmals genannten Grafen von Henneberg. Der Aribone Graf Boto von Kärnten stellte eine wichtige Verbindung zwischen beiden Grafengeschlechtern dar, als er Judith, die Tochter des letzten Schweinfurter Markgrafen Otto heiratete. Er war wohl auch Namensgeber für die im heutigen Stadtteil Reiterswiesen über Kissingen thronende, für 1206 erstmals urkundlch bezeugte Burg Botenlaube. Es ist nun der Henneberger Otto I. von Botenlauben (geb. um 1175, gest. 1244), der sich nach der Burg benannte. Otto war Sohn des Grafen Poppo VI. von Henneberg, und fuhr mit dem von Kaiser Heinrich VI. initiierten Kreuzzug ins Heilige Land, wo er Beatrix Courtenay kennenlernte und heiratete. Mit ihr bezog er im Jahr 1220 die Burg Botenlaube. Otto war auch als Minnesänger tätig; Lieder von ihm finden sich u. a. in der Liederhandschrift "Codex Manesse" oder in den "Carmina Burana". Bekannt ist die Schleiersage, wonach Otto und Beatrix auf der Burg spazierengingen und der Wind Beatrix' Schleier fortwehte, woraufhin das Ehepaar gelobte, am Fundort des Schleiers ein Kloster errichten zu lassen, was schließlich zum Bau des Klosters Frauenroth im Jahr 1231 (Frauenroth ist heute Stadtteil des Nachbarortes Burkardroth). Da Sohn Otto II. und dessen Gattin Adelheid sich 1230/31 dem Deutschen Orden anschlossen, und sie, wie Otto und Beatrix sagten, sie auf Erden keine Erben mehr hätten, verkauften sie im Jahr 1234 die Burg Botenlauben an das Hochstift Würzburg unter Bischof Hermann I. von Lobdeburg.

Im Jahr 1240 setzte Graf Poppo VII. von Hennneberg, ein Bruder von Otto I. in einem Vertrag mit Bischof Hermann I. von Lobdeburg Kissingen als Friedenspfand ein. Für das Jahr 1279 ist Kissingen als oppidum bezeugt. Diese Stadterhebung dürfte eine Rolle im Machtkampf zwischen den Hennebergern und dem Hochstift Würzburg gespielt haben. In diesem Zusammenhang dürfte auch die Entwicklung des Marktrechts und der zivilen Gerichtsbarkeit in Kissingen stehen. In politischer Hinsicht entwickelten sich ab 1291 nach dem hennebergischen Stadtherren Poppo des Jüngeren von Henneberg-Coburg Erbauseinandersetzungen und Verpfändungen zwischen den Hennebergern, den Markgrafen von Brandenburg und den Würzburger Bischöfen. Seit im Jahr 1394 das Hochstift Würzburg Kissingen vom Herzog von Stettin namens Swantibor käuflich erwarb, wurde das politische Schicksal Kissingens maßgeblich von Würzburg aus bestimmt.

Detail Epitaph von Fürstbisch Konrad von Thüngen im Würzburger Dom.

In der Folgezeit machte sich die vom Mönch Martin Luther angestoßene Bewegung der Reformation auch in Kissingen bemerkbar. Ausgehend vom Ablasshandel, den Papst Julius II. zur Finanzierung des Baus des Petersdomes in Rom einführte, veröffentlichte Luther 95 Thesen, in denen er auf Missstände in der katholischen Kirche aufmerksam machte. In diesem Zusammenhang brach 1525 ein Aufstand der Bauern, der Bauernkrieg aus, der auch das Hochstift Würzburg erschütterte. Fürstbischof Konrad von Thüngen musste vor den Aufständischen nach Heidelberg fliehen. Von den Plünderungen war unter anderem das in der Kissinger Nachbarschaft gelegene Kloster Aura betroffen. Nach verheerenden Niederlagen der Bauern gegen die Truppen des Schwäbischen Bundes Anfang Juni brach die Revolte der Bauern in sich zusammen. Konrad von Thüngen führte im Hochstift Würzburg ein grausames Strafgericht durch, in dessen Zusammenhang er seine Untergebenen wieder auf sich vereidigen sowie 200 Personen, unter anderem den Kissinger Stadtpfarrer Johannes Wüst, hinrichten ließ.

Neben dem Kloster Aura fiel auch die Botenlaube dem Bauernaufstand zum Opfer, indem sie von Bauern vom Kloster Aura verwüstet wurde. Der Sage nach wurden sie vom verräterischen Burgkoch eingelassen, der allerdings nicht mit dem versprochenen Gold belohnt, sondern geblendet und umgebracht wurde. Seitdem soll sein unruhiger Geist – so behauptet zumindest die Sage – in stürmischen Nächten auf der Burg umherirren und auf seinem Küchenbrett hacken.

Julius Echter von Mespelbrunn (Ölgemälde, 1586), unbekannter Maler, Martin von Wagner Museum[1]

Endgültig von den Unruhen erholt hat sich das Hochstift Würzburg unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. Unter anderem ist hier die Gegenreformation zu nennen, die sich in der Stärkung des karitativen Wirkens unter anderem durch die Gründung des Würzburger Juliusspitals im Jahr 1576 und in dem Ausbau des Bildungswesens unter anderem durch die Gründung der Würzburger Universität im Jahr 1582 bemerkbar machte. In religiöser Hinsicht übte er Druck auf jene aus, die dem neuen Glauben nicht abschworen. Den Unnachgiebigen unter ihnen blieb nur die Auswanderung. Die im Jahr 1588 erfolgte Verkleinerung des Kissinger Pfarrsprengels steht im Zusammenhang mit der Verstärkung der seelsorgerischen Maßnahmen. So verblieben nur noch Kleinbrach, Winkels, Garitz, Reiterswiesen und Botenlaube in der Pfarrei Kissingen; weiter entfernte Orte wie Waldfenster und Poppenroth gingen an Burkardroth und Oberthulba. Bereits 1578 wurde Elfershausen eigene Pfarrei.

In kirchlich-architektonischer Hinsicht hat der Julius-Echter-Turm mit einem achteckigen Turmhelm auf einem achteckigen Grundriss seine Spuren hinterlassen, der zum Beispiel auf dem Kirchturm der Kissinger St.-Jakobus-Kirche zu sehen ist.

In politischer Hinsicht regelte Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn in zahlreichen Dorf- und Stadtordnungen das Leben der Gemeinden, so wie am 30. März 1576 auch in Kissingen.[2] So sollten zum Beispiel die Produkte von Bäckern und Metzgern regelmäßig kontrolliert, alle drei Monate die Feuerstätten besichtigt und die Bauholzverteilung gerechter als vorher gehandhabt werden. Ferner gab der fürstbischöfliche Amtmann und Pfandherr Valentin Echter zu Mespelbrunn im Jahr 1584 die Anweisung, dass der Rat der Stadt nun jeden Donnerstag zusammenzukommen und seine Verhandlungen und Beschlüsse in ein Buch einzutragen habe. Am 13. September 1584 begann eine fast lückenlos im Stadtarchiv erhaltene Reihe von Ratsprotokollen.[3]

Die Salzgewinnung und die Kur gewinnen an Bedeutung[Bearbeiten]

Detail aus dem Fresko „Kampf der Hermunduren und Katten um die Salzquellen bei Kissingen 58 nach Christo“ von Johann Georg Hiltensperger.
Darstellung des Fürstbischofs Friedrich vn Wirsberg auf seinem Epitaph im Würzburger Dom.

Im Rahmen der Ersterwähnung des Ortes wurden in diesem Wikibook bereits Überlieferungen über zwei Salinenschenkungen im 9. Jahrhundert erwähnt. Jedoch bezieht sich bereits eine Überlieferung beim römischen Geschichtsschreiber Tacitus möglicherweise auf die Region von Hausen (heute Stadtteil von Bad Kissingen), das für die Kissinger Salzgewinnung noch eine wichtige Rolle spielen sollte. So berichtet Tacitus, dass im Jahr 58 n. Chr. zwei germanische Stämme um einen für die Produktion von Salz bedeutsamen Grenzfluss kämpften; allerdings ist nicht eindeutig erwiesen, ob sich dieser Bericht auf die Region von Hausen bezieht.

Die Untere Saline (Ostansicht)

Es war zur Mitte des 16. Jahrhunderts, dass die Würzburger Bischöfe begannen, sich für das Kur- und Salinenwesen in Kissingen zu interessieren und diese an Bedeutung für den Ort gewannen. Die noch geringe wirtschaftliche Bedeutung der Salzquellen begann sich zu ändern, als im Jahr 1562 Friedrich von Wirsberg mit den Handelsleuten Kaspar Seiler aus Augsburg und Berthold Holzschuher aus Nürnberg einen Vertrag abschloss, der beiden die Nutzung sämtlicher Salz- und Sauerbrunnen sowohl Kissingen als auch im gesamten Hochstift überließ. Der Bischof überließ den beiden umfangreiche Subventionsleistungen. Sowohl der Platz als auch das Bauholz für die Gradierwerke und Sudhäuser wurden kostenlos zur Verfügung gestellt. Die beschäftigten Salzarbeiter bekamen Steuerfreiheit für ihr Bier und ihren Wein. Wurde Salz über den Bedarf des Hochstifts produziert, durften die beiden Handelsleute den Überschuss exportieren. Dafür wurde Fürstbischof Friedrich von Wirsberg das Vorkaufsrecht von einem Gulden rheinisch für eine Scheibe Salz sowie ein Zehntel der Einnahmen gewährt. Seiler und Holzschuher errichteten im heutigen Stadtteil Hausen eine Salzgewinnungsanlage, die Untere Saline. Die von Seiler eingesetzten Gradierhäuser, in denen die Sole über Reisig geleitet und fein verteilt wurde, wodurch das Wasser verdunstete und sich die Salzkonzentration vor dem eigentlichen Eindampfen der Sole erhöhte, waren die ersten ihrer Art in Deutschland. Dennoch rentierte sich das Vorhaben für Seiler und Holzschuher nicht, so dass beide im Jahr 1570 aufgaben.

Als nächstes versuchte der Münnerstädter Jodokus Deichmann, ein früherer Mitarbeiter Seilers, sein Glück. Im Jahr 1575 schloss er mit dem Hochstift Würzburg unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn einen Vertrag und verpflichtete sich, vier lange neue Kästen zur Gradierung und eine große neue Salzpfanne auf eigene Kosten zu errichten. Der Beitrag des Hochstifts bestand in Bauholz zum Vorzugspreis. Der Vertrieb lag zu einer Pacht von jährlich 50 Gulden bei Deichmann, während der Fürstbischof das Vorkaufsrecht über das gesamte Salz hatte.

Ein Bericht des sächsischen Arztes Dr. Kolreuter, der im Jahr 1578 die Kurmöglichkeiten in Kissingen erforschte, an Kurfürst August von Sachsen über die Technik und die vorhandenen Salinenanlagen ergab, dass je Sudvorgang in der einzigen Pfanne nach 16 Stunden 8 halbe Nürnberger Metzen gewonnen wurden. Der geringe Salzgehalt der Sole einerseits und andererseits die Tatsache, dass das Hochstift Würzburg kein Kapital zur Errichtung einer größeren Anlage gewährte, lassen den Schluss zu, dass Deichmann in Kissingen nicht viel verdiente.

Im 17. Jahrhundert wurde es relativ still um die Kissinger Salinen. Zur Mitte des 18. Jahrhunderts jedoch setzten nicht nur Maßnahmen zur Förderung des Kurbetriebes, sondern auch des Salinenwesens ein. In einem Bericht von 1730 an den Würzburger Fürstbischof wurden sieben Ursachen für den schlechten Zustand der Salinenanlagen genannt, so zum Beispiel die Überschwemmung der Salzbrunnen durch die Saale, der Mangel an Brennholz und die Konkurrenz der hessischen und sächsischen Salzkärrner. Gegen sie wurde jedoch nichts unternommen, weil sie den Verkaufserlös im Land ließen und durch den Einkauf heimischer Produkte für Zolleinnahmen sorgten. Laut einem Gutachten an die Hofkammer im Jahr 1738 war der Zustand des Kissinger Salzes der schlechteste in ganz Europa. Das Gutachten schlug vor, das Geld nicht in neue Salinenanlagen zu stecken, sondern neue Solequellen zu erschließen. Das Gutachten sah keine Gefahr, der Export des heimischen Salzes würde die Einfuhr des hessischen und sächsischen Salzes und damit den Export des heimischen Weines beeinträchtigen.

Im Jahr 1738 übernahm die Handelsgesellschaft Todesco die Salzproduktion; die Bauaufsicht über die zu errichtenden Salinengebäude ging an den Oberlieutenant Balthasar Neumann, den Architekten der Würzburger Residenz, der später mit dem Kissinger Apotheker Boxberger die Rakoczi-Quellen entdeckte. Er wird uns auch im Zusammenhang mit der Neugestaltung der Marienkapelle noch einmal begegnen. Zehn Jahre später gingen die Salzhütten an Johann Samuel Dabré als vererbbares Lehen, der dem Hochstift Würzburg eine jährliche Salzproduktion von 20.000 Zentnern versprach. Dem Hochstift wurde ein Zehntel der Einnahmen garantiert. Die Vertragsklausel, nach der der Betrieb des Kurbrunnens nicht beeinträchtigt werden durfte, zeugt von einem Bewusstsein für den Kurbetrieb.

Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim
Außenansicht der Oberen Saline

Nach den überschaubaren Bemühungen der Fürstbischöfe im 17. Jahrhundert um das Kissinger Salinenwesen unternahm Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim wieder größere Anstrengungen. Aus dem gezielten Ausbau der Salinenanlagen nahe dem Kloster Hausen entstand die Obere Saline, an der später, Reichskanzler Otto von Bismarck zahlreiche Kuraufenthalte verbrachte. Das Wikibook wird später noch einmal auf dieses Thema zurückkommen. Zwischen 1764 und 1767 entstanden neue Gradierwerke und Salzpfannen sowie ein Kanal. Die Anlage wurde durch eine 1764 gegründete Salinensozietät mit 40 Aktionären und einem Stammkapital von 180.0000 Gulden finanziert.

Die hohen Erwartungen des Unternehmens wurden jedoch nicht erfüllt. So wurden jährlich höchstens 11.000 statt der erhofften 20.000 Zentner Salz produziert und reichten nicht einmal aus, den jährlichen Bedarf des Hochstifts von 70.000 bis 80.000 Zentnern zu decken. Zusätzlich galt das Salz als teuer und qualitativ nicht hochwertig. Die Wirtschaftspolitik der würzburger Fürstbischöfe trug ihren Teil zur Situation bei. So hatte beispielsweise ein Handelsabkommen von 1769, das Bayern die Einfuhr von Salz und Würzburg hingegen im gleichen Maße den Export von Wein nach Bayern eine vermehrte Einfuhr des hochwertigen Reichenhallerer Salzes zur Folge. Ende des 18. Jahrhunderts kehrte das Hochstift wieder zum Mittel der Verpachtung zurück, die wieder jährlich 16.000 Gulden einbringen sollte.

In der wirtschaftlichen Förderung der Kissinger Salzproduktion war es einerseits Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim, der sich hervortat. Andererseits wurden zugunsten anderer Interessen wie zum Beispiel dem Weinexport Investitionen wie beispielsweise die Soleleitung von Reichenhall nach Traunstein im Jahr 1616 gemieden. Auch Ende des 18. Jahrhunderts finanzierte das Hochstift seinen Haushalt vorwiegend mit bäuerlichen Abgaben, Zöllen und Steuern und nur zu geringem Teil mit wirtschaftlichen Aktivitäten.

Der Kurbetrieb[Bearbeiten]

Nach der mäßigen Förderung des Kurbetriebs durch die Fürstbischöfe folgte nach dem Dreißigjährigen Krieg eine gezielte Förderung im 18. Jahrhundert.

Der erste Nachweis für einen Kurgast in Kissingen stammt aus dem Jahr 1520. Laut den Protokollen des Würzburger Domkapitels wurde einem Domherren die Genehmigung für einen Kuraufenthalt in Kissingen erteilt. Im Jahr 1544 erlaubte Fürstbischof Konrad von Bibra den Hauswirten, Wein und Bier außerhalb des Wirtshauses auszuschenken. Die Kur spielte zu der Zeit weder für die Fürstbischöfe noch für die Kissinger eine größere Rolle.

Dafür finden sich zu der Zeit einige prominente Kurgäste wie der letzte Graf von Henneberg, Georg Ernst, der zwischen 1573 und 1581 Stammgast wurde, und der bereits erwähnte sächsische Hofarzt Kolreuter, der die Möglichkeiten der Kissinger Kur erkundete. Ebenfalls zur Erkundungsreise kam im Jahr 1587 Dr. Johann Wittich, Leibarzt des Grafen Albrecht von Schwarzburg, der einen regelmäßigen Transport des Heilwassers in die Residenz des Grafen in Arnstadt auskundschaften sollte.

Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn (um 1730)
Franz II. Rákóczi, Porträt von Adam Manyoki.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam es unter Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn zur Entdeckung der Rákoczy-Quelle, die Kissingens Ruf als Heilbad begründete. Die Entdeckung erfolgte durch den Architekten Balthasar Neumann, der im Auftrag des Fürstbischofs zum Schutz der Heilwasser Maxbrunnen und Pandur den Lauf der Fränkischen Saale verlegte, und des hiesigen Apothekers Georg Anton Boxberger. Zu Ehren der beiden Quellenentdecker wurde im Rosengarten das Boxberger-Neumann-Denkmal errichtet. Balthasar Neumann wird uns bei der Restaurierung der Marienkapelle noch einmal begegnen. Namenspate der neu entdeckten Quelle war der ungarische Freiheitskämpfer Franz II. Rákoczy, der zwischen 1706 und 1711 in Kämpfe gegen würzburgische Dragoner in Österreich verwickelt war. Ein Aufenthalt Rákoczys in Kissingen lässt sich nicht nachweisen, doch dürften Veteranenoffiziere seines Dragonerregiments den Namen Rákoczy nach Kissingen gebracht haben. Der Name Pandur hingegen bezieht sich auf die in Südungarn aufgestellten Truppen der österreichischen Armee, insbesondere das Pandurenkorps unter dem Freiherren von Trenck.

Gleichzeitig wurde das Aussehen der Kuranlage durch die Anlage des Kurgartens und das neuerbaute Kurhaus aufgewertet.

Kissingen baut unter Friedrich von Gärtner[Bearbeiten]

Ludwig I., König von Bayern, Gemälde von Joseph Karl Stieler, 1826
Friedrich von Gärtner, aus dem Buch von Hans Moninger, 1882

Der Höhepunkt der aufstrebenden Entwicklung des Ortes war die Bautätigkeit unter König Ludwig I. und dem Architekten Friedrich von Gärtner. In diesem Zusammenhang spielten die Folgen der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege eine Rolle, die sich zwar nicht in Kissingen selbst abspielten, sich aber dennoch auf den Ort und seinen Kurbetrieb auswirkten. So gehörte Kissinge von nun an - vorher über Jahrhunderte vom Würzburger Hochstift regiert - durch den Reichsdeputationshauptschluss und die Mediatisierung des Hochstifts Würzburg zum Kurfürstentum Bayern. Durch die langen Kriege waren die Kurgastzahlen drastisch gesunken, was für Kissingen eine Krise bedeutete. Der Medizinische Rat Dr. Horch kam in einem Gutachten im Jahr 1811 zu dem Schluss, dass Kissingen ein Provinzbad war und sein Angebot und seine Infrastruktur der Nachfrage nicht genügten. Ferdinand Erzherzog von Österreich, Großherzog von Toskana, der von 1805 bis 1814 auch das Territorium des Großherzogtums regierte, zu dem auch Kissingen gehörte, suchte nach Möglichkeiten für einen Aufschwung für die Region. Dies wurde aber erst ab dem Jahr 1814 möglich, als Franken durch die Pariser Konvention endgültig zum Königreich Bayern gehörte. Das bayerische Königshaus erkannte das - auch wirtschaftliche - Potential des Kurortes Kissingen. Die Investitionen der Wittelsbacher bedeuteten einen Modernisierungsschub für den Ort.

Johann Friedrich Gärtner wurde am 10. Dezember 1791 in Koblenz als Sohn des Architekten Johann Andreas Gärtner und dessen Ehefrau Barbara Sachs geboren. 1809 studierte er an der Kunstakademie München und von 1812 bis 1814 in Paris. Es folgten mehrere Jahre Aufenthalt in Rom, Neapel und auf Sizilien. Im Jahr 1819 erhielt er einen Ruf als Professor der Baukunst an der Kunstakademie. Nebenbei leitete er als Direktor die Porzellanmanufaktur Nymphenburg und Glasmalereianstalt. Im Jahr 1827 wurde er mit dem Entwurf für ein neues königliches Bibliotheks- und Archivgebäude (heute: Bayerische Staatsbibliothek) beauftragt. Durch diese Arbeit erlangte er das besondere Vertrauen König Ludwig I., der ihn nun auch mit der nördlichen Fortführung der Münchner Ludwigstraße beauftragte. Im Jahr 1829 begann von Gärtner mit dem Bau der Ludwigskirche. Er wurde zum Oberbaurat und Generalinspektor der architektonischen und plastischen Kunstdenkmäler Bayerns ernannt, übernahm die Leitung einer Reihe öffentlicher Bauten, wurde 1840 geadelt und ging mit einem Gefolge von Bauleuten und Malern nach Athen, um dort den nach seinem Entwurf erbauten königlichen Palast zu vollenden und auszuschmücken. Im Jahr 1842 wurde er zum Direktor der Münchner Akademie ernannt und begann im selben Jahr mit der Erweiterung des Alten Südlichen Friedhof in München. Gärtner erhielt 1837 das Ritterkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone, verbunden mit der Erhebung in den persönlichen Adel. Außerdem war er Kommandeur des Erlöser-Ordens sowie Offizier des belgischen Leopoldsordens. Von 1841 bis 1644 errichtete er die Feldherrnhalle in München, die im am 9. November 1923 Schauplatz von Adolf Hitlers Putschversuch wurde. Gärtner starb am 21. April 1847 in München und wurde in dem von ihm selbst entworfenen Neuen Teil des Alten Südlichen Friedhofs in München bestattet.

Die Weichenstellungen in der Städteplanung und im Kurviertel, die in dieser Zeit von Ludwig II. und Architekt Friedrich von Gärtner gelegt wurden, wirken bis in die heutige Zeit hinein. Die Idee, das durch die Ausfallstraße nach Bad Brückenau und Hammelburg geteilte Kurviertel zu vereinen, stammt von König Ludwig I. Die Funktion der bis dahin bestehenden Saalebrücke im Kurviertel wurde von der heutigen Saalebrücke übernommen, die über die Ludwigsbrücke verlängerte Ludwigstraße wurde neue Verkehrsachse.

Panoramasicht auf den vierflügeligen Arkadenbau mit Conversationssaal
Krugmagazin
Brunnenhalle in Bad Kissingen (1842)

Zwischen 1835 und 1838 entstand im Kurviertel der Arkadenbau mit dem kleinen Konversationshaus, dem heutigen "Kleinen Kursaal". In den Jahren 1836 bis 1839 entstand das heutige Krugmagazin, weil das alte Krugmagazin den Anforderungen des Wasserversandes nicht mehr gerecht wurde. Im Jahr 1842 entstand neben dem Arkadenbau die gusseiserne Brunnenhalle, die als erster Ingenieurbau Bayerns gilt.

Der persönliche Einfluss bis him zum Eingreifen bis ins Detail von König Ludwig I. drückt nicht nur die personalisierte Linie seiner Politik, sondern auch sein persönliches Interesse für die Entwicklung Kissingens aus. Sein Interesse für Denkmalschutz äußerte sich auch in seinem Einsatz für die Burgruine Botenlauben.

Ferner wurden Maßnahmen zur Verschönerung des Ortes getroffen. In der Umgebung wurden Wander- und Spazierwege eingerichtet, die das Naturerlebnis steigern sollten, der Altenberg zur Parkanlage umgebaut, die Burgruine Botenlaube in das Konzept miteingebunden, die Forsthäuser Klaushof und Seehof entwickelten sich zu gastronomischen Zielen.

Dieses Engagement seitens der Regierung bedeutete nicht nur eine Einnahmequelle, sondern diente einer Etablierung von Staatsbädern, die Finanzquelle und staatliche Repräsentation vereinte, und der Integration der Untertanen in den Gesamtstaatenverband. Die adelige Kurgaststruktur von Bad Kissingen brach zugunsten einer bürgerlichen Oberschicht auf. Dies trug durch einen steigenden Wohn- und Lebensstil zu einem langsam wachsenden Qualitätsanstieg in allen Bereichen des Kulturlebens bei.

Gleichzeitig setzte auch eine Entfestigung des Stadtbildes ein, indem die mittelalterlichen Wehranlagen in Form von Stadtmauern und Türmen bis auf wenige Reste verschwanden. Die mittelalterlichen Straßenstrukturen sind im Stadtbild noch zu erkennen. Möglich war nun ein Ausgreifen der Stadt in alle Richtungen.

Mit den Baumaßnahmen unter Ludwig I. und seinem Architekten Gärtner setzte sich auch ein Prozess in Gang, in dem sich der Schwerpunkt des Kurgastbesuchs vom Adel auf die Oberschicht verlagerte, die einerseits durch ihre wirtschaftliche Potenz und andererseits durch ihre wachsenden Ansprüche in Wohn- und Lebensstil zu einem Qualitätsschub in der Entwicklung des Kurortes sorgte. Die Entwicklung Kissingens als Kurort für Bürgertum und Adel hielt bis zum Ersten Weltkrieg an.

Die Wechselwirkung zwischen Salzgewinnung und Kurbetrieb hielt nicht so lange an. Lange Zeit über liefen beide als sich gegenseitig bedingende Einnahmequellen nebeneinander. Dies änderte sich mit dem Jahr 1868, als das staatliche Salzmonopol fiel und die industrielle Salzgewinnung aufgegeben wurde. Von nun an war es der Kurbetrieb, der der Salzgewinnung eine schwindende Restbedeutung gab.

"Schlacht bei Kissingen"[Bearbeiten]

Zeitgenössische Postkartendarstellung der Schlacht bei Kissingen.
Das Gefallenendenkmal am Winkelser Ortsausgang für den Deutschen Krieg.
Inschrift am Gefallenendenkmal

Der Deutsche Krieg von 1866 machte auch Bad Kissingen nicht Halt. Beim Deutschen Krieg handelte es sich um den zweiten von drei Einigungskriegen, die unter Reichskanzler Otto von Bismarck zur Gründung des Deutschen Reiches führen sollten. Der erste Einigungskrieg war der Deutsch-Dänische Krieg von 1864, der dritte der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71. Im Deutschen Krieg kämpften Preußen und seine Verbündeten gegen Österreich, um dessen Vormachtstellung im Deutschen Bund einzudämmen. Die Kampfhandlungen erfassten auch Bad Kissingen. So drangen preußische Truppen von Süden her über Garitz (heute Stadtteil von Bad Kissingen) in Bad Kissingen ein und besetzten die Villa Vay (später Café Bellevue). Nachdem die bayerischen Truppen die Saalebrücken in den heutigen Luitpoldpark zerstört hatten, bauten die preußischen Truppen aus Möbelresten aus der Villa Vay provisorische Brücke und überquerten die Saale. Zwei Grabmäler auf dem Altenberg erinnern an die Kampfhandlungen. Auf ihrem Durchzug durch Kissingen erreichten die preußischen Truppen auch die Marienkapelle mit dem Kapellenfriedhof (dazu später mehr in den entsprechenden Kapiteln über die Narienkapelle und den Kapellenfriedhof in diesem Wikibook). Ein entscheidendes Gefecht fand schließlich zwischen dem heutigen Bad Kissinger Stadtteil Winkels und dem Nachbarort Nüdlingen statt. Einige Gefallene fanden auf dem Nüdlinger Friedhof ihre letzte Ruhe. Zwischen Winkels und Nüdlingen erinnert ein im Jahr 1867 von Bildhauer Michael Arnold geschaffener Gedenkstein an die in der Schlacht gefallenen Soldaten des 2. Posenschen Infanterie-Regimentes Nr. 19.

Bahnhof von Bad Kissingen.

Durch die "Schlacht bei Kissingen" wurden logistische Probleme in Kissingen deutlich. Dies führte dazu, dass König Ludwig II. am 9. April 1867 eine Bahnverbindung für den Ort genehmigte. Im Mai 1874 konnte der neoklassizistische Bahnhofsbau eröffnet werden. Der Bahnhofsbau beherbergt auch ein als "Königssalon" genanntes "Fürstenzimmer" für den Hofadel, das als Wartebereich beziehungsweise als Stätte für Empfänge gedacht war.

Die Kur wird ausgebaut[Bearbeiten]

Kissingen wird "Bad"[Bearbeiten]

Im Jahr 1883 wandten sich Stadtmagistrat und "Curcommission" an das Bezirksamt in Kissingen mit dem Anliegen, den Ortsnamen um den Zusatz "Bad" zu ergänzen. Die Gründe lagen jedoch nicht in erster Linie in eine Steigerung des Ansehens des Ortes, sondern war praktischer Natur. In erster Linie wollte man zukünftige Verwechslungen mit dem fränkischen Kitzingen und dem niederländischen Vlissingen vermeiden. Das Anliegen wurde über das bayerische Innenministerium König Ludwig II. vorgelegt, der am 24. April Kissingens Bad-Erhebung zu Bad Kissingen genehmigte. Durch die Bad-Erhebung wurde die Trennung zwischen der Stadt einerseits und dem baulichen Ausgreifen der Stadt unter Ludwig I. und seinem Architekt Friedrich von Gärtner andererseits aufgehoben und wuchs zu einer übergeordneten Einheit als Inbegriff von Stadt und "Weltbad" zusammen.

Bad Kissingen baut unter Max Littmann[Bearbeiten]

Max Littmann (1912)
Luftbild vom Regentenbau
Wandelhalle, Sicht von der Bühne mit Konzertbestuhlung
Vorderansicht des Kurtheaters
Kurhausbad in Bad Kissingen

Um 1900 befand sich Bad Kissingen durch die positive Entwicklung des Kurwesens an einem strukturellen Wendepunkt. Es wurden ähnlich prägende Weichenstellungen nötig, wie sie unter König Ludwig I. und seinem Architekten von Gärtner stattgefunden hatten. Die Kureinrichtungen hatten ihre Kapazitätsgrenzen erreicht, die Infrastruktur musste den steigenden Anforderungen angepasst werden. Dabei galt es, die Ergänzungen behutsam an die Gärtner'schen Vorarbeiten anzupassen. Von 1910 bis 1913 errichtete der Architekt Littmann - wie Friedrich von Gärtner aus München stammend - den Regentenbau sowie - am Standort der früheren Brunnenhalle - die Wandelhalle mit Brunnenhalle. Die Wandelhalle ist 90 Meter lang und mit ihrer Grundfläche von 2.640 Quadratmetern die größte Trinkhalle Europas. Dabei wurde darauf geachtet, dass Littmanns Ergänzungen und von Gärtners Vorgängerbauten harmonisch zueinander passten. Daneben errichtete Max Littmann neben einigen Privatbauten das bereits 1905 eingeweihte Kurtheater sowie im Jahr 1927 das Kurhausbad.

Max Littmann wurde am 3. Januar 1862 in Schloßchemnitz (heute Ortsteil von Chemnitz) als Sohn des Kaufmanns Johann Bernhard Littmann und dessen Ehefrau Hulda Emilie geb. Heurig, geboren. In Chemnitz machte Littmann eine Maurerlehre und war 1878 bis 1882 Schüler an der Gewerbeakademie Chemnitz. Von 1883 bis 1885 studierte er Architektur in Dresden am Königlich-Sächsischen Polytechnikum. Im Jahr 1885 siedelte er nach München über, wo er sich nach Studienreisen nach Italien und Paris 1888 als freischaffender Architekt niederließ. Zunächst betrieb Littmann zusammen mit seinem Studienkollegen Albin Lincke ein Architekturbüro. Im Jahr 1891 heiratete er Ida Heilmann, die Tochter des Bauunternehmers Jakob Heilmann. Von 1891 bis 1908 war Littmann Teilhaber im Baugeschäft seines Schwiegervaters Jakob Heilmann, der Heilmann & Littmann oHG (später GmbH) und tat sich nun vor allem durch die Erstellung von repräsentativen Bauten wie Theatern, Warenhäusern und Kurhäusern hervor. Littmann reformierte den Theaterbau; seine Theater waren weniger Hof- oder Stände- als Bürgertheater. Sein Hauptwerk sind die Hoftheater in Stuttgart, das aus einem großen Haus für die Oper (noch heute von der Staatsoper Stuttgart genutzt) und einem kleinen, im Zweiten Weltkrieg zerstörten Haus für das Schauspiel bestand. Littmann starb am 20. September 1931 in München.

Berühmte Kurgäste[Bearbeiten]

Kaiserin "Sisi"[Bearbeiten]
"Sisi"-Denkmal auf dem Altenberg von 1907

In den Jahren 1862 bis 1865 sowie 1897 und 1898 verbrachte die österreichische Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn ("Sisi"), Ehefrau von Kaiser Franz Josef, ihre Kuraufenthalte in Bad Kissingen. Dabei residierte sie gerne im heutigen "Kaiserhof Victoria" (Am Kurgarten). Das Jahr 1864 wurde in diesem Zusammenhang als "Kaiserkur" bekannt, bei der neben "Sisi" und ihrem Ehemann u. a. der bayerische König Ludwig II. und der russische Zar Alexander II. anwesend waren. Während ihrer Kuraufenthalte unternahm sie gerne Spaziergänge auf dem Altenberg. Auf dem Altenberg wurde im Jahr 1907 zu ihren Ehren das "Sisi"-Denkmal errichtet.

Otto von Bismarck[Bearbeiten]
Bismarck-Denkmal von 1877.

Im Jahr 1874 verbrachte Reichskanzler Otto von Bismarck im Haus der Dres. Diruf in der damaligen Saalestraße (heute: Bismarck-Straße) seinen ersten von mehreren hiesigen Kuraufenthalten. Während dieses Kuraufenthaltes verübte der Böttchergeselle Eduard Kullmann aus Protest gegen Bismarcks Kulturkampf gegen die katholische Kirche ein Attentat auf den Reichskanzler, bei dem dieser nur leicht verletzt wurde. An der Stelle des Attentats befindet sich eine von Bildhauer Michael Arnold angefertigte Gedenktafel, die an das Attentat erinnert.

Während man in Kissingen fürchtete, Bismarck würde nicht mehr nach Kissingen zurückkommen, kehrte Bismarck im Jahr 1876 zurück, verbrachte aber ab da seine Kuraufenthalte (bis 1893) im heutigen Stadtteil Hausen in der "Oberen Saline", wo sich heute u. a. das "Bismarck-Museum" befindet. Hier bekam er Personal zur Erledigung seiner Amtsgeschäfte sowie Wachpersonal gestellt. In Hausen verfasste er auch das berühmte "Kissinger Diktat", in dem er die Grundlagen seiner Außenpolitik darlegte. Bismarck sah seine Kuraufenthalte in Bad Kissingen beziehungsweise Hausen als Geste der Versöhnung, nachdem Preußen den "Deutschen Krieg" gewonnen hatte. Im Jahr 1877 wurde zu seinen Ehren das Bismarck-Denkmal errichtet; Bismarck selbst fühlte sich jedoch zu verlegen, es persönlich in Augenschein zu nehmen. Im Jahr 1893 wurde die Saalestraße in Bismarckstraße umbenannt, im Jahr 1914 begann man mit dem Bau des Bismarckturms auf dem Sinnberg.

Erster Weltkrieg[Bearbeiten]

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten einerseits die Russische Revolution zu einem Rückgang der Gästezahlen aus Osteuropa und andererseits der Erste Weltkrieg zu einem Rückgang der Gästezahlen insgesamt geführt. Nach dem Krieg war Bad Kissingen von Rezession und Inflation betroffen. Trotzdem entwickelte sich der Ort weiter. So entstand in dieser Zeit nicht nur Littmanns Kurhausbad, sondern auch das neue Wasserwerk, das E-Werk, der Schlachthof und der Flug- bzw. Turnierplatz. Die Kurgastzahlen stiegen wieder.

Zweiter Weltkrieg[Bearbeiten]

Trotzdem setzte sich der Trend zum Ausbleiben ausländischer Kurgäste fort, sowohl politisch bedingt vor allem innerhalb der jüdischen Klientel als auch kriegsbedingt insgesamt. Das Leben in Bad Kissingen wurde in politischem, wirtschaftlichem und öffentlichem Gebiet gleichgeschaltet. In der "Reichskristallnacht" vom 9. November 1938 wurde die "Neue Synagoge" beschädigt und im Nachgang abgerissen, obwohl die Schäden reparabel gewesen wären. Von den 171 jüdischen Bürgern Bad Kissingens, die zu Beginn des Dritten Reiches hier gemeldet waren - Bad Kissingen zählte zu besseren Zeiten zu den zehn größten jüdischen Gemeinden in Bayern - lebte nach Kriegsende keiner mehr im Ort. 69 Kissinger Juden fielen Deportation und Vertreibung zum Opfer.

Während des Krieges wurde Bad Kissingen zur Auffangregion für das von schweren Luftangriffen getroffene Schweinfurt. Im Jahr 1945 wurden 3.000 Verwundete in den 30 Kissinger Lazaretten betreut. An der Bausubstanz gab es keine größeren Schäden; lediglich ein Jagdbomberangriff vom 5. April 1945 auf den Bahnhof hatte mäßigen Schaden angerichtet. Am Morgen des 7. April 1945 wurde auf Befehl des Kampfkommandaten Karl Kreuzberg die Ludwigsbrücke gesprengt, um die anrückenden amerikanischen Truppen aufzuhalten.

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Kirchen[Bearbeiten]

St.-Jakobus-Kirche[Bearbeiten]

St.-Jakobus-Kirche

Den ersten Hinweis auf einen katholischen Pfarrer in Kissingen liefert ein Rechtsstreit aus dem Jahr 1206, in dessen Zusammenhang ein Symon aus Kissingen in eine Auseinandersetzung um Besitzverhältnisse an einer Kapelle in Haard verwickelt war. Der erste Hinweis auf eine Pfarrei findet sich im Jahr 1286 in Gestalt einer Urkunde über den Bau eines Gotteshauses zu Ehren der Muttergottes und zu Ehren des St. Jakobus. Finanziert wurde der Bau durch die Spende eines ehemaligen Nüdlinger Bürgers namens Conrad aus dem Verkauf dreier Äcker. Nicht bekannt ist jedoch, ob es sich bei dem besagten Kirchenbau um die Marienkapelle oder die St.-Jakobus-Kirche handelt. Die erste der Marienkapelle zuordenbare Erwähnung stammt aus dem Jahr 1348, für die St.-Jakobus-Kirche aus dem Jahr 1341.

Die Pfarrei Kissingen kam Ende des 14. Jahrhunderts an das Hochstift Würzburg. Während es für das 15. Jahrhundert wenige Aufzeichnungen gibt, sind für das 16. Jahrhundert Veränderungen an der Pfarrei Kissingen durch Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn zum Beispiel in Form einer Neuordnung des Pfarrgebiets bekannt, die im Laufe dieses Wikibooks (siehe Kapitel "Die Markgrafen von Schweinfurt, die Henneberger und die Burg Botenlauben") bereits angesprochen wurden.

Vom chronologischen Standpumkt aus betrachtet, wäre es nun angebracht, auf die Entstehung der Marienkapelle einzugehen. Da diese jedoch zum Kernthema dieses Wikibooks gehört, muss dessen Autor den Leser um Geduld bitten und auf das entsprechende, spätere Kapitel verweisen, wo ausführlicher auf die Marienkapelle eingegangen wird.

Das andere Gotteshaus dieser Zeit war die barocke St.-Jakobus-Kirche. Der Kirchenbau aus dem 14. Jahrhundert war bis zur Zeit von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn baufällig geworden. Dieser ließ 1607/1608 den Turm neu aufbauen und zur gleichen Zeit oder 1629 das Langhaus um ein Seitenschiff ergänzen. Unter Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim fand von 1772 bis 1775 nach einem Entwurf des Würzburger Hofbauamtmannes Johann Philip Geigel ein Neubau der St.-Jakobus-Kirche statt. Als ihre Kapazitäten nicht mehr ausreichten, wurde im Jahr 1883 die Herz-Jesu-Kirche eingeweiht, die von der St.-Jakobus-Kirche auch den Status einer Pfarrkirche übernahm.

Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche[Bearbeiten]

Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche

Die ersten Anfragen nach einem Kirchenneubau, weil die St.-Jakobus-Kirche den Ansprüchen nicht mehr genügte, wurden zunächst im Jahr 1844 an König Ludwig I. und später an König Maximilian II. gerichtet. Doch erst König Ludwig II. genehmigte 1881 den Bau einer neuen Kirche. Dieser Bau wurde unter anderem durch eine Prämienlotterie finanziert und durch den Münchner Architekt Karl von Lembach zwischen 1881 und 1884 ausgeführt. Am 31. August 1884 wurde die Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche eingeweiht.

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Stationsberg[Bearbeiten]

Kreuzigungsgruppe des heutigen Stationsberg-Kreuzweges
Ursprüngliche Kreuzigungsgruppe von Bad Kissingen (heute in Poppenroth)

Im Jahr 1758 genehmigte "das Hohe Ordinariat" die Errichtung eines Kreuzweges. Als "Kreuzberg" wurde ein Teil des Zückbergs ausgewählt, die Stationen von Andreas Eisfelder gestiftet. Am 14. September 1758 (Fest der Erhöhung des Kreuzes) wurde der Kreuzweg von den Franziskanern aus Hammelburg eingeweiht. Anfangs gab es zwei Prozessionen zum Stationsberg, eine Prozession der Männer in Begleitung des Pfarrers mit Kreuzpartikel, dann eine Prozession der Frauen in Begleitung des Dekans ohne Partikel. Jede der Prozessionen feierte in der Marienkapelle ihre eigene Messe.

Die Prozessionen starteten am Ölberg am heutigen Theaterplatz. Im Jahr 1883 schlug der Verschönerungsverein der Kirchenverwaltung vor, den Ölberg an die neu errichtete Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche zu verlegen. Doch wurde der Ölberg wegen Einsturzgefahr abgebaut und hinter die neue Stadtpfarrkirche verlegt. Am 3. März 1795 stiftete Georg Renninger eine zweite Prozession zum Kalvarienberg. Im Laufe des 19. Jahrhunders schwand jedoch der Eifer der Gläubigen. Die Stationen verfielen; die Gläubigen stellten ihr Holz an den Stationen ab. So wurden die Stationen für 80 DM an die Gemeinde Poppenroth (heute Stadtteil von Bad Kissingen) verkauft. Der Ankauf nach Poppenroth wurde von der als „Nunnä-Fräla“ bekannten Poppenrotherin Katharina Pfrang gestiftet; dass sie die Figuren im Huckelkorb persönlich von Bad Kissingen nach Poppenroth transportierte, gilt jedoch als Legende. In den Jahren 1892 bis 1894 führte Bildhauer Valentin Weidner den Auftrag aus, für den Bad Kissinger Kreuzweg neue Stationen zu errichten und die Kreuzigungsgruppe "künstlerisch auszuführen".

Evangelische Erlöserkirche[Bearbeiten]

Erlöserkirche von 1891 (Vorderansicht)

Vor 1803 gab es in Kissingen nur vereinzelte protestantische Bürger, die aus anderen Gemeinden stammten. Für das Jahr 1578 wird ein Kissinger namens Nicolaus Nicander erwähnt, der in Wittenburg studierte und "Protestantischer Diakonus" wurde. Erst mit der Sakularisation sowie dem Anschluss an Bayern entstand eine wachsende protestantische Gemeinde in Kissingen. Im Jahr 1824 befanden sich unter 1.609 Kissinger Bürgern lediglich vier Protestanten, die die Gottesdienste in Schweinfurt, Geroda, Niederwerrn oder Poppenlauer besuchen mussten. Erst der Aufschwung im Kurwesen zur Mitte des 19. Jahrhunderts brachte die Anwesenheit evangelischer Kurgäste im Ort, was öffentliche Gottesdienste erforderlich machte. Im Jahr 1840 fand der erste Gottesdienst in einem Behelfsraum im königlichen Landgericht unter der Predigt des Schweinfurter Pfarrers Höfer statt.

Im Jahr 1844 reichten Protestanten aus Kissingen eine Petition bei König Ludwig I. ein, Sammlungen für ein protestantisches Gotteshaus in Kissingen zu erlauben. König Ludwig I. finanzierte den Bau des Gotteshaues, der von Architekt Friedrich von Gärtner ausgeführt wurde, aus königlichen Mitteln. Nach zweijähriger Bauzeit wurde der Kirchenbau, dessen Kosten sich auf 40.000 Gulden beliefen, in der Prinzregentenstraße im Jahr 1847 eingeweiht. Mit dem 1. März 1850 wurde Kissingen ständiges Vikariat der Pfarrei Schweinfurt. im Jahr 1856 wurde das Vikariat Kissingen selbständig. Nachdem ab 1851 ein Privatlehrer auf Gemeindekosten die evangelischen Schüler unterrichtet hatte, wurde im Jahr 1858 eine öffentliche protestantische Schule gegründet. Im Jahr 1850 wurde mit dem Bau eines Pfarrhauses in der Von-Hessing-Straße begonnen, der auch durch zahlreiche Spenden von Kurgästen finanziert wurde. Nach dem ersten Besuch König Ludwigs II. in Bad Kissingen hatte eine Petition einflussreicher Kurgäste für die Errichtung einer eigenen Pfarrei Erfolg.

Im Jahr 1885 wurde eine durch Spenden finanzierte Orgel angeschafft. Wegen eines Anstiegs der Kurgastzahlen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann im Jahr 1890 nach Entwürfen des Münchner Architekten August Thiersch eine Erweiterung des Kirchengebäudes, deren Kosten sich alles in allem auf 98.000 Mark beliefen; die Einweihung fand am 25. Oktober 1891 statt. Unter anderem wurde das Kirchenschiff verlängert, an der Front zwei Kirchtürme ergänzt, die Apsis durch ein Querhaus und eine Vierung mit oktogonalem Turm ersetzt sowie neue Glocken eingebaut, die bestehenden 500 Sitzplätze um 300 weitere ergänzt. Im Jahr 1952 wurde die Kirche erstmals renoviert. Die in der Salinenstraße gelegene, stillgelegte anglikanische Kirche, die uns im Folgenden noch genauer beschäftigen wird, wurde als Behelfs-Gemeindehaus genutzt. Sie wurde abgerissen, als im Jahr 1968 ein neues Gemeindehaus gebaut und im Jahr 1969 eingeweiht wurde. Seit einer erneuten Renovierung im Jahr 1980 trägt das Kirchengebäude den Namen "Erlöserkirche".

Anglikanische Kirche[Bearbeiten]

Anglikanische Kirche in Bad Kissingen (Foto ca. 1910)

Asschlaggebend für den Bau der anglikanischen Kirche, der nach der Mitte des 19. Jahrhunderts beschlossen und durch Spenden von Gästen und Gönnern finanziert wurde, waren die zahlreichen Kurgäste aus Großbritannien. Der Lord Bishop von Gibraltar war Vorsitzender und A. B. Granville war Vorsitzender des Kirchenkomitees, das die Spendenaufrufe der lokalen Presse und weitere Aktionen initiierte und steuerte. Das Gotteshaus wurde nach siebenjähriger Bauzeit, deren Kosten in Höhe von 1.350 Pfund schon vor der Eröffnung fast abgedeckt waren, am 24. August 1862 eingeweiht und befand sich in der Salinenstraße am Standort des heutigen evangelischen Gemeindehauses. Es war im Stil der neuromantisierenden Neugotik gestaltet, hatte einen kreuzförmigen Grundriss, keine Türme und war durch Fialenpfeiler vertikal gegliedert. Später wurden noch kleinere Vorhaben umgesetzt wie die eiserne Umzäunung, die Bemalung der Decke und die Innenausstattung.

Der Treuhänder Granville bezahlte auch einen Pfarrer mit einem monatlichen Einkommen von 15 Pfund. Der Organist Mr. Gould war für das Spendensammeln nach den Gottesdiensten zuständig. Die Gehälter sowie alle weiteren Ausgaben wurden durch einen Spendenfonds gedeckt. Mit dem Ersten Weltkrieg sank die Zahl der britischen Kurgäste, was sich negativ auf den Gottesdienstbetrieb auswirkte. Im Jahr 1953 erwarb die evangelische Gemeinde das anglikanische Gotteshaus, um es zu einem Gemeindehaus umzubauen. Dieser bereits erwähnte Umbau zu einem Behelfs-Gemeindehaus erfolgte schließlich im Jahr 1954. Doch zeigten sich am Kirchengebäude Fundamentschäden, die immer stärker wurden, bis sich bis zum Jahr 1965 die südliche Giebelmauer immer stärker zur Maxstraße hin neigte. Im Jahr 1968 musste das Kirchengebäude schließlich abgerissen werden; an seinem Standort entstand das heutige evangelische Gemeindehaus.

Russisch-orthodoxe Kirche des Sergius von Radonesch[Bearbeiten]

Russische Kirche Bad Kissingen

Die Kissinger russisch-orhodoxe Kirche des Sergius von Radonesch entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Tradition von russischen Gotteshäusern, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch an anderen deutschen Bade- und Kurorten wie Baden-Baden, Bad Ems, Bad Nauheim und Bad Homburg entstanden. Anlass war die hohe Anzahl an russischen Gästen in Bad Kissingen. Der früheste Anstoß zum Bau des Gotteshauses war im Jahr 1856 der Besuch von Zar Alexander II., dem der Magistrat ein Grundstück zum Bau der Kirche schenken wollte. Dieses Vorhaben wurde hinfällig, als der geplante Besuch des Zaren nicht zustande kam. Dabei blieb es auch, als der Zar in den Jahren 1864 und 1868 zur Kur nach Kissingen kam; stattdessen erhielt er eine provisorische Kapelle im Hotel. Als mit dem Bau einer Eisenbahnlinie zwischen Russland und Deutschland ab 1848 und dem Bau des Kissinger Bahnhofs nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 auch die Zahl der russischen Kurgäste stieg, wurde von der Kurverwaltung im Casino ein Raum für russisch-orthodoxe Gottesdienste in den Sommermonaten zur Verfügung gestellt.

Zu konkreten Plänen für ein eigenes russisches Gotteshaus in Bad Kissingen kam es schließlich im Jahr 1897. Unter Leitung von Erzpriester Alexej Maltzev, dem Vorsteher der russischen Botschaftskirche in Berlin, und der unentgeltlichen Beteiligung des St. Petersburger Hofarchitekten Victor von Schroeter sollte das Gotteshaus nach Plänen des Kissinger Architekten Carl Krampf errrichtet und durch Spendensammlungen in Russland und im Ausland finanziert werden. Im Jahr 1897 erwarb man das Grundstück für 8.000 Mark und zwei Jahre später ein weiteres Stück Land für 2.400 Mark. Am 20. Juli 1898 wurde der Grundstein gelegt und die Kirche schließlich am 18. Juli 1901 eingeweiht. Die Kirche wurde im Stil der byzantinischen Monumentalarchitektur errichtet und dem Heiligen Sergius von Radonesch, einem der volkstümlichsten Heiligen der Russen, geweiht. Die Besucher der Kirche stammten hauptsächlich aus der russischen Mittelschicht; zu den Besuchern zählte aber auch Graf Leo Tolstoi und vier Mitglieder des russischen Kaiserhauses. Die deutsche Kriegserklärung an Russland am 1. August 1914 zu Beginn des Ersten Weltkrieges brachte den religiösen Betrieb der Kirche zum Erliegen. Alle russischen Staatsangehörigen und Priester mussten ausreisen, die Kirche selbst wurde geschlossen und unter Zwangsverwaltung gestellt, ihr Vermögen eingezogen, ihre Glocken beschlagnahmt und eingeschmolzen.

Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde im Jahr 1921 wieder ein Gottesdienst in der Kirche gefeiert und Nicola Bader zum Priester ernannt. Die russische Gemeinde von Bad Kissingen bestand aus 15 Emigranten. Nachdem Nicolas Bader Bad Kissingen verlassen hatte, wurde der Gottesdienst von 1926 bis 1930 saisonweise von auswärtigen Geistlichen zelebriert. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges entwickelte sich nach und nach eine russisch-orthodoxe Gemeinde in Bad Kissingen, und es kamen über 15 russisch-orthodoxe Geistliche in den Ort. Im Februar 1946 wurden ein Gemeinderat, ein Kirchenältester und eine Revisionskommission gewählt. Im Oktober 1948 wurde die Ausmalung der Kirche restauriert. Die Umsiedlung der "displaced persons" hingegen sorgte dafür, dass 1950 die meisten russisch-orthodoxen Mitglieder der örtlichen Gemeinde nach Amerika ausgewandert waren. Der letzte Priester hieß Michail Sagorjanskij, der 1973 in Darmstadt starb. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlegte die "Bruderschaft des Heiligen Fürsten Wladimir" ihren Vereinssitz von Berlin nach Bad Kissingen und versuchte von nun an, Gottesdienste hier abzuhalten. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs kamen sehr viele deutschstämmige Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion. So kamen auch einige orthodoxe Christen in den Ort, die von da an an den Gottesdiensten teilnahmen.

Im Mai 1997 wurde eine weitere Renovierung der Kirche vollendet. Seit 1997 hat die russisch-orthodoxe Gemeinde Bad Kissingens einen ständigen Priester.

Parkfriedhof[Bearbeiten]

Hauptgang
Gräberfeld

Nachdem der Kapellenfriedhof schon einige Male erweitert worden war und das Potential für weitere Erweiterungen fast schon ausgereizt war, kam nur noch die Anlage eines neuen Friedhofs in Frage. Die ersten Pläne dazu gab es schon im Jahr 1871; als möglicher Ort für den neuen Friedhof kam damals schon nur das heutige Terrain zwischen Dummentaler und Sinnberger Weg in Frage. Bereits im Jahr 1880 stand eine Fläche mit 9.984 m² für 2.300 Gräber und Erweiterungspotential für 1.200 Gröber zur Verfügung; aus unbekannten Grund kam es damals noch zu keiner Friedhofsneuanlage. Am selben Ort begann man schließlich im Jahr 1932, als der Kapellenfriedhof nur noch für orrtsansässige Familien nutzbar war, zur Anlage des insgesamt 83.552 m² großen Parkfriedhofs, von dem zuerst im Jahr 1933 der vorgesehene kleine Teil und der Rest in den Jahren 1934 bis 1936 angelegt wurde. Dabei wurden Pläne von Stadtbaumeister Josef Fischer umgesetzt. Die Kosten beliefen sich auf 330.000 RM, die ohne Schuldenaufnahme finanziert wurden. Wie Oberbürgermeister Dr. Max Pollwein bei der Einweihung des Parkfriedhofs hoffte, "möge nun allen, die da abberufen werden, auf dieser Ruhestätte die Erde leicht sein". Der bereits von Anfang an für 35.000 bis 40.000 Einwohner geplante Friedhof musste dennoch in den Jahren 1975 und 1986 nach Osten hin erweitert werden. Für die steigende Anzahl an Feuerbestattungen wurde im Jahr 1983 ein Kolumbarium erbaut, das im Jahr 1999 um einen Mauerring für weitere Urnen ergänzt wurde.

Judentum[Bearbeiten]

"Neue Synagoge"[Bearbeiten]
Die Neue Synagoge
Gedenktafel von 2002

Die älteste Synagoge, die sich in Kissingen nachweisen lässt, war das in der Nähe des Erthalschen Judenhofes befindliche jüdische Bet- und Schulhaus von 1705, das durch die Initiative aller in Kissingen lebenden Juden entstand. In den Jahren 1851/52 wurde es durch die einfache und schlichte "Alte Synagoge" ersetzt. Bereits vier Jahrzehnte soäter wurde Architekt Carl Krampf von der jüdischen Gemeinde mit einem repräsentativen Neubau beauftragt. Im Jahr 1894 legte Carl Krampf, der zu gleichen Zeit auch die katholische St.-Laurentius-Kirche im heutigen Stadtteil Reiterswiesen konzipierte, einen Entwurf für die "Neue Synagoge" vor. Wie die jüdische Gemeinde in Baden-Baden, die im August 1899 ihre Synagoge einweihte, entschied sich die jüdische Gemeinde von Bad Kissingen für eine Gestaltung im neoromanischen Stil. Der Entschluss einerseits für den Neubau der Synagoge und andererseits für ihre neoromanische Gestaltung waren Anzeichen der Integration der jüdischen Mitbürger sowie des gestiegenen Selbstbewusstseins und Ansehens der jüdischen Gemeinde. Die Synagoge sollte für das Weltbad Bad Kissingen repräsentativ sein sowie den Kurbauten und christlichen Kirchen Bad Kissingens ebenbürtig sein. Unter Berichterstattung der lokalen "Saale-Zeitung" fand am 14. Juni 1902 die Einweihung der "Neuen Synagoge" statt. Kantor der "Neuen Synagoge" wurde Ludwig Steinberger, der Vater des Physik-Nobelpreisträgers Jack Steinberger.

Mitte Oktober 1938 wurde die "Neue Synagoge" von Kreisleiter Heimbach und zwei Begleitern besichtigt. Auf Nachfrage nach dem Grund für die Besichtigung erhielt der Hausmeister der Synagoge die Antwort, dass die "Existenz der Synagoge ... nur eine Frage der Zeit sei"[4]. In der Nacht von 9. November 1938, der "Reichspogromnacht", auf den 10. Oktober 1938 wurde die "Neue Synagoge" in Brand gesteckt. Obwohl die Schäden reparabel gewesen wären, beschloss der Bad Kissinger Stadtrat am 17. März 1939 den Abriss der "Neuen Synagoge". Heute befindet sich an ihrem ehemaligen Standort eine Gedenktafel, die an die "Neue Synagoge" erinnert.

Jüdischer Friedhof[Bearbeiten]
Blick auf den Friedhof

Vor der Anlage des jüdischen Friedhofs von Bad Kissingen wurden die verstorbenen Juden des Ortes vermutlich in Pfaffenhausen (heute Stadtteil von Hammelburg) bestattet. Im Jahr 1817 erwarb die jüdische Gemeinde Bad Kissingen am heutigen Standort des jüdischen Friedhofs am damaligen Zückberg in der heutigen Bergmannstraße ein Gelände für die Anlage des Friedhofs. Aus diesem Jahr haben sich zwei Urknden erhalten, die den Verkauf des Geländes bestätigen; das in verschiedenen Quellen genannte Jahr 1801 für die Anlage des Friedhofs hat sich archivalisch nicht bestätigen lassen. Im Jahr 1891 wurde der Friedhof das erste Mal erweitert sowie das Taharahaus eingeweiht; eine weitere Friedhofserweiterung fand 1933 statt. Während des Zweiten Weltkrieges wurden in der Friedhofshalle russische Kriegsgefangene untergebracht. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fanden auf dem Friedhof wieder Beerdigungen verstorbener Juden statt.

Marienkapelle[Bearbeiten]

Geschichte[Bearbeiten]

Neugestaltung unter Balthasar Neumann[Bearbeiten]

Balthasar Neumann, Porträt von Marcus Friedrich Kleinert (1727)
Die Würzburger Residenz.

Dr. theol. Johannes Laurentius Helbig, seit dem Jahr 1700 Pfarrer von Bad Kissingen, bezeichnete am 7. Juli 1701 die Bausubstanz des Kirchengebäudes als »höchst ruinös und dahero ohnumgänglich zu reparieren«[5] und trat für entsprechende Baumaßnahmen ein. Er schlug vor, das Vorhaben unter anderem mit dem Verkauf des Landbesitzes der Marienkapelle von einem Morgen zu finanzieren. Nachdem zweimal Abgesandte des Bistums Würzburg den Zustand der Marienkapelle untersuchten, weitere Maßnahmen jedoch ausblieben, appellierte Helbig im Jahr 1702 erneut an seine Vorgesetzten, dass »die Gefahr wird von tag zu tag grösser« werde und »daß das Dach einfallen, Altäre, Orgel und anderes in der Kirche zerschmettern oder auch Menschen erschlagen könnte.«[6] Nach einer im September 1725 begonnenen Sammlung im Juni 1726, die einen Ertrag von 250 Gulden erbrachte, wurde der Baumeister Balthasar Neumann mit einem Neubau der Marienkapelle beauftragt, den dieser ab 1727 ausführte.

Der Architekt und Baumeister Balthasar Neumann wurde am 27. Januar 1687 in Eger geboren. Sein erster Lehrmeister war wahrscheinich sein Pate, der Glocken- und Metallgießer Balthasar Platzer aus Eger. Seit 1711 war Neumann nachweislich in der Gießerei Ignaz Kopp in Würzburg beschäftigt. Im Jahr 1712 wurde er Gemeiner in der fränkischen Kreis-Artillerie, da er nur so die Ingenieurslaufbahn einschlagen konnte. Beim Militär brachte er es bis 1718 zum fürstlichen Ingenieur-Kapitän. In den Jahren 1717/18 befand er sich mit den Truppen in Österreich und Ungarn, wo er, wie auf einer Reise nach Mailand, Berufserfahrung und Eindrücke sammeln konnte. In Würzburg wurde der Stückhauptmann (der Artillerie) und Oberingenieur Neumann im Jahr 1719 vom neuen Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn zum fürstbischöflichen Baudirektor in Würzburg berufen. Auf Empfehlung des Mainzer Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn, des Onkels des Fürstbischofs, beauftragte dieser Neumann mit der Planung des Neubaus der seit 1981 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Würzburger Residenz. Eine Studienreise in diesem Zusammenhang führte ihn bis nach Paris, wo er seine Fähigkeiten vertiefte. Im Jahr 1724 wurde er Major und heiratete ihm Jahr darauf Maria Eva Engelberta Schild, Tochter des Geheimen Hofrats Franz Ignaz Schild. 1729 wurde er Oberstleutnant in der fränkischen Kreisartillerie und Baudirektor in Bamberg. 1731 erhielt er den für ihn neu eingerichteten Lehrstuhl für Zivil- und Militärbaukunst an der Universität Würzburg und wurde 1741 Oberst (der höchste für ihn möglichen militärische Rang). Im Jahr 1723 wurde Neumann Mitglied der bischöflichen Baukommission. Als Baudirektor des Domkapitels nahm er eine beherrschende Rolle im Würzburger Bauwesen ein. Er starb am 19. August 1753 als Oberst der Artillerie und fürstbischöflicher Oberbaudirektor und wurde in der Würzburger Marienkapelle beigesetzt.

Der Neustädter Benedikt Lux ergänzte Neumanns Neubau in der Marienkapelle in den Jahren 1734 bis 1738 mit Altar- und Kanzelneubau.

Am Hauptaltar zeigt das Altarbild, dessen Entstehung unbekannt ist, den heiligen Burkard, den ersten Bischof von Würzburg und von nun an Patron der Kapelle, vor der Würzburger Residenz bei der Verehrung Mariens. Der hl. Burkard wird dabei von Skulpturen von Johannes dem Täufer und dem Apostel Johannes (beide jeweils innen) sowie die hl. Joachim und Anna, der Eltern der hl. Maria (beide jeweils außen) flankiert. Und dem Altarbild des hl. Burkard befindet sich in der Tabernakelnische eine Gnadenfigur in Form einer Pietà von 1420.

Der linke Seitenaltar beherbergt den hl. Josef zwischen Skulpturen der hl. Katharina und der hl. Apollonia von Alexandria, der rechte Seitenaltar die Immaculata zwischen Skulpturen des Elias und des Elischa.

Kanzel

Im Jahr 1740 errichtete Valtin Lohr eine neue Sakristei.

Die von Benedikt Lux geschaffene Kanzel ist an Korb und Schalldeckel mit Voluten versehen. Gegenüber der Kanzel befindet sich ein Dreifaltigkeitsaltar aus der Zeit um 1700 mit einer Darstellung der Hl. Dreifaltigkeit sowie der hl. Barbara von Nikomedien. Der Altar ist mit gedrehten Säulen und Schleiern aus schwerem Akanthus ausgestattet.

Am 29. September 1744 fand die feierliche Weihe der Kapelle in ihrer neuen Gestalt durch Johannes Bernardus Mayer, dem Weihbischof der Diözese Würzburg in Anwesenheit von 12 Priestern und zwei Mönchen statt. In diesem Rahmen firmte der Weihbischof 73 Kissinger Kinder.

"Schlacht bei Kissingen"[Bearbeiten]

Zeitgenössische Postkartendarstellung der Schlacht bei Kissingen.
Generalleutnant Oskar von Zoller

Die "Schlacht bei Kissingen" betraf beim Durchmarsch der preußischen Truppen durch Kissingen auch die Marienkapelle und den Kapellenfriedhof (zum Kapellenfriedhof, speziell zu den Gefallenen der Schlacht siehe den entsprechenden Abschnitt im Wikibooks-Kapitel über den Kapellenfriedhof). Generalleutnant Oskar von Zoller ließ den Kapellenfriedhof von Resten verschiedener Kompanien, u. a. dem 15. Infanterie-Regiment, verschanzen und verteidigen, um den Preußen den Weitermarsch nach Winkels (heute Stadtteil von Bad Kissingen) und Nüdlingen zu versperren. Die bayerischen Truppen nutzten Steine Steine von Meßnerhaus und Mauer als Schießscharten. Während des Gefechts entstanden viele Sachschäden, Gräber wurden umgestoßen, Tote und Verletzte waren auf dem Gelände verteilt. Die preußischen Soldaten nutzten die Kapelle als Gefangenenlager für gefangengenommene bayerische Soldaten. Eine zeitgenössische Zeichnung, die sich in Privatbesitz befindet, zeigt die Festnahme des Kapellenkirchners Kaspar Betzer, der vergeblich versucht hatte, diese Art der Nutzung der Kapelle zu verhindern. In Betzers Familie wurde der Beruf des Totengräbers schon seit 300 Jahren ausgeübt; der Tag der "Schlacht bei Kissingen" war der 100. Geburtstag seines Vaters. Als die preußischen Soldaten den Schlüssel der Kapelle verlangten, behauptete er zunächst, er hätte ihn seiner Tochter mitgegeben, musste den Schlüssel aber hergeben, als die preußischen Soldaten auf ihrer Forderung bestanden.

Zur Marienkapelle gehörende Bauwerke und Anlagen[Bearbeiten]

Küsterhaus[Bearbeiten]

Küsterhaus

Das ehemalige Küsterhaus befindet sich auf dem Friedhofsgelände nahe dem Haupteingang auf Höhe der Marienkapelle. Es stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Gebäude stellt einen zweigeschossigen, verputzten Walmdachbau über einem hohen Sandsteinquadersockel dar.

Liebfrauensee[Bearbeiten]

Vor der Anlage von Marienkapelle und Kapellenfriedhof befindet sich der 1.076 m² große Liebfrauensee. Der Sage nach ist er mit dem Golf Biscaya verbunden beziehungsweise bezieht sein Wasserreservoir aus dem Bad Kissinger Stationsberg. Der Sage nach soll auf seinem Grund ein Riese schlafen, dessen Bewegungen Erdbeben auslösen, während die Gasblasen aus dem See seinen Atem darstellen; wenn er eines Tages aufsteht, sollen riesige Wasserfluten die Stadt erfassen.

Der Sage nach geht der Name des Sees auf eine zunächst unglückliche Liebesgeschichte zurück. Demnach stand einst am Fuß des Sees eine Mühle, die einem reichen Adeligen aus der Stadt gehörte. Sein Geselle verliebte sich in die Tochter des Müllers, der allerdings nur einen reichen Schwiegersohn wollte. Aus Liebeskummer wollte sich der Müllersgeselle in den See stürzen, wurde jedoch von einer Marienerscheinung davon abgehalten, die ihm versprach: „Nach drei Jahren“. Der junge Mann zog in die Ferne und kam nach drei Jahren wieder. Der Müller war inzwischen erkrankt und verarmt und erlaubte die Hochzeit.

St.-Nepomuk-Statue[Bearbeiten]

St.-Nepomuk-Statue

Zwischen Marienkapelle und Liebfrauensee befindet sich zur Kapellenstraße hin eine 1,80m große Sandsteinstatue, die wohl aus dem 18. Jahrhundert stammt und den Brückensturz des hl. Nepomuk zeigt. Bei dem Brückensturz handelt es sich um das Martyrium des Heiligen, auf das dessen Heiligsprechung zurückgeht. Demnach hielt er sich an das Beichtgeheimnis und weigerte sich, dem König Wenzel zu verraten, was dessen Ehefrau dem Heiligen in der Beichte anvertraut hatte, woraufhin Wenzel ihn von der Brücke werfen ließ.

Vor ihrer Versetzung an ihren jetzigen Standort an der Marienkapelle im Jahr 1907 befand sich die Statue um 1870 an einer Saalebrücke, die im Krieg gesprengt wurde.

Bildstock[Bearbeiten]

Bildstock

Nahe der Nepomuk-Statue befindet sich ein Bildstock, der – inzwischen nicht mehr sichtbar – mit 1719 bezeichnet war. Über einem 97 Zentimeter hohen Tischsockel und einer 1,40m ionisierenden Säule befindet sich eine 90 Zentimeter hohe Aufsatztafel, deren Schauseiten das Wunder von Vierzehnheiligen und eine Abbildung der 11köpfigen, vor dem Kreuz knieenden Stifterfamilie zeigen. Der Bildstock wird bekrönt von einer Darstellung des hl. Georg mit Drachen. Der jetzige Standort des Bildstocks ist wahrscheinlich auch der originale.

Auf dem Sockel befindet sich folgende Inschrift:

AD GLORIAM DEI
ET SANCTORUM XIV
AUXILIATORUM VE
NERATIONEM

Auf Deutsch:
Zur Ehre Gottes
Und zur Verehrung der 14 heiligen Nothelfer

Der Bildstock befindet sich auch auf bildlichen Darstellungen der Schlacht bei Kissingen von 1866.

Kriegerdenkmal[Bearbeiten]

Gefallenendenkmal

Vor der Marienkapelle befindet sich ein Gefallenendenkmal, das an die Toten des Ersten Weltkriegs erinnert. Es entstand im Jahr 1924 nach Entwürfen des Münchners Heinrich Salomoun.

Auf dem Sockel befindet sich ein breites Kämpferkapitell mit Soldatenreliefs, darüber die Figur eines brüllenden, verletzten Löwen.

Kapellenfriedhof[Bearbeiten]

Geschichte[Bearbeiten]

"Schlacht bei Kissingen"[Bearbeiten]

Zeitgenössische Postkartendarstellung der Schlacht bei Kissingen.
Die „Germania“.

Während der "Schlacht bei Kissingen" am 10. Juli 1866 im Rahmen des "Deutschen Krieges" ließ Genneralleutnant Oskar von Zoller den Kapellenfriedhof von Resten verschiedener Kompanien, u. a. dem 15. Infanterie-Regiment, verschanzen und verteidigen, um den Preußen den Weitermarsch nach Winkels (heute Stadtteil von Bad Kissingen) und Nüdlingen zu versperren. Die bayerischen Truppen nutzten Steine von Meßnerhaus und Mauer als Schießscharten. Während des Gefechts entstanden viele Sachschäden, Gräber wurden umgestoßen, Tote und Verletzte waren auf dem Gelände verteilt. Bei der Erstürmung des Friedhofs durch preußische Soldaten verloren auf beiden Seiten viele Soldaten ihr Leben. Sie und etwa 151 der insgesamt 350 Gefallenen wurden auf dem Kapellenfriedhof bestattet (siehe Kapitel "Kriegsgräber"). Gegenüber dem Friedhof fanden 63 Gefallene in einem Massengrab ihre letzte Ruhe, für das Bildhauer Michael Arnold das Mahnmal der Trauernden Germania schuf. An der Münnerstädter Straße Richtung Nüdlingen entstand zu Ehren von Oskar von Zoller der Zoller-Gedenkstein, ebenfalls von Bildhauer Michael Arnold gefertigt. Schriftsteller Theodor Fontane schilderte die "Schlacht bei Kissingen" in einem Kriegsbericht.

Friedhofserweiterungen[Bearbeiten]

Gegenwart[Bearbeiten]

Zum Kapellenfriedhof gehörende Bauwerke und Anlagen[Bearbeiten]

Leichenhaus[Bearbeiten]

Leichenhaus

Das Leichenhaus des Kapellenfriedhofs entstand bei der Friedhofserweiterung von 1890. Erste Pläne für das Leichenhaus gehen auf das Jahr 1885 zurück. Bei dem von Architekt Jakob Hergenröther errichteten Leichenhaus handelt es sich um einen eingeschossigen Satteldachbau im Rundbogenstil. Im Eingangsbereich ist es mit einem mittigen Dreiecksgiebel über einer dreifachen Arkatur gestaltet.

Friedhofskreuz (18. Jhdt.)[Bearbeiten]

Friedhofskreuz (18. Jhdt.)

Das Friedhofskruzifix aus Sandstein neben der Marienkapelle entstand im 18. Jahrhundert. Es steht auf einem breiten Tischsockel mit einer Reliefdarstellung des schlafenden Christuskindes. Vor dem Kruzifix befindet sich eine ebenfalls aus Sandstein bestehende Marienfigur.

In der Brust der Marienfigur befindet sich ein Loch mit Bleiresten, das der Legende zufolge während der "Schlacht bei Kissingen" entstanden sein soll, als ein preußischer Soldat vom Westeingang des Friedhofs auf einem auf dem Kruzifixsockel stehenden bayerischen Soldaten schoss. Eine andere Version der Legende besagt, der preußische Soldat habe gezielt auf die Marienfigur geschossen. Kreisheimatpfleger Werner Eberth zufolge stammt das Loch mit den Resten aus Lötblei wohl eher von einem an der Marienfigur befestigten, zur Mater-Dolorosa-Darstelllung gehörenden Schwert oder Dolch; Schwert oder Dolch fielen Eberth zufolge einem Diebstahl zum Opfer.[7]

Gedenksäule[Bearbeiten]

Gedenksäule

Zwischen den Kriegsgräbern befindet sich auch eine Gedenksäule für die Gefallenen des Deutschen Krieges. Die Säule ist mit einem bayerischen Raupenhelm auf einem Lorbeerkranz mit Schwert ausgestattet. Unter den im Bad Kissinger Stadtarchiv erhaltenen Entwürfen des Bildhauers Michael Arnold befindet sich auch ein Entwurf für die Gedenksäule. Allem Anschein nach wurde die Gedenksäule auch nach Michael Arnolds Entwurf ausgeführt.

Friedhofskreuz (1890)[Bearbeiten]

Friedhofskreuz (1890 von Valentin Weidner

Das Friedhofskreuz von Valentin Weidner wurde bei der Friedhofserweiterung von 1890 in der Mitte des nach Osten erweiterten Teils des Kapellenfriedhofs aufgestellt. Die Einweihung Ende September 1890 fand unter Berichterstattug der lokalen "Saale-Zeitung" statt. Am Friedhofskreuz fällt die achteckige Ausführung des Kreuzesstammes auf. Das Friedhofskreuz wurde Ende der 1980er Jahre renoviert.

Mariensäule[Bearbeiten]

Mariensäule

Die Mariensäule und wurde im Jahr 1905 von Bildhauer Valentin Weidner errichtet. Am 8. Dezember 1905 (Mariä Empfängnis) wurde sie ursprünglich nördlich der Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche aufgestellt; ein Kurgast soll sie gestiftet haben. Im Jahr 1958 wurde sie neben der Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche durch eine barocke Madonnenfigur ersetzt. Bei der Auflösung des Kissinger Instituts der Englischen Fräuulein in Bad Kissingen haben diese die Madonnenfigur von der Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche mitgenommen und im Garten ihres Erholungsheims in Kirchehrenbach (Fräänkische Schweiz) wieder aufgestellt. Die Hand mit dem Zepter ist abgebrochen, jedoch wohlverwahrt.

Als wegen Schwesternmangel die Schließung des Erholungsheims bevorstand, einigten sich die Englischen Fräulein mit der Stadt Bad Kissingen über eine Rückgabe der Statue. Im Gegenzug übernahm die Stadt die Betreuuung der Englischen Fräulein auf dem Kapellenfriedhof. Nach mehreren Standortalternativen fiel schließlich die Entscheidung, die Mariensäule in der Ost-West-Achse des Friedhofs aufzustellen. womit sie dem Friedhofskreuz von Valentin Weidner spiegelbildlich auf der Querachse gegenübersteht.

Der Bad Kissinger Steinmetzbetrieb Torsten Göbel bekam den Auftrag zur Ergänzung der Säule. Nach der Vorlage von Valentin Weidner von 1905 entstand eine neue Säulenbasis aus rotem Sandstein. Im Rahmen einer Maiandacht wurde die neue Mariensäule am 29. Mai 1994 von Stadtpfarrer Dekan Oskar Pflüger neu eingeweiht, woran auch eine Vertretung der Englischen Fräulein aus Bamberg teilnahm.

Grabanlagen[Bearbeiten]

Kriegsgräber[Bearbeiten]

Während der "Schlacht bei Kissingen" im "Deutschen Krieg" von 1866 fanden Teile der Kämpfe, wie im entsprechenden Kapitel dieses Wikibooks ausgeführt, auch auf dem Gelände des Kapellenfriedhofs statt. Aus diesem Grund finden sich auf dem Kapellenfriedhof auch Gräber von Gefallenen der Schlacht. Der Todestag der Gefallenen ist dementsprechend, wenn nicht anders angegeben, der 10. Juli 1866, der Tag der Schlacht.

Franz Doyesez[Bearbeiten]

Das Grab des Provisors/Apothekers Franz Doyesez (geb. 1840 in Trebnitz, Schlesien) befindet sich nahe der Nordmauer im Zentrum des Kapellenfriedhofs. Doyesez war, vermutlich zwischen 1850 und 1860, aus Preußen geflohen, um nicht in der Armee dienen zu müssen. Er arbeitete in der heutigen Boxberger-Apotheke in der Unteren Markstraße. Laut Augenzeugin Amalie Ihl wurde er während der Gefechte vom einem Granatsplitter tödlich ins Herz getroffen. Nach Augenzeugenberichten war er sofort tot. Jahrzehntelang erinnerte ein Text im Ladenraum an Doyesez' Schicksal. Bei einem Umbau der Apotheke wurde der Text entfernt.

Michael Hergenröther[Bearbeiten]

Das Grab des Hausdieners Michael Hergenröther (geb. 1808, Geburtsort unbekannt) befindet sich nahe der Nordmauer im Zentrum des Kapellenfriedhofs. Er war im "Russischen Hof" (heute: Kurhausstraße 9) tätig, der der Mutter des Schriftstellers Oskar Panizza gehörte. Laut den Memoiren seiner Chefin fand Hergenröther den Tod, als er seinen kämpfenden Landsleuten den Weg über den Zaun weisen wollte. Hergenröther soll laut mündlicher Überlieferung 13 Kinder gehabt haben.

Wilhelm Lüders[Bearbeiten]
Grab Wilhelm Lüders

Wilhelm Lüders war preußischer Hauptmann. Während der Gefechte wurde er lediglich verwundet und starb am 9. August.

Paul von Brosowski, Carl von Rex, Feldwebel Schmitt aus Aschersleben, W. Schuermannn III[Bearbeiten]
Grab von Paul von Brosowski,
Lieutenant Carl von Rex,
Feldwebel Schmitt aus Aschersleben,
Füsilier W. Schuermannn III

Paul Brozsowski (geb. in Potsdam) gehörte dem 6. Westfälischen Infanterie-Regiment und starb durch bayerische Kugeln.

Der preußische Lieutenant Carl von Rex (geb. in Erfurt) gehörte ebenfalls dem 6. Westfälischen Infanterie-Regiment an und starb durch eine preußische Kanone.

Ferner liegen in dem Grab der Feldwebel Schmitt (geb. in Aschersleben) und der Füsilier W. Schuermannn III.

Friedrich Johann Ernst von Reitzenstein[Bearbeiten]
Friedrich Johann Ernst von Reitzenstein

Friedrich Johann Ernst von Reitzenstein (geb. 1823 in Kronach) stammte aus dem Vogtländischen Uradel (1318) der fränkischen Reichsritterschaft, Kanton Gebürg. Im Jahr 1759 wurde seine Familie in den Freiherrenstand erhoben. Friedrich Johann Ernst von Reitzenstein war Hauptmann in der 4. Compagnie I. Bataillon 12. Infanterie-Regiment "König Otto von Griechenland". Bei der Verteidigung von Winkels erlitt er schwere Verwundungen durch Schüsse in Schultergelenk und Leber.

Karl Heinrich August Rohdewald[Bearbeiten]
Karl Heinrich August Rohdewald

Karl Heinrich August Rohdewald (geb. 1821 in Detmold) begann seine militärische Laufbahn als Offiziers-Aspirant im Füsilier-Bataillon Lippe. Im Jahr 1842 erlangte er sein Reifezeugnis zum Offizier. Im Jahr 1849 wurde er Adjutant des II. Füsilier-Bataillons Lippe und daraufhin Adjutant des Füsilier-Bataillons Lippe, im Jahr 1563 Stabskapitän, im Jahr 1859 Kompanie-Chef sowie im Jahr 1863 Major und Bataillons-Kommandeur des Füsilier-Bataillons Lippe. Karl Heinrich August Rohdewald wurde im Jahr 1861 mit dem LMV-Orden und im Jahr 164 mit dem LGDKr-Orden ausgezeichnet. Er fiel am 10. Juli 1866 um 18:30 Uhr auf der Passhöhe des Schlegelberges zwischen Winkels und Nüdlingen beim ehemaligen Waldschlösschen durch ein Schrapnellgeschoss in den Kopf. Theodor Fontane zufolge fiel Karl Heinrich August Rohdewald nicht hoch zu Ross, sondern links seitlich seines Bataillons zu Fuß.

Karl Heinrich August Rohdewalds Offizierscorps stiftete den Steinsarg und ließ ihn mit einer Inschrift versehen. Der bronzene Aufsatz in Form eines griechischen Helmes mit Säbel und Wehrgehänge fiel vor einigen Jahren einem Diebstahl zum Opfer. Im Jahr 2009 hat eine Bad Kissingerin den Aschacher Bildhauer Ludwig Bauer beauftragt, den Helm zu ersetzen. Theodor Fontane erwähnte das Grabmal auch in seiner Novelle "Eine Frau in meinen Jahren".

Schmidt, Vorname unbekannt[Bearbeiten]

Der Buchdrucker und Corporal im 6. Jäger-Bataillon Schmidt (geb. in Bayreuth, Geburtsdatum und Vorname unbekannt) starb laut Augenzeugen J. Heinemann, im Gegensatz zur Schilderung bei Theodor Fontane, "an der Promenade, vor dem Hotel Sanner" (heute: Rhön-Reha-Klinik, Kurhausstraße 20) im tapferen Kampf gegen sieben Preußen, die ihn mit einem provisorischen Kreuz bestatteten und dieses beschrifteten mit "Hier ruht ein seiner Pflicht gefallener tapferer Bayer". Schmidt wurde später auf den Kapellenfriedhof umgebettet. Wie Theodor Fontane bei einem Besuch im Jahr 1867 auffiel, war das Grab wie das Grab eines volkstümlichen Helden mit Blumen und Gedichten geschmückt.

Ignaz Thoma[Bearbeiten]

Der Bürstenbinder und Hauptmann 9. Kompanie III. Bataillon 9. Infanterie-Regiment "Wrede" Ignaz Thoma (geb. 1820 in Kaufbeuren) stammte aus einer Melberfamilie und war wahrscheinlich Schüler der Lateinschule Kaufbeuren. Im Jahr 1842 trat er als Transkribierter dem 11. Inf.-Rgt- "Ysenburg" bei und vollendete im Jahr 1847 seine Dienstzeit als Sergeant. Er verpflichtete sich 1848 weiter und wurde als Unterlieutenant in das 3. Jäger-Bataillon versetzt, im Jahr 1851 in das 5. Jäger-Bataillon und im Jahr 1859 als Oberlieutenant in das 9. Infanterie-Regiment "Wrede". Am 20. Mai 1866 wurde er Hauptmann II. Klasse. Auf Grund seiner Mittellosigkeit musste ihm sein Bruder für seine Equipierung anlässlich seiner Beförderung zum Offizier Geld leihen. Thoma hielt mit 200 Mann die Stellung am Kapellenfriedhof zwei Stunden lang, bevor er der preußischen Übermacht weichen musste. Er wurde wenige Meter außerhalb auf dem Weg nach Winkels verwundet.

Colmar von Uthmann[Bearbeiten]

Colmar von Uthmann, Premier-Lieutenant und Kompanie-Chef 6. Compagnie II. Battaillon 2tes Posensches Infanterie-Regiment Nr. 19 (geb. 1836, Langenau in Schlesien) fiel im Kampf um die Höhen bei Winkels. An ihn und andere Gefallene erinnert auch das von Bildhauer Michael Arnold geschaffenes Denkmal auf der Passhöhe nach Nüdlingen.

Eduard Warnberg[Bearbeiten]
Hauptmann Eduard Warnberg

Hauptmann Eduard Warnberg (geb. 1827 in Ansbach) besuchte "4 lateinische Klassen" und trat im Jahr 1843 als freiwillig Gmeiner und Kadett ins 4. Infanterie-Regiment "Gumppenberg" ein. Im Jahr 1848 wurde er im gleichen Regiment Unterlieutenant und im Jahr 1856 Oberlieutenant. Wegen Wechselschulden wurde er zwischen 1861 und 1864 mehrmals unfreiwillig zu verschiedenen Regimentern versetzt. Zuletzt war er im 11. Infanterie-Regiment und wurde am 5. Juli 1866 zum Hauptmann 1. Klasse befördert. Er starb am 29. Juli 1866 an den Folgen eines Bauchschusses.

Das Grabmal könnte von Bildhauer Michael Arnold stammen. Es entspricht einem kolorierten Aquarellentwurf von Arnold.

Weichselsberger, Anton[Bearbeiten]
Lieutenant Weichselsberger

Der Bayer Anton Weichelsberger war laut Grabinschrift "Lieutenant im k. b. 11. Infant. Regiment". Die Grabinschrift fiel starker Verwitterung zum Opfer.

August von Zwehl[Bearbeiten]

Der preußische Hauptmann August von Zwehl (geb. 1830 in Lügta/Westfalen) war zunächst Unteroffizier im 19. Infanterie-Regiment, wurde im Jahr 1850 Port d'Epée Fähnrich im Jahr 1852 Seconde Lieutenant, 1866 Hauptmann und Compagnie-Chef im 7. königlich preußischen 2ten Posenschen Infanterie-Regiment No. 19. Er wurde beim Kampf um die Höhen bei Winkels (Schlegelberg) verwundet und starb zwei Tage später. An ihn und andere Gefallene erinnert auch das von Bildhauer Michael Arnold geschaffenes Denkmal auf der Passhöhe nach Nüdlingen.

Historische Persönlichkeiten[Bearbeiten]

In diesem Kapitel des Wikibooks sind die Grabstätten von Persönlichkeiten beschrieben, die sich vor allem in der Ortsgeschichte Bad Kissingens hervorgetan haben. Das Wort "Historisch" in dieser Wukibook-Überschrift ist daher in den meisten Fällen als "lokalhistorisch" zu verstehen.

Augsburger Diakonissen[Bearbeiten]

Das Schwestengrab der Augsburger Diakonissen befindet sich an der Südmauer des Kapellenfriedhofs.

Nachdem Theodor Fliedner im Jahr 1836 das erste Diakonissen-Haus in Kaiserswerth gegründet hatte, entstand die erste evangelisch-lutherische Gemeinschaft der Diakonissen im Jahr 1855. Die Haupttätigkeiten der Diakonissen bestehen aus Krankenpflege, Erziehungs-, Sozial- und Altenarbeit, evangelischer Erwachsenenbildung und ökumenischer Diakonie in Tansania. In Kissingen waren Diakonissen ab dem Jahr 1865 als Kurschwestern tätig. Ab dem Jahr 1887 betrieben sie eine evangelische Kinderheilanstalt und danach bis 2000 in der Salinenstraße 32 ein Reha-Zentrum für Kinder und Jugendliche und ab 1910 das Altenheim Katharinenstift. Im Jahr 1957 wurde die Diakonissenanstalt aufgelöst.

Katharina Krebs (geb. 1829 in Poppenlauer) legte mit ihrem Vermächtnis den Grundstein für die Gründung des Katharinenstiftes in Bad Kissingen. Sie starb im Jahr 1903.

Anni Henle (geb. 1897 in Augsburg) trat im Jahr 1920 ins Mutterhaus ein. Ab 1941 leitete sie das Katharinenstift. Anni Henle starb im Jahr 1945.

Anna Heinle (geb. 1892 in Nördlingen) trat im Jahr 1913 ins Mutterhaus ein. Ab dem Jahr 1929 war sie in der Kinderheilanstalt tätig. Anna Heinle starb im Jahr 1953.

Dr. Franz von Balling[Bearbeiten]
Familiengrab Balling
Balling-Büste am Ballinghain, von Valentin Weidner
Ballinghaus

Das Grab von Badearzt Franz Anton von Balling (geb. 1800 in Sulzfeld) befindet sich an der Südmauer des Kapellenfriedhofs. Die Grabanlage wurde von Valentin Weidner im Renaissancestil gestaltet und mit den Büsten von Dr. Balling (zwischenzeitlich gestohlen) und dessen Frau Anna ausgestattet. Am 12. Juli 1881 beschrieb die lokale "Saale-Zeitung" die Familiengruft als "weitere hervorragende Zierde"[8] für den Friedhof. Die Grabanlage wurde Anfang der 1990er Jahre von der Stadt Bad Kissingen renoviert.

Als Kind lebte Balling in Bad Neustadt/Saale. Ab 1814 besuchte er das Gymnasium in Münnerstadt. Ab 1819 studierte er Medizin in Würzburg und wurde 1824 promoviert. Ab 1826 war er Assistenzarzt am Juliusspital in Würzburg. Er erhielt ein Stipendium zum Weiterstudium in Berlin, Wien und Paris. Für kurze Zeit war er an der Universität Landshut tätig, musste sie aber, vermutlich wegen seiner liberalen Ansichten, wieder verlassen. 1833 war er in Ludwigsbad/Wipfeld tätig und ließ sich 1834 in Kissingen nieder. Im Jahr 1836 heiratete er die Kissinger Kaufmannstochter Anna Maria Schoeller. Balling war literarisch auf dem Gebiet der Balneologie tätig und veröffentlichte u. a. "Kissingens Bäder und Heilquellen. Ein Taschenbuch für Kurgäste und Ärzte" (1838). Um 1840 ließ er das heute noch existierende Ballinghaus in der Martin-Luther-Straße 3 errichten. Architekt des Anwesens im klassizistischen Stil war Johann Gottfried Gutensohn. Balling gründete das Actienbad (das heutige Luitboldbad). Durch sein großes Interesse an Landwirtschaft und Gartenbau verwandelte er seinen Besitz in eine landwirtschaftliche Musteranlage, woraus im Jahr 1890 der Ballinghain (zwischen Bahnhof und dem heutigen Stadtteil Reiterswiesen an der heutigen Umgehungsstraße) hervorging. Durch den Bau der Umgehungsstraße und des Elisabeth-Krankenhauses ist die ursprüngliche Konzeption des Ballinghains nicht mehr erhalten. Im Jahr 1865 wurde Balling zum Ehrenbürger von Kissingen ernannt und wurde 1874 in den persönlichen Adelsstand erhoben. Zudem war er Mitglied des Magistrats. Franz Anton Balling starb 1876 in Kissingen.

Gustav Graf von Blome[Bearbeiten]

Das Grab des österreichischen Diplomats und Politikers Gustav Graf von Blome (geb. 1829 in Hannover) befindet sich im Zentrum des Kapellenfriedhofs nahe der Mariensäule. Nach dem Besuch der Ritterakademie in Lüneburg, dem Studium der Rechtswissenschaften in Bonn und der Teilnahme am dänischen Krieg 1848/49 trat er in den österreichischen diplomatischen Dienst ein. In diesem Zusammenhang war er in St. Petersburg, Paris, im Wiener Außenministerium und als Gesandter in Hamburg und in München als bevollmächtigter Minister am königlich bayerischen Hof tätig. Ferner war Blome

  • Fideikommissherr auf Montpreis (Steiermark),
  • Königlich Kaiserlicher Kämmerer,
  • Geheimrat und außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister zur Diposition,
  • Mitglied des Herrenrates des österreichischen Reichsrates auf Lebenszeit.

Blome trat für sozialpolitische Reformen, die berufsständische Organisation der Wirtschaft, eine Arbeiterunfallversicherung, die Sonntagsruhe und ein Verbot der Nachtarbeit für Frauen ein. Gustav Graf von Blome starb im Jahr 1906.

Familie Boxberger[Bearbeiten]
Das Haus Boxberger
Das Boxberger-Neumann-Denkmal

Das Familiengrab der Apothekerfamilie Boxberger befindet sich an der Nordmauer des Kapellenfriedhofs.

Georg Anton Boxberger wurde 1679 in Hammelburg geboren. Im Jahr 1711 gründete er die erste Apotheke in Kissingen (die heutige Boxberger-Apotheke). Boxberger war auch als Bürgermeister tätig. Im Jahr 1737 entdeckten er und der Baumeister Balthasar Neumann, dcr uns bereits bei der Restaurierung der Marienkapelle begegnet ist, bei der Verlegung der Saale die Rákoczy-Quelle, deren großen Wert Boxberger beschrieb. Boxberger starb im Jahr 1765 in Kissingen. Zu Ehren der beiden Quellenentdecker wurde im Jahr 1937 im Bad Kissinger Rosengarten das Boxberger-Neumann-Denkmal aufgestellt.

Der Arzt Dr. Karl August Boxberger wurde im Jahr 1808 geboren. Er ließ das heutige Haus Boxberger errichten, in dem sich heute die heutige Boxberger-Apotheke befindet. Er war auch der Verfasser einer "Geschichte Kissingens und seiner Umgebung". Dr. Karl August Boxberger starb im Jahr 1880 in Würzburg.

Der Apotheker Franz Seraph Boxberger wurde im Jahr 1842 geboren. Im Jahr 1871 übernahm er die Apotheke. Im Jahr 1874 wurde er zum Königlichen Hofapotheker ernannt. Er war auch als Magistratsrat tätig. Die von ihm hergestellten Quellenprodukte und Salze trugen zum guten Ruf Kissingens als Bad bei. Franz Seraph Boxberger starb im Jahr 1914.

Max Graf von Coudenhouve[Bearbeiten]

Das Grab von Max Graf von Coudenhouve (gwb. 1655 in Wien), Hofrat beim Verwaltungsgerichtshof in Wien, Kaiserlicher und Königlicher wirklicher Geheimer Rat und Kämmerer, befindet sich nahe des von Valentin Weidner geschaffenenen Friedhofkreuzes von 1890. Das österreichische Familiengeschlecht Coudenhove stammt aus Brabant. Es wurde 1240 erstmals erwähnt und 1790 in den Reichsgrafenstand erhoben. Im Jahr 1888 wurde Max Graf von Coudenhouve für im österreichischen Staatsdienst aktiv. Im Jahr 1908 wurde er Landespräsident von Österreich-Schlesien und war während des Ersten Weltkriegs Statthalter in Böhmen. Zu den hohen Auszeichnungen, die er erhielt, gehört das Großkreuz des Franz-Joseph-Ordens. Nach dem Ende der österreichischen Monarchie zog er sich ins Privatleben zurück und bewirtschaftetete seinen Familienbesitz Seehof, den seine Vorfahren nach dem Aussterben derer von Erthal geerbt hatten. Max Graf von Coudenhouve starb im Jahr 1928.

Prof Dr. Carl von Dapper-Saalfels[Bearbeiten]
Prof Dr. Carl von Dapper-Saalfels
"Sanatorium von Dapper" (Menzelstraße)

Das Grab von Prof Dr. Carl von Dapper-Saalfels, Nervenarzt, Königlich Preußischer Professor, Königlich Bayerischer Hofrat, Oldenburgisch Geheimer Medizinalrat (geb. 1863 in Kerpen/Köln) befindet sich im Inneren des Kapellenfriedhofs unterhalb der Mariensäule. Dapper eröffnete im Jahr 1894 in der heutigen Menzelstraße ein Sanatorium, das schnell Weltruhm erlangte, von zahlreichen hochgestellten Persönlichkeiten aus aller Welt besucht wurde und im Jahr 1899 um drei weitere Häuser erweitert werden musste. Prof Dr. Carl von Dapper-Saalfels verfasste zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten, z. B. "Untersuchung über die Wirkung des Kissinger Mineralwassers auf den Stoffwechsel des Menschen" (1895), "Über den Einfluss der Kochsalzquellen auf den Stoffwwechsel [...]" (1896). Im Jahr 1913 wrde er geadelt. Prof Dr. Carl von Dapper-Saalfels starb im Jahr 1937.

Dr. Wendelin Dietz[Bearbeiten]
Sanatorium Dr. Dietz in der Schloßstraße 6

Das Grab von Dr. Wendelin Dietz (geb. 1847 in Heufurt), Brunnenarzt, Königlich Bayerischer Hofrat, Oberstabsarzt der Königlich Bayerischen Landwehr, befindet sich an der Nordmauer des Kapellenfriedhofs. Dr. Wendelin Dietz arbeitete zunächst in der Rhön. Dort wurde er für seinen Einsatz gegen eine Typhusepidemie im thüringischen Frankenheim ausgezeichnet. In Bad Kissingen errichtete er im Jahr 1888 in der Prinzregentenstraße 18 eine pneumatische und elektrische Anstalt (Neubau 1901), die von seinen Söhnen A. und B. Dietz zu einem modernen Inhalatorium ausgebaut wurde. Im Jahr 1900 errichtete er in der Schlossstraße 6 ein Sanatorium. Dr. Wendelin Dietz war Geheimer Sanitätsrat und Führer der freiwilligen Sanitätskolonne. Im Jahr 1891 initiierte er den Bau des König-Ludwig.-I.-Denkmals im Kurgarten und im Jahr 1907 den Bau des Wittelsbacher Jubiläumturms auf dem Scheinberg. Dr. Dietz verfasste "Bad Kissingen als Terrainkurort" (1886), "Die Bienenschlacht" (Verarbeitung der Peter-Heil-Sage), "Sonskonea" (der Kampf zwischen Chatten und Hermunduren). Dr. Wendelin Dietz starb im Jahr 1908.

Dr. Oskar von Diruf[Bearbeiten]
Familiengrab Diruf

Das Familiengrab von Brunnenarzt Dr. Oskar von Diruf (geb. 1824 in Würzburg) befindet sich an der Nordmauer des Kapellenfriedhofs. Die beherrschende Figur des Familiengrabs stellt den kgl. Hofrat Dr. Gustav Diruf dar, der im Alter von etwa 45 Jahren verstarb. Die Äskulapschlange an der Säule neben der Figur symbolisiert den Arztberuf. Die Grabtafel für die im Kindesalter verstorbene Olga Diruf (1870-1875) ist als offene Buchseite gestaltet; die Initiale "O" dient als Rahmen für ein Porträt Olgas. Die Grabanlage wurde von Bildhauer Michael Arnold geschaffen, was durch seine ligierte Signatur "MA", ein Foto in Arnolds Album seiner Werke und durch Überlieferung in der Familie Diruf belegt ist.

Im Jahr 1874 wohnte Reichskanzler Otto von Bismarck im Kurhaus der Dres. Diruf, als der Böttchergeselle Kullmann das Attentat auf Bismarck verübte. Dr. Oskar von Diruf versorgte als Bismarcks Kurarzt dessen Schusswunde nach dem Attentat. Dr. Oskar von Diruf regte seinen Studienfreund, den Schriftsteller Victor von Scheffel, zum Gebrauch der Kissinger Heilquellen an. Dr. Oskar von Diruf war Königlich Bayerischer Brunnenarzt, Geheimer Hofrat, Ehrenbürger von Bad Kissingen, Mitglied vieler Vereine und Inhaber hoher Orden. Er verfasste Badeliteratur wie "Kissingen und seine Heilquellen" (1871) wie auch einen Augenzeugenbericht über das Gefecht von 1866. Oskar von Diruf stiftete unter anderem den Bauplatz zur Errichtung der Evangelischen Kinderheilstätte in der Salinenstraße, war dort kostenlos als Arzt aktiv wie auch an der israelitischen Kinderheilstätte. Dr. Oskar von Diruf starb im Jahr 1912.

Elisabethinerinnen[Bearbeiten]

Das Schwesterngrab der Elisabethinerinnen befindet sich hinter der Marienkapelle. Der Orden der Elisabethinerinnen, der sich vor allem der Alten- und Krankenpflege widmet, wurde im Jahr 1626 in Aachen gegründet. Es entstanden Niederlassungen in Europa und Kanada. Im Jahr 1736 erfolgte die Neugründung in Breslau. Nachdem die Schwestern 1945 aus Schlesien ausgewiesen wurden, begannen sie im Jahr 1947 in Bad Kissingen zu wirken. In der Salinenstraße 6 erwarben sie ein Kurheim, das heute noch als Alten- und Pflegeheim besteht. Es folgte im Jahr 1949 der Ankauf und Umbau des Hotels "Englischer Hof" zu einem Krankenhaus. Am Ballinghain erfolgte im Jahr 1966 an der Adresse Kissinger Straße 152 der Bau des St.-Elisabeth-Krankenhauses mit Mutterhaus und Kapelle.

Dr. F. D. Erhard (Grab Almstedt)[Bearbeiten]
Dr. F. D. Erhard

Der Gerichtsarzt Dr. F. D. Erhard (geb. 1800 in Nördlingen) ist im Grab Almstedt hinter der Marienkapelle bestattet. Nach seinem Studium in Würzburg und München-Landshut erfolgte im Jahr 1822 die Promotion, im Jahr 1826 die Große Staatsprüfung. Im Jahr 1827 wurde Dr. Erhard Gerichts- und Leibarzt in Amorbach am Hof des Fürsten von Leiningen, im Jahr 1851 Honorarprofessor für Arzneimittelkunde in Würzburg, ab dem Jahr 1853 Brunnen- und Gerichtsarzt in Kissingen, im Jahr 1857 Königlicher Hofrat, im Jahr 1862 Bezirksarzt 1. Classe. Im Jahr 1878 verlieh ihm die Stadt Kissingen die Ehrenbürgerwürde. Auf Anweisung von König Maximilian II. von Bayern verfasste er Physikatsberichte, die die Lebensumstände der Bewohner um 1860 schilderten, sowie zwei Badeschriften. In der Schlacht von 1866 versorgte er als Sanitätsarzt bayerische und preußische Verwundete. Auf ihn gehen Stiftungen für Schule, Studierende und Wohltätigkeit zurück. Dr. F. D. Erhard starb im Jahr 1879.

Erlöserschwestern (Barmherzige Schwestern)[Bearbeiten]

Das Grab der Erlöserschwestern befindet sich hinter der Marienkapelle. Der Orden der Erlöserschwestern mit seinen Schwerpunktätigkeiten in der Kranken- und Altenpflege, in der Bildungs- und Erziehungsarbeit und in der Lebensbegleitung wurde im Jahr 1849 von Elisabeth (Maria Alphonse) Eppinger in Niederborn/Elsass gegründet. Im Jahr 1866 entstand die Diözesankongregation Würzburg (Mutterhaus). In Kissingen waren die Erlöserschwestern ab 1855 in Spital, ambulanter Krankenpflege und Kinderbewahranstalt (später: Kliegl-Kindergarten und Hort) tätig. Weitere Tätigkeiten in Kissingen waren:

  • das Hemmerich-Spital (1889-1961)
  • das Städische Armenhaus (1892-1930)
  • Filialen für ambulante Krankenpflege
  • Kindergarten
  • Handarbeitslehre in Garitz (1899) und Reiterswiesen
  • Klinik Dr. Bomhard (1919-1950)
  • Kindererholungsheim der Stadt Schweinfurt "Villa Klara" (1926-...)
  • Versorgungskuranstalt (1929-1945)
  • Frauenklinik Dr. Grieninger (1933-1938)
  • Heereskurlazerett (1936-1945)
  • Bergmannsheim (...-1941)
  • Klinik Dr. Katzenberger (1935-1954)
  • Ostendhaus (...-1964)
  • Kur- und Erholungsheim Maria Amalie (1954)
  • Schwesternerholungsheim St. Michael (1954)
  • Noviziat (1947-1954)
Karl Gayde[Bearbeiten]

Das Grab von Malermeister Karl Gayde (geb. 1644 in Heilbronn) befindet sich nahe der Mariensäule. Das Grab wurde im Jahr 1900 von Bildhauer Valentin Weidner geschaffen (signiert mit "VW" in Ligatur, Eb 1900). Das aus Muschelkalk bestehende Grab ist eher niedrig gehalten und mit zwei Ecklaternen versehen. Es wird von einer an ägyptische Vorbilder erinnernden Stele mit schwarzen Marmortafeln überragt.

Gayde war ab dem Jahr 1872 Generalbevollmächtigter, ab dem Jahr 1883 Vorstand des Gemeindekollegiums und bis zum Jahr 1908 Magistratsrat. Im Jahr 1819 wurde er Ehrenbürger von Bad Kissingen. Gayde war als evangelischer Gemeindevorstand aktiv und förderte das evangelische Katharinenstift finanziell. Er war Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr und dort in Führerstellung aktiv. Er gründete einen Verein mit dem Ziel der Förderung der sechsklasssigen Realschule, die sich später zum Gymnasium entwickelte. Sein Wohnhaus "Villa Gayde" (das heutige "Kurheim Ross" in der Von-der-Tann-Straße) wurde im Jahr 1885 mit den Häusern Ina und Amrhein erweitert. In künstlerischer Hinsicht sind die Wanddekorationen im Treppenaufgang seines Hauses mit typischen Kastanienranken, Wandmalereien in der Weinstube Schubert (1893) sowie ein bemalter Bücherschrank der Alpenvereinssektion Bad Kissingen bekannt. Die großflächigen Malereien in der Villa Aegir (heute: "Forum Frankenland") sowie seine Ausmalung der evangelischen Kirche von 1891 sind nicht mehr erhalten. Erhalten hat sich dagegen eine von ihm entworfene und weit verbreitete Feldpostkarte für den Bad Kissinger Landsturm aus dem Jahr 1914. Karl Gayde starb im Jahr 1928.

August Gleissner[Bearbeiten]

Das Grab des Architekten und Baumeisters August Gleissner (geb. 1860 in Hammelburg) befindet sich an der Nordmauer des Kapellenfriedhofs bei der Marienkapelle. August Gleissner errichtete in Bad Kissingen viele Wohnhäuser wie zum Beispiel die an den Jugendstil angelehnten Wohnhäuser in der Hartmannstraße 24 im Jahr 1901, in der Prinzregentenstraße 19 im Jahr 1906 (Villa Karneol) und in der Erhardstraße 26 im Jahr 1909 (Villa Sepia). Gleissner war Vorstand des Gemeindekollegiums, Vorsitzender des Kurvereins, Vorstand der Liedertafel, Zugführer der Freiwilligen Feuerwehr, ab 1914 Vorstand der Ortskrankenkasse und Ehrenmeister der Unterfränkischen Handwerkskammer. August Gleissner starb im Jahr 1927.

Dr. Josef Gleissner[Bearbeiten]

Das Grab des Badearztes und Sanitätsrates Dr. Josef Gleissner befindet sich an der Südmauer des Kapellenfriedhofs nahe der Marienkapelle. Dr. Josef Gleissner, der aus der Kissinger Baumeisterfamilie Gleißner stammte, machte sein Abitur am Gymnasium in Münnerstadt und studierte Medizin in Würzburg. Im Jahr 1899 ließ er sich als praktischer Arzt in Bad Kissingen nieder und übernahm das im Jahr 1988 abgerissene Palast-Hotel Sanner am Standort der heutigen Rhön-Reha-Klinik in der Kurhausstraße, das bis 1954 eines der bedeutendsten Sanatorien in Bad Kissingen war. Dr. Josef Gleissner liebte die Musik Richard Wagners und war mit dessen Enkeln Wieland und Wolfgang sowie deren Mutter Winifried sehr gut befreundet. In seiner Funktion als Delegierter des Corps der Mainländer (Moenania) nahm er am 80. Geburstag von Reichskanzler Otto von Bismarck in dessen Landsitz Friedrichsruh teil. Dr. Josef Gleissner starb im Jahr 1938.

Dr. Sebastian Goldwitz[Bearbeiten]

Das Epitaph von Dr. Sebastian Goldwitz (geb. 1752 in Bamberg), Doktor der Philosophie und Arzneiwissenschaften, Stadt- und Distrikts-Physikus befindet sich an der Außenwand der Marienkapelle. Goldwitz war ab 1786 als Physikus tätig. Er wurde vom Staat als Amtsarzt bestellt und damit für die medizinische Versorgung und Überwachung zuständig. In seiner Schrift "Die Mineralquellen zu Kissingen und Bocklet im fränkischen Hochstift Würzburg" von 1795 beschrieb er das Kissinger Kaskadental. Goldwitz empfahl viel Bewegung, die Bade- und Trinkkur. Goldwitz starb 1824.

Friedrich Wilhelm Grell[Bearbeiten]

Die Grabanlage des Lehrers und Komponisten Friedrich Wilhelm Grell (geb. 1866 in Kleinlangheim) befindet sich in der nordöstlichen Ecke des Kapellenfriedhofs. Nach seiner Lehrtätigkeit in Geroda zog Grell im Jahr 1908 nach Bad Kissingen. Grell galt als Kissinger Original, das liebevoll "Papa Grell" und von den Kindern "Brotrinde" genannt wurde. Er trug immer eine frackähnliche Jacke mit Chemisette (gestärkter Hemdbrust), Manschetten, Gamaschen und an Festtagen eine rote Nelke. Grell verdiente seinen Lebensunterhalt durch Musikunterricht, sein Musikhaus "Germania", Klavierspielen in Lokalen und im Apollo-Theater zu Stummfilmen. Grell schrieb Hymnen und Huldigungsmärche unter anderem für König Ludwig II., Ferdinand Graf von Zeppelin und Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, die sogar vom Musikkorps des persischen Schahs gespielt wurden. Grell starb im Jahr 1941.

Otto von Gustedt-Deersheim[Bearbeiten]

Das Familiengrab der Familie Gustedt-Deersheim v. befindet sich im Zentrum des Kapellenfriedhofs bei der Mariensäule. Der Rittmeister und Flügeladjutant des preußischen Kronprinzen Otto Freiherr von Gustedt-Deersheim wurde im Jahr 1839 in Garden geboren. Seine Mutter war Jenny von Pappenheim, verh. v. Gustedt (1811-1890) und eine uneheliche Tochter des Königs von Westfalen Jerôme Bonaparte und damit Nichte von Napoleon Bonaparte. Sie lebte viele Jahre in Weimar in engem Kontakt mit Johann Wolfgang von Goethe und war eine enge Freundin der späteren deutschen Kaiserin Augusta (1811-1890).

Otto Freiherr von Gustedt-Deersheim erhielt das Eiserne Kreuz für besondere Leistungen bei der Schlacht von Wörth im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71. In diesen Krieg zog er mit dem Säbel seines Großonkels Napoleon. Otto Freiherr von Gustedt-Deersheim starb im Jahr 1905 in Neuhausen.

Werner von Gustedt-Deersheim[Bearbeiten]

Der Privatier und Landwirt Werner Freiherr von Gustedt-Deersheim war der Sohn von Otto Freiherr von Gustedt-Deersheim und wurde im Jahr 1864 in Offenburg geboren. Er starb im Jahr 1945.

Auguste Viktoria von Gustedt-Deersheim[Bearbeiten]

Otto Freiherr von Gustedt-Deersheims Tochter Auguste Victoria Freiin von Gustedt-Deersheim wurde möglicherweise im Jahr 1870 geboren. Sie war das Patenkind der deutschen Kaiserin Augusta. Auguste Victoria Freiin von Gustedt-Deersheim starb im Jahr 1914.

Philipp Hailmann[Bearbeiten]
Grab Philipp Hailmann

Das Grab von Philipp Hailmann befindet sich an der Südseite des Kapellenfriedhofs. Das Grabmal besteht aus weißem und schwarzem Marmor, wurde 1903 von Valentin Weidner geschaffen und ist von diesem signiert. In der Mittelnische des Grabmals befindet sich eine fast lebensgroße, trauernde Frauengestalt in antiker Manier.

Der Buch- und Kunsthändler Philipp Hailmann wurde im Jahre 1832 geboren. Nach dem Besuch der Lateinschule von 1844 bis 1849 und der I. Gymnasialklasse in Würzburg erlernte er von 1855 bis 1858 seinen Beruf in Leipzig, Stuttgart, Paris und Brüssel, legte im Jahr 1859 die Prinzipalprüfung ab und übernahm in Kissingen die Jügel'sche Buchhandlung. In Kissingen gehörte Hailmann zu den reichsten Bürgern und Großgrundbesitzern, war Herzoglich Sächsisch Altenburgischer Kommerzienrat und war von 1869 bis 1875 sowie 1881 bis 1884 Mitglied des Gemeindekollegiums, von 1875 bis 1881 sowie von 1890 bis 1896 Magistratsrat. Ferner war er Distriktsrat, Vertreter der Großgrundbesitzer im unterfränkischen Landrat, Mitbegründer des Actienbad-Etablissements, Mitbegründer des Jagdclubs und Vorstand der Schützengesellschaft.

„Haus Collard“, Am Kurgarten 6

Im Jahr 1877 erbte er von seiner Tante Anna Hemmerich, geb. Hailmann, das Hotel mit Poststation Hemmerich in der Kurhausstraße 14 (die heutige Hypo-Vereinsbank). Die Familie hatte einen umfangreichen Besitz, zu dem auch das Grand-Hotel gehörte (das heutige Haus Collard, Adresse: Am Kurgarten 6), in dem im Jahr 1857 der italienische Komponist Giacomo Rossini zur Kur weilte. Im Jahr 1857 beauftragte Hailmann den Bildhauer Michael Arnold, vor dem „Haus Collard“ die Skulpturengruppe Hygieia zu errichten, weil er eine verkehrsberuhigte Zone schaffen wollte. Heute befindet sich die Hygieia in der Lindesmühlpromenade im Luitpoldpark.

„Villa Hailmann“, Kurhausstraße 26

Von 1901 bis 1903 entstand in seinem Auftrag die „Villa Hailmann“ (heutige Adresse: Kurhausstraße 26) in Formen der Neurenaissance unter dem österreichischen Architekt Antony Krafft. Hailmann erlebte die Fertigstellung der Villa nicht mehr. Sie verfiel zunächst nach dem Tod von Hailmanns Witwe. Dies fand ein Ende, nachdem die Villa im Jahr 1941 staatliches Eigentum geworden war. Ab dem Jahr 1997 war in dem Anwesen das Staatliche Hochbauamt untergebracht; aktuell befindet sich hier das Wasserwirtschaftsamt.

Philipp Hailmann starb im Jahr 1903. In seinem Nachruf hieß es, er machte von seinem Reichtum „noblen Gebrauch, indem er den Bedrängten beisprang“.

Karl Halder[Bearbeiten]

Das Grab des Musiklehrers, Tonkünstlers und Kurhausbesitzers Karl Halder (geb. 1877 in Kempten) befindet sich im Zentrum des Kapellenfriedhofs nahe der Südmauer. Halder war Kammermusiker, komponierte Messen, dirigierte viele Jahre lang den Liederkranz und war Mitglied im Alpnverein. Karl Halder starb im Jahr 1912.

Eduard Hemmerich[Bearbeiten]

Das Grab des Hoteliers und Posthalters Eduard Hemmerich (geb. 1797 in Würzburg) befindet sich an der Südmauer des Kapellenfriedhofes auf Höhe des Leichenhauses. Eduard Hemmerich war Eigentümer des um 1835 erbauten Hotels Hemmerich mit angebauter Poststation für Sachen und Personen in der Martin-Luther-Straße 9 (heute: Hypo-Vereinsbank), das von seiner Frau Anna, geb. Hailmann, bis zu ihrem Tod im Jahr 1877 geführt wurde. Um 1900 wurde es Teil des heutigen Kaiserhofs Victoria. Im Jahr 1841 schrieb Eduard Hemmerich sein Testament und vermachte die Hälfte seines Vermögen dem Hohmann-Hemmerichschen Bürgerspital, das armen, notdürftigen bresthaften katholische Bewohnern der Stadt mit makellosem Vorleben Obdach, Nahrung und Kleidung gewährte (Neubau im Jahr 1879 in der Hemmerichstraße 3). Eduard Hemmerich starb im Jahr 1853.

Johanna Hesse[Bearbeiten]

Das Grab der Opern- und Konzertsängerin Johanna Hesse (eigtl. Rosl Zapf, geb. 1880 in Berlin) befindet sich an der Südmauer des Kapellenfriedhofs nahe der Marienkapelle. Johanna Hesse absolvierte ihre Gesangsausbildung in Berlin und war zunächst als Konzertsängerin tätig. Im Jahr 1919 wurde sie als Sopranistin am Landestheater Darmstadt engagiert, an dem sie bis zum Jahr 1922 sang und in der Uraufführung von Emil Nikolaus von Rezničeks Oper Ritter Blaubart von 1920 den Part der Judith sang. Danach folgten Gastspiele an den Staatsopern in Dresden, München und Leipzig. Sie hatte große Erfolge in Wagner-Partien (z. B. Senta im Fliegenden Holländer, Venus im Tannhäuser, Brunhilde im Ring des Nibelungen). In den Jahren 1923/24 absolvierte sie Gastspiele an der Wiener Staatsoper wie auch an den Opernhäusern von Köln und Frankfurt. Ab 1925 sang sie zahlreiche Wagner-Konzerte. Bis zum Jahr 1933 war sie Mitglied des Ensembles des Theaters von Bonn, musste dann aber als Jüdin auf Grund der Machtübernahme der Nationalsozialisten ihre aktive Karriere als Sängerin vorzeitig beenden. Johanna Hesse starb im Jahr 1958.

Balthasar Heußlein von Eußenheim[Bearbeiten]

Das Epitaph von Caspar Heußlein von Eußenheim (geb. 1525, vermutlich im Schloss Eußenheim) befindet sich im Chor der Marienkapelle. Balthasar Heußlein von Eußenheim war der erste seines Geschlechts, der sich in Kissingen niederließ. Ihm gehörten ein ritterlicher Besitz in Kissingen, ein Burggut in Münnerstadt und ein Gut in Fatschenbrunn bei Eltmann. Balthasar Heußlein von Eußenheim reiste 1562 mit dem Würzburger Fürstbischof Friedrich von Wisberg zur Krönung Kaiser Maximilians nach Frankfurt. Das auf Balthasar Heußlein von Eußenheims Epitaph dargestellte Kind ist Heußleins Sohn Georg Christoph (gest. 1591). Balthasar Heußlein von Eußenheim starb 1593.

Carl Leo Heußlein von Eußenheim und Christian Freiherr Lochner von Hüttenbach genannt Heußlein von Eußenheim[Bearbeiten]
Das "Neue Rathaus".
Familiengrab der Adelsfamilie Heußlein von Eußenheim

Das Familiengrab der Adelsfamilie Heußlein von Eußenheim befindet sich an der Nordmauer des Kapellenfriedhofs. Der Familie Heußlein von Eußenheim gehörte ein Schloss in der heutigen Innenstadt des Ortes, das heutige "Neue Rathaus". Am Standort des heutigen "Neuen Rathauses" hatte sich im Jahr 1590 Johann Christoph von Schletten ein Wohnhaus (Kemenate) errichten lassen. Die Kemenate wurde im Jahr 1709 von der Familie Heußein von Eußheim aufgekauft. An ihrer Stelle entstand nach den Plänen von Architekt Johann Dientzenhofer ein Schloss, das heutige "Neue Rathaus". Es wurde im Jahr 1928 an die Stadt Bad Kissingen verkauft.

Carl Leo Heußlein von Eußenheim (geb. 1838 in Kissingen) trat mit 18 Jahren als Kadett in das 13. Infanterie-Regiment, später in das 5. Cheveauleger-Regiment ein, bis in eine Lungenerkrankung zwang, den Militärdienst zu unterbrechen. Carl Leo Heußlein von Eußenheim lebte 1861, lebte danach in Ceylon und danach in Würzburg. Im Jahr 1864 befreite er auf einer Reise nach Mexiko einen päpstlichen Nuntius aus der Gefangenschaft einer Räuberbande, wofür ih Papst Leo IX. mit einem Orden und einrm wertvollen Rosenkranz auszeichnete. Im Jahr 1865 trat er in das 9. Infanterie-Regiment Wrede in Würzburg ein, wurde Oberleutnant im 6. Cheveauleger-Regiment und zog 1870/71 in den Deutsch-Französischen Krieg. Bei einem Kurierritt durch die Feuerlinien tat er sich besonders hervor, trug zum Sieg bei Sedan bei und wurde mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Nach den Anstrengungen starb er kurz darauf im Jahr 1870 in Messincort. Mit ihm starb sein Geschlecht aus.

Christian Freiherr Lochner von Hüttenbach genannt Heußlein von Eußenheim war mit Adelheid verheiratet, der Schwester von Carl Leo Heußlein von Eußenheim. Um ein Erlöschen des Namens zu verhindern, erlaubte König Ludwig II. ihm, sich "Lochner von Hüttenbach, „genannt Heußlein von Eußenheim“ zu nennen. Christian Freiherr Lochner von Hüttenbach war Hauptmann, Königlich Bayerischer Kammerherr und Kommandant der 3. Sanitätskompanie. Er nahm am "Deutschen Krieg" von 1866 und am "Deutsch-Französischen Krieg" von 1870/71 teil. Er quttierte den Militärdienst, zog mit seiner Familie nach Kissingen und verwaltete den Besitz seiner Frau. Christian Freiherr Lochner von Hüttenbach schrieb Kritiken für Theaterstücke, die im Kissinger Kurtheater aufgeführt wurden, sowie heimatkundliche Beiträge für die lokale "Saale-Zeitung". Christian Freiherr Lochner von Hüttenbach war gut mit Reichskanzler Otto von Bismarck befreundet; beide besuchten sich gegenseitig auf Christian Freiherr Lochner von Hüttenbachs Schloss beziehungsweise Bismarcks Friedrichsruh. Zu seinem Besitz gehörte auch das Neue Schloss in der Maxstraße 18 und das Jägerhaus im heutigen Stadtteil Winkels. Christian Freiherr Lochner von Hüttenbach starb 1916.

Im Jahr 1870 bestellte Christoph Heußlein von Eußenheim, der Vater von Carl Leo Heußlein von Eußenheim, bei Bildhauer Michael Arnold ein Grabmal für ein Familiengrab. Ausgestattet war das Grabmal mit einer lebensgroßen Ritterfigur in Harnisch, mit dem Familienwappen der Eußenheim, drei 2:1 gestellten Rosen, auf dem Schild. Im Zweiten Weltkrieg oder kurz danach stürzte eine hinter der Nordmauer befindliche Pappel auf das Familiengrab und zerstörte die Ritterfigur sowie das daneben liegende, von Bildhauer Valentin Weidner geschaffene Grab der Grafen von Luxburg. Selbst in der Familie Lochner war unbekannt, dass das Grabmal von Bildhauer Michael Arnold geschaffen wurde, doch ist seine Urheberschaft durch zwei Fotos in dem von ihm angelegten Album seiner Werke belegt.

Baptist Hoffmann[Bearbeiten]
Baptist Hoffmann
Grabmal von Baptist Hoffmann.

Das Grab des Opernsängers Baptist Hoffmann (geb. 1837 in Garitz [heute Stadtteil von Bad Kissingen]) befindet sich an der Südmauer des Kapellenfriedhofs. Hoffmann wurde bei Julius Stockhausen in Frankfurt und an der Gesangsschule Weinlich-Tipka in Graz zum Baritonsänger ausgebildet. Nachdem seine Mutter Margarethe Hoffmann einer Gesangskarriere ihres Sohnes zunächst skeptisch gegenüber stand, wurde sie nach dem frühen Tod seines Vaters bis zu ihrem eigenen Tod im Jahr 1910 zur künstlerischen Betreuerin ihres Sohnes. Seine erste Sängertätigkeit fand 1888 in Graz statt. Danach folgten bis 1894 Engagements in Köln und anschließend bis 1897 an der Hamburger Oper, danach bis 1919 an der Hofoper in Berlin. Im Jahr 1913 wurde er Königlich Preußischer Kammersänger. Er galt als einer der ersten Opernsänger, die das lyrische wie das heroische Opernfach gleichermaßen beherrschten. Hoffmann sang Gastrollen in München, Dresden, Hamburg, London und Brüssel. Nachdem er durch die Inflation sein Vermögen verloren hatte, war er ab 1919 als Gesangslehrer tätig.

Baptist Hoffmann starb im Jahr 1937 in Bad Kissingen. Heute ist in Garitz eine Straße nach Baptist Hoffmann benannt, wo auch sein Geburtshaus steht (heute Baptist-Hoffmann-Straße 30).

Ernst Ihl[Bearbeiten]

Das Grab Ihl des Apothekers Ernst Ihl (geb. 1842) befindet sich an der Nordmauer des Kapellenfriedhofs. Nach Besuch des Gymnasiums Münnerstadt und der Gewerbeschule in Würzburg machte Ernst Ihl eine Lehre bei seinem Vater Johann Baptist Ihl in Kissingen. Danach folgten eine Tätigkeit als Provisor in Baden-Baden und ein Studium an der Universität Würzburg. Danach arbeitete er in der heutigen Boxberger-Apotheke in Kissingen. Ernst Ihl kaufte ein um 1830 erbautes Haus in der Ludwigstraße und eröffnete hier die Ludwigs-Apotheke (die zweite Apotheke in Kissingen). Er und sein Vater erstellten und lieferten die Arzneimittel und analytischen Untersuchungen für Kaiserin Elisabeth Österreich-Ungarn ("Sisi") bei deren Kuraufenthalten von 1862 bis 1865 sowie 1897 und 1898. Im Jahr 1898 wurde Ernst Ihl Königlicher und Kaiserlicher Hoflieferant. Ernst Ihl war

  • von 1876 bis 1884 im Gemeindekollegium tätig (davon vier Jahre im Vorstand)
  • Mitglied der Kranken-, Unterstützungs- und Sterbe-Cassa
  • im Vorstand des liberalen Vereins
  • im Vorstand der Arbeitsgemeinschft für ein Wasserwerk
  • als ausgebildeter Bariton aktives Mitglied der Liedertafel und
  • Leutnant der Landwehr.

Ernst Ihl starb im Jahr 1899.

Johann Baptist Ihl[Bearbeiten]

Das Grab des Apothekers Johann Baptist Ihl (geb. 1772 in Orb) befindet sich hinter dem Chor der Marienkapelle. Nach Besuch der Lateinschule und des Gymnasiums in Aschaffenburg machte Johann Baptist Ihl eine Apothekerlehre in Orb. Es folgten Tätigkeiten als Gehilfe in Klingenberg, Miltenberg und Lohr. Dem schloß sich ein Studium in Würzburg an. Ab 1830 war er in der heutigen Boxberger-Apotheke tätig; von 1837 bis 1866 war er Pächter der Apotheke. Ihl ließ in der Theresienstraße ein Kurhaus, das heutige Kurheim Rosengarten (heutige Adresse: Balthasar-Neumann-Promenade 8) errichten. Johann Baptist Ihl starb im Jahr 1852.

Institut der Englischen Fräulein[Bearbeiten]
Mariensäule

Das Grab der Bad Kissinger Schwestern vom Institut der Englischen Fräulein befindet sich in der Nordwest-Ecke des Kapwllenfriedhofs hinter dem Chor der Marienkapelle. Institut der Englischen Fräulein befindet sich Das 1609 von Maria Ward gegründete Institut der Englischen Fräulein, das zu Erziehung der weinlichen Jugend und zur <unterstützung der Seelsorgearbeit der Priester gegründet wurde, ar von 1862 bis 1973 in Bad Kissingen aktiv. Sie betrieben zunächst eine Höhere Töchterschule mit Internat (das Institut St. Maria) und bis 1925 eine Volksschule. Am standort der Internatsgebäude (heute: Hartmannstraße 2) steht heute das kaholische Gemeindehaus; das Schulhaus in der Kapellenstraße 5 existiert noch. Die Madonna auf der Säule in der Mitte des Friedhofsgeländes stammt aus dem Besitz des Instituts.

Dr. Georg Jaeger[Bearbeiten]

Das Epitaph von Pfarrer Dr. Georg Joseph Jaeger (geb. 1768 in Kissingen) befindet sich an der Außenwand der Marienkapelle. Der Gedenk- und Grabstein enthält das Familienwappen sowie eine lateinische Inschrift, die Jaegers Werdegang zusammenfasst. Er studierte in Würzburg Philosophie, Theologie, Rechtswissenschaften, Gerschichte unf Medizin. Er verfasste über 20 Werke, zum Großteil über historische Themen, wie zum Beispiel im -Jahr 1803 die Schrift "Briefe über die hohe Rhön in Franken", die sich mit geologischen, botanischen, wirtschaftlichen, sozialen und ethnologischen Aspekten beschäftigt, im Jahr 1823 die "Geschichte des Städtchens Kissingen und seiner Mineralquellen". Jaeger starb im Jahr 1824. Sein Elternhaus am Marktplatz 11 existiert noch.

Cyrill Kistler[Bearbeiten]
Cyrill Kistler
Grab von Cyrill Kistler

Das Grab des Komponisten Cyrill Kistler (geb. 1848 in Großaitingen) befindet sich im Zentrum des Kapellenfriedhofs nahe der Mariensäule. Von 1865 bis 1867 besuchte er das Lehrerseminar in Lauingen und studierte von 1876 bis 1878Orgel und Komposition an der Königlichen Musikschule in München. Im Jahr 1883 übernahm er die Lehrerstelle für Musiktheorie am fürtstlichen Konservatorium in Sondershausen. Im Jahr 1876 lernte er in Bayreuth Richard Wagner kennen, der ihn von da an nachhaltig beeinflusste. Ab 1884 war Kistler in Kissingen tätig, gründete eine eigene Musikschule und war ab 1880 Herausgeber der Zeitschrift ";usikalische Tagesfragen. Organ für Musiker, Musikfreunde und Freunde der Wahrheit". Zu seinen Kompositonen zählen Opern (z. B. "Valdurs Tod", "Die Kleinstädter", "Kunihild", "Der Schmied von Kochel"), weltliche und geistliche Chöre, Lieder, Orgel- und Klavierstücke. Im Jahr 1904 veröffentlichte er seine Harmonielehre "Der einfache Kontrapumkt und die einfache Fuge". Cyrill Kistler starb im Jahr 1907. In der Martin-Luther-Straße steht eine Kistler-Büste.

Kistlers Grabmal stammt von Valentin Weidner (signiert links "VW" in Ligatur, Eb 1907). Es besteht aus einer Stele auf Tuffsteinsockel und trägt ein Profilrelief des Komponisten.

Dr. Ernst Kraft[Bearbeiten]

Das Grab des Apothekers und Herzoglich Sächsischen Hoflieferants Dr. Ernst Kraft (geb. 1861 in Hohenmölsen) befindet sich am Ostende des Kapellenfriedhofs. Dr. Kraft übernahm im Jahr 1893 die Boxberger-Apotheke. Er entwickelte Medikamente wie "Boxbergers Kisssinger Pillen" (1885), die heute noch als "Silberne Boxberger" erhältlich sind, weiter und verhalf ihnen zu weltweitem Ruf. Dr. Kraft verfügte über das alleinige Recht zur Gewinnung des Salzes aus den Quellen. Von ihm atammt die Lehrschrift "Analytisches Diagnostikum". Dr. Kraft war Stadtrat und Gründungsmitglied der Sektion Bad Kissingen des Deutschen Alpenvereins. Ab 1831 unterstützte er finanziell die evangelische Kinderheilstätte. Dr. Kraft verbot einem seiner Mieter die Ausstellung antisemitischer Prpoaganda und führte ab 1925 deswegen einen Prozess gegen den Mieter (eine Unterschriftenliste angesehener Kissinger Familien gegen die Propaganda ist noch erhalten). Dr. Kraft starb im Jahr 1945.

Carl und Franz Krampf[Bearbeiten]

Das Grabmal des Architekten Carl Krampf (geb. 1863 in Bad Kissingen) und seines Bruders Franz Krampf (geb. 1875 in Bad Kissingen) , der ebenfalls Architekt war, befindet sich an der Nordmauer des Kapellenfriedhofs.

Carl Krampf schuf in Bad Kissingen etwa 50 Bauten, folgte stiltechnisch vor allem dem Jugendstil und dem Historismus. Zu seinen Bauten zählen die Laurentiuskirche im heutigen Stadtteil Reiterswiesen, der Wittelsbachger Jubiläumsturm im heutigen Stadtteil Arnshausen, die Russische Kirche, zahlreiche Wohnhäuser in der Innenstadt sowie die im Zusammenhang mit der Reichskristallnacht zerstörte Neue Synagoge. Gesellschaftlich aktiv war er als Oberleutnant der Landwehr, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr sowie als Gründungsmitglied der Sektion Bad Kissingen des Deutschen Alpenvereins. Carl Krampf starb 1910 in Bad Kissingen.

Zum Schaffen seines Bruders Franz Krampf gehören unter anderem der Tattersall und die Häuser Theresienstraße 10 und 12. Franz Krampf starb 1945 in einem Gefängnis des Nazi-Regimes.

Johann Sebastian Krampf[Bearbeiten]

Das Epitaph von Johann Sebastian Krampf (geb. 1751 in Althausen), Rektor der Lateinschule in Kissingen, befindet sich an der äußeren Chorwand der Marienkapelle. Er starb 1817 in Kissingen.

José de Legòrburu y Dominguez-Matamoros[Bearbeiten]
José de Legorburu y Domínguez-Matamoros

Das Grab des Majors, Schriftstellers, Dichters und Flugpioniers José de Legòrburu y Dominguez-Matamoros (geb. 1992inn Oviedo) befindet sich zwischen der Nordmauer des Kapellenfriedhofs und der Mariensäule. Er stammte aus einer alten baskischen Adelsfamilie („Matamoros“ bedeutet „Maurentöter“). Seine Militärkarriere begann im Jahr 1899 bei der Kavallerie, im Jahr 1925 wurde er Comandante. Im Jahr 1916 machte er den Pilotenschein. Trotzdem soll er bereits im Jahr 1912 die Meerenge bei Gibraltar überflogen haben. Er war überzeugter Republikaner und wurde im Jahr 1931 Adjutant des Präsidenten, im Jahr 1933 Attaché der spanischen Luftwaffe für Paris, London und ganz Europa. Er starb im Jahr 1935.

Otto Levin[Bearbeiten]

Das Grab des Buchhändlers, Buchdruckers, Buchbinders und Fotografen Otto Lvin (geb. 1849 in Osterode) befindet sich an der Südseite des Kapellenfriedhofs. Im Jahr 1875 kam er für die Hofbuchhandlung Brückner und Renner nach Kissingen und hatte ab 1879 einen Wohnsitz im Ort. Er hatte einen eigenen Postkartenverlag. Otto Levin starb im Jahr 1906.

Gerhard Linhard[Bearbeiten]
Familiengrab Linhard

Das Familiengrab des Gerichts- und Wundarztes sowie Bürgermeisters Gerhard Linhard (geb. 1805, Geburtsort unbekannt) befindet sich an der Nordmauer des Kapellenfriedhofs. Linhard wirkte und wohnte zunächst als Gerichtsarzt in Aschach (heute Ortsteil von Bad Bocklet), dem Verwaltungssitz der unteren Verwaltungsbehörde (Landgericht), wo er unter anderem medizinische Pfuscher aufzuspüren und anzuzeigen hatte. Zu seiner Zeit waren Wundärzte handwerkliche Ärzte, die vor allem vom mittleren Bürgertum aufgesucht wurden. Linhard zog wohl im Jahr 1829 nach Kissingen und genoss sowohl menschlich als auch beruflich ein hohes Ansehen.Von 1854 bis 1864 war er Bürgermeister (Stadtvorstand) von Kissingen, als welcher er eine rege Tätigkeit entwickelte. So entstanden in seiner Amtszeit das heutige Kurtheater unter dem Architekten Max Littmann (1856), der uns im allgemeinen Geschichtskapitel über Bad Kissingen bereits begegnet ist. Im gleichen Jahr wurde Kissingen an das Telegrafennetz angeschlossen. Im Jahr 1858 bekam Kissingen eine evangelische Schule mit eigenem Lehrer, im Jahr 1860 entstand die Freiwillige Feuerwehr. Seinen Nachfahren gehörte das Hotel „Frühlingsgarten“ auf dem Gelände des heutigen Sanatoriums „Frankenland“. Gerhard Linhard starb im Jahr 1880.

Andreas Lohrey[Bearbeiten]

Das Grab von Bauunternehmer und Architekt Andreas Lohrey (geb. 1843 in Schonungen) befindet sich nahe der Nordmauer des Kapellenfriedhofs. Lohrey errrichtete Villen wie zum Beispiel Marbachweg 1 und Salinenstraße 47 und führte den Bau der Herz-Jesu-Stadtpfarrkirche sowie den Umbau des Kurhaushotels (des späteren „Steigenberger Kurhaushotels“) durch. Im Jahr 1883 übernahm er die im Jahr 1877 gegründete Personenschifffahrt auf der Saale (das "Dampferle"), die sich noch heute in Familienbesitz befindet. Andreas Lohrey starb im Jahr 1924.

Caroline Gräfin von Luxburg und Dr. Friedrich Graf von Luxburg[Bearbeiten]
Familiengrab Luxburg
Friedrich Graf von Luxburg (1875)

Das Familiengrab Luxburg befindet sich an der Nordmauer des Kapellenfriedhofs. Caroline Gräfin von Luxburg, verh. v. Cetto (geb. 1820 in Dresden), war die erste Hofdame der Kronprinzesssin Marie von Preußen, der späteren Königin von Bayern. Beide kannten sich aus Berlin. Caroline Gräfin von Luxburg, verh. v. Cetto starb 1881 in München.

Der Jurist und Regierungspräsident Dr. jur. h. c. Friedrich Graf von Luxburg (geb. 1829 in Laubegast/Dresden), besuchte von 1840 bis 1845 das College Le Grand in Paris, war Page in München und absolvierte sein Studium in Heidelberg, Berlin und München. Im Jahr 1853 folgte das juristische Staatsexamen. Ab 1856 war er Landrichter in Kissingen, Regensburg und München. Von 1846 bis 1863 war er Landrichter, Bezirksamtmann und Bad Kommissar in Kissingen. Von 1868 war er als Regierungspräsident von Unterfranken und Aschaffenburg tätig. Er wurde Ehrenbürger von Bad Kissingen (1893) und Würzburg (1899). Friedrich Graf von Luxburg war Förderer von Landwirtschaft, Industrie, Bildung und Fürsorge. Als Kunstliebhaber gründete er im Jahr 1893 den "Fränkischen Kunst- und Altertumsverein, Würzburg (heute: "Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte"). Im Jahr 1874 erwarb er das Schloss Aschach als Familienbesitz. Im Jahr 1955 ging das Schloss als Schenkung an den Bezirk Unterfranken. Friedrich Graf von Luxburg starb im Jahr 1905 in Würzburg.

Das Ehrengrab von Friedrich Graf von Luxburg wurde im Jahr 1905 von Bildhauer Valentin Weidner geschaffen und ist mit "V.W., Eb 1905" signiert. Es besteht aus grünem Sandstein. Während des Zweiten Weltkrieges oder kurz danach wurde das Grab wie das daneben liegende, von Bildhauer Michael Arnold geschaffene Familiengrab der Adelsfamilie Heußlein von Eußenheim von einer morschen, hinter der Nordmauer befindlichen Pappel zerstört. Das Grab Luxburg wurde in der Nachkriegszeit offensichtlich vereinfacht.

Dr. Johann Adam Maas[Bearbeiten]

Das Grab des Landgerichtsarztes Dr. Johann Adam Maas (geb. 1784 in Würzburg) befindet sich an der Südmauer am östlichen Ende des Kapellenfriedhofs. Seit etwa 1814 war Maas in Kissingen tätig. Außerhalb des Stadtkerns ließ er ein Kurhaus, das heutige Haus Rottmann in der Ludwigstraße, errichten. Während der napoleonischen Kriege betätigte er sich als Arzt im Lazarett zu Zell/Würzburg sowie als Feldchirurg im Offiziersrang beim Landwehrbataillon. Im Jahr 1820 verfasste er mit "Kissingen und seine Heilquellen" eine ausführliche Beschreibung von Krankheiten, die durch eine Bade- und Trinkkur geheilt werden können. Im Jahr gründete er das durch eine Stiftung der Königin Therese von Bayern entstandene Theresienspital für bedürftige Bedienstete, das an anderer Stelle als Theresienkrankenhaus weiterbestand. Er arbeitete als Arzt im Spital und stiftete sein Jahresgehalt von 100 fl. Maas war Schwiegervater von Dr. Heinrich Carl Welsch und Großvater von Dr. Hermann Welsch, die ebenfalls auf dem Kaüellenfriedhof bestattet sind. Maas starb 1852 in Bad Kissingen.

Matthäus und Fritz Memmel[Bearbeiten]
Ludwigstraße 14 in Bad Kissingen.

Das Grab von Matthäus Memmel (geb. 1857 im Nachbarort Nüdlingen) und seinem Sohn Fritz (geb. 1884) befindet sich an Südtmauer am östlichen Ende des Friedhofs. Nach einem beruflichen Aufenthalt in den USA gründete Matthäus Memmel nach seiner Rückkehr nach Kissingen im Jahr 1880 einen Konditoreibetrieb in Kissingen. Der Umsatz erlaubte ihm im Jahr 1903 den Bau eines eigenen Hauses mit Geschäft in der Ludwigstraße 14 nach Plänen des Architekten Carl Krampf im barockisierenden Jugendstil.

Wie seine Konditorkollegen Johann Baptist Messerschmitt und Kaspar Zoll verkaufte auch Matthäus Memmel im Kurgarten Feingebäck an die Kurgäste zum Frühstück. In diesem Sinne schrieb Theodor Fontane in einem Lobgedicht, das er im Jahr 1890 in das Goldene Buch von Bad Kissingen eintrug:

"Memmel, Zoll und Messerschmitt (alles Feinbäcker)
Alles wirkt zum Siege mit.
Und das fränkische, freundliche Wesen
Fügt den Schlußstein zum Genesen."

Matthäus Memmel starb im Jahr 1934.

Sohn Fritz Memmel arbeitete in Genua, Rom, an der Riviera, in Jerusalem und Kairo, bevor er 1934 die Konditorei des Vaters,Bad Kissingen, die erste elektrisch betriebene Zwiebackfabrik in Bad Kissingen übernahm. Im Jahr 1939 eröffnete er seine Kolonial-Stube mit selbst erworbenen Schaustücken aus seiner Zeit in Afrika.Viele der Ausstellungsstücke gingen verloren, als das Haus im Jahr 1945 beschlagnahmt wurde. Als im April 1945 mit dem Kurviertel links der Saale auch die Ludwigsstraße gesperrt wurde, fanden Fritz Memmel und sein Sohn Josef Unterschlupf im Billardzimmer des Café Hinsche. Fritz Memmel führte die familiäre Konditorei in der Ludwigstraße bis zu seinem Tod im Jahr 1949 weiter. Ende der 1950er Jahre wurde der Betrieb aufgegeben.

Johann Baptist Messerschmitt[Bearbeiten]
Haus Messerschmitt in Bad Kissingen

Das Grab des Konditormeisters Johann Baptist Messerschmitt befindet sich auf Höhe von Marienkapelle, Marienstatue und Kreuz an der Südmauer des Friedhofs.

Johann Baptist Messerschmidt wurde 1836 in Bamberg geboren. Mit Adam Messerschmitt gründete bereits 1848 das erste Mitglied der weit verzweigten Familie Messerschmitt ein Geschäft in Kissingen. Im Jahr 1894 erbaute Johann Baptist Messerschmidt am Kurgarten gegenüber dem ehemaligen Steigenberger Kurhaushotel das heute noch existierende Gründerzeiteckhaus Haus Messerschmitt mit eigenem Gartenlokal und Kurhaus. Messerschmitt betrieb auch das ebenfalls noch existierende Cafè Jagdhaus am Staffelsberg sowie ab 1904 ine Filiale in Berlin „Unter den Linden“.

Dank seiner Fähigkeiten wurde Messerschmitt mit verschiedenen Titeln wie

  • Herzogisch-Sächsich-Altenburgischer Hoflieferant (1896),
  • Hgerzoglich-Braunschweigisch-Lüneburgischer Hoflieferant (1897),
  • Confectioner of his Royal Highness Prince Christian of Schleswig-Hokkstein (1901)

bedacht.

Wie seine Konditorkollegen Matthäus Memmel und verkaufte auch Johann Baptist Messerschmitt im Kurgarten Feingebäck an die Kurgäste zum Frühstück. In diesem Sinne schrieb Theodor Fontane in einem Lobgedicht, das er im Jahr 1890 in das Goldene Buch von Bad Kissingen eintrug:

"Memmel, Zoll und Messerschmitt (alles Feinbäcker)
Alles wirkt zum Siege mit.
Und das fränkische, freundliche Wesen
Fügt den Schlußstein zum Genesen."

Johann Baptist Messerschmidt starb im Jahr 1918.

Das Haus Messerschmitt wurde im Jahr 1894 von Architekt Karl Weinschenk errichtet, der in Bad Kissingen auch die Häuser Marktplatz 18 und Kurhausstraße 27 in einem ähnlichen, für Bad Kissingen unüblichen Dekor entwarf. An der Fassade befinden sich zwei weibliche Steinfiguren. Die linke Steinfigur hält mit Zeichenblock, Winkel und Lineal die Insignien des Architekturberufes in Händen und stellt laut Heimatforscher Edi Hahn die Franconia dar.[9] Laut Edi Hahn handelt es sich bei der rechten Figur um die Bavaria, bei der kleinen Frauenfigur auf ihrem Schoß um Hygieia, die griechische Göttin der Gesundheit.[9] Inzwischen dient das Anwesen als Wohn- und Geschäftshaus.

MSC (Herz-Jesu-Missionare)[Bearbeiten]

Das Grab der Missionare von heiligsten Herzen Jesu befindet sich am westlichen Ende des Kapellenfriedhofs hinter dem Chor der Marienkapelle. Der Orden wurde im Jahr 1854 von P. Julius Chevalier in Isssoudon (Frankreich) gegründet. Im 19. und 20. Jahrhundert verbreitete sich die Kongregation in Holland, Österreich und Deutschland. Seelsorge und Jugenderziehung wurden zur Haupttätigkeit des Orrdens. Im Jahr 1921 wurden die Patres von Stadtpfarrer Friedrich Roth, der ebenfalls auf dem Kapellenfriedhof bestattet ist, nach Bad Kissingen geholt.

Jacques Pilartz[Bearbeiten]
Familiengrab Pilartz

Das Grab des Hoffotografen Jacques Pilarrtz (geb. 1836 in Köln) befindet sich an der Ostmauer des Kapellenfriedhofs. Pilartz hatte als niederländischer Staattsbürger zunächst ein Atelier für Fotografie in Amsterdam uns eröffnete dann 1875 ein Atelier in Kissingen, das später von Pilartz' Frau und danach vom gemeinsamen Sohn Otto geführt wurde. Pilartz fotografierte mehrmals Reichskanzler Otto von Bismarck, dessen "Lieblingsfotograf" er wurde. Vor allem Pilartz' Bismarck-Fotografien um 1890 fanden weite Verbreitung in Deutschland. Pilartz fotografierte auch Kaiserin Auguste Viktoria mit Kindern während einer Kur in Bad Kissingen 1889. Pilartz wurde u. a. mit der silbernen Medaille der Ausstellung in Amsterdam und der italienischen goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet. Pilartz starb 1910 in Bad Kissingen.

Friedrich von Reitzenstein[Bearbeiten]
Karl Rohdewald[Bearbeiten]
Emanuel von Rössler[Bearbeiten]
Friedrich Roth[Bearbeiten]

Das Grab des Bad Kissinger Stadtpfarrers Friedrich Roth (geb. 1847 in München) befindet sich Am Ostende des Kapellenfriedhofs in der Höhe des Kreuzes. Vor seiner Tätigkeit in Bad Kissingen war er in der Region in Ochsenfurt, Aschffenburg, Meiningen und Dettelbach tätig. In Bad Kissingen entwickelte er eine intensive Bautätigkeit mit der neugotischen Innenausstattung der Stadtpfarrkirche, dem Neubau der Laurentiuskirche im heutigen Stadtteil Reiterswiesen, der Restaurierug der Marienkapelle und der Gründung des indergartens in der Maxstraße. Im Jahr 1921 holte Roth die Herz-Jesu-Missionare nach Bad Kissingen. Im Jahr 1920 wurde er Ehrenbürger der Stadt. Im Jahr 1926 starb Friedrich Roth in Bad Kissingen.

Christian Sandrock[Bearbeiten]
Grab Christian Sandrocks

Das Grab von Christian Sandrock (geb. 1865 in Rotterdam) befindet sich nahe der Nordmauer im Zentrum des Kapellenfriedhofs. Der Bruder der Schauspielerin Adele Sandrock war Historien- und Porträtmaler sowie Schriftsteller. Sein Theaterstück "Jeanne" kam im Jahr 1910 unter Mitwirkung von Adele Sandrock in Bad Kissingen zur Uraufführung. Als langjähriger Kurgast Bad Kissingens besaß Sandrock die Ehrenurkunde der Stadt. Christian Sandrock starb 1924 in Bad Kissingen.

Tobias August Schachenmayer[Bearbeiten]

Das Grab des Buchhändlers und Redakteurs Tobias August Schachenmayer (geb. 1825 in Isny) befindet sich in der Südostecke des Kapellenfriedhofs. Als Buchhändler war Schachenmayer in Hamburg, Bremen, Graz und Kempten tätig. Im Jahr 1869 kaufte er in Kissingen Druckerei und Verlag von A. Reichardt und führte 1846/47 das "Kissinger Intelligenzblatt", die 1863 in "Saal-Zeitung",Werke sowie die heutige "Saale-Zeitung", weiter. Schachenmayer verlegte auch balneologische und stadtgeschichtliche Ansichtspostkarten. Politisch vertrat er die Ansichten des liberalen Bürgertums. Schachenmayer starb 1912 in Bad Kissingen.

Johann Christoph von Schletten[Bearbeiten]

Das Epitaph von Johann Christoph von Schletten befindet sich im Chor der Marienkapelle. Um 1574 war er als Schultheiß zu Hammelburg tätig. Um 1566 bekam er vom Würzburger Fürstbischof Friedrich von Wirsberg ein Rittermannslehen (Burggraf) zu Bothenlaube. Seit 1590 hatte er ein Wohnhaus (Kemenate). Die Kemenate wurde im Jahr 1829 von der Familie Heußlein von Eußenheim aufgekauft. An ihrer Stelle wurde 1709 nach Plänen von Johann Dietzenhofer ein Schloss, das heutige "Neuen Rathauses", errichtet. Die von Schletten waren vermutlich eine seit dem 14. Jahrhundert in Kissingen ansässige Adelsfamilie. Der Kissinger Adel lebte von der Verwaltung des Besitzes und der Landwirtschaft mit dem Recht auf Viehzucht. Die Schletten bekamen auch Abgaben von so genannten Schutzjuden.

Schmidt (der tapfere Bayer)[Bearbeiten]
Adolf Schmidt[Bearbeiten]
Albert Schmidt[Bearbeiten]
Balduin Schmidt[Bearbeiten]
Karl Schmidt[Bearbeiten]
Lina Schonder[Bearbeiten]
Dr. Alfred Sotier und Dr. Paul Sotier[Bearbeiten]
Familiengrab Sotier

Das Familiengrab Sotier befindet sich an der Nordmauer des Kapellenfriedhofs.

Der praktische Arzt und Medizinalrat Dr. Alfred Sotier (geb. 1833 in Münnerstadt) besuchte das Gymnasium Münnerstadt, machte im Jahr 1858 sein Staatsexamen und eröffnete seine erste Praxis im Jahr 1859 in Aschach. Wenig später ließ er sich in Kissingen nieder. Als Zivilarzt war er im Deutschen Krieg von 1866 tätig. Beim Besuch des bayerischen Königs Ludwig II. wurde Sotier von diesem ausgezeichnet. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 war Sotier Operationsarzt. Er wurde auch Bahnarzt für preußische Bahnbedienstete. Im Jahr 1881 verfasste er "Bad Kissingen, Monographie". In der Prinzregentenstraße errichtete er ein Kurhaus (das heutige Uibeleisen). Er war beratender Arzt von Kaiserin Auguste Viktoria (1889) und Kaiserin Elisabeth von Österreich (1897) während deren Kuren in Bad Kissingen.

Der Arzt Dr. Paul Sotier (geb. 1876) bildete sich nach seiner Approbation im Jahr 1903 in Paris, St. Petersburg und Moskau weiter. Im Jahr 1905 ließ er sich in Bad Kissingen nieder und übernahm durch Einheirat mit Anna Düring den "Fürstenhof" in der Bismarckstraße (heute Bayerischer Hof). Im "Fürstenhof" wohnten 1945-1946 SKH Prinz Louis Ferdinand v. Hohenzollern und seine Gattin Kira (Romanow) mit Kindern. Im Jahr 1952 lebte Kronprinzessin Cecilie im "Fürstenhof" und starb hier im Jahr 1954. Im Jahr 1927 behandelte er "Kaiserin" Hermine während ihrer Kur in Bad Kissingen und wurde Leibarzt von "Kaiser Wilhelm II." in Doorn. Dr. Paul Sotier starb im Jahr 1950.

Josef Steinbach[Bearbeiten]
Familiengrab Steinbach

Das Familiengrab Steinbach befindet sich auf der Ostmauer des Kapellenfriedhofs. Schlossermeister, Büchsenmachermeister, Gastwirt und Hotelier Josef teinbach (geb. 1825 in Burgsinn) erlernte das Büchsenmacherhandwerk in Ansbach, wurde im Jahr 1840 Geselle, ging auf Wanderschaft und arbeitete 2 Jahre lang in Philadelphia, USA. Im Jahr 1847 bezeichnete er sich als "Büchsenmachermeister in Kissingen ansässig". Eine von ihm hergestellte und signierte Scheibenpistole befindet sich in Privatbesitz in Bad Kissingen. Ab 1851 betrieb er das Schützenhaus in der heutigen Rosenstraße 32 mit Schankwirtschaft und Konzession für kalte Speisen. Ab 1875 führte er das von ihm erbaute Hotel Diana, in welchem viele Mitglieder des Hochadels logierten wie zum Beispiel Franz Joseph I. von Österreich. Josef Steinbach starb im Jahr 1890.

Das Familiengrab Steinbach aus rotem Sandstein und mit weißer Marmorschrifttafel stammt von Bildhauer Valentin Weidner und ist mit "V.W." signiert. Die Büste im Zentrum des Grabmales ist mit "V. Weidner, fec. Eb 1890" signiert.

Michael Stöger[Bearbeiten]
Dr. Hugo Stöhr[Bearbeiten]
Karl Streit (Grab Dr. Löffler)[Bearbeiten]
Josef Stürmer[Bearbeiten]
Ignaz Thoma[Bearbeiten]
Colmar von Uthmanm[Bearbeiten]
Kaspar Wahler[Bearbeiten]
Kaspar Wahler jun.[Bearbeiten]
Eduard Warnberg[Bearbeiten]
Hans Weidner[Bearbeiten]
Hans Weidner (1908)
mit Ehefrau Käthe, geb. Halk

Bildhauer Hans Wedner (geb. 1875 in Bad Kissingen), der Sohn des Bildhauers Valentin Weidner, ist im Grab seiner Schwiegereltern Halk bestattet. Es befindet sich an der Südmauer des Kapellenfriedhofs, knapp oberhalb der Marienkapelle und wurde von Valentin Weidner geschaffen. In den Familiengrab fanden Hans Weidners Frau Käthe, geb. Halk, sowie der gemeinsame Sohn Oskar ihre letzte Ruhe.

Nach einer Ausbildung zum Bildhauer bei seinem Vater und an der Königlichen Akademie für Künste in München war Hans Weidner im Jahr 1907 im Vatikan tätig. Danach arbeitete er in der Werkstatt des Vaters mit, die er im Jahr 1919 übernahm. Er schuf u. a. einige Grabmäler auf dem Kapellenfriedhof, die er mit „H. W.“ signierte. Wegen einer Staublunge arbeitete er vorwiegend als Restaurator, Vergolder und Holzschnitzer. Wegen der Weltkriege, Wirtschaftskrise und Inflation war Hans Weidner trotz künstlerischen Talents geschäftlich nicht erfolgreich, so dass er von den Einnahmen des Kurzwarengeschäfts seiner Schwiegereltern leben musste. Hans Weidner starb 1953 in Bad Kissingen.

Sein Wohnhaus in der Brunnengasse existiert noch.

Valentin Weidner[Bearbeiten]
Familiengrab Weidner
Valentin Weidner

Das Grabmal des Bildhauers Valentin Weidner (geb. 1848 in Würzburg) befindet sich östlich der Marienkapelle hinter deren Chor. Laut Familienlegende studierte Valentin Weidner bei Ferdinand von Miller dem Älteren an der Königlichen Kunstakademie in München. Er war ferner Schüler des Bildhauers Michael Arnold, dessen Atelier er später übernahm. Weidner war zweimal verheiratet. Aus sein ersten Ehe mit Maria Elisabeth Seitz stammte der Sohn Hans Weidner, der ebenfalls Bildhauer wurde. Weidner betätigte sich auch als Feuerwehrkommandant, als Mitglied des Gemeindekollegiums und als Stellvertreter des Bürgermeisters. Im Jahr 1919 wurde er Ehrenbürger der Stadt Bad Kissingen. Weidner starb im gleichen Jahr in Bad Kissingen vor der geplanten Überreichung der Ehrenbürgerurkunde.

Sein nach den Plänen von Architekt Carl Krampf errichtetes Wohnhaus am Valentin-Weidner-Platz 1 existiert noch. Von Valentin Weidner stammen zahlreiche Gräber auf dem Kapellenfriedhof, sowie zahlreiche Denkmäler (z. B. St.-Wendelin-Statue am Wendelinus, Kreuzwege im heutigen Stadtteil Abertshausen und auf dem Bad Kissinger Stationsberg) und Kirchenausstattungen in Bad Kissingen und Umgebung (z. B. Bad Kissinger Stadtpfarrkirche).

Die beiden Stelen neben dem Mittelkreuz zeigen links die Grablegung Christi sowie rechts den Auferstandenen. Im Grab sind neben Valentin Weidner sind seine zweite Ehefrau Anna Mathilde Reuß, sowie Barbara Maria, dritte Tochter aus zweiter Ehe, und der Ehemann der vierten Tochter Maria Rosa, der Kurhausbesitzer Johann Fridolin Hofmann, bestattet. Sohn Hans Weidner, der aus der ersten Ehe stammte und ebenfalls Bildhauer wurde, ist im Familiengrab seiner Schwiegereltern Halk bestattet.

Dr. Heinrich Carl und Dr. Hermann Welsch[Bearbeiten]
Grabmal der Familie Welsch
(Kapellenfriedhof, Bad Kissingen)

Badearzt Heinrich Carl Welsch (geb. 1808 in Odernheim am Glan) und sein Sohn, der Badearzt Dr. Hermann Welsch (geb. 1842 in Kissingen) sind in der Familiengrft Welsch an der Südmauer am Ostende des Friedhofs bestattet. Das Grabmal wurde von Bilhauer Valentin Weidner gefertigt.

Die protestantische Familie Welsch stammte ursprünglich aus Wales, war aber aus Glaubensgründen zugewandert. Nach seiner Gymnasialzeit in Kreuznach und Zweibrücken studierte Heinrich Carl Welsch Medizin zunächst an der Universität Erlangen, später an der Ludwig-Maximilians-Universität München und schließlich an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und promovierte im Alter von 20 Jahren. In dieser Zeit besuchte er das erste Mal Kissingen. Nach einem kurzen Aufgenthalt in Paris ging er nach Würzburg und machte sein praktisches Examen an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Während einer Kur in Kissingen suchte er den Badearzt Johann Adam Maas auf und lernte dessen 14jährige Tochter Eva Amalie Therese Maas, seine spätere Ehefrau, kennen. In Speyer eröffnete Welsch eine florierende Arztpraxis. Im Jahr 1837 heirateten Welsch und die inzwischen 19jährige Eva Amalie, weswegen Welsch u. a. seine Praxis nach Kissingen verlegte. Aus dieser Ehe stammte u. a. der Sohn Hermann Welsch, der später auch Badearzt wurde. Auch hier erwarb sich Welsch' Praxis einen guten Ruf. Zu seinen prominentesten Patientinnen gehörte die österrreichische Kaiserin Elisabeth ("Sisi"). Aufgrund seiner Englischkenntnisse hatte er auch Patienten aus dem Ausland. Mit seinem Vermögen aus dem Praxisbetrieb ließ er im Jahr 1840 das Westendhaus (heute Bismarckstraße 26), eines der ältesten Kissinger Kurhäuser, erbauen. Heinrich Carl Welsch starb im Jahr 1882.

Dr. Hermann Welsch kam 1642 als Enkel von Dr. Johann Adam Maas, der auch auf dem Kapellenfriedhof liegt, zur Welt. Mit seiner Badeliteratur (u. a. „The Springs and Baths of Kissingen“) lockte er englischsprachige Kurgäste nach Kissingen. Welsch war Ritter des Sächsischen Ernestiner-Ordens. Er starb im Jahr 1892 während eines Krankenbesuchs.

Der Sockel der nachträglich tiefergelegten Marmorbüste von Dr. Carl Welsch passt vom Material her nicht zum restlichen Grab. Vorher überragte die Büste die südliche Friedhofsmauer und soll nachts Passanten auf der Kapellenstraße erschreckt haben. Die Büste ist am Schulteransatz signiert mit "V. Weidner fec. Eb 1882").

Barbara Elisabetha Wieber[Bearbeiten]

Das Epitaph von Barbara Elisabetha Wieber (geb 1801) befindet sich an der äußeren Chorwand der Marienkapelle. Die von den Eltern gewidmete Grabinschrift weist auf ein früh verstorbenes irdisches Leben hin. Barbara Elisabetha Wieber starb im Jahr 1822.

Johannes Wiesinger[Bearbeiten]
Johannes Wiesinger

Das Grab des Theologen sowie Orts- und Badepredigers Johannes Wiesinger (geb. 1821, Geburtsort unbekannt) befindet sich nahe der Südmauer im Zentrum des Kapellenfriedhofs. Wiesinger war von 1870 bis 1882 in Kissingen tätig. Danach war er Dekan in Würzburg. Am 13. Juli 1874 hielt er nach dem Attentat auf Reichskanzler Otto von Bismarck in der heutigen Bismarckstraße einen Dankgottesdienst in der heutigen Erlöserkirche. Wiesinger starb im Jahr 1886 in Würzburg. Sowohl sein Nachruf in der lokalen "Saale-Zeitung" als auch Mathilde Panizza, die Mutter des Schrifstellers Oskar Panizza, in ihren Memoiren beschreiben Wiesinger als ausgezeichneten Redner.

Hermann und Kaspar Zoll[Bearbeiten]

Das Grab des Konditormeisters Hermann Zoll (geb. 1842) und seines Vaters, des Schmiedemeisters und Melbers Kaspar Zoll (geb. 1808 in Arnshausen [heute Stadtteil von Bad Kissingen]) befindet sich an der Nordmauer am östlichen Ende des Kapellenfriedhofs. Die Vorfahren von Vater und Sohn waren in Westheim und Arnshausen als Müller tätig. Im Jahr 1847 eröffnete Kaspar Zoll eine Restauration in Kissingen (in der heutigen Schlossstraße). Im Jahr 1863 eröffnete Hermann Zoll in der Ludwistraße 4 eine Konditorei, die nach Hermann Zolls Tod im Dezember 1893 von dessen Sohn Adam Zoll weitergeführt wurde. Nach dem Tod des letzten Mitglieds der Familie Zoll wurde die Konditorei von Oscar Schmaus weitergeführt.

Wie seine Konditorkollegen Johann Baptist Messerschmitt und Matthäus Memmel verkaufte auch Kaspar Zoll m Kurgarten Feingebäck an die Kurgäste zum Frühstück. In diesem Sinne schrieb Theodor Fontane in einem Lobgedicht, das er im Jahr 1890 in das Goldene Buch von Bad Kissingen eintrug:

"Memmel, Zoll und Messerschmitt (alles Feinbäcker)
Alles wirkt zum Siege mit.
Und das fränkische, freundliche Wesen
Fügt den Schlußstein zum Genesen."

Literatur[Bearbeiten]

  • Elisabeth Keller: Die Flurdenkmale im Landkreis Bad Kissingen, Band 1, Eigenverlag des Landkreises Bad Kissingen, 1978
  • Franz Warmuth: 100 Jahre Herz Jesu Pfarrei Bad Kissingen – Beitrag zur Geschichte der Pfarrei Bad Kissingen. Bad Kissingen 1984, S. 23–38
  • Edi Hahn: Bad Kissingen und seine Umgebung die schönsten Sagen, Legenden und Geschichten, Bad Kissingen 1986, ISBN 3-925722-01-7
  • Edi Hahn: Eine Führung durch die Kuranlagen, Bad Kissingen, 1989, ISBN 3-925722-03-3
  • Hans-Jürgen Beck, Rudolf Walter: Jüdisches Leben in Bad Kissingen. Herausgegeben von der Stadt Bad Kissingen, Bad Kissingen 1. Auflage: 1990
  • Denis A. Chevalley, Stefan Gerlach: Denkmäler in Bayern - Stadt Bad Kissingen, Edition Lipp (1998). ISBN 3-87490-577-2
  • Werner Eberth: Valentin Weidner. In: Kissinger Hefte. Band 1, Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 1992, DNB 920517749.
  • Werner Eberth: Valentin und Hans Weidner (1848–1919), (1875–1953). Bildhauer des Historismus in Franken. Ergänzungen zum Kissinger Heft. Band 1, Beiheft zur Ausstellung: „Der Bad Kissinger Bildhauer Valentin Weidner“ 1992. Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 1996, OCLC 164759770.
  • Thomas Ahnert, Peter Weidisch (Hg.): 1200 Jahre Bad Kissingen, 801-2001, Facetten einer Stadtgeschichte. Festschrift zum Jubiläumsjahr und Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung. Sonderpublikation des Stadtarchivs Bad Kissingen. Verlag T. A. Schachenmayer, Bad Kissingen 2001, ISBN 3-929278-16-2
  • Werner Eberth: Michael Arnold – Ein Bildhauer des Spätklassizismus. Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 2001, S. 118–150
  • Gerhard Wulz: Der Kapellenfriedhof in Bad Kissingen. Ein Führer mit Kurzbiografien. Stadt Bad Kissingen, Bad Kissingen 2001, ISBN 3-934912-04-4
  • Peter Ziegler: Prominenz auf Promenadenwegen – Kaiser, Könige, Künstler, Kurgäste in Bad Kissingen, Verlag Ferdinand Schöningh, 2004, ISBN 3-87717-809-X
  • Werner Eberth: Beiträge zur Geschichte von Hausen und Kleinbrach. Ein geschichtliches Lesebuch für Hausener und Kleinbracher und die es werden wollen. Band 2. Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 2010, DNB 1009635379.
  • Bad Kissingen (Hrsg.), Benno Dichtel: Als das Rathaus noch ein Schloss war. Aus der Geschichte eines fränkischen Adelsgeschlechtes – ein Familienmitglied erinnert sich, Ausgabe Version 06, Nov. 2012
  • Cornelia Oelwein: Max Littmann (1862–1931): Architekt • Baukünstler • Unternehmer, Sonderpublikationen des Stadtarchivs Bad Kissingen, Band 7, herausgegeben von Peter Weidisch, Michael Imhof Verlag, 2013, ISBN 978-3-865-68-923-8
  • Werner Bartsch: Das Rathaus in Bad Kissingen – Johann Dientzenhofers Planung zum Heußleinschen Schloss, Bad Kissinger Archiv-Schriften, hrsg. von Peter Weidisch, Band 3, Michael-Imhof-Verlag, 2015, ISBN 978-3-86568-674-9
  • Werner Eberth: Der Deutsche Krieg von 1866 im Landkreis Bad Kissingen. Theresienbrunnen-Verlag, Bad Kissingen 2016, DNB 1103677756, S. 70 ff.
  • Gerhard Wulz: Der Kapellenfriedhof in Bad Kissingen. Ein Führer mit Kurzbiografien. Stadt Bad Kissingen, Bad Kissingen 2001, 2. erweiterte und überarbeitete Ausgabe, Bad Kissingen 2019, ISBN 978-3-934912-24-3

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Stefan Kummer: Architektur und bildende Kunst von den Anfängen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände; Band 2: Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1814. Theiss, Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1477-8, S. 576–678 und 942–952, hier: S. 588 und 605 f.
  2. StAW, HV Ms.f.175 II S. 156ff.
  3. StadtAKG, RP
  4. Baruch Zvi Ophir, Pinkas Hakehillot: Encyclopaedia of Jewish Communities from their Foundation till after the Holocaust, Germany – Bavaria., In Collaboration with Shlomo Schmiedt and CHasia Turtel Aberzhanska. Jerusalem, S. 423
  5. Pfarrarchiv Bad Kissingen, Band 21 – Protocollum Capituli ruralis Muenerstadiani ab anno 1700, S. 23
  6. Pfarrarchiv Bad Kissingen – S. 51b
  7. Eberth, 2015. S. 85 f.
  8. Saale-Zeitung, 12. Juli 1881
  9. 9,0 9,1 Das Messerschmitt-Haus und seine Nachbarn, in: Edi Hahn: Eine Führung durch die Kuranlagen, 1989, S. 12

Projektdefinition[Bearbeiten]

  • Zielgruppe: "Alle Interessierten"
  • Lernziele: Bad Kissingen, Marienkapelle, Kapellenfriedhof, Ortsgeschichte"