1.1 Nullmengenaxiom
1.2 Paarmengenaxiom
1.3 Vereinigungsmengenaxiom
1.4 Aussonderungsaxiom
Üblicherweise werden die natürlichen Zahlen in der Mengenlehre nach John von Neumann wie folgt definiert. Die Idee hinter dieser Definition ist folgende: Die Zahl soll eine Menge mit Elementen sein. Da es nur eine Menge ohne Elemente gibt, muss sein. Für die benötigen wir eine Menge mit einem Element. Da wir gerade die definiert haben, nehmen wir diese: . Dieses Schema lässt sich fortsetzen: um beispielsweise die Zahl zu definieren, nehmen wir die Elemente der – nämlich – und fügen die selbst als siebtes Element dazu: . Also:
2.1 Natürliche Zahlen einzeln
Wir definieren der Reihe nach die einzelnen natürlichen Zahlen wie folgt:
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
usw.
|
Nach dieser Definition hat die Zahl gerade Elemente, nämlich genau alle Vorgänger-Zahlen. Dabei ist der Nachfolger einer Klasse wie folgt definiert:
2.2 Nachfolger, Vorgänger
Ist eine Menge, so ist auch eine Menge. Das ergibt sich aus dem Paarmengen- und dem Vereinigungsmengen-Axiom. Nach dem Nullmengen-Axiom ist die eine Menge. Die anderen natürlichen Zahlen sind Nachfolger von Mengen. Also sind alle natürlichen Zahlen Mengen.
Auf diese Weise lässt sich jede einzelne natürliche Zahl definieren. Doch wie definieren wir die Klasse aller natürlichen Zahlen? Bevor wir uns dieser Frage zuwenden, wollen wir ein paar einfache Sätze über die so definierten natürlichen Zahlen zeigen.
2.3 Transitive Klassen
Es gilt:
2.4 SATZ: Alle natürlichen Zahlen sind transitiv.
Üblicherweise so:
Definition (Natürliche Zahlen)
.
Demnach betrachten wir die Klasse aller Mengen, die enthalten und gegen die Bildung von Nachfolgern abgeschlossen sind. Solche Klassen heissen induktiv. Da sie die enthalten, müssen sie auch die als Nachfolger von enthalten, weiterhin die als Nachfolger von , usw. Also sind alle natürlichen Zahlen Elemente von induktiven Mengen und der Durchschnitt liefert gerade diese. In diesem Sinne ist die kleinste induktive Menge.
Die Sache hat aber einen Schönheitsfehler: gibt es induktive Mengen? Wenn es nämlich keine induktiven Mengen gibt - sondern allenfalls induktive Klassen - dann ist und und wäre die Allklasse. Das ist aber nicht das Gewünschte, denn sollte nur die oben definierten natürlichen Zahlen enthalten und keine anderen Mengen, wie beispielsweise . Wir brauchen daher ein Axiom, das die Existenz von induktiven Mengen gewährleistet. Da induktive Klassen unendlich viele Elemente haben, wird dieses Axiom Unendlichkeitsaxiom genannt.
Unendlichkeitssaxiom
Damit ist sicher gestellt, dass die Klasse genau die eingangs definierten natürlichen Zahlen enthält! Mit dem Aussonderungsaxiom ist der Durchschnitt über eine nichtleere Klasse eine Menge, also ist eine Menge.
Definition (Natürliche Zahlen)
Quine betrachtet Mengen, die gegen Vorgängerbildung abgeschlossen sind. ist genau dann eine natürliche Zahl, wenn in allen diesen Mengen gilt: wenn sie enthalten, dann auch . Natürlich gilt . Sei nun . Wir betrachten und eine beliebige vorgängerabgeschlossene Menge . Ist gilt die Implikation ohnehin, also sei . Dann enthält auch den Vorgänger von . Also gilt und somit . Das zeigt . Somit ist eine induktive Klasse und enthält alle einzeln definierten natürlichen Zahlen .
ACHTUNG: Wenn es keine Menge mit den in der Definition von geforderten Eigenschaften gibt, wäre .
Wir zeigen Punkt 4. zum Schluss.
Beweis (Natürliche Zahlen)
- Sei eine beliebige Menge mit und . Dann folgt natürlich , also gilt . ✔
- Sei , eine beliebige Menge, und . Da ein Vorgänger von ist und vorgängerabgeschlossen ist, gilt auch . Daraus folgt , also gilt . ✔
- Da ein Nachfolger immer wenigstens ein Element enthält, ist er nicht leer. Also gilt . ✔
- ...
- Sei eine beliebige Klasse, und eine beliebige Menge mit und . Dann gilt nach Definition von . Insbesondere gilt das für . Mit dem Aussonderungsaxiom ist das so definierte eine Menge! Mit der Prämisse folgt . Wäre folgte also ↯ denn es gilt ja . Somit gilt , also . Insgesamt also . ✔