Geschichte der Menschheit: Geschichte des Islam

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Mohammed und die Entstehung des Islam[Bearbeiten]

Um das Jahr 571 wurde der spätere Prophet Mohammed in Mekka geboren. Wir wissen von einer Handelsreise nach Syrien, die der 25-jährige Mohammed im Auftrag von Chadidscha unternahm, einer reichen Kaufmannswitwe, die er 595 heiratete.

Im Alter von vierzig Jahren (611) hatte Mohammed schließlich Visionen, die er als Wort Gottes (Allahs) zunächst nur seinem unmittelbaren Umfeld verkündete; später bildeten diese Eingebungen, in Suren gestaltet, den Koran. Als die Anhänger der neuen Religion die alten Götter zu bekämpfen begannen, kam es zum Bruch zwischen Mohammed und den Koreischiten. Mohammed unterstellte sich 620 mit seinen Anhängern dem Schutz der beiden medinensischen Stämme der Aus und Hasradsch (Chazradsch), die einen Schlichter (arab. hakam) für ihre Zwistigkeiten suchten. Ibn Ishaq, einer der wichtigsten Biographen Mohammeds, berichtet von mehreren Treffen auf dem 'Aqaba, einem Hügel in der Nähe Mekkas, auf denen Mohammed mit den Medinensern (die daraufhin Ansar „Helfer“ genannt wurden) ein Bündnis schließt. Im September 622 zieht Mohammed mit seinen Anhängern von Mekka nach Yathrib (Medina), ein Ereignis, das als Hedschra den Beginn der islamischen Zeitrechnung markiert.

Die Übersiedlung nach Medina markiert zugleich auch den Beginn der politischen Tätigkeit Mohammeds. Der islamische Staat entsteht. Mohammed hatte in der medinensischen Gesellschaft die angesehene Stellung eines Schlichters und wurde zugleich als Oberhaupt der islamischen Gemeinde, der Umma angesehen.

Der Islam erfuhr in Medina seine gesellschaftliche Ausformung. Die medinensischen Suren des Korans nehmen immer stärker Bezug auf konkrete Regelungen des Lebens und der Organisation der islamischen Gemeinschaft; die Unterschiede zu den Juden und Christen werden betont und von den Un- und Nichtgläubigen geschieht eine stärkere Abgrenzung.

Gleichzeitig kommt es zur militärischen Konfrontation mit Mekka, in der Mohammed als militärischer Führer der Muslime auftritt. Mohammed führt seit 623 mehrere Feldzüge (majazi) gegen Mekka (Sieg der Moslems in der Schlacht von Badr (624), die Schlacht am Berge Uhud (625) und die Grabenschlacht (627)) bis im März 628 ein Waffenstillstand geschlossen wurde.

629 traten die Muslime zum ersten Mal die Pilgerreise nach Mekka (Hadsch) an, und übergaben die Führer von Mekka die Stadt an Mohammed, nachdem ihnen versichert worden war, dass die Stadt ihren Charakter als Wallfahrtsstätte behalten werde. Mohammed ließ die heidnischen Symbole entfernen.

In den Jahren vor dem Tode Mohammeds 632 weitete sich der Einfluss des Islams auf die ganze arabische Halbinsel aus. Mit den Stammesführern wurden Verträge geschlossen, die teils eine Tributpflicht, teils die Anerkennung Mohammeds als Propheten enthielten. Eine der Hauptursachen für die rasend schnelle Ausbreitung des Islams lag in der inneren Struktur der Gesellschaftsordnung. Die von Ibn Hisham überlieferte Verfassung von Medina legte eine Beistandspflicht der Moslems untereinander sowie das Verbot, andere Moslems anzugreifen fest. Die in der vorislamischen Zeit so beliebten Beutezüge der Stämme richten sich nun ausschließlich gegen Nichtmuslime, da nur gegen diese Krieg geführt werden durfte, während der Islam das „Haus des Friedens“ (Dar ul-Islam) war.

Als Mohammed am 8. Juni 632 in Medina starb, hinterließ er keinen männlichen Erben. Seine einzige Tochter war Fatima. Neben dem Koran wurden auch die Überlieferungen (Hadith, z. B. von Al-Buchari) seines normativen Redens und Handelns (Sunna) für die Nachwelt bedeutend.

Die Ära der rechtgeleiteten Kalifen[Bearbeiten]

Der Begriff „Rechtgeleitete Kalifen“ - الخلفاء الراشدون - bezieht sich ausschließlich auf die ersten vier Kalifen, namentlich

  • 632–634 Abdallah Abu Bakr
  • 634–644 Umar ibn al-Chattab
  • 644–656 Uthman ibn Affan
  • 656–661 Ali ibn Abi Talib

und bezeichnet jene Kalifen, welche die Umma, die Gemeinschaft der Gläubigen, noch ungespalten führten. Kalif hieß zwar, der Nachfolger des Propheten zu sein, aber die frühen Kalifen waren keine Alleinherrscher. Ihre Herrschaft war noch stark geprägt von der vorislamischen Stammesgesellschaft. Sie genossen vor allem religiöse Autorität, amtierten als Leiter des Gebets und als Schiedsrichter.

Erster Kalif: Abu Bakr[Bearbeiten]

Als Mohammed 632 starb, stellte sich für die Moslems die Frage seines Nachfolgers. Schon damals trat der Gegensatz zwischen den einzelnen Gruppen, den frühesten Gefährten Mohammeds, den zum Islam konvertierten Medinensern und den erst vor kurzem konvertierten einflussreichen Mekkanern zu Tage. Man einigte sich schließlich auf Abdallah Abu Bakr (ca. 573–634), einen Mann der ersten Stunde, dessen Tochter Aischa Mohammeds Frau gewesen war und der auch schon zu Lebzeiten Mohammed als Leiter des öffentlichen Gebets vertreten hatte. Seine kurze Herrschaft zeichnete sich im wesentlichen durch eine Konsolidierung des jungen Islam aus. Viele der Stämme der arabischen Halbinsel wollten eine Nachfolge für den Propheten nicht akzeptieren und erhoben sich, Abu Bakr unterwarf sie jedoch und band sie so dauerhaft. Bereits 634 starb er.

Zweiter Kalif: Umar[Bearbeiten]

Zu Details und Literatur siehe den Artikel Islamische Expansion.

Auf Abu Bakr folgte Umar ibn al-Chattab. Es sollte an ihm sein, den islamischen Herrschaftsbereich mit militärischen Mitteln auszuweiten und somit das Islamische Weltreich zu begründen.

634 fielen fast zeitgleich arabische Armeen sowohl in das byzantinische (oströmische) Palästina und Syrien als auch in das sassanidische (persische) Mesopotamien (heute Irak) ein, die beide noch von den langen, gegeneinander geführten Kriegen erschöpft waren.

Nach einigen kleineren Gefechten entschied sich 636 das Schicksal des christlichen Vorderen Orients in der Schlacht am Jarmuk im heutigen Jordanien. Jerusalem fiel 638 an die Muslime. Die Truppen des Kaisers Herakleios wurden geschlagen und die Byzantiner räumten Syrien. Statt dessen konzentrierten sie ihre Kräfte auf die Verteidigung Ägyptens, welches jedoch 639/40 ebenfalls überrannt wurde. 642 fiel Alexandria, in den 70er Jahren wurde die nordafrikanische Küste erobert, wobei sich Karthago allerdings bis 697/98 halten konnte. Damit war Byzanz auf Kleinasien, die Stadt Konstantinopel und einige Inseln und Küstenbereiche in Griechenland beschränkt. Im Zusammenhang mit der Eroberung Ägyptens und Syriens wurde in der älteren Forschung öfters unterstellt, dass die Araber von den Monophysiten und der Assyrischen Kirche des Ostens begeistert empfangen worden seien. Die neuere Forschung stellt dies allgemein eher in Frage, da die Quellen belegen, dass auch hier (wenigstens zeitweise) starker Widerstand geleistet wurde, wenngleich in diesen Regionen wohl doch eine gewisse Entfremdung zur Reichskirche spürbar war.

Das Sassanidenreich ging sogar vollständig im Islamischen Reich auf. Im Südirak kam es (wahrscheinlich 636) bei Kadesia zur Schlacht. Nach der dortigen Niederlage zogen sich die sassanidischen Truppen ins persische Herzland zurück. Sogar die Hauptstadt Ktesiphon musste aufgegeben werden. Doch ist der persische Widerstand damit noch nicht gebrochen. 642 kam es bei Nehawnd zum „Sieg aller Siege“: das persische Heer wurde vernichtet. Der letzte sassanidische Großkönig Yazdegerd III. wurde im Zuge interner Machtkämpfe unter den Sassaniden im Jahre 651 in Merw ermordet, sodass die Araber fast unbehindert den Iran besetzen konnten, auch wenn sich die Bevölkerung dem mit unterschiedlicher Heftigkeit und Stärke widersetzte. Tatsächlich wurde hier teilweise spürbarer Widerstand geleistet; erst nach und nach erlischt der Widerstand im Iran, und damit ist das Ende der letzten altorientalischen Staatsgründung besiegelt.

Umar setzte auch Amr ibn al-As als seinen Statthalter für Palästina und Ägypten ein, der die Herrschaft in der Region langfristig zuverlässig aufrecht erhielt und noch mehrfach wertvolle Unterstützung für die späteren Schlachten der Kalifen und speziell für Ali leisten sollte. Im Jahre 644 wurde Umar von einem christlichen persischen Sklaven ermordet.

Die Bevölkerung in den eroberten Gebieten arrangierte sich schließlich (und auch eher notgedrungen) mit den Eroberern, wenngleich in den Quellen die Eroberung der christlichen Gebiete teilweise mit der nahen Apokalypse in Verbindung gebracht wurde[1] und wenngleich weite Teile der eroberten Gebiete noch längere Zeit christlich bzw. zoroastrisch blieben. In diesem Kontext ist auch die weitgehende Toleranz der Eroberer gegenüber religiösen Minderheiten zu erwähnen. Ein Zeitzeugnis dafür stellt der Brief eines nestorianischen Bischofs dar (wobei jedoch zu berücksichtigen ist, dass die Nestorianer im Byzantinischen Reich von der Reichskirche als Häretiker angesehen wurden): „Diese Araber, denen Gott in unseren Tagen die Herrschaft gegeben hat, sind auch unsere Herren geworden; sie bekämpfen jedoch nicht die christliche Religion. Vielmehr schützen sie unseren Glauben, achten unsere Priester und Heiligen und machen Zuwendungen an unsere Kirchen und unsere Klöster.“[2] In der Folgezeit kam es jedoch durchaus zu Ausschreitungen gegenüber Andersgläubigen, über die etwa die Chronik des Pseudo-Dionysius von Tell Mahre berichtet. Ebenso nahm schließlich der Steuerdruck auf Nicht-Moslems zu.

Ausschlaggebend für die schnelle Eroberung der ehemals byzantinischen und persischen Gebiete war letztendlich wohl vor allem die hohe Motivation und Beweglichkeit der arabischen Truppen sowie die Tatsache, dass Byzanz und Persien von dem erst 628/29 beendeten blutigen Krieg gegeneinander erschöpft waren (siehe Römisch-Persische Kriege) – was die arabische Expansion erheblich erleichterte und wohl sogar erst ermöglichte.[3]

Dritter Kalif: Uthman[Bearbeiten]

Mit der Herrschaft von Uthman ibn Affan begann eine Zeit innerer Auseinandersetzungen im Islam, die letzten Endes zur Spaltung der Gemeinde führen sollte. Er war wie Mohammed ein Angehöriger des Stammes der Quraisch, aber gehörte zur reichen Sippe der Umayyaden und setzte deren Interessen durch.

Seine bedeutendste Tat war die abschließende und bis heute maßgebliche Redaktion des Koran, etwa zwanzig Jahre nach dem Tod des Propheten Mohammed. Um 651 kam die erste islamische Expansion gen Westen in der Cyrenaica (Libyen) und gen Osten am Oxus (Nordpersien, Turkmenistan, Afghanistan) zum Erliegen. Kleinasien (die heutige Türkei) blieb (bis ins 11./13. Jahrhundert) byzantinisch.

Nepotismus und Misstrauen gegenüber den weitgehend unabhängig agierenden Statthaltern in den Provinzen des neuen Großreichs führten zu deren Ersetzung durch enge Verwandte, der Wichtigste unter ihnen war Mu'awiya in Syrien (später Muawiya I.). 656 wird Uthman im Gebet in Medina von Aufständischen ermordet. Ob der gedemütigte 'Amr ibn al-'As hinter dem Anschlag stand, Uthmans Nachfolger auf dem Kalifenthron Ali ibn Abi Talib oder gar Aischa, die Witwe des Propheten, bleibt im Dunkeln.

Vierter Kalif: Ali[Bearbeiten]

Aufgrund der Unruhen in Medina kamen einige Sahabas zusammen und baten Ali, als neuer Kalif auf Uthman zu folgen. Ali nahm dieses Angebot jedoch nicht an, sondern bestand auf eine rechtmäßige Wahl, die ihn zum Kalifen machen sollte, so wie sie auch bei den vorigen Kalifen üblich war. Am 17. Juni 656 wurde Ali von den Sahabas in der Moschee von Medina zum vierten Kalifen gewählt. Die Einsetzung Alis als Kalif, Vetter und Schwiegersohn des Propheten, empfanden nicht alle Seiten als akzeptabel. 'A'ischa, Mohammeds Witwe und Mu'awiya suchten zunächst nach der Bestrafung der Mörder Uthmans. 656 kam es so zur Kamelschlacht zwischen Ali und Mu'awiya, bei der auch Aischa mitzog. Diese Schlacht kam jedoch nur deshalb zustande, weil einige Aufrührer die Friedensgespräche zwischen den beiden Parteien mit einer List störten. Technisch gesehen gewann zwar Ali den Kampf, aber eine Entscheidung war diese Schlacht noch nicht. 657 kommt es dann zu einer zweiten Schlacht, der Schlacht von Siffin am mittleren Euphrat, ein Schiedsgericht im Anschluss daran sollte die Frage, wem das Kalifat nun zustehe, endgültig beantworten. Nachdem Ali sich dazu bereit erklärte, kündigte ihm ein Teil seiner Anhänger, die so genannten Charidschiten, die Gefolgschaft. Sie warfen Ali Schwäche vor. Das Urteil klärte die Situation nicht eindeutig, was Alis Position weiter schwächte. Ali und Mu'awiya wurden formal abgesetzt. Alis Herrschaftsbereich beschränkte sich nun auf den Südirak. Er wurde 661 von einem Charidschiten ermordet.

Aufspaltung in Sunniten und Schiiten[Bearbeiten]

Bereits 660 errichtete Mu'awiya in Damaskus ein Gegen-Kalifat. Die als Besudelung des Islams empfundene Auseinandersetzung zwischen den beiden führte zu einer Verschwörung von Charidschiten, die sich in Mekka gesammelt hatten, 661 fanden gleichzeitig Anschläge auf Ali und Mu'awiya statt, nur Mu'awiya überlebte. Damit wurde dieser Kalif.

Aber die Parteigänger Alis akzeptierten ihn nicht als Kalifen. So kam es zum Schisma zwischen den Sunniten und der Schi'at 'Ali. Die Partei Alis zog sich in den Süden des Iraks zurück, und es begann mit Mu'awiya die Dynastie der Umayyaden.

Siehe auch: Kalifat, Islamische Expansion, Schia, Ali

Das Kalifenreich[Bearbeiten]

Die Umayyaden[Bearbeiten]
Die umayyadischen Kalifen von Damaskus
661–750
Name von bis
Mu'awiya I. 661 - 680
Yazid I. 680 683
Mu'awiya II. 683 684
Marwan I. 684 685
Abd al-Malik 685 705
al-Walid I. 705 715
Sulayman 715 717
Umar Ibn Abd al-Aziz 717 720
Yazid II. 720 724
Hischam 724 743
al-Walid II. 743 744
Yazid III. 744
Ibrahim 744
Marwan II. 744 750

Das Umayyaden-Kalifat dauerte von 661 bis 750. Die Umayyaden waren eine Sippe aus dem arabischen Stamm der Koreischiten, dem auch die Sippe der Haschemiten des Propheten Mohammed angehörten. Sie regierten von Damaskus aus, dem neuen Machtzentrum des Reichs.

Der erste Umayyaden-Kalif war Mu'awiya I. (reg. 661–680), der die Nachfolge des letzten rechtgeleiteten Kalifen Ali antrat. Mu'awiya regierte autoritär, war aber kein Alleinherrscher, sondern hatte Stammesälteste (Scheiche) und andere Persönlichkeiten zur Seite. Das Großreich erlebte eine Phase der Konsolidierung und des inneren Friedens.

674 bis 678 wurden fast jährlich Vorstöße nach Kleinasien unternommen und Konstantinopel belagert. 679 kam es dann zum Friedensschluss mit dem oströmischen Reich (Byzanz), das tributpflichtig wurde.

Die Schlacht von Kerbela am 10. Oktober 680 manifestierte die Spaltung der Muslime, als der Enkel Muhammads und Sohn von Ali, Hussein, getötet wurde. Hussein beanspruchte die Herrschaft über die Muslime, verlor aber die Schlacht. In der Folge (bis 692) kam es zu Bürgerkriegen.

Danach folgte wieder eine Periode des inneren Friedens. Der Irak gewann an Bedeutung, und die Städte Basra und Schlacht von Kerbela entwickelten sich zu kulturellen Zentren. Ab 696 setzte eine Arabisierung in den ehemals oströmischen und persischen Provinzen ein. Die arabische Sprache löste Griechisch und Persisch als Verwaltungssprache ab.

Bereits 693 fiel Armenien an das Islamische Reich (bis 885). Karthago wurde schließlich 697 erobert.

Unter al-Walid I. (reg. 705–715) kam es zur Zweiten Expansionswelle des Islamischen Reichs. Die Muslime stießen bis nach Spanien vor und schlugen dort das Reich der Westgoten. Die neue Provinz hieß Al-Andalus (Andalusien). Im Osten wurde im gleichen Jahr der Indus (Pakistan) erreicht. Weiter ging es in der Folge nach Usbekistan (damals Transoxanien mit den Städten Buchara und Sarmakand und die Landschaft Choresmien südlich des Aralsees).

Der Belagerungsversuch Konstantinopels scheiterte 717/718. Einzelne Expeditionen stießen 726 bis 740 nach Kleinasien vor.

Die Schlacht von Tours und Poitiers 732 beendete eine arabische Razzien gegen Eudo von Aquitanien nach Frankreich. Die Festungen Narbonne, Carcassonne und Nîmes und Teile der Provence blieben aber vorerst muslimisch. (siehe auch: Islam in Frankreich).

Der persische Rebell Abu Muslim konnte schließlich den religiösen Widerstand aus Mekka und Medina einerseits und der Schiiten andererseits bündeln und trug dazu bei, dass 750 die Herrschaft der Umayyaden endete.

Die Umayyaden wurden verfolgt, aber konnten 756 unter Abd ar-Rahman I. das Emirat von Córdoba (Spanien) vom Großreich abspalten und die Dynastie dort weiter führen (bis 1031 zum letzten Kalifen von Córdoba).

Die Abbasiden[Bearbeiten]

Die Dynastie der Abbasiden regierte von 749 bis 1258. Sie stammt von Abbas ibn Abdulmuttalib, einem Onkel von Mohammed, ab und gehört also zur Sippe der Haschemiten.

Abu l-Abbas as-Saffah war der erste abbasidische Herrscher. Er war ein Ururenkel des o.g. Abbas. Damit war wieder ein Verwandter des Propheten an der Macht. Er starb schon 754.

Sein Nachfolger Al-Mansur (reg. 754–775) gründet die Stadt Bagdad und macht sie zum neuen Zentrum des Islamischen Reichs. Die Blütezeit des Islams beginnt. Durch die geografische Nähe der neuen Hauptstadt zu Persien, waren viele Perser Träger dieser Hochkultur der islamischen Philosophie, Kunst, Literatur, Forschung und Technik.

Mansurs Enkel Harun ar-Raschid (reg. 786–809) ist der wohl bekannteste islamische Herrscher, verewigt in den Märchen von Tausendundeine Nacht. Das Kalifenreich war nun auf dem Höhepunkt seiner kulturellen Blüte. Namen von Intellektuellen wie Al-Kindi (800–873), Ar-Razi (864–930), Al-Farabi (870–950), Avicenna (980–1037) künden von diesem Zeitalter islamischen Geisteslebens.

Zwar kam es im 9. und 10. Jahrhundert zu weiteren Ausgliederung von Provinzen mit eigenen Dynastien

aber sie alle erkannten die Oberhoheit des Kalifen in Bagdad an.

Die Grenzen des Reiches blieben dabei stabil, es kam jedoch immer wieder zu Konflikten mit Byzanz, so 910 um Zypern, 911 um Samos und 932 um Lemnos.

Die Zeit der Seldschuken[Bearbeiten]

Die Seldschuken waren Türken aus deren ursprünglichen Siedlungsgebieten nördlich des Oxus in Transoxanien (v. a. Turkmenistan, Usbekistan). Im Gegensatz zu den Persern im Süden waren sie Sunniten.

Um 1025 bis 1030 stießen sie in das Kalifenreich vor. 1055 eroberten sie die Hauptstadt Bagdad, 1071 Jerusalem und 1076 Damaskus.

In Kleinasien (heutige Türkei) etablierte sich 1097/98 das Sultanat der Rum-Seldschuken.

1067 gründeten die Seldschuken die Nizamiyya in Bagdad als Gegenpol zur damals ismailitischen Azhar in Kairo. Der bedeutendste Lehrer sollte bald der Theologe Al-Ghazali (1058–1111) werden, der den Sufismus mit dem sunnitischen orthodoxen Islam zu vereinen suchte. Mit der Wiederbelebung der Theologie leitete er aber auch den Niedergang der lebendigen Philosophie im Osten des Islamischen Reichs ein.

1194 wurde der letzte Seldschuken-Sultan in Persien von den sunnitischen Choresm-Schahs abgesetzt.

Die Fatimiden in Ägypten[Bearbeiten]

Die schiitischen Fatimiden gehörten zum konfessionellen Zweig der Ismailiten (Schia) und nannten sich nach Mohammeds Tochter Fatima bint Muhammad. Sie herrschten von 909/969 bis 1171 im Maghreb, Ägypten und Syrien. Die Fatimiden standen in Konkurrenz zum Kalifenreich der Abbasiden und nannten sich selber Kalifen mit Sitz in Kairo.

Sie setzten sich 909 gegen die Aghlabiden in Tunesien und Algerien durch. 969 eroberten sie Ägypten von den Ichschididen. 973 wurde Kairo die neue Hauptstadt des Fatimidenreichs. Sie gründeten die al-Azhar-Universität.

Der erste Fatimiden-Herrscher Ägyptens war Al-Muizz (reg. 953–975) unter ihm und seinem Sohn Al-Azis (reg. 975–996) erlebte das Land eine gewisse Blüte, die aber nicht an die des Abbasiden-Kalifats heran reichte.

Al-Hakim (reg. 996–1021) versuchte eine Islamisierung der christlichen Kopten (die Träger der ägyptischen Verwaltung), was zu inneren Unruhen führte. Die neu entstandene Glaubensrichtung der Drusen in Syrien verehrte ihn als Inkarnation Gottes.

Unter Al-Mustansir (reg. 1036–1094) ging der Niedergang des Fatimidenreiches unvermindert weiter. Die Seldschuken rangen ihnen 1076 Syrien und Palästina ab (was zu den Kreuzzügen führte). Nach Al-Mustalis (reg. 1095–1101) Tod spalteten sich die Ismailiten aufgrund der Nachfolgefrage. Es entstanden die verfeindeten Assassinen.

Schon Anfang des 11. Jahrhunderts spalteten sich in Ifriqiya (Algerien, Tunesien, Tripolitanien) die Ziriden ab, die zum sunnitischen Islam zurückkehrten und den abbasidischen Kalifen in Bagdad anerkannten. Die Fatimiden setzten gegen sie die Beduinen der Banu Hilal und Sulaim ein, die den Maghreb verwüsteten. Die Ziriden konnten sich nur noch an der Küste halten (bis 1152).

1171 schließlich stürzte der große kurdische Feldherr Saladin die Fatimidenherrschaft.

Die Dynastien der Almoraviden und Almohaden in Nordafrika und Spanien[Bearbeiten]

Die Almoraviden vertraten einen puristischen orthodoxen Islam und lösten die Ziriden endgültig in Nordafrika ab. 1086 greifen sie in Spanien ein und helfen mit, die islamische Herrschaft dort zu sichern. Doch bald wurden sie bedeutungslos und 1147 von den noch orthodoxeren Almohaden abgelöst, die sich in Spanien bis 1235 und im Maghreb bis 1269 halten konnten.

Die Zeit der Mongolen[Bearbeiten]

1220 starb der Choresm-Schah Ala ad-Din Mohammed auf der Flucht vor den nichtmuslimischen Mongolen, gegen die er zuvor zu Felde zog. Choresmien wurde dadurch mongolisch. Das Kalifat blieb vorläufig noch verschont. 1255–1258 eroberte Dschingis Khans Enkel Chülegü endgültig Persien. Dabei vernichtete er die Assassinen, während lokale Herrscher an der Macht blieben.

Das Abbasiden-Kalifat endete im Februar 1258 mit der Eroberung Bagdads und der Hinrichtung des Kalifen Al-Mustasim. Es gab zwar 1261–1517 ein abbasidisches Ersatz-Kalifat in Ägypten (die Mamluken), das aber außer in Nordindien kaum Anerkennung fand. Die äußere Einheit des Islamischen Reichs war damit beendet.

Ayyubiden[Bearbeiten]

Die Ayyubiden waren eine Islamisch-Kurdische Dynastie, unter Saladin kämpfte sie gegen christliche Kreuzzüge. Die Ayyubiden beherrschten Ägypten bis c.a 1250. Sie konnten Tripolis (1172), Damaskus (1174), Aleppo (1183), Mosul (1185/86) und Jerusalem (1187) von den Kreuzrittern zurück erobern.

Die Mamluken in Ägypten[Bearbeiten]

Mamluken, auch Ghulām, waren ursprünglich Militärsklaven türkischer Herkunft in einigen islamischen Herrschaftsgebieten. Den Mamluken gelang es unter anderem im Jahre 1250 in Ägypten die Herrschaft zu erringen und sie zehn Jahre später auch auf die Levante auszudehnen. Seit 1260 traten den Mongolen mit den Mamluken in Ägypten eine Kraft entgegen, die sich behaupten konnte. Danach wurde das Wort für mehrere Herrscherdynastien verwendet, die von Mamluken abstammten, aber meist selbst keine Sklaven gewesen waren. 1517 wurden die türkischen Mamluken von den ebenfalls türkischen Osmanen unterworfen, beherrschten Ägypten aber faktisch, im Auftrag der Osmanen weiter bis zur Schlacht bei den Pyramiden.

Literatur[Bearbeiten]
  • Werner Ende, Udo Steinbach (Hrsg.): Der Islam in der Gegenwart. C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-53447-3
  • Gerhard Endreß: Der Islam – Eine Einführung in seine Geschichte. C. H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-42884-3
  • Ulrich Haarmann (Hrsg.): Geschichte der arabischen Welt. C. H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-47486-1
  • Albert Hourani: Die Geschichte der arabischen Völker. Fischer Verlag, Frankfurt 1997, ISBN 3-596-15085-X
  • Wolfgang Jäger: Die islamische Welt. Cornelsen Verlag, 2002, ISBN 3-464-64288-7
  • Gudrun Krämer: Geschichte des Islam. C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-53516-X
  • Bernard Lewis: Die Araber. Dtv, München 2002, ISBN 3-423-30866-4
  • Albrecht Noth: Der islamische Orient, Grundzüge seiner Geschichte. Ergon Verlag, 1998, ISBN 3-932004-56-6
Weblinks[Bearbeiten]
Einzelnachweise[Bearbeiten]
  1. Vgl. Hugh Kennedy: The Great Arab Conquests. Philadelphia 2007, S. 344ff.
  2. Giuseppe Simone Assemani: Bibliotheca orientalis III 2, S XCVI
  3. Vgl. unter anderem Walter Kaegi: Byzantium and the Early Islamic Conquests. Cambridge 1992 sowie Hugh Kennedy: The Great Arab Conquests. Philadelphia 2007.