Chirurgie: AC - Pankreas
Erscheinungsbild
Allgemeines
[Bearbeiten]Allgemeine Anamnese und Klinik
[Bearbeiten]- SIRS
- Schmerz
- Übelkeit, Erbrechen, Nahrungsmittelunverträglichkeit, Gewichtsverlust
Differentialdiagnostik anhand der Schmerzsymptomatik
[Bearbeiten]- heftig, plötzlich --> akute Pankreatitis
- chronisch rezidivierende Oberbauchschmerzen --> chronische Pankreatitis oder Pankreaskopf-CA
- Chronische Rückenschmerzen --> Pankreas-CA
- Akutes Abdomen mit Schmerzaustrahlung in Rücken und Schulter nach Trauma --> Pankreasverletzung
Laborparameter
[Bearbeiten]- Amylase, Lipase --> Pankreas-Entzündung
- Tumormarker: CEA, CA 19-9
Fehbildungen
[Bearbeiten]Pankreas anulare
[Bearbeiten]- = Ringpankreas: selten, Pankreas „umschlingt“ das Duodenum, i.d.R. vergesellschaftet mit weiteren Fehlbildungen
- Symptomatik: asymptomatisch oder Symptome einer Duodenalstenose; auch erst im Erwachsenenalter!
- Diagnostik: Rö-Abdomen: sanduhrförmige Doppelgasblase („double bubble“), evtl. KM-Rö.
- Therapie: Umgehungsanastomose, z.B. laterolaterale Duodenoduodenostomie (nein, ist nicht falsch geschrieben!)
Pankreas aberrans
[Bearbeiten]- = ektopes Pankreasgewebe
- Symptomatik: i.d.R. asymptomatisch, selten GI-Blutungen, Zollinger-Ellison-Syndrom, Invaginationen, Pylorusstenose
- Therapie: Bei Beschwerden Resektion oder Exstirpation
Pancreas divisum
[Bearbeiten]- Durch die veränderte Anatomie kommt es zur Abflussbehinderung mit chronisch-obstruktiver Pankreatitis
- Symptomatik: rezidivierende Schmerzattacken
- Diagnostik: ERCP, MRT, MRCP
- Therapie: Sphinkterotomie der Papilla minor
Zystische Pankreasfibrose (Mukoviszidose)
[Bearbeiten]- Symptomatik: Mekoniumileus beim Neugeborenen, chronisch-rezidivierende respiratorische Infekte, Wachstumsstörungen, voluminöse, übel riechende Stühle, Pankreasinsuffizienz.
- Diagnostik: molekularbiologisch, Schweißtest. Elastase-1 und Chymotrypsin- Bestimmung im Stuhl.
- Therapie: Antibiotika, Atemtherapie, Pankreasenzymsubstitution.
Entzündungen
[Bearbeiten]Akute Pankreatits
[Bearbeiten]Klassifikation in: 1. milde ödematöse Form, 2. schwere nekrotisierende Pankreas, 3. Pankreasabszess oder postakute Pseudozyste (innerhalb 6 Wochen nach einer nekrotisierenden akuten Pankreatitis)
- Ätiologie: Alkohol (30-40%), Gallensteine (30-40%) und andere Faktoren (toxisch, metabolisch, vaskulär, mechanisch, Infektion, idiopathisch)
- Pathogenese: Direkte Azinuszellschädigung oder intraduktale Enzymaktivierung (--> Autodigestion), aber auch Fettgewebsnekrosen durch die Aktivierung interstitieller Enzyme (Lipase, Phospholipase A2).
- Nach aktuellem Erkenntnisstand ist die Infektion der Nekrosen der klinisch entscheidende Faktor bei einem schweren Verlauf der akuten Pankreatitis:
- Autodigestion der Drüse
- Pankreasparenchym- und peripankreatische Fettgewebsnekrosen systemisches Multiorganversagen durch Freisetzung von Vasoaktiva und Toxinen.
- Im Verlauf Infektion der Nekrosen in 40-70% der Fälle!
- Symptomatik:
- heftige, häufig gürtelförmige, in den Rücken ausstrahlende Oberbauchschmerzen,
- Übelkeit, Erbrechen,
- evtl. Schocksymptomatik
- Prall-elastisches Abdomen („Gummibauch“), verminderte Darmgeräusche
- Diagnostik: Serum-Amylase, Lipase, Pankreasisoamylase, CRP, Sono-Abdomen, KM-CT („Goldstandard“), alternativ MRT wenn verfügbar.
- Therapie:
- konservativ bei einer ödematösen Pankreatitis, (orale Nahrungskarenz, Analgesie, Flüssigkeitstherapie)
- Nekrotisierende Pankreatitis: Intensivtherapie, Antibiose (z.B. Imipenem+Cilastatin [Zienam®] oder Chinolon + Metronidazol)
- OP-Indikation: Infektion der Pankreasnekrose, > 4 Wo. persistierende nekrotisierende Pankreatitis, chronisch obstrucktive Pankreatitis.
- Biliäre Pankreatitis: ERCP mit Steinextraktion und Papillotomie, elektive Cholezystektomie
Chronische Pankreatits
[Bearbeiten]- Ätiologie: zu 75-90% äthyltoxische Genese, selten metabolische, hereditäre oder autoimmunologische Faktoren. Chronisch-obstruktive Pankratitis z.B. durch Pankreas-Fehlanlagen oder Stenosen anderer Genese.
- Symptomatik: Schmerzen (>90%) werden bei oder nach Nahrungsaufnahme stärker, Gewichtsabnahme (70 %), Steatorrhoe (70 %), Übelkeit/Erbrechen (50 %), Diabetes mellitus, Ikterus
- Diagnostik: siehe Akute Pankratitis. Zusätzlich Pankreasfunktionstest, ERCP!, evtl. MRCP
- Therapie: Schmerztherapie!, Internistische Therapie,
- OP-Indikationen: zur Schmerztherapie, Stenosen, zum Erhalt der Organfunktion, Malignom-Verdacht
Verletzungen
[Bearbeiten]- Symptomatik: Akutes Abdomen
- Diagnostik: ERCP oder CT oder MRT mit MRCP
- Therapie: großzügige Indikation zur Laparotomie, Übernähen, Pankreasdrainage, Pankreasteilresektion, Octreotid (ein Somatostatin-Analogon)
Tumoren
[Bearbeiten]Insulinom
[Bearbeiten]- Symptomatik: „Whipple-Trias“: erhöhter Serum-Insulin-Spiegel, Pankreastumor, Hypoglykämie.
- Cave: Fehlinterpretation der hypoglykämischen Attacken als epileptischer Anfall oder Synkope!
- Diagnostik: Fasten: Hypoglykämie, Insulin ↑;
- Lokalisationsdiagnostik durch MRT oder Szintigraphie.
- Therapie: Tumorenukleation oder -resektion.
Gastrinom (Zollinger-Ellison-Syndrom)
[Bearbeiten]- Symptomatik: peptisches (Magen-) Ulcus, erhöhte Gastrinsekretion, Pankreastumor.
- Diagnostik: Gastrinspiegel, Säuresekretion, Sono, CT, evtl. Szintigraphie
- Therapie: Tumorresektion oder -exstirpation. Auch bei metastasierten Tumoren zumindest palliative Tumorzerkleinerung.
Nesidioblastose
[Bearbeiten]seltene angeborene Erkrankung des jungen Menschen. Vermutlich Fehlregulation des Pankreas mit erhöhter Insulinsekretion
Maligne Pankreastumoren
[Bearbeiten]- deutlich am häufigsten (ca. 80-90%) kommt das Pankreaskarzinom vor. Deshalb bezieht sich der restliche Teil auf das Pankreas-CA.
- Seltene maligne Pankreastumoren:
- Zystadenokarzinom
- Azinuszellkarzinom
- Riesenzellkarzinom
- Neurogene Tumoren
- Metastasen
- Leiomyosarkom
- Histiozytom
- Das Pankreaskarzinom ist ein häufiger Tumor des alten Menschen. Zu 95 % ist es ein duktales Adenokarzinom.
- Symptome: Diffuse Oberbauchbescherden, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust.
- Pankreskopf-CA: schmerzloser Verschlussikterus, Courvoisier-Zeichen positiv
- Korpus-/Kauda-CA: persistierende Dauerschmerzen, evtl. Diabetes mellitus.
- Diagnostik: Sono Abdomen, AP, gamma-GT, Bilirubin, Hb (Anämie), CEA, CA 19-9, ERCP („double-duct-sign“: Abbruch/Stenose des Ductus choledochus und des Ductus pancreaticus), KM-CT, evtl. MRCP.
- Therapie: nur zu 20 – 30 % kurativ. Wenn kurativ, dann: pyloruserhaltende partielle Duodenopankreatektomie (modifizierte Whipple-OP). Korpus-/Kauda-CA: evtl. Pankreaslinksresektion mit Splenektomie.
- Alle beide mit radikaler Lymphknotendissektion!
- Palliativ: biliodigestive Anastomose, Gastroenterostomie, Stenteinlage in Gallen- und Pankreasgänge. Evtl. palliative Chemotherapie.
- Sonderform: periampulläres Karzinom
- Tritt auf als distales Gallenwegskarzinom, Papillenkarzinom oder als Duodenalkarzinom.
- Symptomatik: frühe Symptomatik mit schmerzlosen Ikterus, deshalb deutlich bessere Prognose als das Pankreas-CA.
- Diagnostik: siehe Pankreas-CA
- Therapie: pyloruserhaltende Duodeno-pankreatektomie mit Lymphknotendissektion.
- Palliativ: siehe Pankreas-CA