Grundlagen
Dieses Kapitel richtet sich hauptsächlich an Auszubildende. Hier findest du aber auch Referenzen für allgemeines zum Thema Arbeitplatz, technisches Zeichnen und den Grundlagen des Baurechts. Springe zu Projektmanagement oder direkt zu den Kostengruppen über das Inhaltsverzeichnis, wenn du keine Ausbildung machst.
Um folgende Ausbildungen handelt es sich:
- des Technischen Systemplaners FR Versorguns- und Ausrüstungstechnik (BIBB)
- des Technischen Systemplaners FR Elektrotechnische Systeme (BIBB)
- und des Technischen Systemplaners FR Stahl- und Metallbautechnik
Dein Arbeitsplatz
[Bearbeiten]Wenn du in der Planung tätig bist, dann sitzt du in einem Büro mit mindestens einem Schreibtischplatz. Der Rechner an dem du arbeitest hat gerade so genug Grafikleistung, um das Zeichenprogramm am Laufen zu halten und deine Monitore sind curved und erschreckend groß - du wirst es brauchen.
In den ersten Tagen wirst du dich mit dem Arbeitsschutz (ArbSchG) befassen müssen. Das ist für viele gefährliche Tätigkeiten ein Muss und daher spätestens, wenn du deine erste Baustelle besichtigst gesetzlich verpflichtend (RAB und BaustellV z. B. als SiGePlan). Aber auch im Büro und anderen Arbeitsstätten gelten Sicherheitsvorschriften (ArbStättV). Das, dein Arbeitsmaterial vom Arbeitgeber gestellt wird und entsprechend sicher sein soll, regelt die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV). Suche auch einmal nach dem Flucht- und Rettungplan (DIN ISO 23601) und anderen Dokumenten, die aushängepflichtig sind. Mache dich mit deinen Rechten vertraut! Alle relevanten Infos zur Ausbildung findest du auch auf der Seite der Industrie und Handelskammer (IHK). Frage nach, wie du deine Zeiten einzugeben hast und protokolliere sie zur Sicherheit noch einmal nur für dich. Du musst klären, was zu tun ist, wenn du krank wirst, wann du Urlaub nehmen kannst und ob dich jemand vertreten soll. Außerdem solltest du dich über Fortbildungen schlau machen; die Brandschutzunterweisung z. B. ist alle zwei Jahre verpflichtend, außerdem steht dir in den meisten Bundesländern Bildungsurlaub zu. Du kannst dich in großen Unternehmen über die Betriebsräte informieren, die dich in deinen Interessen vertreten.
Technisches Zeichnen
[Bearbeiten]Leseverstehen von Bauzeichnungen
[Bearbeiten]In technischen Zeichnungen ist so gut wie alles genormt: Papierformate (ISO 216, DIN 476), Faltungstechniken (DIN 824), Strichstärke und Linienarten (DIN ISO 128). Die zu wählenden Farben sind vorgegeben, die zu verwendenden Symbole (je nach Norm und Gewerk) und Schriften (nach EN ISO 3098) neben vielen weiteren. Der Bildausschnitt muss in bestimmten Maßstäben (ISO 5455) zum Rahmen passen, damit man später mit einem Dreikant nachmessen kann. Und ja, auch der Rahmen hat Vorgaben zu entsprechen und je nach dem, wer ihn erhält, müssen andere Informationen darin stehen. Viel zu oft kommt es vor, dass eine kleine, nett gemeinte Änderung zu Missverständnissen führt, also ändere nur Dinge, wenn du sie auch in der Bedeutung nachvollziehen kannst!
Außerdem gibt es für jeden Zweck einen eigenen Plan. Natürlich würde man am liebsten alles auf einem haben wollen (und das ist digital hoffentlich auch bald möglich), aber dazu reicht der Platz nicht aus. Dazu müsste man jedes verwendete Material, jedes Bauteil und alle Anweisungen über alle Ebenen hinweg gleichzeitig darstellen.
Wundere dich aber nicht, wenn diese Vorgaben nicht eingehalten werden, denn alleine schon die Möglichkeiten der Software lassen es nicht immer zu, sich daran zu halten. Wenn du Hilfe brauchst etwas zu identifizieren, halte nach einer Legende Ausschau. In der Regel gibt es einen Modellbereich in dem das abzubildende Bauwerk bearbeitet wird, oft mit verschiedenen Ansichten, z. B. einer Draufsicht, Schnitten oder Details. Idealerweise bringt dich ein zweiter Tab auf einen Papierbereich. Hier ist das Modell als Fenster hinterlegt und nicht mehr bearbeitbar, dafür liegt jetzt aber ein Rahmen darum, der die Informationen zur Zeichnung enthält. Oben rechts in den Papierbereich gehört die Legende, sie sollte Auskunft darüber geben, welche Bauteile dargestellt sind und sie benennen. Unterschiedliche gefärbte Linien stehen für unterschiedliche Medien oder Kabeltypen. Allerdings können diese von Büro zu Büro unterschiedlich sein und kaum einer kennt die von den Normen vorgegebenen Symbole zur Darstellung auswendig, daher muss sich der Handwerker auf die vollständigen Angaben des Planers verlassen - also deine.
Übliche Beispiele, die du erstellen wirst:
- Grundriss: Draufsicht eines Geschosses oder Außenbereichs enthält von allen Objekten grundlegend Position (XY) bzw. Höhenangaben (Z) als Beschriftung, Beschriftung des Bauteiltyps und Bauteilnummern
- (Rohr- oder Kanal-) Netzplan oder (Elektro-) Schaltplan: Seitenansicht eines Gebäudes oder Grundstücks mit dem schematischen Verlauf des Netzes / der Schaltung, wo detaillierte Angaben zu den Bauteilen stehen neben dem Typ, also auch rechnerische Daten, evtl. Anschlusspunkte und -höhen; alternativ auch als Isometrie erstellbar
- Detail: Schwierig darzustellender, technischer Ballungsraum in einer oder mehreren Ansichten oder in 3D enthält entsprechende Angaben dazu, wie es am besten ausgeführt werden könnte, z. B. Technikzentrale
- 3D: vollwertig dreidimensionale Datei, die je nach Version und Format unterschiedlich viele Informationen enthält
Formate
[Bearbeiten]Computer Aided Design (CAD) bildet die digitale Basis von dem, was später die Planung als Zeichnung veranschaulicht. Obwohl so ziemlich jedes Programm sein eigenes Dateiformat veröffentlicht, können grundlegende Geometrien wie Koordinaten und Text softwareübergreifend verstanden werden. Eine internationale Vereinheitlichung wird heute aber zunehmend mit den auf den amerikanischen Markt basierenden Industry Foundation Classes (IFC (ISO 16739)) des BuildingSmart (international, Deutschland) umgesetzt. Zusammen mit dem Information Delivery Manual (IDM) und dem interdisziplinären Wörterbuch (bSDD) u.a. bildet es die Building Information Modelling (BIM) -Methode. Das soll eine Reihe von praktischen Tools, wie das automatische Auslesen und Weiterverarbeiten von Informationen über die verschiedenen Arbeitsabläufe hinaus ermöglichen - ganz unabhängig davon, welches Programm verwendet wurde. Die Dynamischen Baudaten (DBD) liefern dir hier einen kleinen Vorgeschmack.
Tipps für die ersten Aufgaben
[Bearbeiten]Das coolste an der Arbeit ist nun einmal das Zeichnen. Möglicherweise wirst du zuerst einzelne Bauteilsymbole maßstabsgetreu (!) nachahmen oder Möblierung in einem Raum platzieren. Mache dir dabei Gedanken, wie die Dinge verwendet werden und platziere sie so, wie du sie bei dir zu Hause vorsehen würdest: Rohre und Kabel sind nicht an der Wand sichtbar; vor Duschen und Wannen gibt es Nutzräume; Wasserspeicher und Steuerkästen brauchen einen Arbeitsraum und gewisse Sicherheitsabstände. Irgendwann im Laufe der Jahre wirst du Teile und dann ganze Netze selbstständig darstellen müssen, aber auch das ist noch keine vollständige Planung. Etwa mit der Zwischenprüfung kann man damit beginnen ganze Zeichnungen inklusive Legende und Plankopf selbstständig abzuliefern. Dann kommen noch LVs und die Korrespondenz mit anderen Beteiligten hinzu, bis du dann gegen Ende der Ausbildung in der Lage bist auch die Berichte zu schreiben. Du musst also nicht nur lernen mit dem Programm umzugehen, sondern auch wie du an deine benötigten Informationen herankommst, oftmals aus alten Projekten (hoffentlich hilft auch das Wikibook). Die Gesetze und Standards, Lehr- und Tabellenbuch sowie einige Leitfäden sollten dir dazu zur Verfügung stehen.
Gesetze und Normen
[Bearbeiten]Die oberste Instanz (vom internationalen Recht abgesehen) bildet die Europäische Union mit ihren Richtlinien. Diese werden in Deutschland nach und nach im nationalen Recht umgesetzt: man denke dabei an die Klimaziele und die Harmonisierung des Wirtschaftsraumes. Auf Bundesebene erlässt die Bauministerkonferenz die Musterbauordnung (MBO), welche als Vorlage für die später in den einzelnen Bundesländern waltenden Landesbauordnungen gilt. Analog dazu bildet die Musterverwaltungsvorschrift (MVV TB) die Vorlage für die in den Ländern geltenden technischen Bestimmungen, also den tatsächlich geltenden Richtlinien und Regeln der Technik. Die Zusammenarbeit der öffentlichen und behördlichen Stellen nennt sich Argebau (IS-Argebau). Ihre Vorlagenarbeit hat auf den Planer keine direkte Rechtswirkung, aber sie bringen ein paar Planungshilfen heraus. Die Deutsche Industrie Norm (DIN), Normen des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), die Europäische Norm (EN), die Internationale Norm der International Standards Organization (ISO) neben vielen weiteren Organisationen liefern entsprechende Möglichkeiten zur Umsetzung.
Viele der technischen Bestimmungen beziehen sich hauptsächlich auf die Planung und Ausführung von öffentlich ausgeschriebenen Projekten. Einige Teile gelten aber auch im privaten Bausektor als gängig, da sie als gute Praxis gelten. Deine Pflicht ist es allerdings Gesetze einzuhalten, ob du dich dafür nach den Standards richtest oder dir die planerische Umsetzung selbst erarbeitest, bleibt dir überlassen. Standards sind in dieser Hinsicht eine gute Sache, weil man das Rad nicht neu erfinden muss; allerdings decken sie nicht die gesamten deutschen Rechtswerke ab, weshalb eigentlich immer manuelle Nacharbeiten entstehen, auch wenn diese aufgrund des wirtschaftlichen Aspekts oft ignoriert werden.
Nachhaltiges Bauen
[Bearbeiten]Rechtsnorm: Gesetz zur Einsparung von Energie in Gebäuden (GEG)
Regelwerk: Nachhaltigkeit von Gebäuden (DIN EN 15804)
Hilfe: Informationsportal (BMWSB), Leitfaden Nachhaltigkeit (FIB), Leitfaden Elektrische Energie (LEE), Materialpyramide
Environmental Product Declaration - Umwelt-Produktdeklaration (EPD)
[Bearbeiten]Das Institut für Bauen und Umwelt (IBU) vereinfacht das Einschätzen von Produkten auf Umweltaspekte hin, indem sie die Herstellungs-, Betrieb- und Abbaudaten in sogenannten EPDs zusammenstellt. Ein Beispiel für einen Waschtisch findest du hier. In der Regel findet man diese auf der Produktinformationsseite der Hersteller oder im Downloadbereich der Websites.
Ökobaudat
[Bearbeiten]Ökobaudat ist eine Plattform des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB), die Ökobilanzdaten zu Baumaterialien, Bau-, Transport-, Energie- und Entsorgungsprozessen zusammenstellt, also alles, was kein Produkt ist.
Life-Cycle-Assessment - Lebenszyklusanalyse (LCA)
[Bearbeiten]Zur Förderung nachhaltiger Produktion gibt es die Lebenszyklusanalyse in Anlehnung an das Umweltmanagement (DIN EN ISO 14040). Dabei werden die EPDs und die Daten aus Ökobaudat herangezogen. Sowohl die EU, als auch das Bundesinstitut für Bauforschung (BBSR) fördert die Unternehmung mit Infomaterialien und dem Tool eLCA.
Weitere allgemeingültige, hilfreiche Links
[Bearbeiten]- Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) stellt Bedingungen an die Arbeitssicherheit an allen möglichen Orten, mit allen möglichen Gütern; Infos zu Körperhaltung bei Gerätebedienung, Gerätetauglichkeit und Immissionschutz u. v. m.
- Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) stellt Datenbanken bereit für Materialien und Gefahrgut - die Schnellinfo gibt Aufschluss über Transport, Gefahr und Anforderungen an die Umschließung von Explosiv oder Pyrostoffen (z. B. Stadtgas)