Chirurgie: UC - Polytrauma
Polytrauma
[Bearbeiten]Definition
[Bearbeiten]Ein „Polytrauma“ ist ein Syndrom von Verletzungen mehrerer Körperregionen definierten Schweregrades, das zu konsekutiven Systemreaktionen mit Funktionsstörungen oder Versagen primär nicht verletzter Organe oder Defensivsysteme führen kann.
Einfacher: Mehrere Verletzungen, von denen eine oder ihr Zusammenspiel potentiell tödlich ist.
Erstbeurteilung im Schockraum
[Bearbeiten]A: Airway maintenance with cervical spine protection
B: Breathing and ventilation
C: Circulation with hemorrhage control
D: Disability: Neurological status
E: Exposure/Enviromental control
Zusätzliche: Basis-Monitoring (Intensivüberwachung), Labor, Magensonde.
Basic imaging: Thorax a.p., Becken a.p., HWS seitlich, Sono Abdomen
Sekundärbeurteilung
[Bearbeiten]- Anamnese und körperliche Untersuchung
- Erweiterte bildgebende Diagnostik
OP-Phasen und Strategie
[Bearbeiten]- 1. OP-Phase: „Lebensrettende“ Sofort-OPs
- Pleuradrainage, Perikardpunktion
- Kontrolle von Massenblutungen
- Trepanation, Kraniotomie
- 2. OP-Phase: Dringliche Primäreingriffe (day-1 surgery)
- OP-pflichtige Innere Blutungen und Hohlorgan-Perforationen
- ICP-Monitoring, intrakranielle Raumfordernde Blutungen, offene Hirnläsionen
- Rückenmarkskompressionen mit Defiziten
- Verletzungen großer Stammgefäße
- Stark blutende Wunden
- Offene Frakturen, offene Gelenke, Wunden mit frei liegenden Sehnen, Nerven und Gefäßen
- Kompartmentsyndrom
- Temporäre Fixation offener Frakturen
- Grobe Skelettinstabilitäten: Frakturen langer Röhrenknochen, Luxationsfrakturen, instabile Beckenringverletzungen, instabile Wirbelsäulenverletzungen
- Verletzungen, die primär unversorgt zu gravierenden Funktionsausfällen führen
- 3. OP-Phase:
- Zeitraum: 2.-4. Tag
- Der Körper ist in diesem Zeitraum sehr vulnerabel, deshalb nur dringend erforderliche Eingriffe! „second-look“-Eingriffe, Tamponadenwechsel, Wechsel temporärer Wunddeckung, Verbandswechsel, dringliche Folgeeingriffe nach „damage-control“-Maßnahmen
- Zeitraum: 5.-10. Tag: geplante Folgeeingriffe
„damage-control“-Prinzip
[Bearbeiten]heißt, dass während der Primärversorgung (Day-1-Surgery) nur „schadensbegrenzende“ Maßnahmen durchgeführt werden.