Benutzer:Methodios/Ortodoxe Ikonographie/Afra von Augsburg

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Afra von Augsburg

Gedenktag 7. August (weder im Synaxarion noch im Prolog erwähnt, aber im Kalender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland)

Leben[Bearbeiten]

Übersicht[Bearbeiten]

  • Person: Afra, Heilige
  • Andere Namen: Afra, di Augusta; Afra, von Augsburg
  • Quelle: B 1986, LThK (3. Aufl.)
  • Zeit: Lebensdaten: -304
  • Land: Römisches Reich (XT)
  • Sprache(n): Latein (lat)
  • Geografischer Bezug: Sterbeort: Augsburg (Region)
  • Beruf(e): Märtyrerin, Heilige
  • Weitere Angaben: Märtyrerin, Stadtpatronin von Augsburg; 1064 heiliggesprochen
  • Attribute: Fichtenzapfen, gekrönt an Baum gebunden oder auf brennendem Holzstoß
  • Systematik: 3.6p Personen zu Kirchengeschichte, Systematischer und Praktischer Theologie, Kirche und Konfession

http://d-nb.info/gnd/119099179

Variante 1[Bearbeiten]

Der Legende nach eine Hure, die in Augsburg lebte, sich zum christlichen Glauben bekehrte und deshalb auf einer Insel des Lechs verbrannt wurde. Von der katholischen Kirche zur Heiligen und Schutzpatronin der Stadt Augsburg und des Bistums Augsburg erklärt.

Hl. Afra aus dem Graduale, Staats- und Stadtbibliothek Augsburg 2° Cod 248, Bl. 199r - Datierung um 1500 von Leonhard Wagner (1454-1522)

Nach kirchlicher Überlieferung wurde Afra um 280 nach Christus geboren, aber ein genaues Datum ist unbekannt. Sie soll im Jahr 304 auf einer Lechinsel bei Augsburg ("ad insulae fluvii quae vocatur Lacce"] als Märtyrerin für ihren Glauben verbrannt worden sein, angeblich in der Nähe des heutigen Friedberg. Im Südwesten Friedbergs steht die Kirche Sankt Afra im Felde. Ein Strang der Überlieferung sagt, Afra sei nahe dieser Kirche ums Leben gebracht worden. Andere Ortsangaben für den Tod Afras sind das Lechfeld, eine Schotterebene südlich von Augsburg zwischen den Alpenflüssen Lech und Wertach oder der Flussbereich zwischen Augsburg und dem rund 40 Kilometer entfernten Landsberg? am Lech. So ungenau diese Angaben über den Todesort der Afra sind, so sind sich ihre frommen Hagiographen doch einig, dass der Ort ihres Leidens in der Nähe von Augsburg lag. Laut Legende sollen mit ihr zusammen etwa 30 weitere Personen ums Leben gekommen sein. Eine andere Quelle behauptet, Afra sei an einen Baumstamm gebunden und enthauptet worden, also nicht verbrannt, weshalb sie oft mit einem Baumstamm abgebildet wird.

  • Im Mittelalter war es in Augsburg üblich, Bäche mit "Lech" zu bezeichnen, gleichgültig, ob es sich um einen Quellbach handelte oder um einen Lechkanal, also um ein Gewässer, das vom Lech gespeist wurde. ... Bis in das 20. Jahrhundert hinein hatte der Lech als Transportweg eine große Bedeutung. Tausende von Flößerfamilien lebten an den Ufern des Lechs. Sie mussten ihr Recht der Flößerei gegen Abgaben von den jeweiligen Herren erwerben. Als im 19. Jahrhundert Straße und Schiene der Flößerei immer mehr Konkurrenz machten, ging dieser ehemals große Wirtschaftsfaktor langsam zugrunde. 1914 wurde der Lech zum letzten Mal mit einem Floß befahren. ... "Abgang des Wienerflosses auf dem Lechfluße bey Augsburg". Abschiedsszene der Passagiere. Kolorierte Umrißradierung, 1810-20. Verlegt bei Thomas V. Poll. Das Floßlände des regelmäßig zweiwöchentlich fahrenden Wienerfloßes lag an der Westseite des Lechs in Höhe der Unteren Bleiche nördlich der Lechhausener Brücke. Zum Schutz der Passagiere und des mittransportierten Stückgutes waren auf dem Floß Häuschenaufbauten errichtet. Die Rundhölzer des Floßes waren mit Holzplanken abgedeckt, um die Passagiere vor Spritzwasser zu schützen. Die Stämme des Floßes, die Aufbauten und Bretter konnten am Zielort verkauft werden. Seit 1580 war der Transport von Gütern nach Wien in der städtischen Floßordnung geregelt, was regelmäßige Fahrten voraussetzt. Auch lechabwärts und auf der Donau konnten die Flöße Passagiere und Fracht, wie z.B. Solnhofener Platten aufnehmen. Die Fahrten wurden nach Einrichtung der Bahnstrecke nach Wien 1860 allmählich eingestellt. Lit.: Filser, Karl: Flößerei auf Bayerns Flüssen; 1991. - https://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/Lech
  • Das schwäbische Lechfeld bildet den östlichen Teil des Landkreises Augsburg - sowohl im Süden wie im Norden von Augsburg. Das brettflache Lechfeld diente früh als günstiger Weg im Austausch mit dem Süden: Die Römer zogen hier vom Alpenrand zur Donau?, die Karren reicher Augsburger Kaufleute rollten entlang der alten Römerstraße in Richtung Venedig, und heute radelt man auf der touristisch wiederbelebten Via Claudia Augusta ins Allgäu, nach Tirol oder gar bis nach Oberitalien. https://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/Lechfeld
  • Der Name des Flusses virdo oder virda ist entweder aus dem Lateinischen (viridis = grün, also grünes Wasser) oder aus dem Keltischen (kräftig, schnell) abgeleitet. Die Römer bezeichneten den Fluss als Vinda. Im 10./11. Jahrhundert kam die deutsche Bezeichnung "Wertahe(a)" oder "Wertha" auf. Schon die Römer benutzten die Wertach als Verkehrsweg zwischen Augusta Vindelicorum?, der Hauptstadt ihrer Provinz Rhaetia? und Kempten, das damals Cambodunum? hieß. Auf einer Hochterrasse zum Lech hin verlief parallel dazu auch die Allgäustraße? der Römer. Früher hat man ehemalige Wasserarme der Wertach als "Rössen" bezeichnet. Und "Au" oder "Flussaue" war eine Niederung am Fluss, die von Hoch- oder Niedrigwasser geprägt war. Aus der Vereinigung beider Bezeichnungen entstand die Rosenau? als Flurbezeichnung, die dem Rosenauviertel? und dem Rosenaustadion in Augsburg den Namen gab. https://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/NameUndGeschichteDerWertach
  • Schon der keltische Name für die Wertach ist ein Hinweis auf die unregelmäßige Wasserführung des Voralpenflusses. Da es im Allgäu heftig und häufig regnet, schwillt die Wertach oft schnell und unberechenbar an, was zu Hochwasser führen kann. Im Gebiet von Augsburg kann die Wasserführung zwischen 8 und 350 Kubikmetern pro Sekunde schwanken. So berichten schon römische Quellen, dass im Jahr 16 n. Chr. ein Wertachhochwasser das Lager bei Oberhausen überflutete und unter Kies begrub. Das war der Grund, weshalb die Römer ihr Quartier dann auf die Hochterrasse zwischen Wertach und Lech verlegten. https://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/DieWertachInAugsburg

Legenden erzählen, Afra sei Tochter des Königs von Zypern gewesen. Als dieser erschlagen wurde, seien seine Frau Hilaria und die Tochter Afra nach Rom geflohen, wo die Mutter ihre Tochter der Liebesgöttin Venus geweiht habe. In Rom soll Afra geträumt haben, dass Königin von Augsburg werde. Deshalb sie sie mit ihrer Mutter nach Augsburg gezogen. In Augsburg angekommen, habe sie mit anderen Venusdienerinnen ein Freudenhaus eingerichtet, in das während seiner Flucht vor den Christenverfolgern unter Diokletian der Bischof Narcissus eingekehrt sei - ohne zu wissen, dass es sich um ein Freudenhaus handelte. Angeblich wurde Afra angesichts der Gebete des Bischofs erschüttert, bekehrte sich und ließ sich taufen. Weil sie das Bordell schloss, sei sie von enttäuschten Augsburger Freiern als Christin angezeigt worden, was ihr am Ende die Verbrennung bzw. Enthauptung einbrachte, je nachdem, welcher Überlieferung man sich anschließt.

Die Mutter Hilaria hat laut Legende nach dem Tod der Tochter eine Kapelle bauen lassen. Die Kirche Sankt Ulrich und Afra soll genau an der Stelle dieser frühen Kirche, die zerstört wurde, stehen. In der Bartholomäus-Kapelle von Sankt Ulrich und Afra wird ein Sarkophag gezeigt, der 1064 im Jahr der Heiligsprechung Afras gefunden wurde und die angebrannten Gebeine der Heiligen enthalten soll.

Laut eines Berichts des Reisenden Venantius Fortunatus aus dem Jahr 565 (nach anderen Historikern 675) gab es damals in Augsburg schon den Kult um die frühchristliche Märtyrerin. Venantius Fortunatus war Norditaliener und schrieb nach einer Reise zum Grab des hl. Martin dessen Vita. In ihr ließ er den Leser als fiktiven Pilger vom Grab des hl. Martin in Tours durch Nordgallien über Augsburg und die Alpen nach Aquileja, seiner Heimat, und Ravenna reisen. In Augsburg sollte der Pilger die Gebeine der hl. Afra verehren. Die Reiseroute soll in umgekehrter Richtung der des Fortunatus entsprochen haben. Genau heißt es in seinem Bericht: "Wenn es dir vergönnt ist, über die Flüsse der Barbaren zu gehen, so dass du friedsam den Rhein und die Donau? überschreiten kannst, so ziehst du nach Augsburg, wo Lech und Wertach fließen; dort sollst du die Gebeine der heiligen Märtyrerin Afra verehren."

Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg (aus Süden) mit Tagungseinrichtung Haus St. Ulrich (vor dem Kirchenbauwerk)
  • Sankt Ulrich und Afra - der katholische Teil zweier wie Zwillinge verbundener Kirchen am Ende der Maximilianstraße in Augsburg; entstanden als Wallfahrtskirche zu den beiden Augsburger Heiligen Ulrich und Afra - Die katholische Kirche Sankt Ulrich und Afra in Augsburg beherrscht nicht nur die Maximilianstraße, sondern ist schon von weitem zu sehen, wenn man sich Augsburg nähert. Die spätgotische Kirche wirkt imposant und birgt viele Kunstschätze. Sankt Ulrich und Afra bildet mit Evangelisch Sankt Ulrich zusammen eine Architekturgruppe, die hart am Abhang der Augsburger Hochterrasse? liegt und markant wirkt. Bis zur Säkularisation - im Fall von Sankt Ulrich und Afra liegt der Einschnitt im Jahr 1808 - war die Kirche mit dem angeschlossenen Kloster Sankt Ulrich und Afra ein exterritorialer Bezirk mitten in der Stadt, was noch durch die heutigen Eisengitter deutlich gemacht wird, die dieses Gotteshaus von der übrigen Stadt abgrenzen. Der ganze Komplex wurde damals als Reichsstift bezeichnet. Die Unterkirche von Sankt Ulrich und Afra birgt die für Augsburger Katholiken wichtigen Gräber des Ulrich und der Afra, deren Sarg noch aus der Spätantike stammt. Nördlich der Alpen gibt es kaum ältere christliche Wallfahrtsstätten als das Grab der heiligen Afra, die 304 zu Tode kam. Schon im Jahr 565 berichtete Ventianus Fortunatus von diesem Grab. Es ist wahrscheinlich, dass schon im vierten Jahrhundert über ihrem Grab eine christliche Architektur entstand. Im Lauf der Jahrhunderte folgten Umbauten. Die Verehrung des Grabes der heiligen Afra führte gegen Ende des 8. Jahrhunderts zur Gründung eines Kanonikerstifts. Wer etwas auf seinen christlichen Glauben in Augsburg hielt, ließ sich in ihrer Nähe bestatten. So wird es von dem heiligen Simpert berichtet, der 809 starb, aber ebenso vom heiligen Ulrich?, der 973 das Zeitliche segnete. Anfang des 11. Jahrhunderts wurde das über dem Grab der heiligen Afra gegründete Kanonikerstift dem Benediktiner-Orden? eingegliedert. Im Jahr 1187 erbauten die Benediktiner? eine romanische Doppelkirche mit Ostturm. Die Doppelkirche sollte darauf hinweisen, dass hier sowohl Afra wie Ulrich? geehrt wurden. Wohl weil der romanische Bau nicht mehr zeitgemäß erschien, begann man 1467 mit einem Neubau, der gewaltiger werden sollte. Dass sich Kaiser Maximilian I.? für die Kirche Sankt Ulrich und Afra sehr interessierte, hatte damit zu tun, dass sich die Habsburger mit Ulrich? verwandt glaubten, weshalb die Kirche zum einen "Reichsgotteshaus" genannt wurde und man zum anderen ein Reiterstandbild des Kaisers für einen Platz in oder vor der Kirche begann, das jedoch nicht vollendet wurde. Leider fiel 1537 fast die gesamte schon vorhandene Innenausstattung des Langhauses dem Bildersturm zum Opfer. 1577 erklärte Kaiser Rudolf II. das Benediktinerkloster Sankt Ulrich und Afra für reichsunmittelbar. Es wurde also eine Reichsabtei, eine Stellung, die der Augsburger Bischof 1643 bestätigte. 1802 verstaatliche man das Kloster Sankt Ulrich und Afra und erklärte die Kirche Sankt Ulrich und Afra zur Pfarrkirche. 1962 ließ man eine Unrterkirche für die Grufträume der beiden Heiligen Ulrich? und Afra bauen. 2004 wurde die neue Heiltumskammer festlich eingeweiht, wo man einen sicheren Aufbewahrungsort für mittelalterliche Kostbarkeiten schuf. - Afraturm - Der Afraturm ist 93 Meter hoch und prägt Augsburgs Stadtbild mit seiner typischen bayerischen Zwiebelspitze. Darin aufgehängt ist die Sankt-Ulrich-und-Afra-Glocke, die mehr als vier Tonnen wiegt. Das Glockenspiel des Afraturms hat man um die Jahrtausendwende vervollständigt und restauriert. - Neue Heiltumskammer - Im rechten Seitenschiff der Basilika stößt der Besucher auf die Heiltumskammer. Besuchen kann man sie in der Ulrichswoche und auf Anfrage. Man findet hier viele verschiedene Gegenstände, die etwas mit den Heiligen zu tun haben, die im Umfeld der Kirche wirkten. In der Tür zu der Heiltumskammer ist ein kleines Fenster angebracht, durch das man hineinschauen kann. In ziemlicher Dunkelheit sind die Kirchenschätze hier in großen Vitrinen verschlossen und nur selten kann man diese Schatzkammer betreten. ... Neben diesen Gegenständen, die mit dem heiligen Ulrich? in Verbindung stehen, hat auch die heilige Afra genug hinterlassen, um damit die Kammer zu schmücken - Alte Heiltumskammer

Die alte Heiltumskammer von Sankt Ulrich und Afra liegt genau gegenüber der neuen Heiltumskammer. Hier findet man viele Bilder von kirchlichen Würdenträgern und verzierte massive Holzschränke, die früher die kirchlichen Schätze bargen, die jetzt in der neuen Heiltumskammer untergebracht sind. Von der alten Heiltumskammer führen 44 Stufen einer steilen und engen Wendeltreppe zur Schneckenkapelle. https://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/SanktUlrichUndAfra

  • Evangelisch Sankt Ulrich ist der um einiges größeren katholischen Kirche Sankt Ulrich und Afra im rechten Winkel vorgelagert, wenn man von der Maximilianstraße oder vom Ulrichsplatz Richtung Süden blickt. Die Abteikirche des reichsfreien Benediktinerklosters Sankt Ulrich und Afra war früher von einem Ring kleinerer Kirchen und Kapellen umgeben. Die heutige evangelische Kirche Sankt Ulrich war dabei früher der größte Anbau. Entstanden ist die Kirche wahrscheinlich aus einer Art Markthalle, die als Vorhalle für die dahinter liegende Klosterkirche Sankt Ulrich und Afra diente. Schon 1457 wurde dies Halle umgebaut und für den Gemeindegottesdienst genutzt. Damals wurde das große Gotteshaus umgebaut. Damals sprach man vom "Predigthaus zu Sankt Ulrich" oder nannte das Gebäude "St. Ulrichsgred". Dieses Predigthaus diente Wallfahrern als Kaufstätte und Augsburger Bürger? ließen sich hier begraben. Schon damals mauerte man Arkaden, die nach Norden hin offen waren, zu. Nach 1517 hielt in der Ulrichsgemeinde die Reformation Einzug, weshalb diese Kirche von den Augsburger Protestanten in Besitz genommen wurde. Der Pfarrer heiratete und man baute 1529 ein eigenes lutherisches Pfarrhaus. Anlässlich das Reichstags? von 1530 hielt man in der Kirche einen Festgottesdienst. 1537 erfolgte in der Kirche ein Bildersturm und so löste sich die Kirche Schritt für Schritt von der katholischen Klosterkirche Sankt Ulrich und Afra. - https://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/EvangelischSanktUlrich
  • Kloster Sankt Ulrich und Afra - ein ehemaliges Benediktinerkloster auf dem Gelände des heutigen Hauses Sankt Ulrich - Allgemeines - Es soll der Augsburger Bischof Brun? (1006 – 1029), Bruder des Kaisers Heinrich II., gewesen sein, der die Benediktiner 1006 oder 1012 aus der Abtei Tegernsee? rief. Seiner Vorstellung nach sollten die Benediktiner an den Gräbern der Bistumsheiligen und Stadtpatrone für das Wohl der Stadt beten und Arbeiten. Viele Jahrhunderte hatte das Benediktinerkloster Sankt Ulrich und Afra die führende Rolle innerhalb der ostschwäbischen Klöster. - Geschichte - 1006 oder 1012 sollen Tegernseer Reformmönche nach Augsburg gekommen sein. Aus einem Klerikerstift mit ihrer Beteiligung soll später das Koster Sankt Ulrich und Afra hervorgegangen sein. Das Benediktinerkloster Sankt Ulrich und Afra blieb bis 1577 ein bischöfliches Eigenkloster. In diesem Jahr erhielt es jedoch durch Kaiser Rudolf II. die Reichsunmittelbarkeit?, die Reichsstandschaft? und die Exemtion? vom Augsburger Bischofsstuhl. 1803 wurde das Kloster Sankt Ulrich und Afra im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Nach der Übernahme Augsburgs durch Bayern 1805 richteten sich die Chevauleger (Kavallerietruppen) im ehemaligen Kloster Sankt Ulrich und Afra ein, das den Platz des heutigen Hauses Sankt Ulrich und das Gelände bis zur Straße Am Eserwall einnahm. Spätere Versuche, das Kloster wiederzubeleben, scheiterten am Widerstand Bayerns und Augsburgs. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Klosteranlage zerstört. 1968 brach man die Kriegsruinen komplett ab und nach Plänen des Architekten Alexander Freiherr von Branca errichtete man auf dem ehemaligen Klostergelände das Haus Sankt Ulrich als kirchliche Begegnungs- und Bildungsstätte. Nur die katholische Basilika Sankt Ulrich und Afra sowie Evangelisch Sankt Ulrich stehen heute noch und erinnern an die fast 800 jährige Geschichte dieses Klosters. https://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/KlosterSanktUlrichUndAfra

Name[Bearbeiten]

Der Name "Afra" ist lateinisch und bedeutet "die Afrikanerin". Der Historiker Bernhard Schimmelpfennig zeigte allerdings auf, dass der Name Afra aus dem ursprünglich männlichen Afer wahrscheinlich verfälscht wiedergegeben wurde.

https://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/Afra

Legenden[Bearbeiten]

Martyrium der Hl. Afra. Hektor Mülichs Abschrift der Stadtchronik Sigismund Meisterlins. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg Codex Halder 1, Bl. 71v (1457)
Stufen der Legendenbildung

Nach dem Zeugnis des Venantius Fortunatus gibt es folgende drei historische Stufen der Afra-Legende:

Mitte des 7. Jahrhunderts entstand Afras Leidensgeschichte ("Passio"). Sie wurde wie eine römische Mätyrerakte gestaltet. Das Dirnenmotiv hat man wahrscheinlich aus den Erzählungen der Altväterleben ("Vitae patrium") übernommen.

Um 800 hat man diese "Passio" noch durch eine Bekehrungsgeschichte ("Conversio") ergänzt. Jetzt kommt die Geschichte von Bischof Narcissus von Gerundum hinzu, wobei ihn in manchen Überlieferungen sein Diakon, Felix von Gerona, nach Augsburg begleitet. Nun hat man auch die Namen von Afras Mutter – Hilaria – und ihrer Mägde - Digma, Eunomia und Eutropia – ergänzt.

Dritte Stufe der Legendenbildung: Um 1200 erarbeitete der Sakristan, Lehrer der Klosterschule und Prior des Benediktinerklosters Sankt Ulrich und Afra? die dritte Hauptfassung der Legende. Das Dirnenmotiv erschien ihm nicht mehr passend, weshalb er es strich. Schon in Augsburger Kalendern aus dem 11. Jahrhundert (1010, 1050 und 1100) wurde Afra neutral als "virgo" bezeichnet, was "junge Frau" bedeutet. Das schloss zwar nicht aus, dass Afra eine Prostituierte war, doch wurde es durch die Bezeichnung "virgo" im Unbestimmten gehalten. Vollkommen "bereinigt" hat man die Legende 1977 in der Liturgie des Afrafestes, in der Afra nur noch als "unbekannte römische Jungfrau und Märtyrerin" verehrt wird.

https://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/Afra

Verehrung[Bearbeiten]

Weisen der Afra-Verehrung

Von dem mittellateinischen Schriftsteller und Dichter Hermann dem Lahmen, im 11. Jahrhundert Mönch auf der Reichenau, gibt es eigene Afra-Gesänge bzw. ein eigenes Afra-Offizium, also eine Abfolge von Gesängen, die Afras Leben zu jeder Gebetsstunde an ihrem Festtag erzählen. Hermannus Contractus dichtet darin z. B.:

"Heilige Märtyrerin Gottes, die du im Feuer des Glaubens brennend die Flammen der Peiniger verachtet hast, du Opferlamm Christi, lösche durch deine Gebete die verderbliche Glut der Leidenschaft, damit in uns wachse die glühende Liebe zu Gott."

Das zeigt, wie die Verehrung der heiligen Afra der Leibfeindlichkeit eheloser Kleriker diente.

Besonders breit ist die Darstellungstradition der hl. Afra in der bildenden Kunst.

Früher wurde im Bistum Augsburg der 26. Oktober als Tag der Bekehrung Afras gefeiert.

Kritik an der Afra-Verehrung

In neuerer Zeit gibt es gesicherte Annahmen, dass der Augsburger Afra-Kult eine literarische Fiktion ist, er jedenfalls nicht so gesichert ist, wie man bisher annahm und konservative kirchliche Kreise es immer noch gern sähen. Hintergrund dazu ist die Tatsache, dass der Dichter Fortunatus nichts von den damaligen Gefahren des beschriebenen Pilgerweges (z. B. die Langobarden in Oberitalien) weiß und das darauf hindeutet, dass er gar nicht in Augsburg oder anderen Orten seiner Pilgerreise war, sondern sich auf das sogenannte Martyrologium Hieronymianum bezieht, dessen älteste Sammlung in der Heimat des Fortunatus, Aquileja, entstand. In diesem Martyrologium Hieronymianum finden sich vom 5. - 7. August sowohl männliche als auch weibliche Afren für eine civitas Augustana oder augusta wie auch für Rom. Orte mit dem Namen augusta gab es im weströmischen Reich zumindest sieben. Das dem heiligen Hieronymus zugeschriebene Martyrologium geht wohl auf Vorarbeiten seit der Mitte des 5. Jahrhunderts zurück.

Ungewöhnlich an der Afra-Geschichte ist natürlich auch die Tatsache, dass eine angebliche Nutte zur Heiligen wird. Viel Gelegenheit, ihre Heiligkeit zu beweisen, hatte sie nach der Legende nicht, wurde sie doch, kaum Christin geworden, schon umgebracht. Kritisch hinterfragt wurde deshalb auch der Beruf der Afra. Skeptiker glauben nicht, dass die angebliche Heilige vor ihrer Bekehrung zum Christentum eine Prostituierte war und verweisen zur Begründung ihrer skeptischen Sicht auf eine Berner Fassung des erwähnten Martyrologiums. Diese Fassung gedenkt am 7. August neben Afra zusätzlich einer Veneria. Wahrscheinlich wurde dieser Namen vom Verfasser der ältesten Afra-Passio (Beschreibung der Leiden der Afra) als Attribut aufgefasst: Erst durch diese Fehlübersetzung/-interpretation wurde Afra zur Venusdienerin, glaubt man den Kritikern der Legende.

Katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Schmerzen in Waldkirch, einem Ortsteil von Winterbach (Schwaben) im Landkreis Günzburg (Bayern), Gemälde der hl. Afra

100 Jahre später schmückt die zweite, jüngere Passio Afrae das Leben der angeblichen Heiligen schon mächtig aus und ergänzt die Dichtung um eine Bekehrung durch den Bischof Narcissus. Anlässlich einer Christenverfolgung sei der auf der Flucht gewesen und gelangte in das Etablissement der Afra. Angeblich gab er sich statt der Liebe dem Gebet hin. Das soll dann die Liebesdienerin Afra so beeindruckt haben, dass sie sich bekehrte und taufen ließ. Und die jüngere Passio weiß noch mehr. Sie kennt die Namen von Afras Mutter, ihrer Mägde, ebenso auch den Begräbnisort der Damen zwei Meilen außerhalb Augsburgs.

Sankt Ulrich und Afra, wo die Heilige verehrt wird, liegt etwa eine Meile südlich der Augsburger Römerstadt. Das könnte darauf hinweisen, dass hier in der Nähe des Grabes der Afra, die Kirche zu ihrer Verehrung entstand. Allerdings hat die Augsburger Stadtarchäologie bislang nicht von einem Afra-Grab oder einer spätantiken Gedenkstätte zur Verehrung der Heiligen gefunden. Wahrscheinlich erscheint, dass man aufgrund der zweiten Passio Afrae das Grab der Heiligen auf den einzigen seit der Völkerwanderungszeit belegten Friedhof knapp außerhalb der Stadt verlagert hat und dort, der Passio-Vorlage folgend, in karolingischer Zeit eine Gedenkkirche errichtete. Deren Errichtung hat man dann zurückdatiert, indem man behauptete, die Mutter Hilaria habe schon eine Kapelle über Afras Grab gebaut.

Gebäude der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Bayern in Dillingen an der Donau (Bayern), Bleiglasfenster im Treppenaufgang des Konviktgebäudes von 1911, Darstellung: hl. Afra

Wie man in früheren Zeiten die Historie für bestimmte Zwecke umgebogen hat, zeigt auch der Umgang mit Afras Mutter Hilaria. Ihr Sterbetag fand sich im Martyrologium Hieronymianum am 12. August. Das Merkwürdige: Sie soll nicht in Augsburg, sondern in Rom gestorben sein. Hilaria musste also ihren Sterbeort zugunsten Augsburgs und seines Afra-Kults wechseln. Das hat man 806 ermöglicht. Da der Autor der Passio offenbar auch über die mythische Herkunft Aphrodites aus Zypern informiert war, ließ er Hilaria, "die Heitere", von dort kommen, Rom wurde zu einer Zwischenstation Hilarias und Afras. Entsprechend der zyprischen Tradition soll Hilaria die Afra in Rom oder schon in Zypern der Venus geweiht haben. Ihren Beruf übte Afra jedoch, so die Legende, nur bis zur Taufe aus. Damit konnte sie zur hl. Jungfrau werden. Afra, der Name sagt, dass sie eine Schwarze war, also durchaus von Zypern stammen konnte.

Um das Jahr 1000 blühte der Kult der heiligen Afra in Augsburg noch ohne jegliche Reliquien. Das erschien in Augsburg schon früher als Manko gegenüber anderen boomenden Wallfahrtsorten ringsum. Deshalb fragte der Erzbischof Tado von Mailand, zu dessen Erzbistum die Diözese Augsburg damals gehörte, schon Mitte des 9. Jahrhunderts bei Papst Nikolaus I. an, ob er die zahlreichen Augsburger Reliquien, die bis dahin nicht mit Namen bezeichnet waren, bestimmten Heiligen zuweisen dürfe. Das lehnte der angefragte Papst zum Bedauern der Augsburger und des Mailänder Erzbischofs jedoch ab. Doch glücklicherweise wurde 1064 zu Augsburg Afras Leichnam in einem Sarkophag entdeckt. Trotz Brandspuren war er gut erhalten. Auch die Knochen von der Mutter Hilaria und Afras Mägden wurden gefunden, zusätzlich die Gebeine des Bischofs Narcissus. Seltsam: Die Gebeine des Bischofs hätten sich eigentlich in seinem Grab in Gerona in Spanien befinden sollen. Im Rahmen der Familienzusammenführung wurde sogar noch der hl. Quiriacus zu Afras Cousin erhoben und mit 24 Gefährten musste er seinen Sterbeort von Rom nach Augsburg verlegen. In Augsburg hatte man nun aber eine solche Fülle von Reliquien, dass man damit die Macht und den Einfluss des Bistums gehörig steigern konnte.

Katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Hochaltingen, einem Ortsteil von Fremdingen im Landkreis Donau-Ries (Bayern), Bleiglasfenster in der Gruftkapelle, Darstellung: hl. Afra

Als Fazit der Kritik an der Augsburger Afra-Verehrung muss man feststellen: Zwar hat die Heiligenverehrung in der katholischen Kirche ihren Platz, aber Heilige sind selten, heute wie damals in der Römerzeit.

https://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/Afra

Heiligsprechung[Bearbeiten]

Heilig gesprochen wurde Afra 1064. Kirchen oder Ältere, die ihr geweiht sind, zeigen den Einfluss des Augsburger Bistums.

https://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/Afra#Sonstiges

Gedenken[Bearbeiten]

Maria mit dem Kind, flankiert von den hl. Ulrich und Afra, Holzschnitt von Matthias Gerung aus dem Missale des Augsburger Bischofs Otto von Waldburg, 1555; Fürstliche Kunstsammlungen Waldburg-Wolfegg

Sowohl die evangelische als auch die römisch-katholische Kirche gedenken am 7. August der Heiligen. Im Bistum Augsburg ist ihr Gedenktag ein Hochfest, im Bistum München-Freising ein nicht gebotener Gedenktag.

2004 feierte das Bistum Augsburg 1700 Jahre Sankt Afra. Das Festjahr der frühchristlichen Heiligen krönte man mit einer Sonderausstellung im Diözesanmuseum St. Afra?, die den Versuch unternahm, die Spuren ihrer Verehrung in Geschichte, Kunst und Kult nachzuzeichnen. Mehr als 90 Exponate wurden dabei gezeigt. Z. B. archäologische Objekte, die im Zuge der Ausgrabungen bei Sankt Ulrich und Afra gesichert werden konnten, romanische Handschriften mit den frühesten Darstellungen der Heiligen, wichtige ikonografische Typen aus den Bereichen Buchmalerei, Holzschnitt, Kupferstich, Altarmalerei, Tapisserie und Skulptur, Zeugnisse der Verehrungsgeschichte (Bruderschaftszettel, Prozessionsfahnen, Andachtsbilder ...), aber auch Interpretationen zeitgenössischer Künstler.

https://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/Afra#Sonstiges

Patronate[Bearbeiten]

Man ruft sie bei Feuersnot um Hilfe an, aber auch arme Seelen, reuige Freudenmädchen sowie Büßerinnen wenden sich an sie.

https://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/Afra#Sonstiges

Bauernregel[Bearbeiten]

Auf Sankt Afra bezieht sich eine alte Bauernregel, die besagt: "An Sankt Afra Regen / ist für Bauern ungelegen."

https://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/Afra#Sonstiges

Namensgeberin[Bearbeiten]

In Augsburg ist das Diözesanmuseum nach Sankt Afra benannt, in Meißen hat man das Sächsische Landesgymnasium, ein Gymnasium für Hochbegabtenförderung, nach Sankt Afra benannt.

Nach der Eingemeindung von Haunstetten in die Stadt Augsburg wurde nach dem Oktober 1973 die ehemalige "Kiesgrubenstraße" in Afrastraße umbenannt.

In Friedberg wurden an der Friedberger Afrastraße zwei Seen nach der heiligen Afra benannt (Afrasee 1 und Afrasee 2).

https://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/Afra#Sonstiges

Ikonographie[Bearbeiten]

Meist wird Afra mit Märtyrerpalme und Krone dargestellt. Sie erscheint an einen Baum gebunden und auf einem brennenden Holzstoß stehend. Manchmal sind Pinienzapfen ihre Attribute. In Sankt Ulrich und Afra steht der Afra-Altar, den 1607 Hans Degler? und Elias Greither? schufen. Auf ihm ist ihre Feuermarter abgebildet.

Auch das Glasfenster im Nordquerhaus des Münsters Freiburg im Breisgau zeigt eine Sankt Afra aus der Zeit um 1250. Dort trägt sie ein Kopftuch, Palmwedel und ein Salbgefäß. Im gleichen Münster sind die "Schneiderfenster", die um 1320 entstanden sind. Bisher hat man die Dargestellte als Maria Magdalena gedeutet, doch glaubt man heute wegen ihrer Krone, dass es sich um Afra handelt.

https://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/Afra

Mythologie[Bearbeiten]

Afra
Die getaufte Aphrodite der Vindeliker – 5./7. August


Wären alle Heiligen so einfach als ehemalige Kelten-Göttinnen zu enttarnen, könnten wir uns unsere Nachhilfe-Seiten sparen! Die Augsburger Stadtpatronin Afra macht es uns diesbezüglich besonders leicht. Doch beginnen wir zuerst mit ihrer Heiligen-Legende. Nach der soll Afra entweder als Prinzessin selbst in Zypern geboren worden sein, oder in Augsburg als Tochter eines zypriotischen Königspaares. In Augsburg, das damals - nach dem römischen Imperator Augustus und dem unterworfenen keltischen „Stamm” der Vindeliker - Augusta Vindelicorum genannt wurde, soll Afra jedenfalls Ende des 3. nachchristlichen Jahrhunderts zusammen mit ihrer Mutter Hilaria und drei(!) jungen Frauen ein Bordell eröffnet haben. (So die christliche Legende!)

Just in dieses Freudenhaus flohen – aus welchen Gründen immer (und das gläubige Volk war ja der Geografie nicht mächtig) – die beiden spanischen Kleriker Narcissus, Bischof von Gerona (Girona, Nordostspanien) und Felix, sein Diakon und Gefährte. Und weil die neuen Pensionsgäste so schön beten konnten, dass sie bei den Dienerinnen der Venus während ihres Aufenthaltes immer mächtigeren Eindruck geschunden hatten, ließen sich die Hausdamen schließlich allesamt von Narcissus höchstpersönlich „taufen”! (So die Legende.) Damit zuletzt die neue Gemeinde ein angemessenes Oberhaupt hatte, weihte der rührige Spanier auch noch Afras zypriotischen Onkel Dionysius zum ersten Augsburger Bischof.

Nach getaner Arbeit kehrten die iberischen Kleriker in ihre Heimat zurück, um dort im Namen Diocletians, des großen Heiligenvermehrers, stilvoll gemartert und dafür in die katholische Heiligenschar aufgenommen zu werden, während Afra und Mitarbeiterinnen in Augsburg das gleiche Los winkte, weil sie zum Missfallen der antiken Augsburger als nun überzeugte Christinnen auf Venus/Aphrodite pfiffen und ihr (offensichtlich international bekanntes) Bordell schlossen. Im Jahre 304 nach Christus soll es schließlich gewesen sein, dass Afra, Patronin der Prostituierten, der Heilkräuter, Seelengeleiterin und Feuer-Beschützerin, auf einer Insel im Lech von den Römern wie eine Hexe verbrannt worden ist und damit den obligat heiligmachenden MärtyrerInnen-Tod starb. Mutter Hilaria wurde samt Personal und Stammkundschaft mit dem Bordell niedergebrannt.

Zu dick aufgetragen? Nicht von uns! Also der Reihe nach – unter Einschluss der Kelten: Die keltischen Vindeliker leiteten ihren Namen, wie alle Kelten, von regionalen Muttergottheiten ab, die in erster Linie auch den größeren Gewässern ihre Namen gaben. Was die alten Vindeliker betrifft, werden wir zwischen Wertach und Lech fündig, die im heutigen Augsburg ineinander fließen. Die Wertach soll vorher Vinda (Uinda – vgl. Vindo-/Uindobona) geheißen haben, nach einer neolithischen („Rinder”-) Göttin, und der Lech Licus bzw. Lica oder Liza, nach der Schutzgöttin Lik der an den Ufern ansässigen vindelischen Likatier.

Keltisches Kultzentrum zwischen Wertach und Lech

Wo diese beiden Flüsse zusammen kommen, war natürlich in keltischer Zeit kein „Niemandsland”, sondern ein Heiliger Ort, ein kultisches Zentrum, das nach den Randnotizen einer im 12. Jahrhundert im nahen Doppelkloster (Mönche & Nonnen) Ursberg entstandenen Schrift „Excerptum ex Gallica Historia” angeblich Cisaris hieß, nach einer Göttin (Dea) Ciza – oder vielleicht doch Lica bzw. Lis(s)a. Den regionalen Namen der Göttin(nen) kennen wir nicht, wohl aber ihre mythologische Bedeutung, die zur Zeit der römischen Besatzung ebenso bei-behalten wurde wie nach der zwangsweisen Christianisierung im 4. Jahrhundert. Und Afra weist uns samt legendärem Anhang den Weg.

Afras „Biografie” ist eindeutig! Wenn in der Antike eine Göttin mit Zypern in Ver-bindung gebracht wurde, war dies Aphrodite/Astarte, die Göttin des östlichen Mittelmeeres, die angeblich vor Zypern schaumgeborene (aphros, gr. für Schaum) vorderasiatische Göttin der Fruchtbarkeit und körperlichen Liebe, welche die Griechen später in ihren Olymp integrierten und die Römern noch später mit ihrer Venus gleichsetzten. Der Name Afra kommt also schlicht von Aphrodite!

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Geburt der Aphrodite, Griechisches Relief (Ludovisischer Thron), c. 470-460 v.Chr., Thermenmuseum Rom

Vor den Römern war zwischen Wertach und Lech der (Kult-) Platz einer keltischen Dreifachen Mutter- und Fruchtbarkeits-Göttin nach Art einer Rigani oder Morigan bzw. der Drei Bethen, die noch relativ deutlich in der Heiligen Afra und ihrem Umfeld zu erkennen ist. Der Name der legendären „Mutter” Afras, Hilaria, bringt eine dritte keltische (Fluss-) Göttin ins Spiel: Ilara, die der Iller (von den Römern Hilaria genannt) ihren Namen gab, die – aus den Ostalpen kommend und über weite Strecken die heutige Grenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg bildend – zwischen Ulm und Neu-Ulm in die Donau (vgl. Urmutter Danu) fließt.

Die Trinität der drei namentlich unbekannten Dienerinnen der Venus, die den Kern des Unternehmens der Afra bildeten, ist natürlich ein Symbol für die vorrömische, also keltische Göttinnen-Trinität, und der ihnen unterstellte „Beruf” eine „christliche” Umschreibung für das römische Äquivalent der Priesterinnen vulgo Tempeldienerinnen (Venerii) der altitalischen (für die Veneter und Venedig namensgebenden) Frühlings- und Vegetationsgöttin Venus, die später mit Aphrodite gleichgesetzt wurde und im Imperium zur National- und Schutzgöttin Roms aufstieg. Eine Funktion, in der sie in einer Stadt, die bis heute stolz ist auf ihre römische Tradition, nicht umgebracht, sondern „nur” durch Feuer gereinigt bzw. (um-) getauft werden konnte.

Als Sex noch ein Weg zur göttlichen Gnade war

Da nehmen wir uns zuletzt wohl noch die unmittelbaren Nutznießer der ersten Patronin Augsburgs, das fröhliche Männer-Trio aus Afras Bordell, Dionysos (Pardon: Onkel Dionysius), Narcissus und Felix und deren „Venia Legendi” (=Habilitation) vor. Vorweg zur akademische Lehrbefugnis und der Herkunft ihrer lateinischen Bezeichnung: Venia geht etymologisch tatsächlich auf Venus und ihre „Dienerinnen” zurück. Es ist die Bezeichnung für den „Weg zur göttlichen Gnade”, der den lernwilligen alten Römern von den Priesterinnen der Venus mit Hilfe raffinierter sexueller Techniken gelehrt wurde!

Da passt der Dionysius (der dem Dionysos/Bacchus Geweihte) wunderbar dazu, der im Gefolge Afras der erste Bischof von Augusta Vindelicorum (Augsburg) gewesen sein soll. Und das Szepter (Thyrosstab) des ursprünglichen Stierheros und späteren Frucht-barkeits-Gottes Dionysos (dt. Gottessohn, „Frucht des Himmels”) findet sich noch heute im Stadt-Wappen von Augsburg: in Form des krönenden Pinien-Zapfens, der in der Antike kraftstrotzende Fruchtbarkeit und unerschöpfliche Fülle symboli-sierte.

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Stadt-Wappen von Augsburg

Gast-Bischof Narcissus kam natürlich nicht aus Spanien – aber über seine Gastrolle in der Augsburger Heiligenkiste im Mittelalter nach Gerona retour. Die mythologische Gestalt des Narcissus (Festtag 29. Oktober), diente jedenfalls im Mittelalter zur passenden Ausschmückung der legendären „Biografie” der Hl. Afra. Und Narcissus unterstützt unsere These von der mythologischen Gleichung Afra = Aphrodite, die römische bzw. nachrömische Interpretation einer keltischen Wasser- und Fruchtbarkeits-Göttin, als der „Original-Narziss” im Aphrodite-Mythos als Sohn der Quellnymphe Leiriope auftaucht, wo ihn die Liebesgöttin zur Selbstverliebtheit verdammt, weil er sich nicht der Liebe zur Nymphe Echo hingibt. Des Griechen Zölibat endet allerdings nicht im Feuer, sondern damit, dass er in eine künftig nach ihm benannte Blume verwandelt wird.

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Echo & Narcissus, John William Waterhouse, 1903, Walker Art Gallery Liverpool

Zum Schluss noch zu Felix, dem angeblichen Diakon des Narcissus und wie dieser Bordell-Kostgänger: Was heute wie ein männlicher Vorname klingt (der Glückliche), war ursprünglich ein Wort für Fruchtbarkeit und Fülle, das auf die genuin weibliche Fähigkeit des „Säugens” zurückging und in der Antike u.a. einer der Beinamen (Venus Felix) der Glück und Erfüllung bringenden Fruchtbarkeits- und Liebesgöttin Aphrodite/Venus, der mythologischen Schwester der Afra von Augsburg, wurde. Doch der in Augsburg ausgebrütete Felix von Gerona hat noch ein besonderes Schmankerl: seinen Festtag, den 1. August, zur Zeit der Kelten unter dem Namen Lugnasad dem Heros Lug geweiht, Sohn-Geliebter einer ur-alten Muttergöttin, der eine fruchtbare Ernte sichern sollte.

Was gebiert Mutter Erde nach neun vollen Monaten?

Überhaupt waren nach keltischer Zeiteinteilung mit Beginn des Monats August, den im Römischen Imperium Kaiser Augustus - nach Julius Cäsars Juli-Vorbild - für sich reklamiert hatte, gerade neun Monate des Werdens und Reifens vergangen. Damit begann die Zeit der Vorbereitung auf das Gebären von Mutter Erde, die Hoffnung auf eine reiche Ernte. Der August war der Monat, in dem schließlich auch Afra gleich mehrere Festtage - den 5., 6. und 7. August - einnehmen konnte. Und wen wundert es noch, dass Afras Mutter Hilaria, die Heitere, die ihre Tochter nach der christlichen Legende der Fruchtbarkeitsgöttin Venus geweiht hatte, nach dem katholischen Heiligen-Kalender am 12. August gefeiert wird, drei Tage vor dem Großen Frauentag (15. August - heute höchster Marien-Feiertag), und Venus selbst eine Woche später, am 19. August, einen großen Ehrentag hatte.

Was schließlich den 29. Oktober betrifft, den Festtag des fiktiven Missions-Bischof Narcissus aus Gerona, geht dieser auf die von den Römern übernommenen Isis-Feiern in der Zeit von 29. Oktober bis 2. November zurück! - Sie haben es erraten! Das war hierzulande die römische Antwort auf das kel-tische Samhain! „Isis-Noreia” und ihre Schwestern hielten das ebenso aus wie den Afra-Kult, der ja ohnehin ihnen galt - und gilt!

Damit wollen wir aber unseren Afra-Aufdeckungs-Beitrag endlich schließen. Den weit späteren Nutznießer und Erben Afras, Bischof Ulrich von Augsburg, politisch-ideologische Speerspitze des feudalistischen „Ottonischen Reichskirchen-Systems”, der noch im Tode neben Afra liegen wollte und viele ihrer (ehemals keltischen) Eigenschaften okkupierte, behandeln wir übrigens in (s)einem eigenen Beitrag im Rahmen der U-Heiligen, wo Sie auch noch mehr zu Afra-Aphrodite, Noreia-Isis, und unter welchen Namen sie immer sonst vor vielen Jahrhunderten angerufen wurde, erfahren können - insbes. zur Symbolik der vesica piscis!

  • Kurzsteckbrief: Hl. Afra
  • Namenvarianten: Affra, Avar
  • Festtermin: 5./7. August
  • Namensdeutung: Kurzform von Aphrodite
  • Symbole: Baumstamm, Feuer, Pinienzapfen (urspr. Fisch, Delphin)
  • Mythol. Funktion: Patronin der Prostituierten, Heilerin, Seelenbegleiterin, Feuerpatronin (urspr. Wasserpatronin)
  • Parallelen zu: Aphrodite, Morigan, Noreia-Isis, Rigani, Venus
  • Zugeh. Bethe(n): Wilbeth/Katharina, Ambeth/Margaretha, Borbeth/Barbara
  • Verehrungsorte: Augsburg, Salzburg-Nonnberg, Affenhausen (T), Pflach (T), Thaur
  • Alpine Verbreitg.: Zeitraum unbekannt

https://web.archive.org/web/20070709003751/http://www.diekelten.at/afra.htm

Ulrich
Kanonisierter Erbgutverwalter von Afra & Isis-Noreia – 4. Juni/Juli
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Bischof Ulrich träumt von Afra, Gotisches Tafelbild, 1480, St. Ulrich und Afra, Augsburg

Ulrich war kein Kelte, sondern zwischen 923 und 973 römisch-katholischer Bischof von Augsburg und mächtiger Feudalherr. Und doch ist Ulrich in einer Zeit groß geworden, in welcher der „Endkampf” gegen keltische Glaubensvor-stellungen und Mythen in unseren Breiten noch immer nicht entschieden war. Und folgerichtig schaut hinter dem Heiligen Ulrich an allen Ecken und Enden keltisches Glaubensgut hervor. Hatte ihn doch schon sein Glaubensbruder Wolfgang, Bischof von Regensburg (und Heiliger nach ganz ähnlichem Muster), unter Zuhilfenahme vorchristlichen Erbguts zu einer vielseitig verwendbaren mythologischen und ideologischen Waffe in diesem zähen Kampf um den rechten Glauben für einen siegreichen feudalen Zentralstaat umgeschmiedet.

Als Ulrich oder Uodalrih um das Jahr 890 in Wittislingen nahe Augsburg oder in Augsburg selbst – das damals noch nicht zu Bayern, sondern zu Alemannien gehörte – als Sohn eines angeblichen Gaugrafen Hupald von Dillingen geboren wurde, war das riesige Frankenreich der Karolinger durch deren Erbrecht zu Gunsten regionaler Adelsherrschaft relativ destabilisiert und zersplittert. Der Hochadel des ostfränkischen Teil-Reiches hatte 887 König Karl III., den Dicken, auf dem Reichstag von Tribur (heute Trebur) abgesetzt und seinen Neffen Arnulf von Kärnten zum König erhoben. Arnulf, der vorletzte Karolinger, wurde in der Folge zur ersten Galionsfigur des Feudalisierungsprozesses, der gerade im Osten des Reiches besonders zäh verlief, wo die Bevölkerung auf dem Land noch zu einem großen Teil aus freien, nicht feudalabhängigen Bauern bestand, die sich der Unterwerfung unter die Lehnsherrschaft von Adel und Klerus noch immer hartnäckig widersetzten - und wohl noch in großem Umfang den Religionsvorstel-lungen ihrer keltischen Ahnen anhingen. (Katholizismus war Herren-Religion!)

Die Feudalisierung (Unterwerfung und Dienstbarmachung) konnte einerseits nur mittels straff organisierter militärischer Gewalt durchgesetzt werden, andererseits führten die damals fast jährlich stattfindenden Raubzüge der Magyaren (Ungarn) dazu, dass sich die Bauern früher oder später doch gezwungen sahen, sich dem „Schutz” der Feudalherren zu unterstellen und als „Gegenleistung” lehensabhängig, tribut- und robotpflichtig zu werden. So ein „Lehnsherr” war unter vielen wohl auch Ulrichs Vater Hupald von Dillingen - Eine (Grafen-) Burg Dillingen ist allerdings erstmals 973 genannt! - gewesen, der seinen Sohn im Jahr 900 der kirchlichen Laufbahn verschreibt, die damals in Form von Bischöfen und Äbten ebenfalls durch einträgliche Feudalherrschaft gekrönt wurde.

Blütezeit des frühfeudalen ostfränkischen Episkopats

Überhaupt war das 10. Jahrhundert eine Hochzeit des ostfränkischen Episkopats. Da König Arnulf nach einem Schlaganfall weitgehend regierungsunfähig geworden war, hatte er schon 897 seinen damals vierjährigen Sohn Ludwig zum Nachfolger bestimmt. Und nach Arnulfs Tod im Dezember 899 erhoben die Ostfränkischen Bischöfe und „weltliche Große” den nun Sechsjährigen zu Beginn des Jahres 900 nominell zu ihrem König Ludwig IV., genannt das Kind. Die eigentliche Herrschaft übten jedoch die beiden Kleriker und Ämterkumulierer Hatto I., Erzbischof von Mainz, Abt von Reichenau und anderer Klöster, und Salomo III., Graf von Ramschwag, Bischof von Konstanz und gleichzeitig Abt des mächtigen und reich begüterten Klosters St. Gallen, aus.

Klosterplan von St. Gallen (Ideal-Plan) aus dem 9. Jh.

Im selben Jahr 900 trat der damals zehnjährige Ulrich, der spätere Heilige, in die Abtei von St. Gallen ein. Nach acht Jahren war Ulrichs nächster Karriereschritt das Amt des Kämmerers bei seinem Onkel Adalbero, Bischof von Augsburg, auf dessen Nachfolge der adelige Teenager spitzte. An sich befand sich Ulrich in guter Position, war doch Onkel Adalbero neben den genannten Bischöfen Hatto I. und Salomo III. als „Erzieher” König Ludwigs sozusagen der Dritte im Bunde, ja vielleicht sogar der eigentliche Regent des ostfränkischen Reiches. Doch als der Onkel im April 909 stirbt, ist sein Neffe noch etwas zu jung für das Bischofsamt. Und so wird ihm in Augsburg ein gewisser Hiltine vorgezogen.

Vierzehn Jahre lang muss Ulrich warten. Eine Zeit, die er sich mit der Verwaltung der Familiengüter vertreibt. Als mit dem Tode Bischof Hiltines im November 923 endlich eine neue Chance winkt, wird von den Dillingern rasch zugeschlagen. Die Interventionen bei König Heinrich I. (911-936), zuvor mächtiger Herzog von Sachsen, sind erfolgreich und Ulrich von Dillingen wird am 28. Dezember 923 doch noch zum Bischof von Augsburg geweiht. - Im Hintergrund wirkte dabei wohl auch die von Heinrich zuvor den Herzögen von Schwaben (919) und Bayern (921) zugestandene Verfügungsgewalt über die Kirche.

Im Gegenzug scheint sich Bischof Ulrich – nicht zuletzt zur Sicherung des eigenen Besitzstandes – wie viele seiner Amtskollegen bald eifrig an den Rüstungs-Maßnahmen König Heinrichs (Aufbau einer Panzer-Reiterei, Ausbau der Burgen, Ummauerung der Städte) beteiligt zu haben, die dieser nach den verheer-enden Ungarneinfällen von 924 bis 926 in die Tat umsetzte.

Als es König Heinrich – der sich nach seiner Wahl durch die fränkischen und sächsischen Adeligen in Fritzlar demonstrativ einer geistlichen Salbung widersetzt hatte – gelungen war, sich eine starke Zentralgewalt aufzubauen, entzog er den zuvor hofierten Herzögen wieder schrittweise die zugebilligten Rechte und setzte zur weiteren Konsolidierung seiner Macht mehr und mehr auf die Kirchenfürsten und die kleineren Feudalherren, die sozusagen natürlich Feinde der Herzöge waren. - Eine Linie, die Heinrichs Sohn und Nachfolger Otto I. (936-973), genannt der Große, erfolgreich fortsetzte.

Mit König Otto I. auf der Siegerstraße gegen Herzöge und Ungarn

Bischof Ulrich von Augsburg gehörte auch zu den engsten Parteigängern König Otto I., der die Herzogtümer des sich herausbildenden frühfeudalen deutschen Staates nach der Reihe mit Angehörigen seiner Familie besetzt, ohne damit aber die Herzogs-Opposition unterbinden zu können. Ottos Bruder Heinrich bekam auf diese Weise 947 das Herzogtum Baiern und Ottos Sohn und designierter Nachfolger Liudolf im Jahre 950 das Herzogtum Schwaben, in dem damals auch das Bistum Augsburg lag. Doch Ottos wichtigste Stütze waren die geistlichen Feudalherren, die sehr reich dotiert und begütert wurden, aber auch zusehends die Hauptlast des Heeresaufgebotes zu tragen hatten.

Eng verflochten mit Ottos „Reichskirchensystem” war auch unser Heiliger Ulrich. Während Herzog Liudolfs Aufstand in den Jahren 953/54 schlug sich der Bischof von Augsburg mit „seiner” wohlgerüsteten Stadt auf die Seite von König Otto und vermittelte mit Bischof Hartbert von Chur (auch Abt von Ellwangen) einen Waffenstillstand zwischen Vater und Sohn. Und als im Jahr darauf die Ungarn wieder in Süddeutschland einfielen, fand die letzte Entscheidungs-Schlacht zwi-schen dem hochgerüsteten Heer König Ottos und den beutehungrigen Ungarn der Legende nach am 10. August 955 just vor den Toren Augsburgs statt.

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Schlacht auf dem Lechfeld, Buchmalerei von Hektor Muelich, 1457, Meisterlinchronik Staatsbibliothek Augsburg

Der endgültige Sieg über die Ungarn trug König Otto den Beinamen „der Große” ein und Bischof Ulrich den Ruf, „schon zu Lebzeiten der wohl beliebteste deutsche Kleriker” gewesen zu sein. (Ob das allerdings damals schwierig war, wollen wir an dieser Stelle dahingestellt sein lassen.) Der geistliche Feudalherr von Augsburg soll jedenfalls das damals außerhalb der Stadtmauern gelegene Heiligtum der Stadt-Patronin Afra, das die Hunnen angeblich zerstört hatten, neu aufbauen haben und gleich so anlegen lassen, dass er sich später wirkungsvoll selbst neben Afra legen konnte. Damit schuf sich Ulrich eine höchst geeignete „Startrampe”, nach seinem Tode raketenschnell in den Heiligenhimmel aufzusteigen und dort in vielen Belangen Afras (keltisches) Erbe anzutreten.

Keltische Sehnsüchte hinter kanonisiertem Feudalherrn

Damit wenden wir uns endlich ab, von dem „geistlichen” Feudalherren aus Fleisch und Blut und jenen Mythen zu, die vom frischgebackenen Regensburger Bischof Wolfgang angefangen, über den zeitgenössischen Biografen Gerhard, Domprobst zu Augsburg, bis zu den folgenden deutschen Kaisern aus vielfältigen - aber durchschaubaren - Gründen im Laufe der Zeit in den bald Heiligen Ulrich hineinprojiziert und von den Schäfchen der diversen Hirten mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurden.

Bei allem Respekt vor den Leistungen des Feudalherren Ulrich von Augsburg, für den in der „Schlacht auf dem Lechfeld” übrigens ganz prosaisch sein Bruder Diepald von Dillingen das Augs-burger Aufgebot anführte: Besondere Zeichen von Heiligkeit hat die historische Person Ulrich zu Lebzeit keine gesetzt – außer den Reliquien-Schatz seiner Kirche zu mehren (damals eine Art von Fonds, heute eine „Heiltums-Kammer”). Und selbst das mit seiner amtlichen Heiligsprechung durch Papst Johannes XV., angeblich der ersten Kanonisation durch einen Papst, ist das so eine Sache! Überhaupt wenn dieser Papst sich „durch Nepotismus schlimmster Art und krankhafte Geldgier” auszeichnete (Hans Kühner). Die auf den Februar des Jahres 993 ausgestellte Urkunde soll aber ohnehin eine Fälschung sein!

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Eingang zur Heiltumskammer, in der Basilika St. Ulrich & Afra in Augsburg

Der tote Ulrich scheint jedoch mit seiner unübersehbaren Nähe zur alten (vor-christlichen?) Stadtpatronin Afra, eine willkommene Projektionsfläche für diverse Legenden abgegeben haben, die mithelfen sollten, die alten Mythen und Rituale der noch immer spürbaren keltischen (und kelto-romanischen) Religion weiter zu entschärfen, sie zu „reinigen” (entsexualisieren) und auf katholische Mühlen umzulenken. Ein Ansinnen, dem Ulrich sogar noch im Gefolge der Reformation – die gerade in Augsburg große Erfolge verzeichnen konnte – zu entsprechen hatte.

Der Freitags-Fisch als verwandeltes Gänsebein

Der zum zentralen Attribut Ulrichs avancierte Fisch ist dabei der „Haupt-Schlüssel”, um die vorchristlichen Wurzeln und Zusammenhänge aufzuspüren, die der kanonisierte Feudalherr bis an die ungarische Grenze im „christlichen” Sinn zu interpretieren hatte. Die zugehörige Fisch-Legende ist auf den ersten Blick reichlich banal und wie ein „klassisches Ammen-Märchen” gestrickt. Demnach soll Bischof Ulrich einst an einem nicht näher bestimmten Donnerstag in seiner Augsburger Residenz mit seinem Freund und Kollegen Konrad, Bischof von Konstanz, ein umfangreiches Abendmahl nach Art der mittelalterlichen Feudalherren genossen haben, das sich mit üppigen Speisen, süffigen Weinen und anregenden Gesprächen bis weit nach Mitternacht hinauszog.

Während die gesättigten Bischöfe am frühen Freitag-Morgen immer noch beisammen sitzen und reden und reden, kommt ein herzoglicher Bote, der von Ulrich als Lohn großzügig ein Stück von den zuhauf liegenden abendlichen Bratenresten erhält, eine fette Gänsekeule. Der Bote denkt sich sein Teil („Gänsebraten am Freitag, am Todestag des Herrn, an dem die Christen doch zu fasten haben!?”) und bringt das „Corpus Delicti” seinem weltlichen Herrn. Doch siehe da: Als der falsche Postillon d'Amour vor dem Herzog seine - mittlerweile wohl stark duftende - Tasche öffnet, um das verräterische Bratenstück ans Licht zu bringen, hat sich das brave Gänsebein von selbst in einen für Freitag gebotenen Fisch verwandelt! Oh Wunder! Der Bote ward blamiert und Ulrich, der angebliche Fastenbrecher, erhielt sein bis heute auffälligstes Attribut, besagten Fisch!

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Hll. Ulrich & Dorothea, Gefährtin der 3 Madln (Bethen), und Fisch, Fresko c.1400, St.Martin/Lg

Ja und? Was weiter? Ganz einfach: Hier haben wir es mit keiner Ammen-Mär zu tun, sondern mit bedeutungsvollen, aber auflösbaren, Chiffren! Die Ver-Wandlung von oder zu Nahrungsmitteln (als sublimiertes Lebendopfer bis hin zum Sakral-König, Herrn und Erlöser) ist nicht nur zentraler Bestandteil der christlichen Eucharistie („Abendmahl” aus Fleisch und Blut zu Brot und Wein), sondern kultischer Mittelpunkt vieler, weit älterer, Religionen - z.B. der Mysterien des Dionysos (dt. Gottessohn!) oder der Isis-Mysterien im Römischen Reich. Und auch der Fisch, und gerade der Fisch am Freitag, ist beileibe keine christliche Erfindung. Auch wenn viele Katholiken in den Ostalpen – von wegen ICHTYS (Iesous CHristos, Theou YioS, dt. Jesus Christus, Gottes Sohn) – ihr Auto mit einem stilisierten Pickerl-Fisch (gr. ichty..., fisch...) schmücken, dass das erste Erkennungs-zeichen der Christen in der Römischen Kaiserzeit gewesen sein soll: Der Fisch ist ein uraltes Sexual-Symbol, eines der ersten – „kinderleicht” deutbaren – Zeichen der Großen Ur-Mütter, Fruchtbarkeits- und Liebes- Göttinnen!

Der Fisch, der aus der göttlichen Vagina kam

Und tatsächlich: Den auf die typischen Umrisslinien reduzierten „Fisch” und die „Mandorla” (ein Hoheitszeichen der Römischen Kaiserzeit - als Zeichen, von der Großen Göttin eingesetzt, legitimiert zu sein), wissen schon eifrig kritzelnde Volksschüler richtig zu deuten – ohne die „vesica piscis” als solche zu kennen, die wohl auch deshalb in die Ausbildung der Volksschul-Lehrerinnen eingebaut gehörte. (Es muss ja nicht gerade Geometrie sein!)

Das oval zugespitzte Zeichen, eben auch vesica piscis (lat. vesica = cunnus = weibliche Scham; lat. piscis = Fisch) genannt (oder Yoni, nach der tantrischen Version, der „Himmelspforte” der Großen Göttin), ist ein weltweit verbreitetes Symbol für die Große Mutter bzw. (pars pro toto) für ihren lebenspendenden Schoß, ihre Vulva (dt. Gebärmutter) bzw. Vagina (dt. Scheide). Und die alten Griechen hatten für Schoß und Fisch z.B. ein synonym verwendetes Wort, delphos, das übrigens sowohl in Delphi, dem ehemaligen Orakelort der fruchtbaren Fischgöttin Themis, als auch im Delphin steckt, der zwar (wie Jonas Wal oder Lindwurm) streng genommen kein Fisch ist, aber uralter mediterraner Seelenbegleiter bis zur Wiedergeburt.

Da sind wir endlich wieder bei Aphrodite, der griechisch-römischen Variante der keltischen Noreia-Isis und der „christianisierten” Afra der nördlichen Voralpen, zu deren Seite unser Ulrich an ihrem ehemaligen Kultplatz in Augsburg liegen soll. Venus-Aphrodite war im Römischen Reich auch als Fisch-Göttin Aphrodite Salacia (= „Schoß voller Fische”) bekannt. Ihr heiliger Wochentag war der Freitag (im Lateinischen dies veneris, Tag der Venus und der Liebe), und an diesem Tag, an dem „orgienartige Fisch-Essen” veranstaltet wurden, schenkte sie – auch in Augusta Vindelicorum zwischen Uinda und Lika – Wollust im Übermaß. Fisch gilt ja (trotz christlicher Entsexualisierungs-Versuche) bis heute als aphrodisierend, „den Geschlechtstrieb anregend”!

Nicht nur rund ums Mittelmeer war die Zuordnung eindeutig. Auch die Kelten brachten den Fisch in engsten Zusammenhang mit Fruchtbarkeit, mit Sexualität und Gebärfähigkeit. So war z.B. auch sein Verzehr wichtiges „Hilfsmittel” für Frauen mit Kinderwunsch. Und wie z.B. Isis den Osiris bzw. seinen Penis rituell verschlingt und zum Großen Fisch der Meerestiefe wird, um ihren Heros zyklisch neu hervorzubringen, so kannte die keltische Mythologie ebensolche, dem Jahreslauf folgende Verwandlungen mit ganz ähnlicher Symbolik, die natürlich im „Reich” der Noreia-Isis bis weit nach „Christi Geburt” Gültigkeit hatte, und noch heute in durchschaubarer Form - bis zur Meer-Jungfrau (Isis) - ostalpine Kirchen ziert.

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Meerjungfrau (Isis) im Kreuzgang von Stift-Ardagger (NÖ)

Um auch hier den Bogen zu den Heiligen Ulrich und (dahinterstehend) Afra zu schließen: An Aphrodites ehemaligem Hauptkultplatz auf Zypern wird bis heute die christliche Gottesmutter Maria als „Panhagia Aphroditessa”, als „Allheilige Aphrodite” verehrt! Da können doch Afra und Ulrich in Augsburg...! Ulrichs Fisch ist jedenfalls eindeutig Afras/Aphrodites Fisch!

Mit Ulrichs Hilfe vom Fisch zur Minne

Ja. Ja! Keine Angst! Wir haben noch mehr Indizien für die Ulrichs-Mission, den Frauen-Kult der keltischen Ostalpen zu entschärfen bzw. umzuleiten, zu sublimieren: Die so genannte Ulrichs-Minne z.B.! Die Minne, jene eigenartige Personifikation der Liebe, die eine Art „Aphrodite des Mittelalters” war, wurde gerne als fischartige Meerjungfrau dargestellt, ähnlich der heute noch auf gotischen Christophorus-Fresken zu bewundernden Isis (-Noreia), die dort als Fischweib oder Meerjungfrau zwischen den Beinen des Christusträgers die Verbindung zu den keltischen Muttergöttinnen der Ostalpen aufrecht erhält - bis hin zum Klosterwappen von Lambach, das auch die Gemeinde verwendet.

Die göttliche Minne war ambivalent und kannte zwei Seiten: Die Liebe als lustvolle körperliche Vereinigung und die „Höhere Minne”, den „sublimierten” Sex, der auch den offiziellen christlichen Vorstellungen von Liebe als „caritas” entsprach. Im konkreten Fall soll Ulrich selbst „enthaltsam wie ein Mönch” gelebt haben, während er „freigiebig gegenüber den Armen” gewesen sei. De facto hat Ulrich zwar häufig an die reich gedeckte bischöfliche Tafel geladen und soll dafür schon zu Lebzeiten berühmt gewesen sein. Doch seine Caritas- Gäste waren ausschließlich Mitglieder des Hochadels und des hohen Klerus, reiche Feudal-Herren wie er.

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Minne, die zur Sache kommt, Französische Buchmalerei

Bei der so genannten Ulrichs-Minne geht es aber zuletzt doch weniger um den „fleischlichen” Teil, um das „Hineinbraten” (österr. für „Anbandln”) oder den Braten für die Schäfchen, als um den von Arm und Reich begehrten Wein – und das in einer Form, die in der römisch-katholischen Kirche eigentlich höchst suspekt sein müsste! Das nicht deshalb, weil der Wein trunken macht, was im Laufe der Geschichte das Kultpersonal vieler Religionen für seine „Inspiration” nutzte. Sondern mehr deshalb, als in der römisch-katholischen Liturgie der rituelle Genuss von Wein (als verwandeltes Blut des Gottes) allein den Klerikern vorbehalten ist. - Nur das „Brot” (als verwandeltes Fleisch) wurde und wird in Form von geweihten Hostien mit dem gewöhnlichen Volk geteilt.

Ulrich wird nun nachgesagt, er hätte im geweihten speziellen Kelch tatsächlich auch geweihten Wein herumgereicht, was eine Art „Kommunion in beiderlei Gestalt” darstellte, deretwegen u.a. der Protestantismus entstand, der gerade auch in Augsburg großen Zulauf fand. Und in Ulrichs Namen geschieht dieser eigenartige „Minne-Brauch” an vielen „seiner” katholisierten ostalpinen Wallfahrtsorte heute noch! Ja der Brauch wird nicht nur an Ulrichs Festtagen geübt, sondern gerade auch zu Ostern – also im überwiegenden Fall justament im Monat der Aphrodite, im April (Aphrilis), der bei den Römern der Monat der Venus war. Ein Prosit dem Afra-Onkel Dionysius, der jenem Dionysos (Gottes-Sohn) geweihte, der sein phallisches Zepter mit so einem Fruchtbarkeit verheißenden Pinien-Zapfen krönte, wie ihn Augsburg noch heute im Wappen führt!

Ulrichs-Brot, Ulrichs-Bock, Ulrichs-Erde und andere Unterlagen

Sollen wir jetzt zu allem Überfluss noch das Ulrichs-Brot nachschieben – in der Original-Variante mit dreierlei Belag (Oboatzter, Leberwurst und Bratwurst-Hack) und einen kräftigen Ulrichs-Bock dazu? Dann können wir sicher stilgerecht selbst „den Heiligen Ulrich anrufen”, eine Umschreibung für die weniger stilvolle Art, sich nach geübter Völlerei, der vielleicht auch der echte Ulrich zuneigte, endlich zu er-brechen. Dabei sind wir noch gar nicht der Gans zu Leibe gerückt, einem der Mutter-Göttin heiligen Wasser-Vogel, und nicht der fruchtbaren, angeblich Mäuse und Ratten vertreibenden, Ulrichs-Erde. Ganz zu schweigen vom Unheil (= Krankheit) abwehrenden Ulrichs-Kreuz, das Partikel vom „echten Kreuz” enthalten soll.

Das „echte”, das Kreuz Jesu, hatte einst - neben den Resten der Drei-Könige und anderen wertvollen Trophäen - angeblich Helena gefunden, die Mutter des ersten „Christen-Kaisers” Konstantin, die in ihrer Jugend in England den Beruf einer Lupa (Wölfin im Sinn von Dirne - vgl. volva, altlat. für Vulva - keine Schande angesichts der kapitolinischen Amme von Romulus und Remus) ausgeübt haben soll. Und wissen Sie, wo die Lupa a.D. und Ehren-Kaiserin bei ihrem Senioren-Studium in Sachen Kreuz justament fündig wurde? Unter dem Tempel der Aphrodite(!) in Jerusalem!

Da waren – bei Noreia-Isis, Uinda, Lika, Ambeth, Borbeth und Wilbeth und wie die Kelten-Göttinnen alle hießen – schließlich wohl auch die Ex-Kelten der Ostalpen platt! Sonst hätten sie ja nicht zugelassen, dass sich mit der, über tausend Jahre nach Christi Geburt hierzulande langsam greifenden, neuen Religion, ein feudaler Ulrich auf viele ihrer altvertrauten Quell- und Mutter-Kultplätze setzte, und dort der alte Kessel der Inspiration, der Fülle, des ewigen Lebens und der Wiedergeburt zum Ulrichs-Kelch wurde.

Wären die mittelalterlichen Schäfchen des Lateins kundig gewesen, hätte der Ulrichs-Kelch, der in den Quellen als „poculum caritatis” bezeichnet wird, allerdings doch bekannt und vertraut gewirkt. Caritas, ursprünglich ein Wort für „hohen Preis”, wurde zwar im Spätlatein ein Begriff für asexuelle „Nächstenliebe”. Doch das lat. Hauptwort poculum stand nicht nur für das Gefäß, den Kelch, sondern auch für seinen Inhalt im Sinn von Zauber- oder Liebes-Trank - in seiner ursprünglichen sexuellen Bedeutung! Aber vielleicht haben die alten Wallfahrer bei alledem Ulrich halt einfach Ulrich sein lassen und bei seiner Minne in den Tiefen ihrer Seelen (und in den vier Wänden ihrer Häuser) der alten Mutter- und Frauen-Liebe, und in alten Weingegenden - als geübte Bacchus-Jünger - halt auch dem gebotenen süffigen Wein, gefrönt?! Prost, Ulrich!

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Weihestein für Noreia-Isis in der Kirchen-Ruine von St. Ulrich auf dem Ulrichsberg bei Klagenfurt
  • Kurzsteckbrief: Hl. Ulrich
  • Namenvarianten: Odalrich, Udalrich, Urech, Urle, Uhl, Ule, Ulli, Oury
  • Festtermin: 4. Juni / 4. Juli
  • Namensdeutung: Herrscher über das Erbgut
  • Symbole: Fisch, Bischofsornat, Kelch, Afra
  • Mythol. Funktion: Wasserpatron, Geburtshelfer, Heiler, *Pilgerpatron & Seelenbegleiter, Fischer-, Winzer- & Weberpatron, Mäuse- und Rattenvertreiber
  • Parallelen zu: Afra, Belenus, Christophorus, Florian, Hermes, Merkur,
  • Zugeh. Bethe(n): Wilbeth/Katharina, Ambeth/Margaretha, Borbeth/Barbara
  • Verehrungsorte: Augsburg, Chur, Dorfstetten, Eichstätt, Lavant, Möggers, Paderborn, Platt, Regensburg, St.Gallen, St.Ulrich, Scheffau, Stanz, Ulrichsberg
  • Alpine Verbreitg.: Ende des 13. Jh.

https://web.archive.org/web/20100220073409/http://www.diekelten.at/ulrich.htm

Afra-Kirchen[Bearbeiten]

Orte des Afra-Kults[Bearbeiten]

In Augsburg[Bearbeiten]

Gesichert ist, dass der Ort der ersten Beisetzung Afras völlig unbekannt ist. Auch wenn ihr Sarkophag in Sankt Ulrich und Afra gezeigt wird und Bischof Adalbero im Jahr 897 Afrareliquien verschickte. Schon nach den Ungarneinfällen im 10. Jahrhundert scheint die Lage eines Afra-Grab völlig unbekannt gewesen zu sein, ließ doch Bischof Ulrich danach suchen.

Glaubt man der Überlieferung, so stand an der Via Claudia Richtung Süden, wenn man Augsburg verließ, über dem Grab der Heiligen eine Kirche, die dem Augsburger Bischof und seinen Priestern bis zum Bau des heutigen Doms als Kathedrale diente (ab 582 bis etwa 800). Sie soll 955 durch die Ungarn zerstört, von Bischof Ulrich aber wiederaufgebaut worden sein. Hier wurde er auf seinen eigenen Wunsch hin auch begraben. 1012 wurde das Kanonikerstift zum Benediktinerkloster Sankt Ulrich und Afra, das 1802 säkularisiert wurde.

Mit anderen Worten: Die meisten Anhänger des Afra-Kultes glauben, das Grab der Heiligen befinde sich in der Unterkirche von Sankt Ulrich und Afra. Ob es allerdings wirklich die Gebeine der heiligen Hure sind, die in der Afra-Woche Anfang August eines jeden Jahres geehrt werden, ist mehr als fraglich.

1064 wurden von Bischof Embrico Gebeine in Sankt Ulrich und Afra gehoben, die man für Afras Gebeine hielt. Angeblich fand man mit Afras Gebeinen auch die ihrer Mägde. Embrico ließ sie in einem römischen Sarkophag in den Afraaltar in Sankt Ulrich und Afra einmauern. 1804 öffnete man diesen Sarkophag und legte die gefundenen Gebeine in einen gläsernen Schrein, den man wieder in den römischen Sarkophag legte. Seit 1962/63 ist der vermutete Sarkophag der Heiligen in der damals neu gestalteten Unterkirche zu sehen. Den gläsernen Schrein mit den angekohlten Gebeinen bekommen Pilger in der Afraoktav vom 7. bis 15. August zu sehen.

Zur Zeit des Abtes Egino (Amtszeit von 1109 bis 1122) von dem St. Ulrich und Afra soll sogar der Schädel von Afras Mutter Hilaria gefunden worden sein (so der Priester und Historiker Corbinian Khamm, Hauptwerk: Hierarchia Augustana chronologica tripartia).

Allerdings gibt es noch eine zweite Überlieferung zu dem Ort ihres Begräbnisses. Diese geht davon aus, dass die Kirche Sankt Afra im Felde in Friedberg (Bayern) über der Stätte des Todes von Afra errichtet wurde. Allerdings hat man dort nie menschliche Überreste gefunden und angesichts des Gewichts der Kirche Sankt Ulrich und Afra und der damit verbundenen Überlieferung konnte sich die mit der Kirche Sankt Afra im Felde bei Friedberg nie durchsetzen.

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Außerhalb Augsburgs[Bearbeiten]

Es gibt viele Kirchen, Klöster und Kapellen, die nach der hl. Märtyrerin Afra von Augsburg benannt sind. Afrakirchen gibt es z. B. in Berlin, Betzigau, Friedberg, Lachen, Maidbronn, Mühlenbach, Neckargerach, Obernheim, Ratshausen und Urbach. Afrakapellen stehen in Landshut, im Kloster Seligenthal, im Speyerer Dom, in Schelklingen und Klosterneuburg. Daneben gibt es in Meißen ein Kloster Sankt Afra und ein Klarissinnenkloster Sankt Afra bei Seußlitz. In Augsburg ist sowohl die Basilika Sankt Ulrich und Afra wie das Benediktinerkloster Sankt Ulrich und Afra? nach der Heiligen benannt. Zudem gibt es in Kreuzlingen ein Kloster mit dem Namen Sankt Ulrich und Sankt Afra.

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Reliquien[Bearbeiten]

Von der heiligen Afra werden Reliquien in Ebringen im Hegau (Gottmadingen) in der St.-Johannes-Kirche im Inneren einer etwa einen Meter hohen Afra-Statue aufbewahrt. Und in der Afrakapelle des Speyerer Doms wird ein Zehenknöchelchen der hl. Afra aufbewahrt.

Auch die Klöster in St. Gallen, Einsiedeln und Lorsch bemühten sich im Hochmittelalter um Afra-Reliquien.

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Afra-Schule[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

Literatur von und über Afra von Augsburg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

  • Martha Schad: Afra : Bilder einer Heiligen, Mit einem Vorw. von Viktor Josef Dammertz, Sankt-Ulrich-Verlag, Augsburg 1993, 160 S. : überwiegend Ill. ; 26 cm, 978-3-929246-03-2 - 3-929246-03-1 Pp. : DM 59.80 - http://d-nb.info/931101816
  • Harald Kruse: Die Königin von Augsburg (Roman), Econ-und-List-Taschenbuch-Verlag, München 1999, 376 S. - 19 cm, 978-3-612-27455-7 - 3-612-27455-4 kart. : DM 16.90, S 123.00 - http://d-nb.info/96125937X
  • Angela Dopfer-Werner: Myrrha (Roman), Herbig-Verlag, München 2003, 288 S. - 22 cm, 978-3-7766-2342-0 Pp. : EUR 19.90 - 3-7766-2342-X Pp. : EUR 19.90, http://d-nb.info/967637228
    • Fischer-Taschenbuch-Verlag 16398, Frankfurt am Main 2005, 288 S. : Kt. - 19 cm, 978-3-596-16398-4 - 3-596-16398-6 kart. : EUR 8.90, sfr 16.50 - http://d-nb.info/972862331
  • Monika Prams-Rauner: Hymnen an die heilige Afra : nach den "Analecta hymnica medii aevii" - lateinisch und deutsch, ERV Dr. Erwin Rauner Verlag, Augsburg 2004, 66 S. (1. Aufl.) - 21 cm, 978-3-936905-04-5 - 3-936905-04-5 kart. - http://d-nb.info/971195579
    • die lateinischen Hymnen des hohen und späten Mittelalters, ausgewählt aus den Analecta Hymnica medii aevi, ins Deutsche übersetzt. mit einer Einführung in die Lebensbeschreibungen der hl. Afra, zur literarischen Überlieferung der beiden passiones und der conversio, sowie der mittelalterlichen Hymnendichtung.
    • 2., erw. und überarb. Aufl. 2006, 89 S. - 21 cm, 978-3-936905-04-5 - 3-936905-04-5 kart. : EUR 12.00, Literaturverz. S. 86 - [90] - http://d-nb.info/981210201
  • Melanie Thierbach, Manfred Weitlauff (Hrsg.): Hl. Afra : eine frühchristliche Märtyrerin in Geschichte, Kunst und Kult - Ausstellungskatalog des Diözesanmuseum St. Afra [Katalogtexte: Lothar Bakker ...] (= Konferenzschrift, 2003, Augsburg; = Verein für Augsburger Bistumsgeschichte: Jahrbuch ; Jg. 38. 2004), Diözesanmuseum St. Afra (Herausgebendes Organ), Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2004, 328 S. : überw. Ill. - 28 cm, ISBN/Einband/Preis 978-3-89870-186-0 - 3-89870-186-7 kart. : EUR 27.50, sfr 48.20 - Inhaltsverzeichnis - http://d-nb.info/971706980
  • Claudia Fuchs: Vorbild und Hoffnung : die Augsburger Bistumspatrone Afra, Simpert und Ulrich, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2006, 56 S. : zahlr. Ill. - 25 cm, 978-3-89870-286-7 - 3-89870-286-3 Pp. : EUR 12.50, sfr 22.70 - http://d-nb.info/980295076
    • Angaben aus der Verlagsmeldung - Vorbild und Hoffnung : Die Augsburger Bistumspatrone Ulrich, Afra und Simpert / von Claudia Fuchs - Wer waren die Augsburger Bistumsheiligen Ulrich, Afra und Simpert? Was weiß man über ihr Leben, ihre Konflikte, ihren Glauben? Haben uns diese Heiligen heute noch etwas zu sagen oder gar zu geben? Oder sind sie unter all den klischeehaften Vorstellungen, die Menschen von ihnen mit sich tragen, nicht längst erstickt? Wer Simpert nur als einstigen Bischof Augsburgs kennt, wird seine Verdienste um ein modernes Europa nicht begreifen, wer von Afra nur weiß, dass sie ehemals eine sündige Liebesdienerin war, wird ihre Glaubenstiefe nicht einmal erahnen können. Dieses Buch möchte helfen, Ulrich, Afra und Simpert ein wenig näher kennen zu lernen, es möchte diese Heiligen wieder ins Bewusstsein rücken, sie dem modernen Christen als Freund und Begleiter im Alltag des Lebens anbieten. http://deposit.dnb.de/cgi-bin/dokserv?id=2830371&prov=M&dok_var=1&dok_ext=htm

Darstellungen[Bearbeiten]

  • Afras Martyrium - Schedelsche Weltchronik - Nürnberg 1493
  • Darstellung der Heiligen Afra an Baum gebunden auf einem brennenden Holzstoß, unten beschriftet: S. AFRAM et Pat. Aug. : Kupferstich, kolor. / bez. u. r.: I. Busch A.V., Heiligenbildchen, 19. Jh., Busch, Joseph (Verlag), Entstehungszeit: Anfang 19. Jh., 1 Bl. ; 151 x 89 mm, Objektgattung: Kleines Andachtsbild, Teil von: Grafische Sammlung; Teil von: Blattsammlungen der ehemaligen Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler; Signatur: Bö-Bl/Mü/Bk/2/24 g : Georg-Müller-Stiftung, Buchkunst, Mappe 2: Buchkunst im Dienste des geselligen Lebens, Silhouettirkunst, Die Entstehung des Buches; 24,g, Museum/Studiensammlungen, Bestand: [auf Karton (422 x 318 mm) montiert], Bereitstellung in Leipzig http://d-nb.info/1137081384
    • Busch, Joseph (auch: Busch, J.), Bilderverleger, Augsburg, 1800, Quelle: Spamer, Adolf: Das kleine Andachtsbild. München 1980. Nachdr. http://d-nb.info/gnd/1073344088