Benutzer:Methodios/Burg Woz

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Entwuf A[Bearbeiten]

Die Burg Woz, auch Burg Wosice, war in der Mitte des 12. Jahrhunderts der militärische und administrative Mittelpunkt des mehrfach urkundlich erwähnten Burgwards Woz (auch: Burgward Wosice).

Urkundliche Erwähnungen[Bearbeiten]

Codex diplomaticus Saxoniae regiae I, 1, 142[Bearbeiten]

In einer wahrscheinlich 1139/1144[1] auf das Jahr 1071 gefertigten Urkunde [2] werden 5 Dörfer in einem Burgward Woz (in burgwardo Woz) im Gau Nisan (in provincia Nisanen)[3] erwähnt: Gozebudi, Oicice, Grodice, Cinici, Luderuwice.[4]

Codex diplomaticus Saxoniae regiae CDS I, 1, 166[Bearbeiten]

In einer wahrscheinlich 1139/1143 auf den 17. Mai 1091 gefertigten Urkunde[5] schenkte angeblich Kaiser Heinrich IV. in Mantua dem Hochstift Meißen sechs Dörfer, eines namens Mocozice (Mobschatz) im Burgward Wosice im Gau Nisani und fünf weitere im Gau Milce (um Bautzen).[6]

Quellenkritik[Bearbeiten]

Codex diplomaticus Saxoniae regiae I, 1, 142 (Kritik)[Bearbeiten]

Dieses Diplom wurde angeblich vom Meißner Bischof Benno während einer Anwesenheit des jungen Königs Heinrich IV. ausgestellt. Die Vielzahl ranghoher Zeugen ist frei erfunden und für einige Personen sogar unglaubwürdig. Die Herzöge Otto von Bayern und Magnus von Sachsen befanden sich 1071 beispielsweise in Reichshaft und konnten gar nicht in Meißen anwesend sein. Auch ist die Vielzahl von bedeutenden Personen des Reiches als Zeugen unglaubwürdig und sollte lediglich der Fälschung zu einem höheren Ansehen verhelfen.

Diese Urkunde wurde mindestens doppelt von zwei Schreibern ausgefertigt. Nr. 32 A[7] ist über das Sächsische Haupt-Staaatsarchiv, Nr. 32 B über das Meißner Stiftsarchiv überliefert. Schon rein äußerlich sind beide Urkunden im Vergleich zu anderen des gleichen Zeitraums der Fälschung verdächtig[8]. Beide Niederschriften haben doppelte, durch zwei andere Hände ergänzte Zusätze, die Form der Urkunde ist die eines Protokolls, die Schriftzüge sind ihrer Art nach erst im 12. Jahrhundert entstanden, während die Fälschung selbst auf 1071 terminiert wurde, als Heinrich IV. in Meißen weilte.

Codex diplomaticus Saxoniae regiae I, 1, 166 (Kritik)[Bearbeiten]

Dieses Diplom wird in der neueren Forschung einhellig als Fälschung betrachtet.[9] Die Regesta Imperii stellen fest, dass diese Urkunde eine um die Intervenienten, den Gegenstand der Verfügung sowie den Austellungsort veränderte Wiederholung des D[iploms] 410 (vom 14. Februar 1090) darstellt.[10] Mit dem in Speyer ausgestellten Diplom 410 des Kaisers Heinrich IV. schenkte dieser dem Hochstift Meißen, was ein Ritter des Markgrafen Heinrich namens Cos im Burgwart Mochau zu Lehen getragen hat, sowie die Villa (Dürr-) Weitzschen.[11]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Sollte die Papsturkunde von 1140 echt sein, so wurden diese Fälschungen wahrscheinlich als deren Rechtfertigung im direkten Vorfeld gefertigt, denn 1131 gab es bereits eine andere, unspezifische und üblichere päpstliche Bestätigungsurkunde. Wurde die Papsturkunde von 1140 nach dem Vorbild der von 1131 gefälscht, stammten die Fertigungen auf das Jahr 1071 wahrscheinlich aus den Jahren 1143 oder 1144, um im Streit mit den Markgrafen von Meißen rechtliche Vorteile zu erlangen (vgl. Königsurkunde von 1144: CDS II 1, Nr. 48). Karlheinz Hengst beschrieb jüngst wohl eher ahistorisch die Entstehungszeit der Urkunden auf um 1125, wobei er auf die Zeit nach dem Tode von Wiprecht von Groitzsch und die dann wechselnden Besitzverhältnisse abstellte. Da diese Zeitbestimmung noch vor der Papsturkunde von 1131 liegt, ist diese Einschätzung nicht sehr wahrscheinlich.
  2. CDS I, 1, 142 = CDS II, 1, 32 = Dob I 887
  3. CDS II 1, Nr. 32, S. 36: V villas praedii sui in provincia Nisanen, in burgwardo Woz sitas.
  4. CDS II 1, Nr. 32, S. 37: Haec Benno decimus Misinensis ecclesiae episcopus scripsit et sigilli sui impressione signatum corroboravit. Ista sunt nomina villarum, quas Bor et filii eius in concambium dederunt Wighardus et Liuthegerus Misinensis ecclesiae sine werra et omni contradictione: Gozebudi, Oicice, Grodice, Cinici, Luderuwice.
  5. sex villas, unam in provincia Nisani in burgwardo Wosice, que vocatur Mocozice, quinque in regione Milce, quatuor ex his in burgwardo Schizani, quintam Posarice vocitatam Misinensi aecclesiae in proprium tradidimus. In: CDS I A 1, Nr. 166, angeblich am 17. Mai 1091 in Mantua (Italien) ausgestellt.
  6. Heinrich IV. schenkt der bischöflichen Kirche zu Meißen zu seinem Seelenheil aufgrund der Intervention seines Sohnes, König Konrads, Erzbischof Liemars von Bremen, der Bischöfe Rainer von Vercelli, Erpho von Münster und Konrad von Utrecht sechs villae, eine namens Mocozice im Burgward Wosice in Gau Nisani sowie fünf villae im Gau Bautzen (in regione Milce), von denen vier im Burgward Seitschen (Schizani) liegen und eine Purschwitz (Posarice) genannt wird. RI III,2,3 n. 1336, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/b4cef15a-e383-4f7b-a4c8-ad31f1b80369 (Abgerufen am 12. November 2018).
  7. Faksimile: Neues Lausitzisches Magazin Dreizehnter Band, Herausgegeben von der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften durch deren Secretair J. Leopold Haupt, evang. Prediger und Ordinarius an der heil. Dreifaltigkeits=Kirche, wie auch Diaconus an der Haupt= und Pfarrkirche zu St. Peter und Paul in Görlitz, des Voigtländischen Alterthumsforschenden Vereins Ehrenmitglied, Görlitz, bei dem Herausgeber und in Comission in der Heyn'schen Buch= und Kunsthandlung, 1835, Tafel 5.
  8. Bereits beschrieben von Friedrich Adolf Ebert in der Halleschen Allgemeinen Literatur-Zeitung von 1824, S. 2, und von Traugott Märcker in Das Burggrafthum Meissen: Ein historisch-publicistischer Beitrag zur sächsischen Territorialgeschichte; Aus archivalischen Quellen; Nebst einem Urkundenbuche. (in: Diplomatisch kritische Beiträge zur Geschichte und dem Staatsrechte von Sachsen, 1 Bd.), Verlag F. A. Brockhaus, Leipzig 1842, S. 35ff. Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek - Universität Jena.
  9. Jüngst dargestellt in: Thomas Ludwig: Die Urkunden der Bischöfe von Meißen. Diplomatische Untersuchungen zum 10.-13. Jahrhundert. Böhlau Verlag, Köln 2008, ISBN 978-3-412-25905-1, S. 246 bis 250.
  10. RI III,2,3 n. 1336, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/b4cef15a-e383-4f7b-a4c8-ad31f1b80369 (Abgerufen am 12. November 2018).
  11. MGH DH IV, Nr. 410.


Material[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

Die Burgwardorganisation im obersächsisch-meissnischen Raum[Bearbeiten]

  • Gerhard Billig: Die Burgwardorganisation im obersächsisch-meissnischen Raum. Archäologisch-archivalisch vergleichende Untersuchungen (= Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden. Bd. 20). Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin (Ost) 1989, ISBN 3-326-00489-3.

Identität bezweifelt[Bearbeiten]

S. 41

  • sucht man die Burgwarde mit mehreren erwähnten Orten, so fällt der Blick eigenartigerweise auf Woz-Niederwartha, das oft als unsicher bezeichnet und dessen Identität bis in jüngste Zeit bezweifelt wird
    • Werner Coblenz: Bemerkungen zum Slawengau Nisan. In: Joachim Herrmann (Hrsg.), in Verbindung mit Bernhard Gramsch: Archälologie als Geschichtswissenschaft. Studien und Untersuchungen. Karl-Heinz Otto zum 60. Geburtstag. (= Schriften zur Ur- und Frühgeschichte, Band 30.) Akademie-Verlag, Berlin 1977, S 343-351, hier: S. 349.[1]

Urkundlich zugehörige Orte[Bearbeiten]

  • als zugehörig in den Urkunden sind nachgewiesen:

S. 42

  • 1045: 3 Königshufen in villa Scutropei in burchwardo Gvodezi (DH III 146 = CDS I, 1, 99). Der Ort gilt als unbekannt.
  • 1071: V villas ... in provincia Nisanen, in burgwardo Woz sitas ... Ista sunt nomina villarum ... Gozebudi, Oicice, Grodice, Cinice, Luderuwice (CDS I, 1, 142 = CDS II, 1, 32 = Dob I 887).
  • 1091: sex villas, una in provincia Nisani in burgwardo Wosice, quae vocatur Mococize ... (D H IV 420 = CDS I, 1, 166 = CDS II, 1, 38).
  • 1140: quinque villas inferius annotatus, quarum una vocatur Cozebude, alia Jazelice, alia Hermanni villa, alia vero Bulsize, atque alia Nicradewice, quas utique liber homo Bor nuncupatur, natione Sclavus, in provincia Nisanen in burgwardo Woz ... (CDS I,2, 134 = CDS II,1,47).

Quellenkritische Einschätzungen[Bearbeiten]

  • die quellenkritischen Einschätzungen zeigen keine gewünschte Klarheit, Fälschung und Verunechtung sind dabei eingeschlossen Anm. 75
    • zur Fälschung zu 1091 vgl. Bemerkungen von H. Gladiß D H IV 420 und von O. Posse CDS I, 1, 166; Walter Schlesinger: Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter. 2 Bde. Köln - Graz 1962, Bd. 1, S. 317 - die entscheidenden Aussagen bringen eine Bischofs- und eine Papsturkunde

Schwierigkeiten in der Lokalisierung[Bearbeiten]

  • daß wir in jedem Fall mit Schwierigkeiten in der Lokalisierung rechnen müssen, zeigten unsere Betrachtungen zu Altenburg und Zeitz, daß es bei Wiederholungen Unstimmigkeiten in der Namensliste geben kann, erläuterte nachhaltig das Beispiel Grimschleben
  • so kann die Überlieferungssituation nicht von vornherein den ganzen Burgward als unsicher erweisen
  • die Ausgangspunkte der Untersuchung zu Lokalisierung und Abgrenzung erscheinen normal

Gozebudi[Bearbeiten]

[Gozebudi - Woz - Wosice]

  • über jeden Zweifel erhaben steht die Zugehörigkeit von Cossebaude da
  • sie ist in der Namensüberlieferung eindeutig, durch die Wiederholung 1140 abgesichert

Luderuwice[Bearbeiten]

  • einhellig ist Luderuwice mit Leuteritz zu identifizieren
  • eine Verwechslung mit Leutewitz ist ausgeschlossen, da dieses als Luciwici im Burgward Briesnitz gelegen als Austauschort in der gleichen Urkunde vorkommt und zugleich eine Aussage zur Grenze zwischen Woz und Briesnitz zuläßt
    • O. Mörtzsch: Vom Burgward Briesnitz bis zum Burgberg Niederwartha. (= Geschichtliche Wanderfahrten, Bd. 4) Dresden 1930, S. 4.
    • A. Kühne, A. Ranft: Geschichte und Geschichten in und um Wilsdruff. Ein Heimatbuch für das Wilsdruffer Land. Teil 1: Wilsdruff. 1930, S. 30ff.

Grodice und Cinice[Bearbeiten]

  • Grodice kann mit Roitzsch bei Wilsdruff und Cinice mir der Wüstung Zschon (bei der Zschoner Mühle, östlicher Flurteil von Steinbach) in Verbindung gesetzt werden
    • A. Kühne, A. Ranft: Geschichte und Geschichten in und um Wilsdruff. Ein Heimatbuch für das Wilsdruffer Land. Teil 1: Wilsdruff. 1930, S. 31.
    • W. Fleischer: Namen und Mundart im Raum von Dresden. Deutsch-Slawische Forschungen 11/12, Bd. 1, Berlin 1961; Bd. 2, Berlin 1963, Bd. 1, S. 27, 100, 137, 351.
    • H. Blaschke, HOV (Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen.) Leipzig 1957, S. 92.

Oicice[Bearbeiten]

  • problematisch erscheint Oicice
  • vom Namen her sicher auf Eutschütz zu beziehen, erheben sich historisch-topographisch erhebliche Bedenken, denn Eutschütz liegt als Ortsteil von Bannewitz weit entfernt und kann nicht zum Burgward Woz gehört haben, es liegt auch noch westlich der zu vermutenden Ausdehnung des Burgwards Briesnitz Anm. 76
    • H. Blaschke, HOV (Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen.) Leipzig 1957, S. 20, auf Eutschütz bezogen; dagegen A. Kühne, A. Ranft: Geschichte und Geschichten in und um Wilsdruff. Ein Heimatbuch für das Wilsdruffer Land. Teil 1: Wilsdruff. 1930, S. 31, Wüstung zwischen Leuteritz und Gohlis/Stetzsch, vgl. W. Fleischer: Namen und Mundart im Raum von Dresden. Deutsch-Slawische Forschungen 11/12, Bd. 1, Berlin 1961, S. 35f.

Mocozice[Bearbeiten]

  • eine treffende Ergänzung erfährt der Sachverhalt durch die Fälschung zu 1091, dren Ortsangaben auch für die Oberlausitz stimmen
  • das dort genannte Mocozice ist eindeutig Mobschatz, für das noch 1539 die Schreibung Mockisch überliefert ist
    • H. Blaschke, HOV (Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen.) Leipzig 1957, S. 29.
    • W. Fleischer: Namen und Mundart im Raum von Dresden. Deutsch-Slawische Forschungen 11/12, Bd. 1, Berlin 1961, S. 74.

Fünf Orte im Altsiedelgebiet[Bearbeiten]

  • damit sind im Burgward Guozdec - Woz fünf Orte im Altsiedelgebiet zwischen Tännichtgrund und Zschoner Grund überliefert, die eine eindeutige Aussage zum Burgwardbezirk vermitteln

Siedlungsbewegung: Hermanni villa[Bearbeiten]

  • die Urkunde von 1140, eine Papsturkunde, weicht im historisch-topographischen Inhalt ab
  • sie steht bereits im Zeichen der Siedlungsbewegung der zweiten Etappe der feudalen deutschen Ostexpansion, denn mit Hermanni villa - Oberhermsdorf ist das erste Waldhufendorf der näheren Umgebung genannt Anm. 77
    • wenn die Identifizierung stimmt, dann ist Oberhermsdorf das ersterwähnte Waldhufendorf in Sachsen überhaupt - das Datum 1140 erscheint dafür fast zu früh - gewisse Bedenken ergeben sich auch aus der Situation der angrenzenden Fluren Niederhermsdorf und Steinbach, in denen die Wüstungen Poltz, Neritz und Zschon liegen, so daß es zumindest möglich erscheint, daß in Oberhermsdorf die Waldhufeneinteilung auch aus der Überformung älterer Wüstungsflurenentstanden sein könnte - H. Jacob trennt bei der Behandlung der Kolonisation dieses Gebietes Früh- und Hauptphase und ordnet Hermanni villa der Frühphase zu - seitens des Siedlungsablaufes in Erzgebirge und Vogtland ergeben sich gewichtige Bedenken gegen eine solche Phaseneinteilung - im konkreten Falle wird das Problem völlig übergangen, daß die Waldhufenfluren bei einer Phasengliederung eigentlich in die Hauptphase gehören müßten H. Jacob: Die ur- und frühgeschichtliche Besiedlung zwischen Dresdner Elbtalweitung und oberem Osterzgebirge. In: Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 24/25, S. 25-137, hier: S. 58f.
  • der Ort steht in gewisser Beziehung zum folgenden Bulsice

Bulsice[Bearbeiten]

  • die Wüstung Poltz liegt nach den Flurnamenhinweisen im Ostteil von Niederhermsdorf
    • A. Kühne, A. Ranft: Geschichte und Geschichten in und um Wilsdruff. Ein Heimatbuch für das Wilsdruffer Land. Teil 1: Wilsdruff. 1930, S. 32.
    • W. Fleischer: Namen und Mundart im Raum von Dresden. Deutsch-Slawische Forschungen. 11/12, Bd. 1, Berlin 1961, S. 24, 351.

Jazelice und Nicradewice[Bearbeiten]

  • Jazelice und Nicradewice bleiben unbestimmt

Veränderung in der Namensliste und die Aufnahme von Rodedörfern[Bearbeiten]

  • eine Veränderung in der Namensliste und die Aufnahme von Rodedörfern zeigte uns gleichfalls die Bestätigungsurkunde für Grimschleben (vgl. S. 36)
    • 1179: CDA I, 566 - 26 Ortsnamen (zwei von drei aus 978, 7 von 17 aus 979 und 980, drei von 983 und 1024, 14 neue Namen)

Oberhermsdorf und Poltz[Bearbeiten]

  • Oberhermsdorf und Poltz schließen südlich an den für das 11. Jahrhundert erkannten Bereich an

Burgwardmittelpunkt[Bearbeiten]

  • die sieben lokalisierbaren Orte - Cossebaude, Leuteritz, Roitzsch, Wüstung Zschon, Mobschatz, Oberhermsdorf und Wüstung Poltz - liegen in einer solchen Streung, daß nur Niederwartha als Burgwardmittelpunkt in Frage kommt
  • das immer wieder angezogene Weistropp liegt weiter seitab und besitzt keine überzeugende und zeitlich entsprechende Wehranlage Anm. 78
    • weder um die Kirche noch um das ehemalige Rittergut, noch auf dem im Nordwesten der Flur liegenden Gohlberg sind eindeutig Wallreste festzustellen - R. Hoffmann: Standort und Funktion der Betrachtung mittelalterlicher Wehranlagen im marxistisch-leninistischen Geschichtsbild, dargestellt am Beispiel des Anlagenbestandes des Bezirkes Dresden. ungedruckte Dissertation A, Pädagogische Hochschule Dresden 1980

CDS I, 2, Nr. 134[Bearbeiten]

S. 121

  • die Mehrzahl der Urkunden zum Burgward Woz - Guozdec - Niederwartha fällt in das 11. Jahrhundert
  • mit der 1071 beurkundeten Schenkung des Bor an die Bischofskirche von Meißen steht auch die letzte urkundliche Erwähnung von 1140 in Zusammenhang
  • diese päpstliche Bestätigung der Besitzungen der Meißner Kirche faßt die Schenkung des Bor zwei Generationen nach ihrem Vollzug mit folgenden Worten:
    • In quibus haec propriis duximus exprimenda vocabulis, videlicet quinque villas inferius annotatas, quarum una vocatur Cozebude, alia Jazelice, alia Hermanni villa, alia vero Bulsize, atque alia Nicradewice, quas utique quidam liber homo Bor nuncupatus, natione Sclavus, in provincia Nisanen in burgwardo Woz, praesentibus et collaudantibus duobus filiis suis Wichardo et Luthero in praesentia Heinrici secundi regis et aliorum quam plurium principum Misinensi ecclesiae traditit. CDS I, 2, Nr. 134, S. 97 = [ CDS II 1, Nr. 47, S. 49 und CDS II 1, Nr. 47, S. 50
    • W. Schlesinger: Die Verfassung der Sorben. In: Siedlung und Verfassung der Slawen zwischen Elbe, Saale und Oder. Gießen 1960, S. 75-102, hier: S. 86; Zweitdruck in: Mitteldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungsgeschichte des Mittelalters. Göttingen 1961, S. 7-47.
  • bis auf Cossebaude weichen die 1140 genannte Orte von denen zuvor erwähnten ab - dies ist, wie das Beispiel Grimschleben lehrt, kein Einzelfall und wurde bereits eingehend erörtert (siehe S. 109ff.) [Ausgriff und Entwicklung]
  • die sicher zu lokalisierenden Ort Hermanni villa = Oberhermsdorf, Krs. Freital, und Bulsice = Wüstung Poltz im Osten der Flur Niederhermsdorf, demonstrieren die Ausdehnung ins ehemalige Wildland im Süden des Burgwardes
  • die historisch-topographische Interpretation erscheint eindeutig und zwingend

Hermanni villa[Bearbeiten]

  • Hermanni villa = Oberhermsdorf kann als die älteste Nennung eines Waldhufendorfes angesprochen werden, im Gau Nisan und im gesamten Gebiet des ehemaligen Landes Sachsen
  • freilich ergeben sich dabei gewisse Unsicherheiten, gerade auch aus dem Zusammenhang der Urkunde - das gleichzeitig genannte Bulsice erweist sich als Wüstung im benachbarten Niederhermsdorf
  • damit zeichnet sich ab, daß eine später einsetzende Überformung des Siedelbildes des 12. Jahrhunderts stattgefunden haben muß
  • möglicherweise ist erst dabei die Waldhufeneinteilung endgültig ausgeprägt worden - eine genaue siedlungskundliche Detailuntersuchung wäre zu fordern und müßte bei einer sich festlegenden Formulierung voraussgesetzt werden
  • aus dm Raumzusammenhang und aus der Namensgebung geht der Charakter der Rodesiedlung für das Hermanni villa von 1140 eindeutig hervor

Streifenförmige Ausbreitung vom alten Burgwardbezirk nach Süden[Bearbeiten]

  • die streifenförmige Ausbreitung vom alten Burgwardbezirk nach Süden ist unverkennbar
  • die 1071 als Cinice genannte Wüstung Zschon, Ostteil der Flur Steinbach, Kr. Dresden, markiert durch die Zschoner Mühle, kennzeichnet in etwa die alte Wildlandgrenze
    • W. Fleischer: Namen und Mundart im Raum von Dresden. Deutsch-Slawische Forschungen. 11/12, Bd. 1, Berlin 1961, S. 27, 137f., 351f.
    • A. Kühne, A. Ranft: Geschichte und Geschichten in und um Wilsdruff. Ein Heimatbuch für das Wilsdruffer Land. Teil 1: Wilsdruff. 1930, S. 31f.
    • Leo Bönhoff: Der Gau Nisan in politischer und kirchlicher Beziehung. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte. Bd. 36, 1915, ISSN 0944-8195, S. 177–211, hier: S. 181.

S. 122

  • von dort aus führt der zwei Fluren breite Rodestreifen nach Süden

Westliche Nachbarn[Bearbeiten]

  • im Westen von Kesselsdorf und Braunsdorf gehört Grumbach nach den Erwähnungen des 14. Jahrhunderts zum Rodegebiet des Meißner Witsessenbezirks
    • Registrum dominorum marchionum Misnensium 1378 (RDM), Herausgeber H. Beschorner, Leipzig-Berlin 1933, S. 390f.

Östliche Nachbarn[Bearbeiten]

  • im Osten von Kesselsdorf und Niederhermsdorf treffen wir mit Wurgwitz und Zauckerode bereits auf Orte des Burgwardes Pesterwitz (vgl. S. 73f.)
    • die Abgrenzung des Burgwardbezirkes ist im Norden gegenüber Briesnitz von Löbtau bis Altfranken und im Westen entlang der durch die Rodedörfer gegebenen Wildlandgrenze sicher verdeutlicht, nach Osten erscheint sie gegenüber dem großen unsicheren Feld der Gaumitte kaum bestimmbar
    • räumlich bieten allerdings die Kirchspiele Pesterwitz und Döhlen ein einheitliches Bild, das sich den bestimmbaren Abgrenzungen des Burg [S. 74] wards weitgehend anschließt (Bönhoff 1915, s. 198), so daß man eine gewisse Möglichkeit erkennt, im Rahmen der 16 Dörfer dieser beiden Kirchspiele den Burgward Pesterwitz zu rekonstruieren
    • mit dieser Annahme erhält der Burgwardbezirk in Niederhäslich einen entsprechenden Anteil an der südlichen Wildlandgrenze

Burgward als Basis des Landesausbaus[Bearbeiten]

  • damit wird der Zusammenhang des Burgwardes mit den beginnenden Rodungen, die Ausbreitung des Siedlungsgeschehens über die alte Wildlandgrenze auch für die Erwähnung von Woz 1140 sichtbar
  • so stehen die Veränderungen in der Erscheinung Burgward mit der Instabilität der Erwähnung der zugehörigen Orte, die durch die Schenkung des Bor eine spezifisch lokale Färbung erhält, in Verbindung
  • der Burgward als Basis des Landesausbaus erscheint für Niederwartha - Woz 1140 den anderen behandelten Beispielen, Mochau 1162, Hwoznie-Ziegra 1214/1222, Oberlausitzer Grenzurkunde 1241, durchaus vergleichbar

Der Bach Zuchewidre und die Burg Thorun[Bearbeiten]

Otto Trautmann: Der Bach Zuchewidre und die Burg Thorun.

Hans Walther: Namenkunde und geschichtliche Landeskunde: ein einführender Überblick ; Erläuterungen namenkundlicher Fachbegriffe ; Auswahlbibliographie zur Namenkunde und Landeskunde Ostmitteldeutschlands ; mit einem kurzen Wegweiser durch das Studium und Beiträgen aus Ostthüringen und Westsachsen (1996 ff.), Leipziger Universitätsverlag, 2004 - 444 Seiten, hier: S. 290.

Eberhard Kammer: Chronik Pesterwitz 1206

  • Karl Moritz Welte:[2] Gau und Archidiakonat Nisan in der Markgrafschaft Meissen. In: Programm, womit zu der öffentlichen Prüfung und dem Redeactus der Annen-Realschule (Realschule erster Ordnung) zu Dresden Mittwoch den 5. und Donnerstag den 6. April 1876 das Lehrercollegium ergebenst einladet durch Rector Professor Job. Buchdruckerei von Hellmuth Henkler in Dresden, S. 1–52. SLUB
    • Separatabdruck: Wold. Türk's Verlag (A. Urban), Dresden 1876. MDZ

Anmerkungen (Material)[Bearbeiten]

  1. 555, 16 Seiten, mit Abbildungen und graph. Darstellungen, Halbleinenband, Mit 45 Beiträgen internationaler Fachautoren, die das gesamte Spektrum ur- und frühkundlicher Forschung umspannen.
  2. Dr. phil. Karl Moritz Welte, Oberlehrer an der Annenrealschule Dresden