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Datensicherung/ Lebensdauer digitaler Daten

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Sie möchten im Alter die Musik hören können, nach der Sie in der Jugend getanzt haben? Ihr Hochzeitsfoto und den Film, als Ihr Kind die ersten Schritte machte, möchten Sie ein halbes Jahrhundert später Ihren Enkeln und Urenkeln zeigen können?

Sie haben ein Problem. Ein sehr großes Problem.

  • Sie holen eine fünfzehn Jahre alte Foto-CD aus dem Schrank und müssen feststellen, dass sich die Schicht abgelöst hat.
  • Ihr alter Brenner war nicht mehr im Bestzustand und Sie haben es nicht rechtzeitig gemerkt. Sie haben nun einen neuen PC oder einen neuen Brenner, doch der kann die mit dem alten Brenner gebrannten Scheiben nicht lesen.
  • Ihre neue Software kann die alten Dateien nicht öffnen. Die alte Software hätte die Daten lesen können, aber sie lässt sich auf Ihrem neuen Computer nicht installieren.

Nicht nur Sie haben ein Problem. Es trifft auch große Firmen mit wichtigen Daten. 10 % bis 20 % der NASA-Datenbänder von der 1976er Viking-Mission zum Mars haben signifikante Fehler. [1] Was glauben Sie, wie viele Milliarden Dollar diese Mission gekostet hat?

Die digitale Welt wird vermutlich noch lange eine Welt der flüchtigen Informationen bleiben. Die beliebten Datenträger CD und DVD werden innerhalb weniger Jahre unbrauchbar. Selbst bei optimaler Einlagerung verlieren Festplatten und Magnetbänder die Magnetisierung. Externe Festplatten haben eine erschreckend hohe Ausfallrate. Die Haltbarkeit der Daten auf USB-Sticks ist nicht groß, Datenverluste sind häufig. In fünfzig Jahren wird der Großteil der heutigen Daten verloren, „in den Wind geschrieben“ sein. [2].

Das bedeutet: Digitale Informationen bleiben nur dann erhalten, wenn sie oft genug kopiert werden.

Bei Dokumenten von besonderer Wichtigkeit sollte man über eine zusätzliche nicht-digitale Kopie nachdenken. Papier und andere nicht-digitale Medien sind relativ lange haltbar und überstehen ein halbes oder ganzes Jahrhundert in brauchbarer Qualität. Selbst wenn zahlreiche kleine Beschädigungen auftreten, bleibt ein Text, Bild oder Musikstück noch verwendbar. Im Unterschied dazu kann schon ein einziges falsches Bit eine Datei für normale Nutzung unbrauchbar machen.

Ein klassisches Schwarz-Weiß-Foto auf gutem Fotopapier hat eine Haltbarkeit von mehr als 100 Jahren, auch Farbfotos auf hochwertigem Material haben eine brauchbare Haltbarkeit. Bedingung ist aber, dass sie im Dunkeln und nicht zu warm gelagert werden. Aber selbst wenn zahlreiche kleine Beschädigungen auftreten, bleibt ein Text, Bild oder Musikstück noch verwendbar.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die meisten Papiersorten säurehaltig und sind deshalb nur sehr begrenzt haltbar. Heutige Papiere sind weitgehend säurefrei. Für die Archivierung sollte man gezielt nach hochwertigen Materialien suchen. Papyrus ist sehr lange haltbar, aber heute wohl nicht mehr zu bekommen.

Ein weiteres Problem ist die Tintenqualität. Viele Tinten enthalten Eisen, welches verrostet und Löcher in das Papier frisst. Hochwertiges Papier, mit einem Laserdrucker bedruckt, hat eine sehr gute Chance auf Langlebigkeit. Einige Hersteller von Tintendruckern machen Langzeittests mit ihrer Tinte und erreichen ebenfalls eine recht hohe Haltbarkeit.

Eins haben Fotos, Papier, Magnetbänder und optische Datenträger gemeinsam: Wärme und Licht verkürzen die Haltbarkeit drastisch, direkte Sonneneinstrahlung wirkt geradezu verheerend. Die Verwendung billiger Materialien reduziert ebenfalls die Haltbarkeit.

Kopieren, Kopieren, Kopieren ...

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Es gibt zwei bewährte Verfahren, um Informationen dauerhaft haltbar zu machen.

Die erste Methode wurde bereits von den Pharaonen verwendet. Sauber in Granit gemeißelt und vor Umwelteinflüssen gut geschützt (z. B. im Inneren einer Pyramide) bleibt die Information nahezu ewig erhalten, zumindest einige tausend Jahre.

Die zweite bewährte Methode wurde Jahrtausendelang von Priestern und Mönchen benutzt und ist im Computer-Zeitalter aktueller denn je: Ganze Bibliotheken wurden wieder und wieder und wieder präzise abgeschrieben. Die Bibel abzuschreiben dauerte etwa drei Arbeitsjahre. Die Kopien wurden weiträumig in Europa verteilt.

So haben einige von der ungeheuren Anzahl dieser Kopien alle Kriege, Feuersbrünste, Naturkatastrophen sowie den „Zahn der Zeit“ überlebt. Diese Methode ist noch immer aktuell. In einigen der großen digitalen Bibliotheken sind Roboter damit beschäftigt, Datenträger automatisch zu duplizieren. Wenn der Roboter das Ende des Bestandes erreicht hat, fängt er von vorn an.

In Ermangelung an Granit und Zeit und weil Stellplätze für Pyramiden hierzulande schwer zu finden sind, bleibt für den Alltagsgebrauch nur die zweite Methode:

  • Alle paar Jahre neue Kopien anfertigen, aber die früheren Medien nicht wegwerfen.
  • Die Datenträger nicht alle an einem Platz aufbewahren.


Für den Alltagsgebrauch gibt es folgende Möglichkeiten:

  • Differenzielle und inkrementelle Backups von Daten
  • Spiegelungen von Datenträgern via Software und Hardware (Raid)
  • Regelmäßiges Überspielen der Daten auf aktuelle Speichermedien, alte Speichermedien aufbewahren
  • Datenträger an verschiedenen Orten lagern.

Selbst die Methode des ständigen Kopierens kann einem Datenverlust nicht per se vorbeugen. Selbst wenn ein Backup oder eine Kopie vorhanden ist, so kann es vorkommen, dass Daten falsch gespeichert wurden und die Integrität des Datenträgers somit nicht mehr gewährleistet ist. Die jahrtausende alte Methode ist unbestritten deutlich sicherer, da sich mit ihrer Hilfe eine fast 100 prozentige Datenintegrität realisieren lässt.

Nur kopierte Daten sind sichere Daten.