Barfußwandern: Einstieg

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Diese Himbafrau aus Namibia können wir um ihre perfekten Füße nur beneiden

Einführung[Bearbeiten]

Viele Menschen auf dieser Erde gehen ihr Leben lang barfuß, sie kennen es von Kindheit an nicht anders und vermissen die Schuhe weit weniger als anderes, was ihnen zu einem komfortablen Leben fehlt. Sie kommen ohne Schuhe bestens zurecht, weil sie kräftige muskulöse Füße mit geraden, beweglichen Zehen haben, außerdem ein dickes Fußschwartenpolster, eine gleichermaßen geschmeidige wie zähe Sohlenhaut und ein exzellentes Bewegungsgefühl. Und genau dies sind die Voraussetzungen, unter denen die bloßen Füße keine Beschwerden oder Verletzungen erleiden.

Der Schutz der Füße durch Schuhe lässt diese Belastbarkeit ebenso wie das Bewegungsgefühl verkümmern. Wenn man nun den Anreiz verspürt, es wieder einmal mit Barfußlaufen zu versuchen (wofür es sehr vernünftige Motive gibt), ist man in einer ganz anderen Situation als ein barfuß lebendes Naturkind. Das Leben auf freiem Fuß stellt für den an Schuhe gewöhnten "Wohlstandsbürger" einen Neuanfang dar und er ist gut beraten, ganz behutsam an die Wiederentdeckung seiner Erdung heranzugehen.


Der Reiz des Barfußwanderns[Bearbeiten]

Es gibt, solange man sich Schuhe leisten kann, keinen zwingenden Grund zum Barfußgehen. Also sollte man es genau dann tun, wenn man Lust dazu hat. Und man sollte wieder Schuhe anziehen, wenn "die Füße genug haben". Es gibt eine schöne Vielfalt von Barfußaktivitäten und jeder kann wählen, was ihm am besten liegt und am meisten Spaß macht.

Am Strand geht fast jeder barfuß, im festen Sand an der Brandungslinie kann man lange Barfußwanderungen genießen. Doch warum soll sich diese schöne Aktivität auf wenige Urlaubswochen im Jahr beschränken? Bereits im März gibt es sonnige Tage, an denen Wiesen und Felder genug Wärme zum Barfußlaufen tanken. Und mit etwas Wetterglück ist das "Leben auf freiem Fuß" bis in den goldenen Oktober möglich.

Vielfache Anlässe können Lust zum Barfußwandern machen. Manche Menschen finden geschlossene Schuhe einfach unangenehm und erleben es immer gerne als eine Befreiung, wenn sie diese weglassen können, etwa auf angenehmen, naturbelassenen Wegabschnitten ihrer Wandertouren. Für Leute mit dieser generellen Vorliebe für das Barfußgehen ist es natürlich besonders interessant, Wanderrouten zu kennen, die ganz ohne Schuhe bewältigt werden können. Eine Vielfalt von Untergründen, die man direkt fühlt, macht das besonders reizvoll.

Da Barfußlaufen bekanntermaßen gut für die Entwicklung der Kinder ist, tun es auch viele Eltern gerne gemeinsam mit ihrem Nachwuchs. Das wird besonders dadurch gefördert, dass zahlreiche Barfußpfade als kindgerechte Barfußwandermöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Gesundheitliche Aspekte motivieren ebenfalls zum Barfußgehen, das ja im Ruf steht, vorbeugende Wirkungen gegen Gelenk- und Rückenschmerzen, Venenleiden, Erkältungen, Pilzkrankheiten etc. zu haben. Je nach seiner gesundheitlichen Ausgangssituation stellt so mancher tatsächlich fest, dass ihm das Barfußgehen gut tut, und möchte sich deshalb regelmäßig ohne Schuhe bewegen.

Schließlich ist Barfußwandern auch ein schönes Gemeinschaftserlebnis. Klassen-, Betriebs-, Vereins-, Pfarrei- und sonstige Ausflüge haben immer öfter Barfußparks als Ziel, und über das Internet finden in letzter Zeit auch Barfußwandergruppen zusammen.


Vorsicht + Rücksicht = Sicherheit[Bearbeiten]

Pfade im Wiesengelände eignen sich gut zum Barfußwandern

Geeignetes Gelände[Bearbeiten]

Interessanterweise ist Barfußlaufen meist dort am unangenehmsten, wo die Natur den Zutritt von uns Menschen besonders schlecht verträgt. So wachsen in trittempfindlichen Feuchtbiotopen bevorzugt Sauergräser, die einem mit ihren scharfen Blattkanten und spitzen Sprossen die Füße zerschneiden. Und die Waldrandvegetation, in der zahlreiche Brutvögel Zuflucht suchen, schreckt die Barfußläufer mit Brombeerranken und Wildrosen ab.


Auf die Dosis kommt es an[Bearbeiten]

Dieses Kapitel handelt von der Rücksicht, die man sich selbst gegenüber üben sollte. Denn jeder günstige Effekt für Gesundheit und Wohlbefinden, den man dem Barfußgehen zuschreibt, kehrt sich ins Gegenteil um, wenn man seine Füße dabei überfordert. Die Belastung der Füße ist beim Barfußlaufen zweifellos höher als beim Tragen von gutem Schuhwerk. Dieses hat für viele Menschen durchaus den Nutzen, kleinere Fußprobleme wie auch den schädlichen Einfluss von Übergewicht auszugleichen.

Die richtige Intensität des Barfußgehens, die zu den positiven Effekten des Fußtrainings sowie der Bewegungs- und Sinnesschule führt, ist also von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Auf jeden Fall ist es völliger Unsinn, Beschränkungen aufgrund von Fußproblemen mit zusammengebissenen Zähnen durchbrechen zu wollen. Dies kann einzig und alleine dazu führen, dass alles noch viel schlimmer wird. Leider können Überlastungsschmerzen an den Füßen sehr langwierig sein! Es ist deshalb keine Schande, Schuhe dabei zu haben und sie anzuziehen, wenn die Füße "genug haben".

Beachtung der Gefahrenmomente[Bearbeiten]

Die Geschicklichkeit, mit der routinierte Barfußwanderer und erst recht Angehörige barfußlaufender Völker den Verletzungsgefahren ausweichen, ist eine erworbene Fähigkeit. Wer sich, etwa aus einer guten Stimmung heraus, ganz spontan barfuß auf den Weg macht, büßt das nicht selten mit eingetretenen Brombeerstacheln, angeschlagenen Zehen, blaue Flecken von spitzen Steinen oder einem Bienenstich.

Man sollte also wissen, wie Brombeerranken, Wildrosen und andere dornige Gewächse aussehen, bevor man sich barfuß auf den Weg macht. Auch muss man auf Blüten achten, die von Bienen besucht werden, etwa auf Klee oder Löwenzahn. Und wenn man eine Biene sieht, kann man davon ausgehen, dass in diesem Areal noch viele andere unterwegs sind. Dann muss man sehr genau hinsehen, wohin man tritt, und nach Möglichkeit die Flächen verlassen, auf denen die Blüten stehen.

Zweige auf dem Waldboden können scharfkantige Bruchstellen haben und so manche Wiesengewächse haben nach dem Mähen unangenehme Stoppeln. Und dann gibt es noch Brennnesseln und Disteln. Im landwirtschaftlichen Bereich hängen manchmal lose Enden von Stacheldrahtzäunen weg, während am Stadtrand schon mal Glasscherben oder Bretter mit rostigen Nägeln liegen können.

Mit zunehmender Routine vermeidet man barfußuntaugliche Bereiche und nimmt die verbleibenden Gefahren nebenbei, eher unbewusst wahr -- ohne sich so stark wie bei den ersten Versuchen konzentrieren zu müssen. Man entwickelt einen Automatismus, um seine Schrittfolge und den Bewegungsablauf dem Untergrund anzupassen. Dies und das Training der Hornhaut (die nicht dicker, aber zäher wird) bewirkt, dass regelmäßiges Barfußwandern nur selten zu Verletzungen führt und dass diese meist harmlos ausfallen. Und schließlich hat man auch noch einen Verstand, der einem sagt, wann und wo man doch besser Schuhe anzieht. Dies ist insbesondere in hochalpinem Gelände anzuraten.

Übung macht den Meister[Bearbeiten]

Fußtraining[Bearbeiten]

Jedes vernünftige Training steigert die Belastbarkeit dadurch, dass man unterhalb der individuellen Leistungsgrenzen bleibt, aber durch regelmäßige Praxis die Muskulatur stärkt und die Bewegungsabläufe verbessert. Also nimmt man sich zum Barfußwandern zuerst einmal Weglängen und Geländeschwierigkeiten vor, die im Bereich des Gewohnten liegen. Für den Anfang ist für viele Menschen das Pensum eines 2-3 km langen Barfußpfads gerade richtig. Falls das für den Anfang schon zu viel ist, geht man erst einmal Teilstrecken, hält sich beim Tempo zurück und gönnt sich eine längere Eingewöhnungsphase. Wer schon öfter ganze Tage barfuß verbringt oder lange Strandwanderungen macht, kann sich natürlich mit seinem gewohnten Laufpensum in das Barfußwandervergnügen stürzen.

Fußpflege[Bearbeiten]

Um Hornhautrisse an den Fersen und Zehen zu vermeiden, sollte rissige Haut am Außenrand der Fußsohle regelmäßig glattgefeilt und 1 - 2x am Tag eingecremt werden. Die Zehennägel schneidet man kurz, damit man mit ihnen nicht anstößt oder hängenbleibt. Im Sommer sind die Fußrücken sonnenbrandgefährdet und sollten ggf. mit ausreichendem Lichtschutzfaktor eingecremt werden.

Gemeinsam macht es am meisten Spaß[Bearbeiten]

Barfußwandern ist in gewisser Weise auch Auseinandersetzung mit den Unwägbarkeiten der Natur und damit auch eine kleine Herausforderung für den Gemeinschaftssinn innerhalb einer Gruppe. Man achtet nicht nur darauf, wie man selbst seinen Weg meistert, sondern auch, wie die anderen damit zurechtkommen. So ergibt sich das schöne und intensive Erlebnis, etwas zusammen mit anderen zu machen. Vor allem, wenn Gemeinschaft in neu zusammengesetzten Gruppen, Schulklassen, Mannschaften etc. gefördert werden soll, kann eine Barfußwanderung oder einfach ein Ausflug zu einem Barfußpark viel bewirken.